24.11.2012 Aufrufe

Soziale Nachhaltigkeit im Wohnbau - wiener wohnbau forschung

Soziale Nachhaltigkeit im Wohnbau - wiener wohnbau forschung

Soziale Nachhaltigkeit im Wohnbau - wiener wohnbau forschung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Ulrike Scherzer weist in ihrer Untersuchung darauf hin, dass bei den Mieter/innen bereits eine<br />

Mitwirkungsbereitschaft vorhanden sein muss, damit – abgesehen von der Zeitressource – eine<br />

Teilhabe am Partizipationsprozess stattfindet.<br />

„Motivation und Mitwirkungsbereitschaft müssen bereits vorhanden sein. Sie lassen sich offensichtlich nicht<br />

durch besondere Angebote herstellen. In den (auch räumlich) so unterschiedlichen Projekten wurde dies als<br />

eine wesentliche soziale Voraussetzung der zukünftigen Bewohner erkannt. Desinteressierte oder der<br />

Projektidee wenig aufgeschlossene Bewohner werden nicht durch den Partizipationsprozess oder die<br />

Angebote in der Nutzungsphase zu engagierten Projektbewohnern.“ 143<br />

Partizipation ist zwar eines der Kernelemente sozialer <strong>Nachhaltigkeit</strong>, <strong>im</strong> sozialen <strong>Wohnbau</strong> stößt es<br />

aber, solange es keinen rechtlichen Status dafür gibt, auf die Realität ungleicher Positionen:<br />

„… der Anspruch auf Mitbest<strong>im</strong>mung, der letztlich doch Mitsprache bleibt, weil die Bewohner/innen in einem<br />

Mietverhältnis stehen.“ 144<br />

> Mitsprache bei baulichen Verbesserungsmaßnahmen<br />

Anders hingegen, wenn dezidierte Mitspracherechte bestehen: In der Publikation „Ökologie und urbane<br />

Lebensweise“ von Norbert Gestring et al. wird eine ökologische Sanierung eines Altbaus in Hamburg<br />

dokumentiert. Das Projekt wurde Anfang der 1990er Jahre u.a. mit Mitteln des sozialen Wohnungsbaus<br />

durchgeführt, deren Erhalt von eine umfangreichen Mieter/innenbeteiligung abhängig ist.<br />

Durch die Mitbest<strong>im</strong>mung der Bewohner/innen mutierte die Sanierung <strong>im</strong> Laufe des Planungsprozesses<br />

von einem exper<strong>im</strong>entellen zu einem pragmatischen Projekt. Einige vorgesehene Veränderungen, vor<br />

allem die Glasüberdachung der Höfe zwischen den Häusern, die für einige Wohnungen keinen direkten<br />

Zugang zum Freien mehr bedeutet hätte, wurde abgelehnt. Eine Veränderung der Wohnungsgrundrisse<br />

wurde teilweise akzeptiert, Sonnenkollektoren und eine Hauskompostieranlage ohne Vorbehalte.<br />

Die Autoren stellen abschließend – pädagogisch-pragmatisch – fest:<br />

„Die umfassende Planungspartizipation der Bewohner bewirkte in der Thadenstraße zwar eine Reduktion des<br />

ökologischen Konzepts, ist auf der anderen Seite aber eine wesentliche Bedingung für ökologisches<br />

Lernen.“ 145<br />

> Mitsprache bei der Gestaltung der Außenräume<br />

Ein Element sozialer <strong>Nachhaltigkeit</strong> für einen <strong>Wohnbau</strong> ist es, ob in der Nutzungsphase eine<br />

Mitbest<strong>im</strong>mung durch die Bewohner/innen möglich ist bzw. ob bei Bedarf Anpassungen / Veränderung<br />

durchgeführt werden können.<br />

„Das Wohnumfeld muss alterungsfähig sein. Das heißt u. a., dass mit dem Heranwachsen der Kinder – in den<br />

neuen Wohnanlagen sind Haushalte mit Kindern häufig überrepräsentiert – die Freiräume für die verbleibenden<br />

Erwachsenen noch attraktiv und wohnlich sein müssen.“ 146<br />

Interessant sind auch solche Beispiele, bei denen die Außenraumgestaltung oder zumindest ein Teil<br />

davon den Nutzer/innen überlassen wird.<br />

„Es gibt drei Pflanzplätze in der Siedlung [Hegianwandweg in Zürich], welche jeweils in Parzellen aufgeteilt<br />

sind. Interessenten können sich melden und diese Parzellen beliebig bepflanzen. Dieses Angebot wird rege<br />

genutzt.“ 147<br />

Als Beispiel für den Erfolg von gemeinschaftlicher Außenraumgestaltung und Aneignung können in<br />

einem verwandten Zusammenhang auch die erfolgreichen „Quartiersgärten“ in einigen Metropolen<br />

143 Ulrike Scherzer (S. 273)<br />

144 Gysi / Hugentobler / Pfäffli / Blass (S. 78)<br />

145 Gestring / Heine / Mautz / Mayer / Siebel: Ökologie und urbane Lebensweise, Braunschweig/Wiesbaden 1997 (S. 46)<br />

146 Maria Spitthöver in: Wohnen und Bauen aus der Sicht von Frauen (vdw-Dokumentation),<br />

http://cdl.niedersachsen.de/blob/<strong>im</strong>ages/c573821_L20.pdf (S.21)<br />

147 Gilg / Schaeppi (S. 167)<br />

61

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!