Freiräume im geförderten Wohnungsbau - wiener wohnbau forschung

wienerberg city
288
gasse als auch die carl-appel-straße sind, besonders morgens, stark befahren. Vielen Pendlern
dienen sie von der triesterstraße kommend als schleichweg in den südwesten wiens.
infolge dessen ist die fahrgeschwindigkeit vielfach sehr hoch.
Die direkt durch das gelände führende Hertha-firnberg-straße ist zwar weniger stark
befahren als die anderen beiden straßenzüge, wird jedoch trotzdem für viele zur Durchzugsstraße.
Dies ist deshalb problematisch, weil sie direkt an der esplanade-west und daher
am von Kindern meistgenutzten freiraum vorbeiführt. Da der raum schwer zu überblicken
ist, kann dies für Kleinkinder sehr gefährlich werden. Hinzu kommt, dass die Hertha-firnberg-straße
eigentlich eine verkehrsberuhigte wohnstraße sein sollte, jedoch, wie eltern betonen,
nie als solche genutzt werden kann. Um auf das Problem aufmerksam zu machen,
haben einige engagierte eltern einen aktionstag veranstaltet. Unter dem titel „wir spielen
auf unserer spielstraße“ wurde die straße von Kindern und eltern besetzt. Um die besetzung
vor dem Durchzugsverkehr zu schützen, fand diese unter Polizeischutz statt.
KOnfLiKte UnD VerDrängUngsPrOZesse
infolge des intensiven Kinderspiels im gesamten öffentlich zugänglichen freiraum kommt
es in der wienerberg city regelmäßig zu spannungen zwischen Kindern und erwachsenen
bewohnern. Diese ergeben sich aus mehreren gründen: Zum einen hallt es im Hofsystem
zwischen den türmen z.t. sehr stark, weshalb das Kinderspiel stellenweise bis in die wohnungen
der oberen stockwerke zu hören ist, was besonders in den abendstunden zu spannungen
führen kann. Zum anderen bringt wie in vielen anderen anlagen das fußballspiel der
buben Konflikte mit sich. Dies ist dann der fall, wenn bälle gegen Häuserfassaden oder auf
Mieterbalkone fliegen. auch kommt es infolge des fußballspiels immer wieder zu materiellen
schäden. so sind bereits mehrfach Pollerleuchten sowie einzelne teile der glasfassade des
von atelier 4 geplanten gebäudes beschädigt worden. Dies führt auch deshalb zu spannungen,
weil die Kinder auf „Privatgrund“ spielen und mitunter bewohner des jeweils betroffenen
gebäudes Kindern der anderen bauteile die schuld für die sachschäden zuweisen:
„Die kommen zu uns herüber spielen und zerschießen unsere Lampen. wir zahlen das dann
natürlich aus unseren betriebskosten.“ selbiges gilt für die sachschäden, welche bei den als
sitzgelegenheit gedachten betonkuben durch das skateboarden entstehen. Das fehlen eines
gemeinsamen, öffentlichen spielplatzes erweist sich hier als besonders problematisch.
aufgrund des fußballspiels der buben ergeben sich darüber hinaus mehrfache Verdrängungsprozesse.
Da sich im relativ engen raum der esplanade-west oft sehr viele Kinder
unterschiedlichen alters aufhalten, können etwa 8- bis 12-Jährige bzw. Jugendliche beim
fußballspielen die daneben spielenden Kleinkinder gefährden. sie werden deshalb von deren
eltern phasenweise in andere teilbereiche des stadtraumes verdrängt. Zum anderen verdrängt
das spielen der buben vielfach jenes der Mädchen aus dem zentralen spielbereich.
„Mein KinD MUss irgenDwO sPieLen!“ - ZUM ManageMent Der freiräUMe
angesichts des beschriebenen Konfliktpotentials kommt dem sozialen Management der
freiräume große bedeutung zu. allein im in der studie fokussierten bereich des stadtteils
befinden sich von fünf verschiedenen bauträgern verwaltete gebäude. Die wohneinheiten
sind zu einem beträchtlichen teil eigentumswohnungen.
Die vier Hochhäuser des Hofsystems werden ebenso wie das Leisure center von einem
gemeinsamen externen Unternehmen betreut. Deren drei concierges sind jeweils für einen
oder zwei baukörper und die zu diesen gehörenden freiräume zuständig. sie verantworten
die Pflege und reinigung der freiflächen. an arbeitstagen sind sie vor Ort anwesend. im
von der familienhilfe verwalteten gebäude ist eine Hausbetreuerin eines externen Unterneh-