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Soziale Nachhaltigkeit im Wohnbau - wiener wohnbau forschung

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Bewohnerschaft<br />

Die Bewohner und Bewohnerinnen und auch die Eigentümer sind sich einig, dass die Größe und die<br />

Dichte der Siedlung mit 2,0 an der obersten Grenze liegt. Einige Bewohner meinten auf die Frage, was<br />

am Davidsboden verändert werden müsse, spontan mit „weniger Wohnungen“ und „der mittlere Trakt<br />

sollte abgerissen werden“.<br />

Die Bewohnerschaft der Siedlung war mit einem hohen Grad an sozialer Durchmischung konzipiert, der<br />

auch erreicht wurde. Die Autorinnen der Evaluierung sprechen davon, dass das Leben <strong>im</strong> Davidsboden<br />

nicht <strong>im</strong>mer konfliktfrei abläuft, dass es aber dennoch „in Anbetracht der Bewohnervielfalt und erwarteten<br />

Eigenverantwortung erstaunlich und eindrücklich zugleich [ist], dass das Zusammenleben so gut<br />

funktioniert.“ 232<br />

Im Davidsboden leben nur wenig älter Menschen (zum Zeitpunkt der Evaluierung 8), aber 63 % der<br />

Haushalte mit Kindern. Ca. ein Drittel der Bewohner/innen sind nichtschweizerischer Herkunft (zum<br />

Zeitpunkt der Evaluierung 242 Schweizer/innen und ca. 118 Nichtschweizer/innen, die größte Gruppe<br />

davon sind Türk/innen).<br />

Ein Hauptkonfliktpunkt ist das Fußballspielen in den Innenhöfen. Ein anderer die unterschiedlich<br />

engagierte Mitarbeit am Hausverein.<br />

Teilselbstverwaltung<br />

„Wenn sprachliche Verständigungsschwierigkeiten und kulturelle Barrieren in einem Hausverein sehr groß<br />

sind, entstehen Probleme. Hier zeigen sich Zielkonflikte zwischen den Erfordernissen der Selbstverwaltung und<br />

der auch sprachlich sehr heterogenen Bewohnerschaft. …<br />

Trotzdem macht auch aus dem Kreis der nicht-schweizerischen Gesprächsteilnehmer/innen niemand den<br />

Vorschlag, die Selbstverwaltung in den Hausvereinen abzuschaffen. Gleichgültig ob griechischer, türkischer<br />

oder deutscher Herkunft, schätzen sie die Freiheiten und das Mitspracherecht, das Mieter/innen normalerweise<br />

nicht haben.“<br />

Die Teilselbstverwaltung durch die Bewohner/innen des Davidsboden bezieht sich vorwiegend auf<br />

Hauswartsarbeiten, die Pflege des Wohnumfeldes und die Gestaltung der Formen des Zusammenlebens<br />

(z. B. Mitbest<strong>im</strong>mung bei Neuvermietung, die Nutzung der Gemeinschaftsbereiche).<br />

Die Erwartungen an die Teilselbstverwaltung waren hochgesteckt. Nach einigen Jahren der Erfahrung<br />

ziehen die Autorinnen eine nüchterne Bilanz:<br />

„Man könnte die Davidsboden-Bewohner/innen in fünf Gruppen aufteilen:<br />

· Mieter/innen, für die gemeinsam zu planen, zu gestalten, mitzubest<strong>im</strong>men wichtig ist und die deshalb bereit<br />

sind, über kürzere oder längere Zeit einen beträchtlichen Teil ihrer Freizeit dafür einzusetzen.<br />

· Mieter/innen, die die Notwenigkeit zur Zusammenarbeit einsehen und die Vorteile dieser Art des Zusammen-<br />

lebens schätzen (soziale Kontakte, Nachbarschaftshilfe), und sich <strong>im</strong> geforderten Maß engagieren.<br />

· Mieter/innen, welche aufgrund ihrer aktuellen Lebenssituation auf gegenseitige Unterstützung und die<br />

bestehende Infrastruktur angewiesen sind, die aber zeitlich bereits überlastet sind mit Erwerbsarbeit,<br />

Kindererziehungspflichten usw. und sich nur beschränkt engagieren können.<br />

· Mieter/innen ausländischer Herkunft, die ihre Wohnungen <strong>im</strong> Davidsboden und ihre Nachbarn schätzen, die<br />

aber wenig Zeit und Interesse an aktiver Partizipation haben und sich von den Schweizer/innen wenig<br />

verstanden fühlen.<br />

· Erst- und Nachfolgemieter/innen <strong>im</strong> Helvetia Patria-Siedlungsteil, die eine günstige, schöne Wohnung suchten<br />

und die Selbstverwaltung wohl oder übel in Kauf nehmen mussten.“ 233<br />

232 ebd. (S. 60)<br />

233 ebd. (S. 82)<br />

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