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Soziale Nachhaltigkeit im Wohnbau - wiener wohnbau forschung

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Lärm<br />

Das Schweizer Bundesamt für Raumentwicklung des Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und<br />

Kommunikation listet in einem Überblick über die durch Straßen- und Schienenlärm verursachten verlorenen<br />

Lebensjahre auf: Im Jahr 2000 waren es landesweit insgesamt 330 verlorene Lebensjahre (274 Lebensjahre<br />

durch Straße und 56 durch Schiene) und insgesamt 26 verlorene Erwerbsjahre (21 durch Straße und 4 durch<br />

Schiene). Im gleichen Zeitraum gingen gesamtgesellschaftlich gesehen 896 Jahre durch bluthochdruckbedingte<br />

Krankheiten verursacht durch Lärm in der Nacht verloren (708 Jahre durch Straßenlärm und 188<br />

Jahre durch Schienenlärm). 10<br />

In den Jahren 2002 und 2003 wurde <strong>im</strong> Auftrag der WHO in acht europäischen Städten (Angers, Bonn,<br />

Bratislava, Budapest, Ferreira, Forli, Genf, Vilnius) die LARES-Studie durchgeführt, um den Zusammenhang<br />

zwischen Lärmbelästigung be<strong>im</strong> Wohnen und Erkrankungsrisiko zu untersucht.<br />

In den Ergebnissen der Studie fühlten sich von den knapp unter 8000 Befragten (Erwachsene, Kinder und<br />

Ältere) 14,4 % stark, 37,9 % mäßig und 47,7 % überhaupt nicht in den letzten 12 Monaten von Verkehrslärm<br />

beeinträchtigt.<br />

Nicht berücksichtigt werden konnte dabei, dass jüngeren Kindern nicht <strong>im</strong>mer bewusst ist, ob sie durch Lärm<br />

gestört werden und auch, dass eine Störung <strong>im</strong> Schlaf von den Betroffenen nicht als solche wahrgenommen<br />

wird. 11<br />

„Die Ergebnisse zeigen [auch], dass die nächtliche Lärmbelastung hinsichtlich der Gesundheit einen relevanten<br />

Einfluss darstellt. ‚Insbesondere dem nächtliche Lärm wird <strong>im</strong>mer noch nicht die notwendige Aufmerksamkeit<br />

gewidmet, um gesundheitliche Gefährdungen zu vermeiden’, sagt Dr. Ing. Christian Maschke, Sprecher des<br />

Forschungsverbundes … Die Ergebnisse decken sich mit anderen epidemiologischen Ergebnissen zum Einfluss von<br />

Lärm <strong>im</strong> Wohnumfeld (Studien des Umweltbundesamtes: WaBaLu-Heft 01/03 und 02/04).“ 12<br />

> Einbindung ins Quartier<br />

Eine Einbindung ins Quartier wird häufig durch öffentliche Einrichtungen (Café, Restaurant, Freizeit- und<br />

Kulturangebote) intendiert. Sie können einen erheblichen Einfluss auf die Integration zwischen Bewohner/innen<br />

und Quartier haben.<br />

Öffentliche soziale Einrichtungen, so Ulrike Scherzer in ihrer Studie, haben sich in dieser Hinsicht als nicht<br />

unbedingt zielführend erwiesen, da sie „an allen [von ihr untersuchten]<br />

Standorten sehr unabhängig und selbstbezogen arbeiten und keine Verbindung zu den Projekten herstellen.“ 13<br />

Im Fall der Wohnüberbauung Davidsboden in Basel tragen die drei Kindergärten der Anlage, die Kinderarztpraxis<br />

und die vom Quartier mit genutzte Kompostierungsanlage dazu bei, dass die „Schwelle“ zur Siedlung<br />

auch von anderen Personen überschritten wird.<br />

Andererseits kann eine starke öffentliche „Mitnutzung“ auch eine Belastung der Mieter/innen darstellen.<br />

„Eines steht fest: Für Kinder aus dem Quartier sind vor allem die Innenhöfe des Davidsbodens attraktiv. Zumindest<br />

phasenweise werden öffentliche und halböffentliche Räume der Siedlung für Kinder und Jugendliche <strong>im</strong> Quartier zum<br />

Tummelplatz, was den ohnehin hohen Lärm- und „Umtriebigkeitspegel’ noch verstärkt. Der Davidsboden leistet damit<br />

einen Beitrag zur Quartiersaufwertung, allerdings einen, der die Siedlung selbst belastet.“ 14<br />

Ähnliches berichten Mark Gilg und Werner Schaeppi auch über den Brahmshof in Zürich.<br />

„Der Innenhof der Siedlung und das ‚Brahms-Kafi’ werden stark aus dem umliegenden Quartier frequentiert und<br />

dienen den Jugendlichen als Treffpunkt. Zweifellos ermöglicht dieser Umstand letztlich die wirtschaftliche Existenz<br />

des Cafés. Der uneingeschränkte Zutritt für Nichtbewohner und namentlich die Tatsache, dass ein öffentlicher<br />

10 Quelle: www.bafu.admin.ch „Die aktuelle Lärmwirkungs<strong>forschung</strong>“; Umwelt 2/05 „Lärm nervt und macht krank“ (S. 19ff)<br />

11 Hildegard Niemann / Christian Maschke: WHO LARES. Final Report. 2004, www.euro.who.int/Document/NOH/WHO_Lares.pdf<br />

12<br />

TU Berlin – Medieninformation Nr. 160 – 14. Juni 2004, http://archiv.pressestelle.tu-berlin.de/pi160.html<br />

13<br />

Ulrike Scherzer (S. 268)<br />

14<br />

Gysi / Hugentobler / Pfäffli / Blass: Die Wohnüberbauung Davidsboden acht Jahre nach Bezug, Zürich 2000 (S. 136f)<br />

18

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