Auf leisen Sohlen zum Logistik-Imperium Auf leisen ... - Travel-One

B&W, bei anderen könnten die Filialleiter frei
darüber entscheiden, ob sie die Angebote aus
dem E-Box-One-Sortiment nutzen oder sich
anderweitig versorgen wollten. Neben der gebündelten
Einkaufsmacht, die die Atlas-, DERund
RSG-Büros durch die Nutzung eines gemeinsamen
Portals erreichen könnten, seien
zum Beispiel die Nutzungsmöglichkeiten des
Systems für Marketing und Verkaufsförderung
vorteilhaft. So könnten die einzelnen Filialen
über den Zugriff auf Standarddokumente und
verschiedene Bausteine eigene Mailings zusammenstellen
und Zeitungsanzeigen selbst
gestalten. Gleichzeitig bleibe der Markenauftritt
unangetastet, weil Logos und sämtliche
Bestandteile der Corporate Identity unveränderlich
seien. Zudem sei gewährleistet, dass
die Agenturen auf Angebote zurückgreifen,
die zuvor von der Zentrale selektiert worden
seien.
Zusatzgeschäft mit
Reiseführer & Co
Neben Drucksachen und Alltagsprodukten
von der Büroklammer bis zum »Nicht-Stören«-Türanhänger
verspricht B&W der Kundschaft
Zusatzgeschäft durch »reisebezogene
Warensortimente«, zum Beispiel Reiseführer
oder Reisegepäck. Rund 2.000 Reise- und
»Inklusive der
Prozesskosten sind 20
bis 40 Prozent
Ersparnis möglich«
Rainer Braam
B&W Mediaservice
Sprachführer hat B&W derzeit im Sortiment –
den Versand an die Kunden übernimmt der
Media-Service direkt. Für die Reisebüros bedeute
dies, dass sie das Zusatzgeschäft ohne
eigenen Aufwand und ohne Warenrisiko betreiben
könnten. Bezahlt werde nur, was auch
verkauft wird. Rewe-Vertriebsmanager Dohmen
sieht in diesem Bereich wachsendes Potenzial:
»Da die Erträge im Kerngeschäft der
Reisebüros bröckeln, werden Möglichkeiten,
den Kunden zusätzliche Produkte rund um
das Thema Reisen zu verkaufen, immer wichtiger.«
Nicht nur bei der Rewe, auch im Konzernvertrieb
von Thomas Cook hat Braam seine
Beschaffungsplattform bereits etabliert.
Cook-Vertriebschef Günter Geske hält E-Box-
One für »extrem clever«. Sowohl für den Vertrieb
als auch für Veranstalter könnten damit
Kosten gesenkt und gezielte Verkaufsförderungsmaßnahmen
umgesetzt werden,
meint der Vertriebsprofi.
Erstaunlich ist in der Tat, mit welcher Geschwindigkeit
sich die Plattform nach ihrer
Anpassung an die Touristik im Vertrieb ausgebreitet
hat. Neben Rewe und Thomas Cook
zählen RTK, Pro Tours/RCE, Prima Urlaub,
Tourcontact, der deutsche Reisering, die Alpha
Reisebüros und die Franchisekette Holiday
Express zur Kundschaft. »Wo wir präsentiert
haben, sind wir auch ins Geschäft ge-
kommen«, erklärt
Braam. Nur bei der
TUI hat er noch
keinen Fuß in der
Tür. Zu den Hannoveranern
habe man
»bislang keine direkten
Kontakte geknüpft«.
Nicht nur bei
den Reisebüros will
Braam seine Software
etablieren. »E-Box-One soll zum universellen
Beschaffungsportal und Marktplatz für
die gesamte Touristik werden«, kündigt er an.
In der Hotellerie hat er mit den Tryp Hotels
Deutschland bereits einen festen Kunden.
Die zwölf City-Hotels der Marke, die zur spanischen
Sol-Meliá-Gruppe gehört, kaufen ihre
Drucksachen über die B&W-Plattform. Mit
Marriott laufen zurzeit Gespräche. Auch mit
Autovermietern ist Braam im Geschäft: Die
Zusammenarbeit mit Avis steckt in der Testphase.
Mit der breiten Basis, die er im Reisebürosektor
bereits erreicht hat, will der
Drucksachen-Beschaffer bald auch Fremdenverkehrsämter
ins Boot holen. Ihm schwebt
vor, Infobroschüren der touristischen Zielgebiete
im Internet für Reisebüros abrufbar zu
machen. Für die Fremdenverkehrsämter habe
das den Vorteil, dass der personelle, zeitliche
und räumliche Aufwand für Lagerung, Konfektionierung
und Versand der Materialien
entfalle. Den Kunden könne eine schnelle und
zuverlässige Lieferung garantiert werden.
Sparpotenzial
noch ausbaufähig
Wieviel Geld seine Kunden mit E-Box-One tatsächlich
sparen können, sei nicht ganz leicht
zu ermitteln, räumt der B&W-Chef ein. Dass
sich das Zusammenspiel von günstigen Einkaufspreisen
und wettbewerbsfähigen Herstellungskosten,
der Wegfall von Lagerungskosten
und die Kostenersparnis durch konsolidierten
Versand letztlich auszahle, sei jedoch sicher.
Inklusive der internen Prozesskosten seien
Einsparungen von 20 bis 40 Prozent realistisch.
Frank Peeters, der als Leiter Gastronomie
und Einkauf bei Sol Meliá für die Tryp Hotels
zuständig ist, bestätigt diese Einschätzung.
Er hat errechnet, dass sein Unternehmen
gegenüber dem früheren, breit gestreuten
Einkaufsprocedere rund 20 Prozent kostengünstiger
fährt. Christian Schmicke
www.e-box-one.com
6.4.2005 TRAVEL ONE 17