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Soziale Nachhaltigkeit im Wohnbau - wiener wohnbau forschung

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„Wenn der gesellschaftliche Wandel zu <strong>im</strong>mer ausdifferenzierteren Verhaltens- und Lebensstrukturen führt,<br />

werden auch die Bedürfnisse und Anforderungen an das Wohnen an Differenzierung zunehmen und bedürfen<br />

einer neugestalteten sozialen Organisation und Betreuung.“ 162<br />

Eine Antwort von Wohnungsunternehmungen darauf ist ein erweitertes bzw. intensiviertes Angebot an<br />

wohnbegleitenden Dienstleistungen, wie z. B.:<br />

· betreutes Wohnen für betagte Menschen und Menschen mit besonderen Bedürfnissen,<br />

· Angebote zur Intensivierung von Nachbarschaften; Unterstützung von Aktivitäten und Initiativen der<br />

Mieter/innen,<br />

· soziales Management in schwierigen Situationen. 163<br />

Hierin, vor allem in der Miteinbeziehung der Betroffenen selber, liegt eine große Chance für sozial<br />

nachhaltige Strukturen <strong>im</strong> Wohnbereich.<br />

Das dies nicht <strong>im</strong>mer einfach ist und auch die Grenze zwischen Unterstützung und Bevormundung<br />

leicht überschritten werden kann, die Erwartungen an die Bewohnerschaft bezüglich gegenseitiger<br />

Nachbarschaftshilfe überzogen sein können und auch das Allheilmittel „Sozialarbeiter“ nur ein seinen<br />

vorgegebenen Bahnen funktioniert, zeigt das Modellprojekt „Integriertes Wohnen Günzburg“ / D. 164<br />

Bauträger und Verwaltung der Wohnanlage ist der Bezirk. Die Zielsetzung war, kostengünstige<br />

Wohnungen für älteren Menschen, Behinderten, Singles, Alleinerziehenden in Notlagen, Familien,<br />

Wohngruppen, Spätaussiedlern und Migrant/innen zu schaffen. Das Zusammenleben der heterogenen<br />

Mieterschaft sollte von Solidarität, Selbsthilfe und gegenseitigen Hilfeleistungen geprägt sein. Durch<br />

Unterzeichung einer entsprechenden Klausel <strong>im</strong> Mietvertrag verpflichteten sich die Mieter/innen zu<br />

Gemeinschaft, Nachbarschaftshilfe und Mitarbeit <strong>im</strong> Mieterverein.<br />

Nachdem einige Initiativen der Bewohner/innen in der Anfangsphase zurückgewiesen wurden und lange<br />

Unklarheit darüber herrschte, welche Kompetenzen dem Bewohnerverein zukommen würden, wurden<br />

die Mitsprachemöglichkeiten und die Angebote zur Selbstverwaltung (Verwaltung der Gemeinschaftsräume,<br />

Pflege der Außenräume, Mitsprache bei Neuvermietung, Nachbarschaftsorganisation) wieder<br />

zurückgenommen und stattdessen eine Vollzeitsozialarbeiterstelle installiert.<br />

„Der Sozialarbeiter gab an, vor allem mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten, aber auch den Bewohnertreff<br />

wieder ins Leben gerufen zu haben, der drei Mal pro Woche die Gelegenheit gebe, sich bei Kaffee und Kuchen<br />

auszutauschen. ‚Das Café ist eine gute Kontaktmöglichkeit’. … Einige waren jedoch auf die organisierten<br />

Aktivitäten nicht gut zu sprechen: ‚Wir helfen uns viel gegenseitig. Organisierte Gemeinschaftsaktivitäten<br />

benötigen wir gar nicht.’ Andere freuten sich über das Engagement des Sozialarbeiters: ‚Hier wird <strong>im</strong>mer viel<br />

organisiert.’“ 165<br />

Allerdings ist wird in dem Forschungsbericht, der vom Lehrstuhl für Wohnungsbau und Wohnungswirtschaft<br />

der TU München durchgeführt wurde, auch festgestellt:<br />

„Der Sozialarbeiter schätzt das Verhältnis der Bewohner untereinander als teilweise schwierig ein. Viele<br />

Bewohner lobten allerdings das gute Netz informeller nachbarschaftlicher Kontakte und Hilfe.“ 166<br />

An der Entwicklung des Modellvorhabens Günzburg ist abzulesen, das sozial nachhaltige Prozesse<br />

nicht planbar sind und – falls sie bestehen sollen – die Möglichkeit haben müssen, sich an die jeweilige<br />

Situation anzupassen. Auch ist ein langer Atem der Initiatoren gefragt.<br />

162<br />

Gerhard Rohde in: Kirsten Krüger (S. 162)<br />

163<br />

vgl. dazu auch Gerhard Rohde in: Kirsten Krüger (S. 163)<br />

164<br />

in: Peter Ebner et al.: Barrierefreies und integriertes Wohnen, München 2006, www.exper<strong>im</strong>entellerwohnungsbau.bayern.de/pdf/bfw-brosch.pdf<br />

(S. 24ff)<br />

165<br />

ebd. (S. 28f)<br />

166<br />

ebd. (S. 28f)<br />

65

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