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Soziale Nachhaltigkeit im Wohnbau - wiener wohnbau forschung

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WOHNUNGEN<br />

▪ GRUNDRISSE<br />

> variabel, flexibel<br />

Variabilität bezeichnet in der Architekturtheorie die Veränderungsmöglichkeiten (z. B. das Umsetzen<br />

von Wänden) innerhalb einer Wohneinheit.<br />

Flexibilität bedeutet das Vergrößern oder Verkleinern einer Wohneinheit insgesamt durch sogenannte<br />

„Schalträume“, die entweder der einen oder anderen Wohnung zugeordnet werden können.<br />

Nutzungsneutrale Wohneinheiten hingegen bestehen aus zwar fix gebauten aber keiner best<strong>im</strong>mten<br />

Funktion zugeordneten, meist annähernd gleichgroßen Räumen.<br />

Im Großen und Ganzen zeigt sich für mich bezüglich variabler oder flexibler Wohnraumorganisation<br />

folgendes Bild aus den recherchierten Evaluierungen:<br />

Die Möglichkeit, die Raumaufteilung ihrer Wohnung zu verändern werden von den Nutzer/innen <strong>im</strong><br />

Allgemeinen hoch bewertet, auch wenn konkrete Veränderungen <strong>im</strong> Wohnalltag nur in Einzelfällen<br />

tatsächlich erfolgen. Aber:<br />

„… vielleicht hat man ja mal das Bedürfnis, eine Wand rauszunehmen, z. B. wenn die Kinder weg sind.“ 55<br />

Das Gleiche gilt für flexible Wohneinheiten. Die Option von Veränderbarkeit entspricht wohl insgesamt<br />

dem Lebensbereich Wohnen, bei dem eine Qualität sozialer <strong>Nachhaltigkeit</strong> darin besteht, auch<br />

Veränderungen in der Zukunft abdecken zu können.<br />

Zudem sind Umzüge mit Kosten verbunden und eventuell auch mit einem Zurücklassen des sozialen<br />

Netzwerkes. Diese Faktoren kommen besonders für diejenigen zu tragen, die einkommensschwach und<br />

/ oder mehr auf ein soziales Netzwerk angewiesen sind.<br />

Bei beiden Möglichkeiten – variabler oder flexibler Wohnraumorganisation – scheint es zudem sinnvoll<br />

eine gute und neutrale Mieter/innenberatung nicht nur während der Planungsphase, sondern bei<br />

Veränderungswünschen auch während der Nutzungsphase anzubieten. 56 Zudem kommt Flexibilität nur<br />

zum Tragen, wenn die Bewohner/innen möglichst lange in ihrer Wohnung bleiben, deshalb muss das<br />

Umfeld, müssen aber auch die eigenen Lebensumstände st<strong>im</strong>men.<br />

Bei den Vertretern der Liegenschaftsverwaltung Davidsboden in Basel macht sich Enttäuschung über<br />

die hohe Mobilitätsrate ihrer Mieter/innen breit:<br />

„Schöne, helle, preisgünstige Wohnungen mit großzügigen Grünflächen, gekoppelt mit der ursprünglichen<br />

Mietermitgestaltung und der Selbstverwaltung der Siedlung sollte ein attraktives Paket für eine vielfältige<br />

Bewohnerschaft, vor allem auch für junge Familien, darstellen.<br />

Das Paket war gut geschnürt und bleibt bis heute attraktiv, die Nutznießer/innen jedoch wechseln. Die<br />

Mobilitätsrate <strong>im</strong> Davidsboden liegt zwar unter dem schweizerischen Durchschnitt, nichts desto trotz ist sie<br />

größer als die Eigentümerinnen hofften.“ 57<br />

Mit durchschnittlich fünf bis zehn Jahren Wohndauer hätten die Verwalter schon gerechnet, schreiben<br />

die Autor/innen der Studie. Und weiter:<br />

„Wer, wie die Eigentümer/innen des Davidsbodens, pr<strong>im</strong>är für eine junge, aktive, städtische Mieterschaft plant<br />

und baut, muss sich bewusst sein, dass junge Leute oft mehrere Wohnformen erproben, bevor sie eine eigene<br />

Familie gründen. … Das durch die Siedlung Davidsboden pr<strong>im</strong>är angesprochene Mietersegment ist also weit<br />

mobiler als beispielsweise die über 45-jährige Bevölkerung.“ 58<br />

55<br />

Gilg / Schaeppi (S. 93). Vgl. auch: Gysi / Hugentobler / Pfäffli / Blass, und: Gaupp-Kandzora, Merkel: Flexible Wohnungen –<br />

Nutzererfahrungen<br />

56<br />

vgl. dazu: Karl Deters / Ewald Wente: Nachuntersuchungen an den Wettbewerbsbauten „Flexible Wohngrundrisse“ und<br />

„Elementa“, Hannover 1980 (S. 141) und: Rosemarie Gaupp-Kandzora / Horst Merkel: Flexible Wohnungen –<br />

Nutzererfahrungen, Stuttgart 1978 (S. 74)<br />

57<br />

Gysi / Hugentobler / Pfäffli / Blass (S. 99)<br />

58<br />

ebd. (S. 100f)<br />

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