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s - Hansischer Geschichtsverein

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INHALT.titeZum Gedächtnis Wilbelm Brebmers. Von Ferdinand Fehling. • • • 3 •Zum Andenken an Karl Koppmann. Nachruf von Wilbelm von Bippen 11 •I. L11beck und tral und bis ~um Rostocker Landfrieden 1283. VonChri tian Reuter . . • . • . . • . • . • • • . • 3II. Hertog Juliu tu Braunsehweig und Lüneburg in volkswirtschaftlicherBetiehuog. Von Paul Zimmermann • • • . 35III. Die Ent tehung von . lui . Yon Rudolf Häpke • • • • 65IV. Zur Geschichte der Deutschen in .'tockholm im Mittelalter. VonWaltber tein . . . . . . . . . • . • • • • 83V. Die L11hecki eben Pfundtollb11cher von 1492-1496. Von FriedrichBruns . . . . • . . . . • . • • • • 109VI. Kleinere ~~ itteilungen.1. Zur Ihmburgischen .'eegeschichte im 18. Jahrhundert.Von Ern t Busch . . . • •li. Bagger ~u Wi mar im 17. und 1 • Jahrhundert. Von135I· riedrieb '1 echen •Retensionen.I. F. Fren dorfT, • tuclien ~um Braunschweigschen • tadtrecht.\'on Heinrich f ck • • • . • • . • • • • 157Il. \\'ilhelm "· Dippen, Ge hichte der 'tadt Bremen. VonAlfred Kiibtmann • . • • • • • • • • 171III. Heinrieb Bebren 1 Münzen und Medaillen der tadt unddes Bi tum · L11beck. Von Edward Sehröder • • • • I 4IV. Artbur Agat , Der han iacbe Baienhandel. on WallherIein • . . • • . . • • . • • • • •r"'"u.-:mc:n vom Han ·i eben G cbichtsverein. 3 • u. 34- 'tl1clc.1. Dreiunddrei~ igster J hresbericht, erstattet om Vorstande 20JII. Preisau cbreiben fUr eine Ge·chichte der deutschell SeeschifTahrt• • • • . • • . • • • • • • • • •III. Vierunddreifsig ter Jahresbericht, e tattel vom VorstandeIV.209211achrichten Uber die derzeitige Zusammenseu.ung desVorstande•••••••••••••••• 21


Hochansehnliche Versammlung!Eine Vereinigung, die ein Menschenalter hindurch und längerbesteht, mufs es ja als ein Geschenk dankbar hinnehmen, wennvon denen, die sie ins Leben riefen oder doch gleich anfangs sichihr anschlossen, noch manche mit Rat und Tat die gemeinsameSache fördern oder auch nur, im Hintergrunde ausruhend, da:;lebenskräftige Wirken ihres Vereines mit freudigem Blicke verfolgen.Aber sie sind nicht mehr so zahlreich, die von Anbeginndem Hansischen <strong>Geschichtsverein</strong> angehcrt haben, undin diesen Jahren hat der Tod reiche Ernte gehalten. Ehe heutedas Bild unseres Koppmanns von einem seiner ältesten Freundeuns noch einmal vor die Seele r;eftihrt wird, lassen Sie michmit kurzem Wort des vortrefflichen Mannes gedenken, der dasEhrenmitglied unseres Vereinsvorstandes war, der dreiundzwanzigJahre lang den Vorsitz im Hansischen GeschichtS\'erein ge·f\ihrt, und den, nachdem er vor zwei Jahren zu allseitigem Be·dauern der Leitung entsagt hatte, nun vor wenigen Woch n,2. Mai, ein sanfter Tod hinweggenommen hat.Wie ist es gekommen, dafs Wilhelm Brehmer, un er lieberalter Vorsitzender, bei allen Mitgliedern de Han. ischen <strong>Geschichtsverein</strong>sund sicher auch bei vielen Mitgliedern der unbefreundeten Gesellschaft der Niederdeutschen so aufrichtige undherzliche Zuneigung sich erworben hat? Wenn er einer1önen Popularität im besten Sinne des Wortes bei uns i he , so hat er das vor allem seiner schlichten, wahrhafteren Persönlichkeit zu danken, die durch ihre F.infachh iterweckte und die stets als unbedingt zuverlässig, alMan kann wohl sagen, dafs IIBrehmer geschrieben, den Stempel seiner Persönli hk it: Einfach, tüchtig, gediegen, wie er war, ist das, w s rJa*


uns gegeben hat. Auf äufseren Schmuck legte er in seinerDarstellung keinen Wert, weder in Wort noch in Schrift. Aberer ging nicht so weit, dafs er auch bei anderen nur die gleichenEigenschaften geschätzt hätte; er war begeistert, wenn eineRede, deren Inhalt er billigte, edlen Schmuckes nicht entbehrte,und eine formvollendete Abhandlung bewunderte er. Rührendwar seine Bescheidenheit. Gegen andere, deren ernstes Strebener erkannte, war er gütig. Fand er aber hinter anspruchsvollemWesen Hohlheit, so wandte er sich mit einer Unfreundlichkeit ab,die er fast noch überbieten konnte , wenn er bei wirklichTüchtigen eine Ungründlichkeit entdeckte. Solche Fehler konnteer nicht vergessen. Im übrigen bleibt ein herzliches Wohlwollender Grundzug seines Wesens, - nicht eine nur in freundlichenWorten sich zeigende Teilnahme : ein tätiges Wohlwollen , eineechte Gemeinnützigkeit, das Erbteil seiner Familie, zeichnete ihnaus, hat ihn ein Menschenalter einen der besten Förderer vielerLübecker Anstalten und Stiftungen sein lassen.In seiner Jugend ist auch Brehmer ein Stürmer gewesen -das Jahr 1848 durchlebte er als junger Student -, und in dieVaterstadt zurückgekehrt schlug er sich auf die Seite derjenigen,die mit den alten, wie sie meinten: veralteten Verhältnissen derStadt aufräumen wollten. Aber keiner hat doch mehr als erund als Wehrmann bei uns die Pietät gewahrt und vertieft fürdas Alte, mit Sorgfalt forschend, vor allem die BaugeschichteLübecks, über der ein Dunkel oder doch starke Dämmerunglag, erhellend. Musterhafte Arbeiten hat er auf diesem Gebieteuns geschenkt, und er hat die Freude gehabt, dafs er inmehr als einem Falle Schaden hat abwenden, den erforderlichenNeuerungen die richtigen Wege hat weisen können. ebendiesen bis in das höchste Alter fortgesetzten Studien gab er vor·treffliche kultur- und kunstgeschichtliche Erörterungen ; er standin der ersten Reihe derjenigen, die dem neuen Geschlechtwieder die Augen öffneten für die Eigenart des alten reichs·städtischen Lebens; er hat die Namen der tüchtigen Künstlerund Kunsthandwerker, z. ß. der Trefflichen, die uns die kost·barsten Schnitzereien unseres Rathauses einst geschaffen, wiederzu Ehren gebracht; und eine Freude ist es mir, hier mitteilenzu können, dafs der Senat von Lübeclt beachlo en bat, dass* -Bildnis Brehmers i . •in die d . n der Knegsstube des R has Bild keines Bü . at auses aufzuhänRecht gehört I . rgermeisters der neuen Zex"t . gen,-. a s das seme mit mehrMt · .I emem unermüdlichen .Personal Verhältnisse in h Flel~se hat er über lübecki h. ~larheit verbreitet. Se _me Ar al~ emer Richtung langentb ~c esmd so . me rbeJten zu lüb e rte. weit gediehen, dafs d r eckischen RatslinikZ-~It fertiggestellt und der ö;s wl_ erk _hoffentlich in nicht fern e.onnen. ent Ichkelt wird üb be erEerge n werden. s mufs' um B hwähnt werden d f: re _mer richtig zu zeichnen h"S . , a s er em gan ' Ier auch erein Grofsvater hat d z vortrefflicher Naturfor h -sehen Museu en ersten Grund zu sc er wat.Brehmer _m gelegt. Sein Vater der unserent naturhistori-, em tüchtiger M" ' Bürgermeister H · ·Brehme ti meraloge b emnch. r esselte vor alle . , aute weiter. . Wilh Igezeichneter K m die Botanik E e meinem J h enner der heimischen Fl . r ward ein ausare aus dem St ora. Als eJahre lang angeh "rt aatsamte schied dem e . r vor baldgeschichtliche A ~ . ha~te, und nicht me,hr die ~ ~erunddreifsigseinen Blum r :It Wieder aufzunehmen d ra t fühlte, eineen, d1e ih · ' a rettete e · hwertvolles He b . n mrt Ewigkeitsgedank r Sie zuMuseum - ti rtr an um' das er schon - . ehn er~llten. Sein0gegeben h tt lc meme dum einiges darin n h a e, erbat er sich noch . an asac zusehen d emmal zurück. ruhte seine Hand . ' un noch am letzten T . 'Ich wenige W h Wiederholt auf der ger b •ge sexneser . oc en \·or sein E Ie ten Sammlungrh"oiA-._mir Grüfse für di F em nde zuletzt bei "h .werde. e reunde auf; er wufste da~ m war,Verehrte A , s er abnwesendeI I Bten Söhne verloren . , n rehmer hat LObe .uch der H . , die Vaterstadt bl "b . ck einen seineransische Ges h.ei t Ihm dankbarden · h c xchtsverein · d . · Aber. Die t vergess . Wir seiDen treffr hWie seine H . en, Er bebte d" Ge IC ennarrsischE•n eimat. Der Hei . te schichte der, vornehmlich d mat em treueste Sohnsolider Arbeite h er lübischen Gescb. h r. , derd . r, at er ein . ac te em Ulcbti' en Hansischen G h. gut Ted seiner Kraft da gerund bei den B esc lchtsverein auf sein nan p.In hingebendst~hrt_;: die die Stifter i~~ a:u: a~ ergetan.n· . else hat er als V . e-waeaenIe MitgliederverorsJtzender seines.mmJung w•rd "hI m 10 lieb


6*und wert 1dafs sie ihm gewissermafsen der Mittelpunkt seinesJahres wurde. Diejenigen, dH: unter seinem Vorsitze tagten,fühlten das 1und gerne haben wir von seiner wannherzigen Artuns fuhren lassen. - Als vor zehn Jahren Brehmer sein fünfundzwanzigjährigesRatsjubiläum feiern durfte, hat die GeorgiaAugusta ihm die philosophische Doktorwürde verliehen und inliebenswerter Adresse hat unser Verein ihn geehrt. Er hat eseinmal ausgef>prochen, wie kaum je ein Urteil ihm mehr Freudebereitet habe, als dafs bei diesem Anlasse seine Vorstandskollegenan das Wort erinnerten, das einst hinter Jordan PleskowsNamen der Schreiber unserer Ratsliste setzte: Hic totum habaitquod bonus vir habere debuit: Er vereinigte in sich den Kernder Eigenschaften, die ein guter Mann besitzen soll. - Ja, wirhaben einen guten Mann begraben. Mir war er mehr.Ehre seinem Andenken IVerzeichnis der historischen SchriftenWilhelm Brehmers.Der Soldatenaufstand im Jahre 1795, Neue LUbeckide Blitter 1!153 S. 101 fl'.Die Schlacht bei LUbeck am 6. November 18o6. Das. 1857 S. 4 fl'.Verzeichnis von Abhandlungen und Notizen zur Geschichte Lübeeks, 1879·In den Hansischen Gesch ichtsblättern :Die Lubecker Strafsennamen, Jahrg. 188o-188J S. XX-XLV.Der Ltlbecker Bürgermeister Jakob Pleskow, Jahrg. 188:z S. 49-66.LUbecks messingene Grabplatten aus dem 14. Jahrhundert, 1883 S. 11 - 41.GeschUtzausrUstung LUbeckischer Kriegsschifl'e 1526, Jahrg. 1884 S. 165-170.Das hlusliche Leben in LUbeck zu Ende des 1 5· J ahrbaDilerta, Jahrg. 1886s. 1-.)0.Die hansische Gesandtschaft nach Moakau 16o3, Jahr&. 1889 S. 27-51.Überblick Uber die Baugeschichte Lübecks, Jahrg. 1890-91 S. 1-21.Ein Prozefs vor der päpstlichen Kurie zu Ende des 14. Jahrhunderts, Jabrg.1895 s. 57-75·In der Zeitschrift für Lü!.--•~ hUC\..-xJsc e Gescbichts- dAltertumskunde:IunDie LUbeckischen BegineabfuDer älteste Lübe kis ser.D ' b c ehe SchUtzenplatz.•e ronzenen Salaamentshlus • .Em Injurieuprozefs aus eben unserer Kirc:hen. ßeJtrige aur Lflbecki.Die Soldatenunruhen i dJe~ Jahre 1714-/scheu Geschichte I:_Die Darlehnsobl' ati m a re 1796. 6, Bd. 4, I S 83Tilgung. ~ onen (18o8-18ro] und deren 12o. 188~. -Mitglieder des R ta es von Riga R al } B .welche in LUbeck ebo ' . c:v und Dorpat, e~ •ur Liibeoki.Der dem Rate gehö . ~ . ren smd. sdlen Geschichte 7 u.nge emberg. 8. &f. 4, 2 s. 11 9-Der Ratsherr Ale.xander von Soltwedei .13). 1&82"Geschichte.ID Sage uodlLübeckis~he Studenten auf der . . .bis 1466]. Umversttät Erfurt (1392Zusammenstellung der erhalten . /Bd. 4, 2 S. 194 fl'.älteste Oberstadtb h en Eintragungen in dasn· K uc • 18B4.Je apelle des heiligen JobWar · J hannes.em o ann Hoyer Mit IiedÜber die Lage von Alt L bg des Llibecker Ratea ?n· G • U eck.~~ .~escbUtzausrustung der Stadt . I7"'Beitrage zu einer B . Ltlbeck Im Jahre 1526I D" augeschichte LUbecks. •. Je Griindung und der .2. Die grofsen F b Ausbau der Stadt.. euers rtlnste.3. ~Je Strafsen' deren Namemgung und Bel h o' Pflasterung' ReiderStadt mit Weuc tunr' sowie die Veraora"ng Hd. 5 S. I fl'. 117 tr.N' asse~ -...- ' .,Iederstadtbuchaufzeich • 225 fl'. 1886. S. 287 ff.ogt zu Bornholm Beitrige av 1888.Bestimmungen über den. ELUbeckischenB"urgerrech tsrwerb des G .16 11 eschJchte 9Verzeichnis der Mitgl' ~ und 10An abe . Je er der Zirkelkorn . .. g über Ihre persö l'ch P&gnle nebstDie Strafsennamen . d n I en VerhältnisseVorstädten. ID er Stadt LUbeck und .derenBeiträge z ·. u emer Baugeschichte Lübecks .V nung Uber deaJ •4· Die Aufstauung der Wake • .Wassermühlen.mtz und die Städtischenn·S· Die Befestigungswerke Lübecks•e Lage der Löwenstadt •Vom Syndikus und Do •kunden und R mpropst Dreyer geflilschte Ureg~sten.Bd. 6 s. I «.,s. 23• tr..,s. 393 tr.., s. 515 ff'.,ßd. 7 s. 341 tr.. 1889bis 1~7.


8*In den Mitteilungen des Vereins für Lübeckische GeschiehtsundAltertumskunde:Beiträge zur Geschichte Lübecks in den Jabr.en I8oo-I8Io. Heft I, 2, 5, 7·I883, 1885, I891, 1895·Zur Vorgeschichte des Stecknitzkanals. H. I, 56-6o. 1883.Die Glasfenster in der Beichtkapelle zu S. Marien. H. I, 109-115. I883.Tönnies Evers. H. 2, 85-96. I885.Aus den Aufzeichnungen des Ratskellermeisters vom Jahre 1504. H. 2.I6I-i68. I886.Lübeckische Häusernamen, nebst Beiträgen zur Geschichte der einzelnen Häuser,H. 3· I7 ff, 4, IO ff. I887, 1889.Statius von Düren. H. 3 1 t88-I92· I887.Zur Geschichte des Kupferstiches in Lübeck. H. 3, 208-2II. I888.Die Errichtung eines Altars für die Schonenfahrer in der Marienkirche. H. 6 1I8-27. 1893.Aus den Berichten des Augustinerpropstes Johann Busch.I895·Zur ältesten Baugeschichte des Rathauses. H. 8, 82-9I. I897·Aufserdem viele kleinere Mitteilungen.In andern Zeitschriften:H. 7, II9 ff.Aus Lübeckischen Testamenten, Zeitschr. für Scbleswig· Holsteinische Ge·schichte. Bd. I2, S. 203-2I5. I884.Zur Geschichte der Stadt Mölln unter Lübeckischer Verwaltung, Archiv desVereins für Geschichte des Herzogtums Lauenburg. Bd. 3, H. 2.I89I.Selbständige Schrift :Der Staatsbaushalt der Freien und Hansestadt Lübeck aus den Jahren 1872-1881. 1883.


ZUM ANDENKENANKAR L K 0 PP M AN N.NACHRUFvo.TWILHELM VON BIPPEN.GE, PROCHEIN DER \'ERSA~IMLUNG DES HA 'ISCHEN GESCIIICHTSVEREL SU D DES VEREIN~ FÜR IEDERDEt.;T CIIE 'PRACHFORSCHU ' Gh HALBER TADT A~I IJ. JUNI 1905.


Vor 19 Jahren haben wu m der Nachbarstadt Quedlinburg:.inmitten einer blühenden Natur und festlichen Schmuckescin ernster Trauer des drei Wochen vorher uns entrissenenMannes gedacht, , der der Stolz dieser Versammlungen warc,Georg Waitz. Heute, in nah verwandter Umgebung, liegt esuns ob, einem seiner treuesten Schüler ein Wort der Erinnerungund des Dankes zn widmen.Karl Koppmann war der Gründer des Hansischen <strong>Geschichtsverein</strong>s,dessen geistiger Vater dann Waitz wurde.Wir verdanken es Koppmann, dafs wir heute in dieser Stadtversammelt sind, um gemeinsam unsere Erinnerungen der Geschichteund der Sprache der deutschen Hanse zuzuwenden,wie wir es Waitz verdanken, dafs die Arbeiten des hansischen<strong>Geschichtsverein</strong>s die Teilnahme der wissenschaftlich gebildetenKreise Deutschlands und dafs vornehmlich infolgedessen unsereVersammlungen in einer langen Reihe ehemaliger Genossen derHanse eine freundliche und ehrenvolle Aufnahme gefundenhaben. Der Name des Mannes, dem Koppmann als seinemMeister immerdar die höchste Ehrerbietung gezollt hat, stehtmit seinem eigenen amen eng verbunden an der Spitze desHansischen Ge chichtsvereins. Dafs Waitz der aus KoppmannsAnregung erwachsenen chöpfung von ihrem ersten Lebenstagean sein Interesse zuwandte und sie dadurch ehrte, dafs er dasZiel ihrer Tätigkeit weit höher steckte, als Koppmann und seineFreunde zu tun gewagt hatten, darin hätte Koppmann mit Rechteine Anerkennung für sich erblicken können, denn Waitz wufste,dafs einer Vereinigung, an der Koppmann einen bedeutendenAnteil hatte, die wissen chaftlichen Kräfte für die Ausführungernster Aufgaben nicht fehlen würden.Spät erst hat Koppmann das Studium ergriffen , dem ersein Leben gewidmet hat. Denn ihm war es nicht be·


schieden, so w1e die grofse Mehrzahl seiner Studiengenossen,auf bequem gebahnten Wegen an die Schwelle wissenschaftlicherErkenntnis vorzurücken. Er mufste sein eigener Bahnbrechersein, mit Schwierigkeiten mancher Art kämpfen, um endlich ineinem Lebensalter, in dem andere schon mit dem offiziellenStempel wissenschaftlicher Befähigung versehen werden, erst dieSchule methodischer Kritik zu betreten. Er hat dann in angestrengterArbeit zuerst auf dem akademischen Gymnasiumseiner Vaterstadt Hamburg, dann in Göttingen unter der Leitungvon W aitz und noch während eines Wintersemesters in Berlindie wissenschaftliche Bildung gewonnen, die er hernach namentlichauf dem Gebiete der kritischen Behandlung historischerQuellen in ausgezeichneter Weise betätigt hat.Seine historischen Studien dehnte er auch auf die deutscheSprache aus, und dies Interesse hat er neben dem speziellhistorischen sich immer bewahrt. In der Kenntnis und der Beherrschungdes Mittelniederdeutschen, mit dem seine Studienihn fort und fort in vertrautem Verkehr hielten, übertrafen ihnwenige.Niederdeutsch, wie sein Name, war und blieb sein Wesenallezeit, langsam, aber tiefgründig, zähe festhaltend, was er sichzu eigen gemacht hatte, konservativ im besten Sinne des Wortesden Dingen gegenüber, wie den Menschen, mit denen er einmalin freundliche Beziehungen getreten war. Plattdeutsch blieb ihmvon frühester Kindheit her die Sprache des Herzens, und niemalshat er trotz arger Enttäuschungen ganz aufgehört, zu sein, wozudie Geburt ihn gemacht hatte, ein eingefleischter Hamburger.Diesem seinem Wesen entsprach es, dafs seine wissenschaftlicheErstlingsarbeit den Anfängen seiner Vaterstadt galt, denältesten Urkunden des Erzbistums Hamburg·Bremen. Sie gabein vollgültiges Zeugnis für seinen kritischen Scharfsinn, für seineGewandtheit in der Textbehandlung, für die Sicherheit undKlarheit, mit der er den neugewonnenen historischen Tatbestandhinzustellen wufste.Waitz bekundete nicht lange darauf, ein Jahr nach LappenbergsTode, das Vertrauen, das er zu Koppmanns wissenschaftlicherBefähigung hegte, einem anderen jungen Hamburgergegenüber in den Worten, er habe immer gedacht, dafa Kopp-IJ *mann in Lappenbergs Stelle trete .die Waitz filr Lappeober h n ~olle._ Be1 der Hochschätzung~In . h g egte, em mcht geringes Lobzwtsc en aber war die Stelle L .besetzt und Koppm d appen bergs schon wieder. . ann, er nach Be d'tm Herbste I 866 nach Harnbur ~n Igung der Studienzeitfroh sein' unter Beneke . . g zuruckgekehrt war' konnteArchive seiner Vaterstad:meu Wfiissdenschaftli~he Beschäftigung am· z n en und msemer Heimat dauernd . d 1 'h rd' te Hoffnung,. . Wte er anzugehören.Mit lebendigem Eifer setzte er da S .Geschichte fort von d B s tudmm der heimischen' er etrachtung ih Q 11•Der Verein f!ir hambu . h G . rer ue en begmnend.rgtsc e esch1chte d ·hzu seinem ständigen Sekr tä' ' er I n demnächst. e r ernannte gew d h .setneo Freund WohlWl'11VIe. Iraachneue'Aann urc thn undJahre I 868 A ·d· nregung. Und als imegi I' zu dessen Schülern b 'd .akademischen G . .. e1 e emst auf demymnasmm gehort hatt hworden war, da wurden f . en' nac Bonn berufenmit historischen Vorlesun a~ ~m~ Anregung ~on Waitz sie beideKoppmann hat d g~n m em GymnasiUm betraut.solchen Vorlesungen . ohc später erneuten Aufforderungen zu. mc t entsprochen s hklemem Kreise mit guten F . o se r er es liebte, inweit hinter ihm standen r~~nde~, auch solchen, die im Alterlehrend zu lerne ' Sie Wissenschaftlich zu unterhalten·· n' so ungern entschl fi · 'grofsem Versammlung d . o s er Sich, vor einer. h ' zu er er m k . .Zie ungen trat, zu redeneme unmittelbaren Be-U .. m so mehr vertiefte er sich in d .die' wie wortkarg s· . as Studium der QuellenJe setn mochten b ld ,sprachen wie ein Mitlebender. ' a so vertraut zu ihmUnd kaum hatte er im Auftrburgisehe Geschichte d' V . age des Vereins für harn-Je orarbe1ten fü d'hamburgischen Kämmereirechnu b r Je Herausgabe derI 868 auf Vorschlag von W . ngen. eg~nnen, als er im HerbsteEd' .aJtz mit emer w 'tIhonsarbeit betraut wurd . . . eJ umfassenderend. e, m1t del)eDige d' .Ie Anerkennung der Fach n ' le Ihm vor allemh . genossen gewon .sc afthchen Ruf begründet h . neo und seinen wissen-Kommission· ·übertrug ihm d'at.HD1e Münchenerh'Istorisched' L Je erausgab dIe appenberg angeregt und dann . . e er Hanserezesse,gelegt hatte. Sie war' seit Jun h m dJe Hände von JunghansLappenberg, allzu frühzeitig vom~ a:s 'dsc~on zehn Monate voro e ahmgerafft worden war'


14 *ins Stocken geraten. Um so mehr war es erwünscht, das schonseit fast einem Jahrzehnt in der Vorbereitung begriffene Unternehmennun möglichst rasch zu fördern.Da hat denn Koppmann seine Arbeitskraft und seine kritischeBegabung in aufserordentlichem Mafse bewährt. Während dieBearbeitung der Kämmereirechnungen ihn nötigte, mit derhamburgischen Verwaltungsorganisation und Verwaltungstätigkeit,mit der städtischen Politik und mit der Geldwirtschaft des14. Jahrhunderts sich aufs genaueste vertraut zu machen, mufsteer zugleich in das Werden und Wachsen des Hansebundes eindringen,mit der Geschichte Nordeuropas sich beschäftigen unddie Fülle des Materials, die ihm aus Junghans' Nachlafs überliefertworden war, ordnen und sichten.Es war am Ende ein Glück für ihn, dafs die beiden Arbeiten,die ihn nebeneinander beschäftigten, völlig verschieden nach Formund Inhalt waren: er konnte sich an der einen erholen, wennihn die andere ermüdet hatte. Immer aber ist es ein glänzendesZeugnis seines Könnens, dafs er schon 1869 den ersten Bandder Kämmereirechnungen, ftlnfzig Jahre umfasssend, und schonim folgen


t6* -stehenden historischen Vereinen der alten Hansestädte, derenVertreter »zur Pfingstzeit« zusammenkommen sollten, aber erfügt doch gleich hinzu, wenn etwa die Vereine nicht daraufeingehen wollten, :.so könnte der Wanderverein vorläufig vonden Historikern gebildet werden«.Ich habe geglaubt, bei diesem Briefe vom 9· April I 870etwas verweilen zu dürfen , weil er ein wichtiges Dokument fürden Ursprung unseres Vereins ist. Die in ihm zuletzt angeregteFrage, ob eine nähere Verbindung unter den hansestädtischen<strong>Geschichtsverein</strong>en oder ein selbständiger Verein geschaffenwerden solle , wurde in Stralsund zugunsten der zweiten Alternativeentschieden. Zugleich wurde beschlossen, als besonderesOrgan des neuen Vereins die Hansischen Geschichtsblätter insLeben zu rufen.Die Anregung dazu ist, wie ich einem anderen Schreibenentnehme , das Koppmann am I I. Mai von Göttingen aus anEhmck richtete, von unserem Freunde Frensdorff ausgegangen.Es heifst darin: :.Frensdorff erzählte mir, wie er schon langegewünscht, eine periodische Zeitschrift für Städtegeschichte zuhaben, die ja jetzt so aufserordentlich kultiviert ist. Wennunser Verein sich etablieren liefse , so wäre das eine Aufgabe,die er zwar nicht sofort in die Hand nehmen, aber doch insAuge zu fassen hätte.cAus solchen Plänen und Anregungen ging der Antrag hervor,den Koppmann am 2 4· Mai I 87 o in einer kleinen Versammlungin Stralsund stellte. Seine Gedanken spiegeln sichwieder in den Worten seines im ersten Hefte der HansischenGeschichtsblätter abgedruckten Berichtes über die StralsunderF eier. , Man vereinigte sich,c heifst es da, uu der Gründungeines Hansischen <strong>Geschichtsverein</strong>s, welcher alljährlich dieHistoriker der Hansestädte zu wissenschaftlichen Bestrebungenzusammenführen soll, und zu der Herausgabe einer historischenZeitschrift, welche sich die Förderung der Geschichte, sowohlder Hanse selbst , wie der den Hansestädten gemeinsamen In·stitutionen zur eigensten Aufgabe zu machen gedenkt.«Die Absicht, die ihn bei der Gründung des Hansischen<strong>Geschichtsverein</strong>s leitete, das Interesse für die Geschichte derHanse in weiteren Kreisen zu beleben und durch die gemeinsame17 *Tätigkeit der hansischen Hi t .Mafse erfüllt das . s onker zu vertiefen ist in einet"d• nremand damal . , ' ...er Verein würde . h d . II 'oraussehen konnte. A ~.. __h src och nrcht . . ua;eute vor Augen liegt. so entwrckeJt haben • wieS h k ' wenn er seme T··r k . .c ran en gehalten hätte d' d' . arg ert rn den engenKo tit . ' te re sreben M" dins urerung zusammentraten ih anner, e zu ~teillctrEs bedurfte des An h ' . m gezogen hatten. . .se ens ernes Wait .zu sprengen, dem Verein b d . z, um drese Schmnkenzuzuweisen und für deren : etiuthende Wissenschaftliche Aufgaben .de h · us U rung die pek ·· . .r e emabgen Genossen d Ha unräre Mitwrrkung~ann und seine Freunde tri: k . nsebundes zu sichern. Koppsrchtennicht so h""h ern Vorwurf, dafs sie ihre Ab.Z · ~ gesteckt hatten Abewerfe! obwalten d Ii . . r dar«ber Ir.ann bin. ' a s erst dre Ausfüh d .gezerchneten Pläne w"e . rung er von Waita '101'-ru~:nenArbeiten ~eei;ne:e:;:d auch die dadurch ins Leben geschichtsfreundeanzulocke d ' den grofsen Kreis der Ge-. . n, en Boden be .em wett verbreitetes lote re~tet haben' auf demwachsen konnte. resse an der hansischen Geschichte er-Koppmann wurde der stä d'<strong>Geschichtsverein</strong>s und d R n rge Sekretär des Hansisch«mblätter. Er hat r· d' er edakteur der Hansischen GescJ..:_h...,n reser Eige h ft · aur; "...Einunddreifsig Heft:~ a G eme. umfaasende 'Iitigkeite~lwickelt.semer Redaktion erschi. er eschrchtsbllttor sind unterseiner Hand . be enen. Sre enthalten zahlreiche Allbt:i•-- .. r , a r auch die fremd B . .._pern tcher Gewissenhaft· · en eJträge PI'Üfte er mitAutor auf Fehler od Igkert und machte wohl maaches Mal deatrage des Vorstandes ~ IrrtUm~ a~fmerbam. Er, hat im A~auf manche umfan rei~Venttns. drese sorgfiltige Prüfung auchhansischen Geschicb g u he Arber~~ ~tusgedehnt, die Öl dah~nsischen Publikati~e eJJen publizaert oder für diea«t Serie derdreser Arbeiten h be n augeboten worden siad ll:---•-­f a n erst untel' se· · · ~reundlich dargebot . . rner rmmer beJ18itwilliaen uadder sie an die ö ~ ~hnrkung die Geatait -.D lfentlichke~t getreten sind .... ••.. ioenn das war ein .•Wesens dftr. . unmer gleich liebeos~d:-- z .' ous er dae Arbe 't ...._,... ug lCIDeser von ihnen einen Ge . t en anderer selbetloa. Rsrderte_wartete. Darum war whrnn ßlr . die bistorisehe &~ eauc er WJO • andMäoner, die nun aut G mg ere, lteisnet, diell'l~~aifcbo GOiebicbt.blättor. ~. rund, des- c:tr eitCiltco- Progranuns...


8* -in die Dienste des Hansischen <strong>Geschichtsverein</strong>s traten , in ihreArbeiten einzuführen. Er wurde rasch ihr wahrer Freund, stetsbereit, ihnen den rechten Weg zu weisen , ihr Augenmerk hier.ihin und dorthin zu richten , niemals gewillt, sie in der Selbständigkeitihres Arbeiten&, in der Ausbildung ihrer Individualität ·zu beschränken. ·Nun begannen für Koppmann unter rüstiger Arbeit wohldie schönsten Jahre seines Lebens. Die Sammlung weiterenMaterials für ·die Rezesse führte· ihn gemeinsam mit den jiingerenFreunden , die für die zweite Reihe der Rezesse und fllr da& ·hansische Urkuodenbncb sammelten, von Livland bis Flandetn,durch das ganze Gebiet der alten Hanse. Rr war arbeits· und genufsfahigin seltenem Mafse.Dem schon ein Jahr nach dem enten erschienenen zweitenBande .der Rezesse folgteD in den nlchsten zehn Jahren dreiweitere Bände der Rezesse und vier weitere Bände der Kim·mereil'echnungen: Und dazwischen ala erste Darbietung dervon dem Vereine für niederdeutsche Sprachforschung herausgegebenenDenkmäler die schöne Ausgabe des Seebuohs. Undwie wufste er in den Einleitungen zu den Rezefsbänden ausder verwirrenden Fülle des dargebotenen Materials die wich·tigsten Momente der Entwicklung klar und präzise herauszuhebenund so in knappster Form einen Überblick über diehansische Entwicklung zu geben oder auch auf Einzelheitenhinzuweisen , die ihm bei der Bearbeitung als charakteristischeZüge der behandelten Epoche entgegengetreten waren.Ich brauche nur an die dem vierten BaDde vorausgeschickteAbhandlung über die Vitalienbrüder zu erinnern oder an diefeinen Bemerkungen ftber kulturhistorisch iotete88ante Züge odersprachliche Wendungen mancher der im dritten Bande abgedrucktenSehreiben , die immer wertvoll bleiben werden undnur das Bedauern hinterlassen, dafa er nicht auch in anderenBänden solche Beobachtungen mitgeteilt hat.Aus der Schaffenslust der siebenziger und noch der erstenachtziger Jahre rifs ihn in der Regel nur einmal im Jahre diePfingstwoche heraus. Sie war ftlr ihn der Höhepunkt desJahres. Wenn er des avendes in der herberghe eiDgetroft'enwar und freudestrahlenden Auges alte und junge Freunde be·


zukehren. Es war die schmerzlichste Enttäuschung seines Lebens,dafs fiir ihn , dessen Tätigkeit in den weitesten Kreisen derFachgenossen rühmliche Anerkennung gefunden hatte, in derVaterstadt kein Raum war für die ihr so gern dargebotenenDienste.Er stand im 46. Jahre seines Lebens ohne Amt, ohne ge·sicherte Einkünfte. Er hatte seit mehr als anderthalb Jahrzehntenin Harnburg nach vielen Seiten anregend gewirkt. Esgab dort auch nach den von ihm herausgegebenen Quellenschriftenzur hamburgischen Gec;chichte noch so viel zu tun aufdiesem Gebiete, auf dem er Meister war, es gab noch alles zutun fur eine würdige Darstellung der mittelalterlichen Geschichteder Stadt, die niemand besser als er befahigt war zu bearbeiten.Es wird immer unbegreiflich bleiben, dafs man in Hamburgkeinen Platz ftlr Koppmann schuf, von dem aus er in denzwanzig Jahren, die ihm noch zu leben vergönnt war, derhamburgischcn Geschichtsforschung unzweifelhaft ausgezeichneteDienste geleistet haben würde.Er mufste sich entschliefsen, die ihm angebotene Stellungeines städtischen Archivars in Rostock anzunehmen. Benekcmachte ihm übrigens, als Koppmann angenommen hatte, gewisseAussichten für eine künftige Verwendung seiner Arbeitskraft inder Vaterstadt.Das war gut für Koppmann, insofern es ihm die Übersiedelungin fremde Verhältnisse, die er als ein Interimistikumansah, erleichterte, aber schlimm, insofern es ihm Anlafs gab.nach seiner ehrlichen Natur, die von Hinterhältigkeit nichtswufste, bei seinem Eintritt in die rostockischen Dienste aus,zusprechen , er komme nur für kurze Zeit, und als es ihmdadurch erschwert wurde, in die neuen Verhältnisse sich einzuleben.Er machte sich trotzeiern überaus rasch mit dem ihm unterstelltenArchive und mit der Geschichte Rostocks bekannt, wo.von jeder sich überzeugen konnte, der nur ein halbes Jahr nachseiner Übersierlelung zu Pfingsten r885 an der Hanseversammlungin Rostock teilnahm. Zur BegrUfsung dieser Versammlung hatteer als erstes Heft der Geschichtsquellen der Stadt RostockJohann Töllners H andlungsbuch, eines der i lte ten, das uns2r* _aufbewahrt geblieben ist h··t ' erausgeg bspa er folgte als erster T 'I . e en. Schon zwei Jahein k eJ emer Gesch · h ree ~rze Darstellung' die bis zu Ic le der Stadt Rostockaber leJder nicht fort m Jahre 15J2 reicht d'D gesetzt hat. • Je eraneben aber war seinFortsetzung der hambur 'schee Auf~erksamkeit noch auf dieBande des von 'h gJ n Arbeiten gerichtet D1m unter dem T' 1· em erstengangenheit« unternomme S Jte _, Aus Hamburgs V.. t nen ammel k ersaze, der fast in dem Augenblick wer ~ kulturhistorischer Auf.burg verliefs, folgte im nächst e ersc~Jenen war, da er Ham­:r ~elbst mehrere Beiträge ~:le;~hre em. zweiter Band, für denurg~~chen Kämmereirechnun en e. DJe Ausgabe der hamundSiebenten B d . g beendete er mit dD an e erst ID Rostock em sechstenagegen stockten nun unt d .~eues d Amt an ihn stellte' die ::d en Anforderungen' die seinal:n h en Hanserezessen erschien :ren grofsen Editionsarbeiten.. ac t Jahre nach dem fünfte . Jer sechste Band erst mehrmit dem achten Bande d" n Im ahrc 1889; erst 18seinen Abschlufs D Jeses weitaus bedeutendste . 97 fandsprechend . er letzte Band ist seine . .. semer WerkeL dem Andenken an WiJh I m P•etatsgefiihle entapp~~ber?u~d Georg Waitz gewi~ m Junghans • Johann MartinJe histonsehe K . . met.vorher ihm . ommJssJon in Müncbedurch . •hre Anerkennung für . n hatte schon Jangeseme Emennun · seme vortretniche ·ausgesprochen g zu •hrem korrespond" rbeJt. •erenden MitgliedErst nach Abschlufszu den lübischen C . des Rezefswerkes ist Kmit einer 'eh . h hroniken zurückgekehrt d oppmann danngraphie vo~ rr;:~ ~nr Über~icht über die' Ja::::is::eite~ ~derschien 443 Im Jahre r89 d e HJstono-. 9 ' eren dritterIn Harnburg hatte Ko 1902Universität bego ppmann zur Fortsetf nnenen ge . zung der ur drUhzeitig mit . rmaDJstischen s h a ersammengefunde emem kleinen Kreise von r;ac studien schonV . n, aus deren M" reunden sieberems für Diederdeuts Jtte demnächst die Gru zu-Koppmann, der von Anbch~ Sprachforschung hervor ndung ~esangehörte b · egmn auch dem v gegangen JSt.d • lldete vornehmr h orstandedieses v .en beiden durch ihr Stud.•c d_as persönliche Band z ~reJhDesJengehret so h JSc enna e verwandten Ver-e


I.LÜBECK UND STRALSUNDBIS ZUM ROSTOCKER LANDFRIEDEN1283.VORTRAGGEHALTEN IN DER JAHRESVERSAMMLUNG DES HANSISCHENGESCHICHTSVEREINS ZU HALBERSTADT AM 13. JUNI 1905VONCHRISTIAN REUTER.- ---f.lansiscbe Gescbicbtsblätter. XXXII.


haben beide Städte treu zusammengehaltenTagfahrt das Wohl des deutschen Kaufmannsmanchem blutigen Straufs zu Lande und zu Wasserbesiegelt; und als Stralsund im Jahre 1628 alsStadt die W ehrhaftigkeit des deutschen BürgersWalleostein gegenüber zu erweisen berufen war, erersterRuf um Beistand in dem ungleichen Kampf anDie Namen Lübeck und Stralsund sind untrennbar mit derder deutschen Hanse verbunden. Bewundern wir anStadt den weiten Blick und die Tatkraft, mit der ihreFührung und Einigung des deutschen Kaufmanns inund der Fremde übernahmen, dem Handel neuewiesen und öffneten, sodafs wir den später so gewaltigender Städte recht eigentlich als Ltibecks Werk preisenso knüpft sich an Stralsunds Namen die Erinnerung anEreignis der hansischen Geschichte. Im Anandie Kölner Konföderation, welche den Abschlufs oderdes Bundes der Seestädte bedeutet, zeigt derwelcher am 24. Mai 1370 zu Stralsund geschlossen wurde,auf der Höhe ihrer Macht, als die Herrin der nordischen, und seine Jubelfeier gab deshalb mit gutem GrundeAnstofs zur Begründung des hansischen Geschichtsnnnnf'TTf'l~'""'es ist nicht immer so gewesen ; bald nach Stralsundshaben Lübecks Schiffe auch in feindlicher AbsichtStadt gelegen; Detmar, der Franziskanerlesemeister,von diesem Zuge zu berichten , den Alexanderein Liebling der dichtenden Phantasie des Volkes,49 gegen Stralsund unternommen; für ihn ist dabeiJ*


4die Person des lübeckischen Admirals offenbar viel interessanterals der Krieg mit Stralsund 1den er nur nebenher erwähnt.Und doch glaube ich, dafs eine eingehende Untersuchung derBeziehungen zwischen Lübeck und Stralsund bis zur gegenseitigenfriedlichen Anerkennung auch sachlich zu lohnenden Ergebnissenführen wird; ja, es will mir scheinen, als ob aus der Klarstellungdieser Beziehungen, wenn man sie mit dem grofsen Zug derZeitverhältnisse in Verbindung zu setzen sucht, einiges gewonnenwerden könnte, das für unsere Auffassung von den Anfängenhansischer Geschichte überhaupt von Interesse ist.Vorausschicken möchte ich, dafs Stralsund im Jahre I 234gegründet ist; dafs die Jahre 1209, 1210 und 1211 falsch sind,ist nicht zu bezweifeln ; früher habe ich auf Grund eines Denkversesan dem chronikalischen Jahre I 2 30 festhalten zu dürfengeglaubt, mit Unrecht. Am 31. Oktober I 2 34 wird der StadtStralow von ihrem Landesfürsten Wizlaw von Rügen Recht undFreiheit verliehen, welche der Fürst Borwin von Mecklenburgr 2 I 8 seiner Stadt Rostock verliehen hatte, nämlich das lübischeRecht, und von dem Tage an ist Stralow - seit I 2 40 Stralsund- eine deutsche Stadt 1 .Damals konnte Lübeck bereits auf fast ein volles Jahrhundertruhmvoller Geschichte zurückblicken. I 143 als die erste undlange Zeit einzige deutsche Stadt an der Ostsee von GrafAdolf II. von Holstein gegründet, war es wenigstens von II 63durch die Privilegien Heinrichs des Löwen von vomherein be·stimmt, der Hafen und der Markt für die Ostsee zu werden.Ohne Abgabe und Zoll aufser in ArtJenburg sollten seine Bürgerim ganzen Herzogtum Sachsen - also bis vor die Tore Kölns -Handel treiben dürfen, und Russen, Goten, Normannen und dieübrigen Völker des Ostens sollten die gleiche Vergünstigung ge·nicfsen unter der Bedingung, dafs sie den Markt in Lübeck1V gl. Kratz-Klempin, die Stidte der Provinz Pommern, S. 435 i0. Fock, kugensch-Pommersche Geschichten II, 58-64 und Anhang, S. 191bis 201; Reuter in den Hans. Geschichtsbl., Jahrg, 1896, S. 23 ff, (wo S. 35unten nach F. Fabriciu~ Vorschlag zu lesen ist: •Nunc detorto paulispervocabulo Siralessund appellatur a proximo mari, quod inter Rugiam et urbe~excurrens ambas dividit. und S. 36 oben •auctus• statt •auctis•), und M. Wehr·mann im Monatsbl. f. Pommersehe Gesch. 1897, S. 185.suchten. Man sieht sofort dafs die . .für die Zeit von Pfingst; b. J sp~te~ von Karser Friedrich II.f: R n rs akobt m Aus . htgro se eichsmesse nur eine I"' sic genommeneAusdruck gab.m angst gehegten Plane bestimmtenNeben Kaiser und Herzo fö dder jungen Stadt' deren Ha~en rf .. ert~~er Papst die EntwicklungBedeutung gewonnen d d" ur Ie Kreuzfahrer steigendeh . ' enn Ie Züge nach d h ..atten Im Volk an Intere I em eiligen Landed sse "er oren und der hohen Politik, während . Z wur en Unternehmungenlledürfnis und die Abenteu ~In ug na~h dem Osten das religiöseAussicht auf gewinnbring;:dust Sd.er Zeit befriedigte und zugleichW d e Iedlung bot S .un er, dafs die Stadt sch li . o Ist es keinder sefshaften Bürger . h ne emporblühte, dafs auch die Zahl» Sic rasch meh t.onde des I 2. Jahrhunderts d R r e' sodafs bereits gegen'Prave in der Hauptsache be ~rd I aum zwischen Wakenitz undSie e t war.Da ward die EntwicklunSiger, Lübeck eroberte d g ge~emmt, als Wa!demar II. derun so die De t h 'Ostsee auszuschliefsen suchte u sc en noch einmal vonf: ~aldemars Auftreten ist ei~er der.. s mcht die Völker Geschichte machen besten Be~eise dafür,anner. Gestützt auf die Erfi I . ' sondern Ihre grofsend K0ge semer Vor ··anuts' wufste er die Kräfte d .. ga~ger, Waldemarsd . zu sammeln und so sein V lk es . Danenreiches zu weckenme wieder erreichen sollte o N z~ emer Höhe zu führen, dieerte er Holstein und Lübe~k oc als Herzog von Jütlandn lehnspflichtig zog h E' machte dann als König NorI d ' . nac stland -an I nötigte den Her ' gewann Preufsen und.., zog von Dan .u;..,.r Demmin wieder di G zig zum Lehnseid bautefür .. t ' e renzfestung d d .. . '~entums Rügen und b . es amschen Lehn -S ero erte Wie h . stettin. Im Jahre I 2J4 trat d es sc_ emt sogar PasewalkLänder jenseits der Elb ann Katser Friedrich II t"he und Eide b mMecklenburg. Ein glü kl" h a ' also Holstein undd fi·· c Ic er Feldzu .ugte den Schlufsste· . g nach Livland und. m In Waldewar em dänisches B'mars stolzen Bau . di""". mnenmeer • 'Dtese We d · ·n ung In der G h.becks Entwicklung nich;s~~chte ~er Ostseeländer konnteW aldemar in einem und n~ Emflufs sein. Zwar beat I er t e n . meist nachI20J5


6verlegten 1 und einem falsch datierten, wohl nach 1204 gehörigenDiplom 2 Lübecks Privilegien; er befreit auch I 2 20 dieLübecker vom Strandrecht, ohne Zweifel dem Drängen desPapstes nachgebend 8 ; sieben Wochen später schafft Borwin vonMecklenburg ebenfalls diese ,abscheuliche, von seinen heidnischenVorfahren festgehaltene Sitte< ab', wie Priesterhand ihm insein Diplom schreibt. Sonst findet sich in 25 Jahren nur einDiplom für Lübeck; I 2 I 6 schenkt der König der Stadt einigeLändereien bei der Holstenbrücke ,in Anerkennung des promptumet paraturn servitium « der Lübecker 5 , welche auf rlen Erwerbdieser vor dem Holstentore gelegenen Grundstücke wohl Wertlegen mochten, nachdem Waldemar und Albert von Orlamündein demselben Jahre je eine Burg bei Hamburg, ober- und unterhalbder Stadt, gebaut hatten 6 , und sie für sich ein gleiches befürchteten.I 2 q ward die landesherrliche Burg in Lübeck ummauertund der Turm in Travemünde gebaut. Weitere Zweifelmüssen vor der Erwägung schwinden, dafs die Lübecker un,mittelbar nach der Schlacht von Bornhöved die Burg in derStadt in ein Kloster umwandelten, das der Maria Magdalenageweiht war.Schliefslieh kann man aus einer Verleihung Borwins fürGadebusch 7 vielleicht den Schlufs ziehen, dafs Waldemar derStadt Mölln vor I 2 2 5 das lübsche Recht verlieh; vielleicht verbander aber auch damit die Errichtung einer - dann dochwohl königlichen - Zollstätte in lölln 8 , die Lübecks Handel1L. (Lub.) U .-B. I, Nr. 11 nach 1203, Reg. Dan. er. II, I 1 1 ' . 33 1II. (Hans.) U.-13. I, 'r. 68, .. Dahlmann, Gesch. OHnemarks 1 1S. 346,Usinger, deut.ch-diini.che Ge chichte, S. 231 Aom.2 L. U.-B. f, ~ r. 12. a lf. U.-B. J, • r. 14 .4IJ. U.-B. I, Nr. 149. ß L. U.-B. I, Nr. 15.6Detmar (ed. Koppmnnn) ßd. I, 294; :.rG. S. XVI, 406.1Il. U.-B. I, r. 184. l.lorwin I. von 1ecklenhurg u w. gewährenden BUrgern von Gadebusch die ·elben rechtlichen Freiheiten, welche Kai. erFriedrich den Lübeckern und König Waldcmar von Dänemark der tadtMölln (Muloensibu ) verlieben haben.8 :.tollwo, die ältesten lübischen Zollrollen, S. 86 für 11 8: per totumducaturn Sax. ab·que han.a cl ab que theloneo preter Ertheneborch, 1225:Si qui Lubeke e~t civi , liber e t a theloneo per totum ducatum preterErlenehorch e t M u In e.schädigte und wah h ·. rsc em 1·Ic 1 den Handel zeitweise über Berkentinlenkte I. Sonst smd aber Urkunden oder Handluzugunsten der deutschen Einwanderer d' h ngen Waldemarsin dichten Sch' Ie vor er und nachheraren zur 0 stsee strömte d .Städte m't 11 · • n •0er IrgendwelcherI a emiger Ausnahme von Ri e ( ) 9 .vor seiner Gefangennahr;ne nicht bek p tn I 2 2 2 aus der Zeitanderseits, wie feindlich Waldemar ~:: De~ted~nkt . ma~· aberund Estland entgegentrat 8 . . sc en m IV landBischof von Estland selbst ~ Wie ~r I 219 emen Deutschen alser sein Bistum von 'h anfin mcht anerkennen wollte, wennI m emp nge 4 •Deutschen mit Lüb k ' wie er den Verkehr derec unterband ind dsperrte' wie I z I 9 und I 2 ' ~m er en Seeverkehrgegen seine Versuche E' 34 sehlbst der Ihm wohlgesinnte Papsthmspruc erheben muf: t 5 d' p·sc aren' die ausnahmslo D h s e ' Ie Ilgerseutsc e waren dzusperren bedenkt • • von er 0 stsee aus-' man 1erner d f: w ldJaromar von Rügen d ' a s a emars Schützling,' em von Esrom au 1Kloster Eldena die E 1b . . s 209 gegründetenrau ms erteilt s . c ··Dänen, zweitens mit D t h ' eme uter erstens mitsetzen s so wirdeu sc en oder drittens mit· SIaven zu b~' man zugeben müssen d f: W ldGefangennahme den St"dt . h ' a s a emar vor seiner. . a en mc t gewogenISt m jener Zeit gegrü d t 7 • war - nur RostockBurgen des Deutschtums nuned W ld denn d_Ie Städte. waren dieDänenreich s.a emars Ziel war em nationales1 L. U.-B. I, Nr. 89.8Höhlbaum in Hans47~ Reg. Dan. I, I' S. 93, Nr,Geschtchtsbl., Jahrg. 1872 S 6 681., . o.Usinger S. 200 , •5 Reg. Dan I 1 sre d · ·. ' ' · 9I z. J, 1 219: Litteraegem e peregnms, qui, se Christi ob . papae ad Waldemarum1\Cquisitionis in Livonia s . sequw adscribentes, ad subsidium te accingunt · . errae(zu 1234) = L. U.-B I S 6 ' non tmpedtendis und S. IOJ NG . . ' . 4 , 65 (Nr 55 u d 6) ' r. 754eschtchtbl., Jahrg. 18 74 , S. 120ff . · n 5 · Vgl. Hasse in Hans6 F . .abricius, Urk. z. Gesch d F"1 Wenn aus den von Drag:ndes ff urstentum Rügen II, S. 5·der Mitte des 13. Jahrhunderts nochor. v~r~ffentlichten Stadtbuchblättern ausBewohner zuläfsig ist' dürften b em c lufs auf die Herkunft der er·tHu.k f d' ' a gesehen von tl' h , enun t, te Mehrzahl auf d L e IC en BUrgern d" · h8 em and we e k amsc erDer Gegensatz zwischen D g ge ommen sein.· eutschen und D"sein; wer jene Zeit einer St . anen mufs sehr lebhaft gesollte,wie sie heute oft b b etgerung des Nationalgefühls f!!r unfl·h·eo achtet wird . n tg' vergletche folgende Blütenie e


8W aldemar scheint auch wohl gewufst zu haben, von welcherSeite allein seinem Reiche Gefahr drohte; das beweist die sorgfältigeSicherung der Südgrenze. Der Hamburger Burgen, derUmmauerung der Lübecker Burg, des Baues des Turms inTravemünde ist schon gedacht; andere feste Plätze waren Rendsburg,Itzehoe, Segeberg, Demmin, Reval.Das stolze Gebäude, das König W aldemar in jahrelangerArbeit errichtet hatte, stürzte jäh zusammen, als er mit seinemgekrönten Sohne I 2 2 3 im Mai auf der Insel Lyö gefangen genommenwurde. Der Gewinn der kühnen Tat ist ganz Deutschlandzugute gekommen , am meisten und reichlichsten Lübeck.Man hat den Eindruck als ob eine lange zurückgehaltene Flutden Damm, der sie so lange gefesselt, durchbräche und sich uunin kräftigen Wellen über das plötzlich erschlossene Gebiet ergösse.Doch ist daran festzuhalten, dafs neben der Einwanderungauf dem Seewege, eine starke Besiedelung der Küstenländer aufdem Landwege, meist über Magdeburg, aber auch durch Mecklenburg,einherging - möglicherweise verstärkt durch die langeSperrung des Seeweges 1 .aus den Annales Ryenses: SS. XVI, S. 394: Teutonia Danis iam quartotributaria facta est. S. 395 : Teutoniam iam sexto subiugavit et multa aliapraeclara armis fecit. S. 404 (z. J. 1181): Waldemants optinuit ab imperatoredominium totius Nordalbiogiae - super quo litteras imperiales ... etpapales •.. ; sed bas litteras post mortem regis Abel quaedam mulierTeutonica, filia dyaboli, de truxit in odium Danorum. S. 4o6: Nota lector,Teutonicos nunquam aut raro praevaluisse et triumphos duxisse nisi per proditionemet fraudem, quod babeut ex natura, sicut palet in captivatione dictarumduorum regum, et in aliis multi~, u. il. S. 407: comitibus ••, qui semperquaerunt mala Daciae . Zu beachten sind auch die dlnischen KlostergründungenBergen auf Rügen, Eldena, Doberan und Dargun, Colbaz undOlivn.1 Die Richtung dieser Koloni teowanderungen ist meist leicht erkennt·lieb an den von Ortsnamen herrUhrenden Eigennamen der Bewohner derKUstenstiidte, indem die Einwnnderung vielfach etappenweise erfolgt. Hierleisten dte Stadtbücher gute Dienste. - Die Stirke dieser Einwanderung inVorpommern wird hübsch beleuchtet durch den bekannten Vergleich zwischenWizlnw von Rügt'n und dem Bischof von Scbwerin vom Jahre 1221. Nacheinem Abkommen über Zehnten und Bufsgeld im Lande Tribsees, die vonDeutseben und Slaven in verschiedener Höhe entrichtet werden, wird zumSchlufs auch der Möglichkeit eines Umschwunge dt'r Dinge mit den WortenWaldemars Freilassung gab aber auch sonst Anlafs zumancherlei Vorteilen für die Städte. Wer sollte die gewaltigenGeldsummen anders beschaffen als die Städte 1? In Dänemarkwar soviel ~delmetall sch~erlich aufzutreiben s. Wie kommt es,daf~ weder Im ersten Frellassungsvertrage noch im Entwurf zumzwetten Vertrage von den Städten die Rede ist? Erst im letztenVertra~e vo~ 1225 heifst es, dafs die Ltibecker, die Hamburgerund dte übngen Kaufleute dieses Landes oder alle andern diesonst vom römischen Reiche um Handel zu treiben Dän~marka~fsu~hen wollen, des Rechts und der Freiheit geniefsen sollen,dte sie vor der Gefangenschaft des Königs gehabt haben> wh t d V 'J d · era en . ortei avon, _wenn in den zweiten Vertrag die Lieferungvon Io·oo Ellen flandnsch Scharlach und 250 Stück Pelzbesatzaufgenommen wurde? Doch ohne F.rage die Städte vor allemdas zuerst genannte Lübeck.'9_Im ersten Vertrage wird die Geldsumme noch nach kölnischemaber die Sum.me, welche der König für diedes . heiligen Landes zahlen soll, falls er den Kreuzzug_unterm_mmt, soll doch schon in Ltibeck ausgezahlt werden;Im zweit~n Vertrage wird nach kölnischem Pfund gerechnet.I 2_3o ?ei de_r Auslösung der Söhne heifst es von der Mark:"Ie btsher Ita quod marca sit pura preter lotonem abermcht mehr in pondere Coloniensi, sondern Lubicensi, undGewtcht berec~~et,t.: Sollte _aber infolge unglücklichen Zufalles, was Gott VerhUte' das erw~hnte Land in den früheren Zustand zurückkehren e nnach Vertretnung der Deutschen die SI . d ' derart,b baven Wie er anfangen sollten daszu e. au~n, so solle.n.sie dem Bischof die Bischofsabgabe (biscopounizba)_,,.u,eu Wie emst. FabrtciUs, Urk, II Nr (Sfür dieses Verhältnis der Alt . 'd K. ~4 · 7 u. 8). Sehr lehrreichar ID er 1rche zu T 'b Enoch aus dem IJ. Jahrhundert und zei t in s . n _sees. . r stammtallen Leuten niederen Standes ode Ch gk emem retcben Figurenwerk.sornro,rvnu. im Gegensatz zu den ~ T ara ters ausgesprochenen slavischen1 . . et Jgen und Personen besseren StandesDte Auslieferungsverträge sind vom 2Se . ·Nov. 1225 u. 17,' Nov. 1225 d . :· pt. 122 3• 4· Juh 1224, vor.-Holst. Reg. I Nr un sm zuletzt gedruckt bei Hasse,317). ' . 402, 419, 434 und 435 (M. U.-B. I, Nr. 290,2 Der König hat vielleicht alles in allem di ..bezahlt und litt gegen End . ~ Halfte der 45 000 MarkS 396 U . S e semer Regierung sehr an Geldnot• • s1nger . 339. •


Zahlungsort ist Travemünde.10Lübeck besafs seit I 2 2 6 dasMünzrecht. . . . ht zweifelhaft, dafs Lübeck mitDemnach scbemt es mtr mc zu tun hatte; wird das zuffd s Lösegeldes hl htder Bescha ung e b "ren die Lübecker sc ec e.. e es wunder ar ' wa b ngegeben' so war . 'cht verstanden hätten' ne een wenn ste es m . . h hKaufleute gewes ' . . der Vertrag sie enthtelt, stc nocden allgemeinen Vorteilen, wtebesondere zu sichern.. d f Lübeck sein Augenmerk nichtEs ist sehr bezetchnend, a s . h 'chtete deren Wert. . 1· im Danenretc e n 'auf weitgebende Pnvt egten K " . der seiner Nachfolger abdLaune des omgs o . dvielleicht von er f andere Städte schwm en. d Ausdehnung au . f dhina oder mtt er H d l egenständen ' dte au er"' k , n den an e sg . .mufste. Nun am '.o ·e länger je mehr der Henng t.nOstsee eine Rolle sptelten.' J . f. seinen Fang war dte. . httges Revter ur .Betracht' und em WlC . • . uftrat ehe von emem.. Ob der Henng mer a ' . 1Rügensehe Kuste. . l"r. t sich schwer entschetden ;d'e Rede ISt aLS dFang bei Schonen I . , 'l Adam von Bremen en. 'mmerhm WCIwahrscheinlich ISt es I .. ' Rü en aber im Rufe grofsenFang bei Schonen nicht erwah~t' M gktware die später fehlte,d s ohne eme ar ' dReichtums stan ' wa , d d I 2 und zu Anfang eskl.. 'st Zu En e es . dschwer zu er aren I . b . :1 Reviere - chonen un. lten offenbar elc e ldI 3. Jahrhunderts spte h Helmolds und Arno s. f e Rolle . das ge t aus .Rügen - eme gro s ' hl 'cht derselbe Henng,. es war abt::r wo mNachrichten 1 hervor, . . den September, wennfi l die Hauptfangzeit mddenn in Schonen e akobi (Juli 2 S) begann, währender Fang auch häufig schon.um J. "tere Zeit fiel. Überein-. b . Rügen m eme spadie Fangzeit el M' t des 13 . Jahrhunderts er-. d'e aus der lte . dstimmend wetsen I h Fürsten darauf hm . enn. b . C der RUgensc en 2haltenen Erlaubms ne e S tember ausgestellt .d A st oder Anfang ep dSie sind En e ugu . h . der gleich zu erwähnen enDafür spricht auch' dafs es SI~· ~~ chonen keine Ladung ge­Urkunde um Schiffe handelt' le m1 V gl. Dietrich Sch lif~ r, Da> Buch de.lüb. Yogt. auf Schonen' Ein!.,S XXI Anm. 1 u. 2. • 8 124 '-49i mufs vor !249. g 'Der er·te undatiert 11. U .-B. 1, r. 3 2 zu\ . ) :Fabricius, Crk. Il,( kamper ecro og1um · .Juni 7 sein, Wizlaws Tode tag eue~l 254 Sept '9· II. U.-U. 1, r. 47Z•l'eg 12, lV S. 4, Amn. 1; a er 16 A. ·~o 11 U -B. 1, Nr. SSS·' · · 1 · 514· 12 o ug. • · '12$8 Sept. 20 Il. u.-U. I r. 'IIfunden haben und nun vor Rügen solche suchen, um s1e nachLübeck zu bringen.Eine Stadt, um selbst einen Markt zu halten, besafs derFürst von Rügen nicht, er scheint aber den Heringsfang als seinRegal betrachtet zu haben, denn noch 1277 - als der rügenseheHeringsfang, wie es scheint, seine Bedeutung zu verlieren begann\verleiht der Fürst dem Kloster Eldena das Recht, fürseinen eigenen Gebrauch ohne Abgabe zu kaufen und zu fangen 2 •Es konnte aber den Lübeckern nicht entgangen sein, dafsdie bereits erwähnte deutsche Einwanderung über Land sich demFürstentum Rügen schnell näherte. Von Schwerin über Rostockging die Einwanderung nahezu parallel der Küste auf dem nochheute durch die Namen und die Bauart ihrer Dörfer als deutscherStrafse kenntlichen Wege nach der Enge zwischen Rügen unddem Festland. Eine zweite Strafse dürfen wir im Anschlufs anden von Ferdinand Fabricius nachgewiesenen Rechtszug Schwerin­Loitz-Pütte (eine Meile südlich von Stralsund) suchen s, undschliefslieh kommt noch die Zuwanderung von Süden, vonStargard i. M., Pasewalk und Stettin mit Anklam, Wolgast undEldena (später Greifswald) in Betracht.Demnach scheint Rügen auf die Richtung der deutschenEinwanderung einen grofsen Einftufs ausgeübt zu haben und esist wohl möglich, dafs der Ruf von Rügens Reichtum dazu dasseinige bt::itrug. Dieser Reichtum beruhte aber wesentlich aufRügens Fischgründen, und diese fielen in jener Zeit Lübeck zu.Am 14. September 1224 gewährt Fürst Wizlaw den Lübeckernin einer grofsen wohlerhaltenen Urkunde~ sicheres Geleit vonund nach seinem Lande, im Notfall Handhabung des Rechtsdurch seinen und einen lübischen Richter und die Fällung des1Siehe Dietrich Schäfer a. a. 0.2 Fabricius, Urk. III, S. 28. Quod fratribus in Hylde , .. contulerimushaue libertatem, quod in omni dominio nostro terre Ruie in cnpturaallecium ..• sine alicuius thelonei exnctione emere poterint e t p i s c ac i 0 n e mlibere exercere. 1265 schenkt Wizlaw dem Kloster Sonnenkamp eine jährlicheHebung von einer Last Heringe in Stralsund. Fabricius II, S. 6.8F. Fabricius, Das Schwerinsehe Recht, in Hans. Geschichtsbl., Jahrg.11J93, S. I.4L. U.-B. I, Nr. 27, Fahr, Urk, II, Nr. 17, H. U.-B. I, Nr. 174.


12Urteils nach Gesetz und Recht Lübecks mit gleicher Teilungder Gerichtsgefälle aufser beim Diebstahl. Er verspricht ihre zuSchiff oder auch auf dem Lande entwandte Habe, auch ohnedafs der Dieb ergriffen worden, zu ersetzen, den gefafsten Diebseinem Gericht zur Bestrafung zu überantworten, die Abfuhr desNachlasses eines in Rügen verstorbenen lübischen Bürgers zu gestatten;befreit sie vom Strandrecht gegen den bestimmten Bergelohndes Drittels für die etwaige Hilfe der Küstenbewohner beider Rettung, der Hälfte des geborgenen sogar, wenn das Schiffohne Mannschaft angetrieben war, verfügt, dafs Slaven und Untertanenseines Landes für die ihnen von den Bürgern zum Transportnach Lübeck anvertrauten Güter blofs nach Ablieferung derselbenLohn erbalten sollen, für die nicht gestellten keinen, aufserwenn sie den Verlust derselben durch Schiffbruch oder Gefahrihres Lebens nachzuweisen vermögen; er gestattet ihnen denHo1zhieb in seiner Herrschaft aufser im Wildgehege zu Barhöft- also auch auf dem Festland, und dieser Holzhieb fordertelängeren Aufenthalt im Lande , da frisch geschlagenes Holz sichzur Böttcherei nicht eignet.Damit war den Lübeckern eine derartig bevorrechtigteStellung im Machtbereich des rügischen Fürsten gesichert, dafsvon anderer Seite ernster Wettbewerb nicht zu befürchten war;man sollte deshalb eine entsprechende Gegenleistung von seitender Lübecker erwarten; aber worin besteht ihr Entgelt? Vomkleinen Schiff ein Pfund Salz , filr ein Schiff von 12-18 Lastaufserdem noch ein Ferding ( 1 /' Mark), für ein noch gröfseresebenfalls ein Pfund Salz und eine halbe Mark; kommt ein Schiffleer von der Trave oder von Schonen - also ohne dort Heringbekommen zu haben - so gibt es - einerlei, ob grofs oderklein - nur ein Pfund Salz , wenn nicht gelandet, sondern nurHering geholt wird; beim Salzen an Land flir jeden Mann aufserKapitän und Koch acht Pfennige, sonst aber l• reiheit von aUernZoll bei einer Landung zum nkauf von Lebensmitteln und fürdie Schiffe der Slaven1welche zur Heringsfracht bestimmt sind·Es kann wohl nicht zweifelhaft sein, dafs ein solches Privi·legium, das unter allen des 13. Jahrhunderts einzig dasteht, von:Fü r~ten des Landes nur gegen hohe Entschadigung oder unterstarkem Druck eines Mächtigen ausgestellt werden konnte. Von113Entschädigung oder Krieg hören wir nichts' der Sohn des Ausnach seines Vaters Tode kassiert stellers scheint es sofortzuhaben ; so ist hier keine Erklärung zu finden Ab 0Zeit der Ausst 11 b · · er rt undA . e ~ng nngen uns vielleicht auf eine bessere Susgestellt Ist die Urkunde am S pur.B 'd 2 4· eptember 1 224 apudrei envelde, in campo spacioso - 1 -zwischen Lübeck und Lauenbur a ~o v?r d~n Toren MöllnsMölln b f . g. Hier 10 dieser Gegend -. - e and sich Graf Albert von Orlamündemflufsreicher Günstlin . R . e 1· g' se10 egent m Nordalb' ·Waldemars·Zelt. Hier standen sich d' d h . mgten zu Jenerbei Bleckede an der Elb te eu~c en und die dänischen Herrenauf dänischer Seite gewifs eau:~ W~f~ng. de~ Okto?ers gegenüber,eine Bewegung Alberts m't B diZ aw' sc ~n Usmger begründet.. . I e enkenl mit dem L" ld f"Komg Waldemar nach B ar d ewi 'k zu komme I t d' osege urda zu kühn daf . h n. s te Vermutung' s zwisc en dem Privile . f"es sechs Wochen nach de F 'l gmm ur Lübeck, zumalund der Beschaffung des Lö7eO'e~ei ass~ngsvertrag gegeben wird,Die Lübeck b o des em Zusammenhang besteht~er esorgten eben das Geld d W ld .Vasall Wizlaw mufste fü d S h un a emars getreuerr en c aden aufkomme N hhat Waldemars Sohn'K"omg. E.nch - also noch bn.· ·oc 1235Lebzeiten - »gerade i B h e1 semes Vatersn etrac tung und e t herkennung der treuen F n sprec ender An-R 0 1 ge 1 so der Herr Wi 1 Fuyaner, dem Reiche geleistet d' . z aw' ürst derund seinen Erben gewä t' ' h te er auch 10 Zukunft von ihmLehen geO'eben 2 v· llr ~ghe « ' alb Walgast mit Zubehör zum0• 1e ClC t geh" d'ins Jahr I 234 die Mö r hk . . ore~ lese treuen Dienste erst' g Ic ett tst mcht zu leugnen; es spricht1 u. smger, Deutsch-dänische Geschichte S2 Fabriciu• Urk II R > • 330.Febru . , · ' ' eg, 4I, Urk. 28, Anhanar 5· Aber ms Jahr 1225(oh D g S. 7 · Zu 1235fi'h a r I'tc_ h e Lage Wizlaws versetzt ne . atum) und m . eme . offenbar sehr ge-. h · uns eme Schenku d'lrC e m Ratzeburg w· 1 ng leses Fürsten f" d'K· 1z aw schenkt das D . ur 1evon allen Leistungen und gestattet d K' orf Putlze (bei Damgarten) freiGebrauch den zollfreien Heringsfang . er . uche zu Ratzeburg zum eigenenden Worten (Fabr Urk li R 8m semenLanden und begründet das 't. . . . ' eg. 2 . Urk I8 S numqunm 1ustus ultionum dominus . ' ' · 10 1 • I): quia deus, deusneque secundum auditum allrium ' qdm non. secundum visionem oculorumno · · · >n nostns mentls, sed dono sue bse't .omma iudicnt · · 'm ventate et iusticia· om ahs et g t' 'In pnterne possessionis bered. ra le, nostram miseraus iniuriamdevotas proinde et supplices ei t~ tat efm .suam n o s r es t i tu i t per gratiam'. gra las re enmus elc. '


14aber auch nichts dagegen sie mit der Lösung des gefangenenKönigs in Beziehung zu setzen. Überhaupt wird ein Beweisfür einen solchen Zusammenhang sich schwerlich erbringen lassen,auch eine in Schwerin auf meine Bitte freundliehst vorgenommeneUntersuchung, ob die Urkunde und der Freilassungsvertrag vondemselben Schreiber stammen, hat nichts ergeben - trotzdemdarf der Zusammenhang als sehr wahrscheinlich bezeichnetwerden. Das Ergebnis ist jedenfalls, dafs die Lübecker denHandel mit dem rügensehen Hering beherrschten.Waldemar erhielt dann seine Freiheit wieder; vom Papsteseines Eides entbunden versuchte er das Glück der Waffen, vergeblich;bei Börnhöved , blieb er sieglose und das deutsche Volkbehielt den Zugang zur Ostsee, die nun deutsches Meer wurde.Lübeck war inzwischen eine freie Reichsstadt geworden.Zweifelt man noch daran, dafs Waldemur ein Feind derd eutschen Einwanderung und der Städte gewesen, so vergleicheman, wie diese nun mutig das Haupt erheben; wo das Hindernisfehlte, nahm die Wanderung wieder zu und ward stärker alszuvor. 12 24 wird die deutsche Stadt Dorpat gegründet, 12 2 5die deutsche Kirche zu Wisby geweiht 1 , 12 2 6 empfiehlt derPapst die Kreuzfahrer dem Schutze Lübecks 2 und I 2 2 7 bittetBischof Albert von Riga, der Meister der Ordensritter, die Bürgervon Riga und die übrigen Deutschen die von Lübeck, mit demKönig von Dänemark nicht Frieden zu machen, ohne sie einzuschliefsen8 . Und waren in Vorpommern und Mecklenburgnoch die Klöster Bergen und Eldena, Doberan und Dargun vonDänemark aus gegründet, so ersteht 123 I südlich von tral unddas Kloster Neuenkamp als Tochterkloster des westfäli chen Kamp.Hatte anderseits Lül.>eck wesentlir.h zum iege seiner Gegnerin Holstein und Livland beigetragen, so mufste Waldcmar derStadt grollen. Seine Geldnot hatte ihn freilich dahin gebracht,dafs er d1e Städte nicht mehr entbehren konnte. War LUbecksPlan nun noch immer, der Hafen, der Markt für die Ostse~.:zu sein, also eine Art 1onopol zu erringen, so war es nur1 Han•ische Wi. byfahrt, S. 16.9 L. U.-B. I, 1 'r. 36.a L. U.·ll. I, Nr. 41, 11. U.·B. I, 'r, 217.natürlich, wenn er Lübecks Bestrebungen zu durchkreuzen suchteund andre Städte begünstigte. Ist uns nun aus der Zeit vorWaldernars Gefangenschaft die Begünstigung keiner Stadt aufserRipen (und vielleicht Mölln) bekannt, so ändert sich das alsojetzt. 1228 werden Bremen und Stade vom Strandrecht befreit 1und Braunschweigs Bürger gar ausdrücklich zum Dank für dieHerzog Otto von Lüneburg bewiesene Treue in des KönigsSchutz genommen 2 . Besonders schmerzlich mufste für Lübeck,das infolge der nun erfolgenden Gründung von Tochterstädtenvom Soester Oberhof loszukommen suchen mufste, die Be·günstigung sein, die Soest 1232 durch König Erich erfuhr 8 .Daraus scheint ein schweres Zerwürfnis zwischen Lübeck undSoest entstanden zu sein, das erst nach Waldemars Tode 1241beigelegt wurde. Auch Köln hat damals von W aldemar einPrivilegium erhalten 4 •Für seine weiteren Pläne fand Waldemar einen Bundesgenossenin seinem bisherigen Gegner Adolf IV. von Holstein;Waldemars Sohn Abel ward mit Adolfs Tochter vermählt. Offen·bar konnte der Holsteiner den Verlust Lübecks nicht verschmerzen;trotz kaiserlicher Verleihung blieb der Zoll in Oldesloe bestehenund Befreiung vom Strandrecht erhielten die Lübecker in Holsteinauch erst 12 4 7 5 • Auf der andern Seite rüstete man sich aberauch zu neuem Streite; denn die Bürger von Riga räumen denBürgern von Lübeck einen Hof innerhalb ihrer Mauern ein, doch1 H. U.·B. I, Nr. 225.2 a. a. 0., Nr. 226.s H. U.-B. I, Nr. 244.4Ebenda erwähnt: Eadem gracia et libertate perfruantur ... qnammemoratus pater noster nostrique predecessores civibus Coloniensibus exregali liberalitate dinoscuntur indulsisse ac privilegio suo confirmas~e. DiesesPrivilegium ist sonst unbekannt.~ L. U.-B. I, Nr. 124; H. U.·B. I, Nr. 353, Hasse, Schlesw.-Holst.eg. I, Nr. 679. Ob Adolf Hamburg und andre Städte in jener Zeit mitdem Hintergedanken, Lübeck Abbruch zu tun, begünstigte, ist eine Vermutung,die ~ür Kiel wenigstens schon im 15. Jahrhundert vom sog. preshyterBremensts ausgesprochen ist. Bei der schlechten Beschaffenheit des~rliegenden Materials ist eine Entscheidung schwierig.


16schwerlich nur aus Freundschaft, sondern gewifs, um ihrer Unterstützungim künftigen Kampf sicher zu sein 1 .W aldemar scheint den Krieg in grofsem Stile vorbereitet zuhaben; 1234 heifst es, dafs er bereits seit zwei Jahren miteiner grofsen Flotte auf der Ostsee liege, zunächst wohl um dieVerbindung zwischen den drei Kriegsschauplätzen in seine Handzu bringen und ein gemeinsames Handeln der Gegner unmöglichzu machen. Denn an drei Stellen hatte Waldemar mittelbar oderunmittelbar noch Teile der südlichen Ostseeküste in seiner Gewalt,in Livland, in Vorpommern und an der Trave. Hier, an derTrave, kam der Kampf wohl zum Ausbruch; wie sich aus denBeschwerden des Papstes ergibt, war die Trave schon Ende 1233für die Kreuzfahrer gesperrt. Freie Fahrt auf der Trave waraber für das gerade damals mächtig aufblühende Lübeck eineLebensfrage. Mögen Einzelheiten dieses Kampfes sagenhaft ausgeschmücktsein, an dem Kriege selbst und dem Kerne derDetmarschen Überlieferung darf nicht gezweifelt werden; wieerbittert der Kampf um Lübeck sich hinzog- die Trave scheintein ganzes Jahr gesperrt gewesen zu sein - das beweisen dieVerhandlungen über die von den Lübeckern damals verbranntenKirchen in Travemünde, Ratekau, Rensefeld und Reinfeld, diesich noch jahrelang hinziehen 9 •Die Vorgänge auf dem entlegensten Kriegsschauplatz , Liv·land, können wir übergehen; wichtiger ist für uns Vorpommern.Grenzfestung war hier das I 21 I den Pommemhenogen ab·1L. U.-B. I, Nr. 51, H. U.-B. I, Nr. 240. Ob Hamburgs SchreibenHamb. U.-1:! . I, Nr. 381 (zu 1210), L. U.-B. I, Nr. 31, H. U.-B. I, Nr. 2J9mit Recht in diese Zeit - 1230 - gesetzt ist , scheint mir bei dem guteGVerhältnis des Grafen zu Hamburg und seiner Feindschaft mit LUbeck uo·wahrscheinlich; oder sollten die Hamburger wegen dieses guten Verhll.ltn isseszumGrafen Feindschaft von Lübeck gefUrchtet haben?1Vgl. vor allem Hasse, Der Kampf zwischen Lübeck una Dllnemnrkvom Jahre 1234 in Sage und Geschichte, Hanl. Geschichtsbl. Jahrg. 1 74•. 119-148, bes. S. 120 1 Anm. 2 1S. 121 der Nachweis ans den Papstbullen.- Die von den Labeckern zerstörten StUtzpunkte der dlnisch·holsteinischenAufstellung - Travemünde 1 Ratekau, Reusefeld und Reinfeld - verrnteGeine Aufstellung des Gegners, wie sie zur Beherrschung der Trave nicht be;setgewlhlt werden konnte; sie Ist gegen Lübeck und Lauenburg zugleicl>gerichtet.genommene und wieder f: bun Detmar zum Jahre I2a3u ~ebau~eh, sehr feste Demmin. Wenn4 enc tet · des · hvom Dennemarken Dem n . . Jares adde noch deWende, so sollte das eigentr yh , dat wunnen em weder afIc genügen Nu be "ehWeltchronik dasselb k .. · . n n tet diea~elnisd1 en ü e 1 mer wurd1gerw · · .r• bersetzung. das h eJse lD ihrerihm ab - qu~d S 1 n~ men die Wenden und diecavi et Lubic ..ab eo. Würde d" Z e n s es vmbus abu.. b Ieser usatz et L b.ersetzung sich stüt . u tcenses nur auf.L..iOE h h . zen, so würde m .-w c t eit wohl berechti t . an zu Zweifeln andQrch keine bessere DI.ve g. semd, obwohl die Labecker eigentlich. rswn en K·· ·Zl4en konnten I als durch . omg von der Trave weg-R-... f emen Angriff auf das_,.enl au Dänemarks letzten V 11 Fürstentum.........," d · asa an der g"'"'~ K"'"''u azu em Mann von rofse . -.....en üste, der~e war. Aber es sind u!s . ~ Verdiensten und erprobtererJJ•en. welche die Pomme h DIC t weniger als vier Urkundenrn erzoge B · Ider Lübecker im M·· armm . und Wartislaw III••lerl~"'"'n"der besonderenarzF 12 .34 vor Demmm·ausstellen·1.jetzt ganz b es o nd . reun~schaft der IJübecker dieers gezeigt h b . Ivon Zoll und Ungeld . . a e, Wird ihnen Be-, sowie freier Verkehr . ihm remLande1 Ed. Koppmann I S 78H u ' • · , auch Anm• .-B. I, Nr. 263 26 L • 4 und S. 312.306 T ' 4, · U.-ß I Nr ~ L' . . • . agesdatum und Indiktion . . ' . ~3, Pomm. U.-B. I' die eJg. Urkunden 1234 mit r ln allen VIer gleich: X. Kai April.' zwei andere Sehr "b ltterae elongatae und ausgeschn:ebe •11 · e1 en 123 2 •t d neu. a e VJ.er mit guterhaltenen Siegei u;;. em Anfangsbuchstaben derJe zwei mit der Umschrifit B . n, ~~ zu Bedenken keinen Anl-"W arti 1 · armm De 1 • ous.,..i~Ji~]ilbE:nd). z at consanguinei regis Danorn (fi gracJa dnx Sclavornm undWeshalb haben d" L m Ur Waldemars Anseben h(1e Ubeck d" se ran dem lübeckischen Urs run ~r Je beiden AnschreibenTranssumpte erhalten, zwet von g Ist kaum zu zweifeln)? Esfast' als ob Barnim un . 1262, sonst undatiert (erfüllt h""tt d WartJslaw die w·· h I2So?);a en und an ih Vunsc e der Lübeck- Auf eine Möglichk "t r ersprechen hli.tten gemah ere1 werde ich noch nt werdeaGeschichte von Pommnachtriglich aufmer:'·--das· ·h ernis 9 h ...... m.I~ZWJsc en verlorene Dem .' • . 9 rec t hat, dafs Walde-1232 ~m Dimin. und sein B d m.m Wiedergewinnt so kö tund T d ru er Imme hi ' nn eages atum sind n hr n aput Dimin u ku dfür die Lübecker b "d ac getragen - wli.hrend d" . r n enwerden. eJ e 12 34 im Zelte der Bel Je eJgentlichenagerer apud DymiaGescbicbtsblätter. XXXII2


18auf ewige Zeiten zugesichert. Die Verleihung scheint in derFreude des Augenblicks weiter gegangen zu sein, als den Pommernbeim Emporkommen Stettins nachher lieb gewesen sein mag;denn sie mufsten oft an ihr Versprechen gemahnt werden.Jedenfalls ist nicht daran zu zweifeln, dafs die Lübecker diePommern bei ihrem Angriff auf das Fürstentum Rügen unterstützthaben. Sie werden Wizlaw nach Norden gedrängt haben;ftir ihn bot der Übergang nach Rügen Sicherheit; dort urkundeter im Oktober 1234·Für den Übergang boten sich zwei Fährgelegenheiten: vonden alten Wendenorten Tribsees, Loitz und Demmin führte dieStrafse über Grimmen nach Stahlbrode (nördlich von Greifswald) 1 .Aber eine andre Strafse führte von Rostock über Ribnitz undDamgarten auf die schmale Stelle, an der jetzt der Dänholmliegt 11 • Diese kleine Insel hiefs ursprünglich Strale, d. h. Pfeil ;noch heute führt deshalb die Stadt Stralsund die Pfeilspitze(telum quod dicitur strale) im Wappen. Indes entspricht dieheutige Form der Insel dieser Bezeichnung nicht mehr; nehmenwir aber an, dafs die Insel ursprünglich landfest gewesen sei,so ändert sich das Bild sofort und ein Vergleich mit der in dieSpree - gegen die Strömung - hineinragenden Halbinsel Stralaubei Berlin wird das Bild des Pfeils verständlich machen a. Andieser sehr schmalen Stelle des Sundes bei Strale befand sichalso gleichfalls ein Übergang nach Rügen, den Wizlaw benützenkonnte, und der schon 1240 als quondam antiquus navalis1Stahlbrode aus Starbrode ent taoden bedeutet alte Fihre; jedoch istes nicht zu verwechseln mit dem Stralsund gegenüberliegenden Altefähre.1Noch jetzt ist die Hauptrichtung der Rostocker Landstrafse auf denDiinbolm und nicht auf die Stadt Stralsund gerichtet. Ea darf angenommenwerden, dafs die schwache Biegung der Strafse in nordöstlicher Richtung, diezwischen dem Galgenberg und der Stadt beginnt, erst nach Anlage der Stadtan ihrer jetzigen Stelle eingetreten ist.1 Nach brieflicher Mitteilung hilt Herr Professor Deecke in Greifswaldes nicht für wahrscheinlich, daCs der Dlnbolm landfest gewesen sei. Docbspricht aufser andern Gründen, über die ich mich bald iiufsern zu könnenhoffe, der Name der Wasserstrafse dafur - 1375 ausdrUcklieb fos.atullllaterinum, noch heute der Ziegelgraben, weil er die Verbindung zwischen derStadt und ihren Ziegeleien bildete, Francke, 'trals. Verfestungsbuch, Nr. 4z r.tr::msitus in Ruiam bezeichnet I19wird.R~st~cker Kaufleute angesiedelt - seit Und hi~r hatten sichmagheberweise seit1230 2 d' wann Ist unbekannt,wollten' der sich im An h-1 r. Je an dem Handel teilnehmensc U•s an den He · f: •nostro - wie der Fürst doch wohl . . .rmgs ang. ID portuspäter sagtB - entwickelt hatte I~ H~nblick auf diese Stellebei dem gewifs 't . )Die Siedlung der deutschensei a ters bestehend d'Stralow wird sicherlich kl . en wen Ischendie Zahl der An d ~ur em gewesen sein; doch. wesen en Im Herbst 1 2 ..Ze1t sein , weil die z .t d . 34 grofser als zueJ es Henngsfange hl'QlCkt:en Pommern und L''b k s na te. Nunh u ec er als Feinde d L•ran·; als Rostocker we d . es andesherren"laldemar in demselben Jarhr:n Sie Vergeltung für die KönigJiben.gewährte Aufnahme' befürchtetVielleicht ist das die Lage d D'veranlafst sah den B'tt1der mge, durch welche Wizlawen er Deutsche h.............."'" vom 3 I. Oktober n nac zugeben und51 234 aus Gartz auf Rü d ·,allen, an welche d' S . gen attertenIeses chreJben kom' dafs er seiner Stadt St I . men sollte«,Freiheit verliehen hab I h ra ow dteselbe GerechtigkeitE . e, we c e der Stadt R t k .s Ist ein schmaler p . os oc verliehenS. ergamentstreJfen mit h .. Iegel , der wie ein Send . an ängendemder offizielle Geburtsschein dschr~Iben zusammengefaltet ist,sagt. er tadt Stralsund' wie OttoSicherlich hat es seinen guten Grund .erfolgte . an dem R h ' dafs die Anlehnunga h ' ec tszug nach R t k huc I 2 95 festgehalten al di S .. os oc at Stral-'II'IW"fil'o'"''n ' s e tadte Lübeck als OberhofOb die Bü rger der neuen Stadt Gnadefanden - wer kannt Urkunde für Stralsund F b ..2 Chroniken und De k' a ncJus, Urk, II, Nr, 32n verse nenn d. •1896, S, 25 ff, en Jes Jahr, Hans, Gescbichtsbl.3In portu nostro 124 F ..ill N 9, abncJus Urk, IV S' r. 29. ' • 4, Nr. 6s c und 12784 Sächs. Weltchronik 1234' R .Lüb, Chroniken I s 8' ex DacJe • • · in civitatem R t k5 F b . . ' • I, 313, OS 0 ·e sea fiCIUS Urk n s (etc. • ' • IS Nr. 2 7): omnibus d' aquos presens scripturn2*


20es sagen? Die Überlieferung schweigt von Stralows Schick~alen.Nach späten pommerseben Chronisten soll es I 238 von Lübeckzerstört sein; das ist möglich, ja wahrscheinlich, wenn man be·denkt dafs Korner mit besonderer Betonung davon spricht, dafs' .Stralsund zweimal von Lübeck zerstört se1.Von Bestand war diese Gründung jedenfalls nicht; dennohne dafs dieser Stadt Stralow auch nur mit einem Worte ge·dacht oder auf eine frühere Gründung hingedeutet würde, verleihtderselbe Wizlaw sechs Jahre später der neuen Stadt amStralesund und allen treuen Christen, die sie bewohnen wollen -novae civitati in Stralesunde et ornnibus christianis fidelibus inhabitarevolentibus - die Gerechtigkeit, welche von HerrnBorwin der Stadt Rostock verliehen sei, einen Teil des an·grenzenden Waldes zum Ausroden; aufserdem, heifst es weiter,haben die Bewohner der genannten Stadt die Feldmark des an·grenzenden Dorfes, wo einst der alte Fährlibergang nach Rügengewesen ist, für 90 Mark Rügenscher Münze von uns erworben;aufser Weideland überweist der Fürst der Stadt die Insel Strale 2 •Weitere Bestimmungen können wir übergeben. Das alte Fährdorfwird nun wohl Stralow gewesen sein und Feldmark undInsel werden die Bewohner sicher erworben haben, damit ihrerneuen Fähre nicht eines Tages vom Landesherren durch einezweite geschadet werden könnte. Diese neue Stadt am Strale·sunde - bis in die Neuzeit hinein als »ZUm Sunctec bezeichnet -lag nun zwischen zwei Wasserläufen, die später zu grofsen Teichenerweitert sind, auf hohem, gutem Baugrund. Das ist das heutigeStralsund. Rasch blühte die Stadt auf; 125 I wurde das Dominikanerklosterzu St. Katharinen, bald das Franziskanerkloster zuSt. Johannes gegründet, I 2 56 werden Heiligengeisthaus und Teu·stadt erwähnt -lauter Zeichen schneller, glücklicher Entwickelung.1 Kantzow ed. Kosegarten I, S. 238.2 Fur das be chleunigte Verfahren bei Verleihung des Privilegs von1234 spricht auch der Umstand, dafs von einer Feldmark der Stadt Stralowweder 1234 noch später die Rede ist. Die schon von axo Grammaticusz. J. 1121 erwähnte Insel Strela (ed. Velschow XIII, p. 235 IT., Striila in derKnytlioga aga (Kap. 120) z. J. 1164 heif t 128 zum ersten Male, soweitich sehe, Deneholm. Fabriciu~, Strals. Stadtbuch II, S. 146. Station derDänen und Durchstich 1234?2IAber ehe s1e soweit gedieh, mufste die junge Stadt amSunde noch einen schweren Sturm über sich ergehen lassen,der sie dem Untergang nahe brachte; und der kam wieder vonLübeck.Lübeck hatte nach Befriedung der Ostsee I 235 rasch weitereFortschritte gemacht, die ich, um seine Stellung zu Rügen undStralsund zu kennzeichnen, kurz berühren rnufs; denn sie laufenim grofsen ganzen geradezu auf eine Hegemonie über alle See·städte hinaus, auf ein Ziel, das freilich nicht erreicht ist, dasdenen , die an seiner Erreichung arbeiteten . in seiner idealenGrofsartigkeit vielleicht nicht einmal völlig klar war, das manaber in einem vielleicht etwas kühnen Vergleich den BestrebungenAthens im fünften Jahrhundert um so eher vergleichen kann, alsdie hochfliegenden Pläne beider Städte aus dem glücklichenKampf mit einem Nationalfeind hervorgingen, beide eine Vorherrschaftim Handel mit den kriegerischen Erfolgen zu verbindensuchten.Schon I232 hatte Herzog Albrecht von Sachsen der Ge·samtheit der deutschen Kaufleute - die hier zuerst genanntwird - die ihnen von Bischof Albert von Livland und dempäpstlichen Legaten erteilten Rechte und Vergünstigungen fürsein Gebiet, Freiheit von Zoll, Ungeld und Strandrecht bestätigt 1 ;I 2 33 empfiehlt König Heinrich (VII.) den Bischof von Dorpatdem Schutze Lübecks 2 , I234 nimmt der Papst, der bisher Walde·mar eifrig unterstützt hatte, den Hafen von Lübeck in seinenapostolischen Schutz 8 , gewähren die Pommernherzoge die erwähntenPrivilegien 4 , I 2 35 erscheinen die Lübecker auf demMarkt zu Danzig, dessen Herzog den Lübeckern den Zoll fürsein Land ermäfsigt 5 ; I 2 36 verleiht der Kaiser das Recht all·jährlich eine grofse Mefse von Pfingsten bis Jakobi - also biszum Beginn der Schonensehen Märkte- zu halten s, doch wohlum den Marktverkehr von dort nach Lübeck zu ziehen, I 2 3 7wird Elbing, eine Lübecker Kolonie, gegründet, I 2 37 befreien1H. U.-B. I, Nr. 243.2A. a. 0., Nr. 258.8L. U.-B. I, Nr. 55· ' Siehe oben S. 17.5Hirsch, Danzigs Handelsgesch. S. 6; H. U.·B. I, Nr. 272.6L. U.·B. I, Nr. 76 (S. 83); fehlt im H. U.-B.


22die Grafen von Danneoberg die Lübecker von aller Abgabe 1und 1238 scheint selbst Oldesloe das Lübische Recht erhaltenzu haben, das, trotzdem im Kaiserlichen Privilegium von I 226gestanden hatte: in Oldesloe soll kein Lübecker Zoll bezahlen,noch immer holsteinische Zollstätte wnr 9 •Mit keckem Wagemut wurde auch in die Verhältnisse derWestsee eingegriffen : schon I 2 2 6 hatte Kaiser Friedrich dieLübecker für ihren Verkehr nach England von der durch Kölner,Tieler und andre Genossen mifsbräuchlich geforderten Abgabebefreit und den Lübeckern die Rechte jener erteilt 8 ; mochtedies mehr ein Programm sein, so schritt man nun rasch zur_ Ausführung.Hatte König Heinrich III. von England bisher zugunstender Kölner geurkundet, so verlieh er I 2 37 allen , Kaufleutenvon Gotland « Zoll- und Abgabenfreiheit'; auf wessenBetreiben, lehrt der Umstand, dafs sich das Privileg in Lübeckbefindet, und dafs derselbe König schon im Jahre darauf 6 anLübeck schreibt, dafs er, um dem Wunsch Lübecks und andererdeutscher Städte, England zu besuchen, nachzukommen, ihnenso gut wie den Kaufleuten der anderen Städte Deutschlands diezur Zeit seiner Vorgänger dem deutschen Kaufmann gewährleistetenFreiheiten zusichert. Auf die Befreiung der LübeckischenBürger vom Rheinzoll durch König Konrad I 246, zunächst aufvier Jahre, sei nur beiläufig hingewiesen 8 .Von grofser Bedeutung sind dann zwei Ereignisse, der TodKönig Waldemars und die Aussöhnung mit Soest. Das Zer·würfnis mit Soest, dessen Recht Lübeck einst erhalten und dasalso bei Rechtsstreitigkeiten Oberhof blieb, scheint wie schonerwähnt 1232 durch Waldemars Begünstigung der Westfalenstadtentstanden zu sein; übrigens mufste es eintreten, sobald Lübeckselbst beanspruchte fiir die mit Lübischem Rechte bewidmeten1 H. U.-B. I, Nr. 285.9 A. a. 0. Nr. 205: a nullo eorum aput Odislo theloneum exigatur.Hasse I, Nr, 586, H. U.-B. I, Nr. 288.a H. U.-B. I, Nr, :aos. ' A. a. 0. Nr. 281.& A. a, 0. Nr. 292.e L. U.-B. I, Nr. 127, H. U.-B. I, Nr. 348; Detmar I, S. 316: dessekoningh Conrad gaff den borgbereu van Lubeke to besehedenen jaren tollenvry uppe deme Rine.23Städte letzte Instanz zu sein. Nun starb amK" . W ld 8 M·· 2. arz 124Iomg ~ emar II. In einer Urkunde desselben Jahres derenDatum mcht überliefert ist 1 , werden für einen Einzelf~I d ·Lüb k B" reJec er urger ausdrücklich zur Vertretung der Stadt · ·E h"d' m emer~ntsc a J~ungsklage bevollmächtigt: advocatus, sculthetus, cons~lescetenque burgenses Susaciensis civitatis ... dilectis amicisVIcem nostram commisimus ; ihre Entscheidung soll gültJ' · ~ •. .. . g semac SJ CJVJtatts nostrae essent privilegio roborati. Lübeck b -undet deur. ann am r8. Mai desselben Jahres einen AusgleichSoest und Lübeck, wonach die alte Eintracht wieder~Ischenllerrschen so!Jl'. u~_gehend erwidert Soesta und schon 1242 danktSoest der Stadt Lubeck für mannigfache und h"ufi 'h· w , a geJmer-Iesene obitat ' sodafs es klar ist: die Tochterstadt t'st gro"r.d .. hf 1 · tsermac . Jger a s dte Mutterstadt und ihrer Munt entwachsen.In dJeses Ja~r fällt denn auch der Vertrag Lübecks 'tm~urg ~ber dJe gegenseitige Anerkennung der Verfassun;~uber dJe Rechtsgleichheit der Bürger beider Städte 6 • • hbe .. ht · , Wie tcn mo~ e, Jm unmittelbaren Anschlufs an den Frieden mitDas Ist der erste Schritt zur Gründung eines Bundes dde~ Städte, die hinsichtlich ihres Rechtes in Lü~ ekrMetropolis sehen.ecD~e ferneren weitausschauenden Unternehmungen Lübecksse~ne S Machtstellung auf breiter Unterlage aufzubauen de~n, m amland eine Kolonie zu gründen e h. . 'zu finde · . . ' Ier emen Stützn,wte er m Rtga gefiu dL · · R · . n en war - man beachtemie ügen ' Elbmg' Samland und Ri a .in Flandern für den deutschen Kaufm g - der grandioseb u 7 · ann eine neue Stadta en ' em Unternehmen, bei dem Lu"becks FGührerschaft im~~ .. ~-~... rade überraschen mufs' wenn man nicht .sseila~~n Plan It 1 emen umgeen assen will, das alles kan h.werden ; und wenn auch manche . n t~r nur ge-Flandern nicht verwirklicht wurd: Plan, ':Ie der_ tn Samland' so zeigen ste uns dochI H, U.-B. I, Nr, 306 L U B III N2 ' ' •• • r 2H. U.-B. I, Nr. 309. a Das 'N , ,4Das. Nr, 325. ' r, 3IO.5 Hamb. U.-B. I, Nr. 524 L U B I NeH· U.-B. I, Nr. 327 L''U .ß·•·I N'r96HUB' • • •• • I, Nr. 303.1 V • · · • , r 98gl. W. Stein in Hans. Geschichtsbl • J b.• a rg, 1902, S. 67 fl'., 86 fl',


24deutlich ein Bild von den hohen Zielen, nach denen LübecksBürger trachten zu dürfen glaubten.Nur auf einen Punkt möchte ich noch kurz hinweisen; dasist der bekannte Vertrag mit Hamburg, der auch in das grofseJahr 1241 fällt. Dafs Harnburg in alten Zeiten ein Marktplatzvon einiger Bedeutung gewesen sei, darf kaum bezweifelt werden;indes scheint die Stadt in den slavischen und dänischen Kämpfen,welche auf die Zerstörung durch die Slaven 1o66 und I072folgten, jede kommerzielle Bedeutung verloren zu haben. Erstmit der Gründung der Neuzeit durch Adolf III. 1 I 88 oder u89beginnt langsam ein neuer Aufschwung. Aber naturgemäfs konnteder Handel sich nur schwach entwickeln, solange allein die Elbeaufwärts drei Zollstätten zu überwinden waren und der Stader Zollhinderte 1. Und wenn die Neustadt lübisches Recht schon II 89erhielt, gelangte die Altstadt frühestens 12 I 5, vielleicht erst I 225oder I 23 2 dazu. Nun werden in der Freilassungsurkunde fürWaldemar 1225 Nov. q Lubecenses, Harnburgenses et ceteriterre huius mercatores . . . . . Daciam frequentare volentes erwähnt;aber irgendwelche Spuren eines Hamburger Eigenhandelslassen sich aus den Urkunden jener Zeit vor I 241 nicht nach·weisen 2 .1 Bolzenburg, Geesthacht, Esslingcn, ferner nn der Bille, in Lnuenburg,vgl. Hamb. U.-B. I, Nr. 151 , H. U.-B. I, Nr. 133, zum J. 1217. DerStader Zoll scheint tatsächlich erst 1266, rechtlich 1340 aufgehoben zu . ein,vgl. Hasse in Zeitschr. f. schlesw.-ho\st. Gesch. 23, S. 258 u. Soetbeer, StnderElbzoll, S. 20.2 Wenn in dem Privileg Friedrichs II. von 1226 von Waren die Redeist, die von Harnburg oder Ratzeburg oder Schwerin oder nus dem LnndeBorwins herbeigeführt werden, so handelt es sich nicht um Eigenhandel derbetreffenden Plätze, sondern um den Handel lUbeckischer Bürger. Auch dasvon Koppmann, Die liltesten Handelswege Uamburgs, Zeit ehr. f. Hamb.Gesch. 6, S. 418 1für den englischen Verkehr angezogene Jahr 1224 stUtzt sichnur auf den Namen des Schiffers: Heinrich lli. von England befiehlt denBaillifs von Portsmouth, die laut königlichem Befehl nngehnltenen chifTeGerhards und Radulfs von Stavoren und Gottschalks von Harnburg, Leutendes Kaisers - homines imperatoris Alemanni e - frei ziehen zu Ia sen.Nun kann es sich dabei natUrlieb sehr gut um ein Hamburger Schiff handeln,jndes beweist der Name doch nicht viel mehr nls der einer Zeitgeno:;sen:Alexaoder von LUneburg, der BUrger von LUbeck, und Heinrich von LUbeck,der Bürger VOll Luneburg war (L. U.-B. r, Nr. 66r u. 664). Und in dent25Ein solcher Schlufs ex silentio hat ja seine grofsen Bedenken;aber wenn man erwägt, dafs sich urkundliche Nachrichtenfür Lübeck, Bremen, Köln, die westfälischen, rheinischenund niederländischen Städte aus der Zeit vor I 241 reichlich, fürHarnburg aber so gut wie gar nicht finden, so wird man dieBerechtigung eines solchen Schlusses wohl günstiger beurteilen.Nach dem Hansischen Urkundenbuch findet der erste schriftlicheVerkehr mit Brabant 1257 statt, mit Braunschweig 1241, mit~änemark (abgesehen von der erwähnten Freilassungsurkunde)·direkt erst 12 so (Befreiung vom Strandrecht), Dortrecht 1266,England (abgesehen von dem erwähnten I22 4 ) I2 4 7, Flandern1252, Frankreich I295, Friesland (Utlandia) 126I, Hannover'1264, Harderwijk und Zütfen r 28o, Holland I 243, Karopen umI267, Klev: 1251, Köln 1258, Norwegen 126 4 , Riga 125 I,Br~unschwerg, Magdeburg usw. 1254, Salzwedel 1248, Schonen(Frtte) 1283, Schottland 1297, Soest ca. 1241, Ziericksee I 2 66.. Wird es nach dieser Zusammenstellung ziemlich wahrscheinlich,dafs Harnburg Eigenhandel von Bedeutung vor I 241 kaumhatte, so k~nnte die Stadt sich um so eher zu dem Vertragevon 1241 mrt Lübeck verstehen, bei dem Harnburg durch An­-s~hlufs an die aufstrebende Travestadt nur gewinnen konnte und


Ist meine Vermutung über die Bedeutung des HamburgerHandels zu jener Zeit richtig, so bedeutet dieser vielbesprocheneVertrag tatsächlich nicht weniger, als dafs Harnburg - gegenErsatz der halben Kosten - den Lübeckem den Weg durchdas noch immer wenig freundliche Holstein , das noch immerZoll- und Strandrecht übte, also unter Umständen gegen deneigenen Landesherren, und auf der Eibe bis zur Nordsee zusichern sich verpflichtete. Die von Harnburg übernommene Verpflichtungstand in schlechtem Verhältnis zu Lübecks Vorteil,das nun wirklich in der Lage war, nach Westen überzugreifen 1 •Diese scheinbar sehr weitgehende Abschweifung vom Themawar notwendig, um Lübecks Stellung in jenen Jahren zu kennzeichnen;denn aus diesem Versuch, eine Hegemonie aufzurichten,wenn ich den Ausdruck gebrauchen darf, erklärt sich am einfachstenLübecks Vorgehen gegen Stralsund.Dafs König Waldemar am 28. März 1241 gestorben war,ist bereits erwähnt; ibm folgten nach einander seine drei Söhne.Bruderzwist und Bürgerkrieg lähmten Dänemarks Kraft. Als dererste Sohn Erich Plogpenning uso starb, fand man in seinemSchatze 40 Mark und zwei Goldstücke. Unter solchen Umständenward es Lübeck ohne grofse Schwierigkeit möglich, dieBefreiung vom Zoll in Oldesloe und vom Strandrecht in Holsteinund endlich auch den Besitz von Travemünde zu erringen.Über den Krieg selbst berichtet Detmar 11 : ,(§ 259) In demsulvenjare do was de koningh Erik von Denemarken vi:mt der vanLubeke ; en rorde de olde hat sines vaders ; he hadde de stadgheme vordervet. de borgere malteden do ere coghen to undevoren to Denemarken ; dar deden se groden schaden. se wunnenC~pmanhaven, de horch unde de stat; dar venghen se rikevanghene, unde nemen dar ghudes unde dures clenodes vele.do se dar badden worwen eren willen , se branden de horchunde de stat deghere weder de erden. (§ 26o) By der tiid weren1Vgl. nun die Privilegien Utrechts und Holland• far Labecker undHamburger 1242 und 1243 und die Geaandtacbaft nach Flandem 1252.Stein, a. a. 0.I LUb. Chroniken (ed. Koppmann) I, S. 331, •&1. auch S. 93; i11der zweiten Zeile dea Veraes ist: unde to zdru te (- tjoste) offenbar Gloue.27ok viande de stat unde de borghere von deme Stralessunde;dar voren se do hen, unde wunnen ok de stad. do se wedderquerneo in de Travene, se wurden entfanghen mit groter vroude.des orloghes was von der stat wegene en hovetmande bedderve vrome deghento torneye (unde to zdyuste) ghar vorweghenAllexander von Soltwedelde mit siner manheit vordenede de eren sedelan deme rade to Lubeke, dar oc do sin broder Amolt inne sa,.aldus seten tosamende twe brodere, dat van des rades anbeghinbet an desse tiid nyne schude I.cDer Zusammenhang zwischen dem Zuge gegen Kopenhagendem gegen Stralsund ist Detmar, der übrigens hier ft1r alleChroniken Quelle zu sein scheint, offenbar völligDafs der Fürst von Rügen am Kriege beteiligt war,. M_ahnung des Papstes, die an Wizlaw und Jaromar1st, d1e Kreuzfahrer nicht anzuhalten, sicher hervor•.sonst scheinen die Beziehungen Vorpommerns zu Dänenochrecht lebhaft gewesen zu sein a. Immerhin aber warZahl der Deutschen in jener Gegend, wie schon vorhin be­, stark im Zunehmen ; schon hatte das Kloster Eldena1241 erworbene.m Marktrechte eine Stadt gegründet (u 4se.rwähnt: Gre1fswald). Da kommen die I.übeclr:er alsms Land und - merkwürdig genug - es wiederholtdas. Schauspiel von 1234: Herzog Wartislaw von Demminmt dtese Stadt 1 249 vom Kloster zu Lehen - ob das Land1 Die Nachrichten Uber Alexander von Soltwedel vollstl d' .Brehmers Aufsatz in den Mitteil. der Ges l LUL--ki h 11"!-- • u JC lll• • .,.,.; sc e ~h1chte undIV, S. 1 94 ff. Den Schlufsfolgerungen kann ich nicht pnaI L. U.-B. I, Nr. 148 (vgl. auch Nr. 149), Fabr. Urk. II R b8Noch 1248 wird in einer Urkunde für Eid d ' q. 7 2 •~äniis.,her Kolonisten gesprochen (Danus vel SI en~ von er MISgüchlteit• avus Inter TheutoDicos et eund eoenso 1253 in einer Urkund d Hfu d Kl e er er&öce Barnim andr a~ oster ~ukow bestimmt, ut poteatatem habeant htrea inloss,essiionibus suJs Teutomcos Danos Slavos collocandi (Dem •24). Un~. noch 1258 datiert Sambor •on Pomerellen eiae~;b•:s~domm1 Alexandri pape Richard R D e •:hn:stol'oro ' o omanomm repante re- etr- regnum Dacie feliciter gubernante. •-


.zu Rügen oder Pommern gehörte, war stets umstritten .-undverleiht ihr 1 2 so das lübische Recht. Waren die Bürger m_ So~gevor den Lübeckern? oder waren es Stralsunder Bürger, dte stehbierher geflüchtet hatten? . .Leichter läfst sich die Frage beantworten, was dte Lübeckere en Rügen und Stralsund zu ziehen veranlafste. Einmal warg g '1' . h . hder Fürst ein dänischer Lehnsmann und betet tgte s1c wte sc .onbemerkt offenbar am Kriege. Sodann hatte er aber ohne Zwe1f~ldie Gelegenheit benutzt, den Lübeckern die ~echte, der~n s1esich für den Heringsfang seit 1224 erfreuten, wteder zu e~tz1ehen.Aus den folgenden Jahren liegen verschiedene Schre1ben d~sFürsten vor in denen er den Lübeckern freien Zugang zur Zettdes Fischfa~gs gewährt, aber immer nur auf ein Jahr: Fürstwar jetzt Jaromar U., ein rauflustiger Herr, nachdem sem. VaterWizl:nv der einst das Privilegium erteilt hatte, am 7· Jum 1249gestorb 1 en war. Ohne Zweifel hat Jaromar den T?~ seines Vatersund den Ausbruch des Krieges benutzt, das Pnv1leg, das demWortlaut nach vielleicht nur für Wizlaw bindend sein mochte,alsbald zu widerrufen. Und die Antwort darauf war denn, dafsdie vor Kopenhagen siegreiche Lübeckische Flotte sich sofortauf Stralsund stürzte, um den Fürsten in seiner aufblühend~njungen Stadt zu treffen. Die Erinnerung an jene Zeit lebte 1mVolksbewufstsein noch lange fort, wenn wir Korner trauen dürfen,der zum Jahre 127 6 schreibt: ,uppe dat jar wart Lubeke todeme drudden male verbmnt . . . desse twe lesten verberninghesint al beyde ghescheen uppe sunte Vites dach . · · ~en wo datde stad vordenet heft, dat se in sunte Vites daghe tw1e vorbrantis, dat moet wesen de sake, wente sunte Vitu.> is en patro~eder Rugianere unde de Lubesschen hebben de Rugianere. twlegeslagen unde ghevanghen, darumme heft sik ere patrone m destad twie wedder ghewrokenc.Mit Dänemark scheint der Friede bald wiederhergestellt zusein; nach König Erichs Ermordung bestätigt sein Bruder Abelschon 1250 Lübecks Privilegien. Aber mit Rostock, Rügen ~ndandern Gegnern hat Lübeck noch lange zu tun gehabt, b1s fne~ ­Jiche Verhaltnisse wiederkehrten. Leider sind wir über diese Zeltrecht schlecht unterrichtet und noch mehr als bisher auf dasurkundliche Material angewiesen.Im Jahre r 25 I gewährt König Abel von Dänemark derStadt Rostock zum Dank für die seinem Vater und Bruder undHerrn Burwin von Mecklenburg geleistete Hilfe gleichen Schutz.für den Handel in seinem Reiche wie seinen eigenen Untertanen,.gestattet ihnen die von ihnen selbst geretteten schiffbrüchigenGüter ohne Einschränkung zu behalten, Pferde ungehindert auszuschiffenund auf den Märkten von Skanör bei Streitsachenaufser in Blutfällen sich des Rechts der Lübecker daselbst zubedienen 1 • Im April des folgenden Jahres beurkundet der Bischofvon Samland, seinen Friedensschlufs mit Lübeck bis zum nächstenPfingstfest aufgeschoben zu haben, damit ihre Streitsacijen durchVergleich oder richterlichen Spruch ausgetragen werden könnten 2 •Ende I 292 schreibt Herzog Birger von Schweden an Lübeck,er habe Boten geschickt, weil er gesehen !labe, dafs Zwietrachtzwischen ihm und Lübeck habe entstehen wollen - suboririvoluit propter marinos transgressores, qui pacis federa turbaverunt 8 •1253 lädt dann Jaromar H. von Rügen auf die Briefe und BotenLübecks die Bürger zu einer Zusammenkunft nach Wismar, woder Friede und die Eintracht hergestellt werden sollen 4.. DieserFriede kommt 1254 Sept. 19 in Wismar zustande; von einemErfolge Lübecks kann man nur sehr bedingt sprechen. Dennder alte Vertrag wird nur gegen eine besondere Entschädigungvon 2oo Mark erneuert und nur auf ein Jahr mit Ausdehnungauf ein weiteres halbes Jahr vom Tage der Rückzahlung desGeldes.Von Stralsund ist einstweilen überall nicht wieder die Rede~aber wenn der Zusammenhang zwischen Stralsund und Rostockwirklich so eng war, wie ich vorhin ausführte, so müfste durchEinnahme und Plünderung Stralsunds auch Rostock getroffenund sein ferneres Verhalten zu Lübeck beeinflufst sein. In derTat mufs eine tiefe Verstimmung zwischen Lübeck und Rostockbestanden haben. Die Aussöhnung zwischen beiden Städten ist1H. U.-B. I, Nr. 401. 2 Das. Nr. 425.8Das. Nr. 448.4Fabr. Urk. II, Reg. 88b, IV, S. I; das. II, Nr. 61 (Reg. 91),H. U.-B. I, Nr. 472.' Ed. chwalm S. 540.


30erst 12 56 in Wismar zu stande gekommen 1 . In der Urkunde,die Rostock 1257 ausstellt 9 , ist die Rede von Schäden, die eineStadt der andern getan habe , durante gwerra et post nuncusque - tarn in amissione bonorum quam in occisione hominumseu amicorumc:. Mögen hierunter Freunde der Rostocker zuverstehen sein, die sich in Stralsund aufhielten, oder die Stralsunderselbst - der Friede wird sie wohl mit umfafst haben.Was aber die Ursache zu einer so lange andauernden Spannungzwischen den wendischen Städten , die so viele gemeinsameInteressen hatte, gewesen ist, ob es sich etwa nur um eine Fortsetzungdes doch schon 1250 beendeten dänischen Kri~ges gehandelthat, oder ob wir wirklich einen Protest gegen eme vonLübeck ~gestrebte Seeherrschaft annehmen müssen, das istschwer zu entscheiden; aber das letztere scheint mir doch zutreffendzu sein.Denn Rostock war nicht die einzige tadt, die ihre eignenWege ging, und Stralsund vielleicht nicht die einzige Sta?t, d~ eLübecks Macht fühlen mufste. Wie schon bemerkt, smd d1eNachrichten für diese Zeit sehr dürftig. Aber das kann nichtzweifelhaft sein , dafs Lübecks grofser Plan , an die Spitze allerStädte zu treten, den es noch 12 52 in Flandern so offenkundigverfolgt hatte, nicht verwirklicht worrlen i t. Die Wirren desInterregnums mochten an ihrem Teile dazu beitragen · genugschon 1253 schliefsen Dortmund, oest, Osnabrück, Lippstadt,Mlinster einen besonderen Bund, den sie I 268 erneuern undI 270 organisieren; I 267 vertritt nicht Ltibeck die tädte beieiner Beschwerde gegen Gent, sondern als wollten sie gegenBund und Vorort protestieren, richten Bremen, Hamburg, Lüneburgund s1eben andre besonrler genannte Städte fUr alle anderndiese Beschwerde gegen Gent· Vorort und WortfUhrer fehlen.rach Art solcher örtlich beschränkt n Sonderbünde sinddann in Erkenntnis ihrer gemeinsamen Inter ssen die dreiwendischen Städte Lübeck, Wismar und Rostock zusammen·getreten. Die erste Versammlung fand am 24. Juni zwi chcnI L. U. -B . I, Nr. 225, B. t:.-ß. l, r. 4 7·~ L. li.·B. I, r 242, li. L'.-fl. I, • 'r. 4?"·3I126o und 64, bezeichnenderweise in Wismar, statt 1 , und scheintbereits im folgenden Jahre I 265 wiederholt zu seinsund nun zu dembemerkenswerten Beschlufs geführt zu haben, in Zukunft alljährlichzusammenzukommen pro negociis civitatum , einem Beschlufs,den man füglieh als den Anfang der Hanse bezeichnen darfS.Wenn aber in der Ausgabe der Hanserecesse die Verträge, welcheStralsund I265 mit Demmin, und 1267 mit Tribsees abschliefstals .Nachträge zu den Landfriedensverhandlungen von I 26 4(?)Jum 24 angesehen werden, so scheinen sie mir vielmehr aufeinen Sonderbund dieser drei Städte Vorpommerns zu deuten.Stralsund steht noch grollend und vielleicht mifstrauischabseits ; begünstigt wird es nur von Dänemark. Eher als eineandre Stadt erhält Stralsund I276 eigne Gerichtsbarkeit inFalsterbo, die nur Lübeck besafs, und auch diese Stadt erst seitI 268. ~ Im Lübecker Urkundenbuch wird Stralsund vor I 28 3nur zwe1mal erwähnt, das erste Mal, 1278, in einer Urkunde desdänischen Königs Erich Glipping für die Märkte in Wittingheretund sodann 128I; da urkundet Lübeck über die durch die StädteLü~eck, Rostock und Wismar erfolgte Beilegung eines Zwisteszw1schen Stralsund und Greifswald. Vermittelt ist der Friededurch ?en R~t von Rostock, dessen I 7 Mitglieder sämtlichneben Je zweien von Lübeck und Wismar als Zeugen genanntwerden. Ob aus den Namen der Stralsunder, unter denen einer,Leo Valke, s~cher aus Rostock stammt, und der Greifswalder,von denen em~r Joh.annes de Lubeke heifst, etwas gefolgertwerden darf, mochte Ich noch nicht entscheiden.Die erste Urkunde im Lübecker Urkundenbuch, in derS~ralsund selbst als vertragschliefsend auftritt, ist dann der berühmtesogenannte Rostocker Landfrieden das Sch t d T.. . ' u z- un rutzbundms,welches Herzog Johann von Sachsen Ltnd h F ..me rere ursten~ Koppmann, Hanserecesse I, S. 3_ 5.Das. S. 6 u. 7.8Die Verbindung Lübecks 't d ·m1 en wend1schen Städte 1"~ t · h-tchon 1256 nachweisen (vgl Ko mann . . n a 5 IC zwarS. X), doch handelt es si~h ~~~ 6um 1 ~ de~ ~~~. zu d~n Hanserecessen I,stock und nicht um ein Bü d . en ne en ZWI>chen Lübeck undfriedung der See datiert von 1: ms. Der e~ste Vertrag der drei Stiidte zurArt ist aber erst im Recefs N 59(Sep6t. 6, die erste Verabredung allgemeinerr. 9 12 5 ?) enthalten.


von Pommern und Mecklenburg sowie die Städte Lübeck, Wismar,Rostock, Stralsund, Greifswald, Stettin, Demmin und Anklamam I 3· Juni I 283 namentlich gegen die Markgrafen von Brandenburgzu Rostock abschliefsen.Mit diesem Vertrage tritt Stralsund als vollberechtigtes Gliedin die Reihe der deutschen Ostseestädte ; wohl waren damitnicht alle Schwierigkeiten für Stralsunds Entwicklung beseitigt -noch manches Jahrzehnt wechselvollen Ringens stand der Stadtbevor - aber nach langen, schweren Kämpfen hatten die beidenStädte, an deren Namen so glorreiche Erinnerungen sich knüpfen,den Weg zur Verständigung, zum gemeinsamen Wirken gefunden,nicht in Form der Hegemonie, sondern auf dem Boden gegenseitigerAnerkennung. Sie bedurften eine der Unterstützung derandern, wenn anders das Wohl des gemeinen Kaufmanns, nichtdie Stellung einer einzelnen Stadt den Vorrang verdiente.II.HERZOG ]ULIUS.ZU BRAUNSCHWEIG UND LÜNEBURGVOLKSWIRTSCHAFTLICHER BEZIEHUNG.VORTRAGIN DER ]AHRESVERSAMMCHICHTSVEREINS ZU H LUNG DES HANSISCHENALBERSTADT AM nn.n14. Jvn~ rgosVONPAUL ZIMMERMANN.siscbe Geschichtsblätter.xxxn.3


In der langen und meist dichten Reihe der Fürsten desWelfenhauses nimmt Herzog Julius eine eigenartige Stellung ein 1 •Ihm fehlen gänzlich diejenigen Eigenschaften, die man als ganzbesonders charakteristisch für das Geschlecht ansieht, für so bezeichnend,dafs genealogische Forschung geradezu das Gesetzder Vererbung aus ihnen hat nachweisen wollen: der kriegerischeSinn und der kühne Kampfesmut, der sonst den ganzen Stammbeseelt und Dutzende seiner Söhne den Heldentod auf demSchlachtfelde hat finden lassen 2 • Natürliche Anlagen und Lebensschicksalehaben den Herzog Julius nach einer anderen Richtung1Schon früher hat denselben Gegenstand behandelt Eduard Bodemannin I. H. Müllcrs Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte N. F. Jahrg. 1872,S. 197-238 in einem Aufsatze >Die Volkswirthscbaft des Herzogs Julius vonBraunschweig« , der hier natürlich vielfach benutzt worden ist. Aufser ibmund der sonst angeführten Literatur sind für die vorliegende Arbeit besondersAkten des Herzoglichen Landeshauptarchivs zu \Volfenbüttel herangezogenworden , die im einzelnen hier anzugeben zu umständlich sein würde. V gl.über Julius sonst noch den Artikel >Julius« in Ersch und Gruber, Encyclopädie,II. Sekt., 27. Teil, S. 353 ff. von Ernst L. Th. Henke; Allgem. DeutscheBiographie, Bd. 14, S. 663-670 (P. Zimmermann); Job. Merke), Julius,Herzog von Braunschweig u. Lüneburg, in der Zeitschr. f. niedersächsischeKirchengeschichte, I. Jahrg. (1896), S. 20-44; E. Bodemann, Herzog Juliusvon Br., Kulturbild deutschen Fürstenlebens n. deutscher Fürstenerziehung im16. Jahrh. in Müllers Zeitscbr. f. d. Kulturgesch., V. Jahrg., S. 1-86; ders.,Herzog J ulius von Br. als deutscher Reicbsfürst, in d. Zeitsehr. f. Nieders.1887, S. 1-92; Sack, Herzog Julius von Br. als Fabrikant der Bergwerkserzeugnissedes Harzes sowie als Kaufmann, in der Zeitschr. des Harzvereins,3· Jahrg. (1870), S. 305-327; L. Beck, Herzog Julius von Br. n. die E isenindustrieam Oberharz, das., 22. Jahrg. (1889), S. 302-329.2Vgl. die Dissertation von Moritz Otto über Geschichte, Wesen undAufgabe der Genealogie als Einleitung und Schlufs einer Schrift über diekriegerischen Eigenschaften des Welfengeschlechtes (Gräfenhainichen 1 S':IS).3*


geleitet. Ein von Anfang an schwächliches Kind, hatte er am29. Juni 1528 zu Wolfenbüttel das Licht der Welt erblickt; nochin zarter Jugend liefs die sorglose Wärterin ihn fallen und ver·ursachte so eine Verkrüppelung der Füfse, die langwierige,schmerzhafte Operationen nicht zu beseitigen vermochten. ZumKriegsdienste war der Knabe nun ein für allemal ver~o~ben;als nachgebornen Prinzen war ihm da der Weg ~~ getsthchenPfründen wie vorgezeichnet. An den ritterlichen Ubungen u~dSpielen, an der Jagd und anderen Belustigungen der Jug~nd .tellzunehmen,hinderte ihn sein gebrechlicher Körper, dem dte Fü~seden Dienst nu; zu leicht versagten. Die Mutter verlor er 1mzwölften Jahre seines Lebens; der Vater aber, Herzog Heinrich. d. J:,sah, ganz ein Kind seiner Zeit, vor allem kriegerische Tättgkettals die eines Fürsten würdige an und blickte scheel auf denSohn der seinen Erwartungen so wenig entsprach. Aber er truges mit Gleichmut, solange die beiden älteren Söhne, Karl V~ktorund Philipp Magnus, noch lebten, die als Musterbilder alle~ ntter·liehen Tugenden den Stolz und die Freude des Vaters btldeten.So wird Julius denn, mehr oder weniger auf .sich selbst a~gewiesen,ziemlich vereinsamt aufgewachsen sem. Ab_er set.nreger Geift fand andere Beschäftigung, und besonders fe~t1gte dteSchule des Lebens schon früh den Charakter des Jünghngs, derdemnächst einen in sich geschlossenen, selbständigen und über·zeugungstreuen Sinn zeigen und bewähren sollte. Als 1542 . dieSchmalkaldener seinen eifrig katholischen Vater des Landes verJagthatten, kam Julius erst an verschiedene Höfe, dann nach K.öln,wo das Leben in der reichen und grofsen Handelstadt emengewaltigen Eindruck auf das junge, bildsame Gemüt des P~inzennicht verfehlt haben wird. Einen noch bedeutenderen Emflufsübte aber später ein Aufenthalt in den Niederlanden auf ihn 11U~,die er nach der Rückkehr des Vaters in seine Lande ( 1547) ftirlängere Zeit aufgesucht hat. Er lag in der damals blühendenUniversität zu Löwen den Studien ob. Mit welchem Erfolge,müssen wir dahingestellt sein lassen; der grofse Gelehrte, dendie dankbaren Lehrer der von ihm gestifteten Alma Julia zuHelmstedt aus ihm haben machen wollen, ist er schwerlich ge·wesen · rühmt doch auch sein zeitgenössischer Biograph FranzAlger~ann in dieser Beziehung von ihm nur, er habe soviel37gelernt, dafs er ,etwas Latein verstehen konntecl. Um so erfolgreicherwird seine Lehrzeit hier für ihn nach anderer Seite gewesensein, für die praktischen Aufgaben des Lebens, für die erei~e natürliche Anlage und einen offneo Blick, sowie einen regenEtfer und unermüdlichen Fleifs mitbrachte. Er lernte hier kennen,schätzen und bewundern ein fleifsiges, arbeitsames Volk, einreichentwickeltes Gewerbe, einen weit ausgedehnten Schiffahrtsverkehrim Lande wie über das Meer, und einen schwunghaftenHandel, der sich damals anschickte, den Erdkreis zu umspannen.Seiner eigenen Natur war der Volkscharakter des Landes durchaussympathisch; ruhig, bedächtig und nüchtern, dabei aber zähund fest, besafs auch er die Neigung zu erwerben und Reichtümerzu sammeln, aber zugleich auch das Bestreben, sie höherenwecken dienstbar zu machen.Er kannte den Wert wahrer~.ildung. und. suchte sie zu fördern, mit grofsen Opfern hat erte Umversttät Helmstedt ins Leben gerufen, so denselbenealen Sinn bezeugend , den fast genau in derselben Zeit diedurch die Gründung der Universität Leiden sozentl betätigten.~ielfach. begegnen uns im späteren Leben des Herzogs Juliuswu:nr•v,. B~ztehungen nach den Niederlanden. Er hat sich vonort geschtckte und einflursreiche Ratgeber geholt, und mancheden Marsnahmen und Einrichtungen, die er später im eigenentraf, d.ürfen. wir wohl sicher auf Anregungen zurückfUhren,dort 10 semer Jugend erhalten 1 • Wann Julius in die. zurüc~gek~hrt ist, wissen wir nicht genau. Bei demsemer älteren Brüder, die beide am 9· Juli ISS .Schlacht bei Sievershausen den Tod gefunden hatten 3 1ßJ·ed f: II h . , waren a s sc on Wieder zu Hause. Jetzt brach hier für ihn1Leben, Wandel und tötlicher Abgang weil J .. • • • • u 1durch Franc1scum Algermann hIussenbe. • • zu-K 1 S . 1598 , erausgege n von~r v. t~ombeck in •Feier des Gedächtnisses der vormahligen Hocb-Juha Carolma zu Helmstedt• (Helmst. 1822) S, _ . .aufS. 174.168 243, d1e betr,2 Vgl. unten die Vorliebe des Herzogs für Was e t -~ Al) d · .. . s rs r .... sen ( germann;o3M . en ;•ederland1schen Charakter der umgebauten Stadt Wolfenbutte{• eler, au- und Kunstdenkmäler des Herzogt. Br III Bd I AbWolfenbUttel, S. 12) u. a, '' • ·• · t.,


eine schwere Zeit an. Denn nun war er plötzlich und unver-. mutet Thronfolger geworden, zum schweren Verdrusse des Vaters,dem die Hinneigung des Sohnes zur protestantischen Lehre einAnlafs zu bitterer Feindschaft wurde. Um deren Folgen zu entgehen,entwich Julius zu seiner Schwester Katharine, die an denMarkgrafen Johann von Brandenburg-Küstrin verheiratet war.Hier lernte er unter bester Anleitung ein kleines , aber wohlgeordnetesund gut verwaltetes Staatswesen kennen , und erzeigte für alle ökonomischen Fragen sich so anstellig und eifrig,dafs ihm sein Schwager bald die ganze Haushaltung anvertraute 1 •Allmählich wurde dann durch Vermittlung von Verwandten auchmit dem Vater ein besseres Verhältnis hergestellt. Julius kehrtenach Wolfenbüttel zurück; ja der Vater willigte sogar in seineHeirat mit Hedwig, der Tochter Kurfürst Joachims li. vonBrandenburg, die am 25. Februar 1560 vollzogen wurde. Dasjunge Paar schlug auf dem Hause Hessen ein bescheidenes Hoflagerauf. Am 11. Juni 1568 wurde dann Julius durch den Toddes Vaters zur Regierung des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttelberufen.Wie er dieser schweren Aufgabe gerecht geworden ist,können wir hier längst nicht in allen Einzelheiten verfolgen.Wir müssen völlig davon absehen zu schildern, was er durchEinführung der Reformation auf dem Gebiete der Kirche undspäter auf dem der Schule geleistet hat, also die Seiten seinerTätigkeit, die sonst vornehmlich an ihm gepriesen zu werdenpflegen, ferner was er auf dem Felde des ~echtslebens, desMilitärwesens u. a. in die Wege geleitet hat. Wir müssen unshier darauf beschränken, seine volkswirtschaftliche Wirksamkeitins Auge zu fassen, also diejenigen Züge seines Wesens undSchaffens, die ihn ganz besonders als eine eigenartige Gestaltunter den Fürsten der Zeit erscheinen lassen, die ihm zugleichaber auch um so mehr ein Recht auf die Teilnahme der ach·weit verleihen, als die Bestrebungen, die er verfolgte, nicht nurder toten Vergangenheit angehören , sondern zum Teil Fragen1Vgl. Algermann a. a. 0., S. 177. Ober Johann vgl. Allgem. deutsehtBd. 14, S. 146-165 (Tb. Hirsch).39berühren, die gerade .auf das Lebhafteste beln unseren Tagen das öffentliche Interesse. wegen.Kemeswegs auf allen G b. .z.ogs }ulius zu der seines Va~e~:ten ~rat die Regierung des HeremenGegensatz M . , Wie auf dem der Kirche .S h . eJstens war vi I h ' Ino nes die gerade Fortset e me r hier die Arbeit desauch d L b zung von der des V tas e en Herzog H · · h a ers. Denn wenn» M . Z . einnc s wie es hem eit mit Unruhe (M' • ' . sc on sein Wahlspruchut · .10, eme unruhige und kt1t mit unr ) b ·r rti au ezeichnend kundh · amp.e üllte war hon eme Reihe tiefgreifende R f, , so at doch auch erten Patrimonialstaat, wie er r. h e onnen begonnen, die denh tt Sie aus der G dha e' zu einem kräfti . ~n errschaft enttensollte, hatte er e. gen Terntonalfürstentum um-men so gesunde. , wie ihn die Ge h. h . n, vorurteilslosen Blickm ih sc Je tschreJbung d tiS h m nur den Protestantenfeind hl' k er olgenden Zeit,.,_~w;·.,~··-o nes oft unverdient herab er . Je te und ihn zu Gunsten. setzte 1hm b.gezeigt hat. Er hat die Re , gegenü er keineswegsemes Protestanten . . chtspftege hauptsächlich m't'"'''".' y.,_ In trefflicher W · 1Kanzlers Münsinger eise geordnet, seinesd h von Frundeck ·eutsc en Juristen d Z . , emes der ao-Sohne im Amte blieb J er eit, der bis I 57 3 auch b .b. , wo dann ebenfall . . eJ. ge lldeter protestantischer s em Jn der Schuleseme Stelle trat ll H' Beamter' Fraoz Mützelttn'f . Jer auf d G .au manehern anderen trat uliu:m ~biete des Justizwese~.. des Vaters. Auch im ~· ruhig und fest in die FufsAnderungen und Besseruo manz- und Kammerwesen ha~noch nicht weit d . gen bereits angebahnt AbeU amJt gekomm . • r ernruhen in d' en. DJe besti d',. Je er verwickelt war . n Jgen KriegeDiemals herauskom ' haben thn aus drücken' die Ideen die hlmen lassen, nicht die Mögli hk ."' wo auch 'h c eJtzur Durchführung zu br' 1 m schon vorschwebten, der sieb v IDgen. Das gel 'halten u on allen politischen Verw· k1 aog erst seinemwu ste und so in .Je ungen fast stetsganz den Werken des F . edJner ununterbrochenen Fried· ne ens d . enssemesLandes I b ' er Wirtschaft)' h--- , e en konnte. Je en Ent-Allgem. deutsche B'EIOgra hjbenda s. IJ 8 f. p e, Bd. 2J, S. 22 lf.


- 40Die Interessen für seine Person, wie für sein Haus und fürsein Land fielen bei dem Herzoge völlig zusammen. Er wolltefür alle in gleicher Weise und zu gleicher Zeit wirken undschaffen; nicht selten gab ihm hier die Sorge für »die liebeArmutc, wie er zu sagen pflegte, die Richtung; die stolzenWorte »aliis inserviendo consumorc: konnte er mit Fug zu seinemWahlspruche sich nehmen. Hat er auch bei feierlichen Gelegen·beiten, wo die Ehre des Hauses es zu fordern schien, den Glanzder Repräsentation nicht verschmäht 1 , so lebte er für sich stetseinfach und bescheiden. Er verstand und übte im grofsen wieim kleinen eine weitgehende Haushaltungskunst; er war eineeinfache bürgerliche Natur. So zeigt er sich auch zumeist aufden Bildern, die uns von ihm erhalten sind, ohne Fürsten- undWaffenprunk; man könnte ihn da eher für einen Rats- oderKaufherrn als für einen Herzog halten. Wie er früher wohloder übel den Freuden der Jugend hatte entsagen müssen, sohatte er auch später an den damals üblichen Vergnügungen undUnsitten der Fürstenhöfe kein Gefallen gefunden; er machte sichnichts aus der Jagd, er verabscheute die Schwelgerei und Trunksucht,die an anderen Orten bedenklich um t;ich griffen. Erbrachte seine Tage hin in rastloser Arbeit. Sein HofpredigerBasilius Satler, der ihm kein Schmeichler war, rühmte von ihm,er habe »mehr gearbeitet als nicht einer, sondern etliche fürnehmsteund arbeitsamste Dienere. Was er selber leistete, forderteer auch von andem. Er sah auf schnelle Handhabungund Erledigung der Geschäfte, nahm, so viel er konnte, vonallem selbst Einblick oder ordnete Kontrolen und Inspektionenan, die seinem Willen auch in entfernteren Teilen seines LandesNachdruck und Erfolg verliehen. Denn dem Müssiggange, sagtsein Biograph Fr. Algermann, :twaren Seine Fürstlichen Gnadenspinnefeind und wufsten einem Jeden, wenn er sich ledig oderspazieren gehend finden liefs, bald Arbeit zu gebenc 11 • Sowachte er über die genaue und gewissenhafte Ausführung derIdeen und Pläne, die er in unermüdlichem Sinnen selbst entwarf,und zu deren Beratung und Ausgestaltung er von1Vgl. Br. Magazin 1900 1 S. 19.1Algermann a. a. 0. S. 183.den verschiedensten s ·4Isuchte.e1ten sachkundige M"annerheranzuziehenIm Mittelpunkte aller dieser BestrebuFürsorge des Fürsten fü d K ngen stand nun die· r as ammervermöge d d'Intraden. Diese suchte . 11 n un Je KammerermJt a en Kräften hheben. Denn auf ihren E' kü ti zu me ren und zuwesentlichen die Lasten un: p;.ten beru~ten noch immer imLandesverwaltung zu tr h lebten' die der Fürst für dieagen atte. Konnte er . h ..war er auch Ieistungsfähi fi" . . Jene er oben, sofürstliche Kammer k gl er ~r dJese. Seme Sorge für die. am a so mcht nur ih dgememheit zugute w· d m • son ern der All-. · Ir wer en ferner seh ·Weitere Ausbildung und A d h en, Wie er dabei durchJechtes auch gemeinnützige u~·el nung des staatlichen Hoheitsinze1nenauch grofsente"l I" Je e verfolgte' wenn damals die1s c Ieses Vorgehen 1 · .re alten Rechte·betrachtetena s emen Emgriff inD' .• Ie Einnahmen der fürstlichen .'l!'ter Hauptgruppen zuKammer setzten Sich ausben u d .sammen. 'die die natürI'Iehen Verb ""Itnin tm wesentlichen noch heute b t a sseder Landwirtschaft d F es eben, aus rlem Ge-' er orsten der Bund aus verschiedenen . I ' erg· und Hütten-Il emze nen Erträgn. d'a gemeineren Gesichtspunkt sich . . ls.sen' le unterfeststehenden sond d mcht emrelhen lassen und• ern en · Tihren Ursprung ve d k Jewe~ lg wechselnden Verhältr·r an en. W eJt mehr Iur uns jene ersten d . Gnteresse haben. rel ruppen Es .. hWir diese womögl" h d . ware se r erwünschtlc urch die R . Iverfolgen könnten Wir .. ganze egterungszeit desseine Mafsnahmen au~ d :ermochten dann zu beurteilenhaben. Leider ist d en emze1nen Gebieten materiell g,;.as vor der H d · huns hier darauf besch .. k an nie t möglich. Wirran en aus e.zu geben' die wir dem R ' h J n e m Jahre eineTrinitatis r 57 9 bis T . ec nungsbuche entnehmen• • fln, 1580 geführt • Iemes mcht aufser acht 1 Ist. Dabei istzu assen Wa · dgebucht und zu Geld . s m er Kammerde gemacht wurder Naturerträgnisse der i . e' war nur derHaushalte, sowie in ' . n dem ausgedehnten fürstsonstigenStaat b . bwurde. Auch kam . s etne en nicht ver·· es Dicht seltenverpflJchtungen durch N tvor, dafs der Herzoga Urprodukte 1 ·andere Waren auszutausch auszugeichen oder dieseen suchte. Solche Beträge be-


kam der Kammer1}1eister in seine Rechnung gar nicht hinein;sie haben daher auch hier nicht berücksichtigt werden können.Nur mit diesen Einschränkungen ist das Bild, das die Rechnungenuns bieten, als ein genaues und vollständiges zu bezeichnen.Den gröfsten Gewinn warfen im Jahre 1579/8o die Berg·und Hüttenwerke ab, etwa I so ooo Gulden. Nicht ganz so hochwar der Ertrag der Landwirtschaft, der aus den Ämtern einkam;er belief sich auf etwa I 43 ooo Gulden, während der der.Forsten mit etwa 9ooo Gulden dagegen fast ganz zurücktrat.Sehen wir uns die einzelnen Posten , die aus den Ämterneinliefen, etwas genauer an, so lassen sich daraus für den Betriebder Landwirtschaft nicht uninteressante Schlüsse machen.Danach überwog bei weitem der Roggenbau. Er brachte 62 6oSGulden, während die Gerste I6 649, der Weizen 14 o76 und derHafer nur I o 488 Gulden eintrug. Aus Rübsamen wurden I 92 I taus dem Wickenbau nur 386 Gulden gelöst. Einträglich wardie Schafhaltung; die Wolle trug 7003 Gulden ein. Sonst hatteman aber aus der Viehzucht fast gar keine Einnahme; nur fürKäse wurden 488, für Fettkühe 303 Gulden eingenommen. DasFleisch rnufs sämtlich in den fürstlichen Haushaltungen und Betriebenaufgebraucht worden sein. Das Mastgeld, das heifst dasGeld, das für die Erlaubnis, Vieh, insbesondere Schweine, in diefürstlichen Holzungen treiben zu dürfen, eingenommen wurde,belief sich auf 1135 Gulden. An Gewerben wurde auf dem Landenur die Bierbrauerei betrieben, und zeitweilig, vornehmlich inspäterer Zeit, wurde auf diese von dem Herzoge in der Umgebungder Stadt Braunschweig besonderes Gewicht gelegt, um hier diebürgerliche Nahrung zu schädigen und das Land von der Stadtnach Möglichkeit unabhängig zu machen. Es wurden an Biergeld5789 Gulden vereinnahmt. Hierzu kamen dann das Dienst·geld, 6353 Gulden, die Einnahme für Zölle, 1616 Gulden, undder Kopenschilling, der sich auf 8424 Gulden belief, zuletzt dieAmtsreste, 65 I6 Gulden, die natürlich auf alle jene Posten zuverteilen sein würden.Auf zweierlei Art suchte nun Julius die Kämrnereierträge,welche die Landwirtschaft abwarf, zu erhöhen ; er erstrebte eineVermehrung der Domänen und eine Vergröfserung ihrer Leistungs-43fähigkeit. Viele Häuser, A.. t dd . m er un Gerichte waren 1 m Laufe~r Zeiten aus dem fürstlichen Besitze in den von Ad liStiftern und St"dt üb e gen,J r ' V a . e~ ergegangen. Insbesondere hatte nochums .. ater.' Hemnch d. J., in den Kriegsnöten der Zeit umG~Id fur seme politischen Unternehmungen zu ewinnen ' hlD re~che Verpfändungen fürstlichen Besitzes vom!hmen Z:.ü::n-1esen suchte der Sohn · d . ·. nun Wie er emzulösen ' um nach demalten Hausmittel: »wer seine Schulden b hlt b .Giit d' · eza , ver essert semet·· ~~«, ~~e Wieder in die eigene Hand zu bekommen die besan Ige~ msza~lungen aber los zu werden. Sogleich i~ erstenJahre semer Regierung machte er mit d' E'nl ..A [; W Iesen I osungen denn ang. enn er dann nicht so schnell . .weiter kam, so hat das haupt .. hl' h 'h Wie er wollte' damitsac IC wo l darin . Gdafs er eben zur Durchfiihrung s . . semen rund,Anlagen beträchtlicher Geldmittel e~:~:r~:we~~~;:e: .. Pläne u~des scheint' die Kündigung der GI" b' . . atte er, WieMau 1ger m umfangreichafse fortgesetzt und das Geld in "fi eremkräftigen Gerneinwesen geliehen gArob seren Shummen bei kapital-. er er atte d 't k ·Erfolg, wenigstens sind die Versuche d' . . amJ emenmit Braunschweig Breslau und H , b Ie er m dieser RichtungDoch hat er in s~inen späteren a:m urg machte.' gesch_eitert.mehr oder weniger durchgefiihrt ~ ren' al~ er seme AbsichtenEinnahmen gekom atte. und m den Besitz grofsermen war m um so "fidiesen Gedanken wied fi ' . gro serem Mafsen.Am 6 A 'I er au gegriffen und zur Tat werden· pn I589 konnte er sich übletzten beiden Jahren auf drei r . men ' dafs er infter, Amthäuser und Gericht . OI.~tertermmen 22 Vogteien,.e emge ost habeAuch auf die Erhöhung der Ert .. . •Fürst sein Augenmerk V llragmsse der Felder richtete· or a em suchte e dnutzbar zu machen. er f: r. r en Mergel, ver aiste selbst darüb .ung, »observata et inventa der eme Absdieser IS83 bei der Festung ;;:I~e:~~atura Iapidis mergaec,das erste Beispiel fü uttel gefunden wurde 1.r unsere Gegend d fi f .der Felder als Förd . '. a s au dte Beachdrücklichhingewiesen word eru~gs~lllttel threr Fruchtbarkeiten tst . Auch sonst drang er1 Vgi. Fr. Karl v. Stromheck i B M2 Zwei Beispiele für das M nl r. ag. I8zz, Sp. 507 ft'.erge n der Felder schon aus den Jahren.


44d Felder ordentliche Erhaltung undB t llung er ' A ..überall auf gute es e .. ht Strenge Visitationen der roterNutzbarmachung ihrer Fruc ~- N hdruck. Sie waren .nichts. B f hlen hler ac dverliehen semen e e Als der Hogrefe zu Wickensen um_ asweniger als leere Form. d b lassen wird er ohne weiteresH f hat ver er en ' bJahr I sSo den a er IOO Goldgulden genommen. Wer a erin eine Geldstrafe vonngenommen werden wollte,. . Gut des Herzogs a . . .als Vogt für em .. . h über seme Kenntmsse mt . n einer Prufung SlC h f" d. eder mufste e~s 1 und Waldpflege ausweisen. Aue ur 1Ackerbau, VIehzucht d gute Bewirtschaftung' deren ord-Klostergüter machte er eren r Pflicht. Nicht minder. den Beamten zunungsmäfsige Vermelerung d Bauernstande, ein gutes Fortb·t Masse em dsuchte er der rel en ' h""t te die Untertanen vor en.. r h Er SC u zkommen zu ermog lC en.untersagte die Steigerung der. k .t der Gutsherren, d fsUngerechtlg el en . d r Bedränanis Fürsorge' adt af in Zelten e ., .Meiergefälle un r . ngemessenen PreiS stets zurEmsaat um a H .den Bauern Korn zur . Nachcolger dem Herzoge em-U t r semem '' ' · dVerfügung stehe. n e d "chtigen Landtagsabschle ed nn zu em Wl hlrich Julius, kam es a . tlichen Grund zu dem Wo -. 5 7 der den elgen h d ervom 3· J um I 9 ' . . h Bauernstandes gelegt at, astande des braunschwelgl~C en . Hof ordentlich bewirtfs Je er ' f d im Meierbriefe festgesetzten. d Me1er der semenfestsetzte, daschaftet habe, auch nach Ablau edr solle und nur durch richs11 gelassen wer en d.Zeit auf seiner te e den dürfe. Alles !es"d daraus entfernt wer . . .terliche Entschel ung . W . e Herzog Hemnch Juhus1 die in ähnlicher elswaren Mafsrege n, d Anwendung brachte.e Halbersta t zur -auch im Fürstentum . . Bestrebungen als be1 d XX Versammlung deutscher Land- unin der Festgabe f. d. Mitglieder er ff.h. 1858) s. 120 •Forstwirte (Braunsc we•g45hielt es natürlich schwer, aus den abgelegeneren Teilen dergröfseren Waldgebirge, dem Harze und dem Solling, das Holzbei der Höhe der Abfuhrkosten gewinnbringend zu verwerten.Die s-tädtischen und ländlichen Gemeinwesen aber hatten zumeistselbst Waldungen, die für ihre gewöhnlichen Bedürfnisse ausgereichthaben werden.Bald nach seinem Regierungsantritte und dann nochmalsim Jahre IS8S liefs Herzog Julius eine neue Forstordnung ausarbeiten.Haben auch wohl beide niemals Gesetzeskraft erlangt,so zeigen sie uns doch deutlich die Grundsätze, nach denen dieForsten verwaltet werden sollten. Man erblickte in dem Waldeeinen volkswirtschaftlich äufserst wichtigen und wertvollen Besitz,dessen Bestand mit allen Mitteln gehegt und erhalten werdenmüfste. Dahin zielen alle die Vorschriften ab, die eine rationelleWaldwirtschaft einführen sollten, wohl mit die ersten Zeugnissefür Versuche, die in Deutschland nach dieser Richtung gemachtwurden. Das Holz sollte nicht planlos geschlagen werden, sondernso, dafs die Fällung des einen Teiles das Wachstum desanderen befördere, so namentlich bei dichten Eichenbeständen.Es kommt hier der Gedanke einer planmäfsigen Durchforstungzum ersten Male zum Ausdruck. Dann soll Rücksicht auf dienatürliche Verjüngung des Waldes durch Besamung genommen,und jeder Schaden nach Möglichkeit von ihm abgewandt werden.Ein solcher wird namentlich in den Schaf- und Ziegenherdengesehen, die daher aus dem Holze ganz fern gehalten werdensollen. Für junge Haie werden bestimmte Schonzeiten festgesetzt,für Neupflanzungen genaue Vorschriften gegeben. Eine grofseBesorgnis hegte man schon damals, wie später im 18. Jahrhundert,vor einem allgemeinen Holzmangel; man suchte daherden Gebrauch des Holzes, soviel anging, durch Verordnungeneinzuschränken und auf Ersatzmittel zu denken. Herzog Juliusbeförderte daher nach Kräften die Erschliefsung der Steinkohlenlager,die bei Hohenbüchen am Hils aufgedeckt waren und auchan anderen Stellen mit Eifer und zum Teil mit Erfolg gesuchtwurden. Er befahl geradezu, dafs die Schmiede nur Stein-, keineMeilerkohlen bei ihrer Feuerung verwenden sollten, und verfafsteselbst eine Anweisung, wie bei den Schmelz-, Vitriol- und Salzwerkenstatt des Holzes Steinkohlen gebraucht werden könnten.


Auch wird die Gewinnung der Koks aus Steinkohlen geradezuals eine Erfindung des Fürsten bezeichnet 1 • Aber nicht nurüber die eigenen Forsten und deren Bewirtschaftung wachte dassorgsame Auge des Fürsten, sondern auch über die fremdenWaldungen seines Landes übte er eine weitgehende Bevormun·dung aus kraft der Landeshoheit, deren Befugnisse er mit Be·wufstsein auszudehnen strebte. Er nimmt im allgemeinen Interesseauch bei den Wäldern, die Gemeinden, Prälaten und Ritter besitzen,:.die oberste Inspektion« in Anspruch, dafs niemand dasSeine , mifsbrauche und übel oder unnützlich zubringe«.Um den Verkauf des gefällten Holzes zu erleichtern, befahlJulius auch die Anlage von Holzhöfen, wo Bau-, Nutz- undBrennholz gelagert und »Reichen und Armen ohne Unterschiednach Bedarf um Gebühr, Preis und Taxec feilgeboten werdensollte. Weitere Mittel des Herzogs, die den Holzabsatz befördernsollten, werden wir später kennen lernen.Noch weit gröfsere persönliche Teilnahme aber als der Landundder Forstwirtschaft wandte Julius den Berg- und Hüttenwerkenzu. Er gestand es selbst, dafs sie sein Sinnen undSehnen hauptsächlich in Anspruch nahmen. Als seine Stiefmutter,die Herzogin Sophie, ihn I 57 4 freundschaftlich ermahnte,zu seiner Erholung gelegentlich auch des Waidwerks zu pflegen,erwiderte er: , Wie andere Chur- und Fürsten meistenteils demJagdteufel anhängig, also hats mit Uns die Gelegenheit, wie E.G. u. L. zum Theil wissen, dafs Wir dem Bergteufel nachhängenc . Für naturwissenschaftliche und technische Fragen zeigteder Fürst ein besonderes Verständnis, und der gewinnbringendenVerwertung der Kenntnisse auf diesen Gebieten kehrte er seinevolle Aufmerksamkeit zu. Auch auf bedenkliche Abwege hatihn diese Neigung gelegentlich geführt. Der Glaube, die Kunstdes Goldmacheus erlernen zu können, und die leidenschaftlicheSucht, auf diesem Wege zu unermefslichen Reichtümern zu gelangen, hat ihn einige Jahre in die Gewalt einer abgefeimten,gewissenlosen Abenteuererbande gegeben, die seine Schwächen1Vgl. Fr. Karl v. Stromheck im Br. Magazin 1822, Sp. 513 ff. iL. Beck in der Zeitschr. d. Harzvereins, 22. Jahrg. (1883), S. 304 ff. Diehier genannte Handschrift ( 14- 22 Ang. 4 O) befindet sich übrigens nicht imArchive, sondern in der Bibliothek zu Wolfenbüttel.47auf das ärgste ausnutzte und ihn zu d .so ängstl.ich z~ ver~eiden suchte, ung::e:::~e~:~~su':s er sonstNutzen emer emgebildeten Idee zu Liebe auf fi I men -~hnelange' bis er den Betrug k zuop ern . Es wahrteer annte den er da bschärfste an den Übeltätern h d' ~n a er auf daswar ihm das teuere Lehrgeld ad n ete. . Für dJe Zukunft aber• as er h1er zahlte · · kMahnung zur Vorsicht d" d ' eme Wlt samebewahrt hat.' Je er ann auch Zet"tsemes.LebensIn der sorgsamen Ptle e dorbilde seines Vaters d g h" e~ Bergwerks folgte Julius dem..,. ' er Jerm ebenfalls scho d" A b ..... mer Vorgänger fort..resetzt h t S n te r eJt. d "' a . o wurde denn J. et t d B .illl en Eisenbergwerken b . G" ld z er etnebI et ltte e und Oster d · ·ten Erzbergwerken des R I o e, SOWie m denamme sberges mit f. h .eführt. Aber es wurde h nsc em Eifer fort-)_ n auc neue Stollen e ··fli'filSSene mit gutem Erfolge . d . ro net, alte ver-IIWie er m Angriffahnenklee, Wildemanngenommen, so inu. a. 0 Zum A f! hwurde durch verlockend .G . u suc en neuer Erzenewmnante"l d ·__...u._,.,. wurde, öffentlich angere· t M" I ' er m Aussicht· · tz · It der Förde ds gmg dessen Verhüttuna H d . rung es Geho an m Hand undauc sogleich darauf bedacht die . .' man warsie in den verschiedenst F ' Matenahen zu verarbeitenen ormen gewin . h . 'zu können D H nreic m den Handel. . er erzog selbst war auf d . ., se1ne eigene Erfind . as e1fngste be-Fremde neue Anregun ugngsgabehhJer zu betätigen' oder ausson,ae:rs l zu er alten In G"tt ldanggestreckte Gesch .. t · 1 e e liefs ~rDimensionen herstell~nze ~o sog. Schlangen' von z. T.den Sehenswürdigkeiten ' .. n denen manche noch jetztg n· unsrer offentlieh s· Je Geschützfabn"k t" en ammlungen geaIOD Verfolgt J }"Interesse. Wo h" . e u Jus aller Orten mitt . er Jenn etwas ne er Sich die Modelle deues sah oder hörtefi er neuen Erfind 'Sie ür seine eigene Fab .k . ungen zu verschaffenH ·· rterzoge Albrecht von B .at10n(nutzbar zu machen. An'atern IS7I) und Ulrich von M kl· . ec en-1Vgl. A. Rhamm, Die betrü r bvon Braunscbweig. Nach g ~c en Goldmacher am Hofe des Herzo• I88J. en Prozefsakten dargestellt W gss s · · olfenoIm königlieben Zeugbau( B . se zu Berlin I-~...... ul!em erhn 1885) Nr • vg • Wegweiser durch d185 ff. · 39 u. 40. Zeitsehr d H . essen· · arzvere1ns 11, c ( ISti9 ),


48burg ( 1 577 ) , sowie an den Rat der Stadt Strafsburg liefs ~rBitten der Art gelangen. Auch Handfeuerwaffen wurden 1Dgrofser Anzahl in Gittelde angefertigt und , damit. so viel wiemöglich nichts ungenutzt bleibe, liefs Julius aus d.en Elsenschlackennoch Geschützkugeln giefsen 1 , die in gewalt1gen Men~en aufseiner Festung Wolfenbüttel aufgestapelt wurden und be1m Aufreifsendes Strafsenpflasters hier noch jetzt immer zahlreich a~fgefundenwerden. Kurz hinzuweisen ist auch n~ch auf dtegrofsen Ofenplatten mit geschichtlichen , heraldtschen undbiblischen Darstellungen, deren Gufs in dieser Zeit beginnt, unddie seit einer Reihe von Jahren auch das Interesse der Museenund Kunstfreunde wachgerufen haben 9 • Auch die Eisenfaktoreiin Goslar , die früher an die Schmiedegilde daselbst versetztworden war, brachte Julius wieder an sich. Er liefs hier aufserDraht, Radschienen usw. namentlich auch stählerne und eiserneHarnischplatten herstellen.Die Goslarschen Hüttenwerke lieferten aufser Silber namentlichKupfer und Blei. Letzteres wurde in ungeheuren Massen inGoslar und Wolfenbüttel gelagert, dann aber auch sogleich zuallerlei Gebrauchsgegenständen und Zierstücken verarbeitet. Mangofs aus Blei Grasbänke für Lustgärten, Hirsch·, Reh-, Pferde·,Löwen· und andere Tierköpfe , die als Zierat für Säle verwandtwurden und vieles andere der Art. Ähnliche Sachen wurdenaus Ku~fer hergestellt, aus dem dann namentlich aber auchVitriol in grofser Menge gewonnen wurde. Noch weit vielseitigerwar nach den vorhandenen Verzeichnissen die Verwendung desMessings zu praktischen und künstlerischen Zwecken. Die verschiedenstenGegenstände Iiefsen sich daraus bilden, so. nach . desHerzogs eigener Erfinrlung auch Reisebetten, deren ~r stch etltchein Braunschweig selbst hat verfertigen lassen. D1e Herstellungdes Messings aus dem bisher verworfenen Schlacken· oder Ofen·1 Vgl. H. Wedding in der Zeitschr. d, Harzvereins, 14- Jahrgang(J88J), s. Jl, . .t Vgl. II. Wedding in der Festschrift des Harzvereins &um !uh 1892(Weroigerode 1893) S. 89 ff. Der obere Teil der auf Tafel IV, F1g. 2, ~bgebildetenOfenplatte befindet sich mit dem Monogramm des Herzo~ Jubusund der Jahreszahl 157[1] im Vaterländischen Museum zu Braunachwe1g (au•der Sammlung A. Vuels).49galmei und Kupfer war eine Erfindung von des Herzogs RateErasmus Ebener aus Nürnberg, die auf der Messinghütte zuBUndheim sehr gewinnbringend ausgeübt wurde 1.Mit demselben Eifer und Erfolge wie alle diese Werkewurden auch die Salinen betrieben. Bald nach dem Beginneseiner Regierung verschaffte sich J ulius aus Lüneburg und ausHessen für sie sachkundige Räte. Das alte Salzwerk zu Liebenhallbei Salzgitter bekam neuen Aufschwung; an dem Fufse derHarzburg, wo ergiebige Salzquellen entdeckt wurden , ward einneu es Werk gegründet, das nach dem Herzoge den NamenJuliushall erhielt. Wie hier, so liefs der Herzog auch sonst überallin seinem Lande nach verwendbaren Naturalien fahnden. Sowurde nach ergiebigen Steinbrüchen und ganz besonders nachedleren Gesteinen , wie Alabaster und Marmor, gesucht und amHarze, Elme, an der Asse und am Öse! grofse Steinbruchbetriebeangelegt. Eine besonders dazu geeignete Steinsorte wurde zuMühlsteinen verarbeitet. Schliefsikh wurde auch auf die Anlagevon Kalkbrennereien und Torfstichen Bedacht genommen, kurz,?as Augenm~rk auf alle Naturerzeugnisse gerichtet, die sichugend nutzbnngend verwenden liefsen.. Werfen wir nun noch einen kurzen Blick auf die wesent·hchsten Posten, aus denen sich die Einnahme der Berg- undHüttenwerke im Jahre 1579/8o zusammensetzte, so ist da dera~s dem Silber, das sogleich vermünzt wurde - derhe1fst daher der Münzgewinn -, an erster Stelle zuEr betrug 62 031 Gulden. Dann kam das Bleigeld mit228, .der Erzzehnte und die Schmelzzehnten des RammelsmitI 8 ? 3 2, Vitriol und Kupferrauch mit 16 400Gulden.zurück bheb dagegen die Eisenfaktorei zu Gittelde die nur639 Gulden brachte. Es scheint der Reingewinn bei' den hier. mehr kunstvollen Gebilden längst nicht so bedeutendbel den Roh~rodukten gewesen zu sein. Die Salinen brachteno 224 Gulden .em, davon neun Zehntel die zu Liebenhall unddas erst seit kurzem eröffnete Salzwerk Juliushall.Diese gewerblichen Unternehmungen des Herzogs veranlafsten1 Vgl. Bodemann a, a. 0. S. 207 i Br, Mag, 1816, Sp. 779 tr,Hansische Geachichtsbliitter, XXXII.4


sonun die Ansammlung zahlreicher Arbeiter 1 an Orten, die füreine solche Aufnahme von Menschen gar nicht eingerichtet waren ;das führte wiederum zu einer eigenartigen Einrichtung, zu densog. Kommissen, die auf Kosten des Herzogs angelegt wurdenund Lebensmittel, sowie allerlei Gebrauchsgegenstände für einenfestgesetzten Preis an die Leute abgaben, auch zugleich alsHerbergen usw. dienten. Solche Kommissen wurden z. B. inWolfenbüttel und in Harzburg angelegt. Wie der Vater dort, sohat auch der Sohn in Halberstadt eine Kommisse begründet;der Name des stattlichen Gebäudes gegenüber dem Rathause istdafür noch heute ein Zeugnis. Um den Verkehr zu erleichternund zu verbilligen, liefs der Herzog auch besondere Lohnzeichenschlagen, die für diese Kommissen einen bestimmten Wert besafsen 9 ,wie denn der Fürst auf alle solche Einzelheiten , wie auch aufdie Gestaltung der Werkzeuge, der Fahrkarren usw. emsig Obachtgab, jede fremde Erfindung sofort zu verwerten suchte und selbstüber eigene unaufhörlich und nicht ohne Erfolg nachsann.Was aber wurde nun aus diesen gewaltigen Mengen vonMaterialien, die sich auf den Faktoreihöfen des Herzogs in Gittelde,in Goslar, in Wolfenbüttel ansammelten? Nur ein Teil davonkonnte im fürstlichen Haushalte, auf den Ämtern, ja von denUntertanen überhaupt verbraucht werden. Dafs dieses aberwenigstens nach Möglichkeit geschah , darauf war der Herzogauf das eifrigste bedacht. An alle Ämter, Klöster usw. ergehtam I7. August 157 4 der Befehl, bei Bedarf von Mühlsteinendiese vom Oberzehntner zu Goslar oder dem Amtmann zur Harz·burg zu nehmen , da er die Brauchbarkeit des Materia.les amTreppensteine und an der oberen Oker erprobt habe und -den angesammelten Vorrat natürlich wieder los werden wollte.Auch entlegenere Gebiete durften ihre Bezugsquellen, wenn sieim fremden Territorium auch noch so nah lagen , nicht hier,sondern nur im eigenen Lande suchen. So erhält z. B. am14. Juli 1571 der Beamte des von der Altmark umschlossenen1Wie der Herzog bemttbt war, fremde Arbeiter ins Land zu ziehenund sieb einen guten Arbeiterstand zu begründen, darüber vgl. die Verordnungvom 22. Juni 1578 (Zeitscbr. d. Harzvereins, Jabrg. 22 (1889) S. Jlo-J!3)·9Vgl. C. P. C. Sebönemann, Herzogs Juliua Baugeld im Br. Mag. 1854s. 197 ff.srAmtes Kalvörde ohn · .hiemit in Gnaden u:d wewJtelrles dide Weisung: »Wir befehlen dir· 0 en , afs du vf v "Juhufshalle vnter Hartzburg f tf: h nserm :Saltzwerkbefohlen Ambt einkauffest vnd u~ ze en stuck Saltz aufs deinemSo suchte er durch kräfti ~ fia zur Hanfshaltung gebrauchest«,S a I me.aufzuhelfen.ge a sregeln der erst eben ero"ffinetenDie Unmasse der in den fürstliche F .Waren erregte schon das St n ~ktoreJen aufgehäuften. aunen der Zeltgen dso •m Grofsen angelegter B t . b . ossen' enen einG egenden etwas völl'e ne wemgstens · d ·1D en meistenR. •g neues war Der b kItter Hans von Sch · . h · e annte trunkfestewemic en hatte I 57 8 . blüber den gewaltigen V sem aues Wunderorrat von Lebe . Iden ihm der Herzog in W lfi b"' nsmitte n und von Blei,·· b0»u erm Haufen gelegen . .en uttel vorwies.Letzteres hätted . , Wie em Berglein. hatt d' Z .Je ganze Stadt Wolfenbüttel ansta ' . e le eit Willens,zu besetzen welches m . tt des Stempßasters mit Bleiwieder aufh;ben und geban mh vorfallender Noth alle Zeit hätteraue en m"fast unglaublich gewe I ogen ; welches Bleies Anzahld senc · Auch andere G ·er Herzog gelegentlich b'Jl'egenstände, an diegut zu verwenden hoffe IkJg gelangen, und die er später wiede•I n onnte sammelte . . •agen an. So berichtet Al ' er m semen Nieder-Glocken die der H ?"ermann von zahlreichen herrlichen, erzog m den Nied I d' wo sie während der 1 d er an en habe erstehenKirchen geraubt word a~g sauernden Kriegsunruhen ausen seien Noch J. t t . dunseres Landes . ·Z . e z SID einzelneHerzogs.em eugnisfi"urden regen Erdenaufgehäuften Material'den zahlreichen B t Jen konnte Julius auchdau en verwenden d'o er deren Errichtu • Je er selbst aufnger veranlafst doder Lieferung von Hol S . e un durch Geldervorzüglich in der Stadt z ' temen u. a. erleichterte,ssende Bautätigkeit heWolfenbüttel eine sehr umrvorgerufen , die nach . .und unter seiner persönlich . semen Ideen undacht wurde a. Aber auch d 11 en Aufsicht zur Ausführungas a es konnte den aufgestapeltenI Ausgabe von Büsehing Bd I Sa Algermann a. D 0 s' . ' . J8o.3 V I p J . . . . 241.g • · • Meier, Herzog J ru Ius als · Erbauer von bUrgerliehen Wohn-4*


Vorrat bei weitem noch nicht erschöpfen. Der Herzog war aufden Absatz in die Nachbargebiete, selbst in das Ausland damitangewiesen.In der planmäfsigen Verwertung seiner Waren zeigt derHerzog nun we-iter ein ungewöhnliches kaufmännisches Geschick ;er war ohne Zweifel der bedeutendste Kaufmann in seinem Gebiete;in der Höhe des Warenumsatzes, in der Vielseitigkeit derHandelsbeziehungen wird ihm kein anderer auch nur annäherndzu vergleichen sein. In allen Geschäftsgebräuchen der Zeit zeigteer sich wohl bewandert, und er trug nicht das geringste Bedenken,hielt es keineswegs unter seiner Würde, sie gleichfalls in Anwendungzu bringen. Er war nicht blöde, seine Waren beiFürsten und Städten beredt anzupreisen, alle Mittel der Reklame,wie wir jetzt sagen würden, zu benutzen.Zunächst suchte er nun für alle die verschiedenen Zweigeseines ausgedehnten Geschäftsbetriebes sichere und feste Ab·nehmer zu gewinnen, die ihm die Waren gegen bare Zahlungabnahmen und sie dann weiter nach den verschiedensten Richtungenvertrieben. Solche Verbindungen knüpfte er anfangsnamentlich mit den kaufmännischen Kreisen in der Stadt Braunschweigan. So machte er am 28. September I 568 hier einenKontrakt mit Hans Schorkopf, der für drei Jahre allen Stahlaus Gittelde übernahm. Wegen des Messings schlofs er I572mit Hans, Heinrich und Joachim von Peinen einen Vergleichauf 9 Jahre, nach dem diese in näher festgesetzter Weise untergleichem Gewinnanteil zu dessen Verkaufe sich anheischig machten.In betreff des Kupfers traf er I 57 5 mit Hans Meyerheim inBraunschweig ein Abkommen. Bald aber suchte er auch anentfernteren Orten, an den grofsen deutschen und niederländischenHandelsplätzen selbst festen Fufs zu fassen und feste Abnehmerkreisesich zu verschaffen. In Leipzig verpflichteten sich Heinrich undGeorg Cramer, in Antwerpen Konr. Kilemann, ihm für 10 Jahrejährlich je für 5625 Taler Blei abzunehmen. Dies hat er ingrofser Menge - handelte es sich doch um Beträge von 20 bisJO 000 Talern - an Christoph von Carlowitz verkauft, und I s84hiiusern in WolfenbUttel, im Jahrbuche des Geachichtsver. f. d. HerzogtumBraunschweig I (1902), S. 15-37.53~chlofs er auch mit Kurfürst Am dem er ihm für 9 Jahre . ug~st von Sachsen einen Kontrakt?en ~itriol übernahmen ;;8s2o:::entner Ble.i zu liefern versprach:ID Leipzig Otto B .. d . 7 Jahre VIlmar Schimmel• ro ermann m Hamb mannund Erben in Braunschwei d G urg, Zach. Boilings WitweWedel. Marmor und Al bg un .. Ossenbrücks Erben in S 1ii a astersteme b h a z.gro ser Menge in den Niederland r~c te er schon I57I in]ahn Eskens von Mech I en bei Augustin Adrians undd" e n unter I dIeses wertvolleren Gestein . . n er Nähe war der Absatzvon Hessen auf sein Ange~o~e~ngh Erwiderte ihm der Landgrafarm, um solch luxuriöse B . oc . geradezu' sein Land sei zuW. auwe1se sich tIe den Verkaufges atten zu könnenk f . ' so suchte der H .au gewmnbringend für sich erzog aber auch den Einvorteilhafterdas Geld . zu gestalten ; er hielt es hier fiverkauft zu nehmen als zu b Ur. e gern gegen bares Geld ge en ' das heifst ermit Vorliebe durch Abgabe von' ;ber er suchte seine Einkäufeschlofs er auch häufig Tauschko aren zu besorgen. Deshalbderen er von auswärts bed rfi ntrakte, er bestellte die Warend~rch Überlassung seiner Be u te 'H~nd erstattete den Kaufprei~d1e der v . rg-, fitten- und F b ·ertragschliefsende w Ilta nkerzeugnisseerst selbst wieder verkauien o er. er zu barem Gelde kommen'de Fü mu,ste Dre· V 'r rst IS74 mit H . I erträge der Asollte dem Fürsten nam a?s Rautenkrantz in Braunschwei ~ell auch schwedisch K e~thch Pelzwerk und Edelsteine e g 'dergl. liefern und beka upd er_ oder Leinwand' Honig 'W vehndenT m afur Schlack k , ac sauschverträgen des Fürst en ugeln - diese spielen' roh und zu Gebrauchsge ens~~ stets eine grofse Rolle -Marmor, Vitriol und Glet gi anden verarbeitet' Alabastf er · d e. n derselb z · erA mit em niederländischen K fi en elt (r8. Febr. 1574)ntwerpen ein Abkommen d f: au. manne Rembert EstricksT,.,.,,., ... ~ u d S , a s er Ihmn pezereien für die fti tl' h gegen Vitriol allerleiersorgung mit verschieden f rs Ic e Küche besorgte Dn Vertrag' den er am ar Figen Lebensmitteln bezweckte erechnM k 2· ebruar d fi auar us in Braunsch . es olgenden Jahres .V" . 1 · WeJg schl fi m1tItno In grofsen Mengen üb 1' o s, dem er ebenfalls Bleier dem B·· er Iefs In gl . hurger Harrneo Pfi ffi . elc er Weise be-Ie er zu Schwerte an der RuhrVgi. Sack in Zeitsch dr. . Harzvereins, 3· Jahrg. (187o\ S 8h • JO ff.


54im Oktober des Jahres I575 1ooo Harnische flir Landsknechtemit Blei und Schlackenkugeln im Werte von 8750 Gulden. Auchsonst suchte der Herzog nach Möglichkeit seine Einkäufe an derQuelle oder in ihrer Nähe zu machen. I 57 6 liefs er für mehrals 3ooo Taler englisches Tuch in Harnburg kaufen, und be·sonders waren es die Messen zu Leipzig und Frankfurt a. M.,wo er durch Vertraute regelmäfsig solche Geschäfte besorgenliefs. Es waren teils Beamte, teils Braunschweiger Kaufleute,denen er diese Aufgabe übertrug: Franz Heinrichsdorf, Verwalterdes Klosters Steterburg , Georg Sehrader, der bekannten BraunschweigerFamilie und der Firma »Heinrich u. Jürgen SehraderGehrüder und Kurt Schraders seel. Erben« angehörig, Hansv. Horn, ebenfalls Bürger zu Braunschweig u. a. Sie hatten hiervor allem Seidenwaren und andere zur Hofkleidung erforderlicheStoffe, Kleinodien, Schreibmaterialien für die Kanzlei und diemannigfachsten Bedürfnisse für die fürstliche Küche, die Silberkammerund die Apotheke einzuhandeln. So weit es möglichwar, erhielten auch sie nicht bares Geld, sondern Anweisung aufausstehende Schuldforderungen des Fürsten. So in Leipzig stetsauf das von H. Cramer fällige Bleigeld , gelegentlich auch aufandere Summen, wie zur Neujahrsmesse I 57 o auf die SchuldChristophs von Karlowitz. Würde diese nicht bezahlt, so lauteteder gemessene Befehl, von den Bürgen Nickel und Wolf vonKarlowitz Schadloshaltung zu fordern.Sehr beträchtlich waren auch die Handelsbeziehungen desHerzogs nach den Niederlanden, von wo besonders Gewürze undHaushaltungssachen geholt wurden. Um die Abgaben des 30.Pfennigs, die auf diesen Waren lastete, zu vermeiden, verstandder eifrige Protestant sich sogar dazu, den Herzog von AlbaI 57 2 um Erlafs dieser Steuer zu bitten. Dieser genehmigte dasGesuch und liefs den Herzog durch seinen Sekretär davon inKenntnis setzen.Mit noch weitergehenden Plänen trug sich der Herzog. Ererwog allen Ernstes, selbst ein Schiff auszurüsten, das seine Güterbis nach Narva in Rufsland führen und dort andere Waren dafürin Tausch nehmen sollte, trat dann aber von dem Unternehmenzurück und hat das Geschäft angesehenen Braunschweiger Kauf·Ieuten, den v. Vechelde, v. Pawel, v. Darum überlassen, die auch55die Erlaubnis erhielten Wa en unddem Schiffe zu führen~- D~ Geschäft~~:t~e d des Herzogs autfernen Osten haben dann wirklich eine R ~ ungen nach demstanden Am z8 MäeJ e von Jahren be-. · rz I 578stellte Julius dem Br h .Bürger Hans Gibeides einen offenen Pa1i b . f auns~ W~tger~on Lübeck nach N arva abzufertigenden s S~=iff;us: um mJ_t ememheben Bergwerke in Ru1i la d k dJe für dJe fürstsn ge auften Waren ab h 1Transport wegen der Szu o en, derenf.. t perrung der Strafsen von seiten des G r.urs en von Rufsland län ere . . rotswerdenkönnen. g Zeit Dicht hatte bewerkstelligtDen Versuch, ·besteh d V .Gelde durch Übersend en e erpflichtungen statt mit baremung von Waren 1 •Julius oft auch da wo die k . auszug eJchen, machte, se emeswegs gewüns I t dBischofe von Wür b c I wur en. Demz urg, von dem er Wein bez bo15 72 seine eigenen Landeser . og, t er dafürzeugmsse an und s - hmern verheiratete Tochter S h" H d . ' eme nac Pom-G op Je e WJg die ihm "hute Butter und Wolle schickt 1i . , von I remnicht Waren zu senden "ted mu s WI~derholt bitten, ihr Geld,Verlangen trug Gewi"f:s,. mt Id. enen weiter zu hökern sie kein· Is 1ese Art d B hzoge schneller von der H d er eza Jung dem Hervieleihre Ansprüche s· h an geg~ngen, und deshalb werdenIJe gern auf diese Weis h b .assen. So der kursächs" h H e a en befnedigen. tsc e ofrat Hans v T b h .von semem Vetter Dietrich her .. . • au en eim, derhatte, mit Bergwaren . a? Komgslutter eine Forderung' so em mederJ·· d" h .Hansen in Harnbur d an rsc er Zrmmermeistervpi·r~"'"" Vitriol im Werte vg, er Modelle geliefert hatte, mitSon 300 Talernuc h te so der Herzog . ., was und Wie er k tan den Mann zu b .onn e, von seinennngen und womö r h"''"''"~"•-- dem anderen Te"! . g Je auch die Trans-. I e zuzuschieben. gerade diese bei allen Geschäfi . ' so verursachtenngkeit. Denn in der Hau t h ten eme besondere Schwied. h" p sac e waren es hJe Ier verfrachtet werd sc were Massen""''teren mufsten und · &'" •von Spanndiensten oder Fuh I h emen grofsen Aufwandh r o n erforderten dso me r wuchs, je weiter de B . ' er natürlich umr estJmmungsort entfernt war. Der1• V gl. Bodemann a. a. O. Sbeziehungen des Grafen W lf . 2JI f. 'Ober noch frühere Haadel0der z "t h gang zu Stolberg · R I-ei sc r. d. Harzvereins 2 J h mit ufsland vgl. Jaeoba .' • a rg., 3· Heft, S. 144 ff. ID


57Absatz war somit mehr oder weniger abhängig von den Verkehrsmitteln,die zu Gebote standen, und diese zu bessern daherdie unablässige Sorge des Henogs.Zunächst war seine Aufmerksamkeit auf die Landwege gerichtet;er suchte sie zu vermehren und wachte mit unnachsichtigerStrenge darüber, dafs sie in gutem Zustande erhalten wurden.So suchte er z. B. die alte Strafse über den Harz durch Andreasberg,Elrich usw. , die namentlich seine Bergwerkserzeugnissegeraden Weges nach dem Süden hätte befördern können, wiederin brauchbaren Zustand zu setzen. Dann aber strebte er dahin,sie von der schlimmsten Landplage der ieit, dem vagabundierendenGesindel, insbesondere den gardenden Landsknechten,zu befreien, gegen die er scharfe Verbote erliefs, um so demöffentlichen Verkehre auf den Strafsen ruhige Sicherheit zu geben.Aber die Beförderung der Güter zu Lande mit Wagen undPferden ist immer eine teuere im Vergleiche zu der, die auf demWasser geschehen kann. Das wird Julius YOr allem sein Aufenthaltin den Niederlanden vor Augen geführt haben. Es ist daherwohl erklärlich, dafs er die Benutzung von Wasserstrafsen anstrebte1. Sogleich bei seinem Regierungsantritte fafste er diesesZiel ins Auge. Die wichtigste Verkehrsader seines Lancles, dieihm hierfür zu Gebote stand, war die Oker; sie galt es jetztseinen Zwecken dienstbar zu machen. Er wollte auf ihr zunächstden Holz- und Steinreichtum des Harzes leicht und billig zuTale führen, begnügte sich daher vorerst damit, ihre Wasserkraftzur Beförderung von Flöfsen zu benutzen. Dieses Werk warbinnen kurzer Zeit im August 1 57 o vollendet. Nicht ohne leb·hafte innere Befriedigung blickte er auf diesen Erfolg. Ein Privilegiumfür die Stadt Wolfenbüttel, das ihr u. a. ihr Wappen verlieh,hat J ulius am 7. August 157 o ausgestellt, , an welchemTage die ersten Flöfse, nachdem wir dies Jahr uns und unsermLand und Leuten zu Nutz und gutem ein Flofswerk aus demHartz gestiftet und angerichtet, vom Hart. herunter vor der Heinrichstadt2 ist angekommen e.1 Vgl. 0. v. Heinemann, Herzog Julius von Braunschweig und seineNavigationspläne im Br. Magazin 1898, S. 25-28, 35-37 und 43 - 46.Das ist das vor dem Schlosse Wolfenl>Uttel angelegte, nach dell 12Herzoge Heinrich d. J. benannte städti,che Gemeinwesen.W Aber . der . Herzog .. . da c ht e un d ar b e1tete . weiter ; er hielt dast lerk dhlerrmt fur . mchts weniger als abgeschlossen. Schon imo gen _en J~hre gi~g er an die Flöfsbarmachung der oberenRadau' er hefs Stemspalter aus Lübeck ko d' .Bett des Flüfschens voll H'mdermssen.befmmen,·Je dasdfelsigemachen sollten. Er wollte auf ihr von rei~n un fahrbarherab Holz und. Torf nach Juliushall flöfs~:n t~~h~:n~e:o~a~~esa~s, wo. auch die Messinghütte von Bündheim Anschi J:: Jer.eme Sch!tfahrt nach Schladen und von d . . u s . gewann,Wolfenbüttel und B . ort emerselts weiter nachraunschweig anderseits h dHessen hin herstellen . w· Je d' Je R' a d au so b nac b . h . em Hausedie Ecker und Oker h'ffb ' ea sJc tlgte er auchsc I ar zu machen All d.sollte nur den Anfang bilden, um Ihm.den Anschi· es"1eses..aberVerkehrstrafsen zu e .. . h U!S an grofserermog 1 Je en. Er plant dWolfenbüttel und Braunsch . . e as Werk überdie Aller und auf ihr d weJg. hma~s nach Norden fortzuführen,ann weiter d1e Wes ·Osten aber gedachte er unterhalb Schi der ~u erreichen. Nachgraben zu benutzen und d a en en grofsen Bruchburgdie Elbe zu . ann n~ch Osten fort unweit Magde·gewmnen D1e w b.Elbe und w · asserver lflduno- zwischeneser war das grofs z· 1 . oWenn wir bedenken daf e. Je ' ~as Ihm vorschwebte.führung harrt d f ' s noch_ Jetzt dieser Plan seiner Aus-' a s er noch heutJo-en T d'lebhafteste beschäff t o. ages Je Geister auf daskl Ig ' so werden Wir dem M d .aren Blickes erfafste und . . anne, er Ihn zuerstunsere Anerkennung . h mutigen Smnes in Angriff nahmschliefslieh der S 1 . n~c t. versagen können ' wenn er auc~c 1WJengkeJten die s· h .h h.en, Herr zu werden . h . ' JC I m Jer entgegenstellt. mc t Imstande Abemmal ergriffen hatt d . war. er was Julius erst~ est, und so hat er d e ' aran h1elt . er mit · zäher Beharrlichkeit· enn, so we1t es · ·Jenen Gedanken glü kl' 1m semer Macht allein lagc IC 1 zur Ausfüh 'auchviele namentlich . rung gebracht. Mochtenganzen Unternehmenvonhseme. nfürstriCl1en Standesgenossen demSich·nicht abschreckenseEr m1fstramsc· hgegenüberstehen, er liefsten niederländischen I. : gewann I 57 4 die Hilfe des bekanndesHerzogs nebst andngemeurs Wilhelm de Raet, der die P~äne'h eren Fach .. .• .. rer. Ausführbarkeit im all e ~anne:n emgehend prüfte, vonformheb in die D' g memen sich überzeugte und nuf:.. . 1enste des H nur dieses grofsartige U erzogs trat. Um das Geld' dasnternehmen erforderlich war, zu gewinnen '


- sswandte sich Julius im August des folgenden Jahres an die Landstände,aber die wollten sich auf eine so weitaussehende Sa~henicht einlassen. Ebenso erfolglos war der Versuch, durc~ emeausländische Gesellschaft das Geld dafür zusammen zu bnngen.Englische und niederländische Hilfe war nicht zu erlangen, a~chsonst war alles Schreiben und Reisen für den Zweck vergeblich.So mufste sich denn der Herzog entschliefsen, unter Wilhelmde Raets Leitung das Werk auf eigene Kosten in Au.sführungzu bringen. Im Jahre 1 57 7 war so viel err~icht, dafs . die Radauflöfsbar von Oker bis Wolfenbüttel eine Sichere Schdfahrt her·gestellt 'und auch die Altenau vom Elme herab über Schöppenstedtgut zu befahren war. Alles schien im beste~ Gange~ alsplötzlich dem ganzen Unternehmen von einer Seite ems~IcherWiderstand entgegengesetzt wurde, wo man das am we?Igstenhätte erwarten sollen, nämlich von der Stadt Braunsc~we1g, derdoch durch die Vollendnng des Werkes ein unermefsbcher Vorteilohne grofse Mühen und Kosten in den Schofs fallen mufste.Aber so verblendet blinder Parteieifer den Blick der Menschenund läfst sie sogar den eigenen Nutzen, für den der Sinn dochsonst immer am schwersten verloren geht, völlig aufser Augensetzen!Der Herzog glaubte bald nach seinem Regierungsantrittedie unter seinem Vater leidenschaftlich geführten Streitigkeitenmit der Stadt Braunschweig durch den Vertrag vom 10. August1569, dem bald darauf die Huldigung der Stadt fol~, endgültigbeigelegt zu haben. Denn er war im Grunde semes Herze~eine durchaus friedfertige Natur, und die Stadt Braunschwe1ghätte bei nüchterner Erwägung der Verhältnisse von dem klugen,sorgsamen, landesväterliehen Walten dieses Fürsten si~h gewifsnur Gewinn versprechen können. Mufste doch gerade sem Hauptbestreben, die wirtschaftlichen Quellen seines Landes zu erschliefsenund in lebhaften Flufs zu bringen, dem Handel aberneue und leichte Wege zu eröffnen, keinem anderen Orte mehrals dem leistungsfähigen Mittelpunkte des Ganzen, der StadtBraunschweig, zugute kommen. Man sollte meinen, Stadt undFürst hätten gerade hier einträchtig zusammen wirken müssen,um das gemeinsame Ziel mit vereinten K.rlften auch zu erreic~en­Und in der Tat haben wir ja bereits gesehen, dafs zahlreicheBürger mit dem Herzoge in Geschäftsverbindung standen · eswerden die angesehensten Familien der Stadt, wie die Da~ms,Pawels,. Vecheldes, Horns , Peines, Schraders dabei genannt.Allen diesen und damit indirekt doch weiten Kreisen in der BevölkerungBraunschweigs erwuchs aus ihren Beziehungen zu demFürsten offensichtlich ein reicher Vorteil. Und wir wenden daherwohl nicht irren , wenn wir annehmen, dafs nicht von hieraus,aus der bessergestellten geschäftstreibenden Bürgerschaft dieWidersetzlichkeit gegen den Herzog ihren Ursprung genommenhat Sie wird weit mehr von den Rednern der Gasse , insbesondereden städtischen Syndiken, ausgegangen sein, die mehroder weniger von jenem Streite lebten, jedenfalls bei ihm nichtsauf das Spiel zu setzen hatten. Es zeigte sich die unheimlicheMacht der politischen Phrase, die trotz dem Wandel aller Verhältnissean der altüberlieferten Gegnerschaft festhielt und denalten reichständischen Gelüsten immer wieder neue Nahrung gab,So verkannte man ganL die Zeichen der neuen Zeit übersahvöllig, dafs kräftige Territorialstaaten sich zusammen zu 'schliefsenbega_nnen, un~ dafs die politische Klugheit geboten hätte, statta_bseits zu bleiben und zu vereinsamen, in den neuen Gebildene~nen guten Platz sich zu sichern, der für das Gemeinwesen· eme gesunde Entwicklung gewährleistet hätte. Man verliefs siebgetrost auf die alten Bündnisse und Einungen mit den sächsischenu~d h:msischen Stidten, ohne zu bedenken, dafs diese früher somächtigen V b' d 'h ... er 1n ungen 1 re Lebenskraft m der Hauptsachelangst _eingebüfst hatten; man trog sich auf Hilfe auf dieSschwerhch noch zu rechnen war. Indem man auf dem altentandpunkte · S .h In tarrsinn verharrte, kam man durch den Umfischdwung der Verhlltnisse dazu, dafs man die Mafsnahmen be·e ete 1 für die . f . .war. Es war als man m . rOheren h . Zeiten m1t Eifer eingetretenI . 1a s ZWischen Ad 1wennd S11cdd1e Welt verkehrt hätte. Früher,der . e un t1 ten der grofse, laugwierige Kampfwar ~~ldwn~s~aft gegen die Naturalwirtschaft ausgekämpft wurde,d V 1 e Freiheit des Handels, die Sicherung und ErleichterungS ~r erkehrstrafsen für die Stidte eine Lebensfrage gewesen.Ie_ waren gegen die Fürsten eingenommen weil diese sich zumetstauf d. Se''~e Ite des Adels gestellt hatten. Jetzt aber woumgekehrt ein Fürst gan& im Geiste der neuen Zeit den H~ndel59


6omit allen Kräften zu fördern und dem Verkehre neue grofsartigeWege zu eröffnen suchte, da stellte sich diesem Unternehmendie Stadt, die den gröfsten Vorteil davon haben mufste, in feindseligsterWeise entgegen.Es würde uns hier zu weit führen, den ganzen Verlauf derStreitigkeiten zwischen dem Herzoge Julius und der Stadt Braunschweigim einzelnen zu schildern. Mancherlei Reibereien gingenvorher, bis der Widerstand, den die Stadt dem Lieblingsprojektedes Fürsten bereitete, dem Fasse den Boden ausschlug. DieStadt liefs nicht nur Steine in den Kanal schütten, sondern sieerwirkte auch gegen das , Grabenwerke, wie man spöttisch sagte,das ohne ihren, ,der condominorum, sociorum und Mitregenten•Rat und Willen angefangen sei, ein kaiserliches Mandat vom3. März 157 7. Der Herzog ergrimmte darüber auf das heftigsteund suchte nun die Stadt, wo und wie er konnte, zu schädigen,ja ihr dadurch, dafs er unter seiner Festung Welfenbüttel eineoffene Handelstadt »ZUm Gotteslagere anzulegen begann, einetötliche Konkurrenz zu bereiten. Der Hafs machte hier auchden Herzog blind und verleitete den sonst so nüchternen undbedächtigen Mann zu ganz überschwänglichen Ideen, die er ftirseine Neugründung hegte. Aber die Geschichte hat hier wie sooft gezeigt, dafs ohne die natürlichen Lebensbedmgungen tädtedurch das Geheifs eines Fürsten nicht ins Dasein gerufen werdenkönnen. Die Anfänge des Gemeinwesens verkümmerten bald,und Julius' Nachfolger hat den Plan seines Vaters alsbald vollständigaufgegeben 1 .t icht sogleich trat Julius trotz dem Wider tande Braunschweigsvon seinem Vorhaben zurück. r suchte die ta.dt imBogen zu umgehen. Aber da stiefs er im Torden auf denWiderspruch seines Vetters, des Herzogs Wilhelm ,·on Zelle, derihm die Weiterführung des Werkes nun ganz unmöglich machte.In ähnlicher Weise scheiterte später (1 s86) der Plan I die Söseund weiter die Ruhme und Leine für Holzfiofse schiffbar zumachen, an der Einrede anderer Verwandten, der Herzöge vonBraunschweig-Grubenhagcn.1 Vgl. P. J. Meier, Bau- und Kun tdenkmä\er de · llllrzogtum Braun·chweig, Bd. III, Abt. 1 1 S. 19 f.Auch der Kanal nach dem Osten, der die Elbe gewinnensollte, kam nicht zu stande. Es hätte hier die Fortführung desgrofsen Bruchgrabens, der unterhalb Oschersleben in die Bodegeht, auf Magdeburg zu wohl noch manche Schwierigkeit verursacht.Man scheint aber dieser Frage, als das Werk im Norden,der Zugang zur Weser, gescheitert war, gar nicht ernstlich nähergetreten zu sein. Hindernisse würden hier von dem nächstenNachbarn, dem Fürstentum Halberstadt, schwerlich bereitet wordensein. Denn dieses stand damals , da des Herzogs jugendlicherSohn Heinrich Julius das Bistum inne hatte, natürlich stark unterdem Einflusse des fürstlichen Vaters. Möglich, dafs er auchhier an eine Fortsetzung seiner Schiffahrt dachte. Im April1581 fragt Julius in Halberstadt an, ob Domdechant und dieübrigen Mitglieder des Domkapitels sich nicht auf seiner »an·ger~chteten nuzli_chen, wohlmeinlichen, glücklich erlangten Juliussch_Jffahrtv_erlustuen wolten», ja der sonst stets so mäfsige Herrmemt, ( s1e solten es sampt und sonderlich zu einem auetenDrunck mitgeniessen » . Wollte er hier vielleicht das Halber:tädterKapitel zu weiteren Plänen gewinnen? Es ist an sich nicht unwahrscheinlich.· F.. Denn später taucht in der Tat der Pl an au, fem lofswerk von dem Harze nach Gröningen, dem bischöflichHalberstädtischen Residenzschlosse, anzulegen. Es wurden Verhandlungendarüber mit den Grafen von Regenstein und Stolberggepflogen, die aber nicht zum Abschlusse gebracht wurden. Dennn~ch _dem Tode des Herzogs erlahmte in Welfenbüttel der Eiferfur diese F~agen. Das Interesse seines Sohnes Heinrich Juliuswurde sogleJ_ch zu sehr nach anderen Richtungen gezogen.. Eng mit den Schiffahrtsbestrebungen des Herzogs hing einweiterer Plan von ihm zusammen , d er s1c . h w1e . d er mit . emer .akuten Tages~rage berührt' die Anlage von Talsperren oderStauungen,A f"hWJe man damals sagte. Nur eine von 'h .I nen ISt zuru~ u rung gekommen, und zwar im Okertale. sie wurde d'Juhusstauung genannt· , a b er es waren andere ' für das Radau- Je!cker- und Innerstetal wenigstens beabsichtigt. Sie sollten eine~oppelten Zwecke ~ienen, das Wasser auffangen, um es nützlicherVerwendung zuzufuhren und von schädliche w· k ..halten D .. · r Ir ung zuruckzud. en p 1 otzhchen Übertritten der Flu.. sse, d' 1e d en Feldernen Weiden, den Wohnungen, den Wegen nur zu oft den ver~


derblichsten Schaden brachten, sollte vorgebaut, für die Aufrechterhaltungder Schiffahrt aber in trockenen Zeiten stets der nötigeWasservorrat aufgespart werden. Ist auch jetzt die Benutzungder Wasserkraft, die man beabsichtigt, entsprechend den Fortschrittender Wissenschaft und Technik der Neuzeit, eine andereund gröfsere, wie in den Tagen des Herzogs Julius, so bestehtdoch der zweite Grund für die Anlage dieser Stauungen heutenoch ebenso wie damals 1 • Als vor wenigen Wochen eine grofseKommission aus den umliegenden Landschaften im Okertale dieAnlage einer Talsperre erwog, da bezeichnete man dafür denPlatz als den geeignetsten, den die Juliusstauung einst einnahm,von der Überbleibsel noch bis heute erhalten sind 2 . Es berührteigen zu sehen, wie die Arbeit der Gegenwart genau an derStelle wieder einsetzt, wo ein tätiger und tüchtiger Fürst vormehr als dreihundert Jahren ein Werk vollendete, das eine spätereverständnislosere Zeit völlig wieder hat verfallen lassen, aber esbildet das beste Zeugnis , das wir dem klaren Blicke und demgesunden Urteile, der volkswirtschaftlichen Bedeutung des HerzogsJ ulius, ausstellen können.1Es ist, als wenn die Erfahrungen des letzten Jahres den Herzog schonarn 17, Oktober I 574 zu einem Schreiben an den Amtmann zu Wolfenbüttelveranlafst hätten, in dem es u. a. heifst: • wie dan fast etzliche Jar heronicht allein wir an vnserm Cammerguth, sondern sie (d. i. unsere vielgeliebtenarmen getrewen Vnderthanen) selbst auch an dem !renn durch die unversehentlicheeilende Wasserflusse grossen schaden vnd abgang an Weyde,Korn, Getreydig vnd anderm leider gnugsam gespurt vnd befunden haben,vnd zu vermuthen, do dem nicht mit götlicher hilff vnd segen in de::r Zeitgebtirlich furgebawel vnd begegenet, abgeschafft vnd vorkorneo werden mochte,daz solcbs noch fernern nach teil vnd schaden verur ·achen wurde• .2Nach freundlicher Mitteilung des Geh. Baurats Brinckmann inBraunschweig.III.DIEENTSTEHUNG VON SLUIS.VONRUDOLF HÄPKE.


Die Stadt Sluis, bei Brügge in Flandern, jetzt in der niederländischenProvinz Seeland belegen, war infolge irrtümlicherUrkundeninterpretation 1 zu den grofsen Seehandelsplätzen imReiche Karls des Grofsen gerechnet worden. Neuerdings indessenführt Dietrich Schäfer 2 aus, »dafs sich Sluis unter diesemNamen vor dem r 4· J aluhundert nicht nachweisen läfst, unddafs es überhaupt als Ort wenig älter ist, schwerlich in die ersteHälfte des 13. Jahrhunderts hinaufreicht«. - Während er fürdiese Behauptung die näheren Beweise bringt, führt ihn imübrigen der Gang seiner Untersuchung an einer eigentlichenEntstehungsgeschichte von Sluis vorbei. In dieser Hinsicht bleibtnoch eine Reihe von Fragen zu beantworten.Fragen wir zunächst nach bereits bestehenden Ansichten ;schon mehrere Urteile liegen fest formuliert vor 8 •So äufserte sich Warnkönig 4 zur Entstehung von Sluis. Erdenkt an zwei verschiedene Ansiedlungen, »die eine in Lambinsvliet5 , die andere an der Schleuse, die östlich lag«. Diese1Es handelt sich um Urkunde Nr. 15 in Wiegands Urkunden undAkten der Stadt Strafsburg I, 1 = Mühlbacher Reg. 199 (195) vom Jahre755 (als Fälschung nachgewiesen von Bloch 1897 in der Zeitschrift fiir Geschichtedes Oberrheins N. F. XII, S. 484 fT.) und um ihre GrundlageWiegand Nr. 23 = Mühlbacher 890 (861) vom Jahre 831.2•Sclusas• im Strafsburger Zollprivileg von 831. Sitzungsbericht derk~l. preufs. Akademie d. Wissenschaften XXVII (1905). Sitzung der phil.­hJst. Klasse vom 25. Mai.3Zusammengestellt bei Gilliodts-van Severen, Coutume de Ia ville deSluis (Coutumes des Pays et Comte de Flandre. Quartier de Bruges. Coutumesdes petites villes et seigneuries enclavees IV, Brüssel I 892) lntroduction,S. 443.4Warnkönig, Flandrische Staats- und Rechtsgeschichte, Bd. II, z, S. 36.5 Nach Gilliodts-van Severen, Coutume S. 444, Anm. 3, ist Lammins­>'liet zu schreiben.Hansische Gescbicbtsblätter. XXXII.5


66barkeit zu bezeichnen. Des weiteren hält er Siut·s fu··r ä 1 ter alsAnnahme, für die wir sonst keine Anhaltspunkte besitzen, scheintMuiden 1.das spätere Verschwinden des ersten Namens, Lamminsvliet,.. Ihm · schliefst sich auch Gillioclts-van S everen an E ·das Vorherrschen der zweiten Bezeichnung erklären zu sollen.Im Gegensatz zu zwei älteren Autoren, Gramaye 1 2fur em höheres Alter vo n SI Uls . em . wob · · h · r tnttund Sanderus ,auf van der Aa 2 stützt Eine ' . ei er SIC vornehmlichweist Warnkönig die Behauptung zurück, Sluis (Lamminsvliet)ihn alsdann das Bestrebe~ D allgememere Betrachtung läfsthabe durch die Gräfin Margaretha (1244-128o) ein Stadtrechtstadt wie Sluis an ein b t~erwer en, die Entstehung einer Hafenestmmtes Datum zu k .. ferhalten; jedenfalls habe Graf Guido von Dampierre 8es imE dl' h . . . nup en.n IC set Henn Pirenne erwäl t d . .Jahre 1293 ,genauer bestimmt«. Trotzdem gibt er der betreffen·Belgiens zu unserem p bi 111 ' er m semer Geschichtero em Stellung nimmt s N h .den Urkunde 4 die 'Überschrift. , Graf Guido von Flandern er·( I, S. 36) unterhalten die Bel . . . ac thmhebt den Ort Lamminsvliet (oder Sluis) zur Stadt«.nicht unbedeutenden Aur h gtdetl schon zur fränkischen ZeitZwischen 1251 und 1290 setzt Wauters 5 ,sen an e »ver 'tt I ddie Anfänge Lam· Siuis' Quentovicus und Duurstede« Hte~~ ehstter Häfen.vonminsvliets an. Als 12 51 die Gent er einen Kanal zum Swin, dem Interpretation der Str f b · r a er d1e frühere. a s urger Urkunde im AMeerbusen bei Sluis, bauen, regelt man die Gerichtsbarkeit der nach emer anderen Stelle set· nes W er k es (I s uge. ) · Dagegen .beteiligten Städte über den Kanal in der Weise, dafs die Genter Jahre I 293 am Strande d S . .. , .. 3 I 2 tst Sims im· es wm begrundet z d'Schöffen sie im Gebiet der Bailliage von Gent, die Aardenburger wud Pirenne wieder durch W . k.. . . u teser Angabein der von Brügge ausüben sollen, einschliefslieh des Meeresteils irrige 'Überschrift der Urk d am omg und zwar durch dessen· · un e von I 2 93 veranlafstzwischen Aardenburg (südöstlich von Sluis) und des Gerichts·Mtt semer letzten Bemerkun h . . .bezirks von Muiden (heute St. Anna ter Muiden). Da von dem zweifelhaft Recht. eine G .. d g at Gtlhodts-van Severen un-. » run ung« vo SI · · .zwischen Aardenburg und Muiden gelegenen Lamminsvliet nicht men. Gleichwohl ble'bt n ms ISt mcht anzunehdt es uns unbenomm d' B .die Rede ist, schliefst er auf dessen Nichtvorhandensein.es Zeitraums zu vers h . en' le estJmmunguc en' m dem . h d'An beiden Auffassungen übt eine scharfe und meist be· Phasen der Entwicklu d 0 stc te verschiedenenng es rts zur Stadt drechtigte Kritik ein dritter Autor, Janssen 6 • Er wirft Warnkönig Brügge nachweisen lassen. un zum Hafen vonvor, die Urkunde von 1293 als Gründungsurkunde von Lammins·.. Bereits bei emer · ersten Prüfun f'll .vliet angesehen zu haben. Er vergleicht sie mit der Erhebung nachst gar nicht mt't . g a t auf' dafs wtr es zu-. emem Ort »SI ·Muidens zur villa franca 7 , um ihren Inhalt lediglich als Ab·vhet« zu tun habe M' . . u~s«, sondern mit »Lammins-A n. It emer emzige dgrenzung und Regelung einer schon bestehenden Schöffengerichts· usnahme ist im I 3 Jah ·] d . n un noch bestrittenen 4. I mn ert me von Siuisl wohl aber von1 J. B. Gramaye, Antiquitates comile.tus Flnndrine (Löwen und BrUssel1 J anssen polemisiert hAnsiedlung ftir unmöglich e:~~ärtgegen.leine A~ffassung' die vor 1282 eineqo8) p. 117.(Sch~emmland) I auf dem sich Sl~iswet erst m diesem Jahre der SchorrenA. Sanderus, Flandrin illustrnle. (164t-1644• Amsterde.m (Cöln)2gedelc;t vergeben sein soll. erhebt' an Johanna von Namur unem-2 Vol. Fol.) und 2. Ausg. Haag 1735, 3 Vol. Fol., tom. 2, p. 212.A. J. van der Aa A d "k3 Graf seit 1278.(Te Gorinchern 1847) X SI ar nJ skundig Woerdenboek der Ned 1 d• Abgedruckt bei Warnkönig a. n. 0. Il 1 2, Nr. 152 (S. 62) nach e ··h ' · 459 Vgl S h"f er an eneiner Abschrift im Rodenbock des Archivs von BrUgge. Über weitere Copien s rwa nt namentlich c I as Regest . einer . u c k a er d a. a. 0. S · 579. c· tlhodts .. 55, III. Nachtrag auf di . r un e von 1237 bei \\'arnk" .siehe ebendn Anm. I.a Allgem.~ Sta~tenesc: w~ n~c~ ansführlieh zurückkommen. omgWauters Table chronologique des chartes et dip!Omes impr. Bd. 6. II 1902, 4 " ., eu sc e Ausg. von Fritz Arnhei m, I 1899,1lntrod. p. 101.6 II. Q. Janssen, St. Anna-ter-:'.luiden (Middelburg I sso)l s. 228.7 Die Urkunde bei Warnkönig a. a. 0. ll, 2 (S. 6o), r. 150.S. unten S. 6 9 . * 5


68Lamminsvliet die Rede. So trägt das Siegel 1 einer Urkunde vom2 3· November 1290 die Aufschrift: :. Sigillum scabinorum Lamminsvliete«.Gleicherweise kennen zwei Urkunden von 1293 11nur Lamminsvliete. Diese Bezeichnung erhält sich zunächst ins14. Jahrhundert hinüber. 1304 hatten die Einwohner von Damme(zwischen Brügge und Sluis) den Brüggem den Durchmarschdurch die Stadt verweigert, >quant il se traisent efforchiementa Lamminsvliete pour le paijs deffendre encontre les anemisc.Um die Jahrhundertwende wagt sich sodann auch der NameSluis hervor. Wir finden ihn zuerst zum Jahre 1297 in denFlores Historiarum q ui Mathei W estmonasteriensis dicuntur 8 erwähnt,wo es heifst': Porro rege Anglie mare transito applicuitapud le Escluse venitque apud Bruges. Da aber diese Stellenicht vor I 307 geschrieben ist 11 , so gebührt einer Brügger Rechnungaus dem Jahre I 303 8 , die von Sluis ~pricht, die Priorität.Eine Zeitlang kommen beide Namen nebeneinander vor: 1309siegelt man noch mit dem Siegel scabinorum et combgencium(comburgensium) ville de Lamminsftiet 7 , während eine BrüggerRechnung desselben Jahres wiederum Sluis hat 8 • Trefflich wirdder Übergangszustand charakterisiert in der Ratifikation desFriedens zu Athies-sur·Orge, April 1309 11 • Hier werden die, eschevins et toute la communaute de Lamminsvliet que onappele Lescluzec aufgeführt. Mit diesem Zeugnis wird zugleichjeder Zweifel an der Identität beider Orte ausgeschlossen 10 • Wäh-1Gilliodts-van Sevcren, lnventaire des archives de Ia ville de Brnges(Bruges 1871), S. 27; vgl. Schlfer •· •· 0. S. 579 und Gilliodts, Coutumelntr., S. 454·II Die erste oben enrlhnt - die zweite bei Gilliodts, Cout. (S. soo)nach dem Original in Archives du royaume in Brüssel, auch bei Warnköniga. a. 0. II, 2, Nr. 153 (S. 64).8MG. SS. XXVIU, S. 492 ...4Cod. I.I Schilfer a. a. 0., S. 581.8Gilliodts, Inventaire I, S. 166; vel. Schlfer S. 581.1Inv. 11, S. 12.8 Ebenda U, S. 71.11Ebenda I, S. 277.10Auch verliert Warnkönig. Annahme von zwei getrennten Orten ibreBerechtigung.69rend wir dann r r , . .finden 1 b . 33 Lammmsv1Iet«: noch ein ., leibt es sehr fra lieh . mal stcher bezeugtUrkunde Philipps des Küb!en 'G ob dteser Name auch in einergestanden hat s I d ' rafen von Flandern vonh · n essen erhielt · h . • 14ooe emaligen Bezeichnung lange d Sic dJe Tradition von derzu. melden, dafs Sluis »vorhln u~ n~h C~par Merians wufsteVhete geheifsen haben solle. ammms VJetc oder »Lammins.Aufser diesen Quellenstellen .der In den Mon G . war eine Reihe andererworden- . . . erm. Hist. gedruckten' . I zttmalI Jetzt weist sie Schäfe Ii auf SlUJs gedeutetund Cambrai zu oder stelltr E~ntw:~er L~luse zwischen Douai~ortus Swenonis (Swin) e fest ;sc ~~bung des Namens stattommen von Sluis vor . ur emen Beweis flir das Vsicherte Urkunde d . 129o' von welchem Jahre di or-.. ll. atiert, hat er e erste gevoJg entkräften k .. zwar stark erschüttert b .von I 2 7 ?nnen. Es ist das ein Re . ' a er Dicht' . 3 7 ' das emem späteren 8 . gest emer Urkunded Estampes aus dem p . andnschen Register des p·d fi J h anser National h. Ierre. ~ s o anna von F!a d ( arc Iv angehört und besIlhs de l'E 1 . n em I202-I24 ) b. . agt,sc usa eJne Bür h 4 sca lDJs et omnibZeugnis verdächtig w .lgsc. aft abverlangt. Schäfer findet d. us1u d b. · eJ »m sieb d Ie&esn 1s ms Jahr8en an eren dort s · .l 2 7 herabreichenden V . . mitgeteiltenerzeJchntssen von B··1 urg-J. H. van Da!e Eeleid. p. I ' n blik op de vorm· d• tng er Stad SI .s Der Text (Ints (Midd. I87I}. nv. III, S 428) h .1iqut anciennement . et st: •leschevinnement est app II est appellee Lesciuse.. . S age du dit lieu desich . d e ee (LamDJinsvliet)• n, . 429 steht: •- quiWie er find t• w .... rend Weit himitteilt, ist » • e • Wie Dlir Herr .. er D die erste•Lt>scluse. ~~mmlnsvliet)• lediglich Ko ~r~ Gühodtl-vaa Severenb fi . • Ir müssen u d nJea:tur iJn 0 • .e rredigenden Dentun b ns aher doch wohl , d "CHlal steht. g equemen : •Sluis d zu er freilich nichta T • as Dlan (rfihopographia Germ . er IUr Schlenze4 So SS antae Inferio . (. IX, s. 324 tG. G ns Frankfurt a. M)Cameracenses S SI • 40 enealogia COillitum Fland :' S. 127.liS3· .• o zu 1102 S nae, lllld SS XVIG A. a. o. s. S8oe So Hu. S8I.ans. U.-B. II NSwenonis und Slui: r •.•3; vgJ. Hansereceae I• · s•sn · :zu 1138 Und s . .saa•7 Vgl. S 67 A s. WeJter unten S 78 ' r, r. 79. Obers Nä I. • ' nm. 2. • •mICh bei W .arnkönig III, Nachtrag, S. 5I-6r.


schaft leistenden flandrischen Städten Sluis nie genannt ist, wohlaber die Nachbarorte Damme, Aardenburg und Muiden (St. Annater Muiden), die es teilweise ersetzte« 1 . Demnach ist es :.mehrals wahrscheinlich, dafs Lecluse gemeint ist, oder dafs auch hiereine Einschiebung des Namens, wie sie noch von allerneuestenEditoren vollzogen wurde, stattgefunden hat«. Es ist auch kaumanzunehmen, dafs eine Stadt, die sich fünfzig Jahre nach diesemBriefe wiederholt in Urkunden und auf Siegeln als Lamminsvlietbezeichnet, plötzlich den jüngeren Namen tragen soll, der erstein Jahrhundert später völlig durchzudringen vermag. Fernerpafst die Erwähnung von Schöffen fqr Sluis aus dem Jahre 1237schlecht zu den Abmachungen über den Genter Kanal von I 2 51 2 ;ihre Gerichtsbarkeit wäre dann I 2 5 I ohne Grund nicht respektiertworden. Endlich besteht ein Widerspruch mit der erwähntenUrkunde vom 23. November I29o 8 .Bevor wir diese letztere und die Urkunden des Jahres I 293 4betrachten, haben wir uns noch mit einer vereinzelten Nachrichtauseinanderzusetzen. Gilliodts-van Severen merkt nämlich in derIntroduction zu seiner Coutume de Ia ville de Sluis 15 einen chronikalischenBericht 6 von der Entstehung von Sluis an. Danachhätte Graf Florens von Holland am 2 7. Februar 1168 mit demGrafen von Flandern , Philipp von Elsafs, zugleich mit demFrieden einen Vertrag geschlossen, nach welchem der Graf vonHolland tausend geschulte holländische und seeländische Arbeiter1Schäfer, S. 58o. 2 Vgl. S. 66.8V gl. S. 68 u. Anm. 1 ; ferner unten S. 72.• Vgl. S. 68, Anm. 2.I S, 443•• Warnkönig, der a. a. 0. II, 2, S. 3 1 Anhang Nr. 103 einen Auszugbringt, bezeichnet ihn als den Auszug der iltesten grofeen lateinischen Chronikvon Flandern Uber den Ursprung von Dam, vom Jahre 1179 und 1180.Wir haben es wohl mit dem Chron, corniturn Flandrensium (ed. de SmetCorpus Chronic. Flandr. I [1837), p. 34-257) 111 tun. Potthast, Wegweiserdurch d. Geschicht~werke des Europ. M.A., 2. Auft. I, S. 259 bemerktdarüber: •Diese angebliche Chronik ist aus den verschiedensten Handschriftenderartig zusammengesetlt, dafs sich das Alter der Teile nirgends unterscheidenläfst•. Vgl. auch Lorenz, Deutschlands Geschichtsquellen i. M.A., 2. Auil.,11, S. 19, 20, Nach ihm •hat man es mit gleichzeitigen Aufzeichnungennirgends zu tun•.71zum Deichbau in das G b'w· k e Jet von BrüIr samkeit verdankten d' DeJ'che ~ge senden sollte. Ihrerund Rod b1 e ber Dam L .E en urg (Aardenburg) sowie d' S me' amnnnsvlietntstehung. Indessen findet . h . Je tadt Damme selbst ihrevertrag I nichts dergleichen Rlc I.n d~m erhaltenen FriedenssagenhaftenZutaten l! dur h. Auch ISt die Erzählung durch r'h· . c aus verd" h · remit Pirenne a annehmen d r • ~c hg. Immerhin dürfe .b t , a,s hier em E . n Wirau en des Grafen Ph'J'I Ipp von Eise nnnerung an d' D .f: re eichsonstals Förderer der Landeskult a s zu Grunde liegt, der auchUr~armachung bekannt ist 4 K.. ur durch Entwässerungen undDeiche am Swin d . onnten aber auf ihn Ii d'· • eren Mächtigk 't 1e grofsenm.~t den höllischen Dämm . ei sogar Dante zum VergleiehWare damit ein schät b en reizte 6, zurtickgeführt werdd E' z arer Anhalts k en ' soer mdeichung ist an . pun t gewonnen Dent emen Ort L . · n vorzu denken D' . ammmsvliet oder SI .. . Je unmittelbare N"h Uis garSwm' die Überflutun en u a e des damals wasserfsenes ohne weiteres g nd der Mangel an Dünen 7aus.I Van den Bergh 0 k94 f.; vgl. auch 'vanor Mo?d~nboek van HollandI JerJs G t C en Zeeland I, Nr, 147,• P· 113. ' roo harterhoek d Ga Der getötete H d • raaven vanh' un , nach dem H~~r Scheide bedeutet· . ' • ontsdam. genannt sei .•mfra trienni ' dJe lausendzahl der D k n soll, währenda A. a 0 I S um. usw, sagen genug yc ers, das Aufblahen4 • • • ' • 335. .6P1renne a. a. 0PhiliPP , seit·ca'I I .Anhang, S 573 . 57 Mitregent • stirbt I Ju .6 L • • • nl li9I h .a divina commed' d ' nac PJrenue,I f Ja i Da t Al' . .11n . XV, 4-6:e Ighieri (Aus g, v. A. Scartazzin' LQuale i Fiammin h' I pzg.Tg 1 tra Guizemendo il fiotto eh ~ zante e Bruggia. Fanno lo schermo e v r lor s'avventa,GuJzzante (aueh G perehe il mar si f .erklärt); dann sinduz:;lt.e~ti~d gewöhnlieb als u~;· dI42, Anm. 4) hält G Zle die Deiche des S . san (nördlich YonD Uzzante "ü 11 W' WIQ geme 1 •eutung wu d r Jssant nt• Scarta&ziJ1'7Sluis auf ;c;w::~~=~~ienten Ruhm d~ IJa~~is:~~von Calais. Aue;von Sluis s J H ' •Schorren. erba t Bauten bezeugens · · · van Dale N .0s. unten S 7ft.L •traten enz d S ' &ambst van de p • 4- uoer diebarg I878), s: 7~r f. tad Slais, in Arcbief Zee:::n, Torens, Steegen,• III. deel 2 t k• • 8 u


72Wir kommen zu den Urkunden der Jahre I 290 und I 293.In der erwähnten Urkunde vom 23. November I290 1 heifst es:»Nous escbevin et communitez de le ville de Lammins vliete,faisons, savoir a tous, que comme il soit ainsi, que no trescbiersires Guy, cuens de Flandre et marcis de Namur, ait nostre villede Laminsvliete devant dicte fait franke ville et ville de loy etnous maismes frankis et fait franc bourgois et ait ottroiet a nous,que nous aions au tele loi, que eil de Bruges ont, et que e_schevi_nde Bruges soient no kieuetein« ; weiter versprechen s1e, d1eSchöffen von Brügge als Berufungsinstanz auch fernerhin anzusehen.Graf Guido von Dampierre, der am 29. Dez. 1278 vonseiner Mutter Margarethe den Grafentitel empfing 2 , hat alsoLamminsvliet zur ~franke ville et ville de loy « gemacht. Wasdas bedeutet, erhellt aus der Urkunde 8 , in der Graf Thomasund Johanna das Sluis benachbarte Muiden zur franca villa e~·­heben. Muiden erhält das scabinagium et legem villae Brugens1sinfra IV cruces 4, die teils im Wasser, teils auf dem festen Landeaufgestellt, das Weichbild der Stadt bezeichnen. Ferner ist derballivus des Grafen von Flandern weder aus Muiden zu entnehmennoch darf er mit einer Einwohnerio von Muiden verheiratet1 sein. Der praeco, also der Büttel oder Gerichtsdiener,wird vom Grafen ernannt, und die von den Muidener Schöffenverhafteten obsides pacis bleiben in der Stadt selbst in Gewahrsam 5 .1 Vgl. S. 68.9 Pirenne 2, S. 574·8 Von 1241; abgedruckt bei Warnkönig II, S. 6o, Nr. 150, besprochenebendort ll, 2, S. 35· Besser Jnnssen n. a. 0., S. 233 f.' Bei Abgrenzung des Weichbildes wird Lamroinsvliet nicht erwähnt,wohl aber Lapsheure (zwischen Aardenburg und Damme). Allerdingo besnfsMuiden auch nicht dte Gerichtsbarkeit über die terre de Larominsvliet (siebeunten S. 73). Sollte das damit zu erklären . ein, dafs das Polderland vonLamminsvliet erst nach diesen Festsetzungen (also nach 1241) eingedeichtund bewohnbar gemacht wurde? Dann liige die Entstehung von Lnmmins·vliet zwischen 1241 und 1278. Dafs 1278 nicht das Entstehungsjahr desOrtes überhaupt sein kann, gebt aus der Urkunde selbst hervor.~ Die weiteren speziellen Privilegien Muidens, Befreiung von allem Zollin Damme et undique infra portum, qui vulgaritcr appellatur Cincval (d. ll.innerhalb des Swin; vgl. Oesterley , hi•t.-geograph. Wörterb. de deutschen73Solche Institutionen, also das eigene Schöffenkollegium, dasBrügger Recht I, den von lokalen Interessen möglichst unabhängigenBailli, hat demnach auch Lamminsvliet durch Guidos Fürsorgemithin nicht vor r 2 78 bei der Erhebung zur franke ville erhalten.Es ergibt sich ferner, dafs Sluis jünger ist als Muiden 2 , und dafsdie Urkunde vom Mai 1293 8 zu Unrecht als Gründungsurkunde


74strecken am Swin 1 mufsten die Watten alsbald eingerleicht werdenund damit Lamminsvliet als Aufsendeichland oder Groden ständigangehören. War diese Mafsnahme zugunsten des jüngerenLamminsvliet getroffen, so erhielt die Stadt in derselben Urkundeeine weit wichtigere Vergünstigung, nämlich dieselbe Zollfreiheit,wie sie Damme genofs. Damme erfreute sich aber durch ganzFlandern der Zollfreiheit 2 • Dagegen behielt sich der Graf fürsich, seine Gemahlin und seinen Sohn Johann von Namur unddessen Nachfolger die Abgabe auf die eingehenden Weine vor,die er in Damme erhob, und ebenso wurde der durch das ZollprivilegLamminsvliets verursachte Ausfall der Dammer Zollkassedurch eine fest normierte Summe von 24 Pariser Pfund (livresparisis) ' rekompensiert.Endlich besitzen wir aus dem J. I 293 5 noch eine weitereLamminsvliet betreffende Urkunde. Ausgestellt ist sie durch dieSchöffen und die Kommune von Lamminsvliet, die dankbar fürdie Fürsorge Guidos 6 die Zahlung der 24 Pfund de le monoiede Flandres, der Weinabgabe und auch der Mahlsteuer versprechen,die für jede eingehende Ladung Mehl zu zahlen ist.Damit sind u. W. die Nachrichten über die Entstehung vonSluis erschöpft. Es erübrigt noch, einen Blick auf die Nachbarstädtein ihrem Verhältnis zu Sluis zu werfen.Sluis verdankt seine spätere Bedeutung nicht so sehr eigenerGröfse und Betriebsamkeit als seiner Eigenschaft als Hafen vonBrügge. Als solcher war Sluis für Brügge von ungemeiner Bedeutung,und Brügge hat denn auch seine dortigen Gerechtsamesorgliehst gewahrt. Es war und blieb Berufungsgerichtshof für1Sluis selbst ist auf Schorren gebaut, vgl. v. d. Aa a. a. 0. . 459und Gilliodts Coutume Introd., S. 448.2 Warnkönig Il, 2, S. 5 und Urk., Anhang, • r. 104.Flandres.8 Warnkönig II, 2, S. 37·' Die Bürger von Lamminsvliet versprechen 24 Pfund de le monoie deII Sie ist ausge.tellt am 14. Nov. 1293·Die Besummungen werden als •por le bien, l'utilitei etlaccroi cement8de le vile de L.• getroffen bc1dchnet.75Sluis l' und »de toute anciennete« 2den B ..pflegten die B urger .. von Sims. ., ruggern zu folgen' wenn es den Kriegsdienst der Gra~ .'on Flandern zu leisten galt. Als man im J h . elliRechte durch J ohann von N amur bedroht a re I 3 2 3 Brügg:s~:::;:' in S~i' dn, m


Houk, die gleichfalls76ermöge ihrer günstigen Lage am HandelVteilnehmen 1 · • . d Q llen wenn die Flandern-Im allgemeinen wud m en ue . ' ··h t 2 Wo aberk t nur das Swm erwa n .fahrt in Betracht omm ' . d" tief ins Land sich erd. Schiffe an wenn ste tesenlegten te ' ~M busen gewonnen hatten.streckenden eer . h"a Brügge selbst aufgesucht. h ·· n dte Seesc tueUrsprünglic_ m~ge h eu e ihr geringer Tiefgangs undhaben. Die K.lemhe~t d~r Fa ::nd! Meerwasser ermöglichte dies.das viel weiter landemwarts fiu . H ""lfte des I 2 Jahrhunderts't · n der zwetten a ·Dann kommt e wa 1 .. f Bekannt ist die glänzendeDamme als Hafen von Brugg~ ar;u . der Gröfse und Schön-W"lh 1 lmus Bnto vonSchilderung des e h er die ganze französischeheit des Dam~er Haf~~s . i::s I~i:~n7wicklung der Stadt DammeFlotte auf. Hter kam ubr g 8 b . nt der Bau einer steinernender des Hafens nach: erst 123 egdm dieselbe Zeit baut died einer Halle , un umMauer' I 242 er . 6 Einstweilen bleibt es im I 3· JahrstädtischeVerfassung steh aus . S . . on Lamminsvliet oderhundert der wichtigste Hafen desh _w~n:s vals die grofse Zollstätte. . ht d" e Rede So ersc emSluis 1st mc 1 · · d als der Hafen gederFlandernfahrer ,, und noch I 2 64 wn es. Sluis-See (Swin) 6,5 knt, -BrUggeI Die Entfernungen betragen etwa.km -Houk 4 km.LtibI 5 km -Damme IO ' B 1 fUhren wir nur an : .2' Von den zahlreich vorhandenenS ~ egehn beten is · Hans. U.-B. 1 ,h de dat wm g e 'U.-B. 2, Nr. lOS, de avene, N 237 ( . 419) in fluvio Zevene( ) . portu de Sveno, r. 1 XXVIllNr. 432 S. 147 m . Z( )iin appellatur i 1G. SS. '(Zvene), r. 779 ( .2 69) ad portum qut w Rogeri de Wendower FloribusS· Flandrie portum , aus dS 44 u versus wme, . . 11Johannis de Tayster: apu• S 11 aus ConunuatloHistoriarum, und · 597 . h h f 6 1 Han erecesse I ,1 •d St IIen bei Rtc t 0 en · · · blifJe Swine. An ere e W brtijn (zitiert bet c erN Ferner vgl. auch Maerlants apener. 79·1. c. s. 581):Waert al dijn dat comt in Swin,Gout, selver, 'stael, loet, ijser, tin.. h d Küsten cbifTahrt i vgl. D ietrichs Bedingt durch dte vorherr c eu eSchäfer, Die Hanse (t903) S. 9· "I Graf Philipp von Elsafs, i t, Das älteste Privileg D ammes, ertet t von (S )0 gedruckt bei W arnkönig II, 2, Urk. Nr. 104 . 4.vom J . 1 18 • h s 225 MG. SS. XXVI, S. 346, vgl. auc • . 3 .6 Nach Warnkönig a. a. 0. ll, 2, S. 4 u. 5·1 Hans. U.-.B. 1, Nr. 428, 431, 432, 433·77nannt, m dem eine bedeutende englische Flotte liegt 1 . GegenEnde des Jahrhunderts indessen leidet Damme heftig unter denKriegswirren 2 • I297 wird es durch englisches Kriegsvolk geplündert8 , und mehr als zweihundert angesehene Männer (virielecti) sollen dabei ihren Tod gefunden haben. Mehrmals wechselteDamme um diese Zeit den Machthaber, gewifs nicht zu seinemNutzen. Zu derselben Zeit werden sich die Hafenverhältnisseinfolge fortschreitender Versandung des Swin gleichfalls verschlechterthaben 4 . Es kam darauf an, welcher Ort am Swindas Erbe Dammes antreten sollte.Schon zu Dammes Blütezeit werden die kleineren Städteeinen Teil des Handelsverkehrs auf sich abgelenkt haben 11 • IhreEigenschaft als gelegentliche Lösch- und Liegeplätze 6 oder alsNothäfen begünstigte dies. Nach Möglichkeit hatte sich Dammefreilich von jeder Konkurrenz der weiter seewärts und somitgünstiger gelegenen Orte zu befreien gesucht. Es war ihm gelungen,im Jahre I 266 die Schöffen und Gemeinde Monikerededurch Vermittlung Margarethas von Flandern und ihres SohnesGuido zum Verzicht auf einen schiffbaren Kanal zu veranlassen 1 ,Jetzt vermochten sich bei Dammes Niedergang die Küstenorte1MG. ·. XXVIII, . 481 8 •2Warnkönig II, 2 , S. 5· 1298 wird es von den Franzosen genommen.MG. SS. XX\'111, S. 597 21.3MG. S. XXVllr, S. 641 1 1 aus Walteri Gisburnensis Cronica deGestis Regum Anglie.' Dies können wir mtt icherbeil daraus schliefsen, dafs die Fahrt beidem so viel weiter (10 km) seewlirts gelegenen Sluis bereits um 1400Schwierigkeiten macht, Gilliodts, lnventaire Introd. S. 467, Anm. 7·5 So Muiden, da ja 1241 zur villa franca wird, vgl. S. 72, und vorallem Aardenburg, die ebenbuhlerin Brügges. Über Aardenburgs Aufs~rebe~ im IJ. Jahrhundert vgl. \Varnkönig a. a. 0. II, 2, S. JO. - Analogsmd dte Verhältnisse auf der Weser. 'o dominierend Bremen mit Bremerhavenwirkt, die kleineren Weserorte Brake Elsfteth ordenbam, Vege ackhaben · h" . . ' · •tmmer m emen mcht unbedeutenden Yerkehr.6Auch Lnmminsvliet wird die. e Eigenschaft gehabt haben. Vliet =Fleet bedeutet einen durch ein iel ( ' chleuse) abgesperrten Abzugsgrabenoder Kanal zur Entwä serung der Binnendeich Iändereien. Ohne Sachkenntnierklärt Wa, rnkomg"" ·•v 1•et• - als • ftief ·entl \Vnsser• • be onders auch dann gebraucht,wenn das Wa ·ser eine natUrliehe Bucht 1 bildet•, I, S. 234.7 Urk. Nr. 118 bei Warnkönig U, 2, • 16.


79-freier zu entwickeln. In der Tat finden wu sie gerade in denletzten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts häufiger erwähnt. DasHarnburgische Schiffrecht spricht von der Hanse, die cto Ostkerkenin Vlanderen» gehalten werden soll. Öfter wird Houk 1erwähnt 2 . Die Osterlinge besitzen dort ein Haus, und in demSchiffrecht Lübecks (1299) ist die Bank genannt, die Kaufleuteund Schiffer dort des Sonntags aufsuchen sollen. An derselbenStelle wird es namentlich angeführt vor den anderen Hafenstädten.des Swin s. Auch der Verkehr der Rostocker in Houk ist fürdas Ende des 13. Jahrhunderts bezeugt. Wir wissen von Stiftungendeutscher Kaufleute für die Kirche und, wie es scheint, auchfür ein Hospital in Houk. Etwa im Jahre 1302 klagen die deutschenKaufleute in Brügge über Abgaben, die der Ballivuserhebt, si quis moritur in Hoke 4 • In derselben Urkunde heifstes weiter: Item scribunt, quod si quis veniens in portum Swenoniscarnis debitum exsolvit, ballivus ibidem nomine regis debeatipsius regis nomine pocius servare bona decedentis quam consulesvel scabini. Bei dem portus Swenonis ist hier nicht wohlwie zumeist an die Meeresbucht selbst als an einen Ort zudenken, dessen consules et scabini erwähnt werden. Auch Houkkann aber nicht gemeint sein, da die dortigen Beschwerden imSatz vorher erledigt sind , und auch der Bailli dort andersverfährt.Es ist kaum zu bezweifeln, dafs unter dem portus SwenonisSluis zu verstehen ist 5 •Somit finden wir neben den beiden Bezeichnungen Lamminsvlietund Sluis noch eine dritte, die erst in dem Augenblickmöglich wurde, wo Sluis als Haupthafen des Swin erschien undI Vgl. Hans. Geschichtsbl., Jahrg. 1902, S. 92 f." Nicht an unser Houk bat man zu denken bei Ilogge, Hans. U .-B. I,Nr. 2, s. Dietr. Schäfer, Geographische )1isce\len, llans. Gescbicbtsbl., Jahrg.I876, s. 167.s Lüb. U.-B. 2, S. 84, Art. li: de ein schiphere is unde to demeHoke licht mit sineme schepe oder anders war in deme Swene.' Ilanserecesse I, I, Nr. 79; hoke Ilouk erklärt richtig llöblbaum,Hans. U.-B. 2 1 Nr. I3.6 Schon Höblbaum, Hans. U.-B. 2, Nr. 13, setzt Sluis fUr portusSwenonis. Übrigens ist nicht, wie es hier heifsl, von Beschlagnahme, sondernvon Aufbewahrung der Habe eines in Sluis Verstorben~n die Recte.se1ne Konkurrenten überflügelte. Das geschah aber um das Jahr1300. Erinnern wir uns, dafs es seit kurzem zur villa francaerhoben war, und reichliche Privilegien genofs. Muiden wurdezugunsten von Sluis zurückgesetzt. Zu derselben Zeit ist aufsiebzig Jahre die Gefahr beseitigt, welche Brügge und damit.auch Sluis durch Verlegung des Stapels der deutschen Kaufleute{12.8o-r282). nach Aardenburg bedroht hatte 1 . So überflügelteSlms zu Begmn des 14. Jahrhunderts seine Nachbarorte beiweitem. Hat Sluis im «transport» 2 des Jahres 1307 r 9 sols zuzahlen,. so erlegt es mehr als Nieuport mit 12 s. 6 d., Aardenburgmlt I 5 s. 9 d., Damme mit 8 s. 9 d., Dixmuiden mit r 7 s. 4 d.,dagegen zahlen Muiden , Monikerede, Blankenberghe, Ostende,~uden~urg. ?histelles, Thourout und Oostburg zusammen nur soVI:l ~1e Slms. Auch eine Kontribution 8 von 1 3 2 4 trifft Sluismlt emer Summe, die Aardenburgs Quote übertrifft und der dievon Muiden, H~uk, ~onike:ede, Damme zusammen zu erlegendenGel_ds~rnme bei weitem mcht gleichkommt. Gerade jetzt wirdSlms . m a~swärtigen und einheimischen Quellen öfter genannt.Dabe1 ge~mnt der Name »Sluis« eben durch den wachsendenVerkehr ?1e Oberhand über die beiden anderen Bezeichnungen.Das• veremzelt auftreten~e »portus Swenonis« soll zwar nochheu,~ am Hafe~ von Slms haften 4 ; zumeist aber bezeichnet man?almt das Swm selbst. »Lamminsvliet« dagegen kommt nurI~ lok_alen_


8okonnte, mit dem Kanal nach Damme vertauschte. Weit ver-­trauter noch mufste der Seemann mit der Schleuse von Lamminsvlietwerden, als die gröfseren Schiffe seit den letzten Jahrzehntendes 13. Jahrhunderts bei ihr im Swin 1 vor Anker gingen undsomit Sluis von einer Durchgangsstation der Flandemfahrt zumBestimmungshafen 9 geworden war. Was Wunder, dafs auch dieEinwohner ihrer Stadt den Namen beilegten, unter dem sie beiallen seefahrenden Nationen bekannt war 8 •des Swin die Einfahrt in das Swin vermafs. Die Tiefe variierte zwischen10 und 42 Fufs. Gedruckt ist der Bericht Hanserecesse III, 7, S. 326, Anm. I.1 Wir entnehmen dies gleichfalls jener Nachricht.s Alsbald war freilich auch der Hafen von Sluis der Versandung ausgesetzt.Schon 1400 inspizieren die Brttgger ter Sinus - de gebreke vander vart ende van den Zwene. Gilliodts, Iuv. Introd. S. 467, Anm. 7.1470 klagt Kar! d. Kühne: que notre port et havere de l'Eclnse etoit si fortatterri et devenu si estroit, que les caraque, galeres et autres gros navires nypouvoient entrer. Das. S. 467. Auch im 16. Jahrhundert knüpfen sich Erörterungenan die Tiefe des Swin. Vgl. aufser den erwähnten Messungenvon 1519 auch Inventare <strong>Hansischer</strong> Archive, Kölner lnv. I, S. 13 u. 373·8 Sluis wird sogar an Stelle des Swin genannt. So hat der ÜbersetzerMaerlants, Jan Bukelare (Schäfer a. a. 0., S. 581, vgl. oben S. 76, Anm. 2)statt •Swin• des Originals:Licet tui fore densusSluse thesaurus immensus.IV.ZURESCHICHTE DER DEUTSCHENIN STOCKHOLMIM M I T TE LA L T E R.VONW ALTHER STEINGescbichtshlätter,XXxu.6


Die Bedeutung der deutschen Einwanderung für die Entwicklungdes Städtewesens in Schweden ist in den letzten Jahrzehntenoft hervorgehoben worden. Die längst in zusammenfassenderAusgabe bekannt gewordene Gesetzgebung Schwedensliefs schon die ungewöhnlich einRufsreiche Stellung des deutschenTeiles der Bevölkerung in den schwedischen Städten erkennen 1 •Indessen erst die neueren Urkundenwerke ermöglichten eintieferes Eindringen in die Fragen nach Umfang und Einflufs derdeutschen Einwanderung in die Städte. Höchst wertvolle Fundeaus neuester Zeit gewähren endlich einen deutlichen Einblick indie Art der Zusammensetzung der doppelsprachigen Bevölkerunggerade der Hauptstadt Stockholm und in die Veränderungen,durch welche die nationale Scheidung der Bevölkerung in derStadtregierung beseitigt wurde, und das Deutschturn seine Stellungals selbständiges Element der hauptstädtischen Bevölkerungverlor.In keinem der drei nordischen Reiche legt die ältere Überlieferungein so bestimmtes Zeugnis ab für die städtebildendeKraft des deutschen Bürgertums wie in Schweden. Hier ist nichtallein die Übertragung städtischer Einrichtungen von Deutschlandher zweifellos, auch der eine zeitlang mafsgebende und mächtigereTeil der städtischen Bevölkerung, speziell der dem Handel zugewandte,dürfte deutscher Herkunft gewesen sein. Schon imJahre 1 3 2 3 erscheinen Mitglieder des Stockholmer Rats getrenntnach den beiden Nationalitäten der Schweden und der Deutschen.Die Bestimmungen des Stadtrechts König Magnus Eriksons ausder Mitte des 14. Jahrhunderts haben allgemeine Gültigkeit für1Vgl. die Übersicht von K. v, Amira, Grundrifs d. gerrn. Rechts,2. Aufl., SA. a. Pauls Grundrifs d, gerrn. Philologie, S. 6o ff.6*


84die schwedischen Städte. Nach diesem Stadtrecht 1 sollen dieobersten städtischen Behörden, Bürgermeister und Rat, die ersterenaus sechs , der letztere aus dreifsig Personen b~stehen , vondenen alljährlich der dritte Teil, je zwei Bürgermetster und zehnRatmänner1den jeweilig regierenden Rat, nach deutschem Ausdruckden sitzenden Rat bilden. Von den Bürgermeistern sollendrei Deutsche und drei Schweden sein. Ebenso soll der Rat zureinen Hälfte aus Deutschen, zur anderen aus Schweden bestehen.Der Gesetzgeber rechnete mit der Tatsache der Vermischu~g derbeiden Nationalitäten und wufste oder sah voraus, dafs die Feststellungder nationalen Zugehörigkeit zu Zweifeln Anlafs gebenkonnte. Er bestimmte daher, dafs als Deutsche nur Söhne vondeutschen Vätern zu gelten hätten, während es gleichgültig seinsollte ob die Mutter eine Deutsche oder eine Schwedin war.Dieseibe Regel galt für die Bestimmung der schwedischen Nat~onal~tät.Der Gesetzgeber hielt aber den Unterschied der NatJOnal.Itätenaufrecht und sah darin keine wesentliche Gefahr für du.~Entwicklung des Gemeinwesens und des Landes.Das allgemeine Stadtrecht zeigt noch keinen Zug von Engherzigkeitund nationaler Eifersucht. Es enthält die Bestimmung,dafs man , wenn in einer Stadt nicht so viele Deutsche .oderSchweden vorhanden sind, um den Rat und die Bürgermeisterstellenin der vorgeschriebenen Zahl voll zu besetzen, die Lückein der Reihe der einen Nationalität ausfüllen dürfe durch Angehörigeder anderen. Diese Freiheit konnte jede .der beidenNationalitäten für sich in Anspruch nehmen, und somit auch dasDeutschtum in einer schwedischen Stadt zu einem, nach demStadtrecht nicht ungesetzlichen und vom Gesetzgeber nicht aufserRechnung gelassenen Übergewicht gelangen. Dem älteren Stadt·recht wird der Gedanke zugrunde liegen , dafs die Deutschendiejenigen sind, die sich auf städtisches Leben versteh.en _und diein städtischen Angelegenheiten, besonders auf dem Gebiete derVerwaltung und des Handels, Erfahrung und Übung besitzen.;in der Einbürgerung dieser Fähigkeiten sah man einen Vortellfür das ganze Land und liefs daher den Deutschen Raum zur1 Schlyter, Corp. juria Sueo-Gotorum antiqui, Bd. 11, S. 7 fl'., § li.ssAnsiedelung, zur Einführung ihrer städtischen Gewohnheiten undzur bequemen Behauptung ihres Volkstums.Dafs bei diesem Nebeneinander der beiden Nationalitätenin dem Unterschiede der Sprache eine Schwierigkeit lag, ist begreiflich.Das Stadtrecht läfst sie durchblicken 1• Es schreibtvor, dafs der Stadtschreiber ein Schwede und kein Ausländersein sollte. Diese Bestimmung war notwendig im Interesse derschwedischen Bevölkerung. Die Deutschen mufsten im Besitzbeider Idiome sein, wenn sie ihr heimatliches nicht aufgebenwollten. Tatsächlich sind natürlich die Stockholmer Stadtschreibermit beiden Sprachen vertraut gewesen. Das läfst die einfacheErwägung der Verhältnisse voraussetzen. Das Grundbuch Stock·holms, welches für den Zeitraum von I 42o-I 474gedrucktvorliegt 9 , beweist es vollends. Es enthält unter rund 8oo Eintragungen26 Eintragungen oder in solche inserierte Urkundenin niederdeutscher Mundart, die übrigen in schwedischer. Die seitI 43 I erhaltenen Stadtrechnungen Stockholms sind in schwedischerSprache geführt. Aber in dem Schofsbuch von 146o-1 6sa 4liegen auch zwei Abrechnungen des deutschen Ratsherrn undBürger~eister~ Henning Pinnow aus den Jahren I457 und 146 9über seme Emuahmen und Ausgaben von städtischen Geldem(~an upbort unde utgift), die in deutscher Sprache geschriebensmd. Im übrigen ist die Sprache der Stockholmer Stadtbücherabgesehen vom Lateinischen, schwedisch. Es mag enrlhn~werden, dafs Stockholm und die schwedische Reichskanzlei nochder Verfassungsänderung von 1471 in ihren Schreiben anStädte sich des deutschen Idioms bedient haben.Wie bekannt, wurde im Jahre x 47 x der gesetzlichen VerundTrennung der beiden Nationalitäten in der Verfassunder schwedischen Städte, vor allem der Hauptstadt Stockholm~Ende gemacht. Wenige Tage nach dem Siege der s h edc··CWenhnstJan von Dänemark am Brunkeberge bei Stock-1. Schlyter, a, a. 0., S. 12, § VI. Dazu die Korrektur Hegels, StidteG1lden I, S. 287, Anm. I.1(I~t;~~holms stads jordebok I42o-1474, utg. genom Haras Hilde-8 Im Reichsarchiv zu Stockholm, s. unten,


86holm \ I o. Oktober I 47 I, erschienen vor dem Reichsvorsteher StenSture und dem schwedischen Reichsrat Vertreter der Gemeindevon Stockholm und anderen schwedischen Städten mit der Bitteum Aufhebung der gesetzlichen Bestimmung zur Besetzung derHälfte der Stadträte mit Deutschen. Sie motivierten ihre Forderungmit dem Hinweis sowohl auf die infolge der Trennung derNationalitäten häufig entstandene Zwietracht, wie auch, was gewifsebenso richtig wie beachtenswert ist, auf den Umstand, dafsnirgendwo anders eine Stadt zur gleichmäfsigen Teilung des Ratsin zwei Sprachen verpflichtet sei. Sie wollen damit den bisherigenZustand nicht allein als gefährlich, sondern auch alsüberlebt bezeichnen. Wenn sie hinzufügten, dafs sie nötigenfallszu gewaltsamer Selbsthülfe schreiten würden, so mag dieAufnahme dieses Motivs in die über den ganzen Vorgang berichtendeUrkunde 11 dem Reichsrat als eine Art von Entlastungerschienen sein flir den Fall , dafs aus der Änderung des zu·gunsten des Deutschtums lautenden Stadtrechts in Zukunft Un·annehmlichkeiten im Verkehr mit den deutschen Hansestädtenentstehen oder peinliche Erinnerungen bei diesen zurückbleibenkönnten. Wie dem auch sei, die Forderung wurde vom Reichs·rat bewilligt und bestimmt, dafs fernerhin kein Ausländer alsBürgermeister oder Ratsherr sitzen oder irgendwelche wichtigenÄmter, wie die der Zoll-, Stadt· und Gerichtsschreiber, bekleidensollte, sondern dafs die schwedischen Städte fortan regiert werdensollten durch schwedische Inländer, die Grundbesitz in der Stadthaben. Endlich sollte der erwähnte Artikel des schwedischenStadtrechts, der die doppelsprachige Besetzung der hohen Ämteranordnete, ungültig sein.Demgemäfs ist das Stadtrecht abgeändert worden. Dieneue Fassung 8 trägt noch deutlich die Spuren des früher anderenZustandes an der Stirn. Sie bestimmt, dafs die Zahl der Bürger·1Vgl. Styffe, Bidrag till Skandinavieus bist. 4, S. XXIII, Hans Hilde·• brand, Sveriges Medeltid (Sver. bist. 2) S. 365 ff., von der Ropp HR. 6,s. 424 ff.1 Scblyter a. a. 0., S. 401 ff., Stockholms stads privileeiebref 1423 -1700, Nr. 17, Haus. u.-B. 10, Nr. 62.1Schlyter a. a, 0., S. 7 f.87~eist~r v~er und die der Ratmänner vierundzwanzig betragen soll,die samtbeb Schweden und keine Ausländer sein müssen u dd ii . 1 . ' na s n~em~ s ~m Ausländer Bürgermeister oder Ratmann seinod~r em Wichtiges Amt wie die vorhergenannten in der Stadt bekleidendarf.•Untersuchungen über die Deutschen in schwedischen Städtenhat zuerst Grandinson angestellt und in Beilage IV Seite ff.• S h 'fi 1 ' ' I 93 'semer c ri t die Im Diplomatarium Suecanum vorkommenden~amen von Deutschen in den schwedischen Städten von 12 8 2bis. 1~32 zusa~mengestellt. Sodann wies Hegelll wieder nachdrückhebauf die Bedeutung der Bestimmungen des schwedischenStadtrechts für . die Verbreitung des deutschen Elements in den~tädten hin. Kalmar ' Stockholm und Wisby waren die wichti~stenschwedisc~en .Städ~e' für welche eine starke deutscheEmwanderung, Ja em ~ber~ewicht der Deutschen bezeugt;ar. Doc.h ~esta~tete d1e Uberlieferung bisher keinen ge-~ueren .. Embbck ~~ die Zusammensetzung der Bevölkerungdies~.r Stadte. Erst m jüngster Zeit hat die Wiederentdeckungder alteren S~dtbücher Stockholms ein ebenso reiches wie interessante~Matenal zur Beurteilung der Nationalitätenfrage in derschwedischen Hauptstadt ans Licht gebracht. Seit dem Endeverschollen' sind diese Stadtbücher Stock-~~~m I 8. Jahrhu~dertsCI s vor ~emgen Jahren wieder aufgefunden worden Samason hat Sich das Verdienst erworben, den wichtigen Fund ..~3· Ba~d der Historischen Zeitschrift Schwedens a ausfilb li h 1Dlu:~ch~~~e~~h;ter~::leSt~:~~~ngen aus ih~ zu veröffe~tl~ch=h . er zu vergleichen mit desprec ~nden Überlieferung der deutschen Städte. r ent-Diese Stockholmer Stadtbücher, welche J'etzt .Im Königlichen• 1 Studier i Hanseatisk-Svensk historia, Tb I •biS 1365 (1884 u. 188s)· die im Tat ilb • bts 13J2, Tb, 2 von IJJ2D' u I erw nte Zusamm t n .te ntersuchungeu Girgensohns d' '·--dj . ens e ung m Tb. 1 ,b' ' te sAIW naVIsche Pol't'k d Hts IJ95' Beilage I, S, I8S ff., über die De . I l er anaa 1375nur den eingewanderten deutschen Ad 1 . hutschen m Schweden belwadein2 e , Dtc t das Bllrgertu • dStädte und Gilden 1 , S, 286ff. m In en Stidten,s Stockholms lterfunua stadsb" k outg. af Sveuska bist före . oc er fran medeltiden' Hist. Tidslaift· mng. gen. E. Hildebrand, 2 3 . (rnn 3 ), S7 - • 2 5ft'., 97 ff.


88Reichsarchiv zu Stockholm aufbewahrt werden , umfassen u. a. 1ein Ämterbuch mit Rats- und Ämterlisten von 14HJ-1544.städtische Rechnungen von 1431 bezw. 1436-1441, Kämmereirechnungenseit 1460, Bu,rspraken seit 1459, Schofsbücher vonI460-1469, ein Rechnungsbuch, welches u. a. über die Unterhaltungdes Stadtschiffs berichtet, seit 1489, endlich elf BändeGedenkbücher von 1474 an, deren Inhalt dem der Memorialbücher,Ratsprotokolle oder unter ähnlichen Namen bekannten Ratsbücherder deutschen Städte entspricht.Bei Gelegenheit eines kurzen Aufenthaltes in Stockholm imHerbst 1903 gestattete mir die Verwaltung des Reichsarchivs dieDurchsicht dieses neu erschlossenen Materials. Die wenigenStunden , welche mir zur Verfügung standen , habe ich benutztzur Untersuchung der interessantesten Frage, welche diese Stadtbücherstellen, der des Verhältnisses der beiden Nationalitätenzu einander. Der Güte derselben Verwaltung verdanke ich endlichdie Mitteilung einer Anzahl der in dem erwähnten Ämterbuchenthaltenen Rats- und Ämterlisten Stockholms, welche diesesVerhältnis lebendig veranschaulichen und zum Teil am Schlufsdieser Erörterungen als Beilagen abgedruckt sind.Die hansische und die mit der hansischen enger zusammenhängendenordische Überlieferung Iiefsen bisher weder die Verteilungund Vermischung der beiden Nationalitäten innerhalb derStockholmer Bevölkerung noch die Stellung Stockholms und deranderen schwedischen Städte zur deutschen Hanse mit erwünschterDeutlichkeit hervortreten. Von den schwedischen Städten istStockholm nur einmal, im Jahre 1366, auf einer Tagfahrt derHansestädte in Lübeck durch einen Ratssendeboten vertreten gewesen1 • Ihre Bevölkerung, zum mindesten deren deutscher Bestandteil,hat teilgenommen an hansischen Privilegien im Auslande.Sicher ist dies bezeugt für Flandem , und zwar um die Mittedes 14. Jahrhunderts und in den folgenden Jahrzehnten. Uortbildeten in der in drei Gruppen geteilten Genossenschaft derdeutschen Kaufleute, nach deren Statut von 1347, das dritteDrittel die Kaufleute aus Wisby, aus Livland und aus Schweden.I S. die Übersicht bei Cluon, S. 28 ft'.I Koppmann HR, 1, Nr. 376, Einleitung.89In den Jahren 1378 und 1379 wird die Zugehörigkeit derSchwed~n zu diesem Drittel und ihre Verpflichtung zur Leistungvon Betträgen zu den Kosten desselben wieder betont •. EinSchreiben Stockholms an Wisby aus diesen Jahren bezeugt, dafsStockholm damals diese Zugehörigkeit anerkannte und an demSchicksal des deutschen Kaufmanns in Brügge Interesse nahm s.Man hat in Abrede gestellt, dafs die Zulassung zum Mit·genufs der hansischen Privilegien sich auch auf die nichtdeutsebenEinwohner der schwedischen Städte erstreckt habe a. Ganz abgesehendavon, dafs die Quellen in dieser Hinsicht keinen Unterschiedmachen, läfst sich die Frage aufwerfen, ob in bezug auf~tockholm eine verschiedene Behandlung nach Nationalitätenüberhaupt möglich war. Noch im Jahre 1 422bestimmte dieLübecker Tagfahrt vom 31. Mai, dafs die drei Reiche Dänemark,Schweden und Norwegen im gotländisch-Iivländischen Drittel, wiees von alters gewesen, bleiben und in der brüggischen Genossenschaftin diesem Drittel ihren Schofs bezahlen sollten •. Wennman weiter fragt, ob darunter auch nichtdeutsehe Personen verstandensein können, so gibt darauf der Beschlufs der LübeckerTagfahrt vom 15. Mai 1407 11 eine Antwort. Auf eine Anfragedes Rrüg?er Kontor~, ob es Kaufleute von Lödöse , Ripen undOpslo mtt de~ Fretheiten des deutschen Kaufmanns verteidigen~olle • er~lärt dte Versammlung: weil der deutsche Kaufmann inJenen ~täd~en Freiheiten geniefst' sollen auch jene Kaufleute,wen.n ste ~~ der Hanse sind, des deutschen Kaufmanns Recht~emefsen, m~ht aber, wenn sie nicht in der Hanse sind. Mithintst der Gestchtspunkt' unter welchem die Zulassun dhan . h F 'h . J g zu enstsc en reJ etten den einzelnen Personen gewährt wird, nichtIMeine Schrift: D. Genossenschaft d, deutseben Kaufleute zu ß.Rw&~~ ·-~9 Koppmann HR, 3, Nr. 12 8.11Rydberg, Sverges Traktater 1 5 AHansestädte u, K. W aldemar S. 25 I 'A • 3 07' h nbm. I. und Schlfer' Die. ' • nm, 1 • a en d1e Zulassung anpnommenfür die gesamte Stadtbevölkerung D'haben u, a. Grandinson a. a. 0., Tb 2 S • Ale entgege~tate Alllichtnossenschaft S 93 A • , • 35' nm, I und Ich selblt, Ge-' · , nm. 2 geäufsert.' Koppmann HR 7 N 8 ll11• • r, 4 7' b' 20, vgl. Nr. 495·Koppmann HR 5 N lld d ts h H . ' r, 392, b' 26, 10, Vgl. meine Beitrlge a. Ge.c:h.• eu c en anse, S. 117, Anm. I,


der der Nationalität, sondern der Zugehörigkeit zur Hanse. Essteht der Annahme nichts im Wege, dafs bei den Bewohnernder schwedischen Städte die schwedische Nationalität an sichnicht ausschlofs von dem Genufs der hansischen Freiheiten.In den Kämpfen der Mecklenburger mit Margaretha vonDänemark um die Herrschaft in Schweden trat der Gegensatzder Nationalitäten innerhalb der Bevölkerung Stockholms scharfzu Tage. Die Deutschen in Stockholm begünstigten das KönigtumAlbrechts von Mecklenburg. Nach dessen Niederlage undGefangennahme bei Aasle im Jahre I 389, infolge deren ganzSchweden von ihm abfiel, hielten sie allein an ihm fest, schlugendurch einen rücksichtslosen Gewaltstreich den schwedischen Teilder Einwohnerschaft nieder, vertrieben und verbannten mehrerehundert Schweden aus der Stadt 1 und behaupteten Stockholmmehrere Jahre lang für Mecklenburg gegen die siegreiche Königin.Die Stellung, welche die Hansestädte in diesem Konflikt zu derNationalitätenfrage einnahmen, ist zunächst undeutlich. Man hatdiesen Punkt bisher auch nicht beachtet, weder in der deutschennoch in der nordischen Forschung. Allein es fällt auf, dafs dieHansestädte, als sie im Jahre 1395 Stockholm als Pfand flir dieRückkehr Albrechts in die Gewalt der Königin in eigene Verwaltungnahmen , nicht nur selbst versprachen, die VerfassungStockholms während der Dauer ihrer Besetzung der Stadt nichtzu ändern, nämlich die Stockholmer zu l~sen by al erer rech·t ich e i t, privilegien und vriiheit, de se van oldinges bet her·tho van koninghen to koninghen und dem rike tho Swedenund van geistliker acht gehat hebben 1 • Sie verpflichten sichauch, bei der zukünftigen Übergabe Stockholms an die Königinvon dieser selbst urkundliche Zusicherungen zu erwirken , dafsauch sie keine Verfassungsänderung vornehmen würde. Mar·garetha gab damals dieses Versprechen flir die Zukunft 8 •Dafs hierbei die Nationalitätenfrage in Betracht kam, zeigendie Versuche der im Jahre 1389 von den Deutschen StockholmsI Ygl. Erslev, Dronning Margretbe og Kalmarunionena crundlaeegelse,S. 169 ff., Gärgensohn a. a, 0., S. 93 Ir.B Koppmann HR. 4. Nr. 270.8 A. a, 0. Nr. 271.91vertriebe~en schwedischen Stadtbewohner' während der Dauerder hansischen Besetzung und Herrschaft wieder in d' Stadgelangen 1 T t .. hl' h Ie t zu. ·. a sac Ic konnte man ihren Verkehr mit der St dtmcht verhmdern. :.Sie fahren aus und ein . ab . ht d , wann Sie wolleneenc ete er preufsische Hauptmann ll Abe d 'W h h . • r zum auerodeno nen ~c emt man sie noch nicht wieder zugelassen zu habenDen hansischen Hauptleuten war dieser Verkehr de b .S h d · r ver anntenc we_ en. m~t der Stadt, wie auch die Regungen der umwohnen-~~n emheimischen Bevölkerung verdächtig. Wahrscheinlich be­:~;cht~te :an doch ~inen neuen Ausbruch der nationalen Gegenaz~. m er. St~dt Im Falle der Wiederherstellung der altenZustande ' Wie ste vor I 389 bestanden hatten Die h .Haup.tleute beobachteten daher strenge Neutra~tät ansisb~enParteien Schweden und M kl gegen eideParteigä~ger der M kl b ec en~urger, auch gegen die deutschenec en urger m der Stadt Der V h .mecklenburgischen Flotte Mitte des J h . . ersuc emerzu b ·· h · . ' a res 1 397 steh der Stadtemac ttgen' scheiterte an der Wachsamkeit d H tlSo ka . er aup eute.an M mhes Im Jahre 1.398 bei der Auslieferung Stockholmsargaret e zur Erfüllung der frühe V .junge K.. . E . .. . ren erembarungen. Deromg nch bestatigte' unter Reistimmunund des Reichsrats und . d E g Margarethasfrüher dem König Alb mh er rwartung' dafs Stockholm wierec t ' so fortan auch 'h dNachfolgern Treue halte 1 m un seinenun~ Privilegien ' die sie n s::r!~' der Stadt ihr ~echt' FreiheitReiche Schweden be 8 ers ~on den Kömgen und dem. sessen . Damtt w .emer V erfassungsändear jebt und vorläufigder Form wie der ~unhg vorgebeugt. Man beachte' dafs hier. ac e nach ein land h 1' hmneren Politik vorliegt d es err tc er Akt der' essen Erlafs die H dgesetzt haben. Freilich h tt . ansesti te durch.. a e er eme doppelte B dwar em Akt der inneren Politik ti e eutung. Es, so ern Stockholm eine Stadt1 Daenell, Geschichte d. deutschen Han . d139 f. se ln • 2. Hilfte d, 14- Jabrh.,2 Koppmann HR. 4, Nr 349s K ' .. . oppmann HR. 4, Nr, 490. In dvdeg•en usw., S 456 l'st b M em Satz: alle erer rechtich•lt .. ,.;. ' nac afsgabe - ' .... -~swedenc und •van geistliker h . von Nr. 270 u. a7r zwilchenkunde ist nur in Recefsbands h ~: te• eJn •undc einzuschieben, Die Ur­Suhm 14, S. 643 fehlt •und•, c n ten erhalten, Auch in dem Abdruck bei


des Reiches war, und zugleich ein solcher der äufseren, sofernStockholm eine zum grofsen Teil deutsche Stadt war, an derenDeutschtum die deutschen Hansestädte ein Interesse hatten undfür dessen Erhaltung sie durch ihr Eingreifen in die nordischenWirren eingetreten waren. Auch das mufs als ein Erfolg derHansestädte angesehen werden, dafs sie durch die Aufrechthaltungder Stockholmer Verfassung, wie sie in den schwedischen Reichsgesetzenvorgeschrieben war, die Zukunft des Deutschtums inder Hauptstadt sicherstellten.Nur dafs seit dem mecklenburgischen Konflikt ein enger ZusammenhangStockholms und des dortigen Deutschtums mit derHanse als solcher kaum mehr wahrzunehmen ist. Nachrichtenüber Handels- und Verkehrsbeziehungen zwischen Stockholm undeinzelnen Hansestädten liegen ziemlich reichlich vor. Aber höchstselten werden später in der bisher bekannten hansischen Überlieferungdie beiden Nationalitäten der Bewohnerschaft Stockholmserwähnt. Ein Schreiben des schwedischen Reichsrats an diehansischen Seestädte weist aus Anlafs der Vertreibung KönigKarl Knutsons aus Schweden im J. I457 hin auf die beidenBestandteile der Einwohnerschaft Schwedens, Schweden undDeutsche 1 • Karl suchte gegen die Empörer, die sich überlegenerwiesen, seine letzte Zuflucht in Stockholm. Als die Stadt sichunzuverlässig zeigte, verliefs er das Reich. Ob bei dieser Gelegenheitdie Nationalitäten in ihren Neigungen zu Karl oderdessen Rivalen Christian von Dänemark, dem Vertreter derUnionspolitik, auseinandergingen, ist unbekannt. Der damalsvom schwedischen Reichsrat nach Lübeck gesandte Unterhändler,welcher dort über die Umwäbung Bericht erstatten und zugleichdas bei dem Lübecker Geschäftsfreund Karl Knutsons hinterlegteGeld des Königs beschlagnahmen sollte, Henning Pinnow 8 , wareiner der angesehensten deutschen Bürger Stockholms , noch indemselben Jahre deutscher Kämmerer, im folgenden Niedergerichtsvogtund im nächsten Jahrzehnt wiederholt deutscherBürgermeister 8 .1 Von der Ropp HR. 4, S. 379 , Schwarlz, LiY•, esth· u. kurllnd.U.-B. II, s. 527.I Von der Ropp a. a. 0., Nr. s•s, 523, 525.1Nach den Rats- und Ämte"erzeichnisaen Stockholm .93Die Verfassung Stockholms mit ihrem reichsgesetzlich geregeltenSystem möglichst gleichmäfsiger Vertretung beiderNationalitäten in der Stadtregierung, deren Bestand das PrivilegErichs dank dem Eingreifen der Hansestädte garantiert hatte~erscheint im IS. Jahrhundert in voller Wirksamkeit. Kein Teilder wieder aufgefundenen Oberlieferung veranschaulicht sie deutlicher,als die Rats- und Ämterlisten; die, wie erwähnt, seit demJ. I4I9 in ununterbrochener Reihenfolge erhalten sind. Hierinteressieren vor allem die Listen bis zur Änderung der Verfassungim J. I 47 I. Begreiflicherweise ist in diesen Listen dieSchreibung der Namen nicht konstant. Deutsche Namen werdenof~ in schwedischer Form, schwedische in deutscher gegeben.Hter mögen wenige Beispiele genügen. Heyne Frome unter dendeutschen Ratsherren erscheint als H. Froma, der DeutscheDetert Krake oder Krako als D. Kraka, der Deutsche ClausWise als Wisa. Dafs die Bestimmung der Nationalität der Personendurch diese schwankende Schreibung nicht selten erschwertoder verhindert wird, liegt auf der Hand.. Diese ~is~en verzeichnen, wie auch die in der Beilage mitgeteiltenBetsptele dartun, die Namen der die einzelnen Ämterbekleidenden Personen in nicht ganz regelmäfsiger Folge undn~cht nach einem feststehenden Schema. Doch beobachten aiee1?e. strenge Ordnung darin, dafs sie zuerst die wichtigsten Ämter~ut Ihren Inhabern nennen, denen sieb sodann die minder wichtl~en.an~chliefsen. Die ersteren umfassen die Bürgermeister undd1e Mt~gheder des sitzenden Rats, die Niedergerichtsvögte (praefectipr." mmorum judiciorum, rrette fugate und ähnlich) und ~Kämmerer ( camerarii, kremener, kremenrere ). zu den Ietztaehö ll üb . .. ereno r~n a . e . n~en Amter: die Kirebenvormünder (tutoreseccles1~, kuk~awrer1e), die Vorsteher des Almosenwesens (adelemosma.s, til ~ondagx almwsan), die Provisoren des hl. Geist·h~uses, die Provtsoren des S. Georgs-Hospitals die Aufseh übed1e städf h B ( ' er r. . . Isc en ~uten bumestera), die Vorsteher des Ziegelhauses(hl tighilhu~et, ttgelmestare), die Aufseher über die Wachen anToren und Pforten (t"xcubiatores' positoresden ~erschie~e~en::cubtaru~; Ist! habe~unt, sagt die Liste von I4I9, claves porrum),die Baumschhefser' die Aufseher über die Herbedie Schof: h d" A rgenrs erren, Ie ufseher über die städtischen Pferde (foder-


94m~ k) , dl·e Wraker für den Verkehr mit Gold und Silber, mit1Hanf und Flachs, mit Fischen und_anderen Hand~lswar~n usw.Die erstgenannten wichtigen Amter der . Gench~vo~e undder Kämmerer unterscheiden sich von den romder w1cht1gen _dadurch,dafs jene aus dem sitzenden Rat besetzt werde~, d1esenicht. Bürgermeister, Ratsherren, Gerichtsvögte ~nd Kammererbilden demnach als Mitglieder des sitzenden Rats eme Grup~ f~rSIC · h . D1'e Zahl der amtierenden Bürgermeister betrug zwe1, d1eder sitzenden Räte acht, die der Gerichtsvögte und Kä~mererje zwei, ebenso viele in der Regel die der minder wichtig~n Amter ;nur als Ausnahmen erscheinen in der letzteren Gruppe em~r ~derdrei oder vier Inhaber. Die Gesamtzahl der ersten w1chbgenGruppe betrug aber nur zehn Personen, da die _Gerichtsvögte unddie Kämmerer aus den acht Mitgliedern des s1tzenden Rats e~tnommenwurden oder, wie anscheinend die Kämmerer, be1mAntritt ihres Amtes in den sitzenden Rat eintraten.Die Zahl der in den Listen ausdrücklich als sitzende Ratsherrengenannten Personen beträgt vier oder sechs oder acht,was nicht irreführen darf. Das eine Mal, z. B. 1419, 1433 undhäufig, nennen die Listen die sämtlichen acht sitzenden Ratsherrenund verzeichnen dann vier von ihnen noch besonders alsGerichtsvögte und Kämmerer. Ein anderes Ma~, z. B: I 4~6,nennen sie nur sechs sitzende Ratsherren und noberen d1e Kämmerernur für sich unter ihrer Amtsrubrik. Ein drittes Mal,z. B. 14ss, beträgt die Zahl der genannten sitzenden Ra~herrennur vier, indem Gerichtsvögte und Kämmerer nur für s1c~ aufgeführt,nicht aber unter den sitzenden Ratsherren verzeichnetwerden. Die Regel ist, dafs alle acht als sitzende Ratshe~engenannt werden. Die eine Hälfte der sitzenden Ratsherren, _v1er,bekleidete mithin kein anderes Amt, die andere Hälfte bekle1detedie Ämter der Gerichtsvögte und Kämmerer.Bei der ersten und wichtigen Gruppe, die aus Bürgermeistern,Ratsherren , Gerichtsvögten und Kämmerem bestand, ist der• Ich verweise auf die Ausführungen Clasons S. 38 fr., da es hierweniger auf die Darstellung der Stockholmer Ratslmterverfasaung un d 1 "her rVeränderungen ankommt, als daraaf 1 die Verteilung der atlona . l'tit I en anBeispielen zu erläutern.95Grundsatz der gleichmäfsigen Beteiligung beider Nationalitätenmindestens formell streng durchgeführt. Die Listen beginnenmit dem Namen des schwedischen Bürgermeisters (proconsulSuevus) und schliefsen daran die vier (oder weniger) Namen dersitzenden Ratsherren (sedentes euro ipso) schwedischer Nationalität.Dann folgt der deutsche Bürgermeister (proconsul Teutunicus,Theotunicus) mit den sitzenden Ratsherren (sedentes cum ipso)deutscher Nationalität. Hieran schliefsen sich die Namen derbeiden Gerichtsvögte und der beiden Kämmerer. Auch vonihnen ist immer je einer aus den sitzenden schwedischen, derandere aus den sitzenden deutschen Ratsherren entnommen. Dasergibt sich sofort aus einer Prüfung der Amtsverzeichnisse. DieListe von 1445 sagt zudem ausdrücklich: camerarii: Olaff BergxmanSue\'us, Teutunicus Hinricus Lybbenhus loco novicii, d. h.als neu in den Rat tretende. Es fragt sich , ob das gesetzlichvorgeschriebene und in den Listen formell gewahrte Verhältnisgleicher Besetzung dieser einflursreichsten Ämter, des Kerns derStadtregierung, durch Angehörige beider Nationalitäten auch tatsächlichgewahrt worden ist. Man hat schon früher im Hinblickauf die Namen der Ratsmitglieder des ]. 1420, welche im Eingangdes erwähnten Stockholmer Grundbuches genannt werden,einen überwiegenden Einflufs des deutschen Teiles der Bürgerschaftbehauptet 1 • Clason 1 bestreitet dies auf Grund der Listen'----1. _Odhner und H. Hildebrand, s. Clason S. 41, Anm. J, deren Werkemtr n•cht zugänglich sind.9S. 4 1 f, Im Eingang des erwihnten Jordeboks, a. a. 0. S. 1, werden~en~nnt vier Bürgermeister: Johan Westfael, Fikke van der Oldenstat,n~ eka Lli!lrenbergb und Johan Muntare, und 17 Ratsherren, di~ d~n geme•n~n~at bildeten: Joban Wippenflfrdh, Andris Wikafr, Matios Heyse,Andns Dllekn W'll'1H' .k • •om Olafson, Benct Skalm, Engleka Zwarte, Peter Trtbo,C •_nr• Dingxstede, Clawes Bruke, Clawes Llfrenbergh, Tydeke ye11borgh,nstofrer van D ..b e k e und Bertil unsen, Alß' von MJSten, LodWJjk Dunchede, Herman Rem·8 vame Hagbu, Von diesen 21 Personen gehören, wie Cluon• 4 2 , Anm. 2, feststellt, n.cb den Rats- und Amtalisten 11und Jo zur de tsch Gsur IChwedilcben. b u en ruppe. Sieht man auf die amea lelhlt , ao ergibtSEI~ ' dafs von den Ratsherren die IetsteD "eben denbebe amea trqen.an Clawes Llf be h .Dte1ster . s den ren T t rg · 1st , 1g 1424 deut.cher Ra herr, lplter deutacher Burger.h ' • ez Im oo ., dasu kommen unter den YOrbergebenden Ratserrenals deutsche Namen J. Wippenflfrdh (richtiger Wipperflfrdh, 1. die


weil in ihnen die nationalen Gruppen formell auseinander gehaltenwerden. Er meint, der deutsche Klang von Namen der schwedischenGruppe könne die fremde Nationalität so wenig beweisen,wie in unserer Zeit Namen wie Dyrssen oder Meyer bei schwedischenStaatsmännern. So richtig das letztere sein mag, sowenig scheint es mir für das Mittelalter zu beweisen.Die Listen selbst sprechen m. E. zugunsten der früherenAnnahme, dafs die deutsche Nationalität in der Stadtregierungüberwog. Auffallend ist das Verhältnis bei den Inhabern desobersten Amtes, bei den Bürgermeistern. Die Namen der deutschenBürgermeister sind bis 1471 durchweg deutsch. Die Aufzählungihrer Namen ist daher an dieser Stelle überflüssig 1 • DieNamen der schwedischen Bürgermeister von 1419 an sind folgende:1419-1434 9 Johann Westfall, 1420 Englica Lerenberg,1421-1435 Johann Munter oder Myntare, 1430-1433 WillamNagel, 1436-1440 Breder Jensson, 1437-1452 Olaff Swarte,1444-1455 Lambert Westfal, 1445-1448 Peter van (dem)Water, 1450-1463 Martinus Lindorm, 1457 Martinus Nielsson,1458-1477 Ludovicus Westman oder Wesman, 1464 BiernRatsliste von 1419 in der Beilage und den Text; gemeint ist Wipperftlrthi. d. Rheinprovinz oberhalb Elberfeld a. d. Wupper), A. Wikaff 1 MatiosHeyse und H. Dingxstede. Dazu geri!Chnet die beiden zuerst genanntenBürgermeister, obgleich Joh. Westfael schwedischer Bürgermeister war, vgl. denText, macht 13 deutsche Namen gegenüber 8 anderen, die nur zum Teil spezifischschwedische Namen tragen. Wegen Engleka Llrenbergh und Job. Muntares. den Text; Andris Direkn (sonst Diekn, von diaconus ~), Engleke Zwarteund Clawes Braske sind zweifelhaft. Es bleiben nur 3 &WeifeUos achwedischeNamen. Zu dem gleichen oder noch günstigeren Resultat kamen schonOdhner und Hildebrand.1Namentlich sei nur erwähnt Hans Bismark (Bysmark, Bysmarke,Bysmarket), der zuerst 1424 als Kimmerer in den litzenden (deutschen) Rateintrat, dann 1425 und 1428 als deutscher Ratsherr erscheint, 1430 aumersten Mal als deutscher Bürgermeister amtierte und noch in drei weiterenJahren, 1433, 1436 und 1438, die Stellung des deutschen BUrgermeisters ein·nahm. In dem letztgenannten Jalu 1438 heifat es in der Ratsliste bei seinemNamen: proconsul Theutunicus dominua Johannes Byamark, pro eo sedebatdomious Johannes Hoppener ipso absente.1Die Jahreszahlen bezeichnen das erste und das letate Jahr der .Filhruni:des Bürgermeisteramtes. Die Zwischenriume der AmtsfUhrune betraJCD inden meisten Fillen 2 oder 3 Jahre.97Helsing r 4 6s- 6 N"'1 47 Ige 1 ss Pedersson s "tnur Namen solcher dJ"e h ti · ei 147 2 erscheinen' sc on rüher als h d"meister fungierten wie diesc we Ische Bürgerp' genannten Lud Westm d N"ede~son, oder neue Namen zweifellos schwedisch:: ~n Igelson den erwähnten Btirgermeistern - es . rsprungs.von 1419 bis I47I als schwedische Bti . smd. alle, welchedtirften meh . rgermeJster fungiert haben _rere von nichtschwedischer H k ti .beiden langjährigen Burg . er un t sem. So dieermeister Johann und L beEs kommt hinzu, dafs ein Lambert W am rt Westfall.Ratsherr und K·· . estfall zuerst 1438 deutscherammerer und Im nächste J h dherr und Gerichtsvogt . n a re eutscher Ratsk. war, vermutlich doch d" lb peJt, die I 444 schwedischer Bti . Iese e ersönlichkanntiber die ursprlingliche N :?erm~J.~ter wurde. In jedem Fallsein. Nichtschwedische Nat· a ~~~~~htat der Familie kein Zweifel(IOna Itat kann ma h b .van dem) Water und Lud . W n auc eJ PeterOVIcus estman ode Wsetzen. Der Name Joh M r esman voransannunter kö t b .Herkunft der Familie d t n? e e entalls auf deutschebeu en. Auch dJe N E .erg, Willam Nagel und Mart· L" d amen nghca Lerend1Der schwedischen Form des Vm orm würden, abgesehen vonfremdländisch auffallen oma~e?s des ersteren' nicht alsE .' wenn man sie In de t hJm Claus L0renbergh . t du sc en Städten träfe1s enn auch 1 d ·426 und 1428 deutsch Bti . 424 eutscher Ratsherrr . er rgermeister Di d •c Je Dichtschwedische H k fi . e eutsche, genauerer un t mehr läfst · hsagen, scheint bei diesen Famili~n m .. . Sic vorläufig nichtwohl schwedisch sein k·· oghch, obgleich ihre Namenw~dischen Btirgermeister no::nen. Was an der Liste derdie verhältnismäfsig . hervorgehoben werden magZ . gennge Zahl der eh· k . . •en .weJfel ausschliefsende h . ara tenstischen undD .n sc wedischen NIe Beispiele der F T amen.anc1eutt1•11ami Jen Westfall und Ldafs der nationale Unt . fJrenberg könntendie Zugehörigkeit zu der . erschJed vielfach verwischt war..... o.,._,L emen oder d doder gleichgtiltig er h" . er an eren Nationalititwelche im Notfall d" scHien. .Die Bestimmung des Ge-. Je eranz1ehuemen Nationalität in die R "h ng von Angehörigenc· . ei e der andeur eme gröfsere Stadt . S ren gestattete 1 wi•dIi fi Wie tockh I · ' ..r en. Aber es handelt sich b . d o m Dicht geltend machenei em deutschen Teil der Stadt-1S. oben S. s 4 .Hansische GeschichtsbJ""tta er. xxxu.7


evölkerung gewifs nicht vorwiegend um neue Zuwanderer, sondernum länger ansässige Familien, deren Interessen mit denender schwedischen Bevölkerung durch Heiraten und Berufstätigkeitvielfach eng verschmolzen waren. Wie sich innerhalb der gesamtenBevölkerung der Stadt das zahlenmäfsige Verhältnis beiderNationalitäten stellte, wird sich vielleicht bei Heranziehung weiterenMaterials, wie der Schofsbücher, ermitteln lassen. Indessen pflegteder entscheidende Einßufs auf die Regierung einer Stadt meistnur durch einen Kreis von verhältnismäfsig wenigen Familienausgeübt zu werden, auch da, wo eine ausgesprochene Geschlechterherrschaftnicht bestand. In diesem engeren Kre~edürfte der Einßufs des deutschen Elements vorgewaltet haben,der Einßufs altangesessener und begüterter, ursprünglich deutscherFamilien, die, mit schwedischen Familien verschwägert, zum Teilkeinen Anlafs mehr fühlten, ihr fremdes Volkstum zu betonen.Auch die Namen der sitzenden Ratsherren scheinen einenähnlichen Schlufs nahezulegen. Die Namen der jeweiligen viersitzenden deutschen Ratsherren sind durchweg deutsch. Nur imJ. 1456 erscheint nach dem deutschen Bürgermeister als Aus·nahme die Reihe: Olaf Bergsman, Pedher Nielsson, Claus Wise(später deutscher Bürgermeister), Kämmerer: Hermen fan Belmen,von denen die beiden ersten zweifellos schwedische Namen sind.Häufiger dagegen trifft man in der Reihe der sitzenden schwe·diseben Ratsherren deutsche Namen. So gleich die erste de runten gedruckten Listen von 1419: Johannes Wippervorde, An·dreas Wikaff, Andreas Diekn, Petrus Trebo, von denen nur derletzte als sicher schwedisch bezeichnet werden kann. Ähnlich1423: Hinrik Loon, Engleke Zwarte, Joan Skalm, Peter vandem \Vater. Ferner 1432: Andreas Wikaff, Andreas Diekn,Olaff Swarte, Peter Halle. Der erwähnte Lodvich Westmanoder Wesman erscheint wiederholt (1444 und später) als schwe·diseher Ratsherr, 1462: Mattis Bretholt.Bei den übrigen minder einflursreichen Ämtern zeigt sich eineim grofsen und ganzen ziemlich gleichmäfsige Verteilung vondeutschen und schwedischen amen. Es begegnen da wohlebenso viele deutsche wie schwedische amen. Häufig stehtauch hier, unverkennbar mit Absicht, ein Deutscher neben einemSchweden. Man hat hier aber noch weniger RUcksicht genom·~en b:u! eine paritäti~c~e99Vertretung der beiden Nationalitäten. g gnen ' um eimge Beispiele anzuführen in d .L Iste von 1419 u a als H ' er erstenRyne, Werner Ge;t .als p e:ren zum Ziegelhaus Cort vamme. • rov1soren des s Ge h .nch Dingxstede NI'cli·s BI k . orgs ospitals Hin-' an ensten Nicr 01 ffiProvisoren des s. Georgshospitals co:d vam IS a so~; . I 43~ als1447 Wache am Westtor· Jacob H Ryne, Hmnc Swmge;D . van afven Herrn H .agegen auf der schwedischen S 't ' an usmg.städtischen Pferde. Da 01 ., ei e, 1433 als Aufseher über dieB . · n a.son, Jon Eskilson p10rn Andresou usw D' U • 1 447 er Olsond . · 1e ntersuchung und E h 'd 'Je Nationalität der e·1• ntsc e1 ung über. mze nen w1rd gerad b . dgermgeren Ämter oft erschwert durch .e ei ~n Inhabern dersehen Namen nach schwedischer die Schrei.bung der deutwährendie deutschen Vo ~undart. In VIelen Fällen ge-B . . rnamen emen Anhalt k .eteihgung des Deutschtu . spun t. Die starked S ms an der Regierung d Ve~ tadt, soweit auch diese minder .. . un erwaltungergibt sich dem Kund' be' en Amter In Betracht kommen. Igen Im Lesen der Listen h . 'Diesem Zustande gesetzlicher Vertretun . o n~ Weiteres.machte, wie erwähnt d' V f:g beider Nationalitätenein Ende. In der ~nt:: e\assu~gsänderung vom Oktober I47Ium ersten Male die neue ;;Id geteilten Liste von I 4 7 2 erscheintwichtigsten Ämter nach r N::~!· .~~e Scheidung der Inhabertritt in den Ratsli t . nalltaten hörte auf. An ihres en eme Scheidu hBürgermeister mit . . ng nac Bänken'· Dersetnen VIer sitze d Rauf der Ostbank . . n en atsherren safs• tn onente bez · .0stra bencken ock da w. onentab parte odersy n' der ander ·Ratsherren auf der W b e mit derselben Zahlest ank in au t al' (I)westra sydan ll. Die Zahl der Bür ' . s r I parte oderder K..germeister und Ratsherr. ammerer und Gericht .. en,hielt man fest an der G h . svogte, blieb dieselbeewo nheit d ·und Gerichtsvögten J'e e' ' von en beiden Kim.B" IDen aus der R 'h durgermeister . und den a d ei e er mit demr:r!E'rn-... ",.a. · n eren aus de ·Sitzenden Ratsherren d .r mit dem zweiten' . h. emen von der Ost-1 Vgl. Clason S. 42•g Vielleicht darf man d· araus den s hl .r •Ipso sedentes räumli hc u,s Ziehen. c zu verstehe · 'emander gegenüb .r D ISter sa,sen.und diedafs auch frflb.er dbeiden Nationalitit:7*


IOOund einen von der Westbank, zu nehmen. Die Veränderungbezog sich also nur auf die Nationalität der Ratsmitglieder undtraf nur die Deutschen. Das zeigt sich auch darin, dafs dieschon vor der Verfassungsänderung amtierenden schwedischenBürgermeister, wie Ludovicus Westman und Nigels Pedersson,auch später als Bürgermeister auftreten, dagegen von den früherendeutschen Bürgermeistern keiner. Auch die Ratsherren sindfortan fast durchweg Schweden, mit wenigen Ausnahmen: r 473erscheint ein deutscher Name im Rat, 1474 Mattis Bretholt, derfrüher (1462) als schwedischer Ratsherr genannt wirct, I476 JakobCuste, der I 4 7 o und 1 4 7I als deutscher Ratsherr safs, und I 4 79Jakob fan Hawen. Ebenso treten bei den geringeren Ämterndie deutschen Namen sehr zurück, wenngleich sie auch hier begreiflicherweisenicht ganz verschwinden 1 •Unsere Ausführungen beabsichtigen weder die erörtertenFragen zu erschöpfen noch überhaupt die Verfassung und VerwaltungStockholms im I 5· Jahrhundert in ihrem Aufbau undZusammenhang klarzulegen. Das ist nur möglich bei längererDurcharbeitung des gesamten, jetzt zugänglichen Materials, nichtnur uer Rats- und Ämterlisten, sondern vor allem auch der Verwaltungsakten,der Rechnungen, Schofsbücher, Gedenkbücher,Burspraken usw. Es wäre wünschenswert, wenn diese für dieschwedische wie die deutsche Städtegeschichte gleich wichtigeund interessante Arbeit unternommen, die vollständigen RatsundAmterlisten veröffentlicht und auch aus der sonstigen reichhaltigenÜberlieferung das Wertvolle der Forschung allgemeinzugänglich gemacht würde. Unsere • 1itteilungen sollen dazuanregen. - Die folgenden Listen sind ausgewählt und abgedruckt,um an einigen Beispielen die Beteiligung der Deutschen an derStockholmer Stadtregierung im 1 5· jah1 hundert und besondersauch den Unterschied zwischen den Zuständen vor und nach derVerfassungsänderung von r 47 1 ~u veranschaulichen.erörtern.1 Die politischen Ursneben der Verfa -u ngsiinderung cind hier nicht zuIOIBeilagen.Rats= und Ämterliste von 1419.Anno Domini 1419: Proconsul Swevus: dominusJohannes Weslfal.Sedentes cum ipso: Johannes Wippervorde, Andreas Wikaff, AndreasD~ekn, Petrus TrS')bo. Proconsulus (!) Theotunicus: dominus Vikko deOldenstat. S ed e n t es c um i p so: Hinrieb Dingxstede, Claves Brasche,Degenerd Allenbrant, Bertold vamme Hagheu novus. Ca m er a r i i: PetrusTrßbo, Bertold vamme Haghen. Pr ae fe c t i: Andreas Wikaff, Degenerd Alebrant.:rutores ecclesie: Hannes van der Beke, Hanes Naghel. Ade le mos1 n ~s: Cla~es Gulsmit, Gerdh Surbeke. p r ovi so res do m u s s p i ritu~sa_nct~: Nicl!s Prael, Hans van Herken. Provisares domus bosp.ltahtatJ.ssancti Ge?rgii: Hinrieb Dingxstede, Niclis Blankensten,qu1 erat pnus prov1sor ejusdem, Niclis Olaffson. Bumestera: HannesWestman, I-Ian~es Menstat. Til tighilhuset: Cort vamme Ryne, WernerGest. Ex c u b1a tor es: Erich Skinnare, Claves Tonaghel. Isti habebuntcla v es p or t aru m, p r i mo ad par tem australem: Olaff PavalsonCla_ves Buman. A[d) turrim fratrum minerum et portam: Raval~SJmdh. Ad turrim aquilonarem et portam: Unge Eliff koperslegharE"H~nnes Sprengil faber. Ad partarn spiritus sancti: Hannes Allendagh:Ist1 habebunt claves til bomana, primo ad forum piscium: ArendSunn~k~er. Apud forum annone: Eliff Timberman. Apud turrim~e~nls. Lasse Hovason. Apud turrim draconis: Clement Bastuffuwar• Herbergherera: Petrus Dan, Didericb RS')nner. Fodbermarsk·Dan Olaffson, Jonis Piperama[n]ghar. Positores limitum: Godzskal~Skrreddare, Lasse Juncfruman, Reymar Dubyn, Hinrik Grytoguttar A d vertentesde panibu - "b · ·. . . s' p J s c I u s ' c a r n I b u s e t s im i I i b u s : HermenWille, Gregonus N1clisson. Ti 1 s p an b. .tunnobindar. oc Jsman at l1ka: RavaldRats= und Ämterliste von 1432.Anno Domini 1432: Proconsul Swevus· dominus JobSedentes cum ipso: Andres Wikaf, Andres ~ieknOlaff ~nnest M~ter.Halle. Proc~nsul Teutunicus: dominus Cristoffor~s v:n D:i~:e~ eterdentes cum 1pso: Lodviik Durschede Tydeke N b h H . Se-Asche H B k 1 ' yen org ' ans van der' ans ec e yn. Camerarii: Peter H 11 Hfecti: Olaff Swarte, Hans van der Asch Ta e, ans Beckelyn. Pre-N 1 e. u tores ecclesi . Hage , Godzschalk van der Hove A d1. e · ansLang, Olaff Pethersen p . . e e m o s in a m: Gerd Surbeke, Hans. rovJsores domus sanct" ..Birgerson, Hinric van Achym p . l Spiritus: Magnusskalk van der HovE" Everd T. r;vlso_res capelle animarum: Godz-Cord van Ryne ;linric sw·orn. ~OVJsores domus sancti Georgii:Rogge. Ti! ti~elhusit· ~g~. umrestara: Jncob Forkjjpare, Cord. n res van Ralen, Peter Ywen. Custodes


102c Ia vi um tu rris aus trali s: Magnus 9>tg!fte, Hans Crake. Ad port a mm in o rum: Rangvald Smidh, Hans van Stendelen. Ad po rt am aq ui 1 o­narem: Jlfns Niclisson, Bernd Skewing. Ad portam exteriorem: SwenBarkare, Magnus Bughaman. Til borneo widh fiskestrand: Olaf Gudmundzson.Ti! sudre hornen: Sven Alenninge. Bornen widh kornhafn: Lange Nisse. Bornen w i dh leo n a tornet: Ragvald k!ftmangare.Bornen nor wi d h bad zsto wo na: Andres Bi!frnsson. Herbergheran a:Peter Dren, Amd Swerdzslipare. F oder m a rs a: Dan Olafson, Jon Eskilson.S y 11 a s re tt i a r a: Elitr Koperslaghare, Hans van Belmen. Ward h s re t i a r a:Hans Br!fel, Grien D~ring. Ti! span bysman srellam: J~ns Olafs tunno·bindare i Oie Swarte grrend.Rats- und Ämterliste von 1448.Anno Domini 1448 circa festurn Walburgis: Proconsul Swevus:dominus Petrus van Water. 5 ed en tes c um i pso: Martin Nielson, OlaffAndresson, Niclis Petherson, Laurens Andresson novus. Proconsul Theutunicus:dominus Georgius Meybergh. Sedentes cum ipso: HeyneFrome, Cord Geysmer, Helmich Lutterion , Clauus Wise. Ca m e rar i i:Laurens Andresson, Clauus Wise. Prefec t i: Niclis Petherson, HelmichLutterlou. Totores ecclesie: Jon Basse, Hans HorsL Ad elemosinam indominicis diebus: ]lfns Niclisson, Jacob Segenhorn. Elemosinam in sextisferiis : Pether Tierp, Algut Gulsmiclh. Chorum animarum: Clauus Gere,Heyne Frome. Dom um sancti spiritus: Eskil Hoppener, Henric Mtllner.Dom um sanct i Georgii : Laurens Hesse, her Gerd Zodde. Bornrestare: PetherKerchoff. Tigelmestare: Bemd Osenbrygghe. Ad portam australem cumporta exteriori: Jacob van Haven, Tydeman l'c:cko. Windebrona: Per Mag·nusson. Krethdena: Per Brudher. Ad portam minorum: Pether Halvid:r.son.Ad portam aquilonarium: Lasse ktltmangare, Andres Baghare. Ad exterioremportam: Mattis Eskilson. Bornen widh fi kestrand: Andres i Gamblaby.Sudhra borneo: Tideke Pelegrim. Bornen nor widh bad:r.stuwona: PetherLitle. Herbergerara: schipper Clauus, Andres Gulsmidh. Fodhermarssa:Pether Oiesou, Bittm Andreaaon. Sylszttiara: Oie Suarte Nielson, PerKerchotr. Wardzuettiare: Symon Werkmester, Ludeke Gulsmidh. Til spanbysman arelrem: Kretilbitlm tunnobindare. Geming at uettia: Benct Person,Pethrus Jute. Ad 10rum et argentarn: Per Tierp, Algut Gulsmidh. Wrakaratil braedhe ok naever: Olatr Mikielson. Wrakare til fisk: Laurens Andresson.Wrakara til liin ok hampo: Jacob van Haven, Cord Dingutede. Hampnefoghota: Olatr Mikielson, Herman Kamp. Sedentes pro acota: Olatr Bergx·man, Hans Smydh, Olatr Suarte Lfrenbergh, Herman Husingh.Rats- und Ämterliste von 1468.Anno Domini etc. 1458: Proconsull aevua: Ludovicus Westman.Sedentea cum ipso de Swevia: Petrus Nigelason, Eric J"naaoa. Pro·consall Theuthunicus: Clauus Wise. edentes cam eodem deIOJipsis: Detert Kraka, Staffan Starbek KJoansson; Henning Pynnouwe. Pref~cti ::eunrerer~: ~e s_wevis: PedberHans Schymmelpenning Tutore I . sum Clvltatu: ]ffns Grotte,d . . • s ecc esJe: qui prius fueranr Ad 1omtnJcalem: Hans Warhorch H" . fi • e emosJnamsextis [feriis J: Algot Guldsmed 'M tnncd Gan Wester. Ad elemosinam inCl ' arquar uldsmed Ad h .auus Gere, Heyna Frome Ad do . . • c orum ammarum:Cortenhorst Ad d • . mum spmtus sancti: Gudolfr Mor, Wellern• omum saneil Georgii • ]tlns Ma u Clten. Ad portam australem et h'" t d. gn sson, auus fan Swich-J~ns Olsson' Tile Busman T~ a ~end abnt eciam de Ulfrvasax extra murum:I .austra em: Laurens Diekn J z·dwm e rona: Willam Dragare.Adturrim' ap 1 e 1Vroulotr, Peder Thf§rbo Ad man.. • Ad turr•m m10orum: ·Engelkeb . • portam 1b1dem Pedb Tb bor1entalem (I): Niels Lubbe h M" k • er ~Jr o. Ad turrimric Bloch' Gunnar Tordzson n ';'.! ~ el Zwartte. Ad portam ibidem: Hinmestare:Hans Bi~rsson. W;aka: t~l ebn dythra porten: Jon Westg~Jte. Bo.b. a I re e fisk n~wer fl •10m tunnebindare' Niels Wilkinsson ' . • oc I Wld: Kretil-OsenbrUgge, Niels Lobbenbus H b • Gernmg schoda oc sretia: Berud• rer ergera• H H 1 hFodermarska: Finwidh Ragwaidssou Jon ~- I ans e m old, Lasse Bagge.der Haffwen' Olatr Systbcrsson -y/ k ~e sson. Sylla srettara: Jap fansmed, Marquard Guldsmed V . k ra_larha hl guld oc sl'flver: Algot Guld-T"I 1 • ra ara h amp ok !in. A d fi dwagena: Laurens Hesse T"l . • rn an er Heyde.b' d ·1 span b1sman och srel • K "lb"ID er. Hampna fogota: Kar! S h d am. ~tl llfm twnnebomen:Mag[n]us Speck T'l boc rre are, Hans Hoppenrat.Ti1! sudrePedher Erixsson Ti! at. s I mlen a strand: Jap Camp. Ti! kirkie thoruet·• ee um o age k~JpenRcb H . •J ~nsson ' Hans . Eckernhol ]"' . app: enmng Bruwer OlafFL ' vns Japssan W d • •aurens Beltare Ti! at . 1• lt' k • ar saettara: N1els Guldsmit• SI 1a •or s otet Bit~ H 1 • •Kar) Joanssop, G~tke Frese (P J • rn e smg, Hermen (fan] BelmenW d . er onsson} Skarn kar W 'ar scnvare ok wardsrettare: ]tlns o· k • • vra e: illam Dragare.han sknl see um kornb ffn Je n. Werkmestaren afr dragara embeaen.Rats- und Ämterliste von 1466.Anno Domini 1465: Swenske bor•Pedersson. Mether h . gemestere, som sitter i aar·H onom Sitter• ]0 G •olgersson for k~menner J S • ns rote, Jeppe Nigelssonso · 1 · • on wensson T k •. m SI ter I aar: her Nielaus Wys M h • ys a borgemesterhuter, Tyle Busman f; k e. et honom sitter: ClausG bo 'R or emener Han D ra "•e t t e f u g a t e: Mattes Brethold H s egener • Hans fan MyndenJ~nsson, Hans Hehnbolt Ma E'. ans Degener. Skotherrena• E k•• gnus r1csson H • fJmester Laurens Tydeke p • ans Falkenateen K".,__ .' eccow. Tyll 0 d • ,,.... waene:J acob Screder. Tyll fryds 0 agx almost-na: Nigels LybbeDJa1T~IJ s:elkoreo. Tyll helgan:g~us~ ';;~;:::; M~~ut gul.tsmid, Everd (flllbl.::ßnen. Mattes Bretholt' Pelle Pederss r, Hemng Bruwer. Tyll lallc:tiHans B~gh.ere. Ty]) then yterste rt on. Tyll sudreport: Olefr HlnriCQGDO.iefr Hmncsson. Tyll grabrt~de;; tb~ samme .. Tyllwindebro: fornempd •Blend Clensmit, Unge Mickel Kt~t port. Oleft" MJckelsson. Til norre rdBuwmestere: ]tlns Olsson J bmanger. Tyll then yterate pord the po z' aco Bager. Alleh d • IRIDme.an e gemmg och brtkl at


104skodre thet skule kremenere gj'lre. Hrerbergerere: Staffen Westgj!lte, CordSchredrere. Fodermarsk: Findwider, Jacob }l'lnsson. Wrakere til guld ocsylff: }!'Ins Grote, Staffen Storbek, Algud gultsmit, Everd gultsmit. Haffnefugete: Oleff Pedersson, Hans Hoppenrad. Wrakere till allellande fisk, linoch hampp: Ketilbil!lm tj'lnnebindere, Nigels Wrang[ el ?]. Tyl wagene: LaurensHesse. Wardsettere: Jacop guldsmit, Otto guldsmit. Tyll spao ocbisman: Kretilbij!lm. Till hornen a fiskastrand: Hinric Persson. Till sudrehornen: Lasse Laurensson. Sylsettere: Oleff Sl'lstersson, Nigels Stensson.Tyll kirkiotorn. F3rste bant: mester Mattes. Widhwrakere: Olaff Tl'lrboo.Rats- und Ämterliste von 1411.Anno etc. 1471: Proconsull Suevus: her Nigels Pedersson.Se den t es c um i p so: }!'Ins Grote, Jeppe Nielsson, Niels Tl'lrkelsson, BendSmalendiger for kremenrere. Tbeotunicus proconsull: her ClawesWyse. Sedentes cum ipso: Tyle Busrnau, Hans Degenrer, Jacob Kuste,Hans Lambersson for k re m e n rer e. Re t t a ( o gut a: Nigels Torkelsson,Jacob Kust. Skutherrana: Anders Joansson 1 Mattes Mortensson, HansFalkensten, Peter Ryter de comrnunitate. Kirkiowreria: Olaff Systersson,Hans Eckerhol I. Till sj'lndagx almosena: Nigels Libbenhus, Lilie OleffMickelsson. Tyll fredagx almosena: Algut gulsmit, Everd gulsmit. Tyllsireil koor: Hans Skirnmelpenning 1Jngwar Direkn. Tyll Helgansbus: ]l!lnisMagnossou , Hans Holgersson. Tyll sancti 0rien: Jeppe Nielsson 1 PellePredersson. Nyklan till store hornen: Hans Otto. Tyll hornen a fiskestrandh:Olaff Waldemarsson. Nyklan till sudra port och then yterste port: OlaffTawst, Jngval Torstensson. Nyklan till norre pord oc then yterste port:Olaff Smit, Laurens Kl'ltmanger. Nyklan till kransen westan till: Jacob Otter.Per Olsson nyklan til krantzen sudra. Hrerbrergarere: Staffen Wesgöte, SwenHelsing. Sylsettare: Niels Stensson 1Jacob Bagere. Tyll span oc bisman:Kretilbi!'lm tl'lnnebindere. Wardh settare: Lasse Bagge, Niels Magnusson.Fodhermarsk: FindWidber, Swen Jonsson. Tyll kirkiatorn: Per Bergxman,Laurens Tegelalager. Buwmester: Bemd Hake. Tyll ftJrste band: mester0rien. Tyll waghen: Olafr Stensson. W~kere till allebande ttJnegodz, ktJthoc fisk: Jon Tonnebindere, Clans DtJkell. Widwraker: Olaff ThrtJboo.Rats· und Ämterliste von 1412.Anno etc. 1472: Proconsull in oriente parte: her LadewikWestman. Sedentea cum ipao: Per ]e11110n, Hana Holce~n, BentSmalendigerl Swen Helaing for k~e[men~ere]. Proco01ul in auetrale (!)parte: her Jon Swensson. Sedentea cum ipeo: iela Tl!lrkeluon, Bred·holt for Kust 1 Hans Lambertsson 1 Clement Bentsson k~e(men~ere). Rett ~fugate: Bend Smalendicer, Hans Lamberuon. Skatherranal iela Tor·kelsson 1 Jacob Kuste, Mattes Hermenuon, Jecob 0verakerer. Kirldowllefie:Oleff Syatenson, Hans Otto. Til ljJndagx alm01ana1 iela Libbenhus, Lau·rens HtJppener. Ti! fredax almosena: Algut gnldamit, Everd plamed. Tillrossirelkoure: Niels Du bin Jnguar o· k TillRavald Carnpp. Ti! sa~cti 0rien: ~:n n. Swensso~elg':shus: Peder ltJnsson,till sture bomen: Erick J onsson Til borne ' elle Persson. NyklanNyklan till suder port ute oc in.na: Engelk: ;a:~kestrand: Karl Mortensaou.norreport ute oc inna . Oleff S . L ersson 1 Olaff Taust. TaU1Stensson I Jacob Baga~e W dlm ,' aurens Kl!ltmanger. Sylsettare: Niela• ar se tare: Jacob G 1 "t N" Foderma1sk· Findweder S u srna , ae 1 s Magnusson.· , wen Jonsson Till k" k" 1 pLaurens Tegelslager. Burmester· . Ir IO om: er Bergxmao,Oleff Thrßbo: vidwraker. • Bernd Hake. Mester Hans til fl!lrste band.Rsts- und Ämterliste von 1488Anno Domini 1488: Desse rere . . •thette aarith Förstsattlande fore borgamestara iPedhersson. R:dith me~p~a l'lstra ~~ncken och sydan: her NielsPhilpusson, Engleka Zanderssan a;omb Slllandes: Jacob Moysses, Erickher Jacob Nielsson Rad., . dohr orgamestere pa westra sydan:Gamble Lasse Laurenssan • A I d me S ano m sa ·•· aan d es: StaiFan Westgj!lteE . • n ers wensson Kem N" 'r1ch Hansso1, Re 11 h f h h · m e n er a: 1els Scrifrvere. a o g a t a . Eng! k z d 'Skothherrar· Unga L La · e a an ersson, Anders Swensson· asse urensson p 11 p dh •Magnos Tolk. Kyrkiowreriande. R h lt L e e e ersson, Peder ]l!lnssou,Jacob Kamp Benckt Ko h T"l (Jen o eyenbussen. Til sundax alrnoesen:J acob Gulds:nidh Ti! ~ I. I redagx alrnossen: Bothwiidh GrytegiwtereA · e ge andzhussit forstend AJr . 'ndersson. Ti! spetalen fi1d ara: rnvtt Olsson 1]l!lnlad ors an ara: Joan ]l!lnsson T"l . 1ara: Jacob Moysses, Knwt Gulds . . • I Sie a gerden forstan-Bencktsson. Ti! stadzsens ta Mmldh. Tl! stadzsens tygelhW&: Clemitt d ren : attes Martensso E ·s a zsens inkßpe[re]: Pedher Mickelsson . n I nck Gisluson. Tüstrandbom nykilleu. 01 ff A d • Tal wagenne: Niela Mansaon Til· e n ersson i tj!l · T" •Mattes ]l'lnssou. Til sj!ld th . mit. il Sldra bomen nvkilleD·B. ra por nykdlena ute ok · H· . ., •Jßm Sywrdsson 1'"l anne: IDnc fan B-'--• 1 norra port k"ll .._".,' Oleff Benctsson H be ny 1 ena ute ok inne: r ----T" · rer rgerara • And ] .._•I sßlsretiara: Nieiss Hwith CI . ers lnsaon vynman, Mattee"'"'e•~>son. Pedher ]0nsson swart T·i fi danus Olsson. Vardhllletiara: Oleft"Ti! bysman och sie! aa~ . 0; ffo ermars~a: Anders Ml!llnere, Mattesstadz spannen: Rawal . e T~nnebander viid watu brinken 1)].. pa strandh, Er1ck M L'smidh. Tarnwachtara: ]!!Ins Olsson ansson. Stadzsens smidh:""'"""naa tunnagotz: Pedher S1• ]!!Ins Snater [?). Vrakara tnSpilere. Qvartersmestere i :?t are, Tydecka tunnebinderel ok then andra. ra qvarter: Anders Sk lt p. I Sßdra qvarter: Michel Jens u e, edher Joansaon.tersmP.t.~ ... I vestra qvarter: Herman Ro son, Renholt Leynhussen. Qvarenmwr: Henning Olsson Petbe p gge, Laurens Japsaon. Qwartenmesterswerdslipere. Vardhscriffvere; Iogoi; J ;sson. Ti! stadzsens swerdh: Gregenedewrnkara och brouar skl'lta. n· .~'~ sson. Bowghmestere: Anders ]lfnsaon• •nnc gamble stadztienere. •


1 0 6Rats- und Ämterliste von 1491.Anno Domini 1491: For borgamestere til sittiende i thettetilkomende aaredh uppa jilstra bencken: her Benckt Smalenoingh.Medh hanom aff radit uppa samma syda til sittiende: IngewalTorstensson, Jacob Moysee, Erick Gislasson. For borgamestere tillsittiende i thette tilkomende aaredh uppa vestra bencken:Philpus Jensson. Me d h han om aff rad i t u p pa sa m ma sy da t i Is i t t i ende: Staffan Westgjilte , Pedher Skytte, Pedher Mickelsson. K e m •menerare i samma aar : Andhers Swensson, Pedher Tymberman. Ret·taffogitta: Iogewal Torstensson, Staffan Vessgjlte. Schotherra: AndhersSwenssjiln, Laurens Jensson Tji!rbo, Oleff Laurensson, Mans Kfilpman. Kyrkioweryende:Renholt Leehussen. Til beige andzhusit forstandere: Joan Swensson,Andhers Pedhersson. Ti! sancte 0riens gard forstandere: Nielz Jenssonscriffvere, Michel Jensson. Til siela garden forstandere: Lasse Laurensson,Knwt Guldhsmidh. Ti! sundax almosen: Pedher Joansson, Pedher Jfilnsson.Til fredax almossen: Pedher Kannegiwtere, Pedher Jute. Ti! tygelhussit:bliffve som flilr stadgat arit. Ti! statzsens renta: Mattes Martensson, ErickGislasson. Ti! stadzsens inkjilpere: Engleka Zandersson. Ti! statzsens waagh:Joan Jj!nsson. Thill norra bom nychellen: Oleff Andersson. Till swdra boomnykellen: Matthes Jensson. Till swdra porta nykillen: Jo:ns Gudmw[n)dsson,Hans Vessgjilte. Till norra porta nykillen: ]aper Karlsson, Hinric Kjltmangere.Herbergherara til fremet folk i staden koma kan for theres behoff göres her·berge: Mans Tolk, IIenric van dem Busken. Qvarthersmestere i jlstra qvarter:Andhers Schulte, Jacob Laurensson. Qvartersmestara i swdra qvarter: ClauesKjlchemester, Niclis Jensson. Qvartersmestara i vestra qvarter: Herman Rogge,Mans Bijlrnsson. Innan mwr qvartersmestara: Mattes Guldsmidh, Oleff Kiisse.Stadzsens sylsretiara: Nielz Hwith, Claues Olsson. Stadzsens fodermarska:Andhers Mlillnere, Mattes Finnt. Ti! statzsens span: Rawal pa strandh,Erick Mansson. Statzsens vardhsretiara: Erick Guldsmidh, Oleff Belter.Stadzsens wardhscriffvere: Pedher Malar. Statzsens bowmestere: Mattes Trolle.Ti! stadzsens bysman, pyndara och sie! aam: Erick Tunnebindere. Statzsenspackara til a.llahanda thwnnagotz ok spilara: Pedher Spilere, Pedher Riddere,Thidecke Tunnebindere. Stadzsena pulffvermakere: Mickel. Stadzsens wra·karre til wedb neffver tiera och breden: Swen Fodermarsk. Ti! stadzsensswerdh at forwara: Gregers swerdslipere. Tomwachtara i kyrkiatornit: HnnsJapsson, Jens Olsson. Statzsens arst til första bandit: mester Claues. Statzsensgroffsmedh: Hinric groffsmidh. Stadzsens klen smydh: Abraham klensmith.Skynmesa slagara: Knwt Olsson.V.DIELÜBECKISCHEN PFUNDZOLLBÜ"CHERVON I 492-I 496.VONFRIEDRICH BRUNS.ERSTER TEIL.


I.Der Pfundzoll von 1492-1496.Die empfindlichen Schädigungen, welche der hansische Ostseehandeldurch Seeraub in den dänischen Gewässern erlittenhatte, liefsen es den um Mitte März 1492 in Lübeck versammeltenRatssendeboten der wendischen Städtegruppe notwendig erscheinen, eiligst zum Schutze des fahrenden Kaufmanns Friedeschiffein die Ostsee zu legen , wie schon in den beiden voraufgehendenJahren geschehen war. Bei der Verhandlung diesesGegenstandes wurde eingehend erörtert, ob die Kosten der Seebefriedungaus städtischen Mitteln gedeckt oder aus einem neueinzurichtenden Pfundzoll bestritten werden sollten, » SO dat degennen, de des gendten, dar ok to Jeden «. Lübecks Vorschlagging dahin , die vier wendischen Städte möchten die Last derAusrüstung in der Weise auf sich nehmen, dafs Lübeck 6o Mann,Stralsund 40 Mann und Rostock und Wismar je 30 Mann stellten,und dafs man dieses Aufgebot Mitte April auslaufen lasse. DieSendeboten der übrigen tädte pßichteten für ihre Person diesemVorschlage bei und vcrhiefsen die Entscheidung ihrer Oberenbaldmöglichst mitzuteilen 1 • Da diese aber nicht im obigen Sinneausfiel, schritt Lübeck seinerseits dazu, Friedeschiffe zu entsenden,und begann kurz vor Ostern ( 2 2. April) I 49 2 , zur Deckungseiner Unkosten einen Pfundzoll zu erheben 2 •Dem Zolle unterlagen im allgemeinen alle nach den übrigenOstseehäfen bestimmten oder von dort travenwärts einlaufendenhansischen Waren und chiffe . ebenso schwedisches Gut , eitdem~er Reichsvorsteher Sten ture hierzu seine am 4. August 1492m Lübeck eingetroffene Zustimmung erteilt hatte 8 ; dagegen bliebdas übrige aufserhansische sowie auch gei:tliches und Herrengut1HR. lll, J, Nr. Gs, § 24 ff.2Das. Nr. 77, So.8Das. Nr. 82.


110vom Zolle befreit 1 , ferner grundsätzlich Getreide und Mehl alsdie notwendigsten Nahrungsmittel, die deshalb auch nur ausnahmsweise- und zwar unverzollt - in den Zollbüchern aufgeführtsind ; auch ist anscheinend von unbefrachteten Schiffenkein Zoll erhoben.Die Höhe des Pfundzolls betrug von jeder Mark Warenwerteseinen Pfennig, was sich darau11 ergibt, dafs in vereinzeltenFällen die Zollbücher neben dem Zollbetrag den betreffendenWarenwert vermerken 8 . Nach welchem Grundsatz dagegen dieSchiffe herangezogen sind, ist nicht ersichtlich.Die der Stadt Lübeck I 492 aus der Seebefriedung erwachseneAusgabe belief sich auf 11 940 Mark I 4 Schill. 9 Pf. 8 • Es bedurfteeines Zeitraumes von etwa 4 1 /, Jahren, bis diese Summeeinschliefslieh der auf 598 Mark 2 ./) 9 ll) angegebenen Verwaltungs-und weiterer Unkosten, insgesamt also 12 539 MarkI ./) 6 a,, aus dem Pfundzoll gedeckt waren und letzterer abgeschaffiwurde.Auf die einzelnen Jahre verteilt sich diese Einnahme folgendermafsen:1492 seit April 15 : 3 560 -1 15 .11 6 a,1493 3838 "II" 3 "1494 2 813 "5" "1495 r 856 "4" "1496 bis Juli I : 469 ,, 13 " 9 "zusammen: 12 539 J Jj)6ll)1Die Zollfreiheit einzelner War.:n~endungen ist durch nachateheudeZusltze begründet: Denfs gut, Swedefs gut, in dit achip ia al lendegut (vonKalmar 1492 Apr. 6), dit is in al Swedefs gut und hort den Sweden to (vonSöderköping 1492 Apr. 6), hortden bisachop van Upal (den ersebisachop) to,hort bisachop Kord (Bischof Konrad Rogge von Strengnae) to, hort her Stenl Sture] to 1 dit is Pomer~ (den Landesherrn gehöriges?) gut, hort denkartu~eren to u. a.1 Es heifst z. B. im Ausfuhrregister (BI. 1 b) : 1 packen sallunen,taxeret 140 mr., is 11 .P 8 .. (- 140 ..).8Du Ausfuhrregi ter meldet (BI. 197 b) unter 1495 am Schluae einerZusammenstellung der an die IUbeckiache Klmmerei abgeflthrteu Pfundzollgelder:Summa summarum, dat in de~~en dren (mufs heif11en1 veer) jaren upde kemmerie gebracht is van dem rutergelde, darvan de umma in al isII 497 mr. 1 fJ Iab. Item anno 1496 up pusc:hen do wu de rat van Lubekenoch entachter van dem rutergelde summa is 443 mr. 13 fJ 9 ...IIIDie Zusammensetzung der Jahreseinnahmenist nur ftir 1angegeben. Für dieses Jahr entfallen492auf die Ausfuhr 2 302 /J 5.ß-ll),, " Einfuhr r 13 27 " IO "" den Schiffszoll "I 26~~~·~·~~2~"~~8~·~·-3S6o/Jis./J 6ll)Es beträgt also 1492 der Wertdes nach andem Ostseehäfenverfrachteten ver~ollten Gutesdes aus andem Ostseehäfen . 442 044 Mark,etngeführten verzollten GutesAn Reinerträgen aus dem Zoll sin 2 ~ 7 4~8 Mark.an die städtische Käm - b d ftir dJe emzelnen Jahremeret a geführt 1 •1492 ~ 19--1493 J . .1493 Apr. an. 5 tn 15 ungleichen Raten 3435 Jl I fJ2 7-1494 Febr. 115 ...,'494 Mai 1o-1 494 Dez. 23 : " " 3770 " 10 .,9'495 Juni 6-J496 Mlrz 30 6 " " 2$62 " "1 496 Mai 14-1496 Juli1I " " " 729 • 6 "113 " • 443 " 13 " 9 ..Mit . zusammen: II 940 .$ 14 fJ 9 ~kehrung :ee: V~~~~~::nüber die Pfun~gelderhebung, mit der Ausführungdes R . gs- und sonstigen Unkosten • und der Abundzwei Bür emertrag~s an die Kämmerei waren ein Ratmannger gememschaftlich betra t dRatsherr jede Woche d . u i un zwar wurde derihm beigegebenen Bür urch . emen neuen ersetzt' wihrend diedafs immer zu 1 • h ger. alle VIerzehn Tage in der Weise wechseltenputierter im A g elc etn alter und ein neuer bürgerlicher &Linie am 0 mte waren. Letztere sind nicht nur den in ersterauch d B stseehandel interessierten Körperschaften dn·em ergenfahrerkollegium entnommen ' son ernIeser ehrenamtlich fi . .Beamte ein R h ungterenden Behörde unterstanden alsec nungsftthrer wi · 'hzwei Zolleinneh , e Wlr I n nennen wollen undz 5 A . mer oder »Kiperec Recbn "•"'-- '. pnl 1492 bis End • ungsawm:r war vomJahre 1492 _ e 1 495 Bertram Huge. Er hat ftlr difür d14 94 zusammen I 8o M k G eas folgende Jah d ar ehalt beaogen und- r ernentsprechend 6o Mark. An seine: Ausfuhrregister BI. I96b-Jg8h1493 Apr. 3 wurdea • B •sc oten •• • •Ju..-.. Sen dwart up dem holk -·- rer em hOYetboeman clee•, 4 Mark lcteben. ' ee-


112Stelle trat I 496 Thomas Schmidt. Dieser erhielt zuerst amSonnabend den 2 3 April 1 Mark Gehalt 1 und den gleichenBetrag für jede weitere Woche seiner bis zum 1. Juli sich erstreckendenTätigkeit. Als Zolleinnehmer wurden am Montag den7. Mai 1492 Jakob Meyer und Heinrich Wesendorp, jeder miteinem Wochenlohn von I 2 ß unrl von 6 ~ Biergeld, angestellt 2 •Seit dem Frühjahr 1493 hallen jedoch beide Einnehmer währendder Schiffahrtsdauer je I 3 ß wöchentlich bezogen. Jakob Bey erscheint bis Mitte 1496 tätig gewesen zu sein, neben ihm wird1495 der »Kiperc Lorenz, I 496 der ~ Kiper « Hans genannt.In der Woche vom 29. No,·ember bis 5· Dezember 1494 sowiewährend der stilleren Zeit der beiden folgenden Jahre ist nurein Zolleinnehmer beschäftigt worden.Die Zollerträge sind vom jeweiligen Rechnungsführer in zweije 200 Papierblätter umfassende, in braunes Leder gebundeneFoliobände gebucht, die sich im Ltibeckischen Staatsarchiv (HandschriftenNr. 630 und 63o b) erhalten haben. Der eine, 1492up palmen (Apr. I 5) begonnene Band betrifft nach der Aufschriftdes Titelblattes »dat gut, dat to der seewort geyt', der andere,1492 up passcheu (Apr. 22) einsetzenrle handelt :.van dem gude,dat van der see kump[t]c; von jenem sind I41, von diest>m14 7 Blätter beschrieben. Beide Bände sind Reinschriften undnach folgenden Grundsätzen angelegt.In der Regel sind die Waren und der für sie erlegte Zollschiffsweise gebucht. In diesen Fällen umfafst die Überschriftden Namen des Schiffers, seinen Herkunfts- oder Bestimmungs·hafen und meistens die ungefähre Zeitangabe der Ankunft oderder Abfahrt des Schiffes; ganz ausnahmsweise ist auch der fürdas Schiff entrichtete Zollbetrag beigefligt. Die unter diesen'Überschriften aufgeführten Einzelbuchungen enthalten dieNamen der einzelnen Verfrachter oder Empfänger, das ihnen gehörigeGut und den auf das letztere entfallenden Zollbetrag.Aufserdem befindet sich auf den ersten Blättern ein später nlsüberflüssig weggelassener Vermerk ti!Jer den Eingang dieses Be·1Infolge des damaligen strengen Winter liefen die er ·ten Schiff., erstna Tiburtii (Apr. 14) aus. S. unten S. 114 f.s Ausfuhrregister, lnoenseite de. ober~nEinb:tntldeckels.fuhrregisters:trages. Beispielsweise lautenII3die ersten Eintragungen des Ein-Schipper Mychel Gr t .aco I.. o e van Dansrk komende na Ph'l' . d1 1ppi un eJ bArnd Schinkel 3 last herse 2 l t8 tunnen botter is 6 ß ff( ' as rnel unde I fat mel unde. ' , ent angen] 6 ß.David Divessen 29 st bli h 1Js 2 5 ß, entff[ angen] 2 5 ß~ g ' /l! last mel unde I scok delen,Gert Doyfs ....Während diese Buchungsart nach S .den die gröfseren Fahrzeuge .- d d chiffen vorzugsweise für~ er,or ern en Verkeh 't derner gelegenen Ostseehäfen . . r mi en Lübeckberg' Riga' Pernau' Reval ~n~I~t:~:enthch_ Danzig' Königskommenist sind in d R . olm ' m Anwendung ge-' er egel die nach M kldem südöstlichen Sch d ec enburg, Pommernwe en und de M h b . 'Dänemark bestimmten od d h m : ac t ereich der Krone.. er ort er e f"hUberschriften verzeichnet d' h mge u rten Waren unter. • Je me rere Häfen um( ·WJsmer unde Rostok w· R assen, wte z. B.' Ismar ostok Sund S d dna dem Sunde u d S . ' un un e Stettinn e tettm unde in Pomer S 'D ennemarken und "h l' h . en ' chone undeNamen der Sch'ffi . a nl rc ·. In diesen Fällen finden sich dieund Empfänge1 er m.cden Emzelbuch. ungenh'mter den Befrachtern· rn 1111t en Bezeichnu ·Sie Gut ausfUhren ode I" h ngen m und ut, je nachdem. r ge osc t haben.. Diese im Vergleich . d ..hch detaillierten A b mit a~ ~ren Zollbuchern immerhin ziemnur f" ur das Jah nga . en ermoahchen "' - a b gese h en von einiaeneine Grupp' r 1492 m Betracht kommenden besonderen Fällen"'o genden G Ierung b' des damaliaen "' L"b u ec k' tschen Ostseehandels nach -fi I2. Danzig e 1eten B und Hä~en: I.M ecklenburg und Pommern7- Reval•83· raunsberg' 4·Komgs" · berg 5· Riga 6 p•.. ' , Abo' 9· Gotland ' , . ernau,Soderköping W . • IO. tockholm, 1 1. Nyköpinr h ' esterwlk und Kal .. g,_Ic . Schonens und Schle . ma~' 12. Danemark einschlicfsrstIm folgenden hswig-Holstems. Auf solcher Grundlageenthaltene Materialversuc t'dasm. < Ienbe!den.Pfundzollbüchernde r s chiffahrt' ftir den zu verwerten W ' soweit · es für die GeschichteAufschlüsse bietet. arenverkehr und fi.ir die WarenpreiseBansische G . escluchtsblätter. XX..'tl1. 8


Il4II.D i e S c h i ff a h r t.1. Eröffnung und Schlufs der Schiffahrt.Im Jahre 1492 begann die Pfundgelderhebung up palmen(Apr. I5) mit der Verzollung eines nach Danzig bestimmtenSchiffes; ob schon vor diesem Termin Schiffe den LübeckerHafen verlassen hatten, wie man annehmen möchte, läfst sichnicht feststellen.I 493 liefen die ersten Schiffe na Jetare (März I 7) nachMecklenburg und Pommern, Danzig, Riga, Reval, Stockholm, densüdschwedischen Häfen und Dänemark aus. Von Danzig undKönigsberg liefen die ersten Schiffe um dieselbe Zeit (na mitvasten=März 17), von Reval na judica (März 24), von Rigaund Schweden na paschen (Apr. 7) ein.I494 wurde die Schiffahrt nach Mecklenburg und Pommern,nach Preufsen , Pernau , Stockholm und Dänemark ummetrentpaschen (März 3o) eröffnet. Angekommen sind die erstenSchiffe von Mecklenburg, Pommern und Dänemark etwas später(na paschen), von Danzig na miser. Dom. (Apr. I3), von Königsbergna Marci (Apr. 25), von Stockholm und den südschwedischenHäfen na crucis (invencio) (Mai 3), von Riga na der hemmelvartChristi (Mai 7 ), von Pernau und Reval erst Mitte Juni.1495 begann die Schiffahrt sowohl nach den Lübcck nähergelegenen Häfen wie auch nach Dan•ig, Riga und Stockhol"'na reminiscere (März 1 5) , während die ersten Schiffe von Wis·mar, Rostock und Stralsund zur selben Zeit, von anzig na Jetare(März 29), von Riga na. jubilate (. lai Io), von Stockholm nacantate (Mai 17) und von Pernau, Reval und Dänemark EndeMai ankamen.I 496 verzögerte sich die chiffahrtscröffnung bis Mitte April,und zwar liefen die ersten lütTe nach Mccklenburg, l>ommeTllund Preufsen na 1 iburcii (Apr. 1 4), nach Dänemark na. miser.Dom. (Apr. I7), nach Stockholm na G orgii (Avr. 23) , nachRiga und Pe


u6chronik , dafs I 468 nach Martini zwei Schiffe nach Stockholmund zwei nach Reval ausliefen, von denez:1 je eines dieses Wagnismit dem Untergang büfste 1 •2. Zahl der aus- und eingelaufenen Schiffe.Nicht ohne Bedenken entschliefse ich mich, den nachstehendenVersuch einer Statistik des Schiffsverkehrs zu veröffentlichen,da bei den zum Teil recht ungenauen Angaben der Zollregisterdem persönlichen Ermessen des Herausgebers ein allzuweiter Spielraum gelassen war. Insbesondere trifft dies auf denVerkehr mit den näher gelegenen Häfen zu. Es liefs sich z. B.,wenn unter den mehrere Häfen des Nahverkehrs umfassendenÜberschriften oder auch sonst derselbe Schiffer innerhalb desZeitraums einiger Wochen aufs neue genannt war , in der Regelnicht mit Sicherheit entscheiden , ob das Schiff inzwischen eineweitere Reise gemacht hatte, also doppelt zu zählen war, oderob es die Zeit über im Lübecker Hafen stillgelegen und späterweitere Ladung eingenommen hatte. Oder sollte man die aber·malige Erwähnung des Schiffes ganz willkürlicher Weise aus derverspäteten Entrichtung eines Teils der Zollbeträge erklären?Zwar lieferte in manchen derartigen Fällen ein Vergleich des EinundAusfuhrregisters den Nachweis, dafs das Fahrzeug doppeltzu rechnen war, aber diese Kontrolle versagte, falls das Schiffdie Fahrt oder Rückfahrt unbefrachtet oder etwa mit Getreidebeladen , zurückgelegt hatte , denn alsdann hatte ftlr den Buchführendenkein Anlafs vorgelegen, es zu erwähnen. Auch darfnicht überseben werden, dafs die vorliegenden Zoliiegister Reinschriftensind und es fraglich erscheint, ob der Recbnungsftihrerbei der Übertragung der Einzelbuchungen die Zeitfolge genaueingehalten bat, was hinsichtlich der datierten Überschriften nichtimmer der Fall ist. Zweifelhaft mufste auch erscheinen, ob,wenn kurz hintereinander Ihnliehe Schiffernamen, wie z. B.Berkhan und Berkhoff oder Berkhan und Berkholt, vorkommen,damit diesel~ Person gemeint ist oder nicht, ob, wenn zum gleichenHauptnamen verschiedene Vornamen gesetzt sind, di~ bewufstoder versehentlich geschehen ist , und ob, wenn ein Schiff all-1 LUb. Cbronikea, ed. Grautoff 2, S. 317.gemeiner, wie z B· · · a 1 8 eyn Sundeach h ·mcht noch aufserdem u t d sc Ip, bezeichnet wird efl''h . n er em Nam . , sge u rt 1st. ~ en semes Schiffers auf..Bei solcher Unzulänglichkeit .stehenden ziffermäfsigen An abe des Matenals sind die Dach-Meeklenburg I Pommern Sc~ n über den Schiffsverkehr mitHol.stein nur als ungefahre au~:;:, Dän~mark und Schleswig-Schlffsverkehrs mit d ti ssenl während die Statistik d. en erner gelege H eszugsweise die meist in bes n~n äfen, für welche vorgröfseren Schiffe in Betrachto~~emren Uberschriften aufgefllbrte~kann. men, als zuverläs .&Iger gelten~ie Tabellen mit den Zahlenund emgelaufenen Schiffe fol S . der von I492-I496 aus-Den schwachen Verkeh gden elte II8 und II9.S 1 · r es Jahres b. 10 mitgeteilten Zollertr" ~495 ezeugt aufser d~asp~r Weinreich (S. 88) m~g~n auch die Danziger Chronik denhle vd sc~iffe, so das keine fa:"w: orten : Item disz jor bliebe~Im emzelnen bedürti .verkehr des Jahres 1492 :~e;un~hst die Zahlen für den Nahnaeren Erläuterung und Spe ·a~·V d . ~ ~on en ID diesem Jah·-... ~"'''"" re nach Meckl b2 b I Schiffen sind für den ~n . urg und PommernI 5) 26 Fahrzeuge . Mat Im Ausfuh .verzeichnet und mit genauer Angabe ihrer Besti lregtsterStralsund I 3 chzwar 7 nach Rostock 6 eh mmungs-1 na Greiti ald ' na Wismarb. Treptow, Wolgast und ~vvlb und je eines Dach AnkJaaa,~~ zum Schiffahrtsschlufs (~ erg. Ferner sind seit Ant. .. ~nac Stralsund StettJ· . I6, 22, 24b 27 b b-...._1d ·n und Po ' • 3 2 ..')I metst ohne näh . mmem ausgelauti , ,.~25 b ere Datierung der Übe en 6s SchiffeI 7~3s ~~ 39, 43), als nach Wism rschriften (BI. 19 b,c I e angegeben D . ar und RostoekAls von Meckl b . as Sind zusam aus-E . en urg und p men r6 1 g ... L:...-mfuhrregister ommem eingel •. 6'. "''UUle.u .. r·.,,.h . ...o Unter der al S alUeD Verzeichnet: Van Wismer s amme)rubrik voChristi a . Rostok Sund · t rgesehenenuni 28) nur I Schiff (BJ ID gemene na octvon denen d · · 2); unter .____ ·I o b) von R rei aus dem M . d . uqgnderen. ostock 3 von w· a1 atiert sind (BJund Treptow ·e I , ISmar und Stralsund . , • 41 I zusammen 9 S h . .,.. Je 2, Yonc lue Und Dach T reptow


118Ausgelaufen sind ·1492 1496seit 1493 1494 1495 bisApr. 15 Juli 1nach Mecklenburg und Pommern . 163 I3I g6 98 30Danzig 53 45 34 27 I9"Braunsberg - - - I -"Königsberg 21 14 20 I7 z"" Riga. II 13 I4 12 4" Pernau I 2 4 2 z" Reval 7 I2 17 8 2Abo 2 4 2 - -" Gotland 5 2 - - -" Stockholm . 23 15 I9 15 10" Nyköping, Söderköping, Westerwikund Kalmar 24 42 23 3 -"Schonen, Dänemark u. Schleswig-" Holstein 2I2 I42 135 IOI I7Mecklenburg und Dänemark JI - - - -an " weiteren kleinen Schiffen ca. 47 - - - -nach unbestimmten Häfen - I 3 3 -Zusammen: lcn. 6001 423 I 367 I 287 I 86I im Ausfuhrregister nicht erwähntes Schiff x; unter der Überschrift:Sund Stettin unde na (I) Pomeren na Petri et Paulr(Juni 29) I 8 Schiffe, sämtlich mit der Präposition ut, nur dieLadung eines au


120finden sich 2 Schiffe nach Landskrona und je eines nach Wismarund Kopenhagen, unter diesen 2 Rostocker Fahrzeuge und jeein Wismarsches, Warnemünder und Albarger Schiff.Schliefslieh finden sich unter Überschriften allgemeiner Art,wie: int gemene ut velen (allen) denen schepen, int gemene vanallen oder van allen im Ausfuhrregister (BI. 8 b, 1ob, 12, I3 b,14 b) gegen 90 Schiffe verzeichnet, darunter II nach Stralsund,Io nach Wismar, 5 nach Rostock, 3 nach Kopeohagen, 2 nachMalmö und je I nach Laland, Kiel und Königsberg, und imEinfuhrregister 28 Schiffe, darunter 2 von Wismar und je I vonRostock, Stralsund und Malmö. Ein Teil dieser Schiffe ist zweifellosbereits unter den weiter oben aufgeführten mit enthalten, dieZahl derselben läfst sich jedoch, da die betreffenden Überschriftennicht datiert sind , nicht mit annähernder Sicherheit feststellen.Zur Abrundung der ohnehin ungenauen Schlufssummen ist unterder bezüglichen Rubrik der Tabelle je etwa die Hälfte eingestellt.Unter den Jahren 1493-96 ist der Verkehr mit Mecklenburgund Pommern in der Regel unter der Rubrik Wismer Rostokunde Sund gebucht , während der mit den dänischen Gebietenunter den Überschriften Dennemarken, Schone oder Dennemarkenunde Schone zusammengefafst ist. Bestimmte Häfen, wie Kopenhagen,Landskrona, Malmö und Kjöge, sind selten angegeben,nur Albareh kommt häufiger vor.Was die Sammelrubrik Nyköping, Söderköping, Westerwikund Kalmar betrifft, so kommt von diesen Häfen der letzteream meisten in Betracht, 1492 z. B. entfallen von den 19 nachjenem Gebiet ausgelaufenen Schiffen auf Kalmar 15 und aufNyköping und Söderköping je 2; Westerwik wird nur 1493 undzwar als Bestimmungshafen von 4 Schiffen genannt.3· Art und Gröfse der Schiffe.Angaben über Art und Typus der den Lübecker Hafenbesuchenden Schiffe sind in den Zollregistern nur spärlich enthalten,immerhin aber sind diese Hinweise charakteristisch ftlrdie nach den betreffenden Häfen verkehrenden Fahrzeuge. Eskommen nämlich vor im Verkehrmit Mecklenburg und Pommern 1492 ,eyn Rostker bot,121r Warnemuoder bot, eyn Vemersch s h .schutec und »de Sundesch k c epeken, eyn Wrsmerschsmac e c:mit Reval · ' 1493 _ 9 6 erne · umackec ·mit Abo 1492 _erne »bersec, 1493-96 ,dat kervelc. '1 49 2 em •schepekenc · 'ml itl Stockholm 1492 »her St;ns holkc undk arve c ; »her Stensm~t Schonen 1492 und 1493 je ein ,botc:Dre Gröfse und der Wert der . :schieden wie sich :tus . Schrffe srnd überaus ver-, zwer nur die Jahretreffenden dem Ausfuh . . r 493 und 1496 be-. ' rregJster emverleibten S h'ffimssen ergibt Im erst h c 1 szollverzeichsh. . . eren sc wanken die von 8 h'1c rffern erlegten Zollbet .. . 3 Verse redeneoD rage ZWischen 5 .,p und .ß b . .urchschnittssumme von t 2 er emere wa r 3 3; .ß ·so Schiffern entrichteten z 11 14 , • m etzterem die von.ß· .0summen zwischen .,p2 ber emem durchschnittlichen B t 4 2 .ß undallgemeinen kommen die gröfst Se :~ge :on gut II •; • .ß. Imund Riga, die kleinsten im Sch en c hrffe rm Handel mit Revalonensc en Verkehr vor.4· Dauer der Fah t .. . r en zwrschen Lübeck undernrgen OstseehäfD' Z. en.re ertdauer welche d' Feiner Anzahl Ostse~häfen i ~e ahrten zwischen Lübeck undden Ankunfts- und Abfiah tnd nspruch nahmen' läfst sich ausd . r s aten delJ'enig S h'ffire entweder regelmäti . d . en c I er entnehmend . SJg o er wemgsten h ,er die gleiche R .s me rmals hintereinan. . erse gemacht haben. -. Für die Schiffahrt nach Mecklenbdie Pfundzollbücher in dieser H' . h ur_g und Pommern bietenZ IDSIC t keme g 'um Verkehr mit Dan z i . . eergneten Angaben.zweier offenbar dort b h . g seren ~re regelmäfsigen FahrtenB . . e ermateter Schrffer al d'erspiele angeführt. Es I fi s re ergiebigstenau en zu Lübeck ein und aus :vonna Phi!. u. Jacobi = Mai Ina Petri et Pauli = Juni 291 Vgl, HR. III 3, Nr. 82.I· Hans BerlinDanzigI492Inachna miser. Dom. = Mai 6[na oct. Petriet Pauli =JuliS] 1.8 Nlichste Datierung,


von_März 3Ina palmenJohannis = Juni 2 4" Bartolomei = Aug. 24" Micheli - Sept. 2 9"naMarcus = Apr. 25Johannis = Juni 24" ass. Marie = Aug. I5"122DanzignachI493na quasim.= Apr. I4=Juni 24\ JohannisII :, nativ. Marie Sept. 8. ·.. = Okt. 9" D 10n1SllI494 .na Phi\. u. Jac. = Mal Icrucis (inv.) - " 3I {. Dom = M ar ·2na mrser. · \Petri et Pauli Juni 29 "Marie = Aug. r5 "" ass.na trinitatisvonna Phi\. u. Jacobivor Magdalenena MicheliMai 292.II : Petri u. Pauli = Juni 29Bartolomei. -"Aug. 24I4951 na jubilate=Mai IOvisit Marie = Juli 2decoll. Joh. = Aug. 2 9I496 . . . 2\ na corp. Chnstr = JumH ans SchomakerDanzignachI492 . Mai 6na m1ser. Dom. -=Mai 1I im Juli oder August 1Juli 22\ na Remigii= = Okt. ISept. 291493h= Apr. 7 Ina pasc en . · ten =Mai 26d hemmelv. Christi = Mal I 6 na pmx" 1. Margarete = Juli I 3vor Margarete =Juli I3 \ "na S Rgidii - Sept. I" Egidii = ept. 1 "na Marcus = Apr. 2 5" Johannis = Juni 24ass. Marie = Au g. I 5I4941 (na\ "1 ~Vitalis= Apr. 28JPetri et Pauli = Juni 29" . ) und nn assumpc. Marie (Aug. I 5)·1 Zwischen na Margnrete (Juh 132 Nächste Datierung.vonna miser. Dom. = Mai 3" divis. apost. = Juli I 5na trinitatis = Mai 2 9I23DanzigI495nachj na jubilate = Mai Io1 " Magdalene = Juli 22I496I na corp. Christi = Juni 2Ob Hans Schomaker I493 drei oder vier volle Fahrten gemachthat, erscheint zweifelhaft; im Herbst I 494 ist er jedenfallsunbefrachtet von Lübeck ausgelaufen und deshalb nicht inden Zollbüchern vertreten. Die durchschnittliche Dauer der HinundRückfahrt ~wischen Danzig und Lübeck einschliefslieh LöschundLadezeit ist also auf zwei Monate anzusetzen.Eine etwas längere Dauer, nämlich durchschnittlich 2'/•Monate , beanspruchte die volle Fahrt zwischen Lübeck undK ö n i g s b e r g, wie sich aus folgenden Beispielen ergibt :vonna divis. ap. = Juli I5" Lamberti = Sept. 171. Klaus Schulte 1494KönigsbergnachI na Magdalene = Juli 2 21 " Mauricii = Sept. 2 22. Bertelmeus Hoveman 1495von Königsberg nachna jubilate Mai IO \ na jubilate =Mai 10" Pantaleanis = Juli 28 I3· Kaspar Kummenik I495von Königsberg nachna miser. Dom. - Mai 3 \ na jubilate = Mai IO" Laurencii - Aug. ro4· Jakob Spegelberch I495von Königsberg nach1na palmen = Apr. 12na Jacobi = Juli 25 " Laurencii = Aug. 10.1Für die Dauer der R i g a fahrt seien folgende Daten angeführt:


vonna miser. Dom.na palmen =I24I. Hans Moller (Molre)_Mai 6.März 3 I" Egidii = Sept. Ina ascens. Dom. = Mai 7" Egidii = Sept Ina jubilate = Mai IoMauricii = Sept. 2 2"vonRiganachI4921 na ass. Marie = Aug. I5I493na pinxstenn corp. ChristiI {I " MicheliI494na VitiI= Juni I5=Mai 26=Juni 6= Sept. 29n Mathei = Sept 2 I.I495\ na pinxsten - Juni 7II496\ na d. Heren hemmelv. = Mai I 22 , Klaus WinterRiga1492na d. hemmelv. Chr. =Mai 3I \ [vor August] 1n Sym. u. Jude = Okt. 28na Viti" exalt. s.1493\ { n:= Juni 15 I "crucis = Sept. I 4nachmitvasten = März I 7paschen = Apr. 7visit. Marie = Juli 21 Das zweitfolgende Schiff ist unter na Laurencii (Aug. 10) und na ass.Marie (Aug. 15) eingetragen.vonna corp. Christi = Mai 2 9" Egidii - Sept. 1na vinc. Petri - Aug, IIna corp, Chr. = Juni 21253· Kersten TodeRiga14944· Klaus Hinseimannvon Riga nachnachquasim. = Apr. 6oct. Petri u. Pauli = Juli 6divis. apost, = " I 51495na judica = Apr. 5·" Mich, = Sept. 29.In der Regel kommen also auf ein Jahr drei oder vier Reisenzwischen Lübeck und Riga.Dagegen sind zwischen Lübeck und Re v a 1 für gewöhnlichzwei, seltener drei und nur ausnahmsweise vier Fahrten im Jahreunternommen worden. Es fahren nämlich:vonna Phil. u. Jac. =Mai 1" Mathei =Sept. 2Ina Primi u. Felic. =Juni 91. Tomas Moller (Molre)Revalnach1492I na Micheli = Sept. 2 91493I in d, cruceweken=Apr, 28 bisMai 4na Galli = Okt. 16I1 494I na Joh. bapt. =Juni 241495na d. hemmelv. Christi= Mai 28 I na visit. Marie= Juli 2


na Joh. bapt. =Juni 24·126von Reval nach1496I2. Gert Ovendorpvon Reval nach1493in d. cruceweken=Apr. 28 bis \ na vinc. Petri= Aug. I.Mai 4·I1494na Primi u. Felic. =Juni 9· I na Joh. bapt. =Juni 24.I495na d. hemmelv. Chr.=Mai 28.1 na visit. Marie=Juli 2.na Joh. bapt. =Juni 24.I496von3· Andreas KnutRevalnach1493in der cruceweken=Apr. 28 bis I na pinxten =Mai 26.Mai 4·II494na Primi et Felic. =Juni 9· I na Joh. =Juni 24.von4· Olav SesenkarRevalnachI493na Phil. et Jac. =Mai 1. I na d. hemmelv. =Mai I6.na Primi et Felic. =Juni 9·vonna Phil. et Jac. =Mai 1." Lamberti =Sept. I7.I14945. Stephan DirksenIRevalnach1493\ na d. hemmelv. =Mai I6.II 276. Hermann Fresenbergvon Reval nachI493na Mauricii =Sept. 22 • Ina Bartolomei = Aug. 24.von1494/ na quasim. = Apr. 6 .1 " s. crucis [ exalt.] =Sept. I 4 •7. Dirk LindemanRevalnachI494I na exalt. s. cruc. = Sept. 14.1 495na d. hemmelv. Christi= Mai 28 [ na Ud 1 . . ." Micheli =Sept . a ncr = Juh 4·• 2 91vonna Micheli =Sept. 29 .na Joh. bapt. =Juni 24.8. Hinrik SurberReval1 495nachI na trinitatis =Juni I 4 ." Dionisii = Okt. 9 .. Von den zahlreichen Beispielen fü d' Dzw1sche L"b k r Je auer der Fahrtenn u ec und S t o c k h o I m se1en . erwähnt:I. Gert Burvon Stockholm nach1492na roeidach =Mai I.[nach na divis. apost. =Juli I$.] {" decoll. Joh.=Aug. 29 .na omn. sanct - N I " nat. Marie =Sept. 8.. - ov I.


von Stockholm nachI493na Jetare = März I 7d hemmelv. Chr. =Mai I6na Phil. u. J ac. = IMai I" ass. Marie = Aug. I 5 \ : n~tiv. Marie =Sept. 8na trinitatis = Mai 2 5" Dionisii = Okt. 9vonI494na visit. Marie= Juli 2" Crispini u. Crispiniani= Okt. 2 52. Olav TavasteStockholmI492na divis. apost. =Juli I5" Galli =Ükt. I6 }" Ir ooo juncfr. = Okt. 2 Ina palmen= März 3 I" Laurencii = Aug. 10" Dionisii = Okt. 9na crucis = Mai 3" Magdalene =Juli 22von(na divis. apost. =Juli I 5)na I I ooo juncfr. = Okt. :z Ina Phil. u. Jac. =Mai I" ass. Marie = Aug. I 5I493I naI ""I494nachna vocem jucund. =Mai 27" ass. Marie = Aug. I 5" Sym. u. Jude = Okt. 28miser. Dom. = Apr. 2 Iass. Marie = Aug. I 5Galli = Okt. I 61 na pinxsten = Mai 18/ " vinc. Petri = Aug. r3· Peter RuterStockholmnachI492na ass. Marie = Aug. I5" Sym. u. Jude= Okt. 28I493I [ unbefrachtet ausgelaufen?]/ na Egidii = Sept. Ivonna ascens. Dom.= Mai 7" Dionisii = Okt. 9vonna ornn. sanct. = Nov. Ina Phil. u. Jac. =Mai I" Viti =Juni I5" Galli = Okt. I6vonna asc. Dom.= Mai 7" ass. Marie = Aug. I5na ass. Marie = Aug. I5129Stockheimnach1494na Viti =Juni I 5" Crispini u.Crispiniani = Okt. 2 54· Hans KilStockholm1492nachna decoll: Joh. = Aug. 29I " Katarme = Nov. 25I493[ unbefrachtet ausgelaufen?]I na Margar. = Juli I31494I urnme paschen= März 305. Hans SchackeStockholmnachI493I na Mart. = Nov. I I1 494I na corp. Chr. =Mai 29I1 495I na trinit. =Juni I 4I " decoll. Joh. = Aug. 296. Gregor AndersenvonStockholmnachI493na I I ooo megede = Okt. 2 I 1 na onm. sanct. = Nov. Ina ascens. Dorn.= Mai 7" ass. Marie = Aug. I5Hansische Gescbicbtsblätter, XXXII,1494I naI "pinxsten = Mai I 8Bertolornei = Aug. 249


130Es sind demnach zwischen Lilbeck und Stockholm in derRegel vier Fahrten im Jahre unternommen, und zwar beträgt diedurchschnittliche Dauer einer Hin- und Rückfahrt 2 1 /2 Monate.Ähnlich steht es um die Schiffahrtsverbindung mit den weitersüdlich gelegenen schwedischen Häfen, für welche folgende Beispielein Betracht kommen.1. Merten Hansen. I493·von Nyköping nachI zwischen napaschen=Apr. 7na palmen = März 3 Iund na jubilate = Apr. 28na Egidii =Sept. Iim SommerI2. Oleff Erwessen. I494·von Kalmar nachna ascens. Dom. =Mai 7" ass. Marie = Aug. I 5\ na pinxten =Mai I 8I " Bertolomei= Aug. 24Schliefslieh seien noch einige Daten über den Verkehr nachSchonen aufgeführt, wo 1492 der Häring bereits vor Johanniserschien und bis Ende August blieb 1, während für gewöhnlich dieFangzeit in die Wochen vom 15. August bis 9· Oktober fiel 2 •Es laufen ein und aus :1. Peter Andersen. 1492.von Schonen nachI na Margarete = Juli I 3na ass. Marie = Aug. I 5 " ass. Marie desmandages = Aug. 20" Remigii = Okt. I" I1 ooo virg. = Okt. 21.II " Mauricii =Sept. 20 8na ad. vinc. Petri = Aug. I" nativ. Marie =Sept. 8" Micheli u. Remigii=Sept. 29bis Okt. Ina Egidii = Sept. I" Dionisii = Okt. 93· Peter Hagen. I 494.4· Peter Andersen.na P.etri u. Pauli =Juni 29" vmc. Petri = Aug. 1" decoll. Job. = Aug. 29 1na Laurencii = Aug. IO" nativ. Marie =Sept. 81Nächstes Datum. na exalt .· acw s. crucis = Sept. 14.2. Severinna decoll. Joh. = Aug. 29" Dionisii = Okt. 9Juel. I494·na oct. Petri u. Pauli = Juli 6" decoll. Joh. = Aug. 29" Dionisii = Okt. 91 Caspar Weinreichs Danziger Chronik, S. So.2 D. Schäfer, D. Buch des LUbeck. Vogts auf Schonen, S. XCII.8 Zwei spätere, Dennemarken bezw. Schone überschriebene Rubrikenaus demselben Jahre sind undatiert.


VI.KLEINERE MITTEILUNGEN ..


I.ZUR HAMBURGISCHEN SEEGESCHICHTE IM 18. JAHR­HUNDERT.VONERNST BAASCH.Die Stadt Harnburg hat für die Sicherung der Schiffahrtgegen Feinde auf und vor der Elbe schon frühzeitig ein regesInteresse betätigt; durch die ganze Geschichte Hamburgs bis tiefins 18. Jahrhundert hinein läfst sich dies Bestreben verfolgen 1 •Zwei Ereignisse, die mit jenem Bestreben eng zusammenhängenund von denen das eine gar nicht, das andere nur oberflächlichbekannt ist, mögen hier geschildert werden 2 •Kaper von der Elbe auszurüsten, hatte der Rat streng verbotenund noch 1672 ein Mandat in diesem Sinne erlassen 8 .Das konnte und durfte den Rat aber nicht hindern, selbst fürdie Sicherheit der Schiffahrt vor und auf der Elbe Schiffe zuhalten. Seitdem die Admiralität die kleine Fregatte »Esperanzacoder »Hoffnung« besafs 4, wurde diese meist als Kreuzer vor derElbe benutzt.Im September 1703 kreuzte nun Kapitän Adrian Vofs mitdieser Fregatte vor der Elbe auf zwei Kaper; einen der beiden1Vgl. mein Buch "Hamburgs Convoyscbiffahrt und Convoywesen"(Hamb. 1896) und die übrige dort angegebene Literatur.2Einer Akte des hamburgischen Staatsarchivs (Cl. VII, Lit. Ca no. 3vol, 9 a) bereits im Jahre 1894 entnommen.8Langenheck, Anmerkungen über das Hamb. Schiff- und Seerecht,z. Auf!. (Hamb, 1740) S. 307.' Vgl. über sie mein oben erwähntes Buch, S. 140 f.


zwang er, nachdem mehrere Schüsse abgefeuert waren, zumStreichen der Flagge. Vofs liefs den Kaperkapitän an Bord derFregatte holen und erkundigte sich nach Dokumenten. ImOffiziersrate auf der Fregatte wurde einstimmig beschlossen, denKaper auf die Eibe mitzunehmen. Er wurde mit hamburgischerMannschaft besetzt und nach Cuxhaven gebracht; es war die»Dianec von Ostende, geführt von Pierre de Ry, bemannt mit3 7 Mann und montiert mit 2 Geschützen 1 . Aufser einem vonBrüssel den 3 1. Juli datierten Kaperbrief fand man bei demKapitän die Ordre, alle Hamburger, Lübecker und Bremer Schiffeaufzubringen.Am. 25. September wurde de Ry auf dem Rathause voneinigen Ratsherren vernommen. Er erklärte , dafs er weder anjemand in Harnburg »recommendiret« sei, noch Geld hier zuempfangen, noch dafs er in Helgoland Geld abzuholen gehabthabe. Auf die Frage, ~wo er sonst Geld hernehmen wollen,so lange er vor der Eibe kreutzetec, antwortete de Ry, er habegar nicht vor der Eibe, sondern >umb den Nord«, d. h. beiSchottland kreuzen sollen und wäre nur durch widrige Windenach Helgoland'getrieben. Auch gab er an, Briefe von seinenRhedern - Anton und Pieter von Aken und Adrian Ermus zuOstende - an jemand in Harnburg habe er nicht, wisse auchnicht, ob sie hier einen Korrespondenten hätten. Auf die Frage,ob er vom König von Frankreich oder Spanien Ordre habe, aufhamburgische Schiffe zu kapern, antwortete er, er habe keineandere Instruktion als die von seinen Rhedern, er würde hamburgischeSchiffe sowohl genommen haben wie holländische undandere feindliche. Darauf fragte man ihn, »ob er nicht deswegen,dafs er, ohne Special- Ordre vom König in Frankreich oderSpanien solches getan, für einen Frey.beuter zu achten und desfalfsder Gebühr nach zu straffen seyc, worauf er erwiderte,, seine Commissie lautete auf die Feinde, und seine Rehdere bettenihm die instructie gegeben, auch auf die Hamburger, den Lübeckernund Bremern gleich, zu kreutzen«, und hinzusetzte: »Esführe jetzo kein Caper von Ostende aus, der nicht von Rehdem1Im Protokoll der Commerz-Deputierten vom 17. September ist von4 Stücken die Rede.137inst.ructie mitbekäme«. Da man bei der Durchsuchung des Kaperschiffessechs Walltischleinen auf ihm gefunden hatte, wurde deRy schliefslieh gefragt, ob er es gewesen, der die beiden HamburgerGrönlands- bezw. Shetlandsfahrer, die kürzlich vor derEibe genommen worden waren, gekapert habe· de Ry verneintedies.'W~rann~menthch~1chtman in Harnburg bei dem Verfahren dieses KapersAnstofs nahm, war, dafs er in seinem Kommisbrieftausdrücklich zu Feindseligkeiten gegen Hamburg ermächh~twa.r, während er solche doch verübt und beabsichtigt hatte;die Pnvat·Instruktion, die er von seinen Rhedern hatte konnteals Legitimation zu Feindseligkeiten gegen Hamburg ~icht ang~sehenwerden. Auch war bemerkenswert, dafs nur dem Ka-. pitän 1 '0~ dieser Instruktion etwas bekannt war; sein Leutnantund Schi~er erklärten, sie wüfsten von ihr nichts, und schobendem Kap1tän die Verantwortung zu..Trotz~em und obwohl Harnburg sich noch nicht einmal~ls m Knegszustand mit Frankreich befindlich ansah - erstrm F~bruar ~704 wurden die »Avocatorien«, die den Abbruchder d1~lomatischen Beziehungen bedeuteten, angeschlagen _ warman mcht geneigt, etwas Ernstliches gegen de Ry zu unternehlmen. Es wurde ihm ~nd den Seinen folgender Revers vorge egt.»W'J w· .. eL rr Endesunterschnebene mit unserer Schnau dieDiana von Ostend d 'sow . e genan t, und gesamten Volck • womit wirS h'~ Hamburglsche als andere von uns als feindliche aestimirtec I e ~u nehmen und aufzubringen vor der Eibe gekommendurch eme hamburgische Fregatte alda genöthiget worden un'derselben zu ero-eben · Ein löbl M · d ' so ' • agrstrat er Stadt Hamburoa~erzu meh~er Darlegung, dafs Er nur die natürliche defensio~hrerunter abzlehlet, unsere Personen wieder d' . . .f: . zu Imittuen uns diea~eur .envlesen, unerachtet dafs in unserer Originai-CommissionWir wrede~ ~amburg nicht ausdrücklich mit bemächtiget besonddernWir m Neuligkeit von unsern Rhedern dazu be;rdertwor en, und also von geda ht M .U .. bertreter unserer c ·c·em ag1strat umbsoviel mehr für- -- ommiSSJOn angesehen werden wollen' da1Er liegt bei der Akte.


selbige Stadt die Avocatoria annoch nicht publicilt: als uhrkundenund bekennen nicht allein mitteist dieser unserer eigenhändigenNahmens- Unterschrift, dafs wir solche unsere Dimissionals eine sonderbahre Güthe mit Danck auffnehmen und erkennen,auch wehrender unserer Detention gantz wohlgehalten und tractiretsein ; besondern verpflichten uns zugleich bey Straffe derGefangnifs, dafs wir innerhalb 1 2 Stunden von dem Moment unsererErlassung uns aus dieser Stadt und dehren Bothmässigkeitbegeben und wehrend diesem Kriege uns alda nicht wieder betretenlassen wollen•. Wahrscheinlich 1 ist dieser Revers tatsächlichvollzogen worden, und die Leute der ,Diane« werdenwohl schleunigst Harnburg verlassen haben. Die » Diane c behieltman zurück; der Rat wollte auch sie zuerst losgeben ; dieKommerz Deputirten meinten aber, man müsse das Schiff unddas Geschütz anhalten; auch der holländische Gesandte stelltevor, man solle aufpassen, dafs das Schiff nicht weitere Kapereienverübte 2 • Darauf behielt man das Schiff, und es hat im Wachdienstauf der Untereibe in nächster Zeit gute Dienste geleistet.Verwickelter erwies sich eine Prisen-Sache, die in das Jahr1705 fällt 8 • Anfang Dezember dieses Jahres wurde vor der Eibevon einem französischen Kaper das von Arebangel kommende,nach Amsterdam bestimmte Hamburger Schiff »die drei Bienenkörbe«,· Schiffer Johann Petersen, genommen. Auf diese Nachrichtwurde Kapitän Tamm, der Konvoyschiffs-Kapitän in hamburgischenDiensten war, zusammen mit Kapitän Vofs, der nochdie Fregatte ,Esperanzac befehligte, von der Admiralität beauftragt,jenes Schiff wieder zu nehmen. Die oben erwähnte Schnau, Dianac und eine Schaluppe, die der Konvoyschiffs-Kapitän PeterSehröder zur Verfügung zu stellen hatte, wurden mit Volk,Munition und Lebensmitteln versehen; ein ,Barbiere wurde bei-1Bei den Akten liegt nur der Entwurf, wie er oben mitgeteilt ist.2 Prot. der Comm.-Deputierten.8Kurze Mitteilung von der Sache macht Steltzner, Versuch einerzuverläss. Nachricht von dem Zustande der Stadt Hamburg, IV, 448 f.139gegeben. Der Stadt-Major mufste 30-40 Bewaffnete oder soviel,wie Tamm verlangte, stellen.Auch der englische Gesandte hatte, als er hörte, dafs derKaper ein genommenes englisches Packetboot mit sich führteein englisches Kriegsschiff reklamiert; dem Kommandanten de;letzteren sollte empfohlen werden, den Hamburgern bei ihrerExpedition beizustehen.Doch gelang es den Hamburgern, allein mit dem Kaperfertig zu werden. Tamm und Vofs fanden ihn mitsamt desPrise bei Helgoland. Seitens Hamburgs hat man später behauptet,dafs sie nicht die Absicht gehabt hätten, sich des Kaperszu bemächtigen , sondern dafs sie nur die Prise hätten nehmenwollen. Nach ihrer Instruktion sollten sie jedoch »den Kaperselbst nebst dem von ihm genommenen Johann Peterssen Schiffenzu übermeistem suchen und selben hieher aufbringen•. Nachd:r Darstellung, die der Hamburger Rat später von dem Ereigmsgab, versuchte der Kaper, als er die Hamburger nahen sahdie Prise auf den Strand laufen zu lassen; daran hinderten di~~ambu~ger ihn, ~ndem sie die Prise enterten; als dann der Kaperst~h Wetgerte, dte Bemannung der Prise auszuliefern, nahmendte Hamburger auch den Kaper weg. Letzterer war die »La~oyalec aus Dünkirchen, besetzt mit so Mann und geführt vonPterre W ormhout.Kaper und Prise wurden dann auf Befehl des Rats nachHambu~g gebra~_ht i die Prise wurde dem Eigentümer Franz Poppeund semen Brudern zurückgegeben; doch mufsten diese dieKosten der Expedition bezahlen.Wormhout wurde mit seinen Offizieren und Leuten in dieHaupt":ache gebracht und hier gut behandelt. Nach Unterzeichnungemes Reverses wurden sie alle am Weihnachtsabend e t-lassen · h' 1 d n' zuvor er Jet er Kapitän Io der Leutnant 8 d' hU t ffi - . ' , Ie ac tn ero ztere Jeder .6' jeder Gemeine zwei Taler. InnerhalbI 2 Stunden hatten Sie das Gebiet der Stadt zu verlassen t.118 Vg!. den_ von _Walther in den Mitt. d. Vereins f. Hamb. GeschichteB9It, S· 267 mitgeteilten Pafs' aus dem sich die Zahl und die Namen deresa zung ergeben _ T h' 1Taler, jeder Matro~e eine ~mm er Ie t 1000, Vo_ss 500 Taler, j~der Soldat zweialbe Monatsgage (meme "Convoyschiffahrt.' S. 206).


Die schnelle Entlassung der Besatzung zeugt von dem Be·streben Hamburgs, es mit Frankreich nicht zu sehr zu verderben;die Stadt hoffte gerade damals, unter gewissen Bedingungen diefreie Fahrt auf Frankreich erhalten zu können, und verhandeltedeshalb mit diesem, wie England, den Niederlanden und demKaiser.Verwickelt wurde aber der Fall dadurch, dafs die Wegnahmedes Kapers und der Prise auf der Rhede von Helgoland, d. h.auf neutralem Gebiete, stattgefunden hatte.Zunächst glaubte der Kaper Ursache zu haben, sich überden Kommandanten von Helgoland, Oberstleutnant Bähr, zu beschweren,dafs dieser ihn nicht genügend geschützt habe. AlsWormhout Anfang Dezember bei Helgeland erschienen war, hatteer mit Bähr folgenden Pakt geschlossen:>Ich Pieter Wormuth, Capitain von Duynkercken, führendedes Caper Schiff La Royale, obligire mich hiermit, dafs ich aufdiese Rhede gekommen seynde, die auf der Rhede liegendeSchiffe von allen Nationen ungemolestiret lassen, auch im aussegelndieselben von hier aus in 24 Stunden nicht verfolgen,sowohl die gegen der Rhede ankommende, alsbald sie unter dasGeschütz und binnen der Rhede augelanget oder das Anckerfallen lassen, dieselbe nicht verhindern, sondern eine vollkommeneNeutralite gegen diese Rhede und das Land observiren will, wogegenmir der Gouverneur auch seine Parole gegeben, dafs ichentgegen gleichfals gegen ankommende Schiffe von unserer FeindeParthey, so lange ich vor Ancker liege, beschützet werden undfrey aussegeln solle, ohne von andern auch in 24 Stunden vondieser Rhede ab verfolget zu werden, und versprochen mir respon·sabel zu sein, wenn mein Schiff im Hafen geentert werdenmögte. Solches habe ic;h eigenhändig unterschrieben und michdazu hiermit obligiren wollen.Heiligland, den 2. Decemb. qos.de Bähr. «Auf diesen Pact vertrauend hatte Wormhout d1e Elbmündungunsicher gemacht. Er nahm das Petersensche Schiff weg undbrachte es nach Helgeland; hier, so erzählte er später den ihnverhörenden Hamburger Ratsherren, trank er mit Bähr ein GlasBier, und letzterer sagte ihm: »Ihr habet nun ein Schiff genommen;ich habe nichts dagegen, aber sehet zu, wenn Ihr inSee kommet, dafs sie es Euch nicht wieder nehmenc. Als dannTamm und Vofs sich mit ihren bewaffneten Fahrzeugen derInsel näherten, liefs Bähr zwar mehrere scharfe Schüsse auf sieabgeben; diese blieben aber wirkungslos und hinderten die Hamburgernicht in der Wegnahme des Kapers und der Prise.Wormhout klagte deshalb, Bähr habe »nicht redlich« gehandelt.Der französische Kaperführer Caspar Bart, zu dessen KommandoWormhout gehörte, beklagte sich später über Bähr bei derfranzösischen Regierung.Auch Harnburg aber glaubte Ursache zu haben, sich überBähr zu beklagen. Bereits ehe die hamburgische Expedition Erfolggehabt hatte, am 8. Dezember, ~hatte der Hamburger Ratbeschlossen, sich beim holsteinischen Gesandten v. Wedderkopzu beschweren , dafs französische Kaper aus Helgoland »einrechtes Raubneste machten. Nachdem die Wegnahme erfolgt,drückte der Rat dem Herrn v. Wedderkop sein Bedauern darüberaus, dafs man von Helgeland auf die Hamburger geschossenhabe. Dann aber folgte ein vom 24. Dezember datiertes Schreibender herzoglichen Regierung, in dem sie sich beklagte über eineVerletzung ihrer Hoheitsrechte und Neutralität.Dieser Beschwerde gegenüber konnte Harnburg mit Rechtauf die Erfordernisse seines Handels und seiner Schiffahrt hin·weisen . Beide litten durch den Krieg stark; feindliche Kapersperrten die See und nisteten sich in Helgeland ein. WollteHarnburg seine Schiffahrt nicht ganz zugrunde gerichtet sehen,so mufste es diesem Unwesen nach Kräften steuern. Dazu, soerklärte Harnburg, sei es nicht nur dem heil. Römischen Reichgegenüber verpflichtet, sondern auch das kaiserliche Privilegvon 1628\ das verbot, dafs >einige Orlog-Schiffe auf dem Elbstromelogiret werden sollen, dadurch die Stadt incommodiretwerden~ könnte, berechtige es zu solchem Vorgehen. Die Wegnahmedes Kapers, so betonte der Rat, sei zuerst nicht beab_sichtigtgewesen ; erst die Hartnäckigkeit, mit der er an derPnse festgehalten, habe dazu genötigt. Die von Holstein als1Kiefeker, Sammlung VII, 6 39.


I43Klagepunkt vorgebrachte Verletzung der Territorialhoheit derInsel betreffend , erklärte der Rat, Kaper und Prise hätten nichtin einem neutralen »Hafen c gelegen, sondern in offener See,wo Schiffe nur bei gutem Wetter Ankergrund haben könnten;es sei also höchstens eine offene See-Rhede gewesen. Der Kommandantvon Helgoland habe höchstens das Recht, den Kaperim Hafen zu schützen, und das spreche ja auch jener Pact aus;wenn der Kommandant durch seine Schüsse habe den Kaperauch aufserhalb des Hafens schützen wollen, so involviere daseine, wider die Neutralität verstofsende Parteinahme für denKaper. Das Schiefsen auf die Hamburger Schiffe sei um sosonderbarer, als der Kommandant ja gar nicht ihre Absicht habeerkennen können.Der Harnburger Rat bestritt aber überhaupt, dafs es völkerrechtlichgestattet sei, dafs ein Kaper in einem neutralen Hafen3-4 Wochen »zu eines Benachbarten höchsten Schaden undNachteil sub specie neutralitatis geheget, von denen commendirendenOffleieren und zwar ad ostiurn flurninis Irnperii protegiretwerde, dafs er frey und ungehindert auf die ankommende Schiffeauslaufen, Jacht machen, und wenn er sie genommen, mit sichauf die neutrale Rehde oder Haven bringen könne, dafs derCommendant eines solchen Ortes mit dem Commendeur desCapers in guter Vertraulichkeit lebe, gewisse Pacta errichte,ihme von allen Nachricht und Instruction gebe, auch wenn etwaAnstalt gemachet, die zu erwartende Schiffe zu avertiren, ersolches verhindere, und solche ihren Feinden also im Rachenlaufen müssen. « Wie also die Wegnahme des Kapers ein Gebotder Notwendigkeit gewesen, so seien hierbei keine Territorialrechteverletzt, während von dem Helgoländer Kommandantendie Neutralitätsrechte »ZU einer mit derselben incompatiblenund in surnmum tertii praejudicium gereichenden indulgentzextendiret worden. cDie holsteinische Regierung aber, deren Neutralität in dieserganzen Zeit stark verdächtig war, forderte nichtsdestoweniger Genugtuungfür die angebliche Verletzung ihrer Territorialhoheit;Frankreich bedrohte Holstein mit Repressalien, und dieses ersuchteHamburg, es möge nicht zulassen, dafs die holsteinischenUntertanen darunter leiden sollten.Auch Hamburg hatte insofern Schaden von dem Ereignis,als Frankreich, durch die Wegnahme des Kapers erbittert, sichjetzt gegenüber den Wünschen der Stadt hinsichtlich der freienSchiffahrt wenig geneigt zeigte. Der hamburgische Syndikus vonBostel liefs den Franzosen vorstellen, dafs, wenn ein Kaper aufdie Eibe käme, »ihnen die Gurgel des Comrnercii zuzuschnüren«,sie sich wehren müfsten, und dafs man Harnburg sehr Unrechttue, wenn man ihm das verüble; >denn wir giengen hier nichtdie See durch, französische Schiffe zu suchen und wegzunehmen c I.Der englische Gesandte aber stand dem Rat gegen die BeschwerdenHolsteins bei ; er autorisierte den Rat dieser möges1ch.getrost clarauf berufen, dafs er, der Gesandte,'den Rat ersuchthabe, den Kaper wegzunehmen. Tatsächlich erklärte derRat in einem Schreiben vom I 4· Mai I7 o6 an die herzoglicheRegierung, dafs er nicht nur nach den allgemeinen Rechten zuder Wegnahme des Kapers befugt gewesen sei, sondern dafsauch der englische Gesandte ,uns dessen ernstlich und mit derVerwarnung anerinnern lassen, dafs, woferne wir nicht unsereSchuldigkeit und jura beobachten und in Zeiten diesen Feindseligkeitenund schädlichen Capereyen vor der Eibe nach Vermögensteuren und wehren würdenc, er deshalb bei seiner Regierungsich beklagen werde >und anderwertig zu unserem höchstenPräjudiz behufige Anstalt dagegen zu verfügen sich gemüfsigetb_efinde «; der Rat habe daher sich dieser Expedition nicht ent­Ziehen können usw.Es vergingen dann zweiundeinhalb Jahre, ehe wir wiedervon der Sache hören. Erst am 7· Dezember qo8 überreichteder nunmehrige holsteinische Resident v. Görtz dem Rat einPromemoria, das sich gegen alle von jenem früher vorgebrachtenArgumente wandte. Bestritten wurde die Unsicherheit des Elbstroms; bestritten die Möglichkeit, das kaiserliche Privileg vonI 628 auf diesen Fall anzuwenden, da es sich auf die mitten inde~ See gelegene Insel Helgoland, die nicht einmal zum Römischen~e1c? gehöre, nicht erstrecken könne; auch hätten in Glückstadtm_ dtesem Kriege öfter Kaper gelegen, ohne dafs man davon gehört,dafs der Rat sich, an »dieselbe zu frottiren und zu reiben «'1Comm. Dep. Prut. g. April 1706.


144habe gelüsten lassen. Wo der Kaper gelegen, sei der wirklicheHafen Helgolands; :.umbschlossenc brauche ein Hafen nicht zusein ; sonst müsse es auch gestattet sein, unter der Insel Wight,im Texel, Sund, wo die Rheden auch nicht umschlossen seien,in der Neutralität feindliche Schiffe anzugreifen, »welches aberdem Hamb. Magistrat woll nicht gut geheissen, sondern garübel bekommen würdec. Wenn der Kaper sich so lange beider Insel aufgehalten habe, so hätten die Interessenten der Priseselbst Schuld daran, da sie sich mit dem Kaper in Verhandlungenbehufs Rückerlangung der Prise eingelassen hätten. Görtz forderte,da diese Sache seinem Fürstenhause sehr :.empfindlich und höchstnachteilige, wiederholt Genugtuung, ja die Rücklieferung der Prise.Er drohte sonst mit Gegenmitteln und wandte sich mit derselbenBeschwerde an das Kollegium der Oberalten.Der Rat antwortete hierauf am 25. Januar 1709, erinnerte ansein Schreiben vom 14. Mai I 7o6, das Görtz nicht zu kennen scheine.Im übrigen wiederholte er das bereits früher Gesagte, wies abernamentlich darauf hin, dafs durch Duldung feindlicher Kaperbei Helgoland die Freiheit der Schiffahrt ganz zugrunde gerichtetwerde; denn Helgoland liege, nach Gryphiander und Adam vonBremen ,in ostio Albis seu Albiac, und wie die Insel »vor vielenSeculis nach Süd-Osten sich extendiret und viel gröfser als jetzound wo nicht gar continua mit Ditmarschen , jedoch wenigstensdemselben am nechsten gelegen gewesen « , so gehöre es zumHerzogtum Holstein und folglich zum heiligen Römischen Reich;der französische Kaper aber sei Reichsfeind und somit dem Reichs·bann verfallen nach Reichsabschied von I 559, und Pacta seienmit ihm nicht zu errichten. Die getroffene Abrede mit demKommandanten mache alle Schiffe, die nicht auf der Rhede seien,dem Kaper gegenüber wehrlos; dieser könne sie auf die Rhedeschleppen und geniefse hierfür den Schutz des Kommandantender Insel. Auch wenn Helgoland neutral sei, was immerhinzweifelhaft gewesen , da es zum Reich gehöre, sei solches Ver·fahren ungehörig und widerspreche den allgemeinen Grundsätzenüber die Neutralität. Der Kaper sei auch nicht, wie seitensHolsteins behauptet würde 1 , wegen widrigen Windes auf die145Helgolander Rhede gekommen sondern hgelegen, um Kundschafit . . h' abe dort wochenlangemzre en zu könne Wbehaupte, dafs die Schüsse d K n usw. enn Görtzes ommandanten Warn hgewesen seien, so sei das schwer ver .. . ungssc üsseKaper verpflichte ja den Komm standbeb ; der Pact mit demersteren usw.andauten zum Schutz desDas letzte Aktenstück in dieser A . .auszug vom 4 August . ngelegenhert rst ein Protokoll-. · 17 I o, mittels dessen de H benglischen Gesandten Wich v . r am urger Ratmachte W . on Jener Antwort an Görtzund die In.sel e~~e JahreRd.arauf fiel Helgoland an Däne·. ' em erche stets ziemli h f dwar - sre galt tatsä hl; h al . c rem ge-T c rc s em Zubehö d heils von Schleswig n. ht . r es erzogh• IC , wre der Hamb Ratte, als ein Zubehör H I . urger at beostems _ wurd d .un ganz entfremdet. ' e em RercheHelgoland unter dänischer Herrs hein Territorium das d' S dc aft bedeutete freilich flirI' re ta t weit mehra s zu der Zeit wo es unter h I t . . zu respektieren' o s ernrsche H h ·-~'-"''"'":> zeigt diese Episode aus d r o ert gestanden.selbst noch im I 8 Jah h d er deutschen Seegeschichte. r un ert Harnbur d ,verstanden hat die F k . g es och gelegent-S . , un honen die .ehrtfahrt nach und auf d Elb , es zwecks Srcherungdie Gewässer der weit vor ;r Eibe ausübte, auszudehnen auchdas V erfahren der St d er . e gelegenen Insel Helgolanda t und rhrer 0 d . ·rechtlich zu vert 'd' rgane aber nach allener rgen war d kWürdigung dieses V . ' ~ ommt für dieErfolg die Probe auf d' oRrf~lls .wen~ger m Betracht. Wennd' H re rchtrgkert des E. Je amburger Recht; der Ei xempels ist, sodre Kaperschiffahrt macht . ndruck, den ihr Vorgehene, Ist unverkennbar gewesen.1So auch Steltzner a. a. 0., S. 449·Hansiacbe Gescbicbtabl"tta er. xxxrr.IO


147BAGGER ZU WISMARILIM 17. UND 18. JAHRHUNDERT.VONFRlEDRICH TECHEN.dt Wismar und Meister Gerdt1. Vereinbarung zwisc~en derd!!a Hafens. - 1655 Nov. 14.r.eritsen wegen Vertiefung . T't x Nr. 4 Vol. t8 A;u · Wtsmar1 • • ' ' dOr. aus dem Ratsarchtv zt: p ~ oblate mit dem Signum er. mtttels apterOriginalausfertigung' . . b" mii Gerit Geritsse.h terschneben ·11d' enStadt verse en, un r h Abweichungen unter tesA-F 6 Entwürfe , deren \~esent .tcde die ersten §§ ausgeführt,b· d . m F stn nurSiglen angege en sm , .· t uf E verwtesen. . H ndfür den Rest 1 " a der unleserlichen a1 d Korrekturen von B dW eingelegte Zette un Werner 1 der allein in undes damaligen Syndikus Hermann 'E keine Spuren hinterlassen hat. h d tatt Wifsmar auffa.. dato e. e. rat er s .Zu wifsen, dafs heute .. 1' h n aufsschofsesa mtt dem1' b den burger lC ezuziehung eines ehrte en . Horn bürtig, einen be·. Gerdt Gentsen' von deehrsabmen metsterhlofsen auff nachfolgen. . 1 . h beliebet und gescstendtgen "erg eJcpuncta:. A am Rande vo1t W. eingefügt.a auff - aufsschofses jelzlte urspr. m '. der Bürgermeister bet,· denh 'n Brief an emen h daf•Von Werner liegt auc et dem aber hervorge t, .t 'ffern vermag, aus .. P. d' en·ich zwar nur stellenweise zu en zt . . . und >ehe wir 2000 "!" • tspWerner mahnte, sich nicht zu •p raec~ptdttren• auf das Bedenkliche einer so· iehen m em er k 't Nach·diren• Erkundigungen emzuz. . , . wo man wegen Notdürftig et .ofsen Ausgabe zu einer Zett htnwetst, d in dem endlich sub 8 gegr . . . Anspruch nehme, un . h das essieht in der KontnbuttOn tn lwerk so tieff an pfahlen ntc t, 'ff•sagt wird: •ist unser haven. und bo « Im Jahre t672 war ein >dübschtsolche tieffe auffreumung letden kan .in Tätigkeit.1. Anfängklich soll und will gemelter meister Gerth Gertsen,nachdeme er sich bey e. e. rath dienstlich eingelassen b, hiesigerstatt haven zu reinigen und denselben auff etlichec fuesse (soviel bey und nach aufsgebrachten schlams und ander materie esdafs boll- und pfahlwerck leiden wi!l..d), tieffer zu machen, demselbenseinen versprechen bey ehr und treuw, auffrichtig undredlich, auch bey verpfändung seiner haab und güeter, wo e diebelegen, cum renunciatione fori e nachkommen und allen seinenfleifs anwenden, damit vorgesetzter mafsen der haven gereinigetund diese arbeit zum glücklichen ende gebracht werde f, allermafsener dergleichen nützliche wercke negst Gottes gnade aufseigener erfindung anfengklich zu Horn in Holland und hernacherauch zu Harnburg betrieben und mit ersparung vieler unkostendurch bequem in abrifs vorgezeigtes tiefferschiff sampt allerhanddazu gehörigen instrumenten (womit wohl täglich ohngefehranderthalbhundert last schlams füeglich aufszubringen er sichgetrauwet und an benanten ohrten aufsgebracht zu haben beteüret)verrichtet. Dafern ihm aber verhindenmg wegen Gotteswetter, auch steinen und versunckenen holtzwercke, so mit behendigkeitaufs dem wege erst gereümet werden müfsen, vorkommenmöchte (wie dan offtmahls zu vermuthen), kan und solldefswegen er, meister Gerdt Gertsen , an so viel lasten täglichheraufszubringen nicht verbunden sein. Dafs er aber mit nutzensothanes werck an obbenante öhrter verrichtet, hat er zu gewifserbekrefftigung seine attestationschreiben, so ihm e. ehrnvester rathzu Harnburg ertheilet, vorgezeiget, wie er dan erböttig und zufriedenist, dafs man defswegen mehr uhrkunde, sonderlich aufsHorn einhole.b Dienstlich eingelassen Or. und F.; dagegen •ungegeben• A, B, c, D, E.7" c etliche Or., E, F; •zehen und mehr• A, B, C, ut·spr. auch D, wo dieÄnde1Ung durc!z W. bewirkt ist. - d Dar Eingeklammerte steht Or E F., _,, 'feAlt A, R, C und ist in .D von W. am Rande nachgetragen. - e wo _ fori/tlelt A, B, C, D und E: •güeter c. r. f. und wo die belegen• mit Raum.fli!" eine Spetijikat~011 1 die gemäss einem zu C eingelfgten Zettel (von WernersHand), der die A?lderzmg angegeben hatte, geplant war. In F ist die Liicke'11011 An.fang an weggebfieben und durch Änderung der Text des Or. hergutellt.- f Hier schliefst A. Ein mehr.fac!z durchgebessuter Zettel (z·o 11dertlnd Werners) und danach B (und wesentliclz ebenso C, .D, E) .fäh 1·t fortermafsen er dgl. nützlich werck an Ambsterdam (A. in C ge.•trichen, naclz-10*


getr.: Hohrn und), Hamburg, Horn (fehlt im Zettel, i11 B nachgttt.) undDantzig (u. D. in C gestr.; D und E haben unverändert: A., Harnburgund D.) in uniengsten jahren betrieben und mit ersp. vieler sonst dazu ge·hörigen unk. durch bequeme in abr. vorgezeigte instrumenta, womit wohltäglich bey anderthalb hundert last materie ( E schie!Jt lticr am Rande •ohngefehr•tin) fügl. •.•. und es würcklich an benanten ohrlern praestirt zuhaben sancte bekrefftigt und davon genugsahme uhrkunde zufoderst vorzupringenund einholen zu lassen erbötig und zufrieden ist•. F hat von An·.fatzg an 111iemlich wie das Or. und stellt dessen Text durch Korrekturen (z. T.von Wemcrs Hand) her. Am Rande von C steht: •der meister verpflichtetsich, das er ein schilT, welchs leglieh wol so viel liefern konne, abernicht das er wegen vorfallender behinderung daran verbunden sei , verfer·tigen wolle•.2. Und weill dan solches zu effectuiren offtgemelter GerdtGertsen ein tiefferschiffa sampt den dazu gehörigen instrumenten aund drey praemen ihm zu verfertigen begehret hat, alss will e. e.rath zu solcher erbauwung b ihm, wafs c dazu erfodert wirt, auffseine specification folgen lafsen 1 im gleichend die arbeitsleüte 1sosolches alles e verfertigen sollen r, auff e. e. raths unkasten verschaffenund zu wege bringen. Jedoch dafs er, meister GerdtGert~en 1solches alles, wie es verfertiget und gebauwet werdensoll, anordnen und dieses werck denen arbeitsleüten zeigen undangeben, zu solchem ende auch bey der Verfertigung persöhnlichsein g, auch das werck heroaeher in würcklicher arbeit bringenwolle und solle 1 dafs es mit sechfszehen oder achtzehen mannkönne geregiert 1 jederzeit fortgesetzt und vollenführet werden,Und da er ander ehehafften wegen zuweilln dabey selbst nichtsein könte und mit unserm consens etwa verreisete , dafs inseinem abwesen sein genugsahm gevollmächtigter das werck bifssein wiederkunfft ordinire und zu ordiniren wifse 1gleich ihmfortsetze, dabey so lange bleibe und darauff sehe.a tieffersehilf- instrumenten Or. und F; •einen bagger ( E ändertnachträglich •ein tiefferschiff•) und drey pramen• A, B, C, D , E. -b erbauwung Or. und F; •zu erbauwung solcher instrumenten• .A, B, C, IJ, E.- c wafs Or. und F; •was an balken, dehlen, eissen (A; dagegen •füfsen•B, C, D, E), nageleo etc.• A, B, C, D, E. - d imgleichen ihm .A, B, C, IJ, E;.fehlt F. - e solches alles Or. utzd F; •solche instrumentu .A, B, C. D, E. -f sollen alles A, B, C, D, E• Fwie Or.- g •sein solle und wolle• A, B, C, IJ, Edamit schliifund. Auch F hatte ursprünglidt •solle und wolle• und gnuinnlden wdtern T ext erst in mellr.fachm G,-rt mehr und melw bindenden Änderunt 11von Wemcrs Hatzd. Es haben aber A, B, C. D, E llicr einen von F ulld1 49dem Or. /orlgdassmm Paragra'-hen mehfertig · 1 -r· r: •\van nuhn obbe h ·. sem, a so dafs der anfangk würklich . ge rte tnstrumentasteh meister Gert Gerfsen obwol d . gemachet werden kan, versprichtdiesem numehr verlauffen;n som as mstrument also beschaffen, dafs (da ind" d mer e. f" rath tä r hte azu bedungene zehen lfüte mit k II. . g tc nur etwa 10 last durchlafsen können. W. in der Eilllage zu eCen.Dm und aufs dem praem bringen(vorbemelte gleiche W. •u C, D E ' • E_J man damit aUe tage1 0seinen müglichen ßeifs zu thun ' d ~ last mate~l aufs den hafen bringen ka!b · J • a.s wofern th · •ar eJts eüte daran nicht verhinderen ;r .. . n Wtnd und Wetter oder dienachgetr.; in A und CL .. k•l ' tagheb ohngefehr ISO (D E· . Buc e/ last materi auli b · ' ' "'D (nach W. zu C) fioiP"tn-'s rmgen wolle•, Den Sehtursalt d r o, uerma.fsen . •zu th :t•en, a.s mit 16 (nachuetrau,_ W , · . un und effective zu ver-!"' r h .,, .,..., tlal/e L .. kag Je obspecilicirte J so last mate . . f: mze uc e gelassen) persahnenvorgeschriebene alhie von e n au springen wolle, so dafs die last WJ'f: b · e. raths Jeut · d. • esge racht' nicht über (gestrichen ;,.· D en ID. ~esen pafsirten sommeren solle und er darin d" h ~ 3 schtlhng Lübsch zu stehe ah . Je wa I selbst dara ff d' . en• r ts mtraden, am Rande od u Je zahlung (oder aufslafsen und W. Ztl C, gestric;m) :~c~g~~-~) zu thun (oder auch e. e. rahtW • .folgen 1Ür nicht zu etztziffcr d. ; er zu kommen sich verwillkühretvo•~. W. unter Streichutzg der let;e~ Z ;te gest;.)• Das Ende ist in .[)bosen einfallenden wetter er d .et e~ dahm a6g,t1Jndert: •materi woa~fspringen wolle• ; so liest d:~:n l!.~rcht zuweiln verhindert we~denhmzuge.fügt wird: •oder 18•. ' wo am Rande hinter •sechfs-3· Für solche seine mühewalte. rath sich mit offtgemelt ~ng und angewanten fleifs hatrd en meister Gert G ., aJs e. e. rath1ertsen dahrn verd.' so ange offtge ltJensten oberweh tme er meister h in d'n er mafsen wü kl' h , Jeachtnehmen und fortsetze . ~c Jc begriffen, dafsi werckI'übschbahres geldn Wut. 1 ihm m I' hI onat IC einhunderte. e. rath auff sJ'ch es. entnchten und bezahlen wollemmpt w Ci d' •, also dafs offtgemelte '. a s re arbeitsleüte kostenonr·nn,"_- ff r merster dam 't · hau das werck zu h b k r mc tes alfs k die(wie gesetzet) der . a en zu thun haben soll. Jedoch. metster oder 1 d Cier mrt m den völckern m . h e sen vollmächtigter 1. m sot aner wü kl' 'Ist, oder wan er bey . rc rchen arbeit nichth h Winters zeit od n .e e afften Verbinderun en er In andern voralfsdanauch die obgemelt; ein~~:~en n dabey nicht arbeitenh gantz abgehen soll o.ert mr. monatlicher gage~der sein alhie gelafsenerC. m F gestrit:h . gnuchsahmer volmechr ,r... •1. tll, m .[) und E 'eh' d Iger J ug,tn lt'n•u A- dafs · J' •en ; W. •u C 1o 'k alfs - haben~ Wirt Or. und F; •und arbeit~n wird v;angt die Au.rr.Und F; .fehlt A, B c. I . h • I B, c, D, E.' ' •g etc wohl wie im 3ten so


I$1viel last, wie vor benent, aufszuschaffen und (clafs die aufszahlung und befriedigungdafür und nicht höher angenommen und) aufsgebracht zu werdenbefodere und besch:1ffe « D (nach W. ztt C) tmd E; das Eingeklammerte istin D gestr., fehlt in E. - I oder - vollmächtigter Or. und F; f ehlt A, B,C, D, E . - m mit - völckern fehlt in A, B, C, D, E, von W. in Fnachgetragen. - n oder - sonsten in A trst von W. am Rm1de nacltgetragen. -o F fiigte urspr. noch. himu: •jedoch wil e. e. rhatt, so lange der meisterfüglig arbeiten kan, ihn bey der arheit und bey seiner mohnatlichen gageauch lafsen, imgleicben ihn obige bestallung wider annehmen, so bald! manwider bei diesem werck füglieh arbeiten kan. W. streicht dies, weil es imV01·igen enthalten sei.4· Über diesem verspricht e. e. rath ihm, meister GerdtGertsen, so lange er in dieser arbeit sein und bleiben wirt, einfreyes haufs, jedoch ohne mobilien zu verschaffen; im gleichendafs er von allen bürgerlichen oneribus frey sein solle.5. Den anfang dieser arbeit hat e. e. rath auff das künfftigeI 6 56 te jahr a aufsgesetzt Und Will unterdefsen die materiaJienherbey schaffen b, auch, wen die beysammen, es dem meisterGerth Gertsen, alfsden sich dazu zu gestellen, vorher zeitig no·tificiren.a •ulf den 1. Febr. des künfftigen 1656sten jahrs• A, B, C; wie imOr. D und E nach W. zu C. - b .Hiermit schliifsen A, B, C; das üb1·ige(nach W. Zlt C) D und E wie im o.-.6. Und damit der meister desto mehr seiner dienste versichertsey, hat e. e. rath denseiLen auff zwee jahr von zeit desantrits c angenommen, also dafs er bifs dahin in der statt dienstenpleiben, und ihm selbige nicht eher auffgesaget sein, gleichwohl ddie § 3 e ihm verschriebene gage nicht anders, alfs wen und solange er f monatlich würcklich g arbeitet h, wan i er schon daran,wie droben limitirt, ein tag oder mehr behindert würde, gereichetwerden soll.c So Or., W. in D am Rande, E am Rande; • vom 1. February künfftiganzurechnen• A, B, C, fehlt D, E. - d gleichwohl - werden fehlt in A,in E durch Ko,.,·ektu•· der von D überltOmllwun Fassung hergestellt; gleich·wohl - arbeitet 'l/01t W, zzt A eingifiigt, B, C, D. - e 4 A, B, C, D, E. -f fehlt in W. zu A, ß, C, D. - g • von tagen zu tagen zu rechnen• himtt·gefügt von W. zu A, B, C (gestr.), D, E (gestr.). - h •gearbeitet worden •W. zu A, B, C, D. - i wan - werden: ähnlich W. in D am Rande. CJwt die Randbemerkung: •der meister bleibet bey seinen monaten, dan wansturm oder andere behindernufs, welche ohne seine schuldt einfallen moegten,er sich daran nichts kurtzen lafsen konne•.7. Nach verfliefsung solcher zweyfrey ohn a vorgehende loefskündigung adiensten Jenger zu behalten oder nicht.ohne gefehrde b,jahre stehet e. e. rathden meister in ihrenAlles b getrewlich unda ohn -loefsküodigung Or. und E; fehlt A, B, C, in D von W. nachgetragm.- b Alles - gefehrde fehlt in A, B, C, D; in E am Rande.Uhrkundlieh sein dieses vergleiches zwey eines inhalts verfertigetund von e. e. rath mit dero statt signet wie auch vonofftgemelten meister Gerdt Gertsen eigenhändig unterschrieben cund versiegelt. So geschehen Wifsmar den 14· d Novembris des1655 ten jahres.c untergeschrieben A. -in E; 9· A, B, C, D.d 14. nacltgetragm im 0•·., nicht ausgefüllt2. Outachten des Zacharias Voigt 1 über eine neue Wismarangebotene Baggermaschine. - 1722 Mai 4.Einen hochedl. wohlweisen raht dieser stadt referrire ichthemütigst.Wie dafs mir der hochedl. herr Voigt den 2 te May cummidirte,mit bey zu sein an der haafens-renovirung und meinsantemant mit zu geben; alfs befinde ich diese mechine, alfsnehmlich die kasten, welcher preterpropter 6 fus lang, 5 fus breit,4 f. hoch sei, und dafs zu tonnen nach der cubice gerechnet beinaheI 8 tonnen macht, die tonne nach a : 2 56, thun I 8 tonneo4608 a' welches eine grofse last ist mit den tauen auff zu winden.In der flache, weil es nicht dieff ist, gehet es was an, aber wanes bei 9, I o oder 1 2 fus soll dieff sein, ist solche mechieneohne e~ect. Der baum mit der winde und verbindun~ ist derkunst mcht gemäfs, solche lasten aufszuhalden. Diese mechieneist wohl zu gebrauchen in den maschlender, die acker- oderwiese-grabens mit zu reinigen, wo es nicht alzu dieff darft sein.Item, der kasten ist auch nicht eben infentiös, sondern nur geradeweg: wan es nuhn über eine etendie gezogen wirt, so stofsetder continuirende einfliesende schlam den ersten eingefasten1Offenbal' ist der Verfaoser des Gutachtens identisch mit dem 1726Jan, 21 als Sta.dt~aumeister zu Rostock angestellten Zacharias Voigt; sieheKoppmann, Beitrage z. Gesch. d. St. Rostock III, 4, S. . 3


schlam wieder aufs , dafs alfso der kasten jar seiden nur halbvoll ist und jar schlechten effect thut, alfs auch die probe innatura gezeiget hat. In übrigen consumirt es däglich viel geltan mechienen und pretendirt itzo 6 metallen scheiben , welchejede beinahe 18 i6 mufs sein, dafs i6 12 .ß, thut 4 ~ 24 ß(suma 26 ~). Ich sehe dafs gantze wesen vor eine tepansean. Der meter oder mechanicus will solches auff dafs bestementuniren. Es bestehet nur in blofsen redensahrten, den zuresoniren bad er viel zeig oder matterie, alfs solche Ieute habenmifsen. Defs gleichen giebet er vor, dafs er aufserhalb denbaum mit einen seepflug will reinigen. Solche mechiene schneidetaufs und macht dafs wafser dicke, es fält aber mehrenteils anseinen ohrt wieder, und wan die südwesten und norwesten windestarck wehen, wird solche auffgetriebene matterie oder schlamsich gern nach der dieffe wieder ziehen und der nutzen sehrschlecht sein wirt I Meine intention ist diese, ehe man zu solchenwerck schreitet, dafs man zuvor wohl modelliere, auff dafs mannach der mensur geben und nehmen kan, auch dafs an rechtenohrt, ehe man so de facto zugehet und macht depansen.Es ist auch bekant durch die Curiose, dafs heut zu dageviel künste bey einer pfeiffe doback sondirt und erfunden werden.Ich halte es aber vor eine blofse schuhlfuckserey, den wan wasdarnach gemacht soll werden, so kan man weder autor nochmeter dazu finden , und fallt solche sache sehr lahm aufs. Indefsenwird ein hochedl. wohlweiser rath dafs befste erwehlen.Der ern ich dienst schuldigst verbleibeWismar d. 4· May 1722. Z. Voigt m. p.3. Bericht des Mag. Dietr. Sehröder über Beschaffenheit undLeistung der neuen Baggermaschine.Aus Schröders ausfUhr). Beschreibung d. St. u. Herrschaft Wismar. S. 1261.Gantz nahe an der stadt ist alles so verschleimet in denletzten kriegesjahren , dafs die kleinesten schiffe, welche kauDJ20 last, nicht mehr ihre halbe Iadung an der stadt einnehmenkönnen, sondern es mufs das meiste durch kleine böthe ihnennachgesandt werden, ja es ist so gar seichte, dafs man besorgenmufs, wo man nicht dazu thut, es werden mit der zeit keine1 53böthe mehr einkommen können Es t'st d' d h- 1 · teses a er gekommenwet der prahm oder bag ert d ,d h fi g ' en man sonsten zur reinigungg::or:e:n,s i;::;~~~~:t, d::r in m~~:n d~:f::!~~e~n~:~~:uc~~~~hr::;::~:7!:: ~:~we~k fast h~a.nz vergangen und also leichte al;::- , Ja zusc etmen mufs' wo es so bleiben s IAo. 1722 üm Ostern meldete sich ein mensch bey e e th o ted.versprach 't h . · · ra unhafen wied mt se ~ ~entgen Unkosten den sehr verschleimetenzu verscha;:n. zuM:~mgen und eine r~chte schöne tieffe wiederangeber k . . '~olte lange zu ntchtes resolviren, weil dereme testtmoma aufweisen k t d f:gleichen arbeit - h . un e • a s er jemahls derdankenerathe vernc tet. Endheb da einige fast auf die geunbrauch~arw n d walten' man wolte mit fleifs den hafen lafsend' er en, entschlofs man sich zu etwas und dte sache bald nach 0 t ' war4-eckichter kum von eichs ern angefange~. Es ward ein grofserund oben an d . en planken geztmmert, der voller Iöcherlafsen werden e:i:m~n ~~~teb ';eiche zuerst ins wafser solte geoderschlam l'of:s zhtm tc rettes eisen (I)' welches den unßatmac en solte N hd dward er nahe an der stadt . a~ em . e~ kum verfertiget,an der andern 't b an der emen Seite tns wafser gelafsenset e a er warn h 'ihn wieder dorten 't d mensc en und pferde' welchees war viel zu mh t em schlam ans land ziehen solten. Aberk sc wer. Man machte d ·um 2 kleine abe aus em emen grofsend ' r es wolte noch nicht her angeber es merk t . ange n. Welches wieetliche roo ~ k e e, gmg er, nachdem er die arme stadtaufhinnen •. un osten gebracht, als ein betrieger heimlich vont o· Je Zuverlässigkeit der An bdafs der Hafen zu w· ga e des Zacharias Voigt von I 726 Mär 5. tsmar nur 5 Fufs T' t: h z 'bletbe dahingestellt.te e abe (a. a, 0. III•4,S. 4')---


-----------------------------------r --VII.REZENSIONEN.'


lI.F. FREN s DOR FF ISTUDIEN ZUM BRAUNSCHWEIGSCHEN STADTRECHT.ERSTER BEITRAG.(AUS DEN NACHRICHTEN DER K. GESELLSCHAFT DER WISSEN­SCHAFTEN ZU GÖTTIN GEN. PHILOLOGISCH-HISTORISCHE KLASSE.1905, HEFT 1, S. 1-50.)VONHEINRICH MACK.Im Jahrgange 1876 dieser Zeitschrift, S. 95 ff., hat Frensdorffseine sehr anregende und lehrreiche Abhandlung »Über das Alterniederdeutscher Rechtsaufzeichnungen« veröffentlicht. Sie beschäftigtsich nicht zuletzt mit dem braunschweigischen Stadtrechteund zwar mit der Datierung seiner frühesten Redaktion,des bekannten Ottonianums. Jetzt, nach fast dreifsig Jahren, istder Gelehrte, wenn auch von andern Gesichtspunkten geleitet,auf den alten Stoff zurückgekommen. Schon im Hinblick aufden Aufsatz von I 87 6 ist die neue Arbeit hier zu besprechen;sie kann das aber mit um so besserem Rechte verlangen, alssie durch ihre gründlichen Erörterungen die Forschung ein gutesStück weiterführt.Wie der uns hier allein interessierende Teil der älteren Abhandlungden ersten Band des Urkundenbuches der Stadt Braunschweigzur Voraussetzung gehabt hat, so ist zu der jüngeren,wenngleich nur mittelbar, durch die Veröffentlichung des zweitenBandes der Anstofs gegeben worden. Er bot als Nachtrag zuden schon im ersten Bande abgedruckten Fassungen des brau·nschweigischenStadtrechts noch zwei weitere dar, so dafs jetzt


ISSals fünf Redaktionen des mittelalterlichen Rechtsnicht we~iger ··chst in Betracht - den Anforderungen- nur dieses kommt zuna bliziert waren : I. das gewöhnderWissenschaft entsprechend pu .mit dem sich daslieh ins Jahr I 2 2 7 .~esetzteO~to:::~:h;~2 'von I 2 6 5 inhaltlichStadtrecht der Herzoge Albre_c tJ h 79 an Duderstadt mitdeckt. 2 das Im a re I 2voll~ommen .' . das Recht im Stadtbuche des Sackes vomgeteilte Recht (D) • 3· (S). das wenige Jahre jüngered d Jahrhunderts , 4·En e es IJ. N t dt (N). 5 das Stadtrecht vonRecht im Stadtbuche der eus a , . . nunt Auf Grund dieser reichen Überlieferung_ hatI 402 (St.). d ffi D Watther Schottelius, in semer I 904ein Schüler Fre~s or ~· r. ttonianum zuerst für sich einererschienenen DissertatiOn das 0 nn seine weitere AusgestaltungInhaltsanalyse unterzogen, . soda h" d rch verfolgt. Dabei hatd h d" jüngeren Redakttonen m u .urc te h" . r t wohl das Hauptverdienst seiner Arbeiter .- und d dargetan term tegd atsrm. d er Reihe der jüngeren Redaktionenzwmgen . , . B d der Scriptores rerum Brunsdievon Leibniz tm. dntten an e braunschweigische~ Stadt·vicensium veröffentlichte Fas~uhn~ de~lied ist Dieses Ergebnisrechts (L) ein besonders wtc tigesd8o2 .durch v. Schmidtstehtim geraden Gegensatz~. zu er B~de und auch noch vonPhiseideck aufgebrachten~ s_p~:er d:~: L lediglich eine rein privateHänsttlmann vertretenen nstc , . d b -. . . die in der Entwicklungsgeschichte es raunKompilatiOn sei • . Da hat wie ge-. R ht gar keine Rolle spte 1 e. s ,schweigtsehen ec s . ht dahin dafs dasS h tt l"u widerlegt· sem Votum ge 'sa~t, .. c o e ~ s . er übe-rraschenden Stofffülle aufs engste mitdemLeibmtianumStadtrechtem semvondt und dessen unmittelbarerI402 verwanVorläufer sei. . . f: zu enFreilich hat Schottelius seinen Beweis nur ~n gro ~en . g.geführt bis in alle sprachlichen und sachlichen Emzelh_e•ten hmdei~' . L d 1 übrigen RedaktiOnen , ehat er das Verhältms von zu ei . Grundefrüheren wie der späteren, nicht un~ersucht. _Mtt gutem bemerk~>Leider läfst sich über sie (d. h. dte Redaktton L)• d ff S 46 Anm 3 • Rtf.t Für diese Datierung ent!!Cheidet sich Frens or • '. b '1904hat im Jahrbuche des <strong>Geschichtsverein</strong>s f. d~ Hzgt.f B;;;n~c~:;:;hi!; ::· weni~S. I6S' 1403 den Vorzug gegeben' legt a er auWert, als dafs er glaubte, ihn hier betonen zu sollen.I 59Schottelius selbst 1 - sehr wenig zuverlässiges sagen, da wir sienur aus einem an verschiedenen Stellen nicht zuverlässigen Abdruckbei Leibniz kennen, dessen handschriftliche Unterlage verschollenist.c Das war nach Leiboizens eigener Angabe einePergamenthandschrift, die er von dem ostfriesischen Vizekanzler,früheren Ratssekretär der Stadt Braunschweig, Heinrich Avemanerhalten hatte. Frensdorff ist es nun nicht allein gelungen, dieseHandschrift gewissermafsen wieder ans Licht zu bringen, sonderner hat auch eine den früheren Forschern über das braunschweigischeStadtrecht ganz unbekannt gebliebene Redaktion desselben, dieim I 4· Jahrhundert von Braunschweig an Celle mitgeteilt wordenist (C), nachweisen können. Mit Hilfe dieses neuen Materialsist es ihm möglich gewesen, weit gröfsere Klarheit über L zuschaffen als Schottelius. Hierin sieht er auch selber den Hauptzweckund die Bedeutung seiner Arbeit, der er deshalb denUntertitel :.Das Leibnitianum « gegeben hat.Sie wird eingeleitet mit einer Darlegung des Wechsels, demdie Ansichten der Forscher über das Leibnitianum unterworfengewesen sind. Während sein berühmter Herausgeber es aus Unkenntnisder andern Redaktionen für die von Herzog Albrecht I.,dem Sohne Ottos des Kindes, bestätigte Fassung des Stadtrechtserklärte, ward ihm, wie wir schon sahen, seit v. Schmidt-Phiseldeckder offizielle Charakter abgesprochen, bis Schottelius endlich ihmdiesen wieder zuerkannte und es zugleich zwischen die übrigenRedaktionen richtig einreihte. Um über Schottelius hinauskommenzu können, war es vor allem wünschenswert, Leiboizens handschriftlicheVorlage zur Stelle zu schaffen. Mit dem Berichteüber seine dahin abzielenden Bemühungen und deren Erfolgeeröffnet Frensdorff das erste Kapitel seiner Abhandlung. Zunächstbot ihm die Königliche Bibliothek zu Hannover eine im1 7. Jahrhundert gefertigte Papierhandschrift des braunschweigischenStadtrechts mit einzelnen Randbemerkungen Leibnizens. Sie erwiessich unter Heranziehung des Briefwechsels zwischen LeibnizUnd Aveman als eine Abschrift des Avemanschen Kodex, dieindes keine gröfsere Autorität als der Druck beanspruchen kann •----8I S, 42.9Ob wir es hier mit der von Aveman zugleich mit dem Pergament-


J60d ff ). enen Kodex selbst. · t dafs Frens orUm so erfreuhcher lS es' . d r Universitätsbibliothekdh t und zwar m ewieder aufgefun en a durch eine in treuemh' zu suchen war er . .zu Giefsen. Ihn Jer . d f die genannte BJbhothek. h t Nachncht a sGedächtms bewa r e d 's kenbergschen Sammlung bedh 'ft aus er encStadtrechtsban sc n envollen Erfolge seiner Nach·I r t worden Zu dem 1sitze veran a s . . . b 1 .. kwünschen zuma nun-' f n ihn aufnchtlg eg uc ' . Lforschung dar ma d Stadt Braunschweig' m demmehr im Urkunden~uch~ 1 er t' h genauer Abdruck davon gebishergefehlt hat ' em dlp oma JSCboten werden kann. . 11' f t sich eine ausführlichedk gsbencht sc 1 1e sAn den Ent ec un . w· heben daraus vor allem. d Handschnft. JrBeschreibung er . H"lfte des I 4· Jahrhunderts. S h 'ft der zwe1ten a . .hervor, dafs d Je c n ls nach I 4oo bmneJgt.dmehr nach I 35° aangehört un zwar . A t'kel des fünften und letztendT t mJt dem 2 I . r 1Ferner, dafs er ex d d . Leibnizischen Drucke fort-. 1 t ähren as 1m . ·Stückes abbnc 1 I w . . .. r·· dieses Stück mitteilt,· ArtJkelemgange ur .gelassene Register 2 ~ .. . bon selber angibt, die belden'b . e er ubngens sc fvon denen Lel mz, Wl . .. d' Artikel an den Scblu sfür d1e vollstau 1gen .letzten zum Ersatze E dl' h dafs die Handschrift' mcbtdes Ganzen gestellt bat. n JC .' Benutzer mit zahlreichenh hundert von ememvor dem J . hI6 . a r '. D runter interessieren namenthch~.~orden 1st. a ·Glossen verse en ' d' Redaktion vom OttomanumfAb icbungen Jeser . .die welche au we 't ndern braunscbweJgJschen' · z menhang m1 aoder auf Ihren usam d nn eine die da lautet :f k m machen ' so a 'Rechtsquellen au mer sa Alb echtes Othken son defs ol·I 268 und dar vor by bertogen r fsen Da haben wir. ) · t dut stadtrecht gang gewe · . .deren [tJden lS L 'b ·. ens oben erwähnte unge An-1 . h schon el mz Ialso im wesent lC en b t .. t'gung Herzog Albrechts .. · d' Stadtrechts es asieht, es lJege bJer Je . L 'b . für 1seine Ansicht nicht etwavor. Fre1'1'1ch beruft sich el mzd eigentümlicherweise.aufauf den eben zitierten V_erme:k, son ;rnff u Anfang des zweitenzwei andere Momente, dJe, wJe Frens or zh b d' Leibniz't der Kopie zu tun a en, tekodex an Leibniz übersandten oder rot d ff S 11) sich anfertigen wollte,. A eman (s Frens or · danach einem Schreiben an v . d ff n'ltnmt wohl das erstere an '. f t ben Frens or h nscheint nicht völhg estzus e . rü kbehaltenen Kopie des Avemause eer S. 12 von • einer in Hannover zu cOriginals < spricht.I6IKapitels sehr treffend dartut, keineswegs zu dem von jenemdaraus gezogenen Schlusse berechtigen. Bei dem einen müssenwir hier ein wenig verweilen. In L findet sich der Satz: Alsodanrecht alse de borghere van Brunswik badden bi unses aldenheren tiden an lande unde an watere, dat silve recht hebbe wenu van unses heren gnaden. Leibniz erklärt den alden herenfür Otto das Kind und folgert daraus, dafs >unse her« nur OttosSohn Albrecht I. sein könne. Indem Frensdorff mit vollemRechte die Bündigkeit dieser Folgerung bestreitet, meint er doch(S. I 3), dafs die Identität »des alden herenc mit Otto dem Kindeohne weiteres einzuräumen sei. Dem sind wir zu widersprechengenötigt. Bekanntlich ist der fragliche Satz eine Entlehnung ausdem Ottonianum, zu dessen ursprünglichem Textbestande - nichtetwa zu den Nachträgen - er gehört. Ist aber das Ottonianumden Bürgern Braunschweigs, genauer der Altstadt, von Otto demKinde erteilt worden - und daran kann doch wohl nicht mehrgezweifelt werden -, so ist unter dem alden heren gewifs nichtOtto selber zu verstehen. Hänselmann hat diese Benennungauf Heinrich den Löwen gedeutet 1 aus Gründen, die Ref. fürmindestens sehr beachtenswert hält. Dabei möchte er noch bestimmterals Hänselmann auf die Verwandtschaft jenes Satzesmit der Einleitung des Hagenrechts hinweisen , wo es heifst:· · . hec sunt jura et libertates Indaginis, quas burgenses a primafundatione ipsius civitatis ab illustri viro Heinrico duce Saxonieatque Bawarie obtinuerunt. Natürlich will er hierdurch den Wesensunterschiedzwischen dem Rechte des Hagens und dem der Altstadtkeineswegs verwischen : das Recht der Altstadt hat sichganz allmählich entwickelt, es kann ihr also von Heinrich demLöwen nicht, wie das des Hagens, verliehen, sondern höchstens,vielleicht nachdem es zum ersten Male kodifiziert war, bestätigtworden sein.Mit Fug hebt Frensdorff hervor, dafs für Leibniz die DavonL deshalb sehr schwierig sein mufste, weil er dieRedaktionen nicht kannte. Für uns wird die verhältnisnaheZusammengehörigkeit von L mit der Redaktion von1Urkdb. I, S. 4 .Hansi•che Gescbichtsblätter. X,\:XII.II


1402 (St) schon dadurch erwiesen, dafs sie, beide von fast gleichemUmfange, die andem Fassungen an Umfang bedeutend übertreffen.Andrerseits läfst von vomherein der Gegensatz zwischender im wesentlichen blofs mechanischen Einteilung des Stoffesin L und seiner streng durchgeftlhrten sachlichen Ordnung in St,ein Gegensatz , der sich auch in den beiderseitigen Registernausprägt , für L ein höheres Alter annehmen als für St. ZurgenauereD Datierung von L bedarf es , wie Frensdorff betont,einer ins Einzelne gehenden Untersuchung seines Verhältnisseszu St sowohl, wie zu den früheren Redaktionen. Ehe er solcheaber anstellen kann , mufs er Zeit und Bedeutung der von ihmzuerst berücksichtigten Fassung C näher bestimmen. Damit wirdim dritten Kapitel begonnen. Wir werden zunächst mit derhandschriftlichen Überlieferung von C bekannt gemacht. Essteht diese Redaktion des braunschweigischen Stadtrechts in einemCeller Stadtbuche, unmittelbar hinter einer das Buch eröffnendenAbschrift des schon mehrfach gedruckten Rechtsbriefes HerzogOttos des Gestrengen für Celle vom Jahre 1301. Letztere Urkundeist wohl in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, C dagegennicht vor dem 1 5· Jahrhundert in das Stadtbuch eingetragen.Dennoch stehen die beiden Stücke nicht etwa zufällig so nahebeisammen. Denn der Celler Rechtsbrief hat nicht nur einengrofsen Teil seiner Artikel dem Ottonianum entlehnt , sondernklingt obendrein in den Satz aus: Boven dhit bescrevene recht,dat we hertoghe Otto usen borgheren beseghelet hebben ghe·gheven, so geve we en al Brunswikesch recht, swat ses bevraghenmoghen, alse ses bedhorven. Danach hatten die Celler alle Ur·sache sich das derzeit gültige braunschweigische Stadtrecht zuverschaffen. Sie werden deshalb, wie einst die Duderstädter imJahre 1279, Braunschweig um seine Mitteilung angegangen sein,und was sie daraufhin bekamen , das war eben die uns freilichnur in später Abschrift erhaltene Redaktion C. Sie stammtnämlich unzweifelhaft aus dem Anfange des 14. Jahrhunderts.Der terminus a quo ist das Jahr 1303, da C das von dieseJilJahre datierte Heergewettestatut in sich aufgenommen hat. Fürden terminus ad quem gibt die Tatsache einen ungefähren An'halt, dafs die von Hänselmann ,nach 132oc datierten Statuteüber Testierung im Siechbette und das gegenseitige Vorkaufsrecht163des Erbzinspflichtigen und des .~ez. am belasteten GrundstUck E;:zi~sberechtigten am ErbzinseSich schon einverleibt hat H" :ehlen' während sie LC mit seinen 83 Artikeln d filehrzu stimmt vortrefflich' dafst h l en rU eren Redakt" .s e t a s den späteren L und St . . Ionen VIel näherweisen.' die beide um 26o Artikel auf-So reiht sich C in nichtder noch von I303 zu setzen:era!e gro:sem Abstande hinterdeutet aber nicht etwa auch d ef:n edaktwn N ein. Das besei.Vielmehr bekundet C . d' a s C lediglich aus N abgeleitet, m em es N's St · h ..und Zusätze nicht alle üb . reic ungen, AnderungenN voraufgehenden Redakf ermmmt' unmittelbare Benutzung derIonen. Damit ko .wertung von C seinem I h Immen wu auf die Be-Kapitel begonnen in dn aHte nach. Sie wird schon im dritten1 d" ' er auptsache be •gt, das sich zu einer grU dr h a er erst im vierten ersämtlicherRedaktionen von "o ~~i=~ Darst:llung des Verhältnisseslegentlicher Rücksicht h . zu emander, schon mit ge-Stna me auf Ihre Na h . k' ausgewachsen hat H' k.. c Wir ungen in L und"eh h . Jer onnen nur d' D"'. en, erausgehoben werden Z Je aten, die C anmanum,verhält sich C so d. .ur Stammredaktion' dem Ottoumstelltund 6 streicht w' afs es von deren 66 Artikeln einenstricheneo - das tr•"tt' b ~geFgen es 23 hinzufUgt. Von den geelrensdorff · h .vor - fehlt einer (2o) schon seit D . mc ~ deutbeb genug herdannaber in N · d ' emer (3o) zuerst in s. Wie er aufzutauchen . d . ( ' umwemgstens N schon fortgel ' rei 4, 54 und 66) hat~~s :igener Initiative. Von as~:: ~nd nu~ einen (34)--streicht CJeJts m D einen . N . 3 Zusätzen finden wir 8 b'10, emen in s d · e-:~:~ut vo~ r 3 o 3' so dafs I 2 Ub;igu:le~~::r ist .das Heergewette-. Mn Recht wiederholt F d ' dJe ohne Vorgangverhalts die schon von Schott r;~s orff auf Grund dieses Sachhauptung'dafs die Entwickl e lUs (S. 57) ausgesprochene Be­;chts von D besonders starku~g ·d~s braunschweigischen Stadtersehenist es eem ufst worden sei. Abe ." C , wenn er sagt d li d" r emon übertreffe w · ' a s Ieser Einflufs auch dMo . emgstens falls ma l d" r en. ment gelten läfst Den 'd" n e •g Jch das quantitativea~fgestellten sehr lehrreiche: ;e beiden von Frensdorff selbstWirkung von D d abellen' deren eine d" N. ' eren andere di le ach-: m L und St hege e von C veranschaulicht' ergnenuns ro bez. 9 Artikel, die sichu•


zuerst in D 1 , und I I, die sich zuerst in C finden 2 • Danachwäre also umgekehrt die Nachwirkung von C etwas stärker alsdie von D.Nachdem so die Stadtrechtsüberlieferung vor L klar gelegtworden ist, kehrt Frensdorff zu L zurück und sucht zuvörderstim 5· Kapitel die Quellen dieser Redaktion zu bestimmen. Dasist um so nötiger, als ja der Stoffzuwachs in L den früherenRedaktionen gegenüber aufserordentlich bedeutend ist. An derSpitze der Quellen steht natürlich die Gruppe der älteren Redaktionen.Von den 66 Artikeln O's sind 55 aufgenommen,allerdings mit einer Anzahl - meist unbedeutender - Ände·rungen, auf die hier nicht eingegangen werden kann. Von denI I gestrichenen Artikeln fehlen 5 8 schon in einer oder mehrerender früheren Redaktionen, also 6 (5, 6, 19, 22, 37, 38) hier zumersten Male. Von den Zusätzen, die 0 in den Redaktionen D bisC erfahren hat, kehren in L wieder Io, die zuerst D, einer denzuerst N, und I I , die zuerst C hat. Ganz unberücksichtigt gebliebensind die S eigentümlichen Zusätze.Als zweite Quelle von L weist Frensdorff das älteste Echteding4 nach, aus dem einige Artikel teils unverändert teils verändertübernommen sind. Schottelius hat diese Quelle nicht mitaufgeführt. .Eine dritte Quelle sind städtische Einzelstatute: die Zollrolleaus dem Anfange des 14. Jahrhunderts, das gleichzeitige Statut1Bei dieser Gelegenheit sei bemerkt, dafs Fr. (S. 23 f.) als Zusätze D'~auch zwei Artikel (14 u. 22) bezeichnet, die nur starke Abwandlungen derdie gleichen Nummern tragenden Artikel in 0 sind. Danach hätte er auchwohl Art. 4 in D unter die Zusätze zählen müssen 1weil auch dieser gegenArt. 4 in 0 stark verändert ist. V gl. Schottelius S. 33·2Fr. sagt S. 26 vollkommen richtig, von den 23 Zusätzen in C seien17 in die späteren Redaktionen übergegangen, aber er setzt sich mit seinereignen Tabelle in Widerspruch, wenn er angibt, von diesen 17 seien 13 Ent·lehnungen: die Tabelle kennt deren nur 6.8Darunter auch Art. 66 (Boven dit bescrevene recht etc.), den Fr.(S. 29) zu den neu ausgeschlossenen zu rechnen scheint, ferner Art. 4 , wiezunächst richtig angegeben wird, während er einige Zeilen später versehentlichunter den erstmals gestrichenen steht.' So nennt Fr. zutreffend die im Urkdb. I, Nr. 39 veröffentlichte•Sammlung von Stadtgesetzen•, die um die Mitte des 14. Jahrhunderts zusammengestelltist.von den Bäckern, das bereits mehrfach erwähnte Statut vomHeergewette von 1303, die ebenfalls schon berührten Statuteüber Testierung im Siechbette und das Vorkaufsrecht an Erbzinsusw. von etwa 1320, das nach 133I 1 anzusetzende · Statut überHochzeiten, zuletzt die Dobbelordnungen von 1340 2.Eine vierte Quelle sind endlich der Stadt erteilte landesherrlicheRechts- und Hulde briefe, aus denen vor allem die in St.als de seven sake bezeichneten Sätze stammen.Wie L diese verschiedenen Quellen benutzt hat, darübermacht Frensdorff sehr lesenswerte Ausführungen , bei denenwir indes hier nicht verweilen dürfen. Er bringt uns mit seinerQuellenanalyse entschieden weiter als Schottelius, mufs schliefsliehaber auch seinerseits bekennen , dafs die Herkunft einerbeträchtlichen Zahl der neuen Artikel in L zur Zeit noch nichterweislich ist.An die Untersuchung über das Verhältnis von L zur vorangehendenÜberlieferung schliefst sich folgerichticr im sechstenKapitel ein Vergleich L's mit der nächstjüngeren, i~m besonderseng verwandten Renaktion von I4o2 (St). Durch diesen Vergleichwill Frensdorff feststellen , ob St, wie es zeitlich auf Lfolgt, auch daraus abgeleitet ist. Er kommt zu dem Ergebnisse,dafs der Redaktor von St L allerdings, wenn auch wohl in einerbesse:en Handschrif~, benutzt hat, aber dabei nichts weniger als~klav1sch verfahren 1st, dafs L zwar seine Hauptquelle gewesenJst, dafs er aber auch mehrfach L's Neuerungen nicht übernommensondern auf die ältere Überlieferung zurückgegriffen hat. Diese~kaum anfechtbare Ergebnis stützt sich im wesentlichen auf folgendeTatsachen. Von Abweichungen in Einzelheiten abgesehen s~ecken sich L und St dem Stoffe nach fast vollkommen. S~rst zwar durch die strenge Durchführung sachlicher Ordnung desStoff~s L '. dessen Ordnung im grofsen und ganzen eine mechamscheIst, beträchtlich überlegen , aber im kleinen hat sichauch L schon zn sachlicher Gruppierung der Artikel aufgeschwun-1 S. Urkdb. I, S. 43·2Vgl. Schotte!ius S. 44·8. Die von Frensdorff gerügte Behauptung Scbottelius' (S. 48) St hdte Artik 1 L' · .. d • ge ee s m unveran erter Form wieder, ist schon von Schottelius selbst(S. 49) emgeschränkt worden.


166gen , und diese Anfänge sind in St sorgfältig berücksichtigtworden. Was den Wortlaut des Textes anlangt, so haben einerseitsL und St eine Anzahl schwächerer und stärkerer Abweichungenvon den Vorlagen mit einander gemein, die sich nuraus der Benutzung von L durch St erklären lassen, wenn mannicht annehmen will, beide gingen unmittelbar auf eine jetztverlorene ältere Redaktion zurück, die man sich zwischen C undL entstanden denken müfste. Andrerseits weichen aber auch Lund St vielfach von einander ab, so zwar, dafs, wo es sich nichtum ziemlich gleichgültigen Wechsel im Ausdruck handelt, baldL bald St die bessere Lesart bietet, und dafs St nicht ganzselten Änderungen von L verwirft, indem es den ursprünglichenWortlaut wieder aufnimmt.Wie schon angedeutet, pflichtet Ref. diesen allgemeinenSätzen durchaus bei, damit ist aber wohl vereinbar, dafs er bezüglichmancher Einzelheiten, die im Laufe der Beweisführungerörtert werden, andrer Meinung ist als Frensdorff. Diese Meinungsverschiedenheitenbetreffen namentlich die Beurteilung un dErklärung einiger Textvarianten, auf die näher einzugehen ge·stattet sein möge. L und St lesen in einem dem Echtedingeentnommenen Artikel statt der ursprünglichen Wendung »Sweden anderen anverdeghet mit ener voresate mit worden eder mitda den« » We den anderen anverdeghet mit vorrade«. Frens·dorff sieht darin (S. 43) ein Mifsverständnis. Aber sagen dennetwa L und St mit dem Satze , Wer einen andern vorsätzlich(vorrat = Vorbedacht) anfällt« etwas Unverständliches oderSinnwidriges? Sagen sie nicht vielmehr damit nahezu dasselbewie das Echteding, selbst wenn voresate dort nicht »Vorsatz «,sondern Horsätzliche Beleidigung< bedeutet? Ebenso könnenwir es für kein Mirsverständnis halten, dafs L und St dem Satzedes Heergewettestatuts: Bringt jement jenich stucke to winkeledat to dem herwede hort etc. die etwas abweichende Fassunggeben: Bringt jernent jenich stucke bi unwitliken, dat etc. Fürdas einfache Beiseitebringen im alten Statut setzen L und St einunwissentliches d. h. unvorsätzliches Beiseitebringen (bibringen= to winkele bringen). L und St drücken sich also lediglichbestimmter aus als das Statut. Das mit Frensdorff darauf zurück·zuführen, dafs der Urheber dieser Fassung die Redensart »tojwinkelec bringen nicht mehr verstanden hätte, scheint uns unstatthaft,zu mal es sich doch keineswegs um einen singulären unddunkeln Ausdruck handelt. Die beste Rechtfertigung erfährt dieneue Lesart aber durch das Stadtrecht von I532, das in den~ o~ten des I 34· Artikels : Bringeth jemandth jennigh ding byw1thken edder unwitliken etc. (Urkdb. I, S. 309) auf ihr weiterbaut.Andrer Meinung ist Ref. ferner bezüglich mehrerer Stellenan denen L und St von einander abweichen. Leibniz druckt;De drivende meghede, de andere vrowen vorschlmdet scal melevendich begraven etc. Obwohl nun in der Handsch~ift steht·De driven de meghede. de andere vrowen vorschundet etc. un~obwohl es in St heifst: De driven, de meghede edder anderefruwe~ v?rschundet, schliefst sich Frensdorff (S. 3 9f.) dennocha~ Le1bmz an und erklärt dementsprechend »de drivent: in StWI.eder für ein Mifsverständnis, »edderc aber für ein durch diesesM1fsverstän~n~s veranlafstes Einschiebsel. Dabei führt er jedochselber vollgultJg~ Belege dafür an, dafs »drive« noch im 18. Jahrhundertal~ Schimpfwort für Weiber im Gebrauche war, wonaches doch v1el näher liegt, die Verderbnis in diesem Falle nicht inSt, sondern in L zu suchen, insofern die Fügung »De driven, dem~ghede, de andere vr. v. « allerdings mindestens sehr auffallendWare. ~eferent würde hier für das »de « vor ,anderec um so unbedenklicher:.edder« aus St einsetzen, als es auch im StadtrechteDvon.· d k ·I 53 2 Wie er ehrt, mdem Art. I 94 mit den Worten anhebt:eJenne' de megede edder fruwen vhorschdndede (Urkdb. I,S. 3I3). Um noch ein Wort über die Bedeutung von »drivec zusagen, so teilen wir nicht nur Frensdorffs Ansicht, dafs der Redaktorvon St darunter Zutreiberin, Kupplerin verstanden hat~ondern glauben sogar, dafs diese Bedeutung hier die gegeben~1~t. ~uch »de drivende meghedec würde, vorausgesetzt dafs dasdie n~htige Lesart wäre, kaum anders gedeutet werden könnenund mcht, wie Frensdorff will, als Herumtreiberinnen oder fahrendeFräulein.. G~nz besondere Schwierigkeiten verursacht der Auslegungem Artikel, der in L folgendermafsen lautet : Swelk vrowe enesmannes erve nicht b t ·1. up ore , WJ se dat vorstan mit ereme rechtese ghi!t nicht vo d · . 'd. r en man , wert ere gud ane sm erve se ghiltoch ntcht se h bb d . ,• en e e e schult silven lovet; dat silve recht


68hebben de kindere. Dieser Artikel begegnet uns zuerst im Bäckerstatutaus dem Anfange des 14. Jahrhunderts, wo aber statt »anesin erve« un sineme ervec steht. ,An sinem ervec bietet auchSt im Rechtsbuche der Neustadt, »an syn ervec dieselbe Redaktionin den beiden Rechtsbüchern der Altstadt und dem des Sackes.Frensdorff hält die Lesart von L für die richtige , übersetzt»anec mit »ohne, aufser « und will den Artikel so verstehen: »wirdeiner Frau, die sich eidlich von dem Erbe ihres Mannes losgesagthat, nachher Vermögen abgesehen von dem Erbeihres Mannes, aufserhalb desselben zu teil, so brauchtsie davon die Schulden ihres Mannes nicht zu bezahlen, falls siesich nicht für diese mitverpflichtet hatte«. Gesetzt nun auch»ane« sei hier = aufser, so ist doch jene, übrigens auch vonSchottelius (S. 54) vertretene Auslegung keineswegs unanfechtbar.Denn dafs eine Frau mit dem Vermögen, das ihr nach ausgesprochenemErbverzicht auf den N achlafs ihres ~annes auseiner beliebigen andern Quelle zußiefst, nicht für d1e Schuldenihres Mannes zu haften hat, ist so selbstverständlich, dafs esnicht besonders bestimmt zu werden braucht. Nach Ausweis dermittelniederdeutschen Wörterbücher können aber die Formen .an«und »ane« beide sowohl :.>ohne« wie ,an, in« bedeuten. Zummindesten wird also zwischen ,ane sin erve« in L und »an synerve« in der Mehrzahl der Handschriften der Redaktion St ein Bedeutungsunterschiednicht bestehen. Ob nun der Akkusativ dazuzwingt, hier :tan« und ,anec mit ,ohne« zu übersetzen, wagen wirnicht bestimmt zu bejahen oder zu verneinen. Indes möchtenwir als sehr naheliegend annehmen, was Frensdorff offenbar fürganz selbstverständlich hält , dafs »an syn ervec in drei Handschriftenvon St dem »an sinem erve« in der vierten gleichzusetzensei. Dann wäre aber auch die Identität von , ane sin ervec inL mit »an sinem erve« nicht ausgeschlossen, d. h . mit der Lesart,die, wie bereits gesagt, unserm Artikel schon bei seinem erstenAuftreten im Bäckerstatut eignet, die jedoch nicht nur durch ihrAlter , sondern auch durch ihren unseres Erachtens vortrefflichen .Sinn sich empfiehlt. Frensdorff selbst hat schon darauf hmgewiesen,dafs das Stadtrecht von 15 32 an der kritischen Stelleliest : hedde se ok or gut manck dem erve, und ganz ebensoläfst sich doch wohl ohne Zwang auch die ältere Fügung: ,werdIore gud an sinem erve« auffassen. Jedenfalls hat sie der vonmittelniederdeutschem Sprachgefühle noch ganz erfüllte Redaktordes Rechts von 1532 so verstanden 1 .Nach Erledigung aller Vorfragen geht Frensdorff seinerlängst ausgesprochenen Absicht gemäfs schliefslieh daran, dieEntstehungszeit des Leibnitianums so genau als möglich zu bestimmen.Er findet als terminus ad quem das Jahr 138o,als terminus a quo das Jahr I 330, hält aber dafür, dafs L näheran diesen als an jenen heranzurücken sei. Zu fast demselbenErgebnis ist Ref. in seiner gleichzeitig mit Frensdorffs Arbeit,also ohne deren Kenntnis verfafsten Besprechung der SchotteliusschenDissertation gelangt und im grofsen und ganzen auch ausdenselben Gründen 2 • Er müfste sich sonach wiederholen, wenner auf diese hier näher eingehen wollte. Nur einen kann ernicht umhin noch einmal zu erörtern, weil Frensdorff, obwohler, wie der Ref., sich ausdrücklich auf ihn beruft, doch zugleichdas Material beibringt, durch den er entkräftet wird. Ein Artikelvon L lautet: Der stad recht went also verne, als ere weydewent. In St kehrt er wieder, doch heifst der Nebensatz jetzt:alze ore veweyde went unde de lantwere. Hieraus glaubte Ref.den Wahrscheinlichkeitsschlufs ziehen zu dürfen, dafs L vor Beginndes Baues der Landwehr d. h. vor 1376 entstanden sei,und Frensdorff hat ebenso geschlossen, nur dafs er statt 13761Nur nebenher noch ein paar andre Zweifel sprachlicher Natur. Fr.leitet (S. 20, Anm. 1) das Partizipium •ghelent• in dem bekannten, von allenspäteren Redaktionen beibehaltenen ersten Artikel des Ottonianums: •Swelichvoget enen richtere set an sine stat, swaz vor dheme gelent wert dat salgelike stede wesen, alse it de voget selve stedegede• nicht wie H~nselmannu. a. von Jenen = leihen, übertragen, sondern von Jenden = vollbringenab.Demgegenüber will Ref. zugunsten der älteren Ansicht nur erwähnendafs in einer in der Stadtbibliothek zu Braunschweig aufbewahrten Hand~Schrift der Redaktion St von 1516 an der entsprechenden Stelle •ghelenetcsteht.. Ferner haben die mnd. Wörterbücher wohl mit gutem Rechte von~unnmgslach, das L bietet, auf dunslach = Schwellschlag, das wir dafürm allen übrigen Redaktionen finden, verwiesen, obwohl nicht bestrittenWerden soll, dafs dunningslach an und für sich die von Fr. geforderte Be­Qeutung •Schlag an die Schläfe• haben kann.2Jahrbuch des <strong>Geschichtsverein</strong>s f. d. Herzogtum Braunschweig, Jahrg.1904, s. 157 ff.


qoetwas weniger bestimmt I 38o sagt. Nun stellt aber Frensd~rffbei der Gelegenheit fest, dafs die I 3 I 8 einsetzenden Huldebnefefür Braunschweig bei Angabe der räumlichen Kompetenz desherrschaftlichen Vogts in der Stadt sich der gleichen Wendungbedienen. Auch in den Huldebriefen wird, wie er zeigt, infolgedes Baues der Landwehr der Zusatz »Unde de lantwere« angehängt,aber - und das ist das Merkwürdige - zum ersten Male imHuldebriefe von I 400 , noch nicht aber in dem von I 384, obuleichder Bau der Landwehr damals schon im vollen Gange0war. Wenn also nicht andre sehr triftige Gründe dafür sprächen,L nicht, wie es Schottelius gewollt hat, erst vom End~ desI . Jahrhunderts, sondern einige Jahrzehnte früher zu datieren,4auf das Fehlen jenes Zusatzes hin dürfte man es nicht wagen.Dafs Ref. sich in wenigen nebensächlichen Punkten zu andemAuffassungen wie Frensdorff bekannt hat, wird ihm hoffent­Iich nicht den Vorwurf eintragen, er wisse die Verdienste derwichtigen Abhandlung, die er nachdrücklich genug hervorgehob~nzu haben glaubt, nicht nach Gebühr zu würdigen. Dennoch Willer, um jedem Mifsverständnisse vorzubeugen, zum Schlusse nocheinmal betonen, dafs er der Arbeit Frensdorffs reiche Anregungund Belehrung verdankt und deshalb auf ihre hoffentlich balrlerscheinende Fortsetzung doppelt begierig ist.WILHELM V. BIPPEN, GESCHICHTE DER STADTBREMEN.DRITTER BAND (521 S.). HALLE A./S. UND BREMEN. C. ED.:\1ÜLLERS VERLAGSBUCHHANDLUNG, 1904, IN 8 °.VONALFRED KOHTMANN.Ich habe in den Jahrgängen 1892 und 1898 der HansischenGeschichtsblätter die beiden ersten Bände der Geschichte derStadt Bremen besprochen. Um Weihnachten 1904 hat der dritteBand des wertvollen Werkes den Lesern fertig vorgelegen. Siehaben lange auf den Abschlufs warten müssen, worüber derVerfasser im Vorwort sein lebhaftes Bedauern ausspricht, dieGründe erörternd, die ihm ein schnelleres Fortschreiten unmöglichmachten.Schon im Reformationszeitalter häufte sich der Stoff; erwird später immer umfangreicher, bedurfte wiederholter Sichtungund Durcharbeitung, »um die wesentlichen Momente der vaterstädtischenGeschichte deutlich und gemeinverständlich zur Anschauungzu bringen und die Darstellung, ohne dafs sie undeutlichwurde und ohne einzelne charakteristische Züge zu verwischen,so knapp wie möglich zu gestalten«. Der schwierigsteTeil der Arbeit war, den Zusammenhang der geschichtlichenEntwicklung scharf hervortreten zu lassen und die Verwendungdes aus dem Studium der Akten und der Urkunden geschöpftenneuen Materials diesem Zweck stets unterzuordnen. Wir werdenes dem Verfasser nachempfinden wenn er sagt: , wenn ich demWerke den doppelten Umfang des vorliegenden hätte gebenwollen, so würde ich dazu ohne Zweifel sehr viel kürzere Zeitgebraucht haben«.


J72Sodann hebt er einen zweiten Gesichtspunkt, von dem eine-gerechte Beurteilung auszugehen hat, seinen Lesern gegenüberhervor: ,sie werden nicht vergessen, dafs die Geschichte einereinzelnen Stadt nur ausnahmsweise über Ereignisse berichtenkann, die durch die Gewalt, mit der sie die Massen bewegen,oder durch die Kraft der in ihnen wirkenden Ideen, durchleidenschaftliche Kämpfe oder geniale Führer noch den spätenNachkommen zu lebendiger Teilnahme hinreifsen. Dazwischenliegen oft lange Zeiträume, in denen das Leben sich i_n engenBahnen bewegt, Zeiträume, die für die Mitlebenden kemeswegsimmer zu den unerfreulichen gehören, die aber dem, der ausweiter Ferne auf sie schaut, schal und inhaltsleer dünken. «Der reichhaltige Stoff des dritten Bandes zerfällt in zwe1Bücher: Bremen als freie Reichsstadt und Bremen im DeutschenBunde. Von den elf Kapiteln des ersten umfassen neundie diplomatischen Kämpfe der Stadt mit Schweden um dieReichsunmittelbarkeit, die Streitigkeiten mit Oldenburg wegendes Weserzolls die schwedischen Kriege und die letzten Zeitender schwedisch~n Herrschaft, die Jahre des siebenjährigen Krieges,die Revolutionszeit und den Untergang des bremischen Staats·wesens · zwei die inneren Streitigkeiten des Rats mit den Elter·leuten, 1 sowie das geistige und geschäftliche Leben in der zweitenHälfte des r8. Jahrhunderts.Das vierte Buch zerfällt in vier Kapitel: Die Wiedergeburtdes bremischen Staats. Handel und Schiffahrt, die GründungBremerhavens. Verfassungsentwürfe und Revolution. Momenteder Entwicklung bis r87o.Die wesentlichen Tatsachen in dem Flusse der Vorgängesind übersichtlich gegliedert in den Skizzen der einzelnen Ka~itel ,die durch ein sorgfältig gearbeitetes Orts· und Personenregistereine höchst wertvolle Ergänzung erhalten.Die Erweiterung unserer geschichtlichen Kentnisse, die wirnach der Lektüre des Buches gewonnen haben, glaube ich ambesten dadurch markieren zu können , dafs ich, wie ich es inden früheren Rezensionen getan, einige Beispiele gebe, welcheder Darstellung Duntzes in seiner Geschichte der freien StadtBremen Neues hinzufügen und den Zusammenhang der Ereignisseklarer und wirkungsvoller vor Augen führen.Der westfälische Friede hatte der Stadt den Frieden nichtgebracht. Schon zu Anfang des Jahres 1649 begann Schwedendie in Artikel X des Friedensvertrages durc'h den Ausdruckpraesens status gewährte Reichsunmittelbarkeit in Frage zu stellenund Beisteuern zu den herzoglich- schwedischen Kontributionsumlagenzu verlangen. Der Sekretär Güldenklaw gab der Auffassungseiner Regierung den pointierten Ausdruck, der praesensstatus sei ein status controversus, und der Kanzler Oxenstiernaerklärte in den Verhandlungen mit den 1649 nach Stockholmgesandten Ratsherren Hüneken und Schnelle: die Königin unddie Deputierten hätten so wenig Nachricht von den erzbischöflichenRechten wie von denen der Stadt, wüfsten auch nichteigentlich, was zu Münster und Osnabrück in der bremischenSache passiert sei, doch merkten sie soviel aus der bremischenDenkschrift, dafs einige Verwandtnis zwischen Stift und Stadtgewesen sein müsse, wie weit aber jedes Recht sich erstrecke,wäre ihnen nicht bekannt. Als dann die Gesandten zum Beweiseder Reichsfreiheit der Stadt Abschrift des Linzer Diplomsvon 1646 übergaben, trat die ganze Hinterhältigkeit der schwe·diseben Politik in der Antwort des Kanzlers hervor: wenn damals,als das Diplom herausgekommen, ein Erzbischof gewesenwäre, so würde derselbe appelliert haben vom schlecht unterrichtetenan den besser zu unterrichtenden Richter. In denUnterredungen, die r6sx mit der zur Organisation der Herzogtümergebildeten Kommission geführt wurden, hielt es Schwedennicht für nötig, den status praesens als einen zweifelhaften hin·zustellen: die Krone wollte ohne Einschränkung in die Rechtedes Erzbischofs eingetreten sein und verlangte die Huldigung.Die Stadt weigerte sich und r 653 begann Graf Königsmarckdie kriegerischen Angriffe. Sie wären schwerlich schon so balddurch den ersten Stader Vergleich (28. November 1654) beendetworden, wenn nicht ein Krieg mit Polen und die Gefährdungdes esth- und livländischen Besitzes in drohender Aussicht gestandenhätte.Die Hauptbestimmung des Stader Friedensvertrages wurdewieder die Veranlassung erneuten Streites. Der erste Artikel,der die Frage der Reichsunmittelbarkeit Bremens bis zu anderweitigenTraktaten hinausschob, inzwischen aber beiden Teilen


ihre Rechte vorbehielt, wurde von Schweden so ausgelegt, dafsBremen inzwischen keine aus der Reichsunmittelbarkeit ftiefsendenRechte ausüben dürfe. Die diplomatischen Verhandlungen,die verschiedenen Interessen der politischen Gruppierungen, diesich an die . erneuten Rechtsansprüche Schwedens und an ihreGeltendmachung mit den Waffen durch den General Wrangelbis zum Frieden zu Habenhausen (I67 s) knüpfen, gaben ebensowie die dem ersten schwedischen Kriege vorangegangenen einBild von der Schwierigkeit des von der Stadt geführten Kampfes,ein Bild, das durch die Fülle des aus den archivalischen Korrespondenzenund aus Köchers Geschichte von Hannover undBraunschweig geschöpften neuen Stoffs gegenüber den Darstellungenfrüherer Historiker vollständiger geworden und anschaulichergezeichnet ist.Dafs bei dem ewigen Hin- und Herverhandeln, den vielenerfolglosen Bemühungen den Leser ein Gefühl der Ermüdungmitunter ergreift, liegt eben in der zu schildernden Sache i derHistoriker konnte uns von den Kreuz- und Querzügen der Diplomaten,den Reisen der Ratsherren und den kleinen Erfolgen undMifserfolgen der bremischen Militärs nichts schenken.Erfreulicher wird v. Bippen die Darstellung der Partien gewesensein, wo der Horizont sich erweitert und die bremischenEreignisse mit den europäischen in Zusammenhang treten. Daswar der Fall, als 1666 eine Eroberung der Stadt durch dieSchweden drohte und die daraus den norddeutschen Fürstenerwachsende Gefahr zur Umschau nach Bündnissen zwang.Zwischen den Generalstaaten, Dänemark, Brandenburg und denbraunschweigischen Häusern wurde eine Allianz abgeschlossen.Eine braunschweigische Armee sammelte sich unter dem Grafenv. Waldeck zwischen Nienburg und Rethem a. d. Aller. Brandenburgtrat in Verbindung mit dem Kaiser, der sich geneigtzeigte, der Allianz beizutreten, de Witt aber, der von des KaisersEintritt nichts wissen wollte, lud Frankreich zur Teilnahmeein und bat zugleich um König Ludwigs Mitwirkung zur Beilegungdes bremischen Krieges.»Halb Europa wurde auf diese Weise in die bremischschwedischeAngelegenheit verwickelt; die Gefahr eines neuengrofsen Krieges lag vor Augen. In Stockholm verkannte mansie nicht. Während man dort mit Frankreich im entgegengesetztenSinne wie der Ratspensionär von Holland verhandelte, gingzu Anfang November ein Eilbote an Wrangel ab, der ihm denBefehl brachte, sich, da das Reich den Frieden gebrochen habe,rasch auf die Verbündeten zu werfen und sie zu zerstreuen,dann Bremen zu nehmen und sich hier solange zu halten, bisdie Verträge mit Frankreich fertig seien. Allein, noch ehe dieserBote bei Wrangel anlangte, war der Friede mit Bremen geschlossen,der Befehl unausführbar geworden. «Auch der aufserordentliche Botschafter Ludwigs XIV., derGeneral Millet, traf zu spät im schwedischen Lager ein, umsich seines Auftrags zu entledigen, die Allianz zu sprengen undzwischen Schweden und Bremen einen Vergleich zustande zubringen.Der HaLenhausener Friede brachte ebensowenig wie derStader Vergleich eine unbedingte Anerkennung der ReichsstandschaftBremens. Es wurde ihm allerdings auf dem gegenwärtigenReichstage Sitz und Stimme eingeräumt, aber nach Verabschiedungdesselben sollte es bis zum Schlafs des Jahrhunderts vonden Tagungen ausgeschlossen sein. Praktisch ist diese Beschränkungnicht geworden, da der seit I 663 tagende Reichstag bekanntlichvor der Auflösung des Deutschen Reichs nicht auseinandergegangen ist. Der Huldigungseid mufste geleistet werden,des reichsstädtischen Prädikats durfte sich Bremen derKrone Schweden gegenüber nicht bedienen.Als I 719 Kur-Hannover im Frieden von Stockholm Landesherrder Herzogtümer geworden war, erkannte Georg II. in einerzu Richmond ausgestellten Erklärung, ohne welche er die kaiserlicheInvestitur nicht erhalten haben würde, die Immedietät derStadt unumwunden an, verweigerte aber die Anerkennung ihrerTerritorialhoheit über sämtliche Dörfer des Landgebiets. Erstim zweiten Stader Vergleich (23. Aug. 1741) wurde der Stadt,nachdem sie für eine grofse Anzahl von Dörfern - die sog.pagi cessi - das Hoheitsrecht Hannovers zugestanden hatte, inden übrigen Gebieten die volle Landeshoheit zuerkannt. Aberzu einem Danke für die »königliche allergnädigste und genereusestenGnadenbezeugungc, wie die Minister Georgs II. das Dekretvon Riebmond zu nennen beliebten, lag kein Grund vor. Der


q6König hat mit der Drohung, Hannover werde im Fall der Ablehnungseiner Forderungen das bremische Landgebiet mit seinenTruppen besetzen, der ohnmächtigen Stadt mehr abgezwungen,als er im Frieden von Stockholm von Schweden erworben hatte.Vielleicht noch tiefer als die Beschränkung und Bestreitungder Reichsunmittelbarkeit Bremens wurde von Rat und Bürgerschaftdie Auflage des Weserzalls empfunden. Der Graf vonOldenburg hatte ihn r623 als Privileg für sich, seine Leibeserbenund deren Erben vom Kaiser empfangen, seinen Besitzim westfälischen Frieden behauptet und sich der von Bremenversuchten Störungen durch die erwirkte Reichsacht erfolgreicherwehrt. Die Kämpfe um seine Beseitigung, die mit der Geltendmachungder Ansprüche wegen der Immedietät, der Neutralität,des Aufhörens fremder Territorialhoheit in Stadt und Gebiet inengem Zusammenhang auftraten, bilden ein wichtiges Kapitelder bremischen Handelsgeschichte. Erst am 7. Mai r 8 zo hatdie Zollerhebung aufgehört, dank der Bemühungen des SenatorsSmidt als Vertreter Bremens beim Deutschen Bundestage. Dasglückliche Ergebnis feierte der Präsidialgesandte Graf Buol amnächsten Tage durch ein glänzendes Fest, das ungesucht zueiner Ehrenbezeugung für den bremischen Diplomaten wurde.Es verlohnt sich, die verschiedenen Abschnitte der beidenletzten Bände, worin über die Weserzollkämpfe gehandelt wird,einmal im Zusammenhang zu lesen: sie heben sich dann wieeine kleine geschichtliche Monographie heraus.Manches Neue hat das Studium der archivalischen Quellengeliefert, auch darüber, wie stark beim kaiserlichen Hofe, denReichsständen, dem Reichshofrate mit , goldenen Büchsen ge·schossen wurdec, wie alle möglichen Interessen bei der Erwirkung,Bekämpfung und Aufhebung des Zolls mitgewirkt haben,nur nicht das einer unparteiischen rechtlichen Beurteilung. Sogardie Hereinziehung religiöser Gesichtspunkte hat nicht gefehlt.Während der Verhandlungen wegen Aufhebung der Reichsachttrat der kaiserliche Minister Graf Kurtz in Augsburg mitder Aufforderung an die bremischen Abgesandten Erp von Brackhausenund Wachmann heran, Bremen möge den Jesuiten eineKirche einräumen, das könne ein Mittel zur Aussöhnung werden.Bald darauf unterstützte ein Jesuitenpater die Forderung. Die177Abgesandten lehnen die Erfüllung bestimmt ab. Trotzdem kommtKurtz noch wiederholt auf die Sache zurück. Am 8. Septemberr653 ~nterhielt er Wachmann und Erp »mit überaus glatten,freundheben Worten und lächelnden Gebärden« fast eine Stundelang darüber, was uns die Jesuiten-Paters für Nutzen schaffenkönnten, wie viel sie bei seiner Majestät gelten, welch einenallergnädigsten Kaiser wir hierdurch bekommen würden, wieböse Nachbarn wir an Schweden hätten, wie viel mehr dannder Kaiser für Bremen gegen Schweden tun würde.Und in der Tat war auf Befehl des Kaisers im Reichshofratneben dem Hauptdekret über die Lösung der Reichsachtnoch ein Nebendekret aufgesetzt, das die Aufnahme der Jesuitenzu einer Bedingung für die Wiedererlangung der kaiserlichenGnade machte. Es scheiterte am Widerspruche des Kurfürstenvon Mainz, der sich die unkatholischen Kur- u. a. Fü:sten deshalbnicht auf den Hals laden wollte. Aber auch nach derL" .osung von der Retchsacht wurden die Versuche fortgesetztd h . ,oc mchts weiter erreicht, als dafs Wachmann im Einverständnismit dem Rat sich bereit erklärte, die Miete für den kaiserlichenResidenten zu zahlen und ihm einen privaten katholischen· Hausgottesdienst zu gestatten.In den Kapiteln, welche die Revolutionszeit, den Untergang~nd die Wiedergeburt des bremischen Staatswesens behandeln,smd manche neue geschichtliche Tatsachen mit den bekannten inlebensvoller Bewegung vereinigt._ Das republikanische Frankreich, das die Hanse eine »nationamtcale« nannte, stellte sich ganz freundschaftlich zu der Reichsstadt.Bis zum Jahre 1799 kann man diese Zeit als die goldenePeriode des bremischen Handels bezeichnen ; aber die dann eintretende Handelskrisis in London, Amsterdam, Harnburg zogB~emen, wenn auch nicht eben übermäfsig, in Mitleidenschaft.?te politische Geschichte bis 181o gruppiert sich um die PersönlichkeitG G ... · deorg 1 onmgs, essen hohe staatsmännische BedeutungUnd dess r; fi · .d' en au op erungsvolles Wuken für seme Vaterstadt durchte Da~stellung Bippens in helles Licht gestellt werden. Sein ZielWar, d_te Immedietät und Neutralität der Stadt durch Frankreichgaranttert zu I d . d .. .B . se 1en un rntt essen Hulfe dte hannoverschenesttzungen in Stadt und Gebiet zu inkorporieren. Durch seinellansiscbe Gescbicbtsblätter. XXXII.12


q8Reisen nach Rastatt, Paris ·(viermal), London usw., durch seineGewandtheit in Benutzung des günstigsten Zeitpunktes, durchjene feine Kunst der Diplomatie älteren Stils, welche Belohnungenund Bestechungen nicht entbehren konnte, hat er es erreicht,dafs im Reichsdeputationshauptschlufs der Freistaat unbeschränkteTerritorialhoheit in Stadt und Gebiet erhielt.Die Angriffe der Franzosen auf die Neutralität der Stadtnach der Schlacht bei Jena, insbesondere die Okkupation durchden Obersten Clement vermochte er freilich nicht abzuwenden,auch nicht durch eine Audienz, die ihm Napoleon im Dezember1806 in Posen gewährte. Der darüber von Gröning erstatteteBericht ist eines der interessantesten Aktenstücke, das v. Bippenin den Text mit aufgenommen hat.Was macht man in Bremen, frug der Kaiser. Wir sind inder gröfsten Verlegenheit. Warum? Die Engländer werden unsfeindlich behandeln, wenn die Truppen nicht Stadt und Gebieträumen ; sie werden unsere Schiffe und Güter wegnehmen; darinliegt unser ganzes Vermögen, geht dies verloren , so ist derBankerott vor der Tür. Die Okkupation ist weder nötig nochvon Nutzen für die Ausführung Eures Plans; ein Posten bei Lebekann die ganze Weser sperren. Warum wollte Ew. Majestätdenn eine Stadt ruinieren , die Euch stets nützlich und ergebenwar, und warum Ihre Feinde bereichern mit unserem Gut ?S. Majestät erklärte, es solle aller Handel aufhören auf demfesten Lande, keine Schiffahrt solle mehr stattfinden. Ich er·widerte, dafs dies schwer auszuführen sei und alle deutschenManufakturen vernichten, auch Frankreich sehr grofsen Schadentun würde. Sollte es aber dennoch geschehen, so könne dieOkkupation der Stadt nichts dazu beitragen, so solle er dochwenigstens unsere Schiffe und Waren aus den Händen seinerFeinde retten. S. Majestät wurde aufmerksam auf diesen Gegen·stand und frug: wieviel Schiffe habt Ihr? 200 und diese mitsämtlichen Ladungen fallen den Engländern in die Hände. Sieerhalten durch unseren Ruin das Monopol alles Handels; derRuin der deutschen Manufakturen vermehrt den Flor der ihrigen.Wohin handelt Ihr? Hauptsächlich nach Frankreich, Spanien,Amerika, auch jetzt nach den französischen Kolonien. Wir undI79die Amerikaner waren d' · ·Ie emztgen Konkurrenten d E 1jetzt werd~n sie allein den ganzen Handel besitzen er ng änder,S. MaJestät war sehr gnädig. Im Anfange h . h Wkam t • e e tc zu orte: sag e er zwar: Ihr wollt in Bremen nicht vom Gelscheiden , von I 0 000 Paar Schuhen habt ihr nur 6oo r t; deI~h antwortete, wir wären nicht reich die Erwerb . ge Iek ert.dte R · · · ' szwetge stoc tenequtsttlonen drückten uns sehr üb d 1 . . 'f: Q . .. . ' er em asse stch eme sogro se uantttat unmöglich schnell liefern S M . ..jenes abe h h · · aJestat sagteDie Audier m~ r sc erzend' ~ls unwillig und replizierte nichts.nz auerte lange; Ich bat am Ende u V .soviel geredet zu haben; ich rede aber fti ~ Verzethung,sagte ich · · · r meme aterstadt, ste Ist mtr teuer es wäre sch kl' h . ,gru d · h ' rec Ic , wenn ste zun e genc tet werden sollte ohne Schuld h N ...Frankrei h · ' • 0 ne utzen fur. c ' Ja zum Vorteil Eurer Feinde. S. Majestät h .. trnJr wo.hlwollend zu und entliefsen mich sehr gnädi or enWte nach I 8o6 die Bed ·· · g.beständi h . . rangmsse und Quälereien der Stadtbesetzt !ir~~cs::~der;Ie SI~ fort und f?rt von fremden Truppenauf ein I . Kapitel I I, wonn v. Bippen sich häufigerf· . 904 erschienenes Buch von Georges Servieres L'Allta n~raJse sous Na oleon I b . . . ' emagnedrei H .. p ., ezteht, wonn dte Inkorporation deransec;tadte und ihr Schi k Ian der Hand d . d c sa unter der Fremdherrschafter m en fr .. · hAkten geschildert wird Ihr a;z~s;sc en Ar~hiven aufbewahrtender Darstellung d" . B' n a t deckt. stch vollkommen mitvorhandenen Akte Ie tv . . ltppen aus dem Im Bremischen Archivnma ena geschöpft hat . h d h" .Urteil Servieres "b d' N . , auc em tstonschenwir Deuts h ku er l.e apoleomsche Gewaltherrschaft werdenc en aum widersprechen ·»L'i . 1 .an nexion~~=tta e expose des faits montrera ce que valent lesdes peuples :osl es par 1~ conqu~te, au detriment des inter~tsgeographiqu~s ed eur~fi b~soms economiques, sans souci des limitesLes Fran~rais , d e~ a mtes naturelles, des aspirations nationalesa mtrateurs de 1' epopee · .. . 1·SUjets de med' . Impo:;na e y trouveront des.. ItatiOn: Les Allemands aussi. «W ahrend der Okku . .Anteil Grö .patiOnsJahre und der folgenden tritt derb nmgs, der von I8I4 8 d'ekleidete an den .. . -I 2 I Ie Bürgermeisterwürdevor. Seit , 8 . offentliehen Geschicken Bremens wenig her-I ro Ist es ein ande Swas seinen E' ft r • rer taatsmann von· gleicher undm u,s Im Senat d f d . ,un au en bremischen Handel12*


I80··ber den der Historikerh ··r er Bedeutung, ubetrifft, von noc gro ser . den Rat gewählte J o h an n. h h t. der Izu benc ten a ·8oo mSmidt.von der Bismarck in. T'f keit am Bundestage'Aus semer a 1 g . D . Talleyrand von Bremen,· f L Gerlach sagt· , er . ·einem Bne an . v. hl d nur insoweit Smn zu'd cheint für Deutsc an . . hder alte Sml t ' sd .. 'll . b nur eine mn bis erhegt~ Wl ICzu haben, als Bremen arm h'b ,smidt hat im Auftrage. B' s heraus e en . .unbekannte NotiZ 1ppen S t mit dem Präsidentenr h deutschen taa ender Vertreter sämt IC er . d Bundesakte besorgt und da·· 1 t Redakt1on ervon Berg die etz e . 1 Artikel einen bedeutendenmit auf die endgültige Fassung Vle erEinßufs geübt.« . . Be'lspiel abgeschlossen,, t ·en mlt ememDiese kurzen Exzerp e sei . 'k charakterisiert ' überall. f 1 d Lokalh1ston ers ..welches die Sorg a t e_s . d Vorgeschichte zu geben' furfür ein wichtigeres Erelgms essen S n und Andeutungen. 'ften Gedanken dessen pureemen ausgere1nachzuweisen.K 1 XI von Schweden nörcUichBekannt ist, dafs I672 a: d_- Weser ebenda wo heuteE. .. dung der Geeste m le ' Bvon der mmun . d 1b fen mit ausgedehnten e·r t emen Han e s a fBremerbaven leg ' ann (Karlsburg); dagegen nicht, da sfestigungen anzulegen beg. . b b . htl'gte bei Geestendorf. h f F Jednch ea slc 'schon I 639 ErzblSC o r B.. er für eine AnzahlSdt u erbauen' deren urgeine neue ta z llten indem er das von. p · ·1 · en erbalten so • dvon Jahren, nvJ egl .. Glücksburg an erd h die Grundung von . . lseinem Vater urc Harnburg gegebene BelspieEibe als Konkurrenzstadt gegennachahmte.I 795 die Schaffung eines HafensAuch dafs der Rat schond dem französischen. E .. ung gezogen un fan der Unterweser m rwag "ber seine Wünsche au. h dt in Harnburg gegenu b tGesandten Rem ar . n der Unterweser geäufsert a 'Erwerbung eines Landst~lchs ~ 'ederholt worden sind (S. z84G· päter m Pans w1die von rönmg s . . . keiner Publikation hervor·. t meines Wissens bisher mund 3oo ) ' ISgehoben worden.h ft brachten für BremenDie Jahre der Franzosenb:r:~: aauch nicht in demselbe~Leid und Demütigung genug' Lübeck' so dafs dem Rat dieMafse wie für Harnburg und181Hoffnung auf Wiederherstellung der Selbständigkeit nicht ganzverloren ging und der alte Ratsherr Vollmers hoffen konnte:»wi boosseln dar wol dör (s. v. Bippen, die Epochen der BremischenGeschichte, Brem. Jahrb., 14. Band).Alles Gute und Günstige, was über die ,Geschichte der StadtBremen« zu sagen ist, für deren Bearbeitung niemand geeignetersein konnte, als der Archivar der Stadt und der Herausgeberdes Bremischen Urkundenbuchs, habe ich schon in den Rezensionender beiden ersten Bände zusammengefafst und brauchees hier nicht zu wiederholen. In der historischen GesellschaftBremens ist dem Verfasser, als er den Schlufsband überreichte,der lebhafte Dank für das Werk ausgesprochen worden, ,das aufder Höhe der heutigen wissenschaftlichen Forschung steht, durchedle Form sich auszeichnet, überall die grofsen Zusammenhängeder allgemeinen Geschichte mit dem kritisch dur.:hforschtenEinzelgebiet hervortreten läfst.cUnd diesem Glückwunsch der Lokalhistoriker haben sich auchdie Freunde historischer Darstellungen angeschlossen. Dennalle , denen es um ein ernsteres, tieferes Eindringen in den Zusammenhangder Geschichte des kleinen Freistaats zu tun war,sind mit steigendem Interesse der ruhigen, klaren und lebendigenDarstellung gefolgt und alle Erwartungen, mit denen sie dieLektüre des Werkes begonnen, haben sich erfüllt.Dagegen stellt das Werk meines Erachtens zu hohe Anforderungenan den, der es zu einer Einführung in die bremischeGeschichte benutzen will oder sich nur nach einer int>eressantenSchilderung der wichtigsten Vorgänge und bedeutsamsten Persönlichkeitenumsieht. Populär geschrieben in diesem Sinne ist esnicht, Dann hätte es die wissenschaftliche Strenge der Methodeeingebüfst: die Vollständigkeit der Darstellung, die pragmatischeVerknüpfung der politischen Ereignisse wären nicht zu ihremRecht gekommen. Der Verfasser wollte nicht allein für die Lokalhistorie,sondern für die deutsche Geschichtswissenschaft überhauptetwas tüchtiges uud bleibendes liefern. Vor allem hattedie langjährige Arbeit den Ansprüchen der Forscher der hansischenGeschichte zu genügen, die ja mit ganz besonderemInteresse die Geschichte einer der drei Städte entgegennehmen


182werden, auf denen noch ein Schimmer des alten hansischenBundes ruht. Deshalb ist es ein durch die drei Bände hindurchgehendermethodischer Grundsatz: möglichst nur aus den Berichtender Augenzeugen und den Urkunden selbst das Materialzu schöpfen und die übrigen Quellen auf ihre Reinheit mittelsdieser Reagentien zu prüfen.Der von der historischen Gesellschaft in ihrem Programmgeäufserte Wunsch, dafs »den bremischen Familien und namentlichauch der heranwachsenden Jugend die Kenntnis der reichenVergangenheit Bremens durch die neue Geschichte der Stadtvermittelt werde« , konnte wohl kaum in gleich vollkommenerWeise, wie die Forderung einer wissenschaftlichen Behandlungerfüllt werden. Um so weniger, als die heutige heranwachsendeJugend bei der Aneignung historischer Kenntnisse sehr verwöhntist. Werke ohne Bilderschmuck, Kartenmaterial, Reproduktionenvon Urkunden und interessanten zeitgeschichtlichen Dokumentenwerden kaum noch auf den Weihnachts- oder Geburtstagstischgelegt. Von allen diesen Dingen bietet unser Werk aber nichtsals eine historische Karte des Gebiets der Stadt Bremen imMittelalter.Aber indirekt hat v. Bippen den Wunsch der historischenGesellschaft erfüllt. Indem das Werk für die weitere Forschungdie sichere Grundlage und den festen Ausgangspunkt gibt, werdensich darauf populäre Arbeiten flir die Familie und die Jugendaufbauen, die in Anlage und Stil mehr auf die Fantasie und dasGefühlsleben wirken. Durch die heute so beliebte monographischeBehandlung können Persönlichkeiten wie Krefting, v. Büren,Wachmann, Heinrich Meier, Gröning, Smidt mit Ausführlichkeitgeschildert und ihnen ein kulturhistorischer Hintergrund und dasKolorit der Zeit gegeben werden, während sie der Historiker,der einen Entwicklungsgang von mehr als 10oo Jahren zu schil·dern hat, nur als wichtige Glieder in der Verkettung der Ereig·nisse auftreten lassen konnte.Die Hoffnung des Verfassers, dafs seine warme Teilnahmean den Schicksalen der ihm längst zur zweiten Heimat gewordenenStadt aus den Blättern seines Buches herausklingen möge, batsich erfüllt. Er wird das Wort Rankes in der Vorrede zur183d~utschen Geschichte im Zeitalter der Reformation wieeierholendurfen: >man ~edaure den nicht, der sich mit diesen anscheinendtr~ckenen Studien beschäftigt, und darüber den Genufs manchesheitere~ T_ages .. versäumt. Es ist wahr, es sind tote Papiere,ab~r sie smd Uberreste eines Lebens, dessen Anschauung demGeiste nach und nach aus ihnen emporsteigt«.Auch dem ?eiste d_er Leser wird die bremische Vergangenheitnunmehr Inhaltsreicher und deutlicher zur Anschauungkommen.


III.HEINRICH BEHRENS, MÜNZEN UND MEDAILLENDER STADT UND DES BISTUMS LÜBECK.MIT 2 LICHTDRUCKTAFELN. BERLIN, VERLAG DER •BERLINERMÜNZBLÄTTER« 1905. 274 SS. 8°. M. 10.VONEDWARD SCHRÖDER.Wir haben es mit einem beschreibenden Verzeichnis derlübeckischen Münzen und Medaillen zu tun, nicht mit einerGeschichte des lübeckischen Münzwesens oder gar mit einerlübeckischen Geldgeschicbte. Eine solche bleibt nach wie vorein entschiedenes Bedürfnis : in dem vorliegenden Katalog, derzuerst abschnittweise in den ,Berliner Münzblättern« erschienund dann - ähnlich wie vor Jahresfrist die tüchtige Arbeit vonGrimm über die Rostocker Münzen - zu einem Buche gestaltetwurde ist dafür eine brauchbare Vorarbeit geschaffen. Gegen·über der Bescheidenheit, mit der der Verfasser, ein Liebhaberder vaterstädtischen Münzen, kein historisch geschulter Fachmann,auftritt hat der Referent nur die Pflicht, zu prüfen, inwiefern dasselbstg 1 esteckte Ziel erreicht ist, und hervorzuheben, was man indem Buche von vornherein nicht erwarten darf, und was mangegen sein Erwarten nicht in ihm findet.Hinter den Schwesterstädten Harnburg und Bremen, die inden wohlvorbereiteten und reichausgestatteten Werken vonGaedechens (I843-1876) und Jungk (I875) längst eine zuver·lässige Registrierung ihrer gesamten Münzproduktion besafsen,stand Lübeck seither mit dem anno 1790 von dem ,Musikdirektorund Kantor am Gymnasioc J. H. Schnobel besorgten Verzeichnisdes Münz- und Medaillenkabinetts von Ludolph Heinrieb Müllerkläglich zurück, und auch jetzt noch erscheint es neben ihnen rechtstiefmütterlich bedacht: dem Werke von Behrens fehlt jedeselbständige Bezugnahme auf die urkundlichen Quellen, und diebeiden Tafeln, auf denen hier in Lichtdruck elf ganze Grofsmünzenwiedergegeben sind, bieten selbstverständlich kein Bildvon dem historischen Verlauf und der Eigenart der lübeckischenMünzprägung. Dazu sind die verständig ausgewählten Abbildungenvon Münztypen alter und neuer Zeit, die C. Curtius auf dreiTafeln für M. Hoffmanns Geschichte der freien und HansestadtLübeck (I 889, 1892) zusammengestellt hat, weit besser geeignet.Das Verzeichnis der stadtlübeckischen Münzen und Medaillenbei B. umfafst 748 Nummern - mit den Nachträgen reicht dieZahl an 8oo heran, und manche Nummern, besonders bei denälteren undatierten Münzen, umfassen zahlreiche Varianten. -Der angeschlossene Katalog von Münzen der Lübecker Bischöfeaus dem Hause Holstein·Gottorp (I 599-I 77 6 ; voraus gehennur zwei Medaillen aus d. J. I 57 I) ist dankenswert, aber ohnestärkeres numismatisches Interesse.Grundlage des Verzeichnisses ist in erster Linie das auf derStadtbibliothek aufbewahrte Lübecker Münzkabinett, dessenStamm die oben erwähnte Müllersehe Sammlung bildet: manfreut sich zu sehen, wie reich und allseitig sie seitdem vermehrtworden ist. Weiterhin sind private Sammlungen ausgebeutet,so vor allem die des Herrn Alex. Roeper in Lübeck; die Literaturder Münzfunde ist besonders für das Mittelalter herangezogen.Von einer planmäfsigen Durchforschung der öffentlichen Kabinetteund einer Umfrage bei auswärtigen Sammlern hat Herr B. abgesehenund so auf das Gefühl der erreichbaren Vollständigkeitvon vornherein verzichten müssen. Wenn ich in meiner kleinenKollektion von knapp 40 lübeckischen Münzen, von Stempelvariantenabgesehen, zwei bei B. nicht verzeichnete ältere Jahrgängevon Dreilingen (I 53 7 und I 55 2) finde I, so darf ich getrostdie Erwartung aussprechen, dafs sein Werk noch zahlreiche Ergänzungen,besonders für die kleineren Münzen , erfahren wird.--1Ich habe die nötigen Notizen dem Herrn Verf. inzwischen brieflichübermittelt.


I86Inzwischen aber wird es von den Sammlern freudig begrüfstwerden und zur Kontrole ihrer Bestände gute Dienste tun. Dierelativ vollständigsten Abschnitte dürften die Taler und die Gold·münzen sem. Merkwürdig dünn gesät erscheinen, wenn manandere Städte ähnlichen Charakters dagegenhält, die Privat·medaillen und Jetons. Auf eine Vollständigkeit, wie sie etwadas grofse Frankfurter Münzwerk von Joseph und Fellner bis zurGegenwart herunter anstrebt, hat es der Verfasser offenbar nichtabgesehen : das ergibt schon ein Blick etwa in den neustenLagerkatalog der Firma E. v. Krakau in Harnburg [I904]. Undsollte Lübeck wirklich der Kupfer· und Messingmarken so ganzund gar entbehren, wie es nach dem Verzeichnis von Bebrensaussieht? Für diesen Abschnitt scheinen mir die Aufnahmeprinzipiennicht genügend festgelegt zu sein.Die schwächsten Partien des Werkes sind die den mittelalterlichenMünzen gewidmeten: darauf bereitet schon der magereund gänzlich unzulängliche Abrifs der Münzgeschichte vor,welcher den Band eröffnet. Zunächst mufs hier die Unsicherheitder Bezeichnungen gerügt werden: der Verfasser unterscheidetS. I »Witten« und »Wittenpfennige«, obwohl gerade Wittenpe n n in g in den Quellen die älteste Bezeichnung der Vierpfennigsmünze,eben des Witten ist; obendrein übernimmt er fürdiese Münze aus Schnabel noch die Bezeichnung »Vierling((S. I 4, vgl. s. I 65): diese gilt aber auf niederdeutschem Gebieteausnahmslos für den Viertelpfennig! Die verdriefslichsten Mifsgriffefinden sich unter Nr. 42 und 43: hier werden, wiederumim Anschlufs an Vater Schnabel - und womöglich ohne eigeneEinsichtnahme - aus dem »Newen Müntz-Bucch« des AdamBerg (München I 597) zwei höchst fragwürdige Münzen an ganzunmöglicher Stelle eingereiht: ein angeblicher »Körtlingc und einhalber Schilling, der hier als »ältester schwerer Witte« angeführtwird. Das Werk des Münchener Buchdruckers (vgl. meinenArtikel in den »Blättern für Münzfreunde« 1903, Nr. r2) ist diedenkbar unzuverlässigste Quelle wie für kleinere Münzen überhaupt,so insbesondere für niederdeutsche des Mittelalters. Esist mehr als zweifelhaft, ob die dort Fol. 48 b abgebildetenStücke überhaupt nach Lübeck gehören: die damaszierte untereSchildhälfte, sowie der Vierpafs resp. das durchgehende Kreuz,auf dem der Schild aufliegt, weisen sie vielmehr nach Süddeutschland,möglicherweise sind sie nach Züricher Münzen (diefreilich den Schild schräg geteilt haben) umgezeichnet. Undvollends die ihnen von Schnabel und Bebrens zugestandenenresp. vindizierten Werte und Zeitansätze passen absolut nicht indie lübische Münzgeschichte hinein IIm übrigen hat sich der Verfasser mit der Verzeichnung derzahlreichen Typen und Varianten von Hohlpfennigen, Witten,Sechslingen und Dreilingen des ausgehenden Mittelalters redlichMühe gegeben. Die Scheidung zwischen Typus und Variantemag im allgemeinen richtig getroffen sein, aber die Fähigkeit,aus dem Stil der Prägung Anhaltspunkte für die relative Anordnungder Münzen und für ihre ungefahre zeitliche Fixierungzu gewinnen (es handelt sich vor allem um die Sechslinge undDreilinge des 15. und beginnenden r6. Jahrhunderts), geht ihmoffenbar ab. Und das ist für den Benützer des Werkes, demnicht selbst eine reichliche Auswahl zur Veranschaulichungbereitliegt, um so unbehaglicher, als eben alle und jede Abbildungenmittelalterlicher Münzen fehlen.Gerade das in seiner Art nicht untüchtige, aber für dennumismatisch ungeschulten Historiker so gut wie nutzlose Buchvon Bebrens hat in mir einen längst gehegten Wunsch verstärktwachgerufen, mit dessen Aussprache ich diese Anzeige schliefsenwill. Es wäre höchst erfreulich, wenn sich der Hansische <strong>Geschichtsverein</strong>,falls er für ein gröfseres Münzwerk vorläufigkeinen Bearbeiter findet, entschlösse, in einer Tafelpublikation vonmäfsigem Umfang, mit knappen Erläuterungen, die wichtigstenMünztypen aus dem Interessenbereich der Hanse vom 13. biszum r6. Jahrhundert zu vereinigen. Wie nötig und nützlich einsolcher •Handatlas des hansischen Münzwesens« zum Verständniswirtschaftsgeschichtlicher Quellen ist, dürfte schon ein kleinerArtikel über die kleinsten Münzen der Hansestädte im nächstenHefte dieser Blätter ergeben.


IV.ARTHUR AGA TS, DER HANSISCHE BAIENHANDEL.MIT DREI KARTEN. (HEIDELBERGER ABHANDLUNGEN ZURMITTLEREN UND NEUEREN GESCHICHTE, HERAUSGEGEBEN VONK. RAMPE, E. MARCKS UND D. SCHÄFER, 5· HEFT). HEIDELBERG,C. WINTERS UNIVERSITÄTSBUCHHANDLUNG. 12o S. 8°.VONW ALTHER STEIN.A. Agats hat sich die Aufgabe gestellt, in einer ausführ·liehen Abhandlung über den hansischen Baienhandel einen in·teressanten und wichtigen Teil der hansischen Handelsgeschichteaufzuhellen. Baienfahrten und Baiensalz waren den BewohnernWest- und Nordeuropas allbekannte Dinge im späteren Mittelalterund noch lange darüber hinaus; das Baisalz ist es gebliebenbis heute. Dennoch besafs die handelsgeschichtliche Forschunglange Zeit keine befriedigende Kenntnis weder von dem örtlichenZiel der Baienfahrten noch von dem Handelsbetrieb, der dieProdukte dieser bevorzugten Örtlichkeit den anderen Völkernvermittelte.Die topographischen Verhältnisse des von den Baienfahrernaufgesuchten Punktes der Küste Westfrankreichs sind schon vonfranzösischen Gelehrten erörtert worden. Der Verfasser hat aber,was besonders anerkennenswert ist, die Mühe und die Kosteneiner Reise dorthin nicht gescheut, um sich an Ort und Stelleeine eigene Anschauung von der Örtlichkeit zu bilden. DiesemUmstande verdankt man die Anschaulichkeit der Schilderung unddie Sicherheit in der Bestimmung der Ortsangaben. Als wertvolleBeigaben sind dem Buche drei Karten hinzugefugt, vondenen die erste die Baie im Mittelalter darstellt; sie enthält dasErgebnis der eigenen Untersuchungen des Verfassers. Die zweiteist einem französischen Werke entnommen und stellt die Baievon Bourgneuf nach einer Karte von 1696 dar. Die dritte gibt,nach der französischen Generalstabskarte, die heutige Situationwieder. Mit Hilfe der Beschreibung und der Karten ist es möglich,sich eine zuverlässige Vorstellung zu bilden von der Örtlichkeitselbst und vor allem auch von den bedeutenden Bodenveränderungen,welche gerade im Bereiche dieser merkwürdigenKüstenstrecke im Laufe der Zeit stattgefunden haben. Die handelsgeschichtlicheÜberlieferung bot sich dem Verfasser ganzüberwiegend dar in deutschen Publikationen, hauptsächlich inden Hanserecessen und dem hansischen Urkundenbuche. Demgegenübererscheint der Vorrat an eigenem handelsgeschichtlichenMaterial in den französischen Archiven äufserst geringfügig. Gewifsist manches, wie der Verfasser vermutet, in den Stürmender Revolution untergegangen. Doch erklärt sich dieser Mangelan eigener Überlieferung zum Teil auch daraus , dafs die Einheimischenan der Ausfuhr des Hauptproduktes, des Salzes,allem Anschein nach nur geringen Anteil hatten. Immerhin liegtdie Wichtigkeit der hansischen Publikationen auch für diesenTeil der Handelsgeschichte Frankreichs recht deutlich vor Augen.Der Verfasser bestimmt im ersten Abschnitt die Lage derBaie. Trotz der häufigen Erwähnung des Namens und der Örtlichkeitin den Quellen herrschte bei den deutschen Forschernbis in die letzte Zeit Zweifel über die genaue Lage. Die älterenidentifizierten die Baie mit der Bucht von Biskaya. Th. Hirschkam der Wahrheit näher, indem er die Baie als »einen kleinenHafenplatz südlich von Nantes« bezeichnete, wo die Hansen u. a.•an Ort und Stelle oder in den benachbarten Binnenstädtenc,wie Banges [Bouin] und Bourgneuf, Handel trieben. Auch dieseErklärung war nicht genau; Koppmann verwarf mit Recht dieAnsicht, dafs unter ,Baie« ein Hafenplatz zu verstehen sei.Koppmann selbst erklärte Baie als »Bucht von Bourgneuf undOrt neben Bourgneufc (HR. 3 Register), später nur als »Baivon Bourgneufc. Die Möglichkeit einer zutreffenden Erklärungbietet ein Schreiben des Hauptortes der Baie, Bourgneufs, anden Hochmeister des preufsischen Ordens aus d. J. 1452 (Hans.U.B. 8 u. 129), worin Bourgneuf von der Landung zahlreicherUntertanen des Hochmeisters ,in hoc pago de Burgo Novo in


Radesiis, que dicitur la Bayec spricht und sich selbst unterzeichnetals »justiciarii et habitantes de Burgo Nouvo in Radesiis,que dicitur la Baye in Britania«. Der Verfasser meint, die Han·sen selbst hätten den Namen Baie (Bucht] von Bourgneuf aufden Hauptort Bourgneuf und das angrenzende Küstenland über·tragen. Aber da die erwähnte Ortsbezeichnung von Bourgneufselbst stammt, hat man anzunehmen, dafs auch die Einwohnerunter dem Namen Baie nicht allein die Bucht verstanden, son·dern auch den niedrigen Küstenstrich mit seinen Salzsümpfenund den mit der Salzgewinnung beschäftigten Ortschaften ein·begriffen haben. Baie bezeichnet demnach die im südlichsten Teilder Küste der Bretagne, und zwar in der Herrschaft Retz (inRadesiis) südlich von der Mündung der Loire, liegende Buchtvon Bourgneuf samt dem zugehörigen Küstenbezirk mit dem Haupt·ort Bourgneuf.Die Örtlichkeit ist eigenartig genug: auf den das Meer unddie Salzsümpfe begrenzenden Höhen wächst Wein, den die Han·sen als Baienwein oder Wein von Poitou kannten; in den Nie·derungen wurde das Salz gewonnen. Den Schiffern drohten imNorden der Bucht die Felsen der nordwestlich hinstreichendensteilen Küste und im Süden die Felsen der Insel Noirmoutier.In der Bucht lagen mehrere Inseln, darunter das felsige PierreMoine, die Permeine des Seebuchs. A. bespricht die einschlä·gigen Stellen des Seebuchs und identifiziert die dort genanntenÖrtlichkeiten; das »Kastel van den armborsters« ist das Schlofsvon Noirmoutier, der »Reghilionis santc wahrscheinlich das aufder früheren Insel von Bouin liegende Gehöft La Rejonie.Die Niederungen mit den Salzsümpfen im inneren Winkelder Bucht haben mannigfache Veränderungen erlitten. Ein Teilderselben mit dem Ort Bouin war früher Insel und durch einenansehnlichen Meeresarm, Le Dain genannt, von dem Festlandegetrennt. An der Festlandsseite dieser Insel, im Le Dain, lagenmehrere Häfen, in denen die Schiffe anlegten. Ferner erstrecktesich das Meer am Nordostende des Le Dain bei Port la Rochemit mehreren Armen in das Festlandgebiet der Salzsümpfe.Endlich reichte ein schiffbarer Meeresarm , der Port du Collet,bis an den Hauptort Bourgneuf. Noch die Karte von 1696zeigt dieses für die Schiffahrt günstigere Verhältnis von Wasserund Land, wenigstens noch die wichtigsten der genannten Ein·buchtungen des Meeres. Doch hat die Verlandung und Ver·sandung bereits grofse Fortschritte gemacht; die in das Landhineinreichenden Wasserwege sind schmäler geworden, die süd·liehe Einfahrt des Le Dain ist geschlossen; zwischen der InselNoirmoutier und dem Festlande besteht eine Landverbindung.Das heutige Bild der Gegend ist noch viel stärker verändert.Der Le Dain hat sich zu einem schmalen Kanal verengert, sodafs die Insel mit Bouin landfest geworden ist; die übrigenMeeresarme sind ebenfalls gröfstenteils versandet; der nachBourgneuf führende Kanal ist jetzt ein Graben; Bourgneuf selbstliegt heute 2 km landeinwärts; vor der alten Küste hat sich einbreiter Gürtel Sandes in die Bucht vorgeschoben ; zu der InselNoirmoutier führt jetzt eine bei Ebbe gangbare Strafse.Auch die vom Verfasser beschriebene Gewinnung des Salzesin den Salzsümpfen (marais salants) hat mit der Zeit sehr nach·gelassen, am stärksten bei Bourgneuf. Von 26o ha im J. 17 IIwurden dort im J. 1852 nur noch rund 120 ha zur Salzgewinnungbenutzt, seither hat sich die Fläche noch mehr verringert.Nach einer Zusammenstellung der ältesten Nachrichten überdie beiden Hauptorte Bourgneuf und Bouin geht der Verfasserim zweiten Abschnitt zur Schilderung des Handelsverkehrs inder Baie über. Er bespricht zuerst die Waren, die den Gegen·stand des Verkehrs bildeten, zunächst die Exportartikel: in ersterLinie natürlich Salz (Baiensalz, Poitousalz), dann vielfach Wein(Baienwein, Poitouwein) , sodann Kanevas (Segeltuch) , Kirsey(Wollenzeug), Fische (Lachs), Öl, Seife, endlich die Produkte desSüdens: Rosinen, Südfrüchte, Feigen, Pfeffer, Zucker, Pariskorn,Kork usw. Die letztgenannten Waren wurden sicher erst vomSüden her in die Baie eingeführt, aber auch bei anderen Artikelnkann man zweifeln, ob sie in den einzelnen vom Verfasser an·geführten Fällen in der Baie aus erster Hand bezogen wordensind. Die Hansen brachten ihrerseits die Erzeugnisse des Nor·dens in die Baie: Heringe, Getreide Pelzwerk Holz TeerPech u. a. ' ' ' 'Man kann dem Verfasser zugeben, dafs der Verkehr in derBaie eine gewisse Ähnlichkeit besafs mit den auf den MärktenSchonens, die bis zum Ende des 14. Jahrhunderts einen Um-


1 93schlagsplatz für den Verkehr zwischen Osten und Westen, fürdie Nordsee- und Ostseegebiete, bildeten. Aber die Tätigkeitder Deutschen beim Heringsfang in Schonen und auf den scho·neosehen Märkten war doch eine vielseitigere und zahlreichereKlassen von Gewerbetreibenden in Beschäftigung setzende als inder Baie. Jedenfalls schiefst der Verfasser über das Ziel hinaus,wenn er die Baie ,eine Art Weltmarkt« nennt. So grofs ist dieBedeutung der Baie als Umsatz- und Austauschplatz nicht gewesen.Denn von dem Export der Bansen in die Baie wissenwir doch zu wenig, um sie für das Mittelalter etwa mit Brüggeoder London auf eine Stufe steilen zu dürfen. In manchengröfseren Häfen der atlantischen Küste, die von den Bansenaufgesucht wurden, fand ein ansehnlicher Austausch von Warendes Südens und Nordens statt. Im Baienhandel spielt dochder Export und zwar ganz überwiegend der Salzexport dieHauptrolle. Und selbst diese ergiebige Quelle ist für dieHansen und andere Bewerber nicht die einzige in Frankreichgeblieben.Neben der Baie tritt, wie der Verfasser ausführt, schon baldauch das südlicher gelegene Brouage als wichtiger Platz für dieSalzausfuhr hervor. Wir würden ein klareres Bild von der Stellungder Baie im hansischen Verkehr gewinnen, wenn neben demBaienhandel auch der nach den übrigen französischen Häfen,Brouage, La Rochelle, Bordeaux u. a. deutlicher vor Augen läge,als es heute noch der Fall ist. Selbstredend soll dem Verfasserkein Vorwurf daraus gemacht werden, dafs er den Handel mitBrouage, La Rochelle u. a. nicht mit derselben Ausführlichkeitbehandelt hat wie den BaienhandeL Immer bleibt ja die Bedeutungder Baie als Salzexporthafen für das nördliche Europagrofs genug.Der Verfasser berührt, wie erwähnt, auch den Verkehr derHansen mit den wichtigsten anderen Häfen Südfrankreichs undbespricht dann einzelne Bestimmungen des Seerechts, gibt ausführlicheNachrichten über Warenpreise, wobei er sich nicht aufdie Baie beschränkt, sondern auch die Preise der betr. Artikelan anderen Handelsplätzen notiert. Er handelt über Gröfse undWert der Schiffe, über Fracht und Schiffsanteile, meist mit besondererRücksicht auf den Baienhandel, und bespricht denHandel der das Salz aus der Baie exportierenden Kaufleute indie das Salz verbrauchenden Länder.Im dritten Kapitel wird ein Überblick gegeben über diegeschichtliche Entwicklung des Baienhandels. Sichere Nachrichtenüber Salzexport aus der Gegend der Baie beginnen im9· Jahrhundert; die Salzgewinnung in der Baie wird zurückgeführtauf die Gründung des Benediktinerklosters auf der Insel N oirmoutierdurch den hl. Philibert im 7. Jahrhundert; die Mönchedes Klosters sollen im 8. Jahrhundert die ersten marais salantseingerichtet haben. Die Vermutung scheint begründet, dafs denMönchen die rationellere Anlage der marais zu verdanken ist.Ob aber die Salzgewinnung damit erst ihren Anfang nahm, dürftewohl fraglich sein.Von Interesse sind vor allem die Anfänge des Baiensalzhandelsder deutschen Kaufleute. A. sieht (S. 49) die erste ·Erwähnung des Baiensalzes »in einer Urkunde des J. 1276«, dieeine spätere Bearbeitung und Ergänzung der bekannten HamburgerZollrolle von 1262/r263 ist. Eine solche »Urkunde des J. 1276«gibt es aber nicht. Es handelt sich um eine Bearbeitung jeneralten Zollrolle, die nach Höhlbaums Beschreibung (Hans. U.B.I n. 573· 3) in einer »Papierhandschrift des 15. Jahrhunderts«steht, welch letztere »aufserdem noch das vorangehende Stadtrecht• »von I 2 76 « « enthält«. Das ist doch keine Urkunde von1 276. Während die alte Zollrolle von 1262/I263 nichts vonBaiensalz meldet, notiert die Hs. des 15. Jahrhunderts: Itemde last Bagessches ·soltes 2 1 /2 .ß. Das Vorkommen des Wortesbeweist also an dieser Stelle nur den Verkehr mit Baiensalz inHamburg im I5. Jahrhundert. Ebenso unbegründet ist derweitere Satz: ,Es ist anzunehmen, dafs die Hamburger selbstdas Salz geholt haben«, oder gar wenn es schon S. 38 heifst,~~mburg scheine im I 3: Jahrhundert ein Hauptstapelplatz füra1ensalz gewesen zu sem. Etwas anders steht es schon mitder Erwähnung von Salz und Wein aus La Rochelle im Hambu_rgerSchiffsrecht von vor I 270 (richtiger von I 292] und imLubecker Schiffsrecht von 1299. Der Verfasser meint nicht mitUnrecht, dies seien die ersten sicheren Nachrichten vom Auftretendeutscher Kaufleute an der französischen Westküste, undergänzt diesen Satz dahin, dafs seit dem Ende des 13. Jahr-Hanaische Geschichtshlätter. XX.'GI.13


194hunderts die Handelsbeziehungen der Hanse zu Westfrankreicheröffnet worden seien. Dagegen läfst sich freilich einwenden,dafs am Ende des I 3. Jahrhunderts eine deutsche Hanse nochnicht existierte. Sodann ist es zu bedauern, dafs A. die UntersuchungenKiesseibachs über das Hamburger Seerecht (JahrgangI S. ff.) unbeachtet gelassen hat. Kiesseibach hat als900 49Resultat gewonnen, dafs das Hamburger Seerecht (und entsprechendauch das Lübecker) ein erst I 292 zu Hamburger Stadtrechtgewordenes »Recht der in ihren inneren Verkehrsangelege~1-heiten autonomen [Hamburger] Gilde oder Hansebrüderschaft mFlandern« gewesen ist (S. 8 I) und dafs es »Uns nicht einen aufHarnburg gerichteten Seehandel vor Augen bringt, sondern einensolchen welcher in hamburgischen Schiffen auf Brügge und dasZwin g~ng und dort als in seinem Zentrum von verschiedenenKüsten her zusammenlief«. Als südlichste!! Hafen nennt dasSchiffsrecht La Rochelle. Richtig ist demnach , dafs die Hambu~gerdamals bereits und früher, d. h. wohl seit der Mitte .desI . Jahrhunderts südlich bis La Rochelle fuhren. Aber Ihre3Schiffahrt ging nicht von Harnburg nach La Rochelle und um·gekehrt, sondern vom Zwin nach La Rochelle und umgekehrt.Vom Zwin aus mögen sie auch Salz nach Harnburg gebr ac~thaben worüber für jene frühe Zeit nichts bekannt ist. Aber e!Ddirekt~r Verkehr ;"wischen Harnburg und La Rochelle wird durchdas Schiffsrecht nicht erwiesen. Jedenfalls wird auch die Baienoch nicht erwähnt.zu diesem Befund stimmt auch die spätere Überlieferung.Die Nachrichten über den Verkehr deutscher Kaufleute mit West·frankreich sind recht dürftig bis weit über die Mitte des I4· Jahr·hunderts hinaus. Dafs die städtische Überlieferung von Unter·nehmungen nach den westfranzösischen Häfen schweigt, hat ebenwohl auch darin seinen Grund, dafs die Fahrten dorthin, wenn. nsolche stattgefunden haben, von den Niederlau d en ausgmge 'nicht aber direkt von den Städten aus. Das Zwin blieb nocheine Zeit lang Ausgangspunkt und Mittelpunkt für diese Fahr:eo.Mehrfach werden Kamper in Frankreich genannt, die aber mchtzur Gemeinschaft der deutschen Kaufleute bezw. Städte gehörten,welche um die Mitte des 14· Jahrhunderts als deutsche Hans.eauftraten. Dafs die Kamper (I364) Wein und Salz in der BaJe1 95holten (S. 52), steht in den von A. angezogenen Quellen nicht.Vielmehr stammt die erste beglaubigte Nachricht von dem Verkehrhansischer Schiffer in der Baie aus dem J. I3 70, und zwarist es ein Lübecker Schiffer, dessen Fahrt aus der Baie nachBristol damals genannt wird (Kunze, Hanseakten a. EnglandNr. I97). Dann mehren sich rasch die Zeugnisse für den Besuchder Baie und die am Baienhandel beteiligten Hansestädte. Sogleicherscheinen ein stattlicher Verkehr zwischen den preufsischenund livländischen Häfen und der Baie und ebenso schnelldie Zeichen einer freundschaftlichen Stellung der französischenKönige zu dem hansischen Handel nach den Häfen Westfrankreichs.Als einzigen Ausgangspunkt der Festlandküste für denwestfranzösischen Handel der Hansen haben Brügge und dasZwin ihre Bedeutung verloren, aber als Zwischenstation sind sienoch immer wichtig.Der Verfasser schildert dann in chronologischer Darstellun 0'die Entwicklung dieses lebhaften Handels der Hansestädte mi~Westfrankreich, speziell mit der Baie, unter Heranziehung zahlreicherEinzelheiten. Salz aus Brouage wird im hansischen Handelzuerst r 41 I erwähnt. Am reichsten ist das zur Verfügungstehende Material für die livländischen und preufsischen Häfen.Es mag das ein Zufall der Überlieferung sein, der sowohl Bremenund Hamburg, wie auch die östlichen wendischen Städte benachteiligthat. Doch ist zu beachten, dafs diese Städte in demLüneburger Salz einen Ersatz besafsen und zwar einen um so wertvolleren,als rlieses Salinensalz bes~er war als rlas Baiensalz.Ergiebig sind besonders die Revaler Schiffahrtsregister des I 5.Jahrhunderts, welche alljährlich die eingelaufenen Schiffe unddarunter auch die sehr zahlreichen Salz- oder Baienschiffe verzeichnen,bei denen aber hinsichtlich der Baienschiffe mitunterzweifelhaft bleibt, ob der Name Baienfahrer nicht schon unterder allgemeineren Bedeutung »Salzschiffe die YOn Frankreich~ommen « zu verstehen ist, und hinsichtlich der Salzschiffe, obsteh darunter auch Schiffe mit Lüneburger u. a. Salz befandenwas doch wa I usc h em . 1' IC h ISt. . Seit . dem vierten Jahrzehnt des '1 5· Jahrhunderts setzt der amtliche Verkehr der Hanse mit denHerzogen von Bretagne ein. I 43 o erhielten die Hansen vonJohann VI. von Bretagne den ersten Schutzbrief (Hans. U.B. 6IJ*


196Nr. 8 5), dem später weitere Privilegien nachgefolgt sind. In9und seit der Zeit des wendisch-nordischen Krieges während derRegierung Erich des Pommern gelingt es den Holländern undSeeländern, einen gröfseren Anteil zu gewinnen an dem Salztransportaus der Baie in die preufsischen und livlän.dischenHäfen. Je nach Lage der Politik der Ostseemächte stetgt undfällt die Zahl der in die Ostsee fahrenden Baienschiffe. Gelegentlichsind es stattliche Flotten von Salzschiffen, die in den RevalerHafen einlaufen: 35 (1434), 42 (1446), 44 (1437), 48 ( 1 45 2 ),58 (1435), ja 59 (1441) Schiffe. Auch die wendischen Städteerscheinen übrigens als stark beteiligt am BaienhandeLDie Blütezeit des Baienhandels rechnet der Verfasser etwabis zu Ende des rs. Jahrhunderts. Seitdem tritt in der bisherbekannten Überlieferung Brouage mehr in den Vordergrund, undendlich nimmt seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts auchder hansische Verkehr mit den spanischen und portugiesischenHäfen einen raschen Aufschwung. Auch hier erweist schon diejetzt veröffentlichte Überlieferung, dafs die Hansen im Weltverke~rnicht zurückblieben hinter anderen Völkern, sondern dafs stenach dem Stande der Schiffahrtskunde ihre Fahrten immer häufigerund weiter nach Süden ausdehnten und so das alte, ander atlantischen Küste auf das Brügger Kontor begründete Handelssystemselbst überholten und auflösten.Der Verf. bietet am Scblufs einen Überblick über den Handelder Hansestädte mit Frankreich im r6. und in den folgendenJahrhunderten. Doch reicht natürlich das Material hier nochnicht aus zu einer genaueren Erkenntnis der Entwicklung unddes Umfanges der hansischen Unternehmungen. Auch für diefrühere Zeit wird das Hans. Urkundenbuch noch manches Neuebringen. Im r 6. Jahrhundert kommen gewaltige Mengen vonBaiensalz nach Deutschland, wo es in zahlreichen Salzsiedereienverarbeitet wurde. Freilich ist der Name Baiensalz bereits typischgeworden für das von den französischen, spanischen und portugiesischenKüsten geholte Seesalz. Wie erwähnt, steht Brouage1m Vordergrund als Salzexporthafen. Doch gibt es NachrichtenA. führt den Bericht Joachim Nettelbecks an - dafs noch1m r8. Jahrhundert die Baie selbst aufgesucht wurde.Bei einer Untersuchung, die auf so zahlreiche Angelegen-197heiten des Handels, der Schiffahrt, der Politik einzugehen hat,ist es begreiflich, dafs hier und da Fehlschlüsse und schiefe Urteileunterlaufen. Mehreres ist schon erwähnt, auf einige Einzelheitensei noch kurz hingewiesen. Dafs in den Privilegien LudwigsXI. von Frankreich von 1463 und r 464 sowie unter denHäfen, in welchen das Privileg von 1464 veröffentlicht wurdeg~rade die Baie nicht genannt wird, braucht man mit A. (S. 8 9)mcht merkwürdig zu finden, denn Bourgneuf und die Baie gehörtenzur Bretagne, die damals noch unabhängig war. Dereben dort genannte Franzose aus Nantes, den A. als Peter deNautis erwähnt, führt eben seinen Namen von seiner Heimatstadt:Peter von Nantes. Die wiederholt geäufserte Meinung(S. 79, 83, 85), dafs die Revaler selbst Flotten und Schiffe indie Baie gesandt hätten, läfst sich doch mit der von Stieda gegebenenTabelle nicht begründen. Denn sie verzeichnet nurdie in Reval eingelaufenen Schiffe, gibt aber keinen Anhaltspunktfür eine Beteiligung der Revaler an der Baienfahrt. Wiees mit der eigenen Schiffahrt der Livländer in der Nordsee unddarüber hinaus bestellt war, ist noch eine offene Frage. Das anKönig Heinrich VI. von England 1451 gerichtete SchreibenLübecks mit der ev. Fehdeansage braucht nicht in deutscher Sprache~n den König abgegangen zu sein (S. 79), denn es liegt nurtn Abschriften vor, die an den Hochmeister von Preufsen undan Thorn geschickt sind (H.R. II 4 Nr. 14, H.U.B. 8 S. 66Anm. 2 ). - Manche allgemein gehaltene Sätze bedürfen dochder Einschränkung. So wenn es S. 27 heifst: »Der hansischeKaufherr war auch stets ein tüchtiger Seefahrer. Da die Geschäftedamal~ fast ausschliefslieh persönlich gemacht werdenmufsten, so liefs er seine Schiffe selten allein fahren, sondern erzo g mtt . ü 'b er See und Sand. Kaufmann und Schiffer waren ebenno:h nicht so scharf getrennte Begriffe wie heutzutage. Es gabkemen Schiffer, der an der Ladung des Schiffes oder am Schiffeselbst nicht auch als Besitzer beteiligt gewesen wäre«. DieseSätze sind für das späte Mittelalter keineswegs zutreffend. DerGrund dafür, dafs die Fläminger die Frachtschitrahrt später nichtmehr viel betrieben, ist nicht allein in ihrer Tuchindustrie zusuchen ' d' te f" ur ste · »eme · h' mretchende · Erwerbsquelle« war (S. 4 r ),sondern u. a. auch darin , dafs ihnen die Vermittlungs- und


199Maklergeschäfte, zu welchen das Zusammenströmen der ausländischenKaufleute in Flandern Veranlassung gab, einen ebensogrofsen wie leicht zu erwerbenden Nutzen abwarfen.Wenn der Verf. (S. 95) die von Lauffer bearbeiteten Tabellender Danziger Schiffahrtsregister (von 1474-1476) »sehr wertvoll«nennt, so mufs man ihm in dieser Wertschätzung beistimmenhinsichtlich des der Bearbeitung zugrunde liegendenMaterials. Allein ich kann nicht finden , dafs diese Tabellenuns ein »klares Bild von dem Danziger Verkehr< vermitteln.Sie sind m. E. nicht · ganz mit der wünschenswerten Umsichtaufgestellt und erläutert. Nach den Erörteruugen Stiedas überdas Danziger Pfahlgeld oder Hafengeld (Jahrgang I 884, S. 89 ff.),dessen Erhebung der Anlafs war zur Führung dieser Schiffahrtsregister,wurde diese Abgabe von der Ladung sämtlicher einlaufendenSchiffe bezw. von den Schiffen selbst, und zwar sowohlvon den preufsischen wie von den nichtpreufsischen erhoben.Da nun die Register nur den Herkunftshafen der eingelaufenenSchiffe angeben, verschwindet die gesamte Danziger Schiffahrtunter den aus beliebigen Herkunftshäfen kommenden Schiffen.Denn als Häfen werden alle anderen, nur nicht der DanzigerHafen genannt. Die Bezeichnung des Herkunftshafens gibt alsoim Einzelfalle nicht die geringste Gewähr für die Beheimatungdes Schiffes. Für die Teilnahme der Bevölkerung der einzelnenStädte an der Schiffahrt selbst ist also aus den Registern keinsicherer Schlufs zu ziehen. Die Register sind nur wichtig für dieFrequenz zwischen den einzelnen Häfen und Danzig. Fernerbesagen die Register gar nicht, dafs die Herkunftshäfen auchdie ersten Abfahrtshäfen, etwa die Hauptladungshäfen, waren .Wenn Lauffer die Gesamtzahl der aus Ostseehäfen kommendenSchiffe der Gesamtzahl der nicht aus der Ostsee kommendenSchiffe gegenüberstellt, so ist dieses Verfahren insofern irreführend,als nicht ersichtlich ist, ob unter den aus den Ostseehäfenkommenden Schiffen auch solche aufgeführt sind, die aus derWestsee kamen und später einen Ostseehafen angelaufen hatten.Ferner ist es bedenklich, von einer Gesamtzahl der eingelaufenenSchiffe zu sprechen. Auf die Gröfse der Handelsmarine läfstsich vielmehr aus diesen Tabellen kein Schlafs ziehen, denn vielevon den in den Registern verzeichneten Schiffe, besonders ausOstseehäfen, mögen die Fahrt nach Danzig mehrere Male imJahre gemacht haben, die aus der Westsee nur einmal. Es wäredaher richtiger, nur von einer Gesamtzahl der Fahrten zu sprechen,nicht aber der Schiffe. Lauffer hat alle diese Fragen gar nichterwogen. Die Mängel seiner Bearbeitung verleiten denn auch A.zu falschen Schlüssen. Wenn er (S. 95) dem Register von I4 7 4entnimmt: >Ferner kamen von Lübeck I 2 Pipen Poitou-Wein, diealso lübische Schiffer geholt hatten«, so ist dagegen einzuwendenr. dafs Poitouwein auch anderswo geholt oder gekauft werdenkonnte als in Westfrankreich, wie z. B. in Brügge, mithin dieAngabe für den direkten Handel mit Frankreich unverwertbar ist ,und 2. dafs die Nennung des Herkunftsortes Lübeck in den Registernim Einzelfall keineswegs darauf schliefsen läfst, dafs esLübecker waren, die aus Lübeck nach Danzig einliefen oderihre Waren zu Schiff dorthin bringen liefsen. Es können ebensogutNichtlübecker gewesen sein. Denn wo bleibt z. B. die damalssehr stattliche Danziger Schiffahrt? Aus welchen Häfensind die Danziger in Danzig eingelaufen? Allein mit Hülfe derLaufferseben Tabellen ist es völlig unmöglich, die Danziger Schiffeaus den übrigen Schiffen auszusondern. Auch der folgende Satzbei A.: »Aus Lissabon ... kam in diesem Jahre kein einzigesSchiffe, kann nicht belegt werden mit dem Mangel der Angabedes Herkunftshafens Lissabon im Register von I 4 74·Ein Schiff,welches aus Lissabon kam und vor dem Einlaufen in Danzigeinen anderen Hafen angelaufen hatte, wäre eben unter diesemletzteren notiert worden. Ein Hinweis auf diese Fehlschlüssescheint mir um so notwendiger, als die Benutzung der Danzigeru. a. Schiffahrtsregister schon wiederholt irre geführt hat. DieBearbeitung solcher Quellen , die gewifs wertvoll sind, derenrichtige Verwertung als handelsgeschichtliches Material aberkeineswegs leicht ist, sollte die nötige Vorsicht nicht vermissenlassen, sondern für die Benutzung eine sichere Grundlage schaffenund die Benutzer auch in den Stand setzen das nicht mehrin originaler Fassung vorliegende, sondern b:reits in Tabellenverarbeitete Material kritisch nachprüfen zu können.Als einen Mangel der Darstellung habe ich es empfunden,dafs das häufige Hereinziehen des Handels der deutsch-hansischenKaufleute mit anderen wichtigen Hafenplätzen Westfrankreichs,


200wie La Rochelle, Brouage u. a., die nun doch wieder nicht mitderselben Vollständigkeit behandelt werden wie die Baie, die Klarheitund Übersichtlichkeit der Entwicklung des eigentlichen Baienhandelsmitunter stört und beeinträchtigt. Auf die Frage nach derWertschätzung des Baiensalzes im Vergleich mit anderem, zum Teilauch in Deutschland gewonnenen Salz ist der Verfasser nichteingegangen. Gern hebe ich aber zum Schlufs hervor, dafs dieerwähnten Einzelausstellungen das Verdienst des Verfassers nichtschmälern sollen. Schon als Erstlingsarbeit verdient sie Anerkennungwegen der fleifsigen Sammlung , und Verwertung desweitzerstreuten Stoffes, wegen der sehr nützlichen Untersuchungder Örtlichkeit und wegen der im ganzen verständnisvollen Auffassung,die der Verfasser sich sowohl für ein schwieriges Teilgebietder Gesamtgeschichte der Hanse wie auch für diese letztereselbst zu erwerben gewufst hat.NACHRICHTENVOMHANSISCHEN GESCHICHTSVEREIN.Dreiunddreissigstes und vierunddreissigstes Stück.Versammlung zu Kiel. - 1904 Mai 24 ,Versammlung zu Halberstadt - 1905 Juni 13.


I.DREIUNDDREISSIGSTER JAHRESBERICHT.ERSTATTETVOM VORSTANDE.Wie an der Schwelle unserer heutigen Verhandlungen, sogedenken wir auch bei Erstattung des Jahresberichtes voll Trauerzuerst des Verlustes der beiden ausgezeichneten Männer, die einMenschenalter hindurch für den Hansischen <strong>Geschichtsverein</strong> gewirkthaben. Von r 87 I bis I goo hat Professor Ludwig Hänselmanndem Vorstande angehört. Professor Constantin Höhlbaumward im Jahre I 886 in den Vorstand erwählt; aber schon seitI 87 I hat er mit voller Hingebung und reichem Erfolge für unserenVerein gearbeitet. Ward jener nach Vollendung seinesTageswerkes abberufen, - Höhlbaum ist vor der Zeit von unsgeschieden, mitten aus der Arheit für unseren Verein heraus,mitten aus seinen reichen Plänen; sein Tod reifst eine Lücke,die schwer auszufüllen ist. Beiden Männern, den Forschern undden Freunden, bewahren wir in Treue ein allzeit dankbares undehrendes Gedächtnis.Während das letzte Berichtsjahr zwei wichtige Veröffentlichungenbrachte, den neunten Band des Urkundenbuches undden zweiten Band des Kölner Inventars, haben seit Erstattungdes letzten Jahresberichtes verschiedene Umstände dazu beigetragen,das Zeitmafs in der Veröffentlichung der Vereinsarbeitenzu verzögern. Im einzelnen ist das Folgende zu berichten:. Die Drucklegung des von Herrn Stadtbibliothekar Dr. Kun~e1 11 Stettin bearbeiteten sechsten Bandes des Hansischen Urkunden-


204buches hat noch nicht beendet werden können; sie ist aber soweitbeschafft, dafs die Veröffentlichung für den kommendenHerbst bestimmt zu erwarten ist. Für den zehnten und elft~nBand sind die Arbeiten von Herrn Dr. Stein, jetzt Professor mGöttingen, in erwünschter Weise gefördert worden. V~n denArchin•erwaltungen in Danzig, Hamburg, Lübeck un~ Lune_burgwurden die einschlägigen Akten bereitwilligst an d1e GöttmgerUniversitätsbibliothek eingesandt. Schon jetzt läfst sich übersehen,dafs der Umfang des Stoffes nicht gestatten wird, in demzehnten Bande über das Jahr 1485 hinauszugehen.Der Druck des von Herrn Geheimrat Schäfer bearbeitetensiebenten Bandes der dritten Abteilung der Hanserezesse wirdnoch in diesem Jahre zum Abschlufs kommen. Auch das BraunschweigerInventar, bearbeitet von Herrn Sta~tarchivar Dr. M_ack,wird voraussichtlich in nicht allzu ferner Zelt dem Druck ubergebenwerden können. Ihm sollen die Inv~ntar~ von Danzi~und Lübeck folgen. Der Vorstand beschäft1gt s1ch auch -~ltdem Plane der Herstellung aufserdeutscher Inventare , wobe1 merster Linie als erwünschte Ergänzung des Kölner Inventars andie Erschliefsung der niederländischen Archive, vornehmlichBrüssels, Antwerpens, Amsterdams und des Haag gedacht ist.Den hierüber eingeleiteten Verhandlungen konnte nichts Schlimmereswiderfahren als der Tod Höhlbaums, der den ganzenPlan angeregt hatte und mit lebhaftem Eifer vertra~.Die Bearbeitung der Sundzollregister stockt, weil zu unseremBedauern Herr Hermann Willmann noch nicht genesen ist. Dasvon ihm gesammelte Material ist von Kopenhagen an das LübeckerStaatsarchiv überliefert worden.Ein neues Heft der Hansischen Geschichtsblätter ist imletzten Sommer herausgegeben. Die Veröffentlichung eines neuenBandes der Geschichtsquellen steht bevor.· 1 I z · kt ··he n da dasJe mehr wir uns allmähhc 1 < em eltpun e na r , .bei der Begründung des Vereins in Aussicht genommene Arbeitsfeldim wesentlichen bewältigt sein wird, desto eingehender glaubtder Vorstand die auch durch die Zeitverhältnisse sich aufdrängendeFrage erörtern zu sollen, ob nicht der Kreis der Int~ressenund Arbeiten des Hansischen <strong>Geschichtsverein</strong>s wesentheb zuerweitern sein möchte. Entschliefst sich der Verein, der Ge-205schichte der deutschen Städte und Landschaften überhaupt,soweit sie die See betrifft, sich zuzuwenden, also, umwesentliches hervorzuheben, etwa die Geschichte der deutschenSchiffahrt, des Schiffbaues, den deutschen Flufshandel u. a. zubehandeln, so darf die neue Tätigkeit wohl in weiten Kreisendes deutschen Volkes auf eine lebendige Teilnahme rechnen,dann zumal, wenn neben der wissenschaftlichen Behandluno- einozelner Gebiete gemeinverständliche Darstellungen, die sich andie breite Öffentlichkeit wenden, nicht ausgeschlossen werden.Es kann ja nicht anders sein, als dafs ein in jedem Jahre steigenderProzentsatz der alten Getreuen dahinscheidet. Wenn derHansische Verein auch fest gefügt und die Teilnahme der Städtedes alten Hansabundes mit ganz verschwindenden Ausnahmenihm in unveränderter Treue zugewandt ist, so ist es doch, ohned:n Forderungen der neuen Zeit Rechnung zu tragen, nichtle1cht, neue Mitglieder heranzuziehen. Einer in den angedeutetenBahnen aber sich bewegenden Fortentwicklung wird man einverständnisvolles Interesse entgegenbringen. Ganz besonderswi~d man sich dessen auch von den kaufmännischen Korporatwnender deutschen Handelsstädte versehen dürfen, an dieder Vorstand mit dem Ersuchen um Unterstützung seiner Bestrebungenheranzutreten beabsichtigt. Es verdient hervorgehobenzu werden, dafs, wie früher schon die Handelskammer vonStralsund, so jetzt die Handelskammer von Lübeck wieder einerfreuliches Beispiel gegeben hat, indem sie dem Vereine einenstattlichen Jahresbeitrag zusicherte. Hier mufs auch nochmalsdem Danke Ausdruck gegeben werden für die aufserordentlicheGabe von 5oo Mk., die die Stadt Köln zum Drucke des zweitenRandes des Kölner Inventars gespendet hat.Sechszehn Mitglieder hat unser Verein in diesem Jahre durchd~~ Tod verloren. Es sind Namen vom besten Klange darunter.~achst Hänselmann und Höhlbaum nenne ich Dr. Otto Rüdiger111Hamburg, den verdienstvollen Herausgeber der HamburgerZunftrollen, den Syndikus der Lübecker Handelskammer Dr. Siewe~t,den Geheimen Kommerzienrat Sartori in Kiel, Oberlandesgenchtsrata. D. Dr. von Duhn und Oberlehrer Dr. Erdmann in~amburg, Senator G. A. Behn und Dr. Th. Gaedertz in Lübeckaufmann Ad. Hagens und Landgerichtsdirektor Dr. Mohr i~


206Bremen, Professor Dr. Bienemann in Freiburg, Justizrat Hagemeister,Konsul 0. Israel, Apotheker Stark, Kaufmann Stubbein Stralsund.Neu eingetreten sind : der historische Verein für Niedersachsen,die Nassanisehe Landesbibliothek in Wiesbaden, Dr. L.Ahlmann in Kiel, Dr. H. Wätjen in Bremen, Dr. P. Curtius inBerlin, Senator H. Evers, Regierungsbaumeister Wrede, AmtsrichterDr. Meyer, Rechtsanwalt Dr. Priefs in Lübeck, LeonidArbusow in Riga, Oberlehrer Ebeling in Stralsund, RechtsanwaltDr. Rendtorff in Kiel, Graf Brockdorf- Ahlefeldt in Ascheberg,Oberlehrer Dr. Knoke, Stadtrat Kähler, Stadtbaurat Pauly in Kiel.Da I 3 Mitglieder ihren Austritt erklärt haben, beträgt dieMitgliederzahl jetzt 402.Herr Syndikus Dr. von Bippen, dessen Amtsdauer abgelaufenwar, ward wiederum, Herr Staatsarchivar Dr. Paul Hafse inLübeck an Stelle des Herrn Professor Höhlbaum in den Vorstanderwählt.Die Jahresrechnung ist von den Herren H. Bebrens inLübeck und Stadtrat Kähler in Kiel durchgesehen und richtigbefunden worden.Anzeiger des Germanischen Museums zu Nürnberg I 9 o 3 .Katalog der mittelalterlichen Miniaturen des GermanischenMuseums.Vom ~ er~in für Geschichte der Stadt N ü r n b er g:Mitteilungen I$, Jahresbericht I 9 oi- 2 •Monatsblätter der Gesellschaft für p o m m er s c h e GeschichteI903.Ja~re~bericht I8 des Historischen Vereins für Ravensberg.Be~trage_ zur Geschichte der Stadt Rostock, Bd. 4, H. I.Zeitschnft der Gesellschaft für S c h 1 e w i g- H 0 1 s t ein i s c h eGeschichte Bd. 33, Register zu Bd. 2 I-30 .Katalog des Gewerbemuseums zu U 1m.Von der Vereinigung zu Utrech t:Rechtsbronnen der Kleinen Steden van Utrecht Teil 3.Rechtsbronnen van den Dom van Utrecht. 'Verslagen en Mededeelingen 4, 6.Zeitschrift des Vereins für Geschichte Wes tf a I e n s Bd. 61;Register H. 2 und 3 .Zeitschrift des W e s t p r e u f s i s c h e n <strong>Geschichtsverein</strong>s H. 46 ;Mitteilungen 2.3 .W ü r t t e m b er g i s c h e Vierteljahrshefte für LandesgeschichteBd. I2.Eingegangen sind folgende Schriften:Zeitschrift des A a c h e n er Geschicbts vereins Bd. 2 5.Baltische Studien N. F. Bd. 7·Mitteilungen des Vereins für Geschichte Be rl ins I 903-4 iSchriften Heft 39·Forschungen zur Brandenburgischen und PreufsischenGeschichte Bd. I 6, 2.Zeitschrift des Vereins für Ha m b ur g i s c h e Geschichte Bd. 1 I, 3·Von der Akademie zu K r a k a u:Rozprawy Akademii Ser. II, t. 19. 2 I.Collectanea ex archivo Collegii Historici t. 9·Anzeiger I903-4.Geschichtsfreund der fünf Orte Lu z er n usw ., Bd. 58.Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen I 9°4•Heft I.


KASSEN-ABSCHLUSSVermögensbestandEINNAHME.ZinsenBeim Verkauf von WertpapierenBeitrag s. M. des KaisersBeiträge deutscher Städte ·niederländischer Städtevon vereinen und Institutenvon Mitgliedern ·AUSGABE.Urkundenbuch (Honorar und Druck)Inventare (Honorar und Druck)Geschichtsblätter ·Reisekosten des VorstandesVerwaltungKassenbestandMk. 18 334,1 857 I ,3675,05loo,-8 996,-38o,56281,10Mk.Mk.Mk.2 157.494 923,3°5 414,352 409,86885,10909, IO14 541,7116 354,o3II.PR EISA USS CH REIBENFÜREINE GESCHICHTE DER DEUTSCHENSEESCHIFF AHRT.Ein hochherziger hansischer Kaufmann hat dem Hansischen<strong>Geschichtsverein</strong> 3ooo Mk. zur Verfügung gestellt für ein Preisausschreiben,dessen Ergebnis eine >> Ge s c h i c h t e der d e u t­sehe n Seeschiffahrt« sein soll. Die Ausschreibung erfolgthierdurch. Verlangt wird eine auf wissenschaftlicher Grundlageberuhende Arbeit, die durch eine le benctige , allgemein fafslicheDarstellung die Geschichte eines der wichtigsten Gewerbe unsererNation weiten Kreisen verständlich und anziehend zu machengeeignet ist.Die Arbeit hat die gesamte Entwicklung von den erstennachweisbaren Anfängen germanischer Seeschiffahrt bis zu demZeitpunkte, wo durch das Gesetz vom 25. Oktober r867 überdie Nationalität der Kauffahrteischiffe die Partikularflaggen zugunstender Flagge des Norddeutschen Bundes heruntergeholtwurden, übersichtlich darzulegen. Für die Zeit , in der dieNiederlande einen Teil des Deutschen Reiches bildeten, hat dieDarstellung sich auch auf die friesisch-niederländische Schiffahr.tzu erstrecken. Erwünscht ist die Hinzufügung eines Überblickesüber den Aufschwung des deutschen Seewesens während desletzten Menschenalters.Da der Stand der Quellenveröffentlichung nicht überall eingleichmäfsiger ist, wird für manche Teile eine abschliefsendeDarstellung nur durch Benutzung ungedruckten Materials ge·Hansische Gescbicbtsblätter. XXXII.I.~


210wonnen werden können. Mit Rücksicht auf die einer solchensich entgegenstellenden Schwierigkeiten wird die Benutzung un·gedruckten Materials zwar nicht als unerläfslich bezeichnet, dochwird der Wert einer Arbeit durch das, was sie in dieser Richtungleistet, erhöht werden. Der Verfasser darfsich darauf beschränken,in denjenigen Teilen seiner Schrift, zu deren vollständiger Bearbeitung er die Heranziehung ungedruckten Materials für erforderlichhält, Gang und Inhalt der beabsichtigten Darstellungdeutlich anzukündigen, die Ausarbeitung aber für die Zeit nachZuerkennung des Preises sich vorbehalten.Die Arbeit mufs in deutscher Sprache abgefafst sein.Die zur Bewerbung bestimmten Arbeiten sind bis zumI. OktobeT t 909 bei dem Vorsitzenden des Hansischen Ge·schichtsvereins in Lübeck, mit einem Kennwort versehen, einzureichen.Der Name des Verfassers ist in einem mit demgleichen Kennworte versehenen geschlossenen Briefumschlagebeizufügen.Die Beurteilung der eingegangenen At beiten geschieht durchden Vorstand. Das Urteil wird in der Mitgliederversammlungzu Pfingsten 1910 verkündet werden. Die Auszahlung des Preiseserfolgt zur einen Hälfte gleich nach der Verkündigung des Urteils,zur anderen Hälfte, sobald das Werk, das Eigentum des Verfassersbleibt, im Druck vollendet ist. Nicht gekrönte Arbeitenwerden den Verfassern auf ihren Wunsch zurückgesandt.Lübeck, 7· November 1904.Der Vontand des Hansischen Gesohiohtsnrei.ns.Fehling, Dr., Vorsitzender.111.VIERUNDDREISSIGSTER JAHRESBERICHT.ERSTATTETVOM VORSTANDE.Wiederum hat unser Jahresbericht mit der Verzeichnungschweren Verlustes zu beginnen: Koppmann ist nicht mehr. Erstarb. am 25. März d. Js. im Alter von 66 Jahren zu Rostock.das Ihm die ·t H · '. . zwet e etmat geworden war. Am 2Mai fi 1 tthm J h . • o g eIm 7 7 · a re semes gesegneten Lebens Wilhelm Brehme~:nator der freien und Hansestadt Lübeck, in den Jahren I 89~dts 1 8~8 und 1901 bis 1902 ihr Bürgermeister. Koppmann war eser bei dem Gedächtnisfeste des Friedens zu Stralsund den An~~ag auf Gründung eines Hansischen <strong>Geschichtsverein</strong>s stellte.ftirehmer hat 23 Jahre lang den Vorsitz in unserem Verein gevhrt. Der Arbeit und der Persönlichkeit beider ist in unsererersam 1 · · h· m ung, Wie stc s gebührt, an erster Stelle gedacht worden.~Wir hatten sie und haben sie geehrt,Und das sei unser Trost, dafs wir sie hatten.«. Über die Arbeiten des Vereins ist das Folgendenchten :zu beseh Professor Kar! Kunze in Stettin schlofs die Bearbeitung desc sten Bandes des Hansischen Urkundenbuches ab der dieJ a hre 14 I 5 _ 1" r . '· 1 . . 433 um,a.st. Der em besonders reiches undVIe sentges M te 'al b .ge b a n nngende Band ist gleich nach Ostern ausgeen worden U . lbs h" ·- nm1tte ar darauf erschien Professor Dietrichc afers siebenter Band der Hanserezesse (I 5 J 7 -I 52 J ). Eine14*


212knapp gehaltene Einleitung gibt willkommen~ Orientierung üb~rdas rege Gesamtleben der Hanse während dieses Lustr~ms, mdas allein drei Hansetage fallen, über den Stand der Beziehungenzum Auslande wie über die Gruppierung der Städte innerhalbdes Bundes. Professor Stein hat die Arbeiten für den 10. Banddes Urkundenbuches so weit gefördert, dafs mit der Drucklegungvoraussichtlich im Herbst begonnen werden kann.Ein neues Heft der Hansischen Geschichtsblätter ist imletzten Herbst herausgegeben.Für die Geschichtsquellen ist die mit Einleitung verseheneAusgabe der Bürgersprachen der Stadt Wismar vom Ratsarch~varDr. F. Teeben gewonnen, welche die 1840 von Dr. Burmetsterveröffentlichte, jetzt vergriffene Ausgabe an Vollständigk~it undGenauigkeit übertrifft. Die Drucklegung soll unverzüglich er·folgen. . . .Um für den Arbeitsplan einer Inventansierung der meder-1 ändischen Archive eine feste Grundlage zu schaffen, ist zu·nächst die Aufstellung einer Übersicht über die gedruckteHansische Literatur durch Professor Dr. Schäfer begonnenworden.Im letzten Jahresberichte hat der Vorstand die Absichtkundcregeben, mit gemeinverständlichen Darstellungen aus derHansischen Geschichte sich an die breite Öffentlichkeit zu wenden,um dadurch immer weitere Kreise des deutschen Volkes für dieTätigkeit des Hansischen <strong>Geschichtsverein</strong>s zu interessieren undseine Arbeit auch den Aufgaben der Gegenwart dienstbar zumachen. Diesem Gedanken wollen die >Hansischen Pfingst·blättere gerecht werden, deren erste Nummer zur Zeit der dies·jährigen Mitgliederversammlung ausgegeben wird. Das .Blattenthält eine Abhandlung von Professor Walther Stein in Göttmgen>Die Hanse und Engla.nd. Ein hansisch-englischer Seekrieg im15. Jahrhundert.( Es erscheint angezeigt, die Wort~, mit ~enender Vorstand das en,te Pfingstblatt eingeführt hat, hter zu wteder·holen. , Unser Verein versammelt sich alljährlich in unmittelbare~Anschlufs an das Pfingstfest. Es ist ein Brauch, den er ~~tnicht wenigen anderen Gesellschaften und Vereinigungen tetlt.Die Tage, in denen die Frühlingspracht ihren Höhepunkt er·213reicht, .laden. ein zu solchem Beginnen. Aber unser Verein hatnoch. emen tieferen Grund, diese Übung zu pflegen. Bei denhansischen Vorfahren war die Pfingstzeit beliebt, wenn es galt,T~gfahrt~n anzusetzen und abzuhalten. Es ist natürlich, dafsw1r uus. thnen angeschlossen haben. Indern wir rasch und be·q~em dte See- oder Landstadt, die uns jeweilig aufnimmt erreichen,haben wir immer noch Zeit und Antrieb g~nug,der alten Ratssendeboten zu gedenken, die erst nach tage·und wochenlangen, mühe- und nicht selten gefahrvollenFahrten am Tagungsorte zu gerneinsamer Arbeit zusammentretenkonnten..Hat so das Pfingstfest wie für die Altvordern so für unserenhan~tschen Geschichtsv~rein eine besondere Bedeutung gewonnen,s~ he~t e~ nahe, an dteses Fest auch die Neuerung anzuknüpfen,dte. m1t. dtesem ~efte ins Leben tritt. Nicht wenige andere gescluchthcheVereme geben Neujahrsblätter heraus und haben?adurch das Band unter ihren Mitgliedern fester geknüpft undthre Bestrebungen weiteren Kreisen nahe gebracht. Unser Vereinb:schreitet diesen Weg, indem er sich zum ersten Male mitemem » Pfingstblatte« an seine Mitglieder und an die Aufsenweltwendet. In seinem Wesen soll das neue Unternehmen sich vonden älteren ähnlicher Art nicht unterscheiden. Es soll wissen·schaftlieh ausgereifte, aber zugleich anziehende einem weiterenLeserkreise zugängliche, im besten Sinne voikstümliche Darstellungenin regelmäfsiger Folge in die Öffentlichkeit bringen.Der Vorstand hofft, dadurch der hansischen Geschichte neueFreunde zu gewinnen und Liebe und Eifer der alten neu zu beleben.Dafs die Stellung unseres Volkes zur See in hohem Gradebedeutungsvoll ist für die Gestaltung seiner Geschicke, darüberkann ernstlich ein Zweifel nicht bestehen, ebensowenig darüberd~fs geschichtliche Erkenntnis geeignet ist, das Verständnis fü;dtese Tatsache zu vertiefen und zu verallgemeinern. In derGeschichte der Beziehungen unseres Volkes zum Meere stehtaber die Geschichte der Hanse breit im Vordergrunde. Sie zurallgemein deutschen Seegeschichte zu erweitern, kann allein dasletzte . • h o h e z· te 1 unseres Veremes . sein. Als einen der Wegedte b.. zu d. Iesem z· 1e 1 e führen, . wünscht . der Vorstand die >Pfingst-latter«betrachtet zu sehen. Möchte sein Wunsch in Erfüllung


214 - -gehen und möchten diese Blätter sich m ~en Kreisen des Vereinsund darüber hinaus bald Freunde gewmnen. «Der Preis des einzelnen Blattes ist so gering bemessen, dafseine starke Verbreitung erhofft werden darf. Der Vorstand wendetsich zu diesem Zwecke namentlich an Vereine und Korporationenauch an Unterrichtsanstalten, von detren wir den Nachwuchsf~r die Förderung unserer Aufgaben, insbesondere für dieBearbeitung hansischer Geschichte erwarten. Den Mitgli~demunseres Vereines sei ein kräftiges Eintreten für die Verbreitungder ,pfingstblätter« dringend ans Herz gelegt.Das Preisausschreiben für eine Geschichte der deutschenSeeschiffahrt ist, nachdem Senator Posfehl in Lübeck den P~eisauf 3000 Mk. erhöht hatte, am 7. November I904 veröffentlichtworden. Der Bewerbungstermin ist auf den 1. Oktober I9o9festgesetzt. In der Presse ist der Gegenstand sympathi~ch begrüfstworden. Den Verlegern der Fachblätter, Tageszeitu~genund Zeitschriften, die in freundlicher Weise das Ausschreibenabgedruckt haben, wird hierdurch verbindlicher Dank ausge·sprochen.Eine gröfsere Anzahl von Städten hat ihre Beiträge bis zumJahre I 9o5 bewilligt. Indem der Vorstand an sie ~it der ~itteum Erneuerung der Beiträge herantritt , hofft er m1t Rücksichtauf die neuen Aufgaben des Vereins manche Stadtverwaltungzur Erhöhung ihres Jahresbeitrages bewegen zu können.Unser Verein hat 12 MitgliederIdurch Tod verloren,nämlich:Archivar Dr. Koppmann,Bibliothekar Dr. Hofmeister, Rostock,Professor Dr Schirrmacher,Professor Dr. Pyl, Greifswald,Professor Dr. Ewald, Halle,Bankier R. Stein, Köln,Staatsrat Berting, Reval,K. Hauswaldt, Braunschweig,Dr. W. Godeffroy, }Pastor Roosen,Hamburg,Senator Dr. Brehmer, Lübeck, und endlich215Rechtsanwalt Dr. Ad B h L b k. re mer, ü ec , der seit langenJahren der hansischen Sache zugetan und ein treuerBesucher unserer Jahresversammlungen war.I 2 Mitglieder sind aus g e treten. Dagegen sind I 8 Beitrittserklärungenerfolgt. Es sind dies :Historisches Seminar der Universität BerlinBibliothek der Kaiser!. Marine-Akademie ~ielUniversitäts-Bibliothek, Tübingen, ' 'Dr. E. Vogt, Giefsen,Handelskammersekretär Dr. KalkbrennerRechtsanwalt Dr. E. Brehmer 'Senator Dr. Vermehren, 'Regierungsrat Dr. Brückner,Frau ]. Boy-Ed,Assessor Dr. Hartwig,Kaufmann J. C. Fehling,Pastor J. Becker,Zahnarzt Hegewisch,Oberlehrer Dr. Gilbert,Kaufmann Otto Fehling, Kobe (Japan),Kaufmann Walther Fehling, Beira (Afrika),Prediger Arndt, Halberstadt'Professor Dr. Block-Reincke, Rostock.Lübeck,Der Verein zählt heute 396 Mitglieder gegen 4 02imVorjahre.Die Jahresrechnung ist von den Herren H. Bebrens inLübeck und Stadtrat Kühne in Halberstadt durchgesehen undrichtig befunden worden.Eingegangen sind folgende Schriften:Zeitschrift des A a c h e n er <strong>Geschichtsverein</strong>s Bd. :z6,Baltische Studien N. F. Bd. 8.Mitteilungen des Vereins für Geschichte Be r1 ins I 904-5 ;Schriften Heft 4 o und 4 1 •Forschungen zur Branden b ur g i s c h e n und Pr e u f s i s c h e nGeschichte Bd. I 7.


2I6Kämmereirechnungen von D e v e n t er Bd. 6, 2 .Verhandlungen der Gelehrten Es t n i sehen Gesellschaft Bd. 2 I, I;Sitzungsberichte I 90 3.Bericht des Instituts für Gemeinwohl zu Frankfurt a. M.I903-4·Anzeiger der Akademie zu Kr a kau I 904; Rozpraw.y Akademiit. 20.Jahrbuch der Kur 1 ä n d i s c h e n Gesellschaft für Literatur undKunst I9o2.L ü n e b ur g er Museumsblätter H. I und 2.Geschichtsfreund der fünf Orte Lu z er n usw. Bd. 59·Geschichtsblätter für Magd e b ur g Bd. 39·Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen I 904.Anzeiger des Germanischen Museums zu N ü r n b er g 1904.Mitteilungen des Vereins für Geschichte Nürn bergs I6. Jahres·bericht I903.Mitteilungen des Vereins für Geschichte 0 s n ab rück s Bd.27-29·Monatsblätter der Gesellschaft für Pommers c h e GeschichteI904·Jahresbericht I 9 des Historischen Vereins für Ra v e n s b er g.Beiträge zur Geschichte Rost o c k s Bd. 4, 2.Zeitschrift der Gesellschaft für Sc h 1 es w i g- Ho 1stein i s c h eGeschichte Bd. 34 ; Quellensammlung Bd. 6.Zeitschrift des Vereins für T h ü ring i s c h e Geschichte I 4, I;Geschichtsquellen N. F. Bd. 3·Regesta diplomatica historiae T h ur in g i a e Bd. 3, r.Von der Vereinigung zu U t r e c h t :Rechtsbronnen der Stadt Schiedam.Verslagen en Mededeelingen 5, 1.Zeitschrift des Vereins für Geschichte West f a 1 e n s Bd. 62 iRegister H. 4-6.Zeitschrift des Westpreufsischen <strong>Geschichtsverein</strong>s H . 47·W ü r t t e m b er g i s c h e Vierteljahrshefte ftir LandesgeschichteBd. 13.KASSEN-ABSCHLUSSEINNAHME.Vermögens bestandZinsen . . .Beitrag S. M. des KaisersBeiträge deutscher Städte ..niederländischer Städtevon Vereinen und Instituten- von Mitgliedern . . .Geschenk für das Preisausschreiben.AUSGABE.Urkundenbuch (Honorar und Abschriften)Recesse (Honorar und Abschriften)Geschichtsquellen (Druck) · ·Geschichts blätterUrkundenforschunge~ .Reisekosten und Ausgaben des VorstandesVerwaltungKassenbestandMk. 16 354,03586,?8roo,-8 481,-Mk.Mk.Mk.37 9,15353,052 387,253 ooo,-I OOI 1-4 794.443 181,45I 568,04Ioo,-I 169,65981,5712 796,x 518 845,II31 641,26!.+ **


218 -IV.NACHRICHT ÜBER DIE DERZEITIGE ZUSAMMEN­SETZUNG DES VORSTANDES.Direktor der Commerz-Bibliothek Dr. ErnstBaas c h, Hamburg,erwählt 1905.Senator Dr. Ferdin and Fehling, Lübeck, Vorsitzender, er·wählt I903.Geh. Justizrat Prof. Dr. Ferdinand Frensdorff, Göttingen,erwählt 187 6, zuletzt wiedergewählt I 903.Staats-Archivar Prof. Dr. Pa u 1 Hasse, Lübeck, erwählt I 904.Prof. Dr. M a x Ho ff man n, Lübeck, erwählt I 88 I , zuletztwiedererwählt I9o2.Geheimrat Prof. Dr. Goswin Freiherr von der Rop p ,Marburg, erwählt I 892, zuletzt wiedererwählt I 900.Geheimrat Prof. Dr. Dietrich Schäfer, Berlin-Steglitz, er·wählt I903.Archivrat Dr. Paul Zimmermann, Wolfenbüttel, erwählt 1901.Pierersehe Hofbuchdruckerei Stephan Geibel & Co. in A ltenburg.

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