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Freiräume im geförderten Wohnungsbau - wiener wohnbau forschung

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Diese dehnt sich stellenweise auch auf die oberen geschosse aus. nicht selten laufen Kinder<br />

(auch in gruppen) auf den laubengängen. <strong>im</strong>mer wieder kommunizieren sie über mehrere<br />

stockwerke hinweg miteinander, wobei sie zum teil laut schreien. eine mutter, deren Wohnung<br />

in einem oberen geschoss liegt, erklärt dies folgendermaßen: „es ist hier nicht unbedingt<br />

wie in einer Wohnung, sondern ein bisschen wie in einem haus <strong>im</strong> grünen. Du machst<br />

die türe auf, hast deinen garten und kannst die Kinder loslaufen lassen.“ so ergibt sich eine<br />

facettenreiche spiellandschaft, die aufgrund der hofstruktur in rufweite jederzeit überblickbar<br />

ist. Da die meisten Kinder das in der Wohnhausanlage gelegene tageshe<strong>im</strong> besuchen<br />

oder besucht haben, kennen sie sich untereinander sehr gut. eine mutter beschreibt dies als<br />

„ideal. Für die Kinder ist das wirklich ein traum, für sie ist es fast wie in einem Dorf am land.<br />

sie kennen sich alle untereinander und waren gemeinsam <strong>im</strong> Kindergarten.“<br />

FUssballspiel <strong>im</strong> hoF<br />

Die in weiten teilen leer stehende Wiesenfläche lädt in dieser Wohnhausanlage zum Fußballspielen<br />

geradezu ein. Folglich wurde lange zeit, zum teil auch in großen gruppen, auf der<br />

Wiese ball gespielt. anders als in anderen anlagen konnten „richtige“ matches zwischen<br />

spontan gebildeten mannschaften ausgetragen werden. neben der leer stehenden Wiesenpartie<br />

wurde auch die Fläche unter dem segeldach als Fußballplatz genutzt. Dies wurde von<br />

vielen mietern akzeptiert und auch in anbetracht des generell sehr hohen geräuschpegels<br />

in der anlage nicht als große störung empfunden. obgleich das Fußballspiel in der hausordnung<br />

dezidiert untersagt ist, wurde es auch von der hausverwaltung geduldet.<br />

Da sich die rasenfläche jedoch in unmittelbarer nähe privater mietergärten befindet, flogen<br />

regelmäßig bälle gegen die laubenartigen begrenzungswände und über diese hinweg in<br />

die gärten. auch fühlten sich einige mieter durch die <strong>im</strong> bereich des segeldaches gegen<br />

die hauswände prallenden bälle gestört. Dies mündete in erheblichen Konflikten zwischen<br />

einigen mietern, den spielenden Kindern und deren eltern. schließlich sah sich die hausverwaltung<br />

<strong>im</strong> heurigen sommer dazu gezwungen, in den stiegenhäusern informationsblätter<br />

auszuhängen, welche das Fußballspiel in großen gruppen, das schießen von bällen gegen<br />

gebäudeteile und unnötiges lärmen untersagen. nach wie vor wird ballspielen in kleinen<br />

gruppen geduldet. bislang halten sich die buben an die neue regel und gehen in den angrenzenden<br />

park spielen, wobei sie den dortigen ballspielkäfig mit anderen Kindern, Jugendlichen<br />

und erwachsenen teilen müssen. Daraus entsteht berechtigter Unmut, wie folgendes<br />

zitat eines 11-jährigen bewohners zeigt: „Wir haben sechs Jahre lang hier Fußball gespielt.<br />

Wir waren <strong>im</strong>mer unter uns und jetzt geht es nicht mehr. Draußen spielen viel größere als<br />

wir. Wir kommen fast nie dran. ich kapier nicht, warum wir hier nicht mehr spielen dürfen.“<br />

Um der Konkurrenz auszuweichen, spielen die buben <strong>im</strong>mer wieder in kleinen gruppen auf<br />

der Wiesenfläche in unmittelbarer nähe des parks. Diese liegt jedoch neben der sandkiste,<br />

so dass die bälle Kleinkinder treffen können, was zu auseinandersetzungen mit deren eltern<br />

führen kann.<br />

„Unsichtbares Design“<br />

aus der beschriebenen Widersprüchlichkeit haben sich weitreichende Folgen für das „unsichtbare<br />

Design“ in der Wohnhausanlage ergeben. so hatte sich anfänglich eine gruppe<br />

engagierter mieter gebildet, welche die bewohner gegenüber der hausverwaltung vertreten<br />

wollte. Unter anderem bewirkte sie eine Verlegung der sandkiste. Diese lag ursprünglich,<br />

leicht abgesenkt, <strong>im</strong> zentrum der Wiesenfläche. Da sich der sand <strong>im</strong>mer wieder mit der erde<br />

vermischte und es keine sitzgelegenheiten an der sandkiste gab, konnte sie, nach aussage<br />

Koppstraße<br />

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