Soziale Nachhaltigkeit im Wohnbau - wiener wohnbau forschung
Soziale Nachhaltigkeit im Wohnbau - wiener wohnbau forschung
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konventionell vermietet. Diese beiden Vorgehensweisen führten zu einer unterschiedlichen Mieterschaft in den<br />
beiden Siedlungsteilen, die sich inzwischen aber – laut Zweitevaluierung – angeglichen hat.<br />
„Wir konnten mit diesem Konzept das Postulat der Mietermitwirkung ohne Mehrkosten realisieren. Ein Ziel war auch,<br />
schlechte Wohnungsgrundrisse zu vermeiden.’ (Bauverwalter CMS)… Auch aus Sicht der gegenwärtigen Mieterinnen<br />
und Mieter hat die Mitwirkung bei der Grundrissgestaltung und Ausstattung in den CMS Wohnungen auf die Dauer<br />
keine nennenswerten Probleme mit sich gebracht. Die dadurch entstandene Vielfalt der Wohnungen wird auch von<br />
den später Zugezogenen geschätzt, selbst wenn sie nicht <strong>im</strong>mer ganz glücklich sind über den Geschmack ihre<br />
Vormieter. ‚In anderen CMS-Wohnungen habe ich sehr schöne Kacheln in der Küche gesehen. Auch andere Sachen,<br />
die ich gesehen habe, hätten mir mehr entsprochen … aber die Grundrisse sind in Ordnung und dass jede Wohnung<br />
– wenn auch nur min<strong>im</strong>al – anders ist, finde ich spannend.’ (Neuzuzüglerin)“ 28<br />
Bezogen auf den intendiert gemeinschaftsbildenden Charakter von Mitbest<strong>im</strong>mung schreibt Ulrike Scherzer<br />
2003 in ihrer Evaluierung von vier deutschen Modellvorhaben der Jahre 1989-92:<br />
„Die Vorstellung, die Bewohner durch den Partizipationsprozess in die Planung zu integrieren und damit Motivation<br />
und Identifikation etc. anzustiften, hat sich trotz der unterschiedlichen Handhabung in keinem der Projekte <strong>im</strong><br />
geplanten Maße realisieren lassen. … Die Mitwirkungskompetenzen innerhalb der Nutzungsphase haben eine<br />
wesentlich entscheidendere Funktion bei der Förderung von gemeinschaftlichen Aktionen als diejenigen in der<br />
Planungsphase.“ 29<br />
>> Außenraum<br />
Interessant sind solche Beispiele, bei denen auch bei der Außenraumgestaltung die zukünftigen Nutzer/innen<br />
miteinbezogen bzw. sie ihnen zur Ausgestaltung überlassen wurden. Als ein älteres Beispiel dafür z.B. die<br />
Siedlung Gelgebakken in Kopenhagen von 1974 (in: Kirschenmann, Muschalek: Quartiere zum Wohnen,<br />
1977). Oder als neueres Beispiel, 2003, die Siedlung Hegianwandweg in Zürich:<br />
„Es gibt drei Pflanzplätze in der Siedlung, welche jeweils in Parzellen aufgeteilt sind. Interessenten können sich<br />
melden und diese Parzellen beliebig bepflanzen. Dieses Angebot wird rege genutzt.“ 30<br />
Oder auch, aus einem verwandten Zusammenhang, die erfolgreichen „Quartiersgärten“ in einigen Metropolen<br />
(z. B. New York, Berlin, Paris), bei denen interessierten Anwohner/innen Brachflächen zur freien Bepflanzung<br />
und öffentlichen Nutzung zur Verfügung gestellt werden.<br />
Auch hier gilt vor allem: Ausschlaggebend für die soziale <strong>Nachhaltigkeit</strong> ist nicht vorwiegend die<br />
Miteinbeziehung der Nutzer/innen bei der Planung, sondern ob in der Nutzungsphase eine Mitbest<strong>im</strong>mung<br />
durch die Bewohner/innen möglich ist bzw. ob bei Bedarf Anpassungen / Veränderung der Außenflächen<br />
durchgeführt werden können.<br />
>> Kosten – Rohbaumiete<br />
Eine Form der Selbstbest<strong>im</strong>mung, die sich auf Ausstattung und Mietkosten bezieht, wurde in der<br />
Wohnbebauung Vordere Lorraine (2003) in Bern angewandt:<br />
„Nebst der Wahl der Raumkonstellation ermöglichte die ‚Miete nach Maß’ den Nutzern, <strong>im</strong> Rahmen eines<br />
vorgegebenen Ausbaukatalogs den Innenausbau zu wählen. … Zusatzwünsche und Komfortverzicht werden in<br />
der Miete berücksichtigt. … Die Erstmieter konnten zwischen Rohbaumiete und ‚Miete nach Maß’ wählen. Als<br />
Randbedingung für die Rohbaumiete gelten langfristige Mietverträge und Übernahmeregeln bei vorzeitigem<br />
Auszug. Die meisten Bewohner entschieden sich jedoch für die zweite Lösung.“ 31<br />
28 Gysi / Hugentobler / Pfäffli / Blass (S.16, 31, 47f)<br />
29 Ulrike Scherzer (S. 272f)<br />
30 Gilg / Schaeppi (S. 167)<br />
31 ebd. (S. 136f)<br />
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