Freiräume im geförderten Wohnungsbau - wiener wohnbau forschung
Freiräume im geförderten Wohnungsbau - wiener wohnbau forschung
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aneignung Der <strong>Freiräume</strong><br />
treFFpunKt „KommuniKationSachSe“<br />
Die Bewohner der anlage erreichen und verlassen diese über drei routen: Über die zugänge<br />
an der S<strong>im</strong>meringer hauptstraße und am willhelm-Kreß-platz sowie über die tiefgarage.<br />
alle drei wege führen über die „Kommunikationsachse“. aus der garage kommend führt<br />
der weg über die Durchwegung, wo sich die postkästen befinden. Die Bewohner kommen<br />
über die Stiegen hinauf, um die postkästen zu erreichen und gehen von diesen wieder zu den<br />
Stiegen zurück. Vor allem abends, wenn die mieter aus der arbeit zurückkehren, ergibt sich<br />
so ein netzwerk aus individuellen gehrouten, die sich vielfach kreuzen. Die überdachte „innere<br />
Straße“ verbindet verschiedene räume der anlage miteinander, verknüpft gehabläufe<br />
der Bewohner und schafft so beiläufig kommunikative Situationen. Die waschküche fügt sich<br />
in dieses geflecht ein.<br />
„innere StraSSe“ - eine Schwierige herauSForDerung<br />
Die planung sieht - wie ausführlich dargestellt - die erdgeschosszone als öffentliche fußläufige<br />
Verbindung zwischen S<strong>im</strong>meringer hauptstraße und willhelm-Kreß-platz vor. eine möglichkeit,<br />
die von den Bewohnern des umliegenden Stadtraumes stark in anspruch genommen<br />
wird. Viele Schüler der am willhelm-Kreß-platz gelegenen Volks- und hauptschule erreichen<br />
diese über die wohnhausanlage. während die offenheit der anlage für viele außenstehende<br />
personen von Vorteil ist, haben sich daraus - vorwiegend <strong>im</strong> zeitraum unmittelbar nach<br />
der Besiedelung - für die Bewohner negative Folgen ergeben.<br />
als problematisch hat sich insbesondere der Vandalismus hausfremder Jugendlicher erwiesen.<br />
Diesen war ursprünglich nicht nur die erdgeschosszone, sondern aufgrund des sehr<br />
offenen Konzeptes der gesamte Freiraum bis hin zu den Dachterrassen zugänglich. Jugendliche<br />
aus der umgebung nutzten folglich verstärkt in der nacht die anlage als aufenthaltsraum<br />
und richteten große materielle Schäden an: private Dachgärten wurden devastiert,<br />
von den Dächern wurden glasflaschen auf die untenliegenden privatgärten und die überdachte<br />
Durchwegung geworfen. zwischen den regenrinnen und den regentonnen waren<br />
ursprünglich metallketten zur Führung des wassers montiert. trotz Verankerung wurden<br />
einige Ketten herausgerissen und zur zerstörung von lampen, pflanzen und Scheiben verwendet.<br />
nach wie vor werden große Kieselsteine aus den Sickerstreifen als wurfgeschosse<br />
verwendet. Kleine Steine werden <strong>im</strong>mer wieder durch die luftbrunnen der tiefgarage auf die<br />
unten geparkten autos geworfen, was zu erheblichen Sachschäden geführt hat. So gut wie<br />
alle pollerleuchten <strong>im</strong> öffentlich zugänglichen Freiraum sind beschädigt worden. Bis heute<br />
werden am anschlagsbrett in der erdgeschosszone angebrachte informationsblatter oft angezündet.<br />
Dieses gewaltaufkommen hat pr<strong>im</strong>är soziale, wohl nicht zuletzt auf die zusammensetzung<br />
der Bevölkerung des Bezirkes zurückzuführende ursachen. es liegt gewiss nicht<br />
an der architektur direkt, wird aber durch gewisse bauliche anordnungen begünstigt. paradoxerweise<br />
gerade durch solche elemente, die in gemeinschaftsfördernder absicht bewusst<br />
an der Durchwegung, also an der „Kommunikationsachse“ situiert wurden. Deutlich wurde<br />
dies insbesondere bei der zerstörung des gemeinschaftlichen Kindergruppenraumes.<br />
auf halber höhe der „Kommunikationsachse“ gelegen sollte der Kindergruppenraum mit den<br />
in unmittelbarer nähe positionierten Kleinkinderspielgeräten eines der zentren des sozialen<br />
lebens der anlage bilden. Jede mietpartei erhielt einen Schlüssel zum raum, der von den<br />
Bewohnern selbst mit Spielgeräten ausgestattet wurde. Da die Kinder und eltern jedoch nicht<br />
<strong>im</strong>mer einen Schlüssel bei sich hatten, wurde die türe mitunter offen gelassen, was schw-<br />
gemeinsam wohnen<br />
in S<strong>im</strong>mering<br />
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