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Originalartikel - Waldwissen.net

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Informationsblatt ForschungsbereichISSN 1424-5701Eidg. Forschungsanstalt WSLCH-8903 BirmensdorfInstitut fédéral de recherches WSLWald 200211Istituto federale di ricerca WSL Swiss Federal Research Institute WSLChancen und Risiken des Holzasche-Recyclings im WaldIn der Schweiz fallen jährlich rund 25 000 Tonnen Holzasche an, vor allem ausHolzschnitzelfeuerungen. Neben wichtigen Pflanzennährstoffen enthalten dieVerbrennungsrückstände jedoch auch Schwermetalle, welche die Bäumewährend ihres Wachstums aus dem Boden oder über die Luft aufgenommenhaben. Das Holzasche-Recycling im Wald (HARWA) kann für die Erhaltungder Bodenfruchtbarkeit eine Chance sein, birgt wegen der möglichen Anreicherungvon Schwermetallen aber auch Risiken.Dionys Hallenbarter und Werner LandoltIn den vergangenen zwanzig Jahren hatdie Frage, ob Nährstoffmangel und Nährstoffungleichgewichtemit zunehmenderKronenverlichtung in Zusammenhangstehen, stetig an Bedeutung zugenommen.Es mehren sich die Hinweise,dass unsere Wälder an vielen Orten mangelhaftmit Nährstoffen versorgt sind.Dies ist in erster Linie auf eine ungenügendeund standortsbedingte Bodenqualitätzurückzuführen. Des Weiteren hatdie Jahrhunderte lange Nutzung unsererWälder dem Böden stetig Nährstoffeentzogen. Schliesslich besteht durch dieanthropogen bedingten Einträge anAbb. 1: Versuchsweises Ausbringen vonHolzasche im Wald. Können so aus dem Lotgeratene Nährstoffungleichgewichte wiederhergestellt werden? (Bild: W. Landolt)Stickstoff, die in den letzten dreissigJahren erheblich zugenommen haben,die Gefahr von Nährstoffungleichgewichten.Dadurch können sich die Relationenzu anderen Nährstoffen wie Phosphor,Magnesium und Kalium ungünstigverschieben.Holz ist einer der wenigen natürlichnachwachsenden Rohstoffe in derSchweiz und ein wichtiger Energielieferantfür die Zukunft. Immer mehrHolz wird zum Zweck der Energiegewinnungverwendet, da es CO 2-neutralverbrennt und dazu beiträgt, die CO 2 -Emissionen auf nationaler Ebene zureduzieren. Eine verstärkte Nutzungvon Holz kann jedoch zu erhöhten Nährstoffverlustenim Wald führen. Diesum so mehr, wenn mit neuen Holzernteverfahrenganze Bäume aus demBestand genommen und zu Holzschnitzelnweiterverarbeitet werden. Im Sinneeiner geschlossenen Kreislaufwirtschaftist daher ein Augenmerk auf dennachhaltigen Umgang mit dem natürlichenRohstoff Holz zu richten.Die Rückführung von Nährstoffen inForm von Holzasche aus unbehandeltemHolz liegt somit aus ökologischenÜberlegungen nahe, zumal der Überschussan Holzasche aus Holzschnitzelfeuerungenin der Schweiz stetig zunimmt(1999: 25 000 Tonnen). Es wäresinnvoll, die stickstoffarme Holzascheim Sinne eines Recyclings für die Aufrechterhaltungder Bodenfruchtbarkeitund damit für die nachhaltige Bewirtschaftungdes Waldes zu nutzen. DieAuswirkungen auf die Waldernährungsind jedoch nur schwer einzuschätzen.EditorialDie UNO-Konferenz in Johannesburghat vielleicht für viele nicht die erhofftenErgebnisse gebracht. Docheines hat sie gewiss erreicht: die BegriffeNachhaltigkeit und Klimaveränderungstanden in den vergangenenWochen weltweit im Rampenlicht umwelt-,entwicklungs- und wirtschaftspolitischerDiskussionen.Um Fragen der Nachhaltigkeit drehtes sich auch im nebenstehenden Artikel,der unter anderem der Frage nachgeht,ob es im Hinblick auf eine nachhaltigeWaldbewirtschaftung nichtsinnvoll wäre, die in Holzschnitzelfeuerungenanfallende Asche wiederim Wald zu verteilen. Doch wie würdendarauf die Bäume reagieren, wieder Boden? Um nachhaltige Waldbewirtschaftungging es auch bei derdiesjährigen Verleihung des Binding-Waldpreises. Auf Seite 6 erfahren Siemehr darüber, wie beispielhaft ökonomischund waldbaulich raffiniert einForstbetrieb handeln kann.Mit Fragen der Klimaveränderungbefasst sich ein neues Forschungsprojekt,das die WSL und die ETH mitPartnern aus Deutschland und Russlandim Ural durchführt. Aufgrund einerdeutlichen Temperaturzunahmesteigt dort nämlich die Waldgrenzeseit Jahrzehnten kontinuierlich an. Mitden Auswirkungen des Klimas auf dasBaumwachstum befassen sich auch dieUntersuchungen von Lothar geworfenenWurzelballen – auf Seite 3 erfahrenSie die ersten Ergebnisse – und derauf Seite 4 geschilderte, soeben begonneneEntnadelungsversuch, mitdem die Autoren der Kronenverlichtungauf die Spur kommen möchten.Mehr über unsere Forschung undForschungspartner können Sie aucherfahren, wenn Sie sich für eine derbeiden auf Seite 7 angekündigten Tagungeninteressieren. Um zwei momentanleichtere Naturthemen geht esschliesslich in dem Artikel auf Seite 5über den Alpenbock, ein Flaggschiffdes Naturschutzes, und in der Besprechungeines Waschbären-Buches.Eine interessante Lektüre wünschtIhnen IhrReinhard LässigInf.bl. Forsch.bereich Wald 11, 2002 1


Bis heute wurden in der Schweiz keineDüngeversuche in grösserem Umfangdurchgeführt, vor allem weil Wäldernicht gedüngt werden dürfen (Waldverordnungvon 1992).Für ein Experiment mit mehreren Düngevariantenin einem älteren Waldbrauchte es einen grösseren, möglichsthomogenen Bestand. Diese Anforderungenerfüllte der etwa 70-jährigeSchladwald bei Unterehrendingen in derNähe von Baden (Abb. 2). Der Versuchumfasste vier Behandlungen mit je vierWiederholungen: (A) Holzasche: je4000 kg ha -1 , ausgestreut im Mai 1998und Juli 1999; (LF) Flüssigdünger: mitHilfe einer Sprinkleranlage wurde mitder «Steady-State-Fertilization Technik»während der Vegetationsperoioden1998 – 2000 eine ideale Nährlösungnach Ingestad und Lund (1986) ausgebracht(N90, P14.9, K46 kg J -1 ha -1 ); (W)Wasser: je nach Witterung wurden miteiner Sprinkleranlage bis zu 15 000hl ha -1 J -1 Wasser verteilt; (K) Kontrolle:keine Behandlung. Aus dieser Versuchsanordnungresultierten 16 Teilflächen àca 500 m 2 . Die jährliche N-Depositionauf diesem Standort beträgt 34.3kg ha -1 J -1 (gemäss «Meteotest»).Grösseres WachstumDie Variante Flüssigdünger, die eineroptimalen Ernährung entspricht, beeinflusstedas Wachstum der Bäumepositiv. Verschiebungen in den Nährstoffgehaltenund -relationen zeigtensich jedoch nicht. Es fielen wenigerNadeln zu Boden und die Wachstumsperiodeder Bäume verlängerte sich.Die Holzasche wirkte sich ähnlich aus.Durch den erhöhten Nährstoffeintragbei der Flüssigdüngung nahmen dasGewicht und die Oberfläche der Nadeln(Abb. 3) schneller zu als das Triebwachstum.Die mit Holzasche behandeltenFlächen hingegen reagiertenlangsamer und weniger deutlich.KLKALAKWSpülungPumpeWasser undFlüssigdüngerKKLW AKW10 MeterBachSpülungLLFAWKWADie Elementgehalte der Fichtennadelnwiesen bei Versuchsbeginn einegute Versorgung mit den wichtigstenNährstoffen auf. Grenzwerte für einemangelhafte Versorgung oder Ungleichgewichteder Elemente wurdennicht unterschritten. Nach 2 Jahren Behandlungmit Flüssigdünger und Holzaschezeigten sich keine wesentlichenVerschiebungen in den Nährstoffgehaltenund keine Überversorgung mitN. Hingegen vergrösserte sich dasWachstum der Bäume.Die Konzentration der einzelnenNährelemente schwankte von Jahr zuJahr stark. Eine zuverlässige Beurteilungder Nährstoffsituation ist dahernur unter Einbezug mehrerer Nadeljahrgängemöglich. Erschwerend beider Interpretation der Ergebnisse war,dass die Nährstoffversorgung der Bäumedieses Standorts besser war als aufGrund der sauren Unterlage zu Versuchsbeginnvermutet wurde.Die Ernährung während der drei Beobachtungsjahrehatte einen Einflussauf die Phänologie der Waldbäume.Durch die Düngung verlängerte sichbei der Buche die Vegetationsperiodeim Herbst bis zu zwei Wochen. DerUnterschied zwischen den Behandlungenzeigte sich besonders stark im Jahre1998, das deutlich wärmer und trokkenerwar als das langjährige Mittel.Die Witterung und insbesondere dieWasserverfügbarkeit während derSommermonate scheinen auch bei derBlattverfärbung und beim Blattfall einewichtige Rolle zu spielen. Anders alsbeim Blattaustrieb im Frühjahr, zeigtendie Verfügbarkeit von Nährstoffenund eine optimale Witterung eine verzögerndeWirkung auf die phänologischeEntwicklung im Herbst.FolgerungenNKFlüssigdüngerAscheWasserKontrolleAbb. 2: Anordnung derSprinkleranlage (Rohrleitungssystem)und derverschiedenen Behandlungseinheitenauf der UntersuchungsflächeSchladwald.SLA 100 [cm 2 ]1514131211Abb. 3: Spezifische Nadeloberfläche (SLA)von 100 Nadeln, (Mittelwert ± Standardabweichung).Unterschiede zwischen den Behandlungenwurden mit einer ANOVA getestet(*p


Kleiner Wurzelballen – grosserLotharschaden?Der Sturm Lothar bot die Gelegenheit, die Wurzelballen von Waldbäumenzu untersuchen. Auf Streuschadenflächen wurden 384 geworfene Buchen,Fichten und Tannen vermessen. Die Ergebnisse zeigen, dass Stammmerkmalemit Grösse und Form der Wurzelballen zusammenhängen. Die Unterschiedezwischen den Baumarten sind auf den untersuchten mittel- bistiefgründigen Standorten nicht gross.Peter Brang und Hansheinrich BachofenIm Rahmen der von der Eidg. Forstdirektionmassgeblich finanzierten Lotharforschungsucht die WSL nachmöglichen Zusammenhängen zwischender Bodenversauerung und dem Wurzelsystemvon Bäumen. Während dieBodenanalysen zur Zeit noch im Gangesind, liegen nun zu den Zusammenhängender Wurzel- und BaumdimensionenZwischenergebnisse vor.Auf 83 Flächen wurden Stamm undWurzelballen von 40 bis 70 cm dickenBäumen aus der Oberschicht (136 Buchen,130 Fichten und 118 Tannen)vermessen und beprobt (Abb. 1). DerWurzelballen umfasst die Teile desWurzelsystems, die noch vom kompaktenBoden umhüllt waren. Die Flächenliegen hauptsächlich im Mittelland undin den Voralpen auf mittleren Buchenwaldstandorten.Stark vernässte Standortewurden nicht untersucht.An jedem Baum wurden Baumlänge,astfreie Stammlänge, der Stammdurchmesserin 1,30 m Höhe sowie Durchmesserund Tiefe des Wurzelballensgemessen. Das oberirdische Baumvolumen(Rinde, Astderbholz und Reisig)wurde mit einer Schätzfunktionvon Edgar Kaufmann (WSL) ermittelt.Auch wenn die chemischen Analysender Boden- und Wurzelproben nochnicht abgeschlossen sind, lassen sichbereits einige der nach «Lothar» gestelltenFragen beantworten.Fichten-Wurzelballen habendie grössten DurchmesserDer mittlere Ballendurchmesser beträgtbei der Buche 345 ± 6 cm (Mittelwert ±einfacher Standardfehler des Mittelwertes),bei der Fichte 373 ± 8 cm und beider Tanne 312 ± 6 cm. Je grösser dasoberirdische Baumvolumen, desto grösserist der Ballendurchmesser: Nimmtdas Baumvolumen um einen Kubikmeterzu, so steigt der Ballendurchmesserbei der Fichte um 37 cm, bei Buche undTanne nur um rund 20 cm.Wurzeln Tannen tiefer alsFichten?Die mittlere Ballentiefe beträgt 92 ± 2cm bei der Buche, 99 ± 3 cm bei derFichte und 118 ± 3 cm bei der Tanne.Die Zusammenhänge sind allerdingsvielschichtig. Bei der Tanne, nicht aberbei Buche und Fichte gilt: Je grösser dasoberirdische Baumvolumen, desto grösserist die Ballentiefe. Längere Bäumehaben bei allen drei Baumarten, amdeutlichsten bei der Fichte, tiefer reichendeWurzelballen. Auf dem gleichenStandort und bei gleichem oberirdischenBaumvolumen wurzeln Fichtensogar tiefer als Tannen. Entgegender bisherigen Lehrmeinung sollte manvon der Fichte daher nicht als generellflach wurzelnde Baumart sprechen.Tannen mit den kompaktestenBallenDas Verhältnis von Ballendurchmesserzu Ballentiefe liegt bei der Buchebei 4,0 ± 0,1, bei der Fichte bei 4,5 ± 0,3und bei der Tanne bei 2,9 ± 0,1. Tannenhaben also vergleichsweise kompakteBallen, Buchen und Fichten tellerförmige.Die Ballen sind insgesamt wesentlichkompakter als in einer Untersuchungnach dem Sturm Vivian, beider auch staunasse Standorte einbezogenwurden (Schmid-Haas und Bachofen1991). Bei Lotharbäumen sind dieBallen umso tellerförmiger, je grösserdie Stammdurchmesser und je älter dieBäume sind (bei Fichte). Auch kürzereBäume haben tellerförmigere Ballen,am deutlichsten bei der Fichte.Die statistischen Modelle erklärenjedoch nur 25 bis 40% der Gesamtstreuungder Daten. Oberirdische undunterirdische Baumparameter hängenalso nur mässig stark voneinander ab.Die Unterschiede zwischen den Baumartensind gering, wahrscheinlich weilnur mittel- bis tiefgründige Böden erfasstwurden. Eine unterschiedlicheRésuméNous avons mesuré les disques racinairesde 384 hêtres, épicéas et sapins. Cesarbres étaient situés dans des stations ausol moyennement profond à profond.Les disques racinaires des épicéas sontceux dont la forme ressemble le plus àune assiette, tandis que ceux des sapinssont les plus compacts. Le hêtre occupela place intermédiaire. Il est étonnant deconstater que parmi les arbres au troncde volume identique et situés dans lesmêmes stations, les épicéas s’enracinentplus profondément que les sapins.Plus la dimension aérienne de l’arbreest importante, plus le disque racinaireest grand, mais la variation est large etles différences entre les essences sontpeu prononcées.Sturmgefährdung dürfte auf solchenStandorten daher nicht auf eine baumartenspezifischeWurzelausbildungzurückzuführen sein. Die Grösse einesSturmschadens im Wald dürfte vielmehrdavon abhängen, wie stark einWald dem Sturm gegenüber exponiertist (Hangrichtung, Bestandesränder)und welche Angriffsfläche er demSturm bietet (saisonale Belaubung). Obdie erfassten Wurzel- und Baumdimensionenauch mit dem Säuregehalt desBodens zusammenhängen, werden diebodenchemischen Analysen zeigen.LiteraturSchmid-Haas, P.; Bachofen, H., 1991. DieSturmgefährdung von Einzelbäumenund Beständen. Schweiz. Z. Forstwes.142: 477–507Abb. 1: Vermessung eines Wurzelballensnach LotharInf.bl. Forsch.bereich Wald 11, 2002 3


News aus der ForschungDer Kronenverlichtung auf der SpurIm Rahmen der Sanasilva-Inventurwird seit 1984 die Kronenverlichtungzahlreicher auf Stichproben stehenderBäume beurteilt. Es ist bekannt, dassmehrere Baumarten heute in verschiedenenGebieten lichtere Kronen habenals zu Beginn der Untersuchungen.Warum Baumkronen lichter werdenund wie sich dies auf ihren Stoffwechselund ihr Wachstum auswirkt, ist zumgrössten Teil noch unklar.Der Prozess der Kronenverlichtungsetzt meistens bei den älteren Blätternoder Nadeln ein. Aus Nordamerika undNordeuropa sind zwar zahlreiche Untersuchungenüber die Wachstumsleistungvon Bäumen vor und nach starkerEntlaubung bekannt, jedoch nurnach Insektenfrass. Diese Studien lassensich nur teilweise auf die Verlichtungsprozesseder vergangenen 18 Jahreübertragen, da Insekten meistenszuerst an jüngeren Blättern und Nadelnfressen, die für die Photosynthese derBäume wesentlich wichtiger sind alsdie älteren Jahrgänge. Unter kontrolliertenBedingungen durchgeführteModellversuche mit künstlicher Entlaubungbeschränkten sich bisher meistdarauf, die Entlaubung durch Insektenzu imitieren. Zur Zeit sind uns keineExperimente bekannt, welche die Kronenverlichtungin Abhängigkeit von derAnzahl der Nadeljahrgänge untersuchen.Deshalb ist weiterhin unklar, wie wichtigdie älteren Blätter für einen Baumsind, welche Wirkung die Verlichtungder älteren Blätter auf das Baumwachstumhat, und bis zu welcher Grenze derKronenverlichtung ein Baum als «gesund»eingestuft werden kann.Um ein besseres Verständnis überden Einfluss der Kronenverlichtung aufdie Physiologie und das Wachstum derBäume zu erhalten, haben wir in Vordemwald(AG), neben der LWF-Fläche(Langfristige Waldökosystem-Forschung)ein Experiment mit künstlicherKronenverlichtung bei Weisstannen(Abies alba Miller) begonnen. Wir gehenvon den Hypothesen aus, dass eineschwache Entnadelung älterer Nadelnkeine Wirkung auf das Baumwachstumhat, während eine starke Entnadelungdie verfügbaren Kohlenhydrate und dasBaumwachstum vermindert, dass dienegative Wirkung einer einmaligen starkenEntnadelung mehrere Jahre andauert,und dass eine photosynthetischeKompensationswirkung von der Intensitätdes einfallenden Lichtes abhängt.Nach drei Vegetationszeiten wollenwir bei verschiedenen Lichtverhältnissenund bei unterschiedlichem Nadelverlustbeantworten, wie die Photosyntheseeines Baumes auf die Entnadelungreagiert, wie sich die verfügbarenKohlenhydrate innerhalb eines Baumesverändern, und was sich beim jährlichenHöhen- und Dickenwachstum sowiebezüglich der Holzanatomie ändert.Wir haben je eine Versuchsfläche mit25 Bäumen im Wald und auf einer grossenLichtung (Durchmesser 70 Meter)ausgewählt. Die Bäume sind ca. 2 Metergross. Je nach der Behandlungsstufehaben wir die Nadeln sorgfältig miteiner Schere direkt am Stamm beziehungsweiseam Ast abgeschnitten. DenNadelverlust jeder Behandlungsstufehaben wir aufgrund der Biomasse (Trokkensubstanz)geschätzt. Jede Behandlunghaben wir fünf Mal wiederholt undin Stufen von 0, 25, 40, 55 und 80Prozent Nadelverlust eingeteilt. Durchdiese Vorgehensweise wollen wir herausfinden,wie gut Bäume unter einemderartigen Stress weiter leben können.Mai He Li, Paolo CherubiniHöhere Waldgrenze im Ural – ein Zeichen der Klimaerwärmung?Die obere Waldgrenze im Ural-Gebirgeist in den vergangenen 100 Jahrengrossräumig um 60 bis 80 Meter angestiegen.Dies belegen alte Landschaftsaufnahmen,geobotanische Beschreibungenund Kartierungen (siehe Abbildung).Da Waldgrenz-Ökosystemeempfindlich auf Temperaturveränderungenreagieren, könnte ihr Anstiegim Zusammenhang mit der globalenKlimaerwärmung stehen.Stepan Shiyatov und Pavel Moiseev,Waldökologen aus Ekaterinburg, gelangtenmit diesem interessanten Forschungsthemaan die WSL, um gemeinsam einbreit angelegtes Forschungsprojekt aufzugleisen.Dank der finanziellen Unterstützungdurch INTAS 1) konnte am 1.Mai 2002 ein interdisziplinäres Forschungsprojektstarten, in dem Mitarbeiterder Abteilungen Bodenökologie,1)INTAS: International association for thepromotion of co-operation with scientistsfrom the new independent states ofthe former Soviet UnionLandschaftsdynamik und Raumentwicklungsowie Strategien Waldentwicklungder WSL mit der Professur für Gebirgswaldökologieder ETH-Zürich, dem Institutfür Bodenkunde und -geographieder Universität Bayreuth (D) sowie fünfForschungsinstituten aus Ekaterinburgund Krasnoyarsk zusammenarbeiten.In diesem Projekt geht das Forschungsteamder räumlich-zeitlichenDynamik der ansteigenden Waldgrenzenach und untersucht, inwieweit sichdie Vegetationsveränderungen im 20.Jahrhundert bereits auf den Kohlenstoffhaushaltim Nord-, Mittel- undSüd-Ural ausgewirkt haben. Das abgelegenePutorana-Plateau nördlich vonKrasnoyarsk dient diesbezüglich alsKontrollgebiet. Beide Regionen solltenaufgrund der sehr geringen, nurpunktuellen menschlichen Beeinflussunggeeig<strong>net</strong> sein, klimagesteuerteProzesse zu untersuchen.Entlang von Höhengradienten, dieoberhalb der heutigen Baumgrenze beginnenund in den subalpinen Nadelwaldhinabreichen, untersuchen die Forscherinnenund Forscher die Waldstrukturen,das Baum- und Bestandeswachstum sowiedie Waldverjüngung und analysierenden Streuabbau, die ober- und unterirdischeBiomasse sowie den Kohlenstoffgehaltim Boden. Historische Untersuchungenzur menschlichen Besiedlungs- undNutzungsaktivität sollen die Unberührtheitdieser Gebiete belegen oder denmenschlichen Einfluss quantifizieren.Mittels dynamischer Modellierung undder Verwendung eines geografischen Informationssystemssollen die festgestelltenVeränderungen von Vegetation undKohlenstoffspeicher extrapoliert werden,um mögliche Entwicklungen unter demEinfluss einer Klimaveränderung aufzuzeigen.Vom 10. bis 15. Juni 2002 fand inEkaterinburg das Kick-Off Meeting desINTAS-Projektes statt. Das Hauptzieldes Treffens war, das Beprobungsdesignder verschiedenen Partner aufeinanderabzustimmen.Nach zwei Tagen im strömendenRegen im Südural, während derer zahlreichemethodische Aspekte beleuchtetund die Untersuchungsfläche festgelegtwurde, folgte eine zweitägige Dis-4 Inf.bl. Forsch.bereich Wald 11, 2002


kussionsrunde in Ekaterinburg. Für jedesder vier Untersuchungsgebiete undjede beteiligte Disziplin definierten dieFachleute aus Ost und West je einenoptimalen und einen minimalen Datensatz,mit dem die Projektziele erreichtwerden können. Diese vorsichtigeVorgehensweise hängt mit der kompliziertenProjektstruktur zusammen.Bei der Vielfalt von Instituten aus verschiedenenNationen, mehreren nurschwer zugänglichen Untersuchungsgebietenund zahlreichen Forschungs-1929disziplinen lassen sich Unwägbarkeitennicht ausschliessen. Aufgrund derlangjährigen Erfahrung der WSL in derZusammenarbeit mit Forschungspartnernin Russland und des äusserst konstruktivenMeetings in Ekaterinburgblicken alle Beteiligten dem weiterenProjektverlauf und den ersten Resultatenzuversichtlich entgegen. Um so mehr,als ein russisches Sprichwort sagt: «InRussland ist vieles möglich und alles1999kann passieren».Andreas Rigling Die Waldgrenze am Bolschoi Iremel, Südural (Bilder: L. Tyulina 1929, P. Moiseev 1999)Flaggschiff Rosalia auf KursDer Alpenbock, Rosalia alpina, einerunserer grössten und schönsten Bockkäfer,hat sich in wenigen Jahren zueiner klassischen «flagship species» entwickelt:er ist sehr attraktiv, gross undselten. Emotional besetzte Flaggschiff-Arten haben häufig eine enge Bindungan einen intensiv genutzten Lebensraum.Der Mensch ist nämlich dafür verantwortlich,dass diese Insektenart heute soselten ist. Dem Alpenbock fehlt es vorallem an Alt- und Totholz, das in unserenWirtschaftswäldern in den letztenJahrhunderten zu einer Rarität wurde.Die Förderung des Alpenbockes hilftgleichzeitig einer ganzen Gilde von gefährdetenArten, die auf altes und totesHolz angewiesen sind.Im Projekt «Schutz- und Förderungsmassnahmenfür den Alpenbockkäfer(Bild: Die Post)Rosalia alpina in der Schweiz» wollenwir die Habitatanforderungen – unddamit die limitierenden Faktoren – fürdiesen in ganz Europa gefährdeten undgeschützten Bockkäfer feststellen. DasProjekt war von Anfang an ein medienträchtigesZugpferd für die Anliegendes Naturschutzes im Wald.In Schiers GR und Soyhières JU sowieim Verzascatal TI, wo Rosaliaalpina in den letzten Jahren beobachtetwurde, stellte Petra Vögeli (ETHZ,UMNW) 2001 im Rahmen einer Diplomarbeitsogenannte «Buffets» auf.Diese bestehen aus zwei versetztenReihen aus je fünf Buchen-Stammstücken,die bezüglich Länge, Dicke,Herkunft (basisch, sauer) und Position(stehend, liegend) variieren. Die Eckpfostensind Stämme der Esche, dieebenfalls als Wirtspflanze des Alpenbocksgilt. 2002 beobachtete MorenoBonotto (ETH, FOWI) im Rahmen einesPraktikums das «Buffet» in Schiers.Vögeli und Bonotto hielten die Anflügevon Männchen und Weibchen fest,markierten die einzelnen Tiere und beobachtetensie über mehrere Tage. Nebender Frage, welche Baumstämme dieBockkäfer in welcher Position für dieRevierkämpfe und die Eiablage vorziehen(Habitatanforderungen), interessiertuns auch, wie weit sie fliegen. Die Protokolleder Verweildauer der individuellmarkierten Käfer am «Buffet» undan verschiedenen benachbarten Holzstapelnzeigen uns, ob Männchen und/oder Weibchen die Standorte häufigändern oder sesshaft bleiben. Darauserhoffen wir uns Hinweise, ob eine lokalePopulation sich ausbreitet , oder obdie Populationen heute so isoliert sind,dass dem Genaustausch nachgeholfenwerden muss, damit Rosalia im Alpenraumerhalten bleibt.Fazit: Der Alpenbock hat es geschafft,einer breiten Öffentlichkeitbekannt zu werden. Es ist kein Zufall,dass er ab dem 17. September eineDauermarke der Schweizer Post ziert,zusammen mit drei anderen Insektenarten.Die Vorlage für den Briefmarkenbock(tatsächlich eine «Böckin»)lebte letzten Sommer an der WSL.Weniger weit bisher kam der wissenschaftlicheErkenntnisgewinn. Denn dieAlpenböcke treten nicht alle Jahre gleichenortshäufig auf, so dass von unserendrei «Buffets» jeweils höchstens einesbrauchbare Resultate lieferte. Eines istheute schon klar: Die Käfer bevorzugenstehende dicke Stämme. In potentiellenRosalia-Regionen empfehlen wir daher,zwei Meter hohen Buchenstämmein der Nähe von Brennholzstapeln aufzustellen,denn damit lassen sich dieWeibchen auf der Suche nach einem fürdie Eiablage geeig<strong>net</strong>en Ort vom aufgestapeltenHolz ablenken. Die Larvenkönnen sich dann im stehenden Stammdrei Jahre lang entwickeln und riskierennicht, in einem Ofen zu landen. Wirbleiben dran!Peter DuelliInf.bl. Forsch.bereich Wald 11, 2002 5


Zukunftsfähiger Forstbetrieb ausgezeich<strong>net</strong>Es gibt sie noch: wirtschaftlich erfolgreiche Forstbetriebe. Die Forstbetriebsgemeinschaft(FBG) Bucheggberg im Kanton Solothurn ist ein Beispieldafür. Der Zusammenschluss der Waldbesitzer hat heute eine effiziente undmoderne Betriebsstruktur, arbeitet eng mit Forstunternehmern zusammenund tritt durch einen koordinierten Holzverkauf stark am Markt auf. Fürihre wegweisenden und Kosten senkenden Anstrengungen erhielt die FBGden diesjährigen Binding-Waldpreis.Der mit 200 000 Franken dotierte 16.Binding-Waldpreis sollte dieses Jahr für«beispielhaftes ökonomisches Denkenund Handeln im Forstbetrieb» vergebenwerden. Kein Problem für die FBGBucheggberg im Kanton Solothurn, dieseit Jahren durch ökonomisch und waldbaulichraffiniertes Verhalten in derSchweizer Forstszene auffällt.Die FBG Bucheggberg ist ein Zusammenschlussvon zehn Bürgergemeinden(Aetigkofen, Bibern, Gossliwil,Hessigkofen, Lüsslingen, Lüterkofen-Ichertswil,Mühledorf, Nennigkofen,Schnottwil, Tscheppach), dieauf 677 Hektaren Wald jährlich knapp9000 m 3 Holz nutzen. Zusammen mit320 Hektaren Privatwald, der 350 Eigentümerngehört, bildet sie das ForstrevierBucheggberg.Oberstes Organ der FBG ist die Betriebskommission,in der jede Bürgergemeindemit je einem Delegierten vertretenist. Den Forstbetrieb leitet derFörster Hannes Aeberhard, dem zweiForstwarte und zwei Forstwartlehrlingesowie ein teilzeit beauftragterRechnungsführer zur Seite stehen. DerWald ist mit 83 Laufmeter Waldstrassenpro Hektare sehr gut erschlossen.Der mittlere Holzvorrat beträgt 498m 3 /ha, 68 Prozent davon ist Nadelholz.Etwa 13 m 3 /ha wachsen jährlich hinzuund werden im gleichen Jahr wiedergenutzt.FBG – Ein Modell mit ZukunftDie Zusammenarbeit in der FBG Bucheggbergist langsam gewachsen. 1989wurde erstmals ein gemeinsames Forstreviergeschaffen. 1994 begann eineengere Zusammenarbeit, aber mit getrennterRechnungsführung. 1998 führtensieben der zehn Bürgergemeindeneine zentrale Buchhaltung als Führungs-,Informations- und Controlling-Instrument ein. Seit 2000 stellen achtBürgergemeinden mit 440 HektarenWald (ohne Bibern und Schnottwil)ihren Wald für eine vereinbarte Vertragsdauerder FBG zur nachhaltigenNutzung zur Verfügung. Sie übertrugenihr alle Rechte und Pflichten, die für dieBewirtschaftung wichtig sind, nicht aberdas Eigentum. Gewinn und VerlustAbb. 1: Edelholzsubmission 2001 – auch Rundholz kann präsentieren. Mit dieser Verkaufsartsind im Raum Solothurn-Biel die Erlöse etwa doppelt so hoch wie bei den früherenFreihandverkäufen (Bild: Hannes Aeberhard)Die WSL am BucheggbergDie Abteilung Management Waldnutzungder WSL führte von 2000 bis2002 im Forstkreis Bucheggberg/LebernWest eine Vorstudie zur «Verbesserungvon organisatorischenStrukturen und Abläufen in der Holzkette»durch. Als mitbetroffene Körperschaftwill die FBG Bucheggbergmit einem Teil des Preisgeldes dieUmsetzung der Projektergebnisse unterstützenund dabei mit Förstern,Waldeigentümern, Projektverantwortlichenund politischen Entscheidungsträgernzusammen arbeiten.werden jährlich über ein Punktesystem,das die Nutzungsmenge, den Holzertragsowie die erbrachten und bezogenenausserordentlichen Leistungen berücksichtigt,ausgeglichen; ein Reservefondsdient als Puffer. Die FBG: einzukunftsweisendes Modell für vieleForstbetriebe in der Schweiz.Betrieb mit schwarzen ZahlenDas Betriebsergebnis der FBG schlossseit 1994 immer positiv ab, ganz imGegensatz zum Durchschnitt der SolothurnerForstbetriebe oder jenen desSchweizer Mittellandes. Dafür verantwortlichsind tiefere Kosten, nicht aberhöhere Erlöse oder Subventionen. DieFBG Bucheggberg arbeitet kostenbewusst,ist auf nachgefragte Produkteund Leistungen ausgerichtet, setzt aufmotiviertes, gut ausgebildetes und ausgerüstetesPersonal und kooperiert engmit spezialisierten Forstunternehmern.Die Waldpflege ist auf das notwendigeMinimum beschränkt, erfolgt aber regelmässigund zum richtigen Zeitpunkt.Seit fünf Jahren führt die FBG regelmässigWertholzsubmissionen durch,an welchen sich auch andere Forstbetriebeaus der Region und dem benachbartenKanton Bern beteiligen. Im letztenWinter wurde 794 m 3 wertvollesHolz von 19 Förstern zu durchschnittlich309 Fr./m 3 abgesetzt. Auch beimVerkauf des übrigen Stammholzes unddes Industrieholzes arbeitet die FBGmit anderen Waldbesitzern zusammen.Als nächstes soll eine starke regionaleHolzvermarktungsstelle mit einem jährlichenUmsatz von bis zu 50 000 m 3geschaffen werden, eine für Anbieterund Abnehmer vorteilhafte Lösung.Dieser Schritt wird die Holzkette weiteroptimieren und wird darum in derStartphase mit einem Teil des Preisgeldesunterstützt.Peter Bachmann6 Inf.bl. Forsch.bereich Wald 11, 2002


BuchbesprechungDer Waschbär erobertMitteleuropaHohmann, U.; Bartussek, I, 2001:Der Waschbär. Verlag Oertel & Spörer,Reutlingen, 200 S. Fr. 46.–.«Randale unterm Dach», titelte DerSpiegel kürzlich und machte damit aufProbleme mit Waschbären in vielendeutschen Städten aufmerksam. In immermehr Häusern, sei es in Kassel,Hannover, Hamburg oder Berlin, gebendie Waschbären den Ton an, unddies vor allem nachts. Wenn sie sicheinmal im Gebälk eingenistet haben,dann kracht es, stinkt es und irgendwannbröckelt sogar der Putz von derDecke. Diesem Ausnahmezustand gehteine lange Geschichte voraus, die UlfHomann und Ingo Bartussek facettenreichin ihrem 2001 erschienenen Sachbuch«Der Waschbär» schildern. «GanzMitteldeutschland ist Waschbärland geworden,aber auch in den BeNeLux-Staaten, in Ostfrankreich, der Nordschweiz,Österreich, Tschechien und inDänemark wurden schon Waschbärennachgewiesen», fassen die Autoren inihrer Waschbär-Monografie zusammen.Homann, der den anschaulichen Textverfasste, und Bartussek, der die aussagestarkenFotos und Zeichnungen zudiesem Werk beisteuerte, liefern Basiswissenfür den Umgang mit Waschbären.Sie geben nicht nur eine Übersichtüber die (un)absichtliche Ansiedlungdieses Kleinbären in Europa, sonderngehen detailliert auf seine Biologie,Verhaltensweisen, Ansprüche an Ernährungund Lebensraum sowie auf ihrSozialverhalten und die Entwicklungvon Waschbärpopulationen ein. Diebeiden Forscher haben zahlreiche Bärenaufgezogen und zum Teil jahrelangin Gefangenschaft wie in Freiheit beobachtet.Aufgrund ihrer fast zehnjährigenForschungserfahrung und zahlreichenErlebnissen mit waschbär-erfahrenenMenschen kennen sie auchdie Probleme und Risiken, die sich ausder Vermehrung der Waschbären inBallungsräumen ergeben. Sie ergänzenihre Berichte durch Erfahrungenaus Nordamerika, dem Heimatland desbärigen Alleskönners und -fressers.Wer das Buch gelesen hat, muss diesendrolligen Petz mit seiner auffälligenGesichtsmaske und den flinken Pfoteneinfach mögen. Zumal es scheint, dasser sich mit unseren Laubwäldern undihrer Tierwelt einigermassen arrangiert.Andererseits ist es natürlich verständlich,wenn Hausbewohner nichts mehrmit Waschbären zu tun haben wollen,weil die Tiere nicht nur Latrinen aufihren Dachböden einrichten und dort zuDutzenden geräuschvoll herumtoben,sondern auch noch Dachbalken undMauerwerk stark zerstören. Die Sanierungder Schäden war in vielen Fällenschon sehr aufwändig.Homann und Bartussek gelingt es beispielhaft,biologisches und ökologischesWissen zu vermitteln und dieses durchspannend geschriebene, zuweilen humoristischeErlebnisberichte zu veranschaulichen.Die Lektüre des Buches lohntTagungenWaschbären in der SchweizIn der Schweiz kommt der Kleinbäretwa seit 25 Jahren vor. Erste Exemplarewurden in den Kantonen Schaffhausen,Aargau und Bern gesichtet. Dasagile, nachtaktive Tier folgte dann offensichtlichden grösseren Flussläufenund tauchte bald auch in den KantonenZürich, Solothurn, Basel-Land undThurgau auf. Zur Zeit dürfte die Waschbärpopulationnoch sehr klein sein. DieEidgenössische Jagdstatistik weist fürdie Jahre 1993 bis 2000 maximal zweiWaschbären pro Jahr aus. Im Jahr 2001allerdings wurden sieben Tiere gefangenoder erlegt, vielleicht ein erstesZeichen dafür, dass die eingewanderteTierart bei uns auf dem Vormarsch ist.sich deswegen sowohl für an der Naturund an waldökologischen ZusammenhängenInteressierte als auch für Fachleute,die sich von Berufes wegen mitWildtieren im Wald oder in Ballungsräumenbefassen. Der umfassende Wissensschatz,den dieses Buch enthält, könntezum Beispiel dann verwendet werden,wenn es darum geht, Strategien für denzukünftigen Umgang mit Waschbärenzu entwickeln.Reinhard Lässig«Natural Forests in the Temperate Zone of Europe – Values andUtilisation»Die Tagung findet vom 14.–18. Oktober2003, in Rakhiv, Transkarpatien(Ukraine) statt. Sie wird gemeinsamvom Karpaten-Biosphärenreservat inRakhiv und von der WSL organisiert.Ziel der Tagung ist es, den Stand desWissens über die NatUrwälder der temperiertenZone Europas zu präsentieren,den Wert von NatUrwäldern aus unterschiedlicherSicht und für unterschiedlicheNutzniesser (z.B. Forstwirtschaft,Naturschutz, Tourismus, lokale Bevölkerung)zu beleuchten und Problemedes Schutzes und der langfristigen Erhaltungdieser Wälder zu diskutieren.Weitere Informationen erhalten Sieauf der Tagungs-Website http://www.wsl.ch/forest/waldman/rakhiv_2003/oder direkt bei B. Commarmot, WSL,Zürcherstr. 111, CH-8903 Birmensdorf,Tel. 01 - 739 22 80. E-mail:commarmot@wsl.ch.«Strong Winds and Trees: ecology and management»Die Tagung findet vom 17.–24. August2003, im Tagungszentrum Boldern beiMännedorf / ZH statt. Sie wird gemeinsamvon der IUFRO Gruppe 8.08.02«Impact of wind on forests» und vonder WSL organisiert.Die Ziele der 3. IUFRO-Tagung zudiesem Thema sind, neue Erkenntnisseüber die Auswirkungen von Sürmen aufWälder zu sammeln, die Einflüsse vonStürmen auf die Waldbewirtschaftungund Bestandesdynamik zu beurteilen undneue Modelle zur Risikobeurteilung undzur Entwicklungsdynamik vorzustellen.Weitere Informationen erhalten Sieauf der Tagungs-Website http://www.wsl.ch/forest/waldman/strong_winds/oder direkt bei R. Lässig, WSL, Zürcherstr.111, CH-8903 Birmensdorf, Tel.01 - 739 23 89. E-mail: laessig@wsl.ch.Inf.bl. Forsch.bereich Wald 11, 2002 7


Aktuelle PublikationenBrang, P.; Duc, P., 2002:Zu wenig Verjüngung im Schweizer Gebirgs-Fichtenwald:Nachweis mit einemneuen Modellansatz. Schweiz. Z. Forstwes.153 (6): 219–227.Brang, P.; Courbaud, B.; Fischer, A.; Kissling-Näf,I.; Pettenella, D.; Schönenberger,W.; Spörk, J.; Grimm, V., 2002:Developing indicators for the sustainablemanagement of mountain forests using amodelling approach. Forest Policy and Economics4: 113–123.Cherubini, P.; Innes, J.L.; Skelly, J.M.;Hug, C.; Schaub, M.; Kräuchi, N., 2002:La divulgazione dei risultati di dieci anni diricerca sui danni da ozono troposferico neiboschi in Svizzera. Informatore Fitopatologico52, 3: 48–51.Hagedorn, F.; Blaser, P.; Siegwolf, R., 2002:Effects of elevated atmospheric CO 2 andincreased N deposition on dissolved organiccarbon – clues from d13C signature.Soil Biol. Biochem. 34: 355–366.Hagedorn, F.; Landolt, W.; Tarjan, D.; Egli,P.; Bucher, J.B., 2002:Elevated CO 2 influences nutrient availabilityin young beech-spruce communities ontwo soil types. Oecologia 132: 109–117.Hoegger, P.J.; Rigling D.; Holdenrieder,O.; Heiniger, U., 2002:Cryphonectria radicalis: rediscovery of alost fungus. Mycologia 94, 1: 105–115.Lässig, R., 2002:Der Sturm in den Wäldern des Ural. NZZam Sonntag, 1. Sept. 2002: 83.Li, M.; Hoch, G.; Körner, C., 2002:Source/sink removal affects mobile carbohydratesin Pinus cembra at the Swiss treeline.Trees 16: 331–337.Rebetez, M., 2002:Le glacier d’Aletsch s’éloigne de la cabaneKonkordia. La Côte, Mercredi 12 juin2002: 19.Rebetez, M., 2002:Les forêts doivent s’adapter au réchauffementdu climat. La Côte, Mercredi 26 juin2002: 19.Zimmermann, S.; Braun, S.; Conedera, M.;Blaser, P., 2002:Macronutrient inputs by litterfall as opposedto atmospheric deposition into two contrastingchestnut forest stands in southern Switzerland.For. Ecol. Manage. 161: 289–302.DissertationenPeter Waldner, 2002:Water and solute release from a subalpinesnow cover. Diss ETHZ Nr. 14684, 145 S.Referent: Prof. Dr. H. Flühler ETHZ. Korreferenten:Dr. M. Schneebeli, Dr. M.Stähli (beide WSL).Bernhard E. Splechtna, 2002:The growth of Abies amabilis (Dougl. exForbes) in relation to climate and soils insouthwestern British Columbia. PhD Thesis,Univ. of British Columbia, VancouverB.C., Canada, 123 pp. Research Supervisor:Dr. K. Klinka. Chair: Dr. M. Upadhyaya(beide Univ. of B.C.). External Examiner:Dr. P. Cherubini (WSL).DiplomarbeitenStephan Bernhard, 2002:Befallsdynamik der Gefährlichen Weisstannentrieblaus(Dreyfusia nordmannianaeEckst.) in einem Tannenprovenienzversuchbei Les Rangiers (Gemeinde Bourrignon).Diplomarbeit D-FOWI, ETHZ. Referent:Prof. Dr. O. Holdenrieder (ETHZ); Korreferent:Beat Forster (PBMD, WSL).Wunder Jan, 2002:Naturverjüngung in schlitzförmigen Bestandesöffnungen.Erfolgskontrolle inhochmontanen und subalpinen Schutzwälderndes Vorderrheintales, Graubünden,Schweiz. Diplomarbeit Universität Bayreuth,67 S. Referent: Prof. Dr. K. Müller-Hohenstein (Bayreuth); Korreferent PD Dr.G. Aas (ETHZ).Neuerscheinungen WSLHeiniger, U. (ed), 2001:Castanea sativa: pathology, ge<strong>net</strong>ic resources,ecology and silviculture. For. SnowLandsc. Res. 76, 3: 329–517.Zu beziehen beim Verlag Paul Haupt, PreisSFr. 28.–Nierhaus-Wunderwald, D., 2002:Il bostrico del larice (Ips cembrae [Heer]).Sherwood 8, 79: 5–8.Gratis zu beziehen bei WSL, Bibliothek,Zürcherstrasse 111, CH-8903 BirmensdorfStremlow, M.; Sidler, C., 2002: Schreibzügedurch die Wildnis.Wildnisvorstellungen in Literatur undPrintmedien der Schweiz. Zürich, Bristol-Stiftung; Birmensdorf, Eidgenössische ForschungsanstaltWSL; Bern, Stuttgart, Wien,Haupt. 192 S.Zu beziehen beim Verlag Paul Haupt, PreisSFr. 38.–Walthert, L.; Lüscher, P.; Luster, J.; Peter,B., 2002:Langfristige Waldökosystem-ForschungLWF. Kernprojekt Bodenmatrix. Aufnahmeanleitungzur ersten Erhebung 1994–1999. Birmensdorf, Eidgenössische ForschungsanstaltWSL. 56 S. + Anhang undCD-ROM. Gratis.Meier, F.; Engesser, R.; Forster, B.; Odermatt,O., 2002:Forstschutz-Überblick 2001. Birmensdorf,Eidg. Forschungsanstalt WSL: 18 S.Novak, C.; Skelly, J.; Schaub, M.; Kräuchi,N.; Hug, C.; Landolt, W.; Bleuler, P., 2002:Ozone air pollution and foliar injury developmenton native plants of Switzerland.University Park, PA, Environmental ResourcesResearch Institute, PennsylvaniaState University. 92 S.Ortloff, W.; Cherubini, P., 2002:Valutare lo stato del bosco nel suo complesso.La ricerca sui danni nei boschi. AgricoltoreTicinese / Forestaviva 28: 16–19.Paoletti, E.; Schaub, M., 2002:Danni tipo-ozono su latifoglie. Sherwood8, 76: 25–26.Telefonnummern Forschungsbereich WaldBereichsleiter Dr. Bernhard Oester.................... 01 / 739 23 46Bereichssekretariat Doris Steiner-Bühler ................... 01 / 739 23 84Abt. Strategien Waldentwicklung Dr. Peter Brang ........................... 01 / 739 24 86Abt. Ökonomie Dr. Priska Baur ........................... 01 / 739 24 76Dr. Anna Roschewitz ................. 01 / 739 24 77Abt. Wald- und Umweltschutz Dr. Jürg Bucher .......................... 01 / 739 22 73Abt. Waldökosyst. & ökol. Risiken Dr. Norbert Kräuchi.................... 01 / 739 25 95Abt. Bodenökologie Dr. Peter Blaser .......................... 01 / 739 22 65Abt. Management Waldnutzung Dr. Oliver Thees ......................... 01 / 739 24 57Wissenstransfer und Kommunikation Fredy Nipkow ........................... 041 / 832 24 75Dr. Reinhard Lässig .................... 01 / 739 23 89Impressum:Redaktion Dr. Reinhard Lässig .................... 01 / 739 23 89Übersetzungen (Résumé) Monique Dousse ......................... 01 / 739 23 83Layout Jacqueline Annen ....................... 01 / 739 22 04Erscheinungsweise alle 3–4 Monate Auflage 3500Adresse im WorldWideWeb http://www.wsl.ch/forest/infoblatt/8 Inf.bl. Forsch.bereich Wald 11, 2002

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