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Freiräume im geförderten Wohnungsbau - wiener wohnbau forschung

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autofreie mustersiedlung<br />

70<br />

jedoch auch ein stück der programmatischen offenheit der anlage verloren. so kommt es<br />

etwa <strong>im</strong> „family Beach“ nicht mehr zum gemeinsamen spiel der Kinder aus der siedlung<br />

mit jenen aus der umgebung. Wohl auch deshalb ist der Verein nicht bei allen Bewohnern<br />

beliebt. Nicht wenige fühlen sich durch dessen abschottungstendenzen, seinen - so ein Bewohner<br />

- „elitären Charakter“ - irritiert, was bislang jedoch kaum zu offenen Konfliktsituationen<br />

geführt hat.<br />

VerWaister Platz<br />

es fällt auf, dass kaum erwachsene ohne Kinder in den höfen verweilen. die nord-südlich<br />

verlaufenden Wege durch die höfe werden von Bewohnern wie siedlungsfremden Personen<br />

zumeist nur als durchgangsfläche genutzt. der „versunkene Platz“, der als zentraler ort<br />

der Kommunikation gedacht war, scheint dieser rolle nur teilweise gerecht zu werden: bei<br />

größeren feiern, siedlungsfesten, geburtstagen etc. - dann allerdings abgeschirmt und zugleich<br />

so gelegen, dass unbeteiligte sich nicht gestört fühlen. <strong>im</strong> alltag werden bevorzugt die<br />

kleineren gemeinschaftsräume aufgesucht. die Planung sah ein internetcafé <strong>im</strong> erdgeschoss<br />

über dem „versunkenen Platz“ vor, an der südfront des Platzes waren läden angedacht.<br />

aufgrund der mangelnden Kundenfrequenz blieben diese einrichtungen aus. die intendierte<br />

funktion und Belebung dieses ortes ist ausgeblieben.<br />

lauBeNgäNge als „erWeiterte „WohNz<strong>im</strong>mer“ uNd KommuNiKatioNsräume<br />

der Wohnraum lehnt sich in die laubengänge hinaus. in diesen stehen sessel, tische, topfpflanzen<br />

etc. an den Wänden wurden teppiche und Bilder aufgehängt. den Bewohnern werden<br />

keine gestalterischen grenzen gesetzt, solange der gang ungestört begangen werden<br />

kann. mieter verbringen viel zeit auf den laubengängen: sie sitzen und essen vor den eingangstüren,<br />

pflegen ihre Pflanzen oder hängen die Wäsche auf. <strong>im</strong>mer wieder kommt es zu<br />

informellen Begegnungen bzw. zufälligen treffen zwischen den Parteien. die laubengänge<br />

bilden so einen nicht zu unterschätzenden Beitrag für die gemeinschaftsbildung in der autofreien<br />

mustersiedlung.<br />

siNNliCher Wert der gärteN<br />

obgleich erwachsene Bewohner die höfe kaum zum aufenthalt nutzen, wird deren sinnlicher,<br />

ästhetischer Wert hervorgehoben. teile der gartengestaltung wie etwa die Bastei mit<br />

der trauerweide gelten als gesuchte, stille ecken. Besonders der teich und seine umgebung<br />

werden als schön empfunden: „ich bleibe oft kurz stehen und schaue ins Wasser. es beruhigt<br />

mich“ (eine Bewohnerin). der teich sollte ursprünglich allgemein zugänglich sein, wurde<br />

aber kurz vor fertigstellung der anlage aus haftungsgründen auf initiative des Bauträgers<br />

doch umzäunt. die mieter bekamen einen schlüssel, um den über dem Wasser liegenden<br />

steg begehen zu können. seit einiger zeit bleibt das tor jedoch <strong>im</strong>mer verschlossen, der<br />

zutritt zum teich ist verboten. so erfüllt die Wasserfläche und seine unmittelbare umgebung<br />

- anders als in der Planung vorgesehen - heute eine vorwiegend ästhetische funktion.

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