Soziale Nachhaltigkeit im Wohnbau - wiener wohnbau forschung
Soziale Nachhaltigkeit im Wohnbau - wiener wohnbau forschung
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▪ DER NUTZEN SOZIALER NACHHALTIGKEIT<br />
Der soziale <strong>Nachhaltigkeit</strong>sgedanke <strong>im</strong> <strong>Wohnbau</strong> bedeutet für die Gesamtgesellschaft eine wohlüberlegte und<br />
bedarfsgerechte Wohnraumsicherung für alle und die Vermeidung von (kostspieligeren) Folgekosten bei<br />
Versäumnissen in diesem Kernbereich. Schon jetzt ist die Wohnkostenfrage für viele, vor allem aber für<br />
einkommensschwache Gruppen, ein schwerwiegendes Thema.<br />
„ … dass für Menschen mit einem heutigen monatlichen Einkommen um € 1.000,- die Pensionen zu gering ausfallen<br />
werden, um sich <strong>im</strong> Alter ihre Wohnungen noch leisten zu können. ‚Die künftigen Pensionisten werden mit dem<br />
heutigen Pensionistendasein nicht mehr vergleichbar sein. Besonders schwierig wird es für Frauen werden, die Kinder<br />
haben, und derzeit in schlecht bezahlten Arbeitsfeldern tätig sind, z. B. in der Reinigung und <strong>im</strong> Verkauf.’“ (aus:<br />
Gespräch mit Michael S., 46. Siehe auch S. 86)<br />
Es bedeutet auch, Produkte zu schaffen, die durch eine sorgfältige Konzeptionierung sowohl besser auf<br />
aktuelle Wohnbedürfnisse reagieren können als auch für zukünftige Veränderungen gerüstet sind.<br />
„Wenn sich Mieterbedürfnisse jedoch generell verändern sollten – das haben wir in den letzten zwanzig Jahren erlebt<br />
– wird es diesem Bau extrem leicht fallen, darauf zu reagieren.“ 11<br />
Nur langfristig anpassbare Systeme / <strong>Wohnbau</strong>konzepte können eine dauerhafte Verwertbarkeit sicherstellen.<br />
(Ein Gegenbeispiel dazu wären z. B. die sog. „Plattenbauten“ der Nachkriegszeit, die wahrscheinlich besser<br />
sind als ihr allgemeiner Ruf, die aber dennoch nur mit kostspieligen Maßnahmen für die heutigen Bedürfnisse<br />
adaptiert werden können. Ob gleiches für die Großwohnanlagen der 1980er Jahre oder auch für heutige<br />
Standardkonzepte gilt, wird sich in der Zukunft zeigen.)<br />
„Eine durchdachte Planung, die so umfassend wie möglich alles vermeidet, das das Wohlbefinden der Bewohner der<br />
Anlage beeinträchtigen könnte und sich somit am nachhaltigen Bewohnernutzen orientiert, kostet weit weniger als ein<br />
späterer Sanierungsaufwand zur Beseitigung der Folgen von Fehlplanungen.“ 12<br />
<strong>Soziale</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Wohnbau</strong> beinhaltet eine langfristige Zufriedenheit der Nutzer/innen und trifft sich in<br />
dieser Zielsetzung z. B. auch mit ertragsorientierten Zielen von Wohnungsunternehmungen.<br />
„Die am häufigsten genannten Gründe für die geplanten Ausweitungen des Angebots an wohnbegleitenden<br />
Leistungen zielen nicht unmittelbar auf eine Ertragssteigerung, sondern auf die Erhöhung der Wohnzufriedenheit und<br />
der Kundenbindung. Dieses Orientierungsmuster der Anbieter … trifft sehr genau die dienstleistungsbezogenen<br />
Einstellungen der Bewohner. Denn diese messen, wie die <strong>im</strong> Rahmen des vorliegenden Projekts durchgeführten<br />
Befragungen zeigen, den wohnbegleitenden Dienstleistungen sehr hohe Bedeutung für ihre Wohnzufriedenheit bei.“ 13<br />
▪ STRATEGIEN SOZIALER NACHHALTIGKEIT IM WOHNBAU<br />
Die derzeit am häufigsten angewandten Strategien, soziale <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Wohnbau</strong> zu erzielen, sind:<br />
· eine sorgfältige Planung<br />
· variable / flexible / nutzungsneutrale Grundrisskonzepte<br />
· Mitbest<strong>im</strong>mung<br />
· Teilselbstverwaltung<br />
· soziales Management<br />
· neue Formen wohnbegleitender Dienstleistungen<br />
11<br />
ein Bauverwalter in: Gysi / Hugentobler / Pfäffli / Blass: Die Wohnüberbauung Davidsboden acht Jahre nach Bezug, Schweizer<br />
Bundesamt für Wohnungswesen 2000 (S. 47f)<br />
12<br />
Georg Pilarz (GIWOG AG) in: Österr. Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen (Hsg.): Bewohnerkonflikte. 14. Wohnwirtschaftliche<br />
Tagung, Wien 2003 (S. 77)<br />
13<br />
Czasny / Schöffmann / Stocker: Neue Dienstleistungen <strong>im</strong> Wohnungssektor, Wien 2006 (S. 1)<br />
13