Apotheken — so läufts rund
Apotheken — so läufts rund
Apotheken — so läufts rund
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17. August 2007<br />
KOMPAKT<br />
GESUNDHEIT<br />
<strong>Apotheken</strong> <strong>—</strong> <strong>so</strong> <strong>läufts</strong> <strong>rund</strong><br />
w Service: Infos, Beratung, Prävention <strong>—</strong> alles für Ihre Gesundheit<br />
w Medikamente: Was Sie wissen müssen w Leseraktion: «Hand aufs Herz»
Generika, bei denen Sie das teure Hobby des CEOs nicht mitbezahlen.<br />
Bei Helvepharm bekommt der Geschäftsleiter kein Millionengehalt und auch keinen<br />
dicken Bonus. Das gesparte Geld verwenden wir lieber für die schnelle, günstige und<br />
einfache Abgabe unserer Generika. Helvepharm, das bescheidene Pharmaunternehmen.
TITELBILD: A1PIX/PHA (2), MICHAEL MOHR/PHOTOALTO, PAUL A. SOUDERS/CORBIS/RDB, ISABELLE ROZENBAUM/PHOTOALTO, PHARMA SUISSE, A. VOSSBERG/VISUM, A1PIX/PHA; FOTO: FAUSTO GIACCONE/ANZENBERGER<br />
GESUNDHEIT<br />
Fragen Sie Ihre Apothekerin<br />
Diese Aufforderung haben Sie schon<br />
dutzendfach vernommen. Und? Fragen<br />
Sie jeweils, wenn Sie ein Medikament<br />
kaufen? Es wäre ratsam. Denn<br />
zahlreiche Untersuchungen zeigen: Je<br />
besser die Patienten und Patientinnen<br />
über Sinn und Zweck der Arzneimittel<br />
informiert sind, desto höher ist die<br />
Bereitschaft, die Therapie konsequent<br />
durchzuführen – und desto grösser ist<br />
die Chance, dass sie erfolgreich ist.<br />
Apothekerinnen und Apotheker spielen<br />
eine zentrale Rolle, wenn es um die<br />
Sicherheit und Wirksamkeit von medikamentösen<br />
Therapien geht: Sie kontrollieren<br />
Rezepte und Arzneimittel,<br />
sie beraten Patienten, und sie gewährleisten<br />
die Ver<strong>so</strong>rgung <strong>rund</strong> um die<br />
Uhr. Damit tragen sie wesentlich dazu<br />
bei, dass Medikamente den erhofften<br />
Nutzen erzielen und Patienten von<br />
un erwünschten Wirkungen verschont<br />
bleiben. Mit gutem G<strong>rund</strong>: Schätzungsweise<br />
zehn Prozent der Gesundheitskosten<br />
sind auf Therapieverweigerung<br />
und unsachgemässe Medikamenteneinnahme<br />
zurückzuführen.<br />
Doch <strong>Apotheken</strong> haben noch mehr zu bieten,<br />
zum Beispiel die Messung von Blutdruck,<br />
Cholesterin und Blutzucker,<br />
Körperfett- und Urinanalysen, Beratung<br />
bei Allergien oder einem Rauchstopp,<br />
präventive Tests für Herzinfarkt<br />
und Diabetes. Die vorliegende «Kompakt»-Ausgabe<br />
liefert die nötigen Informationen<br />
dazu.<br />
Fragen Sie al<strong>so</strong> Ihre Apothekerin –<br />
nicht nur wenn es um Medikamente<br />
geht. Urs Zanoni<br />
Inhalt<br />
GESUNDHEIT BEOBACHTER KOMPAKT 17/2007 3<br />
Bilder in dieser Ausgabe: <strong>Apotheken</strong> sind funktionale Einrichtungen, die man<br />
in der Regel nicht aus purer Freude aufsucht. Entdecken Sie in diesem<br />
«Kompakt» neben den nützlichen auch die exotischen Seiten von <strong>Apotheken</strong> –<br />
auf einem Ausfl ug <strong>rund</strong> um die Welt. Ganz ohne Reiseapotheke.<br />
Im Bild: Apotheke in Macau, China<br />
4 G<strong>rund</strong>lagen<br />
Sie wissen alles über <strong>Apotheken</strong>? Dann lösen Sie dieses Quiz ohne Probleme<br />
11 Angebot<br />
Beratung, Prävention, Tests: was Sie in <strong>Apotheken</strong> erwarten können<br />
16 Medikamente<br />
Schmaler Grat zwischen Wirkung und Nebenwirkung – was Sie wissen müssen<br />
23 Glossar<br />
SL, OTC, EXP: Nur wer die Fachausdrücke versteht, kann wirklich mitreden<br />
24 Generika<br />
Die wichtigsten Fragen und Antworten zu Original- und Nachahmerpräparaten<br />
30 Prävention<br />
Aktion «Hand aufs Herz»: wie Beobachter-Leserinnen und -Leser profi tieren<br />
36 Interview<br />
Dominique Jordan vom Apothekerverband zur heutigen Rolle der <strong>Apotheken</strong><br />
39 Weitere Infos und Impressum<br />
Buchtipps, Adressen und Internetlinks <strong>rund</strong> ums Thema Gesundheit
4 GESUNDHEIT BEOBACHTER KOMPAKT 17/2007<br />
GRUNDLAGEN<br />
Bereit für eine kleine Doktorarbeit?<br />
Wahrscheinlich waren Sie in diesem Jahr schon mindestens einmal in einer Apotheke.<br />
Doch wussten Sie das Angebot wirklich zu nutzen? Was wissen Sie über Medikamente und<br />
ihre Anwendung? Testen Sie Ihre Kenntnisse.<br />
Quiz<br />
1. Wie heisst die Schweizer<br />
Zulassungs- und Überwachungsbehörde<br />
für Heilmittel?<br />
a Pharmasuisse<br />
b Swissmedic<br />
c Santésuisse<br />
2. Wofür steht das Kürzel LOA?<br />
a Lastschriftverfahren obliegt<br />
Apotheke<br />
b leichtflüchtiges organisches<br />
Arzneimittel<br />
c leistung<strong>so</strong>rientierte Abgeltung<br />
3. Wovon gibt es mehr in der Schweiz:<br />
<strong>Apotheken</strong> oder Drogerien?<br />
a Es gibt mehr <strong>Apotheken</strong> als<br />
Drogerien.<br />
b Es gibt mehr Drogerien als<br />
<strong>Apotheken</strong>.<br />
c Es gibt etwa gleich viele <strong>Apotheken</strong><br />
wie Drogerien.<br />
4. Was versteht man unter<br />
Selbstdispensation?<br />
a Der Arzt führt eine Praxisapotheke<br />
und händigt Medikamente aus.<br />
b Der Apotheker gibt rezeptpflichtige<br />
Medikamente ohne Arztrezepte ab.<br />
c Der Patient kauft in der Apotheke<br />
oder in der Drogerie ein rezeptfreies<br />
Medikament.<br />
5. Wie entstehen die Preise der rezeptpflichtigen<br />
Medikamente in der Schweiz?<br />
a Die Preise sind frei, unterliegen dem<br />
Markt.<br />
b Die Kantone legen Höchstpreise<br />
fest.<br />
c Der Bund legt landesweit gültige<br />
Höchstpreise fest.<br />
6. Welche Arzneimittel werden in der<br />
Schweiz am häufigsten verschrieben?<br />
a Arzneimittel zur Behandlung von<br />
Herz-Kreislauf-Beschwerden<br />
b Arzneimittel zur Behandlung von<br />
Erkrankungen von Nerven und<br />
Gehirn<br />
c Arzneimittel zur Behandlung von<br />
Infektionen<br />
7. Was bedeutet der Begriff «therapeutische<br />
Breite» bei einem Medikament?<br />
a Gemeint ist das Wirkungsspektrum<br />
eines Medikaments.<br />
b Der Begriff steht für den Anteil an<br />
Behandelten, die auf ein bestimmtes<br />
Medikament ansprechen.<br />
c Gemeint ist die Dosis, ab der<br />
Nebenwirkungen auftreten,<br />
minus die Dosis, ab der die<br />
gewünschte Wirkung eintritt.<br />
8. Wie viel Prozent der weltweit<br />
zugelassenen Medikamente sind<br />
pflanzlichen Ursprungs?<br />
a etwa 5 Prozent<br />
b etwa 10 Prozent<br />
c etwa 50 Prozent<br />
9. Wie lautet die Rangliste der häufigsten<br />
Todesursachen in der Schweiz?<br />
a Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen,<br />
Unfälle und Gewalt<br />
b Herz-Kreislauf-Erkrankungen,<br />
Krebs, Unfälle und Gewalt<br />
c Unfälle und Gewalt, Krebs, Herz-<br />
Kreislauf-Erkrankungen<br />
10. Wie hat sich die Zahl zugelassener<br />
Medikamente in der Schweiz in den<br />
letzten 20 Jahren entwickelt?<br />
a Die Zahl ist etwa gleich geblieben.<br />
b Die Zahl ist um einen Drittel<br />
zurückgegangen.<br />
c Die Zahl ist um einen Drittel<br />
ge wachsen.<br />
11. Wie gross ist der Anteil komplementärmedizinischer<br />
Arzneimittel an allen<br />
rezeptfreien Arzneien in der Schweiz?<br />
a 4 Prozent<br />
b 12 Prozent<br />
c 45 Prozent<br />
12. Wie werden Antibiotika am besten<br />
eingenommen?<br />
a mit einem Glas Milch<br />
b mit einem Glas Wasser<br />
c mit einem Glas Grapefruitsaft<br />
13. Ist Publikumswerbung für Medikamente<br />
erlaubt?<br />
a Ja, aber nur für <strong>so</strong>lche, die ohne<br />
Rezept erhältlich sind und von der<br />
G<strong>rund</strong>versicherung nicht übernommen<br />
werden.<br />
b Ja, aber nur für <strong>so</strong>lche, die ohne<br />
Rezept erhältlich sind.<br />
c Nein, sie ist generell verboten.<br />
14. Wozu dienen Antibiotika?<br />
a zur Bekämpfung von Bakterien<br />
b zur Bekämpfung von Viren<br />
c zur Bekämpfung von Viren und<br />
Bakterien<br />
Die Antworten fi nden Sie ab Seite 6.
FOTO: STEPHANIE PASCHAL/REX/DUKAS<br />
Paris, Frankreich
Hangzhou, China<br />
Die Antworten<br />
1. Wie heisst die Schweizer Zulassungs- und<br />
Überwachungsbehörde für Heilmittel?<br />
b ist richtig: Das schweizerische Heilmittelinstitut<br />
Swissmedic ist die nationale<br />
Überwachungsbehörde für Heilmittel in<br />
der Schweiz. Sie prüft die Mittel auf Wirksamkeit,<br />
Qualität und Sicherheit und<br />
entscheidet über deren Zulassung. Swissmedic<br />
sammelt und bewertet zudem Berichte<br />
über unerwünschte Arzneimittelwirkungen<br />
(Pharmacovigilance) und<br />
überwacht klinische Studien. Auch bereits<br />
zugelassene Arzneien werden sporadisch<br />
überprüft.<br />
Pharmasuisse (a) ist der schweizerische<br />
Apothekerverband, Santésuisse (c) der<br />
Branchenverband der schweizerischen<br />
Krankenversicherer.<br />
2. Wofür steht das Kürzel LOA?<br />
c ist richtig: Dank der leistung<strong>so</strong>rientierten<br />
Abgeltung (LOA), die 2001 eingeführt<br />
wurde, können die Apotheker ihre Bera-<br />
tungs- und Kontrollleistungen beim Verkauf<br />
von rezeptpflichtigen Medikamenten<br />
separat verrechnen. Im Gegenzug wurde<br />
ihre Marge am Verkaufspreis deutlich gesenkt.<br />
Gemäss der neuesten LOA-Ver sion,<br />
die am 1. Januar 2007 in Kraft getreten ist,<br />
verrechnen <strong>Apotheken</strong> für jedes verordnete<br />
Medikament einen Medikamenten-<br />
Check von Fr. 4.30 <strong>so</strong>wie pro Einkauf<br />
einen Bezugs-Check von Fr. 3.25. Hinzu<br />
kommen können Pauschalen für spezielle<br />
Dienstleistungen, zum Beispiel den Notfalldienst<br />
oder die Abgabe eines Generikums<br />
statt eines Originalmedikaments.<br />
Die LOA gilt nur für rezeptpflichtige Heilmittel,<br />
die in der Spezialitätenliste aufgeführt<br />
und <strong>so</strong>mit durch die obligatorische<br />
G<strong>rund</strong>ver sicherung gedeckt sind.<br />
3. Wovon gibt es mehr in der Schweiz:<br />
<strong>Apotheken</strong> oder Drogerien?<br />
a ist richtig: 2005 gab es in der Schweiz<br />
insgesamt 1672 <strong>Apotheken</strong> und 722 Dro-<br />
gerien. Die Zahl der <strong>Apotheken</strong> ist seit<br />
1999 kaum verändert, jene der Drogerien<br />
aber um 167 Geschäfte geschrumpft.<br />
4. Was versteht man unter<br />
Selbst dispensation?<br />
a ist richtig: Selbstdispensation meint die<br />
Medikamentenabgabe direkt durch den<br />
Arzt. Die Selbstdispensation ist kantonal<br />
geregelt, in einigen Kantonen (AG, BS,<br />
FR, GE, JU, NE, TI, VD, VS) ist sie g<strong>rund</strong>sätzlich<br />
verboten. Schweizweit gab es im<br />
Jahr 2005 etwa 3600 selbstdispensierende<br />
Ärzte – <strong>rund</strong> ein Viertel aller Praxisärzte.<br />
Gemäss einer Umfrage von Pharmasuisse<br />
verwechselt jeder zweite Schweizer die<br />
Selbstdispensation mit Selbstmedikation<br />
(siehe Antwort c).<br />
5. Wie entstehen die Preise der rezeptpflichtigen<br />
Medikamente in der Schweiz?<br />
c ist richtig: Für Medikamente, die auf der<br />
Spezialitätenliste (SL) aufgeführt und <strong>so</strong>-<br />
FOTOS: YANG LIN/CORBIS/RDB, JONKMANNS/LAIF
Essaouira, Marokko<br />
mit durch die obligatorische G<strong>rund</strong>versicherung<br />
gedeckt sind, bestimmt das Bundesamt<br />
für Gesundheit (BAG) die Preise.<br />
Das BAG entscheidet auch über die Aufnahme<br />
eines Präparats in die SL, in der<br />
Regel auf Antrag der Eidgenössischen<br />
Arzneimittelkommission. Diese prüft das<br />
Kosten-Nutzen-Verhältnis der einzelnen<br />
Medikamente. Massgebend für die Aufnahme<br />
eines Medikaments in die SL sind<br />
seine Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und<br />
Wirtschaftlichkeit. Nicht kassenpflichtige<br />
Medikamente unterliegen keinen Preisbestimmungen.<br />
6. Welche Arzneimittel werden in der<br />
Schweiz am häufigsten verschrieben?<br />
b ist richtig: Am häufigsten verordneten<br />
Ärzte 2005 in der Schweiz Arzneimittel<br />
gegen Störungen des zentralen Nervensystems<br />
(22 Prozent) – oft sind es Medikamente<br />
gegen Kopfschmerzen. An zweiter<br />
Stelle stehen Präparate gegen Herz-Kreis-<br />
lauf-Beschwerden (14 Prozent), dahinter<br />
folgen Atmung (elf Prozent), Stoffwechsel<br />
und Verdauung (elf Prozent), Bewegungsapparat<br />
(zehn Prozent), Infektionen (neun<br />
Prozent) und Haut (sieben Prozent).<br />
7. Was bedeutet der Begriff «therapeutische<br />
Breite» bei einem Medikament?<br />
c ist richtig: Die therapeutische Breite beschreibt<br />
die Differenz zwischen der Dosis,<br />
bei der die gewollte Wirkung einer Arznei<br />
eintritt, und der Dosis, ab der Nebenwirkungen<br />
auftreten können. Die richtige<br />
Dosierung eines Medikaments <strong>so</strong>llte sich<br />
al<strong>so</strong> innerhalb der therapeutischen Breite<br />
bewegen. Oder anders gesagt: Bei einem<br />
Medikament mit kleiner therapeutischer<br />
Breite liegen nützliche und schädliche<br />
Dosis nah beieinander. Das Wirkungsspektrum<br />
eines Medikaments (a) hingegen besagt,<br />
wie breit ein Medikament eingesetzt<br />
werden kann: bei welchen Krankheiten<br />
oder Risikofaktoren für eine Krankheit.<br />
GESUNDHEIT BEOBACHTER KOMPAKT 17/2007 7<br />
8. Wie viel Prozent der weltweit<br />
zu gelassenen Medikamente sind pflanzlichen<br />
Ursprungs?<br />
c ist richtig: Rund die Hälfte der weltweit<br />
zugelassenen Pharmazeutika ist pflanzlichen<br />
Ursprungs. Das berühmteste Beispiel<br />
ist die Salicylsäure (im Aspirin), die aus<br />
der Rinde von Weidensträuchern i<strong>so</strong>liert<br />
wurde. 1897 bauten deutsche Chemiker<br />
die Substanz – leicht verändert – im Labor<br />
nach und machten den Kräutertrank zu<br />
einem der erfolgreichsten Pharmapro dukte<br />
aller Zeiten. Selbst modernste Wirkstoffe<br />
werden oft nach dem Vorbild der Natur<br />
synthetisiert.<br />
9. Wie lautet die Rangliste der häufigsten<br />
Todesursachen in der Schweiz?<br />
b ist richtig: Bei 40 Prozent der im Jahr<br />
2004 Verstorbenen in der Schweiz war<br />
eine Herz-Kreislauf-Erkrankung verantwortlich<br />
(Herzinfarkt, Herzinsuffizienz,<br />
Herzrhythmusstörungen, Hirnschlag), bei
Tijuana, Mexiko<br />
Die Antworten<br />
23 Prozent eine Krebserkrankung. Drei<br />
Prozent starben bei Unfällen oder wurden<br />
Opfer eines Gewaltverbrechens. In den<br />
letzten 25 Jahren sind die Todes fälle infolge<br />
von Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
um 20 Prozent zurückgegangen. Anders<br />
die Todesfälle infolge von Krebs: Sie haben<br />
um zwölf Prozent zugenommen.<br />
10. Wie hat sich die Zahl zugelassener<br />
Medikamente in der Schweiz in den letzten<br />
20 Jahren entwickelt?<br />
b ist richtig: Die Anzahl der zugelassenen<br />
Medikamente ist zwischen 1985 und 2005<br />
von <strong>rund</strong> 11 000 auf etwa 7000 gesunken.<br />
Der G<strong>rund</strong> für die reduzierte Zahl zugelassener<br />
Medikamente liegt einerseits<br />
da rin, dass viele veraltete Medikamente<br />
wie beispielsweise Kombinationspräparate<br />
zur Schmerzlinderung heute nicht mehr<br />
zugelassen sind. Die Erklärung des Verbands<br />
der forschenden pharmazeutischen<br />
Firmen der Schweiz, Interpharma: Die<br />
Zulassungspraxis in der Schweiz im internationalen<br />
Vergleich sei eher restriktiv,<br />
und der Sicherheitsaspekt werde heute<br />
höher gewichtet als früher.<br />
11. Wie gross ist der Anteil komple mentärmedizinischer<br />
Arzneimittel an allen rezeptfreien<br />
Arzneien in der Schweiz?<br />
c ist richtig: 45 Prozent. Ende 2006 waren<br />
in der Schweiz insgesamt 2865 rezeptfreie<br />
Medikamente zugelassen. Knapp die<br />
Hälfte davon – 1265 – ist komplementärmedizinisch<br />
(zum Beispiel pflanzliche<br />
Heilmittel, <strong>so</strong>genannte Phytotherapeutika;<br />
Homöopathika; chinesische Heilmittel;<br />
anthropo<strong>so</strong>phische Heilmittel). Hinzu<br />
kommen gemäss Swissmedic mehrere<br />
zehntausend registrierte Präparate ohne<br />
speziell benannte Anwendung (Indikation).<br />
Die Naturmedizin dominiert al<strong>so</strong><br />
das Angebot bei der Selbstmedikation.<br />
Punkto Verkaufszahlen hat freilich die<br />
Schulmedizin die Nase vorn: 85 Prozent<br />
der Arzneimittelpackungen, die ohne Rezept<br />
über die Ladentische der <strong>Apotheken</strong><br />
gehen, sind klassische pharmazeutische<br />
Produkte.<br />
12. Wie werden Antibiotika am besten<br />
ein genommen?<br />
b ist richtig: Medikamente <strong>so</strong>llten generell<br />
mit einem Glas zimmerwarmem Wasser<br />
eingenommen werden. Grapefruitsaft (c)<br />
dürfen Sie frühestens ein paar Stunden<br />
nach der Medikamenteneinnahme zu sich<br />
nehmen, da der Fruchtsaft die Wirkungsweise<br />
verschiedenster Medikamente beeinflussen<br />
kann. Aus ähnlichen Gründen<br />
ist auch Milch zur Einnahme von Medikamenten<br />
ungeeignet.<br />
13. Ist Publikumswerbung für Medikamente<br />
erlaubt?<br />
a ist richtig: Rezeptfreie und nicht kassenpflichtige<br />
Medikamente dürfen öffentlich<br />
beworben werden. Für rezeptpflichtige<br />
FOTOS: DANNY LEHMAN/CORBIS/RDB, ROBERT HUBER/LOOKATONLINE
Istanbul, Türkei<br />
Arzneimittel dagegen ist die Publikumswerbung<br />
verboten, eben<strong>so</strong> für die kassenpflichtigen<br />
Medikamente der Spezialitätenliste<br />
des Bundesamts für Gesundheit.<br />
Die Überlegung dahinter: Arzneimittel<br />
sind wegen ihrer nicht direkt erkennbaren<br />
Wirkungen – und Risiken – be<strong>so</strong>ndere<br />
Konsumgüter.<br />
14. Wozu dienen Antibiotika?<br />
a ist richtig: Antibiotika werden bei bakteriellen<br />
Infektionskrankheiten verschrieben.<br />
Bei Viren sind Antibiotika verlorene<br />
Liebesmüh – sie wirken schlicht nicht.<br />
Trotzdem verschreiben sie viele Ärzte auch<br />
bei rein viralen Erkrankungen. Ein be<strong>so</strong>rgniserregender<br />
Umstand, denn durch den<br />
breiten Einsatz entstehen weltweit immer<br />
mehr resistente Bakterien, das heisst, sie<br />
sprechen auf Antibiotika nicht mehr an.<br />
Auch in der Schweiz trotzen bereits einige<br />
Bakterienstämme (Pneumokokken, Staphylokokken)<br />
den üblichen Antibiotika,<br />
einzelne sind gar gegen mehrere Mittel resistent.<br />
Die Folge: 2006 hatten <strong>rund</strong> 1000 Spitalpatienten<br />
schwere Infektionen mit antibiotikaresistenten<br />
Bakterien. Und mindestens<br />
80 Menschen sterben jedes Jahr, weil sie<br />
sich mit einem <strong>so</strong>lchen Erreger angesteckt<br />
haben. Ein bewusster Umgang mit Anti-<br />
Auswertung<br />
1 bis 5 Richtige: In Sachen Medikamente<br />
kann man Ihnen ein X für ein U vormachen.<br />
Gut, dass Sie dieses Heft in<br />
den Händen halten. Es gibt praktische<br />
Tipps für den Umgang mit Medikamenten<br />
und kann Ihnen auch helfen, beim<br />
Arzt und in der Apotheke die richtigen<br />
Fragen zu stellen.<br />
6 bis 10 Richtige: Sie sind schon recht<br />
gut informiert. Ihre Wissenslücken<br />
GESUNDHEIT BEOBACHTER KOMPAKT 17/2007 9<br />
biotika ist daher wesentlich. Das heisst:<br />
Erstens ist genau zwischen viralen und<br />
bakteriellen Infekten zu unterscheiden,<br />
und zweitens <strong>so</strong>llte wenn immer möglich<br />
mit bewährten Antibiotika behandelt<br />
werden, um die neueste Generation dieser<br />
Präparate für die Bekämpfung resistenter<br />
Keime «in Reserve» zu behalten. n<br />
zum Thema <strong>Apotheken</strong> können Sie bei<br />
der Lektüre dieses Hefts auffüllen:<br />
Blättern Sie bitte weiter.<br />
11 bis 14 Richtige: Gratulation! Sie haben<br />
die besten Voraussetzungen, medizinische<br />
Leistungen und Medikamente<br />
selbstbestimmt und <strong>so</strong>rgsam zu<br />
nutzen.
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ANGEBOT<br />
Jeden Tag besuchen etwa 300 000<br />
Menschen in der Schweiz eine Apotheke,<br />
viele von ihnen mit einem<br />
Rezept in der Tasche: Der Verkauf von<br />
rezeptpflichtigen Medikamenten macht<br />
gut zwei Drittel des Gesamtumsatzes der<br />
hiesigen <strong>Apotheken</strong> aus. Hierbei kann<br />
das Fachper<strong>so</strong>nal seine Kernkompetenzen<br />
einbringen: Es kontrolliert die ärztlichen<br />
Rezepte, gibt Auskunft über die Wirkungsweise<br />
<strong>so</strong>wie mögliche Neben- oder Wechselwirkungen<br />
der Medikamente, erklärt<br />
den Patientinnen und Patienten die Einnahme<br />
der Arzneimittel und führt die<br />
Patientendossiers.<br />
Anderseits verstehen sich <strong>Apotheken</strong> zunehmend<br />
als umfassende Beratungs- und<br />
Gesundheitszentren, die auch als Anlaufstelle<br />
bei leichten Beschwerden genutzt<br />
werden können: Gemäss der Schweizerischen<br />
Gesundheitsbefragung 2002 wendet<br />
sich jede dritte Per<strong>so</strong>n bei einem Gesundheitsproblem<br />
zuerst an die Apotheke.<br />
Auch die Prävention erhält immer mehr<br />
Gewicht (siehe auch «Ein Herzensanliegen»,<br />
Seite 30).<br />
Wichtiger Pluspunkt der Dienstleistungen<br />
unter dem grünen Kreuz: Der Service ist<br />
niederschwellig. Einerseits erreichen die<br />
Präventionskampagnen der <strong>Apotheken</strong><br />
auch jene – meist männlichen – Per<strong>so</strong>nen,<br />
die sich erst in einer Arztpraxis blicken<br />
lassen, wenn es schon fast zu spät ist. Anderseits<br />
können dank der Hilfe zur Selbsthilfe<br />
zahlreiche Arztbesuche vermieden<br />
werden. Beides hilft, Kosten im Gesundheitswesen<br />
zu sparen.<br />
Ausserdem macht die Beratung in der<br />
Apotheke die Kunden kompetenter und<br />
erlaubt ihnen, bei medizinischen Entscheidungen<br />
eine aktivere Rolle zu spielen – was<br />
gemäss einer Studie des Instituts für Sozial-<br />
und Präventivmedizin der Universität<br />
Zürich neun von zehn Menschen in der<br />
Schweiz wichtig ist.<br />
Im Folgenden finden Sie Beschreibungen<br />
der wichtigsten Dienstleistungen von Apo-<br />
theken <strong>so</strong>wie Tipps, wie Sie diese am besten<br />
nutzen können.<br />
Service <strong>rund</strong> ums Rezept<br />
w Abgabe von ärztlich verordneten Medikamenten<br />
und Medizinprodukten – meist<br />
zulasten der obligatorischen G<strong>rund</strong>versicherung.<br />
w Kontrolle der Rezepte (siehe «Kassenpflichtige<br />
Medikamente», Seite 13).<br />
w Etikette mit Anwendungshinweisen, die<br />
auf dem Medikament angebracht wird.<br />
w Führen eines Patientendossiers.<br />
w Bestell- und Hauslieferdienst für Medikamente.<br />
w Herstellung von Arzneimitteln gemäss<br />
Rezept des Arztes.<br />
Tipp: Deponieren Sie alle Rezepte bei Ihrer<br />
Stammapotheke. Diese wird ein Patientendossier<br />
eröffnen und Ihre Rezepte ablegen.<br />
So sehen die Fachper<strong>so</strong>nen in der Apotheke<br />
auf einen Blick, welche Medikamente<br />
Sie einnehmen und wo die Gefahr von<br />
Wechselwirkungen besteht – eine Gefahr,<br />
die be<strong>so</strong>nders gross ist, falls Sie bei mehreren<br />
Ärzten in Behandlung sind.<br />
Beratung zu Generika<br />
Hat Ihnen der Arzt ein Medikament verschrieben,<br />
das problemlos durch ein<br />
gleichwertiges, aber billigeres Nachahmerpräparat<br />
(Generikum) ersetzt werden<br />
kann, wird Sie die Apothekerin darauf<br />
ansprechen.<br />
Tipp: Verwenden Sie wenn immer möglich<br />
Generika und helfen Sie, Gesundheitskosten<br />
zu sparen (siehe auch «Perfekt imitierte<br />
Erfolgsrezepte», Seite 24).<br />
Hilfe bei der Selbstbehandlung<br />
w Kostenlose Beratung bei der Behandlung<br />
von leichten Beschwerden wie Erkältungen,<br />
Kopfschmerzen, Sonnenbrand,<br />
Fusspilz oder kleineren Verletzungen.<br />
w Verkauf von rezeptfreien Medikamenten,<br />
Verbandsmaterialien, Parapharmazeutika,<br />
Kosmetik <strong>so</strong>wie komplementärmedizinischen<br />
Produkten und Tees.<br />
GESUNDHEIT BEOBACHTER KOMPAKT 17/2007 11<br />
Eine kurze Gebrauchsanweisung<br />
Fachleute in einer Apotheke tun mehr, als Medikamente abzugeben: Sie prüfen Rezepte,<br />
beraten und informieren Kunden, führen die Patientendossiers, erklären die Anwendung<br />
der Mittel und machen Tests und Messungen. Wie Sie das Angebot richtig nutzen.<br />
Tipp: Fragen Sie nach! Vergleichen Sie<br />
Preise und Anwendungsformen (zum Beispiel<br />
Zäpfchen oder Tablette; Spray oder<br />
Salbe). Erkundigen Sie sich auch bei<br />
rezeptfrei erhältlichen Produkten nach<br />
Nebenwirkungen und Kontraindikationen<br />
(siehe auch «Fachchinesisch für Laien»,<br />
Seite 23). Informieren Sie den Apotheker,<br />
wenn Sie an chronischen Krankheiten<br />
leiden, eben<strong>so</strong>, wenn Sie stillen, schwanger<br />
sind oder bald schwanger werden<br />
möchten.<br />
Um gefährliche Wechselwirkungen mit anderen<br />
Medikamenten zu vermeiden, <strong>so</strong>llten<br />
Sie in der Apotheke sämtliche Medikamente,<br />
die Sie einnehmen, nennen oder<br />
auf Ihr Patientendossier verweisen. Erkundigen<br />
Sie sich auch, bei welchen Symptomen<br />
respektive nach wie vielen Stunden<br />
oder Tagen ohne Besserung Sie sich wieder<br />
in der Apotheke melden oder einen Arzt<br />
aufsuchen <strong>so</strong>llten.<br />
Praktische Unterstützung bei der Anwendung<br />
w Demonstration, wie man mit schwierig<br />
einzunehmenden Medikamenten oder<br />
schwierig anwendbaren Medizinprodukten<br />
umgeht (zum Beispiel Spritzen, Sprays,<br />
Kompressionsstrümpfe, Bandagen).<br />
w Persönliche Dosierbox (auch Dosette<br />
oder Dispenser genannt): Hilfsmittel für<br />
Patienten, die täglich mehrere Medikamente<br />
oder das gleiche Medikament in<br />
unterschiedlicher Dosierung einnehmen<br />
müssen. Jede Pille liegt in einem separaten<br />
und beschrifteten Fach. In der Regel enthält<br />
der Behälter den Medikamenten bedarf<br />
für eine ganze Woche.<br />
w Regelmässige Medikamenteneinnahme<br />
unter Aufsicht der Apothekerin (zum Beispiel<br />
für Per<strong>so</strong>nen, die vorübergehend in<br />
einer labilen Verfassung sind).<br />
Tipp: Nutzen Sie <strong>so</strong>lche Angebote unbedingt,<br />
denn falsche Anwendungen verzögern<br />
die Behandlung, im schlechtesten<br />
Fall nehmen die Beschwerden <strong>so</strong>gar zu.<br />
Fragen Sie nach den Kosten: Gewisse Leistungen<br />
– zum Beispiel das Abfüllen einer
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Dosierbox – übernimmt die obligatorische<br />
G<strong>rund</strong>versicherung, falls eine ärztliche<br />
Verordnung vorliegt. Übrigens: Falls Sie<br />
einmal eine Tablette vergessen oder eine<br />
zu viel geschluckt haben, <strong>so</strong>llten Sie das<br />
weitere Vorgehen mit Ihrem Arzt oder der<br />
Apothekerin besprechen. Versuchen Sie<br />
nicht, auf eigene Faust «auszugleichen» –<br />
zum Beispiel mit der doppelten Dosis oder<br />
einer Therapiepause.<br />
Individuelle Analysen<br />
w Cholesterinmessung durch Blutentnahme<br />
am Finger;<br />
w Blutzuckermessung durch Blutentnahme<br />
am Finger;<br />
w Blutdruckmessung;<br />
w Körperfettanalyse;<br />
w Urinanalysen;<br />
w Tests im Rahmen von Präventionskampagnen,<br />
zum Beispiel Darmkrebs<br />
oder Herzinfarkt.<br />
Tipp: Einige dieser Analysen sind gratis, für<br />
andere wird etwas verrechnet. Auch wird<br />
nicht jede Apotheke jede Analyse anbieten.<br />
Einheitlich hingegen ist: Diese Leistungen<br />
können nicht über die obligatorische<br />
G<strong>rund</strong>versicherung abgerechnet<br />
Kassenpflichtige Medikamente: Welche Tarife verrechnet die Apotheke wofür?<br />
Seit 2001 können die <strong>Apotheken</strong> ihre Kontroll- und Beratungsleistungen,<br />
die sie bei der Abgabe von kassenpfl ichtigen<br />
Medikamenten erbringen, über die obligatorische G<strong>rund</strong>versicherung<br />
abrechnen. Die entsprechenden Tarife heissen<br />
Medikamenten-Check und Bezugs-Check:<br />
Medikamenten-Check<br />
Mit dem Medikamenten-Check werden alle Leistungen<br />
abgegolten, die sich auf ein einzelnes Medikament beziehen.<br />
w Überprüfung des Rezepts, zum Beispiel: Ist es zulässig?<br />
Stimmt die Dosierung? Gibt es Anwendungs- oder Mengenbeschränkungen?<br />
w Kontrolle von Risikofaktoren, Missbrauch und Ausschluss<br />
von Anwendungen (<strong>so</strong>genannte Kontraindikationen).<br />
w Wirtschaftlich optimale Wahl der Packungsgrösse.<br />
w Rücksprache mit dem verordnenden Arzt (bei Unklarheiten<br />
oder wenn es der Patient wünscht).<br />
w Beratung der Patienten, zum Beispiel: Sind Dosierung,<br />
Therapiedauer und Einnahmezeiten bekannt? Wissen<br />
die Patienten genau, wie das Medikament einzunehmen<br />
und aufzubewahren ist? Kennen sie die möglichen<br />
unerwünschten Wirkungen? Kennen sie die Risiken,<br />
falls sie sich nicht an die Therapie halten?<br />
Der Tarif für den Medikamenten-Check beträgt Fr. 4.30 pro<br />
verordnetes Medikament. Sind auf einem Rezept verschiedene<br />
Medikamente verschrieben, gilt der Tarif für jedes einzelne.<br />
Falls der Arzt vom gleichen Medikament mehrere Packungen<br />
verordnet, darf der Tarif aber nur einmal verrechnet werden.<br />
GESUNDHEIT BEOBACHTER KOMPAKT 17/2007 13<br />
werden. Bei Hinweisen auf eine ernsthafte<br />
Erkrankung respektive auf ein erhöhtes<br />
Risiko wird Ihnen der Apotheker einen<br />
Besuch beim Arzt empfehlen.<br />
Für Versicherte, die bei der G<strong>rund</strong>versicherung<br />
eine hohe Jahresfranchise gewählt<br />
haben, sind diese einfachen Checks auch<br />
finanziell attraktiv: So fallen nur gerade<br />
die Ausgaben für den Test in der Apotheke<br />
an, aber keine Arztkosten.<br />
Spezialberatungen<br />
w Impfcheck: Abklärung nötiger Impfungen<br />
gemäss Impfausweis; w<br />
Bezugs-Check<br />
Mit dem Bezugs-Check werden alle Leistungen abgegolten,<br />
die sich auf sämtliche Medikamente beziehen, die ein Patient<br />
oder eine Patientin einnimmt.<br />
w Eröffnung und laufende Aktualisierung eines Patientendossiers.<br />
w Erfassung der bisher und aktuell eingenommenen<br />
Medikamente, die ärztlich verordnet sind.<br />
w Erfassung sämtlicher Arzneimittel, die nicht von einem Arzt<br />
oder einer Ärztin verordnet sind (<strong>so</strong>genannte Selbstmedikation).<br />
w Kontrolle der Medikamenteneinnahme auf mögliche<br />
Wechselwirkungen, Falschdosierungen und Überkonsum.<br />
Der Tarif für den Bezugs-Check beträgt Fr. 3.25 pro Einkauf,<br />
unabhängig davon, wie viele Medikamente und Packungen<br />
bezogen werden.<br />
Wichtig zu wissen<br />
w Medikamenten- und Bezugs-Check dürfen nur bei rezeptpfl<br />
ichtigen Medikamenten der Spezialitätenliste (SL) verrechnet<br />
werden; die SL enthält alle Arzneimittel, die durch<br />
die obligatorische G<strong>rund</strong>versicherung gedeckt sind.<br />
w Die Kostenbeteiligung der Patienten (Franchise, Selbstbehalt)<br />
gilt <strong>so</strong>wohl für das Arzneimittel wie auch für den<br />
Medikamenten- und den Bezugs-Check.<br />
w Die Rechnungen der <strong>Apotheken</strong> gehen in aller Regel direkt<br />
an Ihre Krankenkasse. Sie erhalten anschliessend eine<br />
Abrechnung, aus der die Kostenbeteiligung ersichtlich ist.
Gesundheit preiswert gemacht.<br />
Ihre Apotheke bietet Alternativen zu den wachsenden Gesundheitskosten.<br />
www.pharmaSuisse.org<br />
WERBEANSTALT.CH
w reisemedizinische Beratung;<br />
w Sonnenschutzberatung;<br />
w Rauchstoppberatung;<br />
w Allergieberatung;<br />
w Sichtung der Hausapotheke (inklusive<br />
Ent<strong>so</strong>rgung von abgelaufenen oder beschädigten<br />
Produkten).<br />
In Zusammenarbeit mit Ärzten und anderen<br />
Spezialisten:<br />
w Inkontinenzberatung;<br />
w Hörberatung;<br />
w Patientenseminare und Vorträge zu verschiedensten<br />
Gesundheitsthemen.<br />
Tipp: Je besser Sie über Krankheitsrisiken<br />
informiert sind, desto weniger werden Sie<br />
davon betroffen sein – dies zeigen viele<br />
wissenschaftliche Studien. Und: Lassen<br />
Sie den Inhalt Ihres <strong>Apotheken</strong>schranks<br />
regelmässig kontrollieren. Wofür werden<br />
die darin enthaltenen Medikamente eingesetzt?<br />
Fehlt etwas? Vielleicht ist das eine<br />
oder andere Medikament heute nicht mehr<br />
oder nur noch bedingt empfehlenswert.<br />
Vermietung von Medizinalprodukten<br />
w Milchpumpen für Stillende;<br />
w Babywaagen;<br />
w Krücken, Rollstuhl, Gehböckli;<br />
w Inhalationsapparate.<br />
Tipp: Diese Leistungen übernimmt meist<br />
die obligatorische G<strong>rund</strong>versicherung; erkundigen<br />
Sie sich nach den Bedingungen<br />
(ärztliche Verordnung, maximale Mietdauer).<br />
In einigen Fällen kann es sinnvoll<br />
sein, das Gerät zu kaufen. Auch hier hilft<br />
die Apothekerin weiter.<br />
Notfalldienste<br />
w Notfalldienst der <strong>Apotheken</strong> (organisierter<br />
Turnus mit Dienstapotheken, die<br />
am Abend, an Wochenenden und an Feiertagen<br />
geöffnet haben);<br />
w medizinische Notfallver<strong>so</strong>rgung in der<br />
Apotheke.<br />
Tipp: Bei einem Unfall oder einem anderen<br />
medizinischen Notfall können Sie Hilfe<br />
in der Apotheke holen – bevor die Notfallambulanz<br />
144 vor Ort ist.<br />
Wer Sie berät: Die Berufe in der Apotheke<br />
Apothekerin oder Apotheker: G<strong>rund</strong>lage<br />
für den Beruf des Apothekers,<br />
der Apothekerin ist ein Studium<br />
der Pharmazie. Dieses kann in der<br />
Schweiz an der Universität Basel,<br />
der ETH Zürich <strong>so</strong>wie der Universität<br />
Genf in voller Länge ab<strong>so</strong>lviert<br />
werden. Es gliedert sich in<br />
eine dreijährige Basisstufe (Bachelor)<br />
<strong>so</strong>wie eine anderthalb- bis<br />
zweijährige Aufbaustufe (Master).<br />
Es werden zwei Arten von Masterabschlüssen<br />
angeboten: der Master<br />
in Pharmazie (für eidg. dipl.<br />
Apotheker) und der Master in<br />
pharmazeutischen Wissenschaften<br />
(Industrieausrichtung). Nach dem<br />
Master stehen den Apothekern<br />
und Apothekerinnen drei Weiterbildungen<br />
zur Wahl:<br />
w FPH in Offi zinpharmazie (Fachapotheke);<br />
w FPH in Spitalpharmazie;<br />
w FPH in klassischer Homöopathie.<br />
Pharmaassistentin oder -assistent<br />
EFZ: Die Ausbildung zur Pharmaassistentin<br />
oder zum Pharmaassistenten<br />
mit eidgenössischem<br />
Fähigkeitszeugnis (EFZ) dauert<br />
drei Jahre und fi ndet in einer<br />
öffentlichen, von der zuständigen<br />
kantonalen Behörde als Lehrbetrieb<br />
anerkannten Apotheke<br />
statt. Im ersten Lehrjahr besuchen<br />
die Lernenden an zwei Tagen, im<br />
Spezielle Dienstleistungen<br />
w Lieferung von Medikamenten;<br />
w Hilfe bei der Suche nach einem Arzt<br />
oder nach anderen Medizinalper<strong>so</strong>nen und<br />
Ins titutionen des Gesundheitswesens.<br />
Tipp: Fragen Sie Ihren Apotheker oder Ihre<br />
Apothekerin nach weiteren Dienstleis tun-<br />
GESUNDHEIT BEOBACHTER KOMPAKT 17/2007 15<br />
zweiten und dritten Lehrjahr an<br />
einem Tag pro Woche die Berufsfachschule.<br />
Die Berufsfachschule<br />
vermittelt die Theorie:<br />
w naturwissenschaftliche<br />
G<strong>rund</strong>lagen (Chemie, Physik,<br />
Chemikalienkunde; Botanik,<br />
Drogenkunde; Menschenkunde,<br />
Krankheitslehre);<br />
w Arzneimittelkunde (Arzneiformen,<br />
Medikamentenlehre,<br />
berufl iche Gesetzeskunde);<br />
w Parapharmazie (Hygiene,<br />
Körperpfl ege, Sanitätsartikel;<br />
Ernährung; Diätetik);<br />
w Betriebskunde, Warenbewirtschaftung,<br />
Kundenbetreuung;<br />
w kaufmännische Kenntnisse;<br />
w Sprachen (Deutsch und eine<br />
zweite Landessprache oder<br />
Englisch).<br />
Überbetriebliche Kurse helfen,<br />
das in der Schule Gelernte mit der<br />
Praxis zu verbinden.<br />
Nach dem Abschluss der G<strong>rund</strong>ausbildung<br />
besteht die Möglichkeit,<br />
sich berufsbegleitend zur<br />
Pharma-Betriebsassistentin mit<br />
eidgenössischem Fachausweis<br />
weiterzubilden. Das Wissen in den<br />
Bereichen Marketing, Administration<br />
und Kommunikation <strong>so</strong>ll es<br />
den Ab<strong>so</strong>lventen ermöglichen, in<br />
der Apotheke mehr Verantwortung<br />
zu übernehmen.<br />
gen. Gut möglich, dass – be<strong>so</strong>nders für<br />
Chronischkranke oder behinderte Menschen<br />
– spezifische Angebote bestehen.<br />
Ausserdem kann er oder sie auf weitere<br />
Unterstützungsmöglichkeiten hinweisen<br />
(zum Beispiel Spitex, Nachbarschaftshilfe,<br />
Sozialberatungsstellen). n
16 GESUNDHEIT BEOBACHTER KOMPAKT 17/2007<br />
MEDIKAMENTE<br />
Riskieren Sie nicht Ihre Gesundheit<br />
Nebenwirkungen von Medikamenten sind für etwa 50 000 Spitaleinweisungen pro Jahr<br />
verantwortlich. Nutzen und Risiken liegen bei jedem Arzneimittel nah beieinander. Um<strong>so</strong><br />
wichtiger ist es, dass Patienten sich an die Regeln halten.<br />
Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen<br />
Sie Ihren Arzt oder Apotheker:<br />
Viel wäre bereits gewonnen, wenn<br />
diese oft gehörte Botschaft beherzigt würde.<br />
Denn ein Medikament kann nur dann<br />
optimal wirken, wenn es gut ausgewählt<br />
ist und korrekt eingenommen wird. Andernfalls<br />
steigt die Gefahr beträchtlich,<br />
dass es Ihrer Gesundheit mehr schadet<br />
als nützt.<br />
Ausserdem <strong>so</strong>llten Sie persönlich überzeugt<br />
sein, dass das Medikament, das der<br />
Arzt verschrieben oder die Apothekerin<br />
empfohlen hat, notwendig ist. Nur <strong>so</strong> ist<br />
gewährleistet, dass Sie die Therapie <strong>so</strong>rgfältig<br />
ausführen. Und Sorgfalt ist gefragt,<br />
<strong>so</strong>ll sie erfolgreich sein. Denn Nutzen und<br />
Risiken liegen bei vielen Medikamenten<br />
nah beieinander. Letztes Jahr zum Beispiel<br />
hat die Schweizer Arzneimittelbehörde<br />
Swissmedic fast 4000 schwerwiegende<br />
oder bisher unbekannte Nebenwirkungen<br />
von Medikamenten registriert. Verschiedene<br />
Erhebungen zeigen zudem, dass unerwünschte<br />
Wirkungen für etwa 50 000<br />
Spitaleinweisungen im Jahr verantwortlich<br />
sind − einige hundert führen zum Tod.<br />
Das Spektrum möglicher Nebenwirkungen ist<br />
breit: Es reicht von allergischen Hautreaktionen<br />
über Magen-Darm-Probleme,<br />
Kopfschmerzen, Schlafstörungen bis hin<br />
zu Nierenversagen und schwersten Herz-<br />
Kreislauf-Beschwerden (siehe «Die häufigsten<br />
Nebenwirkungen», Seite 17). Im<br />
G<strong>rund</strong>satz kann jedes Medikament unerwünschte<br />
Wirkungen erzeugen: rezeptpflichtige<br />
wie rezeptfreie, synthetische wie<br />
pflanzliche.<br />
Be<strong>so</strong>ndere Vorsicht ist bei der Medikamentabgabe<br />
an Kinder, Schwangere und<br />
Stillende geboten. Nur ein Bruchteil der<br />
verfügbaren Medikamente darf, wenn<br />
überhaupt, bei ihnen eingesetzt werden.<br />
Auch ältere Menschen leiden häufiger unter<br />
Nebenwirkungen, weil ihre Nieren und<br />
die Leber ihren Körper weniger effizient<br />
entgiften als bei jungen Erwachsenen. Im<br />
In der Apotheke: Diese Fragen <strong>so</strong>llten Sie stellen<br />
Wissenschaftliche Studien belegen eindeutig: Je besser Patienten<br />
informiert sind über die Medikamente, die sie einnehmen müssen,<br />
desto zuverlässiger und korrekter wenden sie sie an und desto grösser<br />
ist die Chance, dass die Therapie erfolgreich ist. Deshalb <strong>so</strong>llten Sie<br />
Ihren Arzt oder die Apothekerin vorgängig um Rat fragen. Eben<strong>so</strong> <strong>so</strong>llten<br />
Sie mögliche Ängste und Einwände formulieren.<br />
w Was bewirkt das empfohlene Medikament? Wichtig zu wissen ist<br />
etwa, ob ein Mittel die Ursachen bekämpft oder nur Symptome.<br />
w Welchen Nutzen hat es?<br />
w Gibt es Gründe gegen die Einnahme dieses Medikaments (Kontraindikationen)?<br />
Denkbar sind zum Beispiel bereits vorhandene<br />
Allergien oder eine Schwangerschaft.<br />
w Verträgt es sich mit anderen Medikamenten, die Sie einnehmen?<br />
Falls Sie in keiner Apotheke ein Patientendossier haben: Listen Sie<br />
alle Ihre Medikamente auf, die Sie in den letzten Monaten verwendet<br />
haben, auch komplementärmedizinische und <strong>so</strong>lche, die Sie nur<br />
selten gebrauchen.<br />
w Welche Nebenwirkungen können auftreten?<br />
w Wird das Medikament von der obligatorischen G<strong>rund</strong>versicherung<br />
oder der freiwilligen Zusatzversicherung übernommen?<br />
w Wie teuer ist das Medikament? Gibt es ein Generikum dazu?<br />
w Wie lange und wie genau muss das Medikament eingenommen<br />
werden? Lassen Sie sich den Therapieplan genau erklären. Bei<br />
Medikamenten, die gespritzt oder inhaliert werden müssen, <strong>so</strong>llten<br />
Sie eine genaue Anleitung oder Demonstration verlangen.<br />
w Wann ist mit dem Eintritt der Wirkung zu rechnen?<br />
w Zu welchen Tageszeiten muss das Medikament eingenommen<br />
respektive angewendet werden?<br />
w Muss das Medikament vor oder nach den Mahlzeiten eingenommen<br />
werden?<br />
w Passt das Medikament zu allen Nahrungs- und Genussmitteln, oder<br />
müssen bestimmte gemieden werden (zum Beispiel Grapefruitsaft)?<br />
w Müssen bestimmte Vorsichtsmassnahmen (Sport, Strassenverkehr)<br />
während der Therapie beachtet werden?<br />
Wichtig: Verzichten Sie während einer medikamentösen Therapie<br />
g<strong>rund</strong>sätzlich auf Alkohol!<br />
Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zur<br />
Einnahme und Aufbewahrung von Medikamenten.<br />
Wann genau einnehmen?<br />
w Einmal täglich: Idealerweise nehmen Sie<br />
das Medikament immer zur gleichen Tages-<br />
zeit ein (je nach Verordnung morgens oder<br />
abends). So wird den biologischen Rhythmen<br />
des Körpers wie dem Hormonspiegel<br />
Rechnung getragen.<br />
w Zweimal täglich: Dies bedeutet in der<br />
Regel morgens und abends, am besten<br />
im Abstand von zwölf Stunden.
w Dreimal täglich: Morgens, mittags und<br />
abends – falls möglich im Abstand von<br />
acht Stunden.<br />
w Vor dem Essen: Diese Formulierung<br />
meint direkt vorher, al<strong>so</strong> höchstens ein<br />
paar Minuten vor einer Mahlzeit.<br />
w Nach dem Essen: Direkt nach einer Mahlzeit,<br />
al<strong>so</strong> maximal ein paar Minuten danach.<br />
w Zwischen den Mahlzeiten: Dies bedeutet<br />
einen Abstand zu den Mahlzeiten von<br />
mehreren Stunden.<br />
w Während der Mahlzeiten: Unterbrechen<br />
Sie das Essen bei halbleerem Teller, um<br />
Ihre Medikamente einzunehmen. Dies ist<br />
bei manchen magenreizenden Mitteln angebracht,<br />
be<strong>so</strong>nders bei gewissen Rheuma-<br />
oder Schmerzmitteln.<br />
w Nüchtern: Eine Stunde vor oder zwei<br />
Stunden nach dem Essen.<br />
Womit einnehmen?<br />
Nehmen Sie Tabletten und Kapseln mit<br />
einem Glas zimmerwarmem Wasser ein<br />
Sorgt für Wohlbefinden<br />
von Körper und Geist ab 50.<br />
Pharmaton Vital (Geriavit Pharmaton) enthält<br />
eine ausgewogene Kombination an Vitaminen,<br />
Mineralien und Spurenelementen, <strong>so</strong>wie den<br />
standardisierten Ginseng-Extrakt G115 – speziell<br />
geeignet für Ihre besten Jahre ab 50.<br />
Bei mangelnder körperlicher und geistiger Leistungsfähigkeit.<br />
Erhältlich in <strong>Apotheken</strong> und Drogerien.<br />
Bitte lesen Sie die Packungsbeilage.<br />
Vital mit<br />
Hersteller: Pharmaton SA, Lugano. Auslieferer: Boehringer Ingelheim (Schweiz) GmbH<br />
GESUNDHEIT BEOBACHTER KOMPAKT 17/2007 17<br />
Die häufigsten Nebenwirkungen: Durchfall, Husten & Co.<br />
w Durchfall: Be<strong>so</strong>nders häufi g bei Antibiotika, Schmerzmitteln, Mitteln<br />
gegen Magenübersäuerung.<br />
w Müdigkeit und erhöhtes Unfallrisiko: Be<strong>so</strong>nders häufi g bei Schlafmitteln,<br />
Beruhigungsmitteln, Mitteln gegen Reisekrankheit und Erbrechen,<br />
Allergien, Bluthochdruck, Husten, Antiepileptika, Antidepressiva,<br />
Diuretika (Entwässerungsmittel).<br />
w Verstopfung: Be<strong>so</strong>nders häufi g bei Hustenmitteln, Eisenpräparaten,<br />
Antidepressiva, Opiaten.<br />
w Innere Blutungen: Be<strong>so</strong>nders häufi g bei Schmerzmitteln.<br />
w Husten: Be<strong>so</strong>nders häufi g bei ACE-Hemmern (zur Blutdrucksenkung).<br />
Wichtig: Wenn Sie unerwünschte Wirkungen verspüren oder vermuten,<br />
<strong>so</strong>llten Sie sich umgehend an Ihren Arzt oder Ihre Apothekerin wenden.<br />
Auf keinen Fall dürfen Sie die Therapie einfach abbrechen oder das<br />
Medikament wechseln.<br />
Gut zu wissen ist überdies, wie häufi g unerwünschte Wirkungen<br />
auftreten können. In den Packungsbeilagen sind meist Begriffe genannt<br />
und nicht Zahlen. Gleichwohl lassen sie sich entschlüsseln:<br />
w Sehr häufi g: Zehn oder mehr Menschen von 100 sind betroffen.<br />
w Häufi g: Ein bis zehn Menschen von 100 sind betroffen.<br />
w Gelegentlich: Ein bis zehn Menschen von 1000 sind betroffen.<br />
w Selten: Ein bis zehn Menschen von 10 000 sind betroffen.<br />
w Sehr selten: Maximal eine Per<strong>so</strong>n von 10 000 ist betroffen.<br />
SIE SPÜREN<br />
DEN UNTERSCHIED.
Antigua, Guatemala<br />
Rezept: Das Wichtigste auf einen Blick<br />
Rezepte sind persönlich, al<strong>so</strong> nicht übertragbar. G<strong>rund</strong>sätzlich berechtigt<br />
ein Rezept zum einmaligen Bezug des Medikaments innerhalb von<br />
zwölf Monaten. Bei <strong>so</strong>genannten Dauerrezepten mit dem Vermerk<br />
«Rep.» kann ein Medikament mehrmals bezogen werden, normalerweise<br />
innerhalb von sechs Monaten, bei speziellem Vermerk während<br />
eines Jahres. Im Idealfall enthält das Rezept folgende Informationen:<br />
w Bezeichnung des Medikaments (oder mehrerer Medikamente);<br />
w Wirkstoffmenge pro Anwendungseinheit (zum Beispiel Tablette),<br />
falls verschiedene Stärken im Handel sind;<br />
w Anzahl abzugebender Einheiten;<br />
w Packungsgrösse (an<strong>so</strong>nsten wird die kleinste Packung abgegeben);<br />
w bei einem Dauerrezept: Angabe, wie oft respektive bis wann die<br />
Medikamente wiederholt bezogen werden können;<br />
w Einnahme- beziehungsweise Anwendungsvorschriften (falls der<br />
Patient diese nicht der Packungsbeilage entnehmen kann);<br />
w Name des Patienten, Geburtsdatum;<br />
w Unterschrift, Stempel und ZSR-Nummer des Arztes.<br />
(<strong>so</strong>fern nichts anderes auf der Packungsbeilage<br />
angegeben ist). Heisse Getränke<br />
können Medikamente zu früh − im Mund<br />
oder in der Speiseröhre − auflösen.<br />
Völlig ungeeignet zur Einnahme eines Medikaments<br />
sind alkoholhaltige Getränke.<br />
Ebenfalls nicht zu empfehlen sind Milch,<br />
Grapefruitsaft, Kaffee, Schwarztee, Cola,<br />
Vitamin- oder Mineralstoffpräparate.<br />
Auch <strong>so</strong>lche Flüssigkeiten können die<br />
Wirksamkeit bestimmter Medikamente<br />
verringern oder erhöhen.<br />
Wie einnehmen oder anwenden?<br />
w Tabletten, Kapseln, Dragees: Am besten in<br />
aufrechter Position einnehmen, damit sie<br />
nicht in der Speiseröhre kleben bleiben.<br />
Pillen, die leichter als Wasser sind, mit<br />
dem Kopf nach vorn gebeugt einnehmen<br />
(und nicht den Kopf in den Nacken legen):<br />
So schwimmt die Tablette oder Kapsel<br />
nach hinten in den Rachen und lässt sich<br />
problemlos schlucken.<br />
w Säfte, Lösungen, Tropfen: Vor jeder Anwendung<br />
gut schütteln. Dosis genau abmessen;<br />
bei Säften mit beiliegendem Dosierlöffel,<br />
bei Tropfen <strong>so</strong>ll die Tropfenzahl<br />
exakt stimmen.<br />
w Salben: Tube von hinten nach vorn leeren.<br />
Tube nicht aufrollen, denn wenn das<br />
Metall bricht, kann der Tubeninhalt verderben.<br />
w Zäpfchen: Aus hygienischen Gründen<br />
erst bei der Anwendung auspacken.<br />
FOTOS: CHARLES & JOSETTE LENARS/CORBIS/RDB, FERDINANDO SCIANNA/MAGNUM PHOTOS
Trivandrum, Indien<br />
w Wirkstoffpflaster: Sind immer auf einer<br />
trockenen, unbehaarten Stelle anzubringen<br />
(zum Beispiel Innenseite der Oberarme,<br />
Rücken, seitlicher Oberkörper).<br />
Pflas ter beim Baden und Duschen nicht<br />
entfernen, <strong>so</strong>ndern erst gemäss Angabe<br />
durch ein neues ersetzen – und dieses an<br />
einer anderen Körperstelle anbringen.<br />
Daneben gibt es eine Reihe allgemeiner<br />
Tipps, die Ihnen helfen, Medikamente<br />
korrekt einzunehmen:<br />
w Angemessen: Stellen Sie sicher, dass die<br />
Therapie Ihre körperliche und seelische<br />
Verfassung berücksichtigt. Ältere Menschen<br />
zum Beispiel sind vergesslich oder<br />
können Schwierigkeiten haben, einen kindersicheren<br />
Schraubverschluss zu öffnen.<br />
w Erinnerungshilfen: Falls Sie mehrere verschiedene<br />
Medikamente am Tag einnehmen<br />
müssen: Bestimmen Sie eine oder<br />
mehrere Per<strong>so</strong>nen, die Sie daran erinnern<br />
können. Oder nutzen Sie Hilfsmittel dafür,<br />
zum Beispiel eine Dosierbox oder einen<br />
SMS-Erinnerungsdienst. Fragen Sie Ihren<br />
Arzt oder die Apothekerin.<br />
w Rituale: Kleine Tricks können helfen,<br />
den Behandlungsplan einzuhalten: Nehmen<br />
Sie Ihre Medikamente immer in Verbindung<br />
mit einer gewohnten Tätigkeit<br />
ein, zum Beispiel vor dem Zähneputzen.<br />
Oder legen Sie Ihre Arzneimittel an einen<br />
Ort, den Sie regelmässig nutzen, zum<br />
Beispiel neben Ihren Lesestuhl oder neben<br />
den Wasserkocher. Oder deponieren Sie −<br />
vor allem wenn Sie viel unterwegs sind −<br />
einen Teil Ihrer Medikamente in der Akten-<br />
oder Handtasche.<br />
w Helligkeit: Nehmen Sie Ihre Arzneimittel<br />
bei gutem Licht ein; damit vermindern Sie<br />
die Gefahr von Verwechslungen.<br />
w Nichts Fremdes: Verwenden Sie nie ein<br />
Medikament, von dem Sie nicht (mehr)<br />
genau wissen, wofür es bestimmt ist. Und<br />
Abhängigkeit: Plötzlich gehts nicht mehr ohne<br />
GESUNDHEIT BEOBACHTER KOMPAKT 17/2007 19<br />
In der Schweiz nimmt <strong>rund</strong> ein Fünftel der Erwachsenen mindestens<br />
einmal pro Woche ein Medikament mit Abhängigkeitspotential ein,<br />
sieben Prozent <strong>so</strong>gar täglich. Viele von ihnen sind Frauen. Bei folgenden<br />
Medikamenten besteht die Gefahr, abhängig zu werden: Schmerzmittel,<br />
Beruhigungs- und Schlafmittel, Antidepressiva, Appetitzügler, Abführmittel,<br />
gewisse Hustenmittel. Be<strong>so</strong>nders die Abgabe von Antidepressiva<br />
hat in den letzten Jahren stark zugenommen.<br />
Falls Sie Medikamente aus einer der genannten Gruppen regelmässig<br />
oder zumindest sporadisch einnehmen, <strong>so</strong>llten Sie beim Arzt oder der<br />
Apothekerin das Thema Sucht ansprechen. Im persönlichen Gespräch<br />
können Sie sich eingehend beraten lassen, namentlich zur korrekten<br />
Dosis und Einnahme <strong>so</strong>wie zur maximalen Anwendungsdauer.
Belleek, Nordirland<br />
verwenden Sie nie ein Medikament, das<br />
einer anderen Per<strong>so</strong>n verschrieben wurde<br />
– selbst wenn es gleich heisst wie Ihres.<br />
Denn trotz dem gleichen Namen können<br />
Unterschiede bestehen im Anwendungsbereich<br />
<strong>so</strong>wie bei der Dosierung, der Wirkungsdauer,<br />
der Darreichungsform und<br />
bei den Einnahmevorschriften.<br />
Fragen Sie ausserdem Ihren Arzt oder die<br />
Apothekerin, was Sie tun <strong>so</strong>llen, wenn Sie<br />
mehrere Tage oder Wochen unterwegs<br />
sind. Falls Sie in dieser Zeit im Ausland<br />
oder viel unterwegs sind: Stellen Sie sicher,<br />
dass Sie genügend Medikamente bei sich<br />
haben, oder klären Sie, wo und wie Sie die<br />
benötigten Mittel im Ausland erhalten.<br />
In welcher Dosis und wie lange?<br />
Halten Sie sich genau an die Empfehlungen<br />
des Arztes und der Apothekerin. Dosisänderungen<br />
dürfen nur nach vorheriger<br />
Absprache mit den genannten Fachleuten<br />
vorgenommen werden. Falls Sie ein Antibiotikum<br />
bekommen haben: Befolgen Sie<br />
die Anweisungen ganz genau. Reduzieren<br />
Sie die Dosis nie von sich aus und setzen<br />
Sie das Medikament nie frühzeitig ab.<br />
Sprechen Sie mit dem Arzt oder der Apothekerin,<br />
falls Sie «therapiemüde» sind,<br />
am Erfolg der Behandlung zweifeln oder<br />
glauben, die Behandlungsziele erreicht zu<br />
haben. Handeln Sie nie eigenmächtig.<br />
Zerteilen oder nicht?<br />
Es gibt zwei Gründe, Tabletten zu zerteilen:<br />
damit sie sich leichter schlucken<br />
lassen oder aber um die Dosis zu verringern.<br />
G<strong>rund</strong>sätzlich gilt: Teilen Sie nur<br />
<strong>so</strong>lche Tabletten, die eine dafür vorgesehene<br />
Kerbe haben. Suchen Sie zudem in<br />
der Packungsbeilage nach Informationen<br />
zur Teilbarkeit: Bei manchen Medikamenten<br />
wird ausdrücklich darauf hingewiesen,<br />
dass sie für das Teilen nicht ge eignet sind.<br />
So können Medikamente beispielsweise<br />
mit einem Schutzfilm überzogen sein,<br />
damit der Wirkstoff erst im Darm oder<br />
erst nach und nach freigesetzt wird.<br />
Werden <strong>so</strong>lche Tabletten zerbrochen, kann<br />
die Wirkung geschmälert werden. Ihre<br />
Apothekerin kann Sie zu diesem Thema<br />
beraten.<br />
Wie aufbewahren?<br />
w Beachten Sie das Verfallsdatum von<br />
Medikamenten und die Empfehlungen zur<br />
Lagerung: Zimmertemperatur? Dunkel?<br />
Trocken? Bewahren Sie Medikamente<br />
nicht im Kühlschrank oder im Gefrierfach<br />
auf, ausser es ist auf der Packung <strong>so</strong> angegeben.<br />
w Lagern Sie Medikamente <strong>so</strong>, dass sie für<br />
Kinder unerreichbar sind.<br />
w Lassen Sie Medikamente am besten in<br />
der Originalverpackung und heften Sie<br />
den Beipackzettel daran.<br />
w Legen Sie verschiedene Medikamente<br />
nicht ins gleiche Gefäss. Irgendwann<br />
könnten Sie vergessen haben, wofür die<br />
verschiedenen Tabletten oder Kapseln gedacht<br />
waren.<br />
Wichtig: Tragen Sie einmal pro Jahr Ihre<br />
Medikamente zusammen und nehmen Sie<br />
sie genau unter die Lupe. Bringen Sie alle<br />
Arzneimittel, die Sie nicht mehr verwenden<br />
möchten oder können, zur Ent<strong>so</strong>rgung<br />
in die Apotheke oder Drogerie. Werfen Sie<br />
sie keinesfalls in den Abfalleimer, ins WC<br />
oder Lavabo. n<br />
FOTOS: TIM THOMPSON/CORBIS/RDB, RICKI ROSEN/CORBIS SABA/RDB
Addis Abeba, Äthiopien<br />
Medikamententherapie: Zwei Drittel der Patienten halten sich nicht an die Empfehlungen<br />
Die gute Zusammenarbeit von Arzt, Apothekerin und Patient<br />
ist eine G<strong>rund</strong>voraussetzung für den Erfolg jeder medikamentösen<br />
Therapie. Eine andere: die Bereitschaft der Patienten,<br />
den Empfehlungen des Arztes und der Apothekerin zu folgen.<br />
Der Fachbegriff dafür heisst Compliance (englisch für<br />
Einverständnis).<br />
Zahlreiche wissenschaftliche Studien zeigen, dass nur ein<br />
Drittel der Patienten macht, was der Arzt oder die Apothekerin<br />
rät. Eben<strong>so</strong> viele befolgen die Anweisungen nur halbherzig,<br />
und der letzte Drittel missachtet sie schlicht ganz. Das<br />
Resultat sind unnötige Dosissteigerungen und Therapiewechsel,<br />
zusätzliche Spitaltage, Arztbesuche, Notfalleinweisungen<br />
<strong>so</strong>wie vorzeitige Todesfälle. Schätzungsweise zehn Prozent<br />
der Gesundheitskosten sind auf Therapieverweigerungen und<br />
unsachgemässe Medikamenteneinnahme zurückzuführen.<br />
Be<strong>so</strong>nders gross ist die Therapiemüdigkeit bei Chronischkranken<br />
<strong>so</strong>wie bei Menschen, die täglich ein halbes Dutzend<br />
oder noch mehr Arzneimittel schlucken müssen. Viele Patienten<br />
vergessen, sie einzunehmen, oder sie ändern die Dosierung<br />
nach eigenem Gutdünken. Manche legen ein paar Tage<br />
Pause ein, andere beginnen mit der Einnahme erst kurz vor<br />
dem nächsten Arzttermin.<br />
Ein wichtiges Hilfsmittel für den erfolgreichen Therapieverlauf<br />
ist die Behandlungsvereinbarung. Sprechen Sie Ihren Arzt<br />
GESUNDHEIT BEOBACHTER KOMPAKT 17/2007 21<br />
oder die Apothekerin darauf an. Eine <strong>so</strong>lche Vereinbarung<br />
kann Ihnen den Sinn der Behandlung begreifbar machen und<br />
den genauen Ablauf aufzeigen. Die wichtigsten Elemente einer<br />
Behandlungsvereinbarung sind:<br />
w die Behandlungsziele;<br />
w die Rolle der behandelnden Per<strong>so</strong>n;<br />
w die Rolle der Apothekerin;<br />
w die Rolle des Patienten (<strong>so</strong>wie von Menschen im<br />
persönlichen Umfeld, die ihn unterstützen können);<br />
w der Behandlungsplan: Was? Wann? Wie oft? Wie lange?<br />
Dabei gilt es, Folgendes zu berücksichtigen:<br />
w Achten Sie darauf, dass der Plan mit Ihrem gewohnten<br />
Alltag vereinbar ist. Oder überlegen Sie, wie weit Sie Ihren<br />
Alltag dem Behandlungsplan anpassen können.<br />
w Sprechen Sie mit der behandelnden Per<strong>so</strong>n darüber,<br />
wenn Sie vom Plan abgewichen sind. Lassen Sie sich auch<br />
informieren, welche gesundheitlichen Konsequenzen zu<br />
erwarten wären, wenn Sie die Therapie einfach abbrechen.<br />
Dies um<strong>so</strong> mehr, als Sie eine Pfl icht zur Schadensminderung<br />
haben. Das heisst: Die Krankenkassen können Leistungen<br />
verweigern, wenn ein Patient die Therapie <strong>so</strong> sehr vernachlässigt,<br />
dass der Erfolg ausbleibt. Oder wenn der starke Verdacht<br />
besteht, dass Medikamente im Abfall landeten.
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Fachchinesisch für Laien<br />
Arzneimittel<br />
Substanzen und Mischungen von Substanzen,<br />
die zur Diagnose, Vorbeugung oder<br />
Behandlung von Krankheiten und Behinderungen<br />
dienen. Der Begriff umfasst <strong>so</strong>wohl<br />
Mittel der Pharmaindustrie wie auch<br />
medizinische Drogen (Pflanzen).<br />
Compliance (englisch für Einverständnis)<br />
Bereitschaft eines Patienten, die Therapie<br />
nach den Vorgaben einer Fachper<strong>so</strong>n auszuführen<br />
(Arzt, Apothekerin, Physiotherapeut,<br />
Ernährungsberaterin).<br />
Dosierung<br />
Menge eines Arzneimittels, die innerhalb<br />
eines bestimmten Zeitraums verabreicht<br />
werden muss, um eine bestimmte Wirkung<br />
zu erzielen.<br />
EXP<br />
Dieses Kürzel kommt von «expiration<br />
date» und bezeichnet das Ablaufdatum<br />
eines Heilmittels.<br />
Galenik<br />
Die Lehre von der Herstellung verschiedener<br />
Arzneiformen wie Salben, Gele,<br />
Lösungen, Tees, Dragees, Zäpfchen ist ein<br />
zentrales Wissensgebiet der Apotheker.<br />
Der Begriff leitet sich von Claudius<br />
Galenus (um 129 bis zirka 201) ab, einem<br />
römischen Arzt und Pharmazeuten. Heute<br />
meint der Begriff auch die verschiedenen<br />
Anwendungsformen von Arzneimitteln<br />
wie Pille, Dragee, Salbe, Pflaster.<br />
Hausspezialitäten<br />
Von <strong>Apotheken</strong> selbst hergestellte Arzneimittel,<br />
zum Beispiel Hustensirup, Nasentropfen,<br />
spagyrische Sprays, Teemischungen,<br />
pflanzliche Vaginalzäpfchen.<br />
Heilmittel<br />
Der Oberbegriff für Arzneimittel und<br />
Medizinprodukte, zum Beispiel Herzschrittmacher,<br />
orthopädische Hilfen,<br />
Stützstrümpfe.<br />
Indikation<br />
Gemeint ist der Anwendungsbereich eines<br />
Heilmittels: einzelne Krankheiten oder<br />
Risikofaktoren für eine Krankheit (wie<br />
Bluthochdruck oder ungünstige Cholesterinwerte),<br />
bei denen es angezeigt ist, eine<br />
bestimmte Diagnosemethode oder Therapie<br />
anzuwenden (siehe auch «Kontraindikation»).<br />
Klinische Studien<br />
Solche Studien sind ein wichtiger Schritt<br />
in der Entwicklung von Heilmitteln. Sie<br />
dienen dazu, deren Wirksamkeit und<br />
Sicherheit zu ermitteln. Zunächst werden<br />
Tests an gesunden Menschen mit der<br />
Substanz gemacht, später wird sie an<br />
einem Patientenkollektiv geprüft und eine<br />
günstige Dosis bestimmt.<br />
Kontraindikation<br />
Gegenanzeige zur Indikation. Gemeint ist<br />
ein Umstand, bei dem man ein bestimmtes<br />
Heilmittel nicht oder nur beschränkt<br />
anwenden <strong>so</strong>llte, weil es schaden könnte<br />
oder Wechselwirkungen mit anderen Mitteln<br />
drohen. Kontraindikationen können<br />
eine Schwangerschaft, ein bestimmtes<br />
Alter, chronische Erkrankungen oder eine<br />
Unverträglichkeit von bestimmten Stoffen<br />
sein (siehe auch «Indikation»).<br />
Liste A, B, C, D, E<br />
Die schweizerische Zulassungsbehörde<br />
für Medikamente, Swissmedic, legt fest,<br />
wer welche Medikamente abgeben darf<br />
(der jeweilige Buchstabe ist auf jeder<br />
Packung aufgedruckt).<br />
w Liste A: verschärfte Rezeptpflicht (Abgabe<br />
durch Ärzte oder in <strong>Apotheken</strong>)<br />
w Liste B: einfache Rezeptpflicht (Abgabe<br />
durch Ärzte oder in <strong>Apotheken</strong>)<br />
w Liste C: Verkauf ohne Rezept nur in<br />
<strong>Apotheken</strong><br />
w Liste D: Verkauf ohne Rezept in <strong>Apotheken</strong><br />
und Drogerien<br />
w Liste E: frei verkäuflich, auch in Warenhäusern<br />
GESUNDHEIT BEOBACHTER KOMPAKT 17/2007 23<br />
EXP, OTC, Rep., Rx, SL: Die Medikamentensprache ist für viele Patienten bloss<br />
unverständliches Kauderwelsch. Mit dieser Übersetzungshilfe können Sie mitreden –<br />
zu Ihrem eigenen Wohl.<br />
Neben- und Wechselwirkung<br />
Unerwünschte und oft auch schädliche<br />
Wirkung eines Arzneimittels, zum Beispiel<br />
Müdigkeit, Kopfschmerzen, allergische<br />
Reaktionen. Wenn mehrere Arzneimittel<br />
parallel eingenommen werden, kann dies<br />
zu Wechselwirkungen (Interaktionen) führen,<br />
denn die Wirkstoffe können einander<br />
beeinflussen. Mögliche Folge: Die Wirkung<br />
des einen oder anderen Arzneimittels<br />
wird verstärkt, abgeschwächt oder aufgehoben.<br />
OTC<br />
Englische Abkürzung für «over the counter».<br />
Im Gesundheitswesen sind damit<br />
Heilmittel gemeint, die die Patienten – über<br />
den Tresen von <strong>Apotheken</strong> und teilweise<br />
auch von Drogerien – rezeptfrei kaufen<br />
können.<br />
Rep.<br />
Abkürzung auf dem Rezept. Diese weist<br />
auf die Möglichkeit hin, das gleiche Heilmittel<br />
mehrmals zu beziehen, ohne jedes<br />
Mal zum Arzt gehen zu müssen. Die Langzeitverordnung<br />
(«Dauerrezept») gilt meist<br />
für einen Zeitraum von sechs bis zwölf<br />
Monaten.<br />
Rx<br />
Das Kürzel stammt vom lateinischen «recipe»,<br />
was <strong>so</strong> viel heisst wie «man nehme»,<br />
und steht für rezeptpflichtige Medikamente.<br />
Sinn der Rezeptpflicht ist unter anderem,<br />
den Missbrauch von Medikamenten<br />
zu verhindern.<br />
Spezialitätenliste (SL)<br />
Auf dieser Liste sind jene Arzneimittel<br />
aufgeführt, die durch die obligatorische<br />
G<strong>rund</strong>versicherung gedeckt sind – <strong>so</strong>fern<br />
sie ein Arzt oder eine Ärztin verordnet hat.<br />
Arzneimittel, die nicht auf der Spezialitätenliste<br />
sind, werden eventuell durch eine<br />
freiwillige Zusatzversicherung vergütet<br />
oder müssen von den Patienten selbst bezahlt<br />
werden. n
24 GESUNDHEIT BEOBACHTER KOMPAKT 17/2007<br />
GENERIKA<br />
Perfekt imitierte Erfolgsrezepte<br />
Generika wirken genau<strong>so</strong> gut wie die Originalmedikamente. Die Nachahmerpräparate<br />
sind aber deutlich günstiger, und der Selbstbehalt ist nur halb <strong>so</strong> hoch. Es spricht al<strong>so</strong><br />
fast alles für die Kopien – Antworten auf die wichtigsten Fragen dazu.<br />
Generika sind hoch im Kurs: Im Jahr<br />
2006 stieg ihr Anteil bei den kassenpflichtigen<br />
Medikamenten von acht<br />
auf zwölf Prozent; bei den Arzneimitteln<br />
mit abgelaufenem Patentschutz war <strong>so</strong>gar<br />
jedes dritte verkaufte Präparat ein Generikum.<br />
Ausserdem sind die Preise im Medikamentenmarkt<br />
am Purzeln – einzelne<br />
Anbieter senkten sie in den letzten zwölf<br />
Monaten gleich mehrfach.<br />
Ausgelöst wurde der Schub durch den<br />
Entscheid von Gesundheitsminister Pascal<br />
Couchepin, den Selbstbehalt für kassenpflichtige<br />
Medikamente abzustufen:<br />
w 10 Prozent bei Generika,<br />
w 20 Prozent bei Originalmedikamenten,<br />
für die es Generika gibt, die mindestens<br />
20 Prozent billiger sind.<br />
Trotz dem Boom bestehen aber noch immer<br />
Vorurteile und Missverständnisse<br />
<strong>rund</strong> um Generika. Die folgenden Fragen<br />
und Antworten <strong>so</strong>llen Ihnen helfen, sich<br />
im Medikamentenmarkt zurechtzufinden<br />
und die richtige Wahl zu treffen.<br />
Was ist ein Generikum? Wichtige Hinweise<br />
liefern andere gebräuchliche Bezeichnungen:<br />
Nachahmerpräparat, Kopie, Imitation.<br />
Die gesetzliche Definition lautet wie<br />
folgt: «Als Generikum gilt ein von Swissmedic<br />
zugelassenes verwendungs fertiges<br />
Arzneimittel, das aufg<strong>rund</strong> seines Wirkstoffs,<br />
seiner Darreichungsform und seiner<br />
Dosierung mit dem entsprechenden, von<br />
Swissmedic zugelassenen Originalpräparat<br />
austauschbar ist.» Im Klartext bedeutet<br />
das: Originalmedikament und Generikum<br />
sind weitestgehend identisch. Einen detaillierten<br />
Vergleich finden Sie unter «Original<br />
und Generikum».<br />
Weshalb sind Generika billiger als Originale?<br />
Die Kopien sind im Durchschnitt etwa 20<br />
Prozent günstiger. Die Entwicklung eines<br />
neuen Medikaments ist sehr teuer. Deshalb<br />
erhält der Hersteller für sein neues<br />
Präparat einen Patentschutz – in der Regel<br />
15 Jahre, in Einzelfällen auch länger. Das<br />
heisst: In dieser Zeit darf kein Konkurrent<br />
das gleiche Medikament herstellen und<br />
verkaufen. Ist der Patentschutz aber abge-<br />
Original und Generikum: Die grossen und die kleinen Unterschiede<br />
Name<br />
Generika haben andere Namen als das<br />
Original, sind aber oft davon abgeleitet.<br />
Häufi g sind der Name des Herstellers<br />
und des Wirkstoffs integriert.<br />
Wirkstoff<br />
Der Wirkstoff von Original und Generikum<br />
muss ab<strong>so</strong>lut identisch sein. Nur<br />
dann wird das Präparat von der schweizerischen<br />
Zulassungsbehörde (Swissmedic)<br />
überhaupt als Generikum registriert.<br />
Swissmedic prüft auch die<br />
Herstellung.<br />
Hilfsstoffe<br />
Jedes Medikament enthält neben der<br />
Wirksubstanz eine Reihe von Hilfsstoffen<br />
wie Salze oder Zucker. Diese müssen<br />
bei Original und Generikum nicht identisch<br />
sein – und sind es oft auch nicht.<br />
Deshalb besteht hier Potential für unerwünschte<br />
Wirkungen oder Wechselwirkungen<br />
mit anderen Medikamenten.<br />
Anwendungsbereich (Indikation)<br />
Damit ein Generikum als Ersatz<br />
in Frage kommt, muss es für die<br />
gleichen Anwendungen zugelassen<br />
sein wie das Original.<br />
Dosierung<br />
Viele Präparate gibt es in ganz unterschiedlichen<br />
Dosierungen. Wird ein<br />
Original durch ein Generikum ersetzt,<br />
muss die Dosis übereinstimmen – aus-<br />
laufen, kann jeder den Wirkstoff kopieren<br />
und daraus Medikamente – eben Generika<br />
– herstellen. Auf diese Weise entfallen die<br />
hohen Entwicklungskosten für den Wirkstoff;<br />
folglich kann das Generikum günstiger<br />
verkauft werden als das Original.<br />
Sind Generika qualitativ wirklich gleichwertig<br />
wie die Originale? Die Anforderungen an<br />
Qualität und Sicherheit von Generika sind<br />
die gleichen wie bei Originalpräparaten;<br />
die Zulassung erfolgt durch die gleiche Behörde<br />
(Swissmedic). Zudem werden bei<br />
Generika ausschliesslich Wirkstoffe eingesetzt,<br />
die sehr gut erforscht sind und sich<br />
über viele Jahre in der täglichen Praxis bewährt<br />
haben. Entsprechend gross ist das<br />
Wissen über mögliche unerwünschte Wirkungen.<br />
Zudem betätigen sich auch führende<br />
Pharmafirmen als Generikahersteller;<br />
Novartis zum Beispiel macht <strong>rund</strong><br />
einen Sechstel des weltweiten Umsatzes<br />
mit Kopien.<br />
Gegen welche Krankheiten gibt es Generika?<br />
Generika werden vor allem zur Therapie<br />
von Schmerzen, chronischen Krankheiten<br />
ser wenn der behandelnde Arzt die<br />
Umstellung bewusst für eine Dosisänderung<br />
nutzt.<br />
Anwendungsform (galenische Form)<br />
Tablette, Kapsel, Zäpfchen, Salbe,<br />
Sirup, Spritze: Oft bieten Generika eine<br />
andere Auswahl als die entsprechenden<br />
Originale.<br />
Form und Farbe des Medikaments<br />
Form und Farbe stimmen bei Original<br />
und Generikum oft nicht überein, <strong>so</strong>llten<br />
bei der Wahl eines Generikums aber<br />
berücksichtigt werden. Möglicherweise<br />
bietet sich eine Kopie an, die leichter<br />
einzunehmen ist als das Original, weil<br />
sie kleiner ist oder <strong>rund</strong> statt eckig.
oder Risikofaktoren – zum Beispiel Bluthochdruck,<br />
hohe Cholesterinwerte – hergestellt.<br />
Denn nur wenn sich sehr viele<br />
Menschen über längere Zeit behandeln<br />
lassen, lohnt sich das Kopieren von Arzneimitteln.<br />
In anderen wichtigen Bereichen,<br />
etwa bei Krebs, erreicht ein Medikament<br />
kaum eine Lebensdauer von 15 oder<br />
20 Jahren. Meist wird es vorher durch eine<br />
Neu- oder Weiterentwicklung ersetzt,<br />
weshalb auch keine Kopien auf den Markt<br />
kommen. Ausserdem gibt es Medikamente,<br />
die nie kopiert werden, weil das Sparpotential<br />
oder die Anzahl möglicher Patienten<br />
zu klein sind.<br />
Was ist beim Gebrauch eines Generikums zu<br />
beachten? Wird die Abgabe eines Generikums<br />
<strong>so</strong>rgsam vorbereitet, <strong>so</strong>llte die Therapie<br />
genau<strong>so</strong> wirksam sein, wie wenn Sie<br />
ein Original nehmen würden. Dies gilt<br />
zumindest für Behandlungen, die neu<br />
beginnen. Leicht anders ist es, wenn die<br />
Behandlung bereits in Gang ist und das<br />
gewählte Generikum ein Original ersetzen<br />
<strong>so</strong>ll (oder ein anderes Generikum). Oft<br />
Form und Farbe der Verpackung<br />
Auch Form und Farbe der Verpackung<br />
stimmen in der Regel nicht überein.<br />
Deshalb kann auch hier eine Umgewöhnung<br />
nötig sein.<br />
Unerwünschte Wirkungen<br />
«Keine Wirkung ohne unerwünschte<br />
Wirkungen» lautet ein G<strong>rund</strong>satz bei<br />
Medikamenten – was für Originale wie<br />
für Generika gleichermassen gilt. Im<br />
Prinzip wirkt ein Generikum gleich wie<br />
das entsprechende Original; schliesslich<br />
haben beide die gleiche Wirksubstanz.<br />
Weil sich aber die Hilfsstoffe<br />
unterscheiden können, können sich<br />
auch die unerwünschten Wirkungen<br />
unterscheiden.<br />
müssen hier psychologische Barrieren<br />
überwunden werden: «Wie<strong>so</strong> will mir<br />
der Apotheker eine Kopie geben, wenn<br />
die Ärztin ein Original verschreibt?» –<br />
«Ich bin zufrieden mit meinem Medikament<br />
und will nicht wechseln.» Solche<br />
und ähnliche Gedanken <strong>so</strong>llten Sie<br />
unbedingt ernst nehmen. Deshalb sind<br />
folgende Merkpunkte zu beachten:<br />
w Das Einverständnis geben: Sie müssen<br />
mit dem Wechsel einverstanden sein;<br />
die Einwilligung ist ein g<strong>rund</strong>sätzliches<br />
Patientenrecht. Ausserdem nehmen<br />
nur überzeugte Patienten ihre Medikamente<br />
regelmässig ein und brechen die<br />
Therapie nicht vorzeitig ab.<br />
w Den Wechsel vorbereiten: Dazu gehören<br />
die richtige Wahl des Generikums,<br />
eingehende Gespräche mit der Ärztin<br />
und dem Apotheker und – falls vorhanden<br />
– zusätzliches Informationsmaterial<br />
oder zusätzliche Hilfsmittel des<br />
Herstellers. Denn: Wenn immer möglich<br />
<strong>so</strong>ll das Medikament nur einmal<br />
gewechselt werden. w<br />
Rezept<br />
Wenn das Original rezeptpfl ichtig ist,<br />
wird es üblicherweise auch das Generikum<br />
sein. Wichtiger aber ist: Das<br />
Generikum <strong>so</strong>llte – wie das Original –<br />
auf der <strong>so</strong>genannten Spezialitätenliste<br />
stehen. Nur dann übernimmt es die<br />
G<strong>rund</strong>versicherung.<br />
Preis<br />
Noch immer sind Generika im Schnitt<br />
etwa 20 Prozent günstiger – im Frühjahr<br />
2006 war die Differenz noch doppelt<br />
<strong>so</strong> hoch. Seither sind die Preise<br />
der Originalmedikamente mehrmals<br />
reduziert worden, viele auf das Niveau<br />
der entsprechenden Generika, ein zelne<br />
<strong>so</strong>gar darunter.<br />
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w Fehler vermeiden: Wenn Sie die Umstellung<br />
verunsichert, <strong>so</strong>llten Sie eine Per<strong>so</strong>n<br />
Ihres Vertrauens um Unterstützung bitten.<br />
Damit lässt sich einer der häufigsten Fehler<br />
vermeiden, die nach einem Wechsel<br />
begangen werden: Der Patient oder die<br />
Patientin nimmt beide Medikamente ein,<br />
das Original und das Generikum.<br />
w Mit einer Kleinpackung beginnen: Wenn<br />
sich zeigt, dass das Generikum wirksam<br />
und verträglich ist, können Sie die Therapie<br />
mit einer grösseren, kostengünstigeren<br />
Packung fortsetzen.<br />
w Keinen Alleingang wagen: Wechseln Sie<br />
ein Medikament nie ohne Rücksprache<br />
mit Ihrer Ärztin oder dem Apotheker. Und<br />
halten Sie sich <strong>so</strong> genau wie möglich an<br />
den vereinbarten Behandlungsplan.<br />
w Begleitmassnahmen befolgen: Es kann<br />
sein, dass in der ersten Phase nach einem<br />
Wechsel zusätzliche Kontrollen nötig sind,<br />
zum Beispiel des Blutdrucks oder Blutzuckerspiegels.<br />
w Auffälliges melden: Falls Sie den Eindruck<br />
haben, das neue Medikament wirke anders<br />
als das alte oder verursache mehr oder andere<br />
unerwünschte Wirkungen, <strong>so</strong>llten Sie<br />
<strong>so</strong>fort mit Ihrer Ärztin oder dem Apotheker<br />
reden.<br />
G<strong>rund</strong>sätzlich ist ein Wechsel auch dann<br />
möglich, wenn mehrere Medikamente<br />
nebeneinander eingenommen werden (bei<br />
chronisch kranken Menschen können es<br />
bis zu fünf Mittel sein). Dabei wird in aller<br />
Regel nur ein Präparat aufs Mal ersetzt.<br />
Die Absprache mit der behandelnden Ärztin<br />
oder mit dem Apotheker ist in <strong>so</strong>lchen<br />
Fällen noch wichtiger. Letztlich kann es<br />
aber auch ratsam sein, keinen Medikamentenwechsel<br />
vorzunehmen (siehe «Umstellung:<br />
Wann vom Arzneiwechsel abzuraten<br />
ist», Seite 28).<br />
Wie komme ich zu einem Generikum? Reden<br />
Sie zum einen mit dem Arzt oder der Ärztin:<br />
Hausärzte sind in der Regel offen<br />
gegenüber Generika, Spezialärzte weniger,<br />
weil sie mehrheitlich neuere und teurere<br />
Standortbestimmung: Wie stehen Sie zu Generika?<br />
Gehen Sie die folgenden Aussagen durch und kreuzen Sie an, wie stark<br />
Sie zustimmen oder ablehnen (1 = trifft voll und ganz zu; 5 = trifft überhaupt<br />
nicht zu). Ihre Einschätzungen brauchen kein abschliessendes<br />
Urteil für oder gegen Generika zu sein. Sie zeigen Ihnen aber, wo allenfalls<br />
Wissenslücken bestehen.<br />
Aussage 1 2 3 4 5<br />
Ich kenne den Begriff Generika/Generikum<br />
und weiss, worum es sich dabei handelt.<br />
� � � � �<br />
Ich bin überzeugt, dass Generika qualitativ<br />
genau<strong>so</strong> gut sind wie Originalmedikamente.<br />
Verwenden Sie bereits Generika?<br />
� � � � �<br />
w Falls ja: Ich habe überwiegend positive<br />
Erfahrungen gemacht.<br />
� � � � �<br />
w Falls nein: Ich kann mir gut vorstellen, bei der<br />
nächsten Gelegenheit ein Generikum zu verlangen.<br />
� � � � �<br />
Ich bin g<strong>rund</strong>sätzlich skeptisch gegenüber Generika. � � � � �<br />
Die Vorstellung, ein mir vertrautes Originalmedikament<br />
durch ein Generikum zu ersetzen, gefällt mir gar nicht.<br />
� � � � �<br />
Wenn mein Arzt auf einem Originalmedikament<br />
besteht, dann ziehe ich das nicht in Zweifel.<br />
� � � � �<br />
Der Preis eines Medikaments ist für mich Nebensache. � � � � �<br />
Beratung: Das Substitutionsrecht der Apotheker<br />
Gestützt auf das Krankenversicherungsgesetz (KVG), können Apothekerinnen<br />
und Apotheker Originalpräparate, die auf der Spezialitätenliste<br />
stehen und damit kassenpfl ichtig sind, durch günstigere Generika dieser<br />
Liste ersetzen. Ausnahme: Eine Ärztin verlangt ausdrücklich die Abgabe<br />
des Originals. Das Original kann nur mit dem Einverständnis des<br />
Patienten ersetzt werden. Ist dies der Fall, informiert der Apotheker<br />
die verschreibende Ärztin über den Wechsel. Für den Ersatz eines<br />
Original medikaments durch ein Generikum kann der Apotheker der<br />
G<strong>rund</strong>versicherung des Patienten die <strong>so</strong>genannte Generikapauschale<br />
verrechnen. Diese beträgt 40 Prozent der Preisdifferenz zwischen<br />
den beiden Medikamenten, maximal Fr. 21.80.<br />
Originale zur Auswahl haben. Berücksichtigen<br />
Sie Folgendes:<br />
w Die Bitte um ein Generikum ist kein<br />
Misstrauensvotum gegenüber dem Arzt.<br />
Vielmehr zeigen Sie damit, dass Sie sich<br />
bewusst mit der Therapie beschäftigen.<br />
GESUNDHEIT BEOBACHTER KOMPAKT 17/2007 27<br />
w Ärzte, die Medikamente in der Praxis<br />
abgeben, haben meist ein beschränktes<br />
Sortiment. Darin hat es normalerweise<br />
auch Generika, vielleicht aber keines, das<br />
für Sie geeignet ist. In diesem Fall <strong>so</strong>llten<br />
Sie vom Arzt ein Rezept verlangen, damit
Bedford, Südafrika<br />
Umstellung: Wann vom Arzneiwechsel abzuraten ist<br />
So sinnvoll der Einsatz von Generika ist – bei manchen Per<strong>so</strong>nengruppen<br />
und Medikamenten ist eine Umstellung be<strong>so</strong>nders genau<br />
zu prüfen:<br />
w Sehr alte Menschen: Ihr Stoffwechsel funktioniert nicht mehr gleich<br />
wie bei jungen Per<strong>so</strong>nen. Zudem ist es schwierig für sie, sich an<br />
etwas Neues zu gewöhnen.<br />
w Psychisch kranke Menschen: Sie reagieren sehr empfi ndlich auf<br />
Änderungen. Nach einer Umstellung geben sie häufi g mehr oder<br />
neue unerwünschte Wirkungen an.<br />
w Menschen mit bestimmten chronischen Erkrankungen, etwa Asthma.<br />
w Patienten mit bekannten und schwerwiegenden Allergien auf bestimmte<br />
Hilfsstoffe.<br />
w Medikamente mit enger therapeutischer Breite: Bei <strong>so</strong>lchen Mitteln<br />
ist die Toleranz in der Dosierung sehr gering. Das heisst: Kleine<br />
Veränderungen der Wirkstoffmenge können massive Folgen haben.<br />
Dazu gehören etwa Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen,<br />
blutverdünnende Mittel, Medikamente gegen Epilepsie und manche<br />
Mittel gegen Depressionen.<br />
In all diesen Fällen kann es ratsam sein, nicht von einem Originalmedikament<br />
auf ein Generikum umzustellen. Denn es ist nichts<br />
gewonnen, wenn auf der einen Seite die Medikamentenkosten zwar<br />
etwas sinken, auf der anderen Seite aber die Unzufriedenheit zu<br />
neuen Behandlungskosten führt. Lassen Sie sich auf jeden Fall von<br />
Ihre Apothekerin das geeignete Generikum<br />
be<strong>so</strong>rgen kann.<br />
w Besteht er oder sie auf einem Originalmedikament:<br />
Lassen Sie sich diese Haltung<br />
begründen. Wenn Sie nicht einverstanden<br />
sind, <strong>so</strong>llten Sie die Situation<br />
mit einem anderen Arzt oder Ihrer Apothekerin<br />
klären und anschliessend nochmals<br />
das Gespräch suchen.<br />
Die zweite wichtige Ansprechper<strong>so</strong>n ist<br />
der Apotheker oder die Apothekerin: Die<br />
Wahl eines wirksamen, zweckmässigen<br />
und wirtschaftlichen Medikaments gehört<br />
zu ihren Kernkompetenzen. Zudem verfügen<br />
sie über ein <strong>so</strong>genanntes Substitutionsrecht,<br />
das heisst, sie können ein ärztlich<br />
verordnetes Originalpräparat durch<br />
ein Generikum ersetzen (siehe «Beratung:<br />
Das Substitutionsrecht der Apotheker»,<br />
Seite 27). Deshalb werden sie offen sein<br />
für Ihre Anliegen – oder das Thema von<br />
sich aus ansprechen. Für die Bestimmung<br />
des passenden Generikums gilt das Gleiche<br />
wie beim Arzt: Die Wahl muss in<br />
Absprache mit Ihnen erfolgen, und Sie<br />
müssen letztlich einverstanden sein.<br />
Ihrer Apothekerin oder Ihrem Apotheker beraten. FOTOS: DAVID TURNLEY/CORBIS/RDB, EYEDEA/GAMMA/DUKAS
Phnom Penh, Kambodscha<br />
Wo kann ich mich über Generika informieren?<br />
Wenn Sie nur wissen möchten, ob es für<br />
Ihre Beschwerden oder für ein bestimmtes<br />
Originalmedikament auch Generika gibt,<br />
können Sie dies im Internet leicht selber<br />
herausfinden. Die wichtigsten Websites<br />
beziehungsweise Datenbanken sind:<br />
w www.okgenerika.ch: betrieben vom<br />
schweizerischen Apothekerverband Pharmasuisse<br />
und von der Berufsgenossenschaft<br />
der Schweizer Apotheker (OFAC).<br />
w www.pro-generika.ch: betrieben von<br />
der Krankenkasse Helsana.<br />
w www.generika.cc: hauptsächlich für<br />
Fachleute.<br />
Fragen Sie auch bei Ihrer Krankenkasse<br />
nach, ob und wie sie den Einsatz von Generika<br />
fördert und allenfalls belohnt.<br />
Wie ist das genau mit dem abgestuften Selbstbehalt?<br />
Die Abstufung betrifft ausschliesslich<br />
Medikamente, die durch die obligatorische<br />
G<strong>rund</strong>versicherung gedeckt sind.<br />
Demnach gilt:<br />
w Wer ein Generikum wählt, zahlt nur<br />
zehn Prozent des Preises aus dem eigenen<br />
Portemonnaie.<br />
w Ebenfalls zehn Prozent beträgt der<br />
Selbstbehalt, wenn es zum Original kein<br />
Generikum gibt. Oder wenn der Arzt aus<br />
medizinischen Gründen auf dem Original<br />
besteht, obwohl es ein Generikum gibt.<br />
w Wer ein Originalmedikament wählt,<br />
obwohl zwei Drittel der entsprechenden<br />
GESUNDHEIT BEOBACHTER KOMPAKT 17/2007 29<br />
Top Ten: Die meistverkauften Generika und ihre Originale<br />
Die umsatzstärksten Generika, die 2006 in <strong>Apotheken</strong> bezogen wurden:<br />
Rang Generikum Original Anwendung<br />
1 Omed Antra Mups Magen/Darm<br />
2 Simcora Zocor Cholesterinsenkung<br />
3 Omezol Mepha MT Antra Mups Magen/Darm<br />
4 Citalopram Eco<strong>so</strong>l Seropram Krankheiten des Nervensystems<br />
5 Co Amoxi Mepha Augmentin Infektionen<br />
6 Enatec Reniten Herz/Kreislauf<br />
7 Fluoxetin Mepha Fluctine Krankheiten des Nervensystems<br />
8 Ecofenac Voltaren Schmerzen<br />
9 Irfen Brufen Schmerzen<br />
10 Pravalotin Selipran Cholesterinsenkung<br />
Generika mindestens 20 Prozent billiger<br />
sind, muss 20 Prozent des Preises selber<br />
übernehmen.<br />
Die jährliche Höchstgrenze dieses Selbstbehalts<br />
ist in jedem Fall gleich: 700 Franken<br />
für Erwachsene und 350 Franken für<br />
Kinder. n
30 GESUNDHEIT BEOBACHTER KOMPAKT 17/2007<br />
PRÄVENTION<br />
Ein Herzensanliegen<br />
<strong>Apotheken</strong> engagieren sich auch in der Prävention: Bei der Aktion «Hand aufs Herz»<br />
können Sie Ihr individuelles Infarktrisiko ermitteln – und entsprechend vorbeugen.<br />
Leserinnen und Leser des Beobachters profitieren doppelt.<br />
Der Herzinfarkt: Für viele ist er Sinnbild<br />
eines schnellen Todes, der Menschen<br />
in den besten Jahren und aus<br />
heiterem Himmel trifft. Doch der Schein<br />
trügt: Nur einer von zehn Herzinfarkten<br />
kommt überraschend. Die anderen neun<br />
sind mehr oder weniger absehbar.<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind meist<br />
die Folge einer genetischen Veranlagung,<br />
verbunden mit einer gesundheitsgefährdenden<br />
Lebensweise. Umgekehrt heisst<br />
das: Das Risiko eines Herzinfarkts lässt<br />
sich kontrollieren respektive senken. Be<strong>so</strong>nders<br />
wenn Sie zwischen 35 und 60 Jahre<br />
alt sind, bereits gewisse Risikofaktoren<br />
aufweisen, aber (noch) keine Symptome<br />
wahrnehmen, lässt sich in der Regel viel<br />
erreichen. Auf diese Gruppe zielt denn<br />
auch die Kampagne «Hand aufs Herz» der<br />
<strong>Apotheken</strong>.<br />
Das Angebot umfasst eine Befragung,<br />
einen Analyseteil mit Blutentnahme <strong>so</strong>wie<br />
eine individuelle Beratung. Sie erfahren<br />
von der Apothekerin oder dem Apotheker,<br />
wie gross Ihr individuelles Risiko ist, in<br />
den nächsten zehn Jahren einen Herzinfarkt<br />
zu erleiden. Danach erhalten Sie<br />
wertvolle Informationen für einen gesund-<br />
Aktion «Hand aufs Herz»<br />
Herzinfarkt: Jeder zweite Betroffene überlebt<br />
Am Anfang steht meist eine langsam voranschreitende Blutgefässveränderung<br />
(Arteriosklerose), bei der sich die Wände der Blutgefässe<br />
entzünden, verdicken und verhärten. Dadurch verengt sich der Querschnitt<br />
der Gefässe, und es können sich Blutgerinnsel bilden, die den<br />
Fluss des Blutes behindern. Verstopft ein Gerinnsel eine Arterie an einer<br />
engen Stelle, wird die Blutver<strong>so</strong>rgung der dortigen Organe und Zellen<br />
unterbrochen – es kommt zum <strong>so</strong>genannten Infarkt. Bei einem Herzinfarkt<br />
verstopft eine Herzkranzarterie. Ein Teil des Herzmuskels erhält<br />
dann kein Blut und damit keinen Sauerstoff mehr und stirbt ab. Das<br />
be einträchtigt die Pumparbeit des Herzens – je nach Grösse des Infarktgebiets<br />
mehr oder weniger. Jeder zweite Betroffene überlebt den Herzinfarkt.<br />
Oft bleiben Symptome wie Atemnot, eine Herzinsuffi zienz oder<br />
Herzrhythmusstörungen zurück.<br />
heitsförderlichen Lebensstil: regelmässige<br />
Bewegung, ausgewogene Ernährung, kein<br />
Nikotin, möglichst wenig Stress.<br />
Die Aktion «Hand aufs Herz» richtet sich<br />
primär an Männer ab 35 und Frauen ab 40<br />
Jahren. Test und Beratung erhalten Sie in<br />
<strong>rund</strong> 600 <strong>Apotheken</strong> (siehe ab Seite 34).<br />
Wichtig: Leserinnen und Leser des Beobachters<br />
zahlen dafür nur 29 statt 49 Franken.<br />
Den Gutschein, den Sie in der Apotheke<br />
abgeben müssen, finden Sie unten<br />
Gutschein für die Leserinnen und Leser des Beobachters<br />
Gegen Abgabe dieses Gutscheins erhalten Sie<br />
das Test- und Beratungsangebot «Hand aufs Herz»<br />
zum Vorzugspreis von 29 statt 49 Franken.<br />
Pro Per<strong>so</strong>n kann nur 1 Gutschein eingelöst werden. Der Gutschein ist<br />
bis 30. September 2007 gültig. Die Liste der <strong>Apotheken</strong>, die in Ihrer Nähe<br />
den Test und die Beratung durchführen, fi nden Sie weiter hinten auf den<br />
Seiten 34 und 35 oder unter www.testedeinrisiko.ch.<br />
auf dieser Seite. Test und Beratung der<br />
Aktion laufen wie folgt ab:<br />
1. Fragebogen: Sie beantworten 15 Fragen<br />
zu Ihrem Lebensstil <strong>so</strong>wie zu Ihren Erkrankungen<br />
oder Risikofaktoren. Die Antworten<br />
geben dem Apotheker einen ersten<br />
Hinweis auf Ihr Risiko für Herz-Kreislauf-<br />
Beschwerden. Der Fragebogen stammt<br />
von der Schweizerischen Herzstiftung und<br />
ist wissenschaftlich anerkannt. Die Resultate<br />
werden im Ampelsystem dargestellt:<br />
Hand aufs Herz<br />
Kennen Sie Ihr Infarkt-Risiko ?<br />
Jetzt in Ihrer Fachapotheke testen.<br />
"
FOTO: PABLO CORRAL VEGA/CORBIS/RDB<br />
Cuenca, Ecuador
32 GESUNDHEIT BEOBACHTER KOMPAKT 17/2007<br />
w Grün: geringes oder kein Risiko. Em pfehlung:<br />
Weiterführung des bisherigen<br />
Lebensstils.<br />
w Orange oder Rot: erhöhtes Risiko. Em pfehlung:<br />
Schritt 2 und 3 der Aktion «Hand<br />
aufs Herz».<br />
2. Blutdruck messen und Blutwerte ermitteln:<br />
Die Befragung hat ergeben, dass Ihr Risiko<br />
für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht<br />
ist. Oder Sie sind mangelhaft über Ihre<br />
Blutwerte informiert. In diesen Fällen<br />
nimmt die Apothekerin oder der Apotheker<br />
folgende Messungen vor:<br />
w Blutdruck;<br />
w Blutfettwerte (Lipidprofil);<br />
w Blutzucker.<br />
Zusammen mit Ihren anderen Angaben<br />
wird Ihre individuelle Wahrscheinlichkeit<br />
bestimmt, dass Sie in den nächsten zehn<br />
Jahren einen Herzinfarkt erleiden. Die<br />
Berechnung basiert auf dem <strong>so</strong>genannten<br />
Risikofaktoren: Wer be<strong>so</strong>nders gefährdet ist, einen Herzinfarkt zu erleiden<br />
Folgende Faktoren, wie sie auch in der Aktion «Hand aufs<br />
Herz» ermittelt werden, bestimmen Ihr Herzinfarktrisiko:<br />
w Alter: Das Risiko für einen Herzinfarkt steigt ab dem<br />
40. Altersjahr deutlich an.<br />
w Geschlecht: Bis zum 70. Altersjahr haben Männer ein<br />
deutlich höheres Infarktrisiko als Frauen. Danach gleicht<br />
sich das Risikoprofi l der Geschlechter an.<br />
w Ein Herzinfarkt oder Hirnschlag in der Herkunftsfamilie: Ist bei<br />
Verwandten ersten Grades bereits ein Infarkt aufgetreten –<br />
vor allem wenn er jeweils vor dem 55. Altersjahr passiert<br />
ist –, kann dies eine familiäre Veranlagung für Herz infarkte<br />
oder Fettstoffwechselstörungen anzeigen.<br />
w Vorerkrankungen wie Arteriosklerose, eine Bypass-Operation,<br />
Diabetes oder ein Herzinfarkt: Per<strong>so</strong>nen mit <strong>so</strong>lchen Vorerkrankungen<br />
haben ein deutlich erhöhtes Herzinfarktrisiko.<br />
w Rauchen: Zahlreiche Inhaltsstoffe des Tabaks bewirken, dass<br />
sich die Blutgefässe verengen; dies führt zu einem Blutdruckanstieg<br />
und zum schnelleren Schlagen des Herzens.<br />
Zudem führen Giftstoffe zu arteriosklerotischen Ablagerungen<br />
in den Arterienwänden. Die Folge: Raucher er leiden<br />
viermal häufi ger einen Herzinfarkt als Nichtraucher. Kaum<br />
eine andere Massnahme senkt das Herzinfarktrisiko <strong>so</strong><br />
schnell und dauerhaft wie ein Rauchstopp.<br />
w Hoher Blutdruck: Als erhöht gilt der Blutdruck, wenn der<br />
obere, systolische Wert während längerer Zeit über 140<br />
mmHg (Millimeter Quecksilbersäule auf dem Blutdruckmessgerät)<br />
liegt und der untere, diastolische Wert über<br />
90 mmHg (wobei die Grenzwerte von mehreren Faktoren<br />
abhängen, zum Beispiel Alter, Geschlecht, Zeitpunkt der<br />
Messung). Bei Bluthochdruck – den man in der Regel nicht<br />
spürt – erhöht sich das Herzinfarkt- oder Hirnschlagrisiko<br />
AGLA-Score der Arbeitsgruppe Lipide<br />
und Atherosklerose (AGLA).<br />
3. Tipps und Tricks: Die Apothekerin oder<br />
der Apotheker bespricht mit Ihnen die<br />
nächsten Schritte. Sie erhalten Anregungen<br />
zur Prävention, womöglich auch die<br />
Empfehlung, eine Ernährungsberaterin<br />
oder einen Spezialisten für Rauchstopp<br />
aufzusuchen. Ihre Risikowerte und die<br />
vereinbarten Ziele für die Anpassung Ihres<br />
Lebensstils werden in einem Gesundheits-<br />
um das Doppelte bis Zehnfache. Denn Bluthochdruck kann<br />
zu Arteriosklerose führen.<br />
w Tiefer HDL-Cholesterin-Wert: Das «gute» Cholesterin oder<br />
«high density lipoprotein» (HDL) schützt vor Arteriosklerose.<br />
Deshalb <strong>so</strong>llte dieser Wert möglichst hoch sein.<br />
w Hoher LDL-Cholesterin-Wert: Das «böse» Cholesterin oder<br />
«low density lipoprotein» (LDL) fördert die Entstehung der<br />
Arterio sklerose. Dieser Wert <strong>so</strong>llte möglichst tief sein.<br />
w Hoher Blutzucker: Erhöhte Blutzuckerwerte sind ein Hinweis<br />
auf Diabetes. Im Vergleich zu gesunden Per<strong>so</strong>nen haben<br />
Diabetiker ein fünffach höheres Herzinfarktrisiko.<br />
w Übergewicht: Ideal ist ein Bauchumfang bei Männern bis<br />
94 Zentimeter, bei Frauen bis 80 Zentimeter. Bei 94 bis<br />
102 Zentimetern (Männer) respektive 80 bis 88 Zentimetern<br />
(Frauen) ist Vorsicht geboten. Misst der Bauch mehr als<br />
102 Zentimeter bei Männern und 88 Zentimeter bei Frauen,<br />
ist das Herzinfarktrisiko stark erhöht.<br />
w Ungesunde Ernährung: Die grössten Sünden sind zu viele<br />
Kalorien, zu viele (gesättigte) Fette und fettreiche Speisen<br />
(Würste, Pommes frites, Saucen, Patisserie), zu viel Salz<br />
und Weissbrot <strong>so</strong>wie zu wenig Früchte, Gemüse, Fisch,<br />
Vollkorn, Nüsse und Soja.<br />
w Fehlende sportliche Betätigung: Die Mindestempfehlung<br />
lautet: täglich eine halbe Stunde Bewegung von mittlerer<br />
Intensität (am Stück oder aufgeteilt in Portionen von<br />
mindestens zehn Minuten). Dies können Sportarten wie<br />
Schwimmen, Velofahren oder Walking sein, eben<strong>so</strong> Alltagsaktivitäten<br />
wie Gartenarbeit oder zügiges Gehen.<br />
w Stress: Wer fortwährend angespannt ist und unter Zeitdruck<br />
steht, hat ein höheres Herzinfarktrisiko. Stress kann –<br />
direkt oder indirekt – andere Risikofaktoren wie Rauchen,<br />
ungesunde Ernährung oder Übergewicht begünstigen.
pass festgehalten. Mögliche Ergebnisse<br />
können sein:<br />
w Beispiel 1: Das Risiko, in den nächsten<br />
zehn Jahren einen Herzinfarkt zu erleiden,<br />
liegt unter einem Prozent, und alle Messwerte<br />
sind unauffällig: Die Apothekerin<br />
wird Ihnen empfehlen, die Risikoabklärung<br />
in fünf Jahren zu wiederholen.<br />
w Beispiel 2: Das Herzinfarktrisiko ist klein<br />
(unter zwei Prozent) und das Lipidprofil<br />
leicht ungünstig: Die Apothekerin zeigt<br />
Ihnen auf, wie viel Bewegung Ihnen jetzt<br />
guttut. Sie erläutert die wichtigsten Gebote<br />
einer ausgewogenen Ernährung; womöglich<br />
wird sie Ihnen ein Präparat mit<br />
Omega-3-Fettsäuren oder ein pflanzliches<br />
Medikament mit Artischockenauszügen<br />
empfehlen, um den Abbau der Fette in<br />
Schwung zu bringen. Schliesslich wird sie<br />
Ihnen empfehlen, den Test in zwei bis fünf<br />
Jahren zu wiederholen.<br />
w Beispiel 3: Erhöhter Blutzucker: Die<br />
Apothekerin wird generell zu einem Arztbesuch<br />
raten. n<br />
Internet<br />
w www.testedeinrisiko.ch: Website der Aktion «Hand aufs Herz»<br />
w www.agla.ch: Die Arbeitsgruppe Lipide und Atherosklerose (AGLA)<br />
bietet auf ihrer Website Risikoberechnung und Guidelines.<br />
w www.swissheart.ch: Schweizerische Herzstiftung; hier fi nden Sie<br />
Informationen zum Herzen und zum Herzinfarkt.<br />
w www.sge-ssn.ch: Schweizerische Gesellschaft für Ernährung; über<br />
«Suche» fi nden Sie das Merkblatt «Ernährung, Arteriosklerose und<br />
koronare Herzkrankheiten».<br />
w www.5amtag.ch: nationale Kampagne zur Förderung des Konsums<br />
von Gemüse und Früchten<br />
w www.hepa.ch: Das Netzwerk Gesundheit und Bewegung Schweiz gibt<br />
Bewegungsempfehlungen.<br />
w www.active-online.ch: virtueller Bewegungscoach des Bundesamts<br />
für Sport<br />
w www.suissebalance.ch: Ernährungsbewegung des Bundesamts<br />
für Gesundheit und von Gesundheitsförderung Schweiz. Hier fi nden<br />
Sie Tipps <strong>rund</strong> um das gesunde Körpergewicht.<br />
Mit dem sparen Sie bei<br />
Ihrer Hypothek gleich doppelt.<br />
www.beobachter.ch/hypothekenboerse<br />
GESUNDHEIT BEOBACHTER KOMPAKT 17/2007 33
Aktion «Hand aufs Herz»<br />
In diesen <strong>Apotheken</strong> der Deutschschweiz können Sie das Spezialangebot für Leser<br />
PLZ 2000<br />
2500 Biel-Bienne<br />
Bözinger Apotheke<br />
Madretsch Apotheke<br />
Apotheke-Parfumerie<br />
Hilfi ker<br />
Apotheke 55<br />
City Apotheke<br />
Geno Apotheke<br />
Pharmacie Dufour<br />
Battenberg Apotheke<br />
2540 Grenchen<br />
Stadt Apotheke<br />
2543 Lengnau<br />
Geno Apotheke<br />
2555 Brügg<br />
Dorfapotheke Brügg<br />
Apotheke-Parfumerie<br />
Brüggmoos<br />
2557 Studen<br />
Dorfplatz Apotheke<br />
2560 Nidau<br />
Sonnenapotheke<br />
2563 Ipsach<br />
Dorf Apotheke<br />
PLZ 3000<br />
3000 Bern<br />
Bären Apotheke<br />
Rathaus Apotheke<br />
Freudenberg Apotheke<br />
Eiger Apotheke<br />
Weissenbühl Apotheke<br />
Palmen Apotheke<br />
Dr. Noyer Apotheke<br />
Apotheke Hörning<br />
Bollwerk Apotheke<br />
Generika Apotheke<br />
Bern DB<br />
Zähringer Apotheke<br />
Länggass Apotheke<br />
Apotheke Hemmann<br />
Breitfeld Apotheke<br />
Jupiter Apotheke<br />
Bümpliz Apotheke<br />
& Drogerie<br />
Brünnen Apotheke<br />
Schermen Apotheke<br />
Mauron<br />
3032 Hinterkappelen<br />
Dorf Apotheke<br />
3052 Zollikofen<br />
Zentral Apotheke<br />
3065 Bolligen<br />
Apotheke Wyss<br />
3072 Ostermundigen<br />
Wegmühle Apotheke<br />
Stand: 10. August 2007<br />
Apotheke Moser<br />
3076 Worb<br />
Apotheke DB Worb<br />
Stern Apotheke<br />
3098 Köniz<br />
Sonnen Apotheke<br />
3110 Münsingen<br />
Dorfplatz Apotheke<br />
Aare Apotheke<br />
3123 Belp<br />
Apotheke Belp<br />
3150 Schwarzenburg<br />
Schwarzwasser Apotheke<br />
3250 Lyss<br />
Bahnhof Apotheke<br />
Apotheke Seeland<br />
Zentrum Juwi<br />
3280 Murten<br />
Berntor Apotheke<br />
3294 Büren an der Aare<br />
Apotheke Büren<br />
3422 Kirchberg<br />
Apotheke beim Zentrum<br />
3454 Sumiswald<br />
Apotheke Sumiswald<br />
3510 Konolfingen<br />
Zentrum Apotheke<br />
3600 Thun<br />
Bahnhof Apotheke<br />
Berntor Apotheke<br />
Zähringer Apotheke<br />
Apotheke Drogerie<br />
Strättligen<br />
3612 Steffisburg<br />
Dorf Apotheke<br />
3672 Oberdiessbach<br />
Dr. Schmid<br />
3800 Interlaken<br />
Apotheke Dr. Portmann<br />
Grosse Apotheke<br />
Dr. G. Bichsel<br />
3800 Unterseen<br />
Apotheke H. Busse<br />
3860 Meiringen<br />
Dorf Apotheke<br />
3902 Glies<br />
Rhodania Apotheke<br />
3904 Naters<br />
Dorf Apotheke<br />
Central Apotheke<br />
Apotheke St. Mauritius<br />
3924 St. Niklaus<br />
Apotheke St. Niklaus<br />
3930 Visp<br />
St. Martini Apotheke<br />
3954 Leukerbad<br />
Gemmi Apotheke<br />
PLZ 4000<br />
4000 Basel<br />
Goldener Engel Apotheke<br />
St. Gallus Apotheke<br />
Anfos Apotheke<br />
Victoria Apotheke<br />
St. Jakobs Apotheke<br />
Tell Apotheke<br />
Stern Apotheke<br />
Jura Apotheke<br />
Sonnen Apotheke<br />
Schützenmatt Apotheke<br />
Ahorn Apotheke<br />
Wasgenring Apotheke<br />
Klybeck Apotheke<br />
Bahnhof Apotheke-<br />
Drogerie<br />
Apotheke St. Jakob-Park<br />
Lehenmatt Apotheke<br />
St. Johann Apotheke<br />
4104 Oberwil<br />
Apotheke Oberwil<br />
4123 Allschwil<br />
Dorfplatz Apotheke<br />
4127 Birsfelden<br />
Hard Apotheke<br />
4133 Pratteln<br />
TopPharm Apotheke<br />
4143 Dornach<br />
Paracelsus Apotheke<br />
4153 Reinach<br />
Hornstein Apotheke<br />
4226 Breitenbach<br />
Im Wydehof Apotheke<br />
Schwarzbuebe Apotheke<br />
4310 Rheinfelden<br />
Rosenau Apotheke<br />
4312 Magden<br />
Hirschen Apotheke<br />
4313 Möhlin<br />
Apotheke Möhlin<br />
4332 Stein<br />
Rhein Apotheke<br />
4410 Liestal<br />
Stadt Apotheke<br />
4450 Sissach<br />
Central Apotheke<br />
4460 Gelterkinden<br />
Apotheke Gelterkinden<br />
4500 Solothurn<br />
Bahnhof Apotheke<br />
4500 Solothurn<br />
Ambassador Apotheke<br />
Bahnhof Apotheke<br />
4513 Langendorf<br />
Weissenstein Apotheke<br />
4528 Zuchwil<br />
Dorf Apotheke<br />
4600 Olten<br />
Bifang Apotheke<br />
Hammer Apotheke<br />
Apotheke zum Kreuz<br />
Martins Apotheke<br />
4614 Hägendorf<br />
Ladrière Apotheke<br />
4632 Trimbach<br />
Apotheke-Drogerie Kurz<br />
4657 Dulliken<br />
Jura Apotheke<br />
Eichenberger<br />
4665 Oftringen<br />
Kreuz Apotheke<br />
4702 Oensingen<br />
Apotheke Oensingen<br />
4800 Zofingen<br />
Pfauen Apotheke Drogerie<br />
4852 Rothrist<br />
Apotheke Rothrist<br />
4900 Langenthal<br />
Apotheke Dr. Lanz<br />
4914 Roggwil<br />
Apotheke Meyer<br />
PLZ 5000<br />
5004 Aarau<br />
Telli Apotheke<br />
5034 Suhr<br />
Apotheke am Bach<br />
Feld Apotheke<br />
5035 Unterentfelden<br />
Lindenapotheke<br />
5037 Muhen<br />
Zentrum Apotheke<br />
5080 Laufenburg<br />
Pelikan Apotheke<br />
5107 Schinznach-Dorf<br />
Apotheke Schinznach-<br />
Dorf<br />
5200 Brugg<br />
Apotheke am Lindenplatz<br />
5300 Turgi<br />
Bahnhof Apotheke-<br />
Wörndli<br />
5312 Döttingen<br />
Bahnhof Apotheke<br />
5314 Kleindöttingen<br />
Niklaus Apotheke<br />
5400 Baden<br />
Apotheke Wyss & Co.<br />
5405 Baden-Dättwil<br />
Apotheke Wyss & Co.<br />
5412 Gebenstorf<br />
Apotheke zur Trotte<br />
5417 Untersiggenthal<br />
Schürhof Apotheke<br />
5430 Wettingen<br />
Langenstein Apotheke<br />
Center Apotheke<br />
Altenburg Apotheke<br />
5600 Lenzburg<br />
West Apotheke<br />
Stern Apotheke<br />
5610 Wohlen<br />
Bünz Apotheke<br />
Hirsch Apotheke<br />
5612 Villmergen<br />
Berg Apotheke<br />
5615 Fahrwangen<br />
Fortuna Apotheke<br />
5620 Bremgarten<br />
Apotheke Sunne-Märt<br />
Reuss Apotheke<br />
5643 Sins<br />
Apotheke Sins<br />
5702 Niederlenz<br />
Müli Apotheke<br />
5703 Seon<br />
Zentrum Apotheke<br />
Seetal Apotheke<br />
5722 Gränichen<br />
Apotheke Gränichen<br />
5734 Reinach<br />
Löwen Apotheke<br />
5737 Menziken<br />
Apotheke zum Ritter<br />
5742 Kölliken<br />
Apotheke zur alten Post<br />
PLZ 6000<br />
6000 Luzern<br />
Neustadt Apotheke<br />
Cysat Apotheke<br />
Alte Suidtersche Apotheke<br />
City Apotheke<br />
Falken Apotheke<br />
6010 Kriens<br />
Medicus Apotheke Kriens<br />
6014 Littau<br />
Fanghöfl i Apotheke<br />
6015 Reussbühl<br />
Apotheke Ruopigen<br />
6020 Emmenbrücke<br />
Sonnen Apotheke<br />
Emmen Apotheke<br />
6030 Ebikon<br />
Apotheke Dr. Fasel<br />
6048 Horw<br />
Apotheke Dr. Fasel<br />
6060 Sarnen<br />
Löwen Apotheke<br />
6130 Willisau<br />
Apotheke G. Kaufmann<br />
6170 Schüpfheim<br />
Apotheke-Drogerie
und Leserinnen des Beobachters nutzen (siehe Gutschein Seite 30)<br />
Schüpfheim<br />
6204 Sempach-Stadt<br />
Apotheke Faden<br />
6210 Sursee<br />
St. Georgius Apotheke<br />
Apotheke Surseepark<br />
6215 Beromünster<br />
St. Michaels Apotheke<br />
6280 Hochdorf<br />
TopPharm Apotheke<br />
Maunz<br />
6300 Zug<br />
Zug Apotheke<br />
Metalli Apotheke<br />
Bahnhof Apotheke<br />
6312 Steinhausen<br />
Apotheke Drogerie<br />
Parfumerie<br />
6341 Baar<br />
Rathaus Apotheke<br />
6431 Schwyz<br />
Hofmatt Apotheke<br />
6440 Brunnen<br />
Ruetli Apotheke<br />
PLZ 7000<br />
7000 Chur<br />
Montalin Apotheke<br />
Steinbock Apotheke<br />
St. Martins Apotheke<br />
7013 Domat/Ems<br />
Domat Apotheke<br />
7017 Flims<br />
Apotheke Flims<br />
7130 Ilanz<br />
Apoteca-Drogheria<br />
St. Nikolaus Apotheke<br />
7250 Klosters<br />
Helios Apotheke<br />
7304 Maienfeld<br />
Apotheke Bad Maienfeld<br />
7320 Sargans<br />
Apotheke und Drogerie<br />
7460 Savognin<br />
Apoteca Son Mitgel<br />
7550 Scuol<br />
Apoteca & Drogaria<br />
PLZ 8000<br />
8000 Zürich<br />
Bellevue Apotheke<br />
Apotheke Stadelhofen<br />
Leonhards Apotheke<br />
Apotheke Wiedikon<br />
Bären Apotheke<br />
Zweier Apotheke<br />
Helvetiaplatz Apotheke<br />
Sihlfeld Apotheke<br />
Apotheke zum<br />
Pilgerbrunnen<br />
Industrie Apotheke<br />
Apotheke Sammet<br />
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Rosengarten Apotheke<br />
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Bahnhof Apotheke<br />
8320 Fehraltorf<br />
Linden Apotheke<br />
8330 Pfäffikon ZH<br />
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36 GESUNDHEIT BEOBACHTER KOMPAKT 17/2007<br />
INTERVIEW<br />
«<strong>Apotheken</strong> sind kein Auslaufmodell»<br />
Preisdruck auf Medikamente, Konkurrenz durch Versandapotheken, <strong>Apotheken</strong>, die mit<br />
Rabatten werben: Dominique Jordan, Präsident des Apothekerverbands Pharmasuisse,<br />
nimmt Stellung zu den wichtigsten Themen.<br />
Thema Wettbewerb<br />
Die Zahl der <strong>Apotheken</strong> in der<br />
Schweiz hat sich in den letzten zehn<br />
Jahren bei <strong>rund</strong> 1650 eingependelt.<br />
Das «<strong>Apotheken</strong>sterben», wie es seit<br />
langem prophezeit wird, ist bisher<br />
ausgeblieben.<br />
Doch der Wettbewerb wird härter:<br />
<strong>Apotheken</strong>ketten wie Sun Store oder<br />
Rotpunkt drücken auf die Preise,<br />
eben<strong>so</strong> die Versand apotheken. Für<br />
Hansueli Späth, Präsident der<br />
Schweizerischen Gesellschaft für<br />
Allgemeinmedizin, sind die herkömmlichen<br />
<strong>Apotheken</strong> angesichts<br />
dieser Entwicklungen ein «Auslaufmodell»<br />
(«Tages-Anzeiger», 24. Mai<br />
2007).<br />
Beobachter: Ist die Apotheke ein «Auslaufmodell»?<br />
Dominique Jordan: Nein, die <strong>Apotheken</strong><br />
sind definitiv kein Auslaufmodell. Wir haben<br />
jeden Tag <strong>rund</strong> 300 000 Kunden. Wir<br />
beraten, geben Medikamente ab, sind in<br />
der Prävention tätig, leisten Notfallver<strong>so</strong>rgung.<br />
Ich sehe nichts, was nicht auch in<br />
Zukunft gefragt sein wird.<br />
Doch der Wettbewerb nimmt zu: Verzicht auf<br />
die Verrechnung von Tarifen, Preissenkungen<br />
bei Medikamenten. Kommt es zu einem<br />
<strong>Apotheken</strong>sterben?<br />
Nein, aber zu einer Aufteilung: einerseits<br />
die busines<strong>so</strong>rientierten <strong>Apotheken</strong>, die<br />
primär das Bedürfnis nach tiefen Preisen<br />
befriedigen. Das sind vor allem die in Ketten<br />
zusammengeschlossenen <strong>Apotheken</strong><br />
in den Städten – dort ist der Konkurrenzdruck<br />
am grössten. Anderseits die leistung<strong>so</strong>rientierten<br />
<strong>Apotheken</strong>, die Wert auf<br />
hohe Qualität legen.<br />
Trotzdem: Wir haben doch zu viele<br />
<strong>Apotheken</strong>?<br />
Nein, aber sie sind falsch verteilt: Es gibt<br />
zu viele in den Städten und zu wenige auf<br />
dem Land.<br />
Dort brauchen wir aber gar nicht mehr, dort<br />
geben die Ärzte Medikamente ab.<br />
Tatsächlich kommen wir uns dort mit<br />
jenen Ärzten in die Quere, die eine Patientenapotheke<br />
führen dürfen. Und diese<br />
wollen nicht auf ein Nebeneinkommen<br />
verzichten, das etwa einen Viertel bis einen<br />
Drittel der Einnahmen aus ärztlichen Leistungen<br />
beträgt.<br />
Al<strong>so</strong> würden Sie das System der Selbstdispensation<br />
am liebsten abschaffen?<br />
Nicht von heute auf morgen, aber mit<br />
Übergangsfristen von fünf bis zehn Jahren,<br />
wenn eine Apotheke in der Nähe ist.<br />
Schauen Sie: Die Selbstdispensation ist<br />
eine schweizerische Eigenheit oder genauer:<br />
eine deutschschweizerische. Überall<br />
<strong>so</strong>nst auf der Welt gilt der G<strong>rund</strong>satz:<br />
Wer verschreibt, gibt nicht ab.<br />
Thema Rezeptieren<br />
Die Apotheker mögen sich aber<br />
nicht darauf verlassen, dass die<br />
Selbst dispensation eines Tages<br />
abgeschafft wird. «Wenn Ärzte<br />
Medikamente abgeben dürfen,<br />
dann wollen wir Rezepte ausstellen<br />
können», fordern sie stattdessen.<br />
Was sich Gesundheitsminister<br />
Pascal Couche pin durchaus vorstellen<br />
kann, wie er in einem Interview<br />
mit dem Beobachter (Nr. 13 vom<br />
22. Juni) sagt: «Man muss die Möglichkeit<br />
diskutieren, ob Apotheker<br />
bei Bagatellfällen Rezepte ausstellen<br />
dürfen.» Anders sieht das<br />
die Ärzteschaft: Die Stande<strong>so</strong>rganisation<br />
FMH reagierte «empört»<br />
auf die Absicht.<br />
Beobachter: Weshalb wollen die Apotheker<br />
selber Rezepte ausstellen?<br />
Dominique Jordan: Die Apotheker und Apothekerinnen<br />
können aufg<strong>rund</strong> ihrer Ausbildung<br />
mehr, als sie heute zeigen können.<br />
Ein wichtiger G<strong>rund</strong> dafür: Viele einst re-<br />
zeptfreie Medikamente sind in den letzten<br />
20 Jahren rezeptpflichtig geworden. Die<br />
Kunden oder Patienten wollen aber nach<br />
wie vor eine Lösung ihres Problems, wenn<br />
sie zu uns kommen. Diese kann über ein<br />
pharmazeutisches Rezept erfolgen, wie es<br />
in den USA oder Grossbritannien üblich<br />
ist. Oder eine spezielle Liste von Medikamenten,<br />
die in der Apotheke abgegeben<br />
werden dürfen – wie es heute schon mit<br />
der «Pille danach» möglich ist.<br />
Voraussetzung für ein Rezept ist aber eine<br />
Diagnose <strong>—</strong> und die ist Sache der Ärzte. Sind<br />
die Apotheker überhaupt dafür ausgebildet,<br />
Diagnosen zu stellen?<br />
Tatsache ist doch, dass wir jeden Tag eine<br />
Vielzahl von Leuten mit Beschwerden in<br />
der Apotheke haben. Da müssen und können<br />
wir handeln. Ein Beispiel: Am Samstagnachmittag<br />
kommt jemand mit starken<br />
Zahnschmerzen ins Geschäft – die<br />
Diagnose ist rasch gemacht. Jetzt muss ich<br />
ihm aber etwas «Richtiges» geben können,<br />
<strong>so</strong>nst geht er in den Notfall des Spitals –<br />
was viel teurer ist als ein rezeptpflichtiges<br />
Medikament aus der Apotheke. Wenn wir<br />
vom Diagnostizieren und Rezeptieren<br />
reden, meinen wir jene Bereiche, die wir<br />
heute schon abdecken, nicht Krebserkrankungen.<br />
Wir kennen unsere Grenzen, aber<br />
auch unsere Möglichkeiten.<br />
Trotzdem: Sie wollen den Ärzten Arbeit<br />
«abnehmen».<br />
Nein, das Rezeptieren in der Apotheke<br />
erfolgt komplementär zum Arzt, nicht zusätzlich.<br />
Aber es braucht klare Richtlinien<br />
für die Zusammenarbeit mit den Ärzten –<br />
was in Gebieten, in denen sie selber Medikamente<br />
abgeben dürfen, nicht ganz einfach<br />
ist.<br />
Thema Versandapotheken<br />
Die Ärzte sind die eine grosse<br />
Konkurrenz bei der Medikamentenabgabe,<br />
die andere sind die Versand-
FOTO: PHARMA SUISSE<br />
apotheken. Noch liegt ihr Marktanteil<br />
unter zehn Prozent. Doch die<br />
jährlichen Zuwachsraten der Versandapotheken<br />
sind zweistellig. Und<br />
ihre Verkaufs methoden den herkömmlichen<br />
<strong>Apotheken</strong> ein Dorn<br />
im Auge: «Wir berechnen keine<br />
Taxen und gewähren Rabatte», sagt<br />
Walter Oberhänsli, VR-Präsident<br />
der Versandapotheke Zur Rose<br />
(«Tages-Anzeiger», 24. Mai 2007).<br />
Beobachter: Versandapotheken sind das<br />
erklärte Feinbild der klassischen <strong>Apotheken</strong>.<br />
Weshalb eigentlich?<br />
Dominique Jordan: Nein, kein Feindbild,<br />
<strong>so</strong>ndern eine Realität. Vor der KVG-Revision<br />
1996 wurde der Apothekerverband<br />
angefragt, ob wir am Versandhandel interessiert<br />
seien. Wir lehnten ab, weil er nicht<br />
unserem Selbstverständnis entspricht: Wir<br />
setzen auf Qualität, nicht auf Rabatte.<br />
Versand apotheken sind Grossis ten, keine<br />
Apotheker.<br />
Es gibt aber auch herkömmliche <strong>Apotheken</strong>,<br />
die Hauslieferdienste haben und telefonische<br />
Beratungen für Chronischkranke machen.<br />
Schläft die grosse Mehrheit Ihrer Mitglieder?<br />
Nein, viele bieten <strong>so</strong>lche Dienste an, tagtäglich.<br />
Der grosse Unterschied aber: Wir<br />
kennen die Menschen, haben eine Beziehung,<br />
ein Vertrauensverhältnis. Versandhändler<br />
verschicken die Medikamente<br />
ano nym. Wir haben Patienten als Kunden,<br />
nicht Rabattjäger.<br />
Die Versandapotheken holen aber auf, was<br />
den persönlichen Kontakt anbelangt: Mediservice<br />
will mit Pfl egeper<strong>so</strong>nal zusammenarbeiten,<br />
das die Kunden zu Hause betreut.<br />
Weshalb machen das nicht auch Apotheker?<br />
Hier besteht tatsächlich Potential zur<br />
Vernetzung und damit zur Effizienz- und<br />
Qualitätsverbesserung. Selbstverständlich<br />
denken wir auch darüber nach, wie wir<br />
<strong>so</strong>lche Leistungen – zum Beispiel mit der<br />
Spitex zusammen – erbringen könnten.<br />
Thema Abgeltung<br />
Es ist den Apothekern seit langem<br />
ein Anliegen, als kompetente Berater<br />
und Dienstleister wahrgenommen<br />
zu werden und nicht einfach als<br />
Medikamentenverkäufer. Die leistung<strong>so</strong>rientierte<br />
Abgeltung (LOA),<br />
die 2001 eingeführt wurde, war ein<br />
erster Schritt dahin. Seither können<br />
die Apotheker ihre Beratungen und<br />
Kontrollen beim Verkauf von rezeptpfl<br />
ichtigen Medikamenten separat<br />
verrechnen. Im Gegenzug wurde ihre<br />
Marge am Verkaufspreis deutlich<br />
gesenkt.<br />
Doch es gibt auch Kritik: Die Leistungen<br />
könnten selbst dann verrechnet<br />
werden, wenn die Kunden<br />
gar nicht danach verlangen. Jacqueline<br />
Bachmann, Geschäftsführerin<br />
der Stiftung für Konsumentenschutz,<br />
rief <strong>so</strong>gar dazu auf, die Zahlung<br />
«zu verweigern» («Sonntags-<br />
Blick», 3. Dezember 2006).<br />
Beobachter: Weshalb muss man in der<br />
Apotheke auch dann für etwas bezahlen,<br />
wenn man es gar nicht will?<br />
Dominique Jordan: Die LOA wurde entwickelt,<br />
um die Beratungen und Kontrollen<br />
der Apotheker vom Medikamentenpreis<br />
zu trennen. Damit stellten wir uns<br />
gegen den Vorwurf, wir würden zu viel<br />
am Verkauf von Arzneimitteln verdienen.<br />
Die Leistungen, die wir jetzt verrechnen<br />
können, ersetzen die frühere Marge und<br />
sind kein Zusatzeinkommen – sie sind<br />
der Lohn für unsere Arbeit.<br />
Ich erhalte aber nur Lohn, wenn ich arbeite.<br />
Sie erhalten auch dann Lohn, wenn Sie nicht<br />
arbeiten.<br />
Die Beratung des Kunden ist nur ein Teil<br />
unserer Leistung. Im Hinterg<strong>rund</strong> läuft<br />
noch viel mehr: Ich mache fünf bis zehn<br />
Telefonate pro Tag mit Ärzten, die ein Rezept<br />
ausgestellt haben, um Unklarheiten<br />
zu beseitigen.<br />
GESUNDHEIT BEOBACHTER KOMPAKT 17/2007 37<br />
Beraten, informieren, anleiten: Im Prinzip<br />
macht der Apotheker doch das, was der Arzt<br />
schon gemacht hat?<br />
Nein. Der Arzt hat weniger Zeit als der<br />
Apotheker. Zudem ist der Patient in der<br />
Praxis mit der Diagnose beschäftigt und<br />
versteht sehr oft nicht, was er genau zu tun<br />
hat oder was bei der Einnahme eines<br />
Medikaments zu beachten ist. Auch gibt es<br />
viele Patienten, die mehrere Medikamente<br />
nebeneinander einnehmen. Entsprechend<br />
hoch ist der Informations- und Kontrollbedarf.<br />
Das Vier-Augen-Prinzip ist unerlässlich,<br />
um Qualität und Patientensicherheit<br />
zu gewährleisten<br />
Es gibt <strong>Apotheken</strong>, die verzichten auf die<br />
Verrechnung der LOA-Tarife: Offenbar lässt<br />
sich auch ohne ganz gut leben?<br />
Ich kenne ausser den Sun-Store-<strong>Apotheken</strong><br />
und den Versandapotheken keine Apotheke,<br />
die die Tarife nicht verrechnet –<br />
allenfalls bei Barzahlern. Was die andern<br />
machen, ist reines Marketing. Im Wissen,<br />
dass es tatsächlich Kunden gibt, die einzig<br />
auf den Preis achten und nicht auf die<br />
Qualität der Betreuung.<br />
Interview: Urs Zanoni<br />
Dominique<br />
Jordan, 47,<br />
ist seit 2003<br />
geschäftsführender<br />
Präsident<br />
von Pharmasuisse,<br />
dem<br />
schweizerischenApothekerverband.<br />
Er führt zusammen<br />
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die unerwünschten Effekte von Medikamenten<br />
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und dosisabhängig. Unerwünschte<br />
Wirkungen können auch auftreten,<br />
wenn mehrere Medikamente miteinander<br />
eingenommen werden. Oder bei<br />
Nahrungs- und Genussmitteln, die sich<br />
nicht mit dem Medikament vertragen,<br />
eben<strong>so</strong> bei Allergien auf bestimmte<br />
Hilfsstoffe wie Zucker, Salze oder<br />
Konservierungsmittel.<br />
Zwar dürfen Medikamente erst verkauft<br />
werden, wenn sie von der schweizerischen<br />
Zulassungs- und Überwachungsbehörde<br />
Swissmedic genehmigt sind.<br />
Voraussetzung dafür ist, dass Qualität,<br />
Sicherheit und Wirksamkeit hinreichend<br />
belegt wurden.<br />
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erst an wenigen tausend Probanden<br />
und Patienten untersucht worden.<br />
Deshalb sind nur die häufi gsten Nebenwirkungen<br />
bekannt. Nach Markteinführung<br />
nehmen sehr viel mehr Menschen,<br />
die zudem häufi g an verschiedenen<br />
Krankheiten leiden, die Medikamente<br />
ein. In der Folge treten laufend neue<br />
unerwünschte Wirkungen auf.<br />
Deshalb verpfl ichtet das Heilmittelgesetz<br />
alle Fachleute, die zur Abgabe,<br />
Anwendung oder Verschreibung von<br />
Arzneimitteln berechtigt sind, Nebenwirkungen<br />
zu melden. Ähnliches gilt für<br />
Sie als Patient oder Patientin: Sprechen<br />
Sie mit Ihrer Ärztin oder dem Apotheker,<br />
wenn das Medikament unerwünschte<br />
Wirkungen zeigt. Sie können dann<br />
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Telefon Redaktion 043 444 52 52<br />
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Chefredaktion Chefredaktor: Balz Hosang<br />
Thomas Roth (Stellvertreter),<br />
Toni Wirz (Beratung),<br />
Urs Zanoni (Projektleitung)<br />
Texte Ruth Jahn, Urs Zanoni<br />
Produktion und Grafi k<br />
Textproduktion: Iwon Blum<br />
Korrektorat: Rolf Prévôt (Leitung), Klaus Beger<br />
Art Director: Andrea Schamaun<br />
Layout: Rudi-Renoir Appoldt, rrenoir.com<br />
Bildredaktion: Marina Roth<br />
Verlag Verlagsleiter: Roland Wahrenberger<br />
Internet Fred Frohofer, Markus Röösli<br />
Aufl age 315 081 Exemplare (WEMF-beglaubigt<br />
2006); 998 000 Leserinnen und Leser<br />
(MACH Basic 2007-1)
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