Freiräume im geförderten Wohnungsbau - wiener wohnbau forschung
Freiräume im geförderten Wohnungsbau - wiener wohnbau forschung
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zuSammenFaSSung<br />
Die wohnhausanlage basiert auf dem prinzip der offenheit. Der Straßenraum zieht sich in<br />
die gemeinschaftliche erdgeschosszone hinein - über die Stiegen bzw. laubengänge, die<br />
öffentlich zugänglich sind, bis an die haustüren. zentrales element der anlage ist die als<br />
überdachte Durchwegung ausgebildete erdgeschosszone, eine art „Kommunikationachse“,<br />
die mehrere Funktionen in sich vereint: Sie bildet eine öffentliche gehverbindung zwischen<br />
S<strong>im</strong>meringer hauptstraße und willhelm-Kreß-platz, dient anlagenintern als erschließungsfläche,<br />
gemeinschafts- und Kommunikationsraum für die Bewohner, Standort der gemeinschaftlichen<br />
infrastruktur und Spielgelände für Kinder. ein komplexes muster, das z.t. sehr<br />
gut funktioniert:<br />
- Die offene erdgeschosszone verbindet in architektonisch anspruchsvoller weise verschiedene<br />
elemente und nutzungen der anlage (Durchwegung, Stiegen, garage, gemeinschaftsräume,<br />
Spielplatz, privatgärten) miteinander. So entsteht ein netzwerk aus<br />
individuellen gehrouten, die sich vielfach kreuzen, wodurch beiläufig kommunikative<br />
Situationen entstehen und ein reger austausch stattfindet.<br />
auf der anderen Seite erweisen sich diese vielfältigen funktionellen Überlagerungen als<br />
beachtliche herausforderung <strong>im</strong> alltag, wobei es zu schmerzlichen Verdrängungsprozessen<br />
kommt. als schwierig hat sich v.a. <strong>im</strong> zeitraum unmittelbar nach der Besiedelung der<br />
Vandalismus hausfremder Jugendlicher erwiesen, was in erster linie auf soziale Faktoren<br />
zurückzuführen ist, aber indirekt durch bauliche Komponenten begünstigt wird:<br />
- Der <strong>wohnbau</strong> ist teil des Stadtraumes in einem sozial komplexen Bezirk und konzentriert<br />
die gemeinschaftsräume und die öffentliche wegfunktion in einer passagenartigen, von<br />
den wohnungen aus kaum einsehbaren zone.<br />
Der Vandalismus der anfangszeit hat weitreichende Folgen für das zusammenleben in der<br />
wohnhausanlage mit sich gebracht:<br />
- infolge des Vandalismus ist der Kindergruppenraum geschlossen worden.<br />
- Diese gewaltakte haben bei vielen Bewohnern zu einer sehr defensiven einstellung gegenüber<br />
Jugendlichen und siedlungsfremden personen geführt. Dementsprechend sind<br />
nun restriktive Strategien zu einem auch von ihren gegnern kaum angreifbaren Dogma<br />
des sozialen managements in der anlage geworden.<br />
- es gibt <strong>im</strong> Freiraum keinen Bereich der von den Bewohnern regelmäßig zum gemeinschaftlichen<br />
aufenthalt in anspruch genommen wird. Dies ist wohl nicht zuletzt darauf<br />
zurück zu führen, dass keine Sitzgelegenheiten <strong>im</strong> öffentlich zugänglichen Freiraum angeboten<br />
werden. <strong>im</strong> siedlungsinternen Diskurs dominiert gegenwärtig eine, pr<strong>im</strong>är aus<br />
den anfänglichen Vandalisierungen resultierende abwehrhaltung gegen bauliche nachjustierungen<br />
von gemeinschaftlichen aufenthaltsflächen <strong>im</strong> Sinne des grundkonzeptes.<br />
- Die offene erdgeschosszone würde Kindern <strong>im</strong> alter zwischen 6 und 12 Jahren vielfältige<br />
Spielmöglichkeiten bieten. <strong>im</strong> gegenwärtigen restriktiven Kl<strong>im</strong>a bleibt jedoch ein großteil<br />
dieses potentials unausgeschöpft, werden chancen unterbunden. Viele Kinder <strong>im</strong> alter<br />
zwischen 6 und 12 Jahren verlagern ihr Spiel daher auf Spielplätze außerhalb der Siedlung.<br />
-<br />
infolge der offenheit der erdgeschosszone sind die wiesenflächen und die Sandkiste<br />
starker Verunreinigung durch hundekot ausgesetzt. Da kein eingezäunter Kleinkinderspielbereich<br />
und keine Sitzgelegenheiten in nähe der Spielgeräte bereit stehen, weichen<br />
Kinder zunehmend auf die privatgärten oder auf grünflächen außerhalb der anlage<br />
aus.<br />
um die von der „Straße“ eindringenden gewaltakte einzudämmen, wurden einige bauliche<br />
Veränderungen vorgenommen (absperrung der privaten Dachflächen, etc.). Die maßnah-<br />
gemeinsam wohnen<br />
in S<strong>im</strong>mering<br />
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