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Soziale Nachhaltigkeit im Wohnbau - wiener wohnbau forschung

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▪ PLANUNG<br />

> vernetztes Denken<br />

„Kosten sparen heißt Vermeiden von Fehlern durch vernetztes Denken und Planen. Wird diese Phase reduziert,<br />

können die Kosten nur noch unwesentlich reduziert werden. … Eine erste Empfehlung ist dann auch, die Hierarchie<br />

der Projektgruppe (in Anlehnung an das niederländische Bouwteam) zu überdenken.“ 21<br />

Wohnen basiert auf gebauter Umwelt, die wiederum durch Wohnprozesse und Alltagsabläufe geformt wird.<br />

Die baulichen Qualitäten des privaten und gemeinschaftlich genutzten Raumes beeinflussen unser Verhalten<br />

und unsere Sozialisation, so wie unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit. Deshalb ist es sinnvoll, der<br />

Planung von Wohnraum und Wohnraumumfeld große Aufmerksamkeit zu schenken und die Auswirkungen<br />

und Nebenwirkungen des Baulichen bereits <strong>im</strong> Vorfeld mitzudenken. Bauliche Fehler bzw.<br />

Gedankenlosigkeiten, die die in ihnen stattfindenden Handlungsabläufe und die Bedürfnisse der<br />

Bewohner/innen nicht gründlich genug bedenken, können in der Nutzungsphase nur mehr mit großem<br />

Kostenaufwand oder gar nicht beseitigt werden, beeinträchtigen aber die Lebensqualität der Wohnenden.<br />

Kostengünstiges Material kann z. B. in einer exper<strong>im</strong>entellen Alternativsiedlung durchaus als charmant und<br />

einfach kostengünstig erlebt werden, während es in Sozial<strong>wohnbau</strong>ten von den Mieter/innen als mangelnde<br />

Qualität und „schäbig“ empfunden wird.<br />

„Dennoch bestand unter der Bewohnerschaft eine starke Ablehnung gegenüber der Verwendung best<strong>im</strong>mter<br />

Materialien. Die Schuppenbauten aus unbehandelten Sperrholzplatten mit Dächern aus Doppelstegplatten wurden<br />

negativ bewertet: ‚Die Holzbuden sehen aus wie Hasenställe und die Blechdächer auf den <strong>Wohnbau</strong>ten schauen<br />

schäbig aus.’ Die Bewohner regten an, dass man die vergrauten und fleckigen Holzplatten anstreichen solle.“ 22<br />

Vernetztes Denken meint in diesem Zusammenhang also ein möglichst breites Miteinbeziehen aller Faktoren,<br />

die <strong>im</strong> Wohnalltag der unterschiedlichen Bewohner/innen zum Tragen kommen. Hilfreich dafür ist es, das<br />

Wissen aller beteiligten Köpfe zu nutzen.<br />

> Sorgfalt – Qualität der Planung<br />

Maroje Mrduljaš beschreibt soziale <strong>Nachhaltigkeit</strong>, wenn sie über die sorgfältige Innen- und<br />

Außenraumplanung der Architektinnen Iva Letilović & Morana Vlahović für einem sozialen<br />

(Eigentums)<strong>Wohnbau</strong> in Krapinske Toplice, Kroatien, feststellt:<br />

„Die nicht standardgemäßen Lösungen wurden von den Bewohnerinnen und Bewohnern meist in Richtung einer<br />

Rückkehr zum Konventionellen korrigiert, die existenziellen Qualitäten des Raums blieben jedoch gewahrt. …<br />

Das Projekt wurde nicht intentionell inklusiv oder für weitergehende Interventionen konzipiert, jedoch zeigte die<br />

Alltagspraxis, das die ausgefeilte Raumkonstruktion <strong>im</strong> Fall des Gebäudes in Krapinske Toplice eher für<br />

Abänderungen geeignet ist als Routinelösungen, die infolge ihrer … fehlenden Artikulation als anpassungsfähiger<br />

gelten.“ 23<br />

> Kosten<br />

>> „IAOH“-Vertrag<br />

Eine spezielle Vorgehensweise zur Senkung der Baukosten wurde bei der Regenbogensiedlung in Hannover<br />

mit den Architekten vereinbart. Die Wohnhausanlage wurde 1997 für 111 Sozialwohnungen fertiggestellt und<br />

ist mit Niedrigenergie ausgestattet.<br />

Mit dem beauftragen Architekturbüro wurde ein sogenannter „IAOH“-Vertrag vereinbart, der die üblichen<br />

Honorarstrukturen der Honorarverordnung für Architekten (HOAI) umkehrt. Dieses von der zuständigen<br />

Architektenkammer akzeptierte Modell basiert auf progressiven Honorarzulagen pro Kostenstufen-<br />

21<br />

Walter Stamm-Teske: Preis-werter Wohnungsbau 1990-1996, Düsseldorf 1996 (S. 10)<br />

22<br />

über das Projekt „Integriertes Wohnen Günzburg“ in: Peter Ebner et al. (S. 36)<br />

23<br />

Maroje Mrduljaš in: Oliver Elser / Michael Rieper: Wohnmodelle. Exper<strong>im</strong>ente und Alltag. Wien 2009 (S. 217)<br />

20

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