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USERSTORY<br />
brachte die Zeit vor seinem NewsCutter XP hauptsächlich mit<br />
Sichten, Synchronisieren und der Avid-Projektorganisation. Um<br />
das Postproduktionsteam, das anschließend das komplette<br />
Material bearbeitete, möglichst gut zu unterstützen, stellte er<br />
ein extra dafür ausgelegtes Echtzeit-Logging System zusammen.<br />
Die Regisseure tippten insgesamt rund 4000 Log-Einträge in ihre<br />
PDAs, die dann in Form von Loglisten an den NewsCutter XP<br />
weitergegeben wurden. Die Einträge flossen so direkt in die<br />
Avid Projektorganisation mit ein. Die Log-Einträge mussten im<br />
NewsCutter XP nur noch richtig verknüpft werden, um das<br />
dazugehörige Material zu erhalten. Man konnte also im Avid<br />
System nach einem Stück suchen und bekam automatisch alle<br />
dazugehörigen Videoclips mit dem dazugehörigen Ton angezeigt.<br />
Zudem wurde der NewsCutter XP auch später in der<br />
Postproduktion zum Sichten des Materials eingesetzt.<br />
Das Produktionsteam arbeitete ausschließlich mit Proxydateien.<br />
Dadurch konnte die Menge an Speicherplatz deutlich minimiert<br />
werden. Lediglich drei TB Standard FireWire Platten sicherten<br />
die 600 GB Video und 700 GB Tonmaterial samt Log-Einträge,<br />
sowie deren Mirror, die Sicherungskopie. Halasz sagt: „Wir<br />
konnten es uns nicht leisten, Material zu verlieren, also gingen<br />
wir auf Nummer sicher. Jeden Tag nach dem Schnitt wurde<br />
ein Update gemacht und ein Mirror auf einer anderen Platte<br />
angelegt. Ich habe dann den Mirror in meinem Auto transportiert<br />
und die Tonleute die andere Platte in ihrem Auto. Wenn<br />
bei einem Unfall zum Beispiel eine Platte kaputtgeht und man<br />
keinen Mirror hat, kann das das gesamte Projekt beenden.“<br />
Das Knifflige und mitunter Wichtigste an der gesamten Produktion<br />
war jedoch der Ton. Reale Töne einzufangen, wie das<br />
Knirschen im Sand, das von der Hitze angestrengte schwere<br />
Atmen der Teilnehmer oder die Geräuschkulisse der Wüste,<br />
ist die absolute Herausforderung einer jeden Reality Show.<br />
Sobald ein Dialog geführt wird, muss der Regisseur daneben<br />
stehen, um alles aufzufangen. Der komplette Inhalt, auch die<br />
Emotion innerhalb eines Dialogs muss erfasst werden. Und<br />
das kann man eigentlich nur, indem man sich ein möglichst<br />
effektives Tonsystem zusammenstellt.<br />
Das Set war insgesamt auf 20 Funkstrecken ausgelegt, von<br />
denen 16 effektiv mitgeschnitten wurden. Jeder der elf Kandidaten<br />
hatte sein eigenes Mikrophon am Körper, das die Regisseure<br />
in Gruppen abhören konnten. „Die sind jedoch alle<br />
zu Fuß in der Wüste unterwegs, das muss man sich mal vorstellen.“<br />
Das bedarf nicht nur einer sorgfältigen Planung und<br />
einer umfangreichen Funktionalität der Funkstrecken, sondern<br />
erfordert auch ein effizientes Management der Tonspuren. Bei<br />
10<br />
täglich 16 Tonspuren einen Monat lang möchte sich so manch<br />
ein Tonmann die Verwaltung gar nicht erst vorstellen. Die Audiospuren<br />
wurden mit einem AatonCantar-X aufgezeichnet und<br />
die Tonfiles wurden nach dem Dreh mit einer Homemade-<br />
Software für die Synchronisation modifiziert.<br />
Die Postproduktion<br />
Nach vier Wochen kehrte das Team gesund und um einige<br />
Erfahrungen reicher nach England zurück. Dort überreichte<br />
Halasz das gesamte Material an den technischen Leiter des in<br />
Bristol ansässigen Postproduktionshaus films@59. Als Project<br />
Supervisor von Beyond Boundaries II verbrachte Halasz noch<br />
eine weitere Woche in Bristol, um die Cutter zu briefen und<br />
um das Postproduktionsteam auf das Tonsystem m.a.r.s zu<br />
trainieren, einem eigens kombinierten Tonsystem, damit die<br />
Cutter schnell und einfach den passenden Ton zum passenden<br />
Bild finden. Halasz erzählt, „Ich setze mich die erste Woche<br />
immer gerne dazu, um die Cutter zu briefen und damit sie die<br />
Möglichkeit haben mich bei Fragen und Problemen anzusprechen.<br />
Danach müssen sie jedoch selber zurecht kommen.“<br />
Das Team stand vor der großen Aufgabe, 313 Kamera Discs<br />
mit 5.504 Video-Files und 19.276 Ton-Files (davon 2.761 Ton,<br />
der Rest Funk) zu bearbeiten. Das komplette Material wurde<br />
an ein Avid LANshare System übertragen, das die gemeinsame<br />
Nutzung von Medien in Echtzeit erlaubt, damit von zwei<br />
Avid Media Composer Adrenaline Systemen gleichzeitig für<br />
den Schnitt auf das gesamte Material zugegriffen werden<br />
konnte. Der NewsCutter XP, der die vier Wochen vor Ort zum<br />
Loggen diente, wurde hingegen über einen Ethernet Client<br />
mit der Regie verbunden und stand somit zum Sichten von<br />
Material bereit. Bei der Menge an Material war jedoch nicht<br />
ausreichend Zeit, alles zu sichten. Hier bewährte sich nun das<br />
Loggen vor Ort. Die Cutter konnten auf die Log-Einträge des<br />
Produktionsteams zurückgreifen und so möglichst effektiv<br />
Szene um Szene zusammenfügen und viele Arbeitsstunden<br />
einsparen. Durch das Lesen der Logs konnte man schon vor<br />
Schnittbeginn den 'Roten Faden' festlegen und sich dann<br />
beim Schnitt auf die wichtigen Inhalte konzentrieren.<br />
„Wir kalkulieren pro Sendung circa sechs Wochen Zeit für den<br />
Schnitt ein. Geplant sind vier Sendungen á 55 min und das<br />
ganze wird dann auf BBC ausgestrahlt. Wir sind im Moment<br />
etwas in Verzug, aber wer kennt diese Problematik nicht.“,<br />
schmunzelt Halasz. Im Herbst dieses Jahres geht Beyond<br />
Boundaries II on air.<br />
Veronika Lode