Soziale Nachhaltigkeit im Wohnbau - wiener wohnbau forschung
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(z. B. New York, Berlin, Paris) genannt werden. Hierbei werden interessierten Anwohner/innen<br />
Brachflächen zur Bepflanzung und Gestaltung zur Verfügung gestellt. Diese kleinen oder größeren<br />
Gärten werden von den Anrainergruppen angelegt und betreut, stehen innerhalb von Öffnungszeiten<br />
aber allen Quartiersbewohnern zur Benutzung offen.<br />
> Mitsprache bei Neuvermietungen<br />
Eine gute Nachbarschaft ist eine der Kriterien für Wohnqualität.<br />
„Aus einer Studie des SRZ [Stadt+Regional<strong>forschung</strong>, Wien] aus dem Jahr 2001 über Bewohnerzufriedenheit<br />
geht hervor, dass sich fast die Hälfte (45 %) der Bewohner durch Mitbewohner gestört fühlen. Auch eine<br />
bereits ältere Studie des Instituts für Stadt<strong>forschung</strong> ‚Großwohnanlagen in Österreich – Wohnqualität in<br />
Stadterweiterungsgebieten’ aus dem Jahr 1996 gibt <strong>im</strong> Bereich latente oder manifeste Konflikte mit Nachbarn<br />
oder anderen Mitbewohnern, einen Wert von über 40 % der befragten Haushalte an.“ 148<br />
Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Möglichkeit der Mitsprache bei Neuvermietungen, bei den<br />
Bewohner/innen auf großes Interesse stößt.<br />
In einigen der recherchierten Projekten in Deutschland und in der Schweiz wird diese Form der<br />
Mieter/innenmitbest<strong>im</strong>mung praktiziert, in Dänemark ist es laut Norbert Gestring et al. üblich, dass<br />
Neumieter nur mit Zust<strong>im</strong>mung der Mieter/innenvertretung einziehen können. 149<br />
„Acht Jahre Selbstverwaltung [<strong>im</strong> Davidsboden, Basel] zeigen, dass die Mitbest<strong>im</strong>mung bei der Wahl von<br />
Neumieter/innen nach wie vor als der wichtigste Aspekt der Einflussnahme gesehen wird. … Einig ist man sich,<br />
dass dieser Prozess sehr schwierig sein kann. Dennoch möchte niemand dieses Recht der Verwaltung<br />
übertragen. … Die Kehrseite der Auswahl von Nachmieter/innen ist das ‚Ausgewähltwerden’ durch den<br />
Hausverein.“ 150<br />
„Im Gegensatz zu der nur in Ansätzen realisierten Partizipation in der Planungsphase werden [<strong>im</strong> Projekt<br />
Saarbrücken] Kompetenzen der aktuellen Mitbest<strong>im</strong>mung ernst genommen. Dies bezieht sich in der<br />
Hauptsache auf die Mitsprache bei der Belegung frei werdender Wohnungen. Offensichtlich bestanden hier<br />
von Anfang an keinerlei Konflikte diese Rechte einzuräumen. Möglicherweise hat auch ein Wechsel in der<br />
Geschäftsführung zu positiven Veränderungen geführt. Bei der Wohnungsbaugesellschaft hat man den Wert<br />
erkannt, den engagierte Bewohner darstellen, und diese möchte man ‚bei der Stange halten’. … Das<br />
eigentliche Problem besteht darin, dass nicht die Motivation der Wohnungsbewerber, sondern [wegen der<br />
Belegungsmodalitäten geförderter Wohnungen] ihre Bedürftigkeit ausschlaggebend ist.“ 151<br />
TEILSELBSTVERWALTUNG<br />
In der Wohnüberbauung Davidsboden in Basel wird von den Mieter/innen eine Teilselbstverwaltung<br />
praktiziert, die Mitentscheidungsrechte in folgenden Bereichen umfasst:<br />
· Gestaltung der Siedlungsordnung,<br />
· Nutzung der Gemeinschaftsräume und Außenanlagen,<br />
· Vorschlagsrecht bei Mieterwechsel / Kündigungen.<br />
Ihre Pflichten beziehen sich auf die<br />
· Pflege der Außenräume, Organisation des Komposts<br />
· Erstellung und den Vollzug der Hausordnung,<br />
· Organisation / Durchführung der Hauswartung (= Reinigung der öffentlichen Bereiche sowie kleinere<br />
Reparaturen).<br />
148<br />
Michael Pech in: Österr. Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen – Landesgruppe Wien (Hg.): Bewohnerkonflikte, Wien<br />
2003 (S. 37f)<br />
149<br />
Gestring / Heine / Mautz / Mayer / Siebel (S. 44)<br />
150<br />
Gysi / Hugentobler / Pfäffli / Blass (S. 79f)<br />
151<br />
Ulrike Scherzer (S. 236)<br />
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