N aturwissenschaftlich- technische Bildung- Für Mädclten keine ...
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10 Ingrid Otto<br />
hohe Bedeutung und Auflagenstärke des Produktes abbildet. Die Erstausgabe<br />
von Henriette Davidis "Praktisches Kochbuch für die gewöhnliche<br />
und feinere Küche" erschien 1844, es erreichte 1902 die 39. Auflage, der<br />
Nachdruck ist auch derzeit auf dem Markt.<br />
Das Wegkommen der Frauen vom Dilettantismus und Weiterkommen zur<br />
Emanzipation im Bereich der Hauswirtschaft war begründet in der zunehmenden<br />
Problematik, überhaupt geheiratet zu werden. Die standesgemäße<br />
Ehe wurde zum Unsicherheitsfaktor. Noch 1905 versuchte "Die Gartenlaube"<br />
mit der Preisfrage "Wie verheirate ich meine Tochter?" eine<br />
Lösung zu finden. Dort heißt es:<br />
"Die wachsende Ehescheu der Mllnner hat diese Frage verschllrjt,<br />
die Notwendigkeit, unsere TOchter wegen des hohen Prozentsatzes<br />
der Ledigbleibenden einen Beruf ergreifen zu lassen, hat ihr nichts<br />
an Bedeutung genommen. Schlldigt oder verbessen die Berufswahl<br />
die Eheaussichten? In welchem Umfange darf und kann eine Mutter<br />
dazu beitragen, ihre Tochter in -diejenige gesellschaftliche Umgebung<br />
hineinzubringen, die ihr die Bekanntschaft mit geeigneten<br />
Mllnnern ermlJglicht, ohne den guten Ruf der Tochter oder den eigenen<br />
zu schlldigen? Solche und hunden andere Fragen beschllftigen<br />
jede mit TOchtern gesegnete Mutter, bevor das Kind das heiratsftJhige<br />
Alter erreicht. " ("Die Gartenlaube", 1. Januar 1905, Titelblatt).<br />
Mit der riskanten Publizierung dieses Notstandes hatte sich das Familienblatt<br />
wohl doch zu weit vorgewagt, denn zur angekündigten Veröffentlichung<br />
-und Verteilung der ausgesetzten hochdotierten Preise kam es nicht<br />
(1. Preis: 150 Mark, 2. Preis: 100 Mark, 3. Preis: 50 Mark). Über die<br />
Erfolglosigkeit des Vorhabens brachte "Die Gartenlaube" <strong>keine</strong>rlei Notiz.<br />
Mit zunehmendem Alter verloren sich die Ansprüche an eine günstige<br />
Ehepartie. Jung und schön galt die Tochter als Vorzeigeobjekt; als "alte<br />
Jungfer" wurde sie zur ökonomischen Belastung im Bürgerhaus und auf<br />
den Tantenplatz verwiesen.<br />
Aus dieser Not eine Tugend zu machen, war das Gebot der Zeit. Das<br />
Erlernen der Hauswirtschaft bot sich an als Möglichkeit zur Professionalisierung<br />
in einem traditionellen Tätigkeitsfeld, denn es nutzte für das<br />
eigene Hauswesen und für den Beruf gleichermaßen. Waren es anfangs die<br />
ökonomischen Verhältnisse, weshalb die bürgerliche Frau nicht mehr nur