Nr. 58 Herbst 2011 - Gemeinde Virgen
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<strong>Virgen</strong>Aktiv<br />
verstecken und damit Züge entgleisen zu<br />
lassen, war eine relativ leichte Übung,<br />
machte aber die geregelte Versorgung der<br />
vordersten Frontlinien fast unmöglich ...<br />
Dazu diese Ergänzung: Praktisch in allen<br />
eroberten Gebieten bildeten sich innerhalb<br />
kürzester Zeit Guerillagruppen, die<br />
den Besatzern durch Sabotage und<br />
Überfälle schwer zu schaffen machten.<br />
Ab 27. Juni organisierte Josip Broz,<br />
bekannt unter dem Namen „Tito“, in<br />
Jugoslawien den Untergrundkampf. Als<br />
„Antwort“ darauf erließ General Keitel,<br />
Chef der Wehrmacht, im September den<br />
Befehl: Für jeden getöteten deutschen<br />
Soldaten sind zwischen 50 und 100 Geiseln<br />
aus der Zivilbevölkerung zu erschießen.<br />
Tito wurde gleich nach dem Krieg zunächst<br />
Ministerpräsident, ab 1953 bis zu<br />
seinem Tod im Jahre 1980 Staatspräsident<br />
des damaligen Vielvölkerstaates<br />
Jugoslawien.<br />
5. Dezember:<br />
Start der russischen Gegenoffensive vor<br />
Moskau. Trotz der erwähnten Probleme<br />
konnten die Deutschen im Großen und<br />
Ganzen ihre Stellungen halten, allerdings<br />
nur mit riesigen Verlusten an Menschen<br />
und Material. Daher ist ab diesem Zeitpunkt<br />
das „Unternehmen Barbarossa“ –<br />
die Eroberung Russlands – als gescheitert<br />
zu betrachten, auch wenn es in der<br />
Folge (1942 – 43) noch den einen oder<br />
anderen Teilerfolg für das „Tausendjährige<br />
Reich“ gab.<br />
7. Dezember:<br />
Angriff der Japaner auf den Stützpunkt<br />
der amerikanischen Pazifikflotte in Pearl<br />
Harbour (Hawaii). Etwa zeitgleich besetzten<br />
sie Thailand, Malaysia, Borneo,<br />
die Philippinen und viele Inseln im<br />
pazifischen Raum.<br />
8. Dezember:<br />
Kriegserklärung der USA an Japan.<br />
11. Dezember:<br />
Kriegerklärung des Deutschen Reiches<br />
an die USA. Damit hat Adolf Hitler<br />
einen Feind aufgeweckt, dem der Nazistaat<br />
nie und nimmer widerstehen<br />
konnte – zu groß war die materielle<br />
Überlegenheit des neuen Gegners, der<br />
auch seine Verbündeten mit den damals<br />
modernsten Waffen belieferte.<br />
JU 52 der Firma Junkers, oft liebevoll „Tante JU“ genannt.<br />
Osttirol<br />
Das Jahr scheint im Bezirk ziemlich<br />
ruhig verlaufen zu sein, zumindest ist<br />
nichts Bedeutungsvolles überliefert.<br />
Zwei Ereignisse verdienen jedoch Beachtung:<br />
Auf Befehl vom 31. März<br />
musste das „Kreiskrankenhaus Lienz“ 30<br />
Betten für Lazarettzwecke zur Verfügung<br />
stellen. Außerdem wurde im Laufe des<br />
Jahres der Keller (mit provisorischem<br />
Operationssaal und einem Entbindungszimmer)<br />
zum Luftschutzraum für<br />
Patienten und Personal ausgebaut – man<br />
wollte für alle Eventualitäten gerüstet<br />
sein, denn schließlich lagen ja viele deutsche<br />
Städte schon seit 1940 im Bombenhagel<br />
der britischen Luftwaffe.<br />
Die zweite Begebenheit stieß auf großes<br />
Interesse, weil sie lokale „Nazi-Bonzen“<br />
betraf, und die Leute sehen wollten, ob<br />
das Regime in einem solchen Fall ebenso<br />
streng vorgeht wie bei kleinen Vergehen<br />
„normaler“ Menschen.<br />
In der Nacht vom 13. zum 14. April<br />
(Ostern) verursachte Franz Steiner,<br />
Leiter der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt<br />
(NSV), bei Leisach einen<br />
spektakulären Verkehrsunfall – sein<br />
Mercedes überschlug sich und landete<br />
im Straßengraben. Die fünf Insassen,<br />
darunter der Chef der Gestapo in Lienz,<br />
hatten Glück und kamen mit Prellungen<br />
davon. Sie gaben zu Protokoll, dass es<br />
sich um eine Dienstfahrt nach Sillian gehandelt<br />
habe und das Auto wegen einer<br />
geplatzten Ölleitung außer Kontrolle geraten<br />
sei. Erst Monate später meldeten<br />
Österreich vor 70 Jahren I 33<br />
sich Zeugen, die angaben, Steiner hätte<br />
an jenem Ostersonntag in Weitlanbrunn<br />
maßlos „gesoffen“ und wäre vor Antritt<br />
der Fahrt stundenlang stockbetrunken<br />
auf einer Bank des Gasthauses gelegen.<br />
Um nicht den Anschein zu erwecken,<br />
die Affäre würde unter den Teppich gekehrt<br />
– wie man in der Bevölkerung<br />
munkelte – erhob die Staatsanwaltschaft<br />
Klagenfurt im September Anklage<br />
wegen des Verdachts der falschen Zeugenaussage.<br />
Der darauf folgende Prozess<br />
ging wie das Hornberger Schießen aus:<br />
Die vier Mitfahrer konnte (wollte) man<br />
trotz ihrer früheren – falschen – Angaben<br />
nicht schuldig sprechen, der Lenker<br />
wurde wegen einer „unberechtigten<br />
Lustfahrt“ mit dem Dienstwagen bzw.<br />
„sechs im Krieg verpönten Vergnügungsfahrten“<br />
zu 100 Reichsmark Geldstrafe<br />
oder fünf Tagen Haft verurteilt. Man<br />
sieht: Es gab und gibt immer „Gleichere“<br />
– Steiner bezahlte die Strafe „mit<br />
links“, woraufhin er Amt und Würden<br />
behalten durfte.<br />
<strong>Virgen</strong><br />
Aus dem Protokoll des Gendarmeriepostens<br />
<strong>Virgen</strong>:<br />
* 4. 1. 41: Notlandung eines Militärflugzeuges<br />
Am 4. Jänner 1941 wurde in der Nähe<br />
der deutsch-italienischen Reichsgrenze<br />
auf dem Gletscher in nördlicher Richtung<br />
der Dreiherren-, Simonyspitze, <strong>Gemeinde</strong>gebiet<br />
Prägraten, ein Militärflugzeug<br />
mit 11 Mann Besatzung im