Freiräume im geförderten Wohnungsbau - wiener wohnbau forschung
Freiräume im geförderten Wohnungsbau - wiener wohnbau forschung
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Vergleichende Betrachtungen<br />
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sie mit notwendig werdenden Einsparungen konfrontiert, kaum jemals mit lukrierbaren<br />
Budgetreserven.<br />
Seit <strong>im</strong> Wiener Grundstücksbeirat das Punktesystem für die Bewertung der eingereichten<br />
Projekte abgeschafft wurde, ist die Tendenz zu einer stärkeren Verschiebung der<br />
Aufmerksamkeit zugunsten der Architektur und zu Lasten des Freiraumes zu beobachten.<br />
Dass dies den Anreiz in objektivierbare und entsprechend belohnte Kriterien der Außenraumgestaltung<br />
zu investieren nicht eben steigert, dürfte auf der Hand liegen. Wobei<br />
darunter sowohl planerische zuwendung mit dem ziel der zusätzlichen Qualifikation<br />
eines Projektes gemeint ist als auch die künftigen Ausgaben für die Herstellung eines<br />
anspruchsvollen Freiraumes.<br />
Gleichzeitig ist die Tendenz zu beobachten, wonach der Freiraum als ökonomisch relevanter<br />
Mehrwert einer Wohnhausanlage, als ein relevantes Standortmerkmal zunehmend<br />
an Bedeutung gewinnt, mitunter nachgerade zum Marketing-Asset wird.<br />
In diesem diffusen und teils widersprüchlichen Feld gelingen dennoch - auch <strong>im</strong> internationalen<br />
Vergleich - beachtliche Außenraumgestaltungen. Getragen von Bauträgern, die<br />
in diesem Bereich eine besondere Verantwortung wahrnehmen und <strong>im</strong>mer wieder - wie<br />
die Fallstudien zeigen - auch zu neuen, teils exper<strong>im</strong>entellen Lösungen bereit sind. Allerdings,<br />
und darauf ist ebenso hinzuweisen, verlieren viele Projekte zwischen Entwurfsplanung<br />
und tatsächlicher Realisierung an Qualität, was entscheidend den zur Verfügung<br />
stehenden finanziellen Mitteln zu schulden ist.<br />
Als besonders bedauerlich erweisen sich häufig die Einsparungen gerade bei der vegetabilen<br />
Ausstattung von Freianlagen: Sei es in Bezug auf das Pflanzaufkommen insgesamt,<br />
sei es bezüglich der Anfangsgröße der gepflanzten Gehölze. Eine von Beginn<br />
an vorhandene atmosphärische Präsenz einer Wohnhausanlage mit einer relevanten<br />
pflanzlichen Anmutung trägt nicht nur wesentlich zu deren Akzeptanz bei, sondern<br />
lässt eine positivere Gesamtentwicklung erwarten. Bezeichnenderweise fallen gerade<br />
diese „weichen Teile“ der Freiraumausstattung finanziell vergleichsweise wenig ins Gewicht.<br />
Auch dürfte für Bauträger der abzusehende künftige Pflegeaufwand eine gewisse<br />
Hemmschwelle darstellen.<br />
Auf diesem Hintergrund wird <strong>im</strong> Folgenden ein Blick auf die Entstehungsgeschichte des unter<br />
den Fallstudien bestdotierten Projektes gerichtet.<br />
Die Wohnhausanlage Seitenberggasse, die <strong>im</strong> zuge dieser Studie ihrer besonderen Qualitäten<br />
wegen hervorgehoben wurde, steht auf einem Grundstück, auf dem ursprünglich ein<br />
anderes Bauobjekt geplant war.<br />
Als Ergebnis eines größeren städtebaulichen Wettbewerbes Anfang der 90-er Jahre (gewonnen<br />
von der Architektengruppe LSSS) sollte auf dem Bauplatz in vier Kellergeschossen das<br />
Archiv der Stadt Wien entstehen. Die ersten beiden Obergeschosse waren für gewerbliche<br />
Nutzungen vorgesehen, die darüber liegenden als Wohnbau. zur Verwirklichung dieses Projektes<br />
kam es in der ursprünglich beabsichtigten Form indes nie. Der Entwurf wurde mehrfach<br />
überarbeitet, das Projekt <strong>im</strong>mer wieder unterbrochen, bis schließlich Ende der 90er Jahre<br />
gänzlich andere Rahmenbedingungen vorlagen. Das Archiv der Stadt Wien war in einen der<br />
adaptierten ehemaligen Gasometer übersiedelt, der Projektentwickler bzw. Bauträger war<br />
mittlerweile die BAI, und die geplanten Gewerbeflächen erwiesen sich als nicht verwertbar.<br />
Die BAI hatte gänzlich andere Vorstellungen als der ursprüngliche Projektentwickler.