Nr. 58 Herbst 2011 - Gemeinde Virgen
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2I Der Bürgermeister informiert<br />
Liebe VirgerInnen,<br />
geschätzte LeserInnen!<br />
Bürgermeister Ing. Dietmar Ruggenthaler<br />
Einleitend erlaube ich mir, euch einen<br />
Artikel des Chefredakteurs, Mag. Roland<br />
Gruber von der Zeitschrift „Zek“ nahezu<br />
vollinhaltlich wiederzugeben.<br />
Klimaschutz in der<br />
Sackgasse<br />
Nein, sie sind nicht zu beneiden, die<br />
Herren Klimadiplomaten dieser Welt. Die<br />
Schauplätze wechseln, das Verhandlungsszenario<br />
bleibt gleich. Es gilt, um Minimal-Kompromisse<br />
zu ringen, sich Millimeter<br />
für Millimeter vorzuarbeiten, nur<br />
um am Ende – wie klang das bei Ulla<br />
Meinecke – „auf zwei Schritte vorwärts<br />
wieder einen zurück zu machen“. Dabei<br />
sollte überdies ja auch jeder noch so kleine<br />
Fortschritt als Erfolg verkauft werden. Und<br />
währenddessen holt sie gnadenlos die Realität<br />
ein, mit Zahlen und Fakten, die eine<br />
eigene Sprache sprechen: Es ist von einem<br />
neuen Rekord die Rede, wenn es um den<br />
weltweiten CO 2-Ausstoß im Jahr 2010<br />
geht. 30,6 Mrd. Tonnen des klimaschädlichen<br />
Gases wurden nach Angaben der Internationalen<br />
Energieagentur IEA im vergangenen<br />
Jahr in die Atmosphäre geblasen,<br />
nie zuvor war es mehr. Das bedeutet einen<br />
Anstieg um 5 Prozent gegenüber dem Vergleichsjahr<br />
2008. Zwischenzeitlich waren<br />
zwar die Gesamtemissionen zwischen<br />
2008 und 2009 von 29,3 auf 29,0 Mrd.<br />
Tonnen gesunken, doch dieser verhältnismäßig<br />
geringe Rückgang war schließlich<br />
zur Gänze der Finanzkrise und deren Auswirkung<br />
auf die Weltwirtschaft geschuldet.<br />
Bei all diesen Zahlen wird ein Parameter<br />
von den Wissenschaftlern stets als entscheidend<br />
angesehen: die so oft zitierte 2-Grad-<br />
Begrenzung.<br />
Klimaforscher rund um den Globus sind<br />
sich längst dahingehend einig, dass es katastrophale<br />
Folgen für die Menschheit nach<br />
sich ziehen würde, wenn es uns nicht gelingt,<br />
den Temperaturanstieg bis zum Ende<br />
dieses Jahrhunderts auf diese 2-Grad-Celsius-Marke<br />
zu begrenzen. Möglich ist das<br />
allerdings nur dann, wenn einer klaren<br />
Klimaschutz-Marschroute mit einer effektiven<br />
Eindämmung des CO2-Ausstoßes gefolgt<br />
wird. Nach Berechnungen der IEA<br />
dürfe bis zum Jahr 2020 ein Wert von 32<br />
Mrd. Tonnen Kohlendioxid nicht überschritten<br />
werden, um das 2-Grad-Ziel zu<br />
halten. Man braucht kein Rechenkönig zu<br />
sein, um zu sehen, wie wenig uns von diesem<br />
Wert heute noch trennt. Ist eine Trendumkehr<br />
so kurzfristig noch möglich? Die<br />
Wissenschaft sagt Nein, zumal das Gros<br />
der aktuell errichteten Stromerzeuger noch<br />
immer mit Öl oder Kohle befeuert werden.<br />
Laut der Süddeutschen Zeitung sieht die<br />
IEA wenig Hoffnung auf einen Rückgang<br />
der Emissionen.<br />
Die hohe Politik hat sich zwar im letzten<br />
Dezember in Cancun auf diese 2-Grad-<br />
Grenze eingeschworen – allein verbindliche<br />
Verpflichtungen wollten die Teilnehmer<br />
dafür nicht auf sich nehmen. Derzeit hat<br />
es fast den Anschein, dass der Klimaschutz<br />
in einer Sackgasse steckt, und die Weltpolitik<br />
eine ernsthafte Auseinandersetzung<br />
damit meidet wie der Teufel das Weihwasser.<br />
Bestes Beispiel dafür: der G 8-Gipfel<br />
Ende Mai, als sich die Staatschefs in<br />
Deauville getroffen hatten. Zwar stand die<br />
Klimathematik auf der Agenda, doch<br />
nachdem Japan, Kanada und Russland<br />
einmal mehr bekräftigt hatten, sich weiterhin<br />
nicht dem Kyoto-Protokoll zur<br />
Emissionsbegrenzung anzuschließen, sei das<br />
Thema – so die Neue Zürcher Zeitung –<br />
prompt wieder vom Tisch gewesen. Derzeit<br />
deutet nichts darauf hin, dass der in diesem<br />
Jahr bevorstehende Klimagipfel im südafrikanischen<br />
Durban den nötigen Durchbruch<br />
bringen könnte. Auch nicht die<br />
aktuell in Bonn laufenden Vorverhandlungen,<br />
wo eine Nachfolgeregelung für das<br />
2012 auslaufende Kyoto-Protokoll gefunden<br />
werden soll. Doch auch wenn uns die<br />
Klimadiplomaten in den kommenden<br />
Wochen die nächsten Mikro-Kompromisse<br />
<strong>Virgen</strong>Aktiv<br />
als Erfolg verkaufen werden: Resignation<br />
ist nicht angebracht. So sieht es auch Fatih<br />
Birol von der IEA, der gegenüber dem englischen<br />
Guardian meinte: „Wir haben<br />
noch immer eine Chance. Dafür müssen<br />
wir aber sehr bald mutig und entschlossen<br />
aktiv werden.“<br />
Wasserkraft Obere Isel<br />
Die Nutzung der Wasserkraft ist eine<br />
klare und eindeutige Antwort zum Klimawandel.<br />
Österreichs Antwort auf den<br />
Verzicht von Atomstrom ist der Bau von<br />
weiteren Kohle- und Gaskraftwerken.<br />
Für die Grundversorgung womöglich<br />
sinnvoll. Für den Klimaschutz verheerend.<br />
Drei große Gaspipelines werden<br />
derzeit aus Asien Richtung Mitteleuropa<br />
errichtet. Ein Weg Richtung mehr<br />
CO 2-Ausstoß und größerer Abhängigkeit.<br />
(Russland hat mit dem Abdrehen<br />
der Gashähne in den vergangenen Wintern<br />
gezeigt, wie abhängig Europa von<br />
den Gaslieferungen ist.) Österreich zahlt<br />
lieber dreistellige Millionenbeträge für<br />
CO 2-Zertifikate, als in wirksame Maßnahmen<br />
für Klimaschutz zu investieren.<br />
Die Nutzung der Wasserkraft Obere Isel<br />
verfolgen wir in erster Linie aus einem<br />
Grund: Wir möchten gerne für unsere<br />
kommenden Generationen eine finanzielle<br />
Basis schaffen, damit diese das<br />
Leben in unserem Tal aktiv gestalten<br />
können. Wir möchten aber auch über<br />
unser Tal hinaus einen Beitrag leisten,<br />
um erneuerbare Energien zur Verfügung<br />
zu stellen und damit aktiv zum Klimaschutz<br />
beizutragen.<br />
Der Grundsatz: „Denke global, handle<br />
lokal“ wird von uns gelebt. Wir bekennen<br />
uns klar dazu – diese Worte sind für<br />
<strong>Virgen</strong> nicht nur Worthülsen. Dieser<br />
Grundsatz endet nicht beim Denken,<br />
sondern fordert Handeln. Also Hand<br />
anlegen, so wie wir es in vielen Jahren<br />
„Energiebewusste <strong>Gemeinde</strong> <strong>Virgen</strong>“<br />
höchst erfolgreich umgesetzt haben. Den<br />
Beweis dafür liefern Auszeichnungen wie<br />
der European Energy Award in Gold. Er<br />
ist eine Würdigung des Virger Weges in<br />
Sachen Energiepolitik und Klimaschutz<br />
auf europäischer Ebene. Unser Beitritt<br />
zum Klimabündnis im Jahre 1996<br />
wurde oftmals belächelt. Er hat sich im<br />
Nachhinein als richtungsweisend gezeigt.<br />
Bei der Entwicklung der Wasserkraft<br />
Obere Isel haben wir oft mit bewusst ge-