24.11.2012 Aufrufe

Freiräume im geförderten Wohnungsbau - wiener wohnbau forschung

Freiräume im geförderten Wohnungsbau - wiener wohnbau forschung

Freiräume im geförderten Wohnungsbau - wiener wohnbau forschung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

in der wiesen nord<br />

interethnische nachbarschaft<br />

220<br />

er versteht sich als hausmanager und ist auch für die instandhaltung, Pflege und reinigung<br />

der freiräume zuständig. 27<br />

zusätzlich n<strong>im</strong>mt er eine rolle wahr, die man als „moderation der Vielfalt“ bezeichnen könnte.<br />

dessen Bedeutung kann an folgendem Beispiel illustriert werden: kurz nach der Besiedelung<br />

kam es in der „interethnischen nachbarschaft“ zu gewaltakten, die z.t. von außen<br />

in den <strong>wohnbau</strong> getragen wurden. so formierten sich etwa skinhead gruppen, um gegen<br />

das interethnische wohnprojekt vorzugehen. auch drangen siedlungsfremde Jugendliche in<br />

die anlage ein, um die dachterrassen zum drogenkonsum zu nutzen. schließlich warfen sie<br />

- gemeinsam mit Jugendlichen aus der anlage - gegenstände, wie etwa tische, von der terrasse<br />

in den hof. herrn akrami gelang es, die lage zu beruhigen, ohne in der anlage eine<br />

restriktive grundst<strong>im</strong>mung aufkommen zu lassen. hierfür waren eine sehr lösungsorientierte<br />

herangehensweise und v.a. die einbindung der Bewohner in die entscheidungsfindung verantwortlich.<br />

diese wurde nicht einigen wenigen mietern überantwortet, sondern als gemeinschaftlicher<br />

akt angelegt. so sieht herr akrami besonders die einbindung der Jugendlichen<br />

in die gemeinschaft als zentralen Punkt seiner tätigkeit: „ich werde nie zulassen, dass meine<br />

kinder in schlechte gesellschaft abrutschen. dafür werde ich kämpfen, <strong>im</strong>mer!“<br />

die hintanhaltung des anfänglichen Vandalismus ist ohne zweifel ein wichtiger, auch persönlicher<br />

erfolg, der nicht zuletzt der starken identifikation mit der anlage und einem konsensorientiertem<br />

selbstverständnis als hausmanager in einer konfliktreichen sozialen konstellation<br />

zu verdanken ist.<br />

wichtig für das leben in der anlage ist auch die gemeinschaftsfördernde tätigkeit des<br />

hausmanagers. so gründete dieser den „miteinander“ genannten Verein, dessen leitung<br />

in absprache mit dem Bauträger später an Bewohner weitergegeben wurde. seit dem der<br />

nach aussage mehrerer mieter eher defensiv agierende mieterbeirat in absprache mit dem<br />

Bauträger und auf druck vieler Bewohner aufgelöst worden ist, agiert der Verein als organisatorische<br />

Plattform in der anlage. Über den Verein werden etwa feste und malkurse<br />

organisiert, an denen sowohl migranten als auch Österreicher teilnehmen. auch kommt es<br />

zu einem zusammentreffen und gegenseitigen kennenlernen verschiedener generationen.<br />

am malkurs nehmen zum Beispiel sowohl kinder und Jugendliche als auch senioren teil. für<br />

Jugendliche werden darüber hinaus spezielle Jugendabende veranstaltet. gemeinsam werden<br />

die feiertage der verschiedenen <strong>im</strong> <strong>wohnbau</strong> vertretenen religionen gefeiert.<br />

die tatsache, dass (neben wichtigen einrichtungen wie dampfbad und sauna) in der anlage<br />

fünf gemeinschaftsräume zur Verfügung stehen, erleichtert eine konfliktfreie abwicklung der<br />

zahlreichen treffen und Veranstaltungen. trotz des regen gemeinschaftslebens werden nicht<br />

alle räume genutzt, was darauf zurück zu führen ist, dass <strong>im</strong> Verhältnis zur Bewohnerzahl<br />

geradezu ein Überangebot an gemeinschaftsräumen herrscht. Jene, die von den mietern<br />

regelmäßig aufgesucht werden, sind von diesen mit tischen, sitzecken, lehnstühlen etc. ausgestattet<br />

worden. als treffpunkt dient vielen Bewohnern auch die in der anlage angesiedelte<br />

Pizzeria.<br />

27 dabei hat es sich <strong>im</strong> lauf der Jahre als problematisch erwiesen, dass die unter starker sonneneinstrahlung stehenden<br />

wiesenflächen auf den gemeinschaftsdächern über keine Bewässerungsanlage verfügen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!