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GrundR AG(Kurz-)Skript GrundrechteHenning Tappe Wintersemester 2006/07 S. 16II.Die Verfassungsbeschwerde, Art. 93 I Nr. 4a GG i.V.m. § 13 Nr. 8a BVerfGG1) Verfassungsrechtsweg, Art. 93 I Nr. 4a GG i.V.m. § 13 Nr. 8a BVerfGG2) Beteiligtenfähigkeit, Art. 93 I Nr. 4a i.V.m. § 90 I BVerfGG: „jedermann“, jeder der Trägervon Grundrechten (=grundrechtsfähig) ist, über Art. 19 III GG auch GbR, OHG, nrV,BruchteilsG → org. Struktur. + Prozessfähigkeit: Grundrechtsmündigkeit3) Beschwerdegegenstand: Art. 93 I Nr. 4a GG, §§ 90 I, 93 I 2 , 95 II BVerfGG: „Akt der öffentlichenGewalt“, Art. 1 III GG (Tun oder Unterlassen [Nichtrauchen, Waldsterben, Aids])4) Beschwerdebefugnis: Möglichkeit einer Grundrechtsverletzung: Beschwer 50a) unmittelbareb) gegenwärtigec) eigene 1 – Gesetze:Grds.: Unmittelbarkeit – Abwarten des Vollzugsaktes nötigAusn.: Abwarten ist unzumutbar (Bsp.: strafbewehrte Normen) 2 – durch Zivilgerichte: prozessuales Rechtsverhältnis: Prozessgrundrechte gelten unmittelbar Grundrechtsbindung, bzw. Grundrechtsgeltung unter Privaten (aber Streit nicht auswalzen,die Möglichkeit besteht in jedem Fall)5) Rechtsschutzbedürfnisa) Rechtswegerschöpfung, § 90 II 1 BVerfGG → eng zu verstehen(1) Rechtsweg des einstweiligen Rechtsschutzes(2) Rechtsweg des Hauptsacherechtsschutzesb) Subsidiarität der Verfassungsbeschwerde, § 90 II 2 BVerfGG: „keine Superrevisionsinstanz“[Ausnahme: aufbereiteter Fall, Sachverhalt geklärt; neue Beschwer durch einstweiligenRechtsschutz selbst, schwere Nachteile]6) Form / Frist etc.Begründetheit1) Prüfungsmaßstab → nur spezifisches Verfassungsrecht (aber vgl. BVerfG, Urteil v.06.07.1999, 2 BvF 3/90, http://www.bverfg.de, Hennenhaltungsverordnung, NJW 1999,3253 – 3257, bei der abstrakten NK)2) ÜberprüfungIII. Die abstrakte Normenkontrolle, Art. 93 I Nr. 2 GG § 76 I Nr. 1 und 2 und „Zweifel“ in Art. 93 Abs. 1 → teilnichtig? (so T.d.L., aber BVerfG 51 :„besonderes objektives Interesse an der Klarstellung der Gültigkeit der Norm“Keine präventive Normenkontrolle (Gewaltenteilung, RechtsschutzbedürfnisAusnahme: völkerrechtliche ZustimmungsgesetzeIV. Der Organstreit, Art 93 I Nr. 1 GG, §§ 13 Nr. 5 63 ff. BVerfGG1) Rechtsweg2) Parteifähigkeit3) Antragsbefugnis4) Form / FristV. Einstweilige Anordnung, § 32 BVerfGG5051bei Gesetzen [+], wenn (1) Vermögensdisposition nicht, oder nur sehr schwer rückgängig zu machen oder (2)Strafnormen o.ä.: „Sittlichkeitstadel“.BVerfG, Beschluss v. 24.06.1997, NJW 1998, 589. → Konkretisierung des Art. 93 I Nr. 1, 2 GG. Bei Nr. 2 „besonderesInteresse“
GrundR AG(Kurz-)Skript GrundrechteHenning Tappe Wintersemester 2006/07 S. 17Exkurs:→ Begründetheit des Antrags: „Doppelhypothese“ (vgl. Schleyer)Art. 79 III GGForm der Art. 79 Abs. I und II GG→ keine Verfassungsdurchbrechung, einheitliche Verfassungsurkunde Zitiergebot: muss der geänderte Artikel ausdrücklich zitiert werden?1. Ansicht: Aus dem Wortlaut des Art. 79 I 1 GG „ausdrücklich“ folgt ein Zitiergebot → dannwäre z.B. Art. 16a II 3 wegen Verstoßes gegen Art. 79 GG verfassungswidrig!!!2. Ansicht: Aus der systematischen Heranziehung des Art. 19 I 2 GG folgt, dass eine Zitierungdes geänderten Artikels nicht erforderlich ist. Nach Sinn und Zweck bedeutet das2/3 quorum eine hinreichende Sicherheit; das historische Argument „Weimar“ zeigt,dass es dem Verfassungsgesetzgeber (nur) darum ging, eine einheitliche Verfassungsurkundezu schaffen und die Zersplitterung zu vermeiden. Einführung Todesstrafe, Aufhebung des Art. 102 GG?Ausgangsproblem: Ist das Verbot der Todesstrafe = Menschenwürde? Einstieg: → Menschenwürdeunantastbar Recht auf Leben, Art. 2 II einschränkbar.1) Abschaffung des Art. 102 GG verstößt gegen Art. 79 III?Art. 102 GG ist vom Wortlaut des Art. 79 III GG nicht erfasst; die Vorschrift könnte nurdann in den Schutzbereich des Art. 79 III GG (Ewigkeitsgarantie) fallen, wenn sie einenschon in Art. 1 I GG enthaltenen Grundsatz wiederholt. Dann hätte Art. 102 GG lediglichdeklaratorischen Charakter und eine Abschaffung wäre unproblematisch.2) Abschaffung des Art. 102 GG verstößt gegen Art. 19 II GG?Wesenskern = Menschenwürdekern? Wenn nicht, wäre die Abschaffung problemlos, da vonArt. 79 III erfasst; nach Abschaffung gibt es keinen Wesensgehalt mehr. – Wenn doch, dannentweder deklaratorische Funktion → kein Problem; oder (Prozess-) Grundrecht (SCHOLZ),dann Verstoß gegen Art. 19 II. Nach h.M. aber kein Grundrecht (Art. 93 I Nr. 4a GG) sondernnur objektive Schranke → dann kein Verstoß gegen Art. 19 II möglich.3) Einführung der Todesstrafe verstößt gegen Art. 1 I GG i.V.m. Art. 79 III GGWert des Menschen wird nicht genügend Rechnung getragen, wenn der Mensch aus staatspolitischenZielen zum Objekt gemacht wird; Todesstrafe zum Zwecke der a) Generalprävention→ Objekt [+]; b) Spezialprävention → Objekt [+]; c) ökonomische Gründe → Objekt[super +] (aber Auseinandersetzung mit KANT) aber (!) Schuldprinzip → daher Verstoßgegen Art. 1 I GG.BVerfG, Urteil v. 21.06.1977, 1 BvL 14/76, BVerfGE 45, 187 – 272, Lebenslange Freiheitsstrafe
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