Freiräume im geförderten Wohnungsbau - wiener wohnbau forschung
Freiräume im geförderten Wohnungsbau - wiener wohnbau forschung
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gemeinsam wohnen<br />
in S<strong>im</strong>mering<br />
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det. <strong>im</strong>mer wieder liegt hundekot bei der Schaukel oder der rutsche bzw. in der Sandkiste.<br />
um dagegen vorzugehen, wurden mehrere Vorkehrungen getroffen: So wurden etwa Verbotschilder<br />
aufgestellt und die Sandkiste mit einer plane versehen. Viele eltern vermissen<br />
einen umzäunten Spielbereich: „ich kann mit meiner tochter hier gar nichts machen. Die<br />
Sandkiste ist <strong>im</strong>mer dreckig und grauslich. warum kann man keinen zaun machen? Das<br />
verstehe ich nicht“ (mutter eines Kleinkindes).<br />
Die Sandkiste wird wohl auch deshalb kaum verwendet, da sich in der nähe keine Sitzgelegenheiten<br />
für Begleitpersonen befinden. Viele Bewohner weichen in Folge auf öffentliche<br />
parkanlagen aus, um mit ihren Kleinkindern zu spielen oder tun dies, wenn sie gelegenheit<br />
dazu haben, <strong>im</strong> privaten Freiraum.<br />
als einzig stark genutztes Spielgerät <strong>im</strong> gemeinschaftlichen Freiraum erweist sich die Schaukel.<br />
um diese wird, da sie auch eine der wenigen Sitzgelegenheiten darstellt, regelrecht gekämpft.<br />
Schüler der nahe gelegenen Schulen nutzen die Schaukel ebenso wie Kinder, Familien und<br />
Jugendliche aus der anlage. Vor allem weibliche Jugendliche (die sonst kaum platz zum<br />
aufenthalt finden) sitzen oft neben Kindern und erwachsenen auf der Schaukel oder deren<br />
gerüst. <strong>im</strong> gespräch mit ihnen wurde deutlich, dass die Schaukel oft von hausfremden<br />
Schülern belegt ist. Der wunsch nach Freiflächen, die ausschließlich der hausgemeinschaft<br />
zugänglich sind, ist offenkundig.<br />
priVate inSeln unD ihr ÜBergreiFen auF Den ÖFFentlichen raum<br />
in der gegebenen Situation erhalten die privaten <strong>Freiräume</strong> besondere Bedeutung. Besonders<br />
in den erdgeschossgärten sind die Spuren der aneignung nicht zu übersehen. Viele mieter<br />
haben die 160m² genützt, um holzhütten, Veranden, kleine aufblasbare wasserbecken unterzubringen.<br />
Da fast alle Bewohner mit erdgeschossgarten Kinder haben, sind die meisten<br />
privaträume mit Spielgeräten (rutschen, etc.) ausgestattet worden, die vielfach auch von<br />
befreundeten Kindern genützt werden.<br />
Die planung sah als grenze zwischen den privatflächen und der „Kommunikationsachse“<br />
zunächst einen maschendrahtzaun vor. in der aneignung kommt es zu einem prozess des<br />
rückzugs und der gleichzeitigen Öffnung. zum einen haben einige mieter hohe pflanzen<br />
entlang des zaunes gesetzt bzw. kleine holzhütten an den zaun gestellt. Viele gärten sind<br />
daher von der Durchwegung aus kaum einsehbar. zum anderen wurden entlang der Durchwegung<br />
teilweise zugangstüren in die zäune eingebaut, so dass man von dort direkt in den<br />
garten gelangen kann, ohne über die wohnung zu gehen. um die gärten mit der tiefer<br />
gelegenen Durchwegung auf kurzem weg zu verbinden, haben einige mieter mit garten<br />
zur Überwindung des stellenweise beachtlichen höhenunterschiedes in der Böschung Stufen<br />
versetzt.<br />
Diese türen und Stufen stellen eine Verknüpfung des privaten mit dem öffentlichen Freiraum<br />
dar, die z.t. auch auf den laubengängen erfolgt, welche die wohnungen der punktgebäude<br />
erschließen. in den öffentlich zugänglichen gängen der punktgebäude gibt es teile, die nur<br />
zu einer wohnung führen und somit nicht von anderen als Durchgangsweg verwendet werden.<br />
an diesen Stellen breitet sich die privatsphäre der mieter auf den öffentlichen gang aus:<br />
Durch das Verhängen der geländers mit planen, durch das auslegen von teppichen oder<br />
die möblierung des ganges mit Sitzgelegenheiten werden diese Flächen vereinnahmt.<br />
am Dach des riegels und dreier punktgebäude befinden sich private, sehr beliebte nutzgärten.<br />
einige Bewohner haben mehrere parzellen angemietet. Die abgrenzung zu anderen<br />
gärten und zu den erschließungswegen wird in der grundausstattung durch Spannseile<br />
markiert. Viele mieter definieren ihre grenzen nun prononcierter, persönlicher: z.B. mit<br />
planen, holztrennwänden, maschendrahtzäunen, Blumentöpfen etc.<br />
Die Bepflanzungsstreifen werden von den Bewohnern entsprechend angenommen.