24.11.2012 Aufrufe

N aturwissenschaftlich- technische Bildung- Für Mädclten keine ...

N aturwissenschaftlich- technische Bildung- Für Mädclten keine ...

N aturwissenschaftlich- technische Bildung- Für Mädclten keine ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

116 Hannelore Faulstich-Wieland<br />

ruhiger in den Klassen, und die Jungen arbeiteten konzentrierter"<br />

(HäuslerlHoffrnann 1990, S. 32).<br />

Die Mädchen berichteten von durchaus positiven Erfahrungen und<br />

konnten sich sehr wohl vorstellen, auch weiterhin getrennten Unterricht<br />

zu haben. Dabei wollten sie allerdings nicht in allen Fächern getrennt<br />

sein, sondern befürworteten eine Aufhebung der Koedukation in<br />

Physik und eventuell in Sport, nicht jedoch in Mathematik und in<br />

Deutsch. Die Jungen sprachen sich überwiegend für einen gemeinsamen<br />

Unterricht aus. Dabei wurde in den Argumenten auch deutlich,<br />

daß sie Gründe für einen getrennten Unterricht nicht ohne weiteres<br />

akzeptieren:<br />

"Herr F. hat das vielleicht nach Jungen und Madchen gesonden,<br />

weil Mtidchen wohl, wie es immer heißt, ohne Jungen<br />

angstfrei lernen klJnnen und weil sie sich dadurch angeblich<br />

besser durchsetzen sollen. Allerdings bin ich der Meinung, daß<br />

Mtidchen, die wirklich interessien am Physikunterricht sind, die<br />

wUrden sich auch so durchsetzen" (ebd. S. 33).<br />

Die Trennung allein scheint also offensichtlich weder bei Lehrkräften<br />

noch bei den Jungen so ohne weiteres eine Veränderung in ihren Einstellungen<br />

zu bewirken. Es bedarf vielmehr schon vorher einer Sensibilisierung<br />

insbesondere auf seiten der Lehrkräfte. Darauf deutet zumindest<br />

ein Bericht von Klaus Tobel über geschlechtergetrennte Lerngruppen<br />

im Chemie- und Physikunterricht der Klasse 8 in Hamburg<br />

hin. Dort wurde in einer Stunde koedukativer Unterricht und in einer<br />

Stunde nach Geschlechtern getrennter Unterricht durchgeführt. Tobel<br />

berichtet, daß die Mädchengruppen von den Lehrkräften zunächst als<br />

ungewöhnlich empfunden wurden, die Jungengruppen jedoch nicht.<br />

Daraus schließt er, daß es für Lehrkräfte in der Regel normal ist, sich<br />

mit Jungen zu befassen und sich an Jungen zu orientieren, nicht jedoch,<br />

sich an Mädchen zu orientieren. Nach seinen Erfahrungen gewannen<br />

die Mädchen durch die einstündige Trennung mehr Raum und<br />

Zeit fürs Lernen und beteiligten sich dann auch in den gemischten<br />

Gruppen besser. Die Atmosphäre in den Mädchengruppen war sehr<br />

persönlich, Disziplinprobleme wurden in beiden Gruppen, also sowohl<br />

in den Mädchen- wie in den Jungengruppen geringer (Tobel 1989, S.<br />

11).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!