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Soziale Nachhaltigkeit im Wohnbau - wiener wohnbau forschung

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Ein halbes Jahr nach dem Einzug waren sich 68 % von 75 befragten Bewohner/innen und eineinhalb<br />

Jahre später <strong>im</strong>mer noch knapp über 66 % von 59 befragten Bewohner/innen einig, dass die Architektur<br />

ihres Hauses nachbarschaftliche Beziehungen fördere. Sie begründeten diese Wirkung am häufigsten<br />

mit drei Argumenten: der intensiveren Wahrnehmung der Bewohner/innen, dem engen Kontakt zu den<br />

Wohnungsnachbarn sowie der Halle als Treffpunkt und Ort für vielfältige Nutzungen.<br />

In ihren Augen beförderten die architektonischen Gegebenheiten zusammen mit sozialen<br />

Gemeinsamkeiten Entstehung und Entwicklung von Nachbarschaften <strong>im</strong> Hallenhaus.<br />

18,6 % der 59 Befragten verneinten allerdings diese These und „ sahen gerade die zu Beginn des<br />

Hallenhauswohnens aufgetretenen engen Kontakte als Problem an, insoweit diese nötige<br />

Rückzugsmöglichkeiten beschnitten. Andere bewerteten die Vielzahl der Kontakte eher als Auslöser von Stress<br />

und Streit. Ebenso sei die Bildung von Nachbarschaften durch die großen sozialen Unterschiede in den<br />

Hallenhäusern erschwert worden.“ 111<br />

(→ zu den „Hallenhäusern“ siehe auch unter den Beispielen S. 93)<br />

> sozialer Durchmischung<br />

Eine soziale Durchmischung, d. h. eine sozial sehr inhomogene Bewohnerschaft, scheint mir <strong>im</strong><br />

Wohnalltag wesentlich schwieriger, da es hierbei für die Bewohner/innen nicht nur darum geht, für eine<br />

eventuell größere Toleranz ihren Nachbar/innen gegenüber ein lebendigeres und gemeinschaftlicheres<br />

Wohnumfeld zu bekommen. Es geht bei einer sozial sehr inhomogenen Bewohnerschaft auch konkret<br />

um vorhandene Energieressourcen.<br />

(→ Vgl. dazu z. B. auch die auf S. 40 unter „Lärm“ zitierte Untersuchung des SORA-Instituts in Wien,<br />

dass die subjektiv empfundene Lärmbelästigung bei armutsgefährdeten Alleinerzieherinnen gegenüber<br />

den Vergleichsgruppen am höchsten ist und sich außerdem 2003 gegenüber 1995 verschlechtert hat.<br />

Auch hier <strong>im</strong> Gegensatz zu den Vergleichsgruppen (arm.gef. alleinstehende ältere Frauen, arm.gef.<br />

kinderreiche Haushalte und DINKS – „double income, no kids“), bei bei denen sich die subjektiv<br />

Empfundene Lärmbelästigung bei Tag und bei Nacht gegenüber 1995 verbessert hat.)<br />

In dem sozialen Modellprojekt „Integriertes Wohnen Günzburg“ / D des Bezirks Schwaben, in dem die<br />

Zielgruppe ein sehr breites Spektrum von „älteren Menschen, Behinderten, Singles, Alleinerziehenden<br />

in schwierigen Situationen, Familien, Wohngruppen, Spätaussiedler und Migrant/innen“ war, ist das<br />

konkrete Zusammenleben für die Betroffenen nicht so einfach.<br />

„Zum Zeitpunkt der Befragung wohnten in der Anlage noch alle in der Konzeption vorgesehenen<br />

Bewohnerschichten. … trotz aller Bemühungen gäbe es <strong>im</strong>mer wieder Probleme zwischen den verschiedenen<br />

Bewohnergruppen. ‚Die Leute haben zu verschiedene Wünsche.’ Die größten Konflikte bestanden zwischen<br />

Senioren und Kindern. ‚Teilweise ist es hier sehr laut. Vor allem wegen der vielen Kinder und Jugendlichen.’<br />

Viele Bewohner des zweiten Bauabschnitts haben Schwierigkeiten, ihre psychisch kranken Nachbarn der<br />

Wohngruppe in den Atriumswohnungen zu tolerieren. Einige gaben diese räumliche Nähe sogar als möglichen<br />

Umzugsgrund an.“ 112<br />

Als Unterstützung für die Bewohnerschaft wurde eine Vollzeit-Sozialarbeiterstelle installiert. Ob dies<br />

allerdings eine sozial nachhaltige Lösung zur Umsetzung des (für die Mieter/innen) anspruchsvollen<br />

Belegungskonzepts ist, bleibt in Frage gestellt.<br />

> interkulturelle Bewohnerschaft<br />

Das folgende Beispiel habe ich in meine Untersuchung aufgenommen und näher ausgeführt, weil es<br />

einige Aspekte sozial nachhaltigen Engagements – Leistbarkeit, Integration, Mitbest<strong>im</strong>mung – zeigt,<br />

aber auch mögliche Schwierigkeiten dieses Engagements an den realen Lebensumständen.<br />

111<br />

Erich Schmidt: Nachbarschaft in der Stadt, Hamburg 2007 (S. 153)<br />

112<br />

Peter Ebner et al.: Barrierefreies und integriertes Wohnen, München 2006, www.exper<strong>im</strong>entellerwohnungsbau.bayern.de/pdf/bfw-brosch.pdf<br />

(S. 29)<br />

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