Freiräume im geförderten Wohnungsbau - wiener wohnbau forschung
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in der wiesen nord<br />
interethnische nachbarschaft<br />
218<br />
PriVate gartenParadiese<br />
auf den zwei nord-südlich angeordneten Bauteilen wurden über der ganzen dachfläche Privatgärten<br />
angeordnet. diese dächer dienen nicht als durchwegungen <strong>im</strong> gesamtkomplex,<br />
sondern sind den gartenmietern vorbehalten. die eigentliche Besonderheit ist die kombination<br />
aus häuschen und garten. Jede Parzelle verfügt über eine schlichte, kubische gartenhütte,<br />
die gemeinsam mit dem außenraum zu einer enormen Bereicherung der lebenssituation<br />
beiträgt.<br />
die häuschen eröffnen vielfältige möglichkeiten. einige mieter haben sie zu kleinen wohnz<strong>im</strong>mern<br />
umgebaut, andere verwenden sie als küche oder als beides. die aneignung der<br />
dachgärten verläuft hier intensiver und umfassender als in anderen untersuchten anlagen<br />
und ist ein getreues abbild der kulturellen Vielfalt ihrer gestalter. Viele mieter wohnen <strong>im</strong><br />
sommer de facto auf dem dach.<br />
da die hütten entlang des mittigen erschließungsganges längsseitig liegen, sind die gärten<br />
nur <strong>im</strong> Bereich der zugangstüren, sofern diese nicht verkleidet werden, einzusehen. die<br />
individuellen gestaltungen greifen auf den mittelgang über: so wurde etwa zwischen zwei<br />
häuschen eine Pergola errichtet, über dem durchgangsweg ranken kletterrosen. auffallend<br />
ist - auch <strong>im</strong> Vergleich zu anderen anlagen - dass sich unter den meisten mietern eine sehr<br />
starke gemeinschaft herausgebildet hat.<br />
gemeinschaftsterrassen<br />
in der „interethnischen nachbarschaft“ kommt es zu einer zeitweise intensiven nutzung der<br />
gemeinschaftsterrassen am dach. einige mieter privater dachgärten haben auf der benachbarten<br />
gemeinschaftsterrasse einen griller aufgestellt, den sie an wochenenden zusammen<br />
mit freunden nutzen. mieter teilen sich die Verantwortung für die Pflege der Pflanzen in den<br />
dachterrassen. so pflegt etwa ein Bewohner die ranker an den Pergolen, eine mieterin kümmert<br />
sich um die Blumenbeete <strong>im</strong> teegarten.<br />
das gemeinschaftsdach des Baukörpers an der anton-Baumgartner-straße wird vorwiegend<br />
von Bewohnern, die über keinen Privatgarten verfügen, genutzt. Vielfach haben sich<br />
interethnische freundschaften gebildet: einige gehen gemeinsam tee trinken, (wobei ein<br />
garten ursprünglich als „teegarten“ gedacht war), andere treffen sich zum sonnen.<br />
fliessende grenzen, ÜBerlaPPende ÖffentlichkeitssPhären<br />
generell kann gesagt werden, dass viele grenzen innerhalb der anlage durchlässig bleiben.<br />
so stehen etwa die meisten türen zu den erdgeschossgärten <strong>im</strong> hof offen. auch die hecken<br />
zwischen den gärten und den wegen stehen nie so hoch, dass eine einsicht in die Privaträume<br />
verwehrt wäre. der Übergang zwischen dem gemeinschaftlichen weg, dem Privatgarten<br />
und der wohnung ist also ein fließender. dies ist nicht zuletzt deshalb möglich, weil<br />
durch die absenkung der hoffläche bereits eine klare grenze gegeben ist. darüber hinaus<br />
ist der gesamte gemeinschaftliche hof vom stadtraum abgeschottet.<br />
Besonders auffällig ist die durchlässigkeit der grenzen <strong>im</strong> Bereich der privaten dachgärten.<br />
da sich viele der mieter gut kennen und auch freundschaftlich mit einander verkehren, lassen<br />
einige Bewohner ihre gärten offen und betreten ihrerseits ganz selbstverständlich die Parzellen<br />
anderer mieter, auch wenn diese nicht anwesend sind. so überrascht es nicht, dass viele<br />
Bewohner während ihres Urlaubs die Pflege des gartens den nachbarn überantworten.<br />
die grenzen zwischen den einzelnen gärten sind dennoch meist klar definiert. zwischen<br />
den Parzellen wurden vielfach hohe hecken gepflanzt. die einheiten sind klar von einander