Skriptum zur Vorlesung Mengenlehre

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10.4. ANWENDUNGEN DES AUSWAHLAXIOMS 77Bemerkungen1. A. Blass: Existence of bases implies AC, Contempory Math., Axiomatic SetTheory, AMS 31 (1983)) hat gezeigt, daß auch die Umkehrung gilt: Hatjeder Vektorraum eine Basis besitzt, so gilt das Auswahlaxiom.2. Die reellen Zahlen R kann man auch als (unendlich-dimensionalen) Vektorraumüber den rationalen Zahlen Q auffassen, eine Basis nennt manin diesem Fall eine HAMEL-Basis. Aus der Existenz einer HAMEL-Basisfolgt nun aber insbesondere die Existenz einer Funktion f : R −→ R mitf (x + y) = f (x) + f (y) für alle reellen x,y; f ist zwar Q-linear, aber nichtR-linear. Tatsächlich kann f unstetig sein, und es ist sogar möglich, daßW( f ) ⊆ Q!Der Satz von Hahn-Banach(s. Bücher über Funktionalanalysis)Nicht-meßbare MengenEs existiert eine Menge reeller Zahlen, die nicht Lebesgue-meßbar ist. (VITALI1905)Beweis: Die Lebesgue-meßbaren Mengen bilden eine Teilmenge L ⊆ P(R), aufwelcher das Lebesgue-Maß definiert ist als Abbildungso daß gilt:m : L −→ {x | x ∈ R ∧ x ≥ 0} ∪ {∞},(L1) L enthält die offenen und abgeschlossenen Intervalle:(a,b),[a,b] ∈ L für alle reellen Zahlen a < b, und es ist m([a,b]) = b − a.(L2) L ist ein Mengenring, d. h. A,B ∈ L → A ∪ B, A ∩ B, A − B ∈ L.(L3) A ⊆ B → m(A) ≤ m(B).Monotonie(L4) Ist (A i |i < ω) eine abzählbare Folge von Mengen ∈ L, so ist auch⋃i

10.4. ANWENDUNGEN DES AUSWAHLAXIOMS 78Auf [0,1] definieren wir eine Äquivalenzrelation durchx ∼ y :↔ x,y ∈ [0,1] ∧ x − y ∈ Q.Nach dem Auswahlaxiom in der Form (AC3´) existiert hierzu ein RepräsentantensystemS, d. h.S ⊆ [0,1] ∧ ∀x ∈ [0,1] ∃!y ∈ S (x ∼ y).Setzen wir S r := {x + r | x ∈ S} = S + r, so ist R = ⋃ r∈Q S r , und es istS r ∩ S t = /0 für r,t ∈ Q, r ≠ t.Wäre S Lebesgue-meßbar, also S ∈ L, so erhielte man im Falle m(S) = 0 :m(R) = 0, und im Falle m(S) > 0 : 2 = m([0,2]) = ∞, Widerspruch! Somit ist dieMenge S nicht Lebesgue-meßbar.□Äquivalenz verschiedener StetigkeitsdefinitionenFür x ∈ R und eine reelle Zahl ε > 0 wird die ε-Umgebung von x definiert durchU ε (x) := {y ∈ R | x − ε < y < x + ε}.1. Für A ⊆ R definiert man die abgeschlossene Hülle von A durchx ∈ A : ↔ ∀ε > 0 U ε (x) ∩ A ≠ /0 bzw.↔ x = lim n→∞ x n für eine Folge (x n ) n 0 ∃δ > 0 ∀y ∈ R (|x − y| < δ → | f (x) − f (y)| < ε) bzw.↔ f (x) = lim n→∞ f (x n ) für alle Folgen (x n ) n

10.4. ANWENDUNGEN DES AUSWAHLAXIOMS 77Bemerkungen1. A. Blass: Existence of bases implies AC, Contempory Math., Axiomatic SetTheory, AMS 31 (1983)) hat gezeigt, daß auch die Umkehrung gilt: Hatjeder Vektorraum eine Basis besitzt, so gilt das Auswahlaxiom.2. Die reellen Zahlen R kann man auch als (unendlich-dimensionalen) Vektorraumüber den rationalen Zahlen Q auffassen, eine Basis nennt manin diesem Fall eine HAMEL-Basis. Aus der Existenz einer HAMEL-Basisfolgt nun aber insbesondere die Existenz einer Funktion f : R −→ R mitf (x + y) = f (x) + f (y) für alle reellen x,y; f ist zwar Q-linear, aber nichtR-linear. Tatsächlich kann f unstetig sein, und es ist sogar möglich, daßW( f ) ⊆ Q!Der Satz von Hahn-Banach(s. Bücher über Funktionalanalysis)Nicht-meßbare MengenEs existiert eine Menge reeller Zahlen, die nicht Lebesgue-meßbar ist. (VITALI1905)Beweis: Die Lebesgue-meßbaren Mengen bilden eine Teilmenge L ⊆ P(R), aufwelcher das Lebesgue-Maß definiert ist als Abbildungso daß gilt:m : L −→ {x | x ∈ R ∧ x ≥ 0} ∪ {∞},(L1) L enthält die offenen und abgeschlossenen Intervalle:(a,b),[a,b] ∈ L für alle reellen Zahlen a < b, und es ist m([a,b]) = b − a.(L2) L ist ein Mengenring, d. h. A,B ∈ L → A ∪ B, A ∩ B, A − B ∈ L.(L3) A ⊆ B → m(A) ≤ m(B).Monotonie(L4) Ist (A i |i < ω) eine abzählbare Folge von Mengen ∈ L, so ist auch⋃i

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