Freiräume im geförderten Wohnungsbau - wiener wohnbau forschung
Freiräume im geförderten Wohnungsbau - wiener wohnbau forschung
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Wiesen“ anfänglich vorhandenen Vandalismus rechtzeitig zu unterbinden, ohne eine defensive<br />
Grundst<strong>im</strong>mung aufkommen zu lassen.<br />
Die GPA hat in S<strong>im</strong>mering einen gleichfalls in der Anlage wohnenden Vertrauensmann gesucht,<br />
diese Position ausgeschrieben und besetzt. Der von den Bewohnern gewählte Mieterbeirat<br />
hat sich - anders wie „In der Wiesen“ - daneben als eine Parallelstruktur etabliert, die<br />
gerade <strong>im</strong> Zuge der schwierigen, von Vandalisierungen gekennzeichneten Anfangsphase an<br />
Boden gewonnen hat und nun die geschilderte restriktive Haltung forciert. Die „Interethnsiche<br />
Nachbarschaft“ indes profitiert enorm von der charismatischen Persönlichkeit ihres<br />
Hausmanagers, der das soziale Geschehen „<strong>im</strong> Griff hat“, sich voll mit dem Projekt identifiziert<br />
und dieses nachhaltig geprägt hat - ohne den es möglicherweise ganz anders funktionieren<br />
würde.<br />
Hier stellt sich die Frage nach dem Stellenwert und der Rolle von Architektur und Freiraum in<br />
den beiden Projekten. Das soziale Management scheint in Anlagen mit derart exper<strong>im</strong>entellem<br />
Charakter gerade in Krisensituationen von pr<strong>im</strong>ärer Bedeutung. Die Vorgaben räumlicher,<br />
gestalterischer und atmosphärischer Art bilden Hintergrund und Spielfeld, in denen sich<br />
das Leben in diesen, aber <strong>im</strong> Grunde in jeder Wohnhausanlage entfaltet.<br />
Die „Interethnische Nachbarschaft“ erscheint prinzipiell als „normaler Wohnbau“, der aufgrund<br />
der klaren Grenzziehung zwischen den Öffentlichkeitssphären mit relativ wenig Risiko<br />
verbunden ist. Das gemeinschaftliche Leben spielt sich weitgehend in einem der Öffentlichkeit<br />
nicht zugänglichen Bereich ab, zu einem beträchtlichen Teil auf den Dächern. So<br />
entsteht eine überschaubare und kontrollierbare „Privatgemeinschaft“.<br />
Die Wohnhausanlage in S<strong>im</strong>mering ist nicht bloß ein soziales, sondern, mehr noch, ein spannendes<br />
städtebaulich-architektonisches Exper<strong>im</strong>ent. Aus der programmatischen offenheit<br />
der Anlage, die sie - zugespitzt formuliert - zu einem Teil des S<strong>im</strong>meringer Straßennetzes<br />
macht, ergeben sich weit reichende, schwer handhabbare Konsequenzen, die als Folge von<br />
Vandalismus unter anderem zur Schließung des Kindergruppenraumes geführt haben.<br />
Gerade angesichts dieses schwer kontrollierbaren negativen Impacts von Außen, könnten<br />
gemeinschaftlich nutzbare Angebote und Flächen in den nicht öffentlich zugänglichen Zonen<br />
von kompensatorischem Vorteil sein. Leider konnten die an den Dächern vorgesehenen Saunaterrassen<br />
nicht realisiert werden, die ein attraktives Freiraumangebot dargestellt hätten,<br />
mit einer belebenden Wirkung auch für die Hausgemeinschaft.<br />
Abschließend sei festgehalten, dass trotz der Unterschiede <strong>im</strong> städtischen Umfeld in der Architektur<br />
und der Freiraumgestaltung das Exper<strong>im</strong>ent des interethnischen Zusammenlebens<br />
in beiden Fällen als geglückt bezeichnet werden kann. In keinem der Wohnbauten treten<br />
gröbere interethnische Spannungen oder Konflikte auf. Auch die anfängliche Skepsis der<br />
Nachbarn scheint zum Großteil verflogen zu sein.<br />
ARCHITEKToNISCHES NEULAND<br />
Zwei der untersuchten objekte beschreiten bemerkenswert neue Wege <strong>im</strong> Freiraum: Die<br />
Gartensiedlung - „Am Hofgartel“ und die Wohnhausanlage in der Koppstraße entwickeln<br />
originelle Lösungen <strong>im</strong> „terrain vague“ zwischen den Sphären des privaten und des gemeinschaftlichen<br />
Freiraumes.<br />
Ein Grundstück wie jenes „Am Hofgartel“ stellt die Planung vor grundsätzliche Fragen. Zum<br />
einen sieht die Widmung in dieser Gartensiedlung eine sehr dichte Bebauung vor, zum anderen<br />
liegt der Bauplatz am Stadtrand.<br />
Was kann ein Wohnbau auf diesem Hintergrund in peripherer Lage bieten, wenn die Be-<br />
Vertiefende Analyse<br />
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