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Soziale Nachhaltigkeit im Wohnbau - wiener wohnbau forschung

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MITBESTIMMUNG IN DER NUTZUNGSPHASE<br />

„Die Mitwirkungskompetenzen innerhalb der Nutzungsphase haben eine wesentlich entscheidendere Funktion<br />

bei der Förderung von gemeinschaftlichen Aktionen als diejenigen in der Planungsphase. Das liegt darin<br />

begründet, dass hier der Nutzen unmittelbar sichtbar wird und alle Bewohner an dieser Kompetenz teilhaben<br />

können.“ 140<br />

Mitbest<strong>im</strong>mung kann die Hausordnung betreffen, die Nutzung und Gestaltung der Außenräume, eine<br />

Mitsprache bei Neuvermietungen, eine Mitsprache bei anstehenden räumlichen<br />

Verbesserungsmaßnahmen.<br />

Hans-Richard Ebel, Vorstandsvorsitzender des Spar- und Bauverein Solingen, beschreibt die<br />

grundlegende Analyse des Unternehmens ab 1997 und den darauf folgenden Neuaufbau der<br />

Geschäftsprozesse unter der Prämisse „Erst der Prozess, dann die Struktur“. Im Zuge diese<br />

Organisationsreform wurde auch die Beziehung zwischen Verwaltung und Bewohnerschaft reformiert:<br />

„Die Organe hatten entschieden, die Bewohner-Selbstverwaltung, das bewährte Band zwischen Wohnungsnutzern<br />

und Genossenschaftsverwaltung zu erhalten. … Zunehmend lauter wird jedoch die Forderung nach<br />

dezentralen Strukturen, die Alltagserfahrung und Einfluss zulassen. In einem so verstandenen<br />

Subsidiaritätsmodell könnte die neue Chance der Bewohner-Selbstverwaltung liegen. Die Menschen in den<br />

Siedlungen könnten entscheidend beteiligt werden<br />

· an der Bildung ihrer Nachbarschaft,<br />

· an der Gestaltung und Aneignung der Freiräume.<br />

· an der Schaffung eines Siedlungsprofils,<br />

· an der Konfliktbewältigung – außer Rechtsstreitigkeiten,<br />

· an der Organisation bzw. Unterstützung von Nachbarschaftshilfe,<br />

· an planmäßigen Modernisierungen und Instandhaltungsmaßnahmen.“ 141<br />

Partizipation ist ein Angebot, ob und wie intensiv es genutzt wird, hängt vielfach von den Zeitressourcen<br />

der Bewohner/innen ab, von ihren sozialen Interessen und welche Funktionen das Wohnen für sie<br />

erfüllt.<br />

Aber sicherlich auch, welcher Nutzen aus dieser Zeit- und Energieinvestition gezogen werden kann.<br />

„ … ein Angebot für ein soziales Netzwerk <strong>im</strong> Haus ‚damit man nicht so anonym wohnen muss’. Eine Art<br />

‚Dorfprinzip’, auch als eventuelle Erleichterung in der Kinderbetreuung; es wäre für sie auch ganz okay, Zeit in<br />

dieses soziale Netzwerk zu investieren, ‚weil es ja auch Zeit bringt’“. (aus: Gespräch mit Sabine B., 38, zwei<br />

Kleinkinder, selbstständig berufstätig. Siehe auch S. 85)<br />

„Er möchte bei größeren Entscheidungen, die die Kosten betreffen, mitentscheiden können, kleiner<br />

Entscheidungen (‚jeder Baum’) sind ihm aber nicht wichtig. Eigenleistungen (z. B. Stiegenhausreinigung, wie er<br />

es von der Wohnung eines Freundes kennt) möchte er nicht erbringen, da ihm die Zeit dafür fehlt.“ (aus:<br />

Gespräch mit René F., 21. Siehe auch S. 80)<br />

„Die Jugendlichen seien extrem serviceorientiert. Sie würden aber auch keine unrealistischen Ansprüche<br />

stellen, hätten einen eher pragmatischen Zugang zum Leben (‚Eine typische Frage von Jugendlichen: Was<br />

bringt mir das?’). Mitbest<strong>im</strong>mung sei für sie kein Thema, das werde ‚als Thema aus den 70er Jahren’<br />

betrachtet.“ (aus: Gespräch mit Philipp Ikrath, Institut für Jugendkultur<strong>forschung</strong> Wien – Hamburg. Siehe auch<br />

S. 82)<br />

„Es gibt Leute, die nicht in voneinander isolierten, privaten Räumen nebeneinander leben wollen. Solche Mieter<br />

und Mieterinnen greifen die Idee auf und sind auch bereit, sich für ihren sozialen Nahraum jenseits der eigenen<br />

vier Wände zu engagieren. Dem steh[en] aber … Leute() gegenüber … die am Wohnort vorwiegend ihre Ruhe<br />

suchen und in Frieden gelassen werden wollen.“ 142<br />

140 Ulrike Scherzer (S. 273)<br />

141 Hans-Richard Ebel in: Kirsten Krüger (S. 324)<br />

142 Schmugge / Sommerfeld in: Michael Hanak (S. 12)<br />

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