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Soziale Nachhaltigkeit im Wohnbau - wiener wohnbau forschung

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Durchgang in den Hof führt, werden aber teilweise auch klar als Belastung wahrgenommen. Ähnlich verhält es sich<br />

auch bei der Vorderen Lorraine, wo ein Teil der Gemeinschaftsräume, ein Restaurant und eine Ludothek Besuchern<br />

aus dem ganzen Quartier offen stehen.“ 15<br />

In diesen Fällen wäre es für eine sozial nachhaltige Wohnqualität wichtig, bereits bei der Planung den<br />

Nutzungsprozess mit zu bedenken und für die Wohnanlage klar getrennte öffentlich zugängige und nur<br />

gemeinschaftlich nutzbare Bereiche zu schaffen.<br />

Ulrike Scherzer hält aber auch in den Ergebnissen ihrer Untersuchung fest:<br />

„Die persönlichen Bindungen der Bewohner zum Standort des Projekts hatten eine größere integrative Bedeutung als<br />

jegliche räumliche (oder soziale) Voraussetzung <strong>im</strong> Projekt.“ 16<br />

So gesehen würde sich die Planung einer neuen Wohnsiedlung für die bereits vorhandene Quartiersbewohnerschaft<br />

am sozial nachhaltigsten erweisen.<br />

> Überbauungsdichte<br />

Maja Lorbek und Frank Denk schreiben unter dem Titel „Suffizienz: nachhaltige Wohn- und Lebensstile“ in<br />

ihrer Untersuchung von Umbauten:<br />

„Eine nachhaltige Wohnungspolitik muss demnach als Ziel haben, dass die Nutzfläche pro Person nicht weiter steigt<br />

und dass das Leben und Wohnen in dicht verbauten Gebieten als nachhaltiger Lebensstil anerkannt wird.“ 17<br />

Hier stellt sich allerdings die Frage, ob in absehbarer Zeit mit einem Rückgang der Wohnfläche pro Person<br />

gerechnet werden kann. Und ob, falls das eintreten sollte, das nicht dann aus Kostengründen geschieht und<br />

eher die einkommensschwächeren Bevölkerungsteile betrifft.<br />

Zum Thema Dichte ist zu berücksichtigen, welche Zielgruppen bei einem <strong>Wohnbau</strong>vorhaben angesprochen<br />

werden und in welchem Maße sie ihren Alltag zu Hause verbringen und / oder auf die Benutzung der<br />

Außenräume angewiesen sind. Auch, wie homogen oder inhomogen die Bewohnerschaft zusammengesetzt<br />

ist. (→ Vgl. dazu auch die Modellsiedlung „Integriertes Wohnen Günzburg“ unter Beispiele auf S. 98)<br />

Bei der Wohnüberbauung Davidsboden in Basel, deren Zielsetzung eine kostengünstige Wohnraumschaffung<br />

vor allem für Familien und für die Bewohner/innen des Quartiers war, war gleichzeitig eine Dichte von 2,0<br />

vorgegeben. Die Wohnhausanlage liegt in einem an Freiflächen armen Quartier. Die hohe Dichte wird in einer<br />

Evaluierung acht Jahre nach Bezug sowohl von den Mieter/innen als auch den Eigentümerinnen als zu hoch<br />

eingestuft. Die Architekten und der ehemalige Kantonsbaumeister sehen hingegen in dichten qualitätsvollen<br />

städtischen <strong>Wohnbau</strong>ten auch eine Forderung der <strong>Nachhaltigkeit</strong> verwirklicht. 18<br />

Constanze Mästle stellt aber in einer Studie zu verdichteten Wohnformen 19 auch fest, dass zwar unter jungen<br />

Familien mit Kindern das Einfamilienhaus in der Mehrzahl noch <strong>im</strong>mer als ideale Wohnform gelte, dass aber<br />

vor allem kinderlose Paare, ältere Menschen und Alleinstehende sich mit Formen des verdichteten Wohnens<br />

zufriedener zeigten.<br />

Sie meint daher, dass – auch in Hinblick auf die zu erwartende demographischen Entwicklungen –<br />

verdichtetes Wohnen in Zukunft eine weitaus wichtigere Rolle spielen wird als bisher. 20<br />

(→ zu Überbauungsdichte siehe auch unter „Lärm“, S. 40)<br />

15<br />

Mark Gilg / Werner Schaeppi: Lebensräume. Zürich 2007 (S. 66)<br />

16<br />

Ulrike Scherzer (S. 269)<br />

17<br />

Franz Denk / Maja Lorbek: Ressource Umbau: Baustelle Wohnung, Wien 2008,<br />

http://www.<strong>wohnbau</strong><strong>forschung</strong>.at/Downloads/LF_Ressource_Umbau.pdf (S. 14)<br />

18<br />

Gysi / Hugentobler / Pfäffli / Blass (S.37f)<br />

19<br />

Constanze Mästle: Verdichtete Wohnformen und ihre Akzeptanz bei den Bewohnern, Göttingen 2006<br />

20 ebd. (S. 125)<br />

19

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