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074 axt 07-10 Raummodule - Architektur & Technik

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WOhNeNiN deRKiSte<strong>Architektur</strong> ist mit einem Ort verbunden– bis sie an einen anderen wandert.So zumindest lässt sich das Konzept vonNRS Architekten aus Cham umschreiben,denn sie sind Spezialisten für das Bauenmit <strong>Raummodule</strong>n. Jetzt bauen sie ausContainern zwei temporäre Wohnsiedlungenfür Asylanten in Zürich.Text: Barbara Hallmann | Fotos: Tanya HaslerKurze Bauphase: Die temporäre Siedlung fürAsylsuchende im Zürcher Leutschenbachquartierhatte nur wenige Monate von der Planung biszum Bezug.74 | Ambiente | Wohnen im Container a+t 7|<strong>10</strong>


Kreativdorf Zürich Binz: Das NRS-Team MarcAngst, Peter Pfister und Rosmarie Müller nutztselbst einen Container als Planungsbüro.Wohnlich sollen sie sein, aber nicht teuer: AufBrachen in Zürichs Kreisen 9 und 11 entstehenderzeit zwei temporäre Wohnsiedlungen fürAsylsuchende – eine Zwischennutzung, bis aufdiesen Flächen neue Überbauungen entstehen.Kein Wunder, haben die Architekten von NRS-Team aus Cham den Auftrag für die Planung undden Bau der temporären Siedlungen erhalten –schliesslich gelten sie als eines der Büros in derSchweiz, die sich mit Containerbauten am bestenauskennen. Das wohl prominenteste Beispielfür Container-<strong>Architektur</strong> aus neuerer Zeit in derSchweiz stammt auch aus ihrem Atelier: das Kreativdorf«Basislager» im Zürcher Quartier Binz.Bloss nicht trostlostektin. «Und dann ist es faszinierend zu sehen,was passiert, wenn man die Container gegeneinanderverschiebt, denn dann definieren sichAussenräume ganz neu.»Bauherrin ist die Zürcher Fachorganisation AOZ,die sich um Asylsuchende kümmert. Für sie wardie Container-Bauweise ein echter Rettungsanker,denn die bisherige Grossunterkunft imehemaligen Hotel Atlantis hinter dem Triemli-Spital konnte die AOZ nur gut eineinhalb Jahrenutzen, es muss bis August geräumt sein. «Wirhaben nach anderen Liegenschaften gesucht,aber nichts gefunden, deshalb haben wir jetztdiese beiden temporären Wohnsiedlungen mit114 beziehungsweise 140 Plätzen konzipiert»,erläutert Astrid Willimann von der AOZ. Je zweiEinzelpersonen werden sich einen Containerals Schlafzimmer teilen, die Küchen und Sanitäranlagennutzen jeweils acht bis zehn Personengemeinsam.Diese Enge wird vom Kostenrahmen des AOZ vorgegeben,ist für die Architekten aber eine Herausforderung,die sie zukunftsweisend gelösthaben. Es ging vor allem darum, Container nichtfantasielos zu stapeln, wie es bei Bauarbeitersiedlungenoft der Fall ist. Das trostlose ImageFür Rosmarie Müller, eine der Partnerinnen vonNRS, ermöglicht das Planen mit Containern eineganz andere Art des Entwerfens: «Am Anfang istes ein bisschen, wie wenn man mit Bauklötzchenbaut, nur dass man irgendwann merkt, dass dieMöglichkeiten vielfältiger sind», sagt die ArchidieserBaucontainer mag dazu beitragen, dassContainer als Wohnform in der Schweiz nochwenig verbreitet sind, vermutet Rosmarie Müller.Dabei hat diese Bauform viele Vorteile. MitContainern lassen sich beispielsweise Arealenutzen, für die es zwar schon ein Bauprojektgibt, wo bis zum Baubeginn aber noch Zeit vergeht.Nach Erfahrung der Architekten sind dasmehrere Jahre. Ein weiterer Vorteil ist, dass dieContainer später an anderer Stelle wieder aufgebautwerden können und diese UmsetzungWas kosten Container-Bauten?In der Container-<strong>Architektur</strong> unterscheidet manzwischen drei Grundtypen: Frachtcontainer, Baucontainerund Containerrahmen (als Containerrahmenbausystemeund Modulbausysteme).Letztere bieten die höchste Flexibilität für dieGestaltung, sind aber auch am teuersten. BeiBaucontainern muss man mit Kosten ab CHF<strong>10</strong>00/m 2 für neue Objekte rechnen, gebrauchtetwa die Hälfte. Die Preise für Frachtcontainerunterliegen je nach wirtschaftlicher undpolitischer Lage sehr starken Schwankungen,meist betragen sie für einen 20-Fuss-Containerzwischen CHF 2<strong>10</strong>0 und 2600.7|<strong>10</strong> a+t Wohnen im Container | Ambiente | 75


ABBUChtiPPS:A Container-AtlasDer Band, der unter der Leitung des bekanntenContainer-Architekten Han Slawik entstandenist, besteht aus zwei Teilen: Einer Erläuterungzu Geschichte, Theorie und <strong>Technik</strong> der Container-<strong>Architektur</strong>und einem ausführlichen Projektteil,der Container-Bauten und -Bauprojekteaus der ganzen Welt präsentiert. EinzigesManko des schönen Bandes: viele Projekte wurdenschon in anderen Büchern präsentiert undes gibt nur einiges Neues zu sehen. Fazit: derBand ist nichts für «alte Hasen» in Sachen Container-<strong>Architektur</strong>,als erstes Buch zum Themaaber sicher gut geeignet.für etwa ein Viertel der ursprünglichen Kostenmöglich ist. Der Bauplatz selbst wird, von etwasKies abgesehen, völlig unverändert hinterlassen.Die temporäre Verbindung von Ort und Hauszwingt die Planer dazu, ein ganz anderes Verhältniszum Ort zu suchen. «Wir nehmen unsin der Planung zurück, nutzen sorgsam bestehendeBäume, Sträucher und Bodenstrukturenfür die Gestaltung eines Ortes», betont RosmarieMüller. So werden auch die Wohnsiedlungen,die aktuell in Zürich entstehen, sich inihrer Gestaltung mehr an den Bewohnern alsam Bauplatz orientieren: sandfarbene Töne sollenden meist afrikanischen Flüchtlingen eingutes Gefühl vermitteln und Wärme ausstrahlen.Sobald die Eigentümerin, die Stadt Zürich,das Land im Baurecht abgibt, müssen die Siedlungenumziehen. So wird die Siedlung an derAargauerstrasse in ein paar Jahren dem Depotder Tramlinie Zürich West Platz machen müs-sen. Marc Angst, der verantwortliche Planer,sieht das temporäre Wohnen für die neu Angekommenenin einem grösseren gesellschaftlichenZusammenhang: «Ich glaube, Asylbewerbersind eine Art Pioniere», sagt er. «Siewohnen an Orten, die die Stadt gerade erst fürsich entdeckt.» Und wer weiss, vielleicht werdendie Asylsuchenden mit diesem Projekt auchVorreiter für den Container als Wohnraum. ■Han Slawik, Julia Bergmann u.a. (Hrsg.):Container-Atlas. Handbuch der Container-<strong>Architektur</strong>.Gestalten Verlag, 20<strong>10</strong>, ca. CHF 80ISBN 978-3-89955-294-2rechts: Marc Angst, Rosmarie Müller undPeter Pfister vom NRS-Team auf einer Loggiaim Containerdorf Binz (unten).B Zone imaginaireAufbauend auf den Erfahrungen einer Studie imAarauer Torfeld Süd im Jahr 2004 haben MarcAngst und Kollegen verschiedene Zwischennutzungenvon Industriearealen in der Deutschschweizwissenschaftlich untersucht. Anhandvon Beispielen werden Typologien gebildet,Bedürfnisse aufgezeigt und nachgewiesen, welchesökonomische und sozial-/kulturelle Potenzialsie für die lokale Gesellschaft darstellen. Ein«Werkzeugkasten» am Ende des Buches gibtpraktische Tipps, wie sich Zwischennutzungenrealisieren lassen.Marc Angst, Philipp Klaus u.a. (Hrsg.): Zoneimaginaire. Zwischennutzungen in Industriearealen.Vdf Hochschulverlag, 2009, ca. CHF 58ISBN 978-3-7281-3277-276 | Ambiente | Wohnen im Container a+t 7|<strong>10</strong>

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