Nr. 58 Herbst 2011 - Gemeinde Virgen

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48I Virger Lebensbilder P. Oliver Ruggenthaler wurde mit 39 Jahren zum Provinzial gewählt. P. OLIVER RUGGENTHALER P. Oliver Ruggenthaler aus Göriach ist seit Mai 2011 neuer Provinzial von Österreich, Südtirol und der Schweiz. Er trägt somit für 170 Mitbrüder die Verantwortung. Bei seiner Arbeit sieht sich Pater Oliver nicht unbedingt als „Manager“, sondern mehr als „Freund“ für seine Kollegen, der versucht, immer ein offenes Ohr für Probleme und Anliegen zu haben. Lebenslauf: 11.10.1972 geboren und aufgewachsen in Virgen – dort vier JahreVolksschule 1983-1991 nach der Volksschule Besuch des humanistischen Gymnasiums der Franziskaner in Hall in Tirol, wohnhaft im angeschlossenen Internat „Leopoldinum“ 1991 Matura 1992-1993 Noviziat in Reutte 1993-1999 Studium an der Uni Salzburg 1999 Diakonatsweihe in Lienz 2000 Priesterweihe in Salzburg 2000-2001 Pastoraljahr in der Franziskanerpfarre Enns/OÖ 2001-2008 Krankenhausseelsorger und Provinzialarchiv im Kloster Schwaz 2008-2011 Krankenhausseelsorger und Provinzsekretät in Salzburg seit 2011 Provinzial der Franziskaner von Österreich, Südtirol und der Schweiz Primiz in Virgen im Jahr 2000. VirgenAktiv Warum hast du dich für den (die) Beruf(ung) des Franziskaners entschieden? Franziskaner bin ich geworden, weil mich die charismatische Person des Hl. Franz von Assisi besonders angesprochen hat und ich den Franziskanerorden im Gymnasium in Hall besser kennen gelernt habe. Franziskus ist zeitlos faszinierend in seiner einfachen Art der Christusnachfolge und der unkomplizierten Art, den Menschen zu begegnen. Bis heute von größter Aktualität ist seine Ehrfurcht vor der Schöpfung Gottes und dem Wissen, nur Teil des Ganzen zu sein. Daher seine Achtsamkeit gegenüber Mitmenschen und Natur. In den letzten 10 Jahren durfte ich als Krankenseelsorger auf diese franziskanische Weise Menschen an Bruchstellen des Lebens begleiten. Welche Aufgaben hat ein Provinizial genau, wie sieht dein Alltag aus? Seit Mai 2011 versehe ich den Dienst des Provinzials der Franziskaner in Österreich, Südtirol und der Schweiz. Damit trage ich Verantwortung für etwa 170 Brüder in ca. 25 Klöstern, für zwei Privatgymnasien (Bozen und Hall) mit angeschlossenen Internaten. Bei allen Verwaltungsaufgaben ist der Dienst des Provinzials dennoch mehr eine geistliche Aufgabe: Die Leitung einer Bruder-
VirgenAktiv schaft, die nicht einen Selbstzweck hat, sondern das Evangelium und die Sprache von und mit Gott, das ist ja „Beten“ lebendig halten und ins Heute übersetzen möchte. Bei allen Defiziten, an denen wir in der und als Kirche oft leiden, ist es doch eine ganz wichtige Sache in einer Gott vergessenden Zeit. Konkret schaut mein Tag so aus, dass ich selten an meinem Sitz in Salzburg anzutreffen bin – dort erledige ich nur bei Zwischenstopps Verwaltungskram – sondern viel in der Ordensprovinz unterwegs bin, um die Brüder vor Ort zu stärken und manche Probleme zu lösen. Eine besondere Sorge gilt natürlich der Zukunft, der Ermutigung junger Menschen, sich mit einer großen inneren Freiheit unserer Gemeinschaft anzuschließen, und auf die Eingebung Gottes hin mit einem frohen JA zu antworten. Manche denken, die Latte sei im geistlichen Beruf heutzutage zu hoch. Ich kann beruhigen: auch wir sind eine gesunde Mischung aus Sündern und Heiligen. Als Provinzial bin ich auf sechs Jahre gewählt (wir sind ein demokratischer Orden); danach kann ich für drei weitere Jahre bestätigt werden, wenn ich den Brüdern bis dahin nicht zu sehr auf den Nerv gehe. Welche Zukunftspläne hast du? Zukunftspläne brauche ich mir keine zurechtlegen, das jeweilige Aufgabengebiet, das zugeteilt wird (Gelübde des Gehorsams) bestimmen die Oberen, hoffentlich zusammen mit dem Hl. Geist! Dabei wird natürlich auch auf die Fähigkeiten des einzelnen Rücksicht genommen. Wie verbringst du deine gering bemessene Freizeit? In freien Stunden widme ich mich gerne kulturellen Orten und �emen: Da findet man mich in den großen alten Bibliotheken und Archiven unserer Klöster und bei der Katalogisierung der noch ungehobenen Schätze in unseren Musikarchiven. Zum Luftschnappen eignet sich die einladende Landschaft in und rund um Salzburg. Welchen Bezug hast du zu Virgen, bzw. welche Rolle spielt Virgen in deinem Leben, bzw. wie hat dich das Aufwachsen in Virgen für dein Leben geprägt? Bei seiner Primiz in Virgen erhielt P. Oliver ein Almblumen-Sträußen von Gottschaun. Der Hl. Franz von Assisi faszinierte Oliver schon in seiner Jugend und führte ihn in den Franziskanerorden. Virger Lebensbilder I 49 Mit Virgen verbinde ich natürlich den Begriff „Heimat“, auch wenn ich schon sehr früh, nach der Volksschule, weg war. Es sind die Familie, vertraute Menschen, besondere Orte, die mich immer wieder gern heim kommen lassen. Mich interessiert nach wie vor, was in Virgen los ist, wie sich das Dorf entwickelt und versuche so am Ball zu bleiben. Durch die zahlreichen Neubauten in den letzten Jahren ist das gar nicht so einfach, das „Wer, Wie, Wo, Was“ noch auf die Reihe zu bekommen, geschweige denn die junge Generation noch zu kennen. Mit P. Maximilian Fuetsch, seit September 2011 in Lienz stationiert, ist ein weiterer Virger in unserer Gemeinschaft. Es wäre schön, wenn ich als Provinzial in meiner Amtszeit einen dritten im Bund einkleiden könnte. Liebe junge Leser: nur Mut! Wir sind ja kein Priesterorden, sondern freuen uns auch über Mitbrüder mit verschiedensten Berufen. Im 20. Jahrhundert stammten in unserer Franziskanerprovinz, das wissen wohl die wenigsten, neun Brüder aus Virgen! Allesamt geschickte Handwerker. Gebet der Hl. Franziskus in der Stunde der Berufung: „Höchster, glorreicher Gott, erleuchte die Finsternis meines Herzen und schenke mir rechten Glauben, gefestigte Hoffnung und vollendete Liebe. Gib mir, Herr, das rechte Empfinden und Erkennen, damit ich deinen heiligen und wahrhaftigen Auftrag erfülle.“ Provinzkapitel in Pupping: v. l. Provinzial P. Oliver Ruggenthaler, Generalvisitator P. Maximilian Wagner, P. Rupert Schwarzl (ehmaliger Provinzial). Foto: Franziskanerprovinz Austria / FJR
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