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N aturwissenschaftlich- technische Bildung- Für Mädclten keine ...

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124 Erika Hickel<br />

Interessant ist, daß diese Entwicklung <strong>keine</strong>swegs unabhängig von Fragen<br />

der Frauenemanzipation stattgefunden hat. Denn mit dem Aufschwung der<br />

bürgerlichen Gesellschaft hat in der gleichen Zeit eine Entwicklung begonnen,<br />

in der die Frauen in den fortgeschritteneren bürgerlichen Gesellschaften<br />

dieser Zeit, in England, Frankreich und Italien, ihren Anspruch<br />

auf Mitsprache nicht nur in politischen und gesellschaftlichen, sondern vor<br />

allem auch in <strong>Bildung</strong>sfragen, angemeldet haben. Es hat damals in<br />

Frankreich eine sogenannte 'querelle des femmes' gegeben. In dieser Zeit<br />

(1622) hatte Marie Jars de Gournais, eine der führendsten Vertreterinnen<br />

der frühen feministischen Aufklärung, ihr Hauptwerk geschrieben. Und<br />

just zu dieser Zeit (1624) verfaßte der Hauptvertreter, genauer der Hauptideologe<br />

dieser neuen Naturwissenschaft, Francis Bacon, in England sein<br />

grundlegendes Werk über die neue Naturwissenschaft. Dieses Werk ist<br />

voll von Analogien über die Art und Weise, wie man mit Natur und wie<br />

man mit Frauen umgehen muß. Er griff die alte, auf Aristoteles zurückgehende<br />

Gleichsetzung auf, daß Frauen eben der rein materielle Teil der<br />

Natur seien, während Männer den geistigen Teil verkörperten. Diese<br />

Gleichsetzung von Mann und Geist, Frau und Materie, hatte weitreichende<br />

Folgen.<br />

Denn Francis Bacon war nicht nur Philosoph, als solcher hatte er die<br />

Erkenntnistheorie dieser neuen experimentellen Naturwissenschaft propagiert,<br />

sondern er war auch Politiker, und in seiner Zeit als englischer<br />

Kanzler war er Anfang des 17.Jahrhunderts zugleich Hauptorganisator der<br />

Hexenprozesse in England. Bacon kannte sich offensichtlich in der Argumentation<br />

gegen diejenigen Frauen, die sich erdreisteten über den rein<br />

materiellen Anteil an der Gesellschaft hinaus weitere mehr geistige Anteile<br />

beanspruchen zu wollen, sehr gut aus.<br />

Wie von Carolyn Merchant an vielen Stellen belegt wird, argumentierte<br />

Bacon in seinem naturphilosophischen Werk, daß man mit der Natur<br />

genauso umgehen müsse, wie mit einer Frau 2 : man müsse die Natur I die<br />

2 Über Francis Bacon's Werke haben bislang Generationen von männlichen Wissenschaftshistorikern,<br />

Wissenschaftstheoretikem und Philosophen geforscht,<br />

<strong>keine</strong>m ist aufgefallen, daß diese Werke voll sind mit Vergleichen, wie man die<br />

Natur und die Frau bearbeiten muß, um ihr ihre "Geheimnisse" zu entreißen.

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