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Soziale Nachhaltigkeit im Wohnbau - wiener wohnbau forschung

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Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die Bemerkung von Philipp Ikrath vom Institut für<br />

Jugendkultur<strong>forschung</strong>, der bei den Jugendlichen tendenziell zwei entgegengesetzte Lebensstile ortet.<br />

Am einen Ende des Spektrums die „Hyperflexiblen“, wie er es nennt, und am anderen Ende die<br />

„Hypertraditionellen“. Hyperflexible sind eher in höheren Bildungsschichten zu finden, Flexibilität wird als<br />

Freiheit gesehen. 59<br />

„Auch innovative Wohnmodelle werden selten auf ewig gewählt“ schreiben Gysi, Hugentobler, Pfäffli und<br />

Blass in ihrer Zweitevaluation der Wohnüberbauung Davidsboden.<br />

Über die Vorteile von Variabilität und Flexibilität für die Eigentümerin sind die Ansichten auf Seiten der<br />

Hausverwaltungen <strong>im</strong> Davidsboden zum Zeitpunkt der Evaluierung geteilt:<br />

„Wenn sich Mieterbedürfnisse jedoch generell verändern sollten – das haben wir in den letzten zwanzig Jahren<br />

erlebt – wird es diesem Bau extrem leicht fallen, darauf zu reagieren.“ (Bauverwalter CMS) „Die vorhandene<br />

Flexibilität ist sicher kein Nachteil, ich sehe aber kaum eine praktische Bedeutung.“ (heutiger Direktor<br />

der CMS) 60<br />

Hellhörigkeit:<br />

Ein von den Nutzer/innen in allen Studien erwähnter und bis jetzt nicht wirklich zufriedenstellend<br />

gelöster Kritikpunkt bei variablen Raumteilungssystemen ist die Hellhörigkeit innerhalb der Wohnung.<br />

(→ Vgl. dazu auch unter „Lärm“ S. 40)<br />

> nutzungsneutral<br />

Nutzungsneutrale Räume wurden z. B. in der „Regenbogen-Siedlung“ in Hannover (1996) gebaut. Der<br />

damalige Geschäftsführer des Bauträgers erzählt in einer von Student/innen der Universität Hannover<br />

durchgeführten Untersuchung 61 , dass viele Bewohner/innen die enthierarchisierten Grundrisse zunächst<br />

abgelehnt und mit flexiblen Trennwänden zwischen Küche und Wohnraum versehen, diese aber nach<br />

etwa einem Jahr wieder zurückgegeben hätten.<br />

Ähnliches wird von Katharina Weresch über das IBA-Projekt (Internationale Bauausstellung Emscher<br />

Park 1988-93) “Frauen planen Wohnungen“ (1993) zitiert 62 , in dem alle Mieter/innen die von den<br />

Architektinnen angebotenen nutzungsneutralen Grundrisse ablehnten. (Die Gründe dafür können<br />

vielschichtig sein: Gewöhnungseffekt, Wunsch nach einem repräsentativen Wohnz<strong>im</strong>mer,<br />

Nichteinbeziehung aller Wohnungsnutzer/innen, Unterbringen der standardisierten Schränke und Möbel<br />

etc. etc., und müssten extra untersucht werden.)<br />

In dem Modellprojekt „Integriertes Wohnen Günzburg“ / D (1996 / 2000) mit Sozialwohnungen für eine<br />

sehr gemischte Bewohnerschaft wurden, „um den Anforderungen der verschiedenen Bewohnergruppen mit<br />

ihren unterschiedlichen Wohnbedürfnissen gerecht zu werden sowie eine aktuelle Anpassung an neu<br />

entstehenden Bedarf zu ermöglichen … eine systematisierte bauliche Grundstruktur variabler Grundrisse mit<br />

Schalträumen und Leichtbauwänden entwickelt. Das Ergebnis der gleich großen und nutzungsneutralen<br />

Individualräume wurde von den Bewohnern positiv beurteilt.“ 63<br />

59<br />

Interview mit Philipp Ikrath am 25.11.2009, mehr dazu siehe auch S. 82<br />

60<br />

Gysi/Hugentobler/Pfäffli/ Blass, 2000 (S.47f)<br />

61<br />

Kerstin Sailer: wohn raum organisation, Hannover 2001 (S. 18)<br />

62<br />

Katharine Weresch: Wohnungsbau <strong>im</strong> Wandel der Wohnzivilisierung und Genderverhältnisse, Hamburg [u. a.] 2005 (S. 246)<br />

63<br />

Peter Ebner et al.: Barrierefreies und integriertes Wohnen, München 2006, www.exper<strong>im</strong>entellerwohnungsbau.bayern.de/pdf/bfw-brosch.pdf<br />

(S. 33)<br />

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