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N aturwissenschaftlich- technische Bildung- Für Mädclten keine ...

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Ansätze feministischer Wissenschaft 123<br />

brachte, was zur Folge hatte, daß sie im wesentlichen in England, Frankreich<br />

und Italien stattfand. Es war die Zeit zwischen Galilei um 1624 und<br />

Newton mit seinem Hauptwerk 1687 oder, um in die chemischen und<br />

Biowissenschaften zu gehen, es war Harvey, der in den 1620er Jahren den<br />

Blutkreislauf mit der neuen experimentellen Methode entdeckte, und<br />

Boyle, der die wissenschaftliche Chemie in ihrer Ablösung von Alchemie<br />

vorwärts trieb, Gilbert, der im Jahre 1600 zuerst wissenschaftlich experimentell<br />

das bis dahin noch animistisch gesehene Phänomen des<br />

Magnetismus erforschte, und Jungius, einer der ganz wenigen deutschen<br />

Vertreter, der den Atomismus, also die Aufsplitterung der Materie in<br />

kleinste unsichtbare Teilchen, als Grundlage des n<strong>aturwissenschaftlich</strong>en<br />

Forschens propagierte.<br />

Das war die Zeit, in der sich das Experiment mit seiner gezielten Frage an<br />

die Natur, mit Hilfe künstlich gesetzter Bedingungen als Forschungsmethode<br />

durchsetzte. Es war die Zeit, in der sich die Naturwissenschaftler<br />

in Akademien organisierten und als die großen Auseinandersetzungen<br />

geführt wurden über das Modell von Natur. Dieses Modell entsprach den<br />

Vorstellungen, daß die ganze Welt wie eine große, sehr komplizierte Uhr<br />

gebaut sei, die man in ihre mechanischen Teile zerlegen und mit<br />

Kennerschaft, sprich: Expertentum, wieder zusammensetzen kann, so daß<br />

sie genau so gut oder besser funktioniert wie zuvor. Die Welt als Uhr zu<br />

sehen, war das Grundparadigma von Natur, die man erforschen wollte.<br />

Dieses Grundparadigma stand dem damaligen überkommenen organismischen<br />

Naturmodell entgegen, das die Natur als einen lebenden Organismus<br />

ansah, bei dem man wie in jedem lebenden Organismus nicht irgendeinen<br />

Teil ungestraft entfernen oder verletzen kann, ohne damit den ganzen<br />

Organismus krank zu machen oder gar zu zerstören. Daß sich aus diesen<br />

unterschiedlichen Paradigmen ganz unterschiedliche Forschungsmethoden<br />

ableiten, liegt auf der Hand. Die Auseinandersetzung darüber ist mit<br />

großer Leidenschaft· während des ganzen Jahrhunderts geführt worden.<br />

Insofern ist scientific revolution ein irreführender Ausdruck, denn bei<br />

dieser Auseinandersetzung handelte es sich nicht um eine Revolution von<br />

zwei, drei Jahren, sondern sie verlief gut hundert Jahre. Am Ende des<br />

Jahrhunderts hatte sich dann das mechanistische Uhr-Modell durchgesetzt.

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