Skriptum zur Vorlesung Mengenlehre

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11.07.2015 Aufrufe

1.1. ORDNUNGEN 7BeispieleJede lineare Ordnung auf einer endlichen Menge ist eine Wohlordnung, ebensodie gewöhnliche Ordnung auf den natürlichen Zahlen. Dagegen sind die ganzenZahlen erst wohlgeordnet, wenn wir sie (etwa) in folgende Ordnung bringen:0,1,2,3,4,...,−1,−2,−3,−4,... oder kürzer:0,1,−1,2,−2,3,−3,...Im ersten Fall werden wir von einer Ordnung vom Typ ω + ω, sprechen, imzweiten Fall vom Typ ω (und viele andere Möglichkeiten noch kennenlernen).Die endlichen Ordinalzahlen (und zugleich auch die endlichen Kardinalzahlen)sind die natürlichen Zahlen. Diese werden wir so einführen, daß (wie auch späterauf allen Ordinalzahlen) die

1.2. DEFINITION DER ORDINALZAHLEN 81.2 Definition der OrdinalzahlenOrdinalzahlen wurden von CANTOR als Repräsentanten (isomorpher) Wohlordnungeneingeführt; heute definiert man sie nach von NEUMANN als Mengen, die(wie speziell die natürlichen Zahlen) transitiv und durch die ∈-Beziehung wohlgeordnetsind:∈ a : = {x,y | x,y ∈ a ∧ x ∈ y} Elementbeziehung auf a,Ord(a) : ↔ trans(a)∧ ∈ a ist Wohlordnung auf a Ordinalzahl,con(a) : ↔ ∀x,y ∈ a (x ∈ y ∨ x = y ∨ y ∈ x) connex,fund(a) : ↔ ∀x ⊆ a (x ≠ /0 → ∃y ∈ x ∀z ∈ x z ∉ y) fundiert.Eine Menge a ist fundiert, wenn jede nicht-leere Teilmenge b ⊆ a ein Elementbesitzt, welches minimal (bezüglich der ∈-Relation) ist; diese Bedingung ist alsoTeil der Forderung, daß ∈ a eine Wohlordnung ist (Bedingung Min in der Definitioneiner Wohlordnung). Eine Menge a mit der Eigenschaft a ∈ a ist nicht fundiert(denn {a} wäre eine nicht-leere Teilmenge ohne minimales Element), und ebensowenigist eine Menge {a,b} mit a ∈ b ∈ a fundiert.Vereinbarung zur FundierungWir wollen nun der Einfachheit halber voraussetzen, daß alle Mengen fundiertsind. Dann gilt also insbesondere:b ≠ /0 → ∃y ∈ b ∀z ∈ b z ∉ y, d. h.b ≠ /0 → ∃y ∈ b y ∩ b = /0.Damit werden dann einige ungewöhnliche Mengen ausgeschlossen, insbesondereMengen a (wie oben) die sich selbst als Element enthalten oder mit anderenMengen einen endlichen ∈-Zyklus bilden. Es gilt somit:(F ∗ ) a ∉ a, ¬(b ∈ c ∧ c ∈ b), ¬(d ∈ b ∧ b ∈ c ∧ c ∈ d),...Damit läßt sich die Definition der Ordinalzahlen wesentlich kürzer fassen(siehe (i) in folgendem Satz). Später werden wir ohnehin das Fundierungsaxiom(in der Form: alle Mengen sind fundiert) voraussetzen; alle folgenden Aussagenüber Ordinalzahlen lassen sich jedoch (mit etwas Mehraufwand) ohne das Fundierungsaxiombeweisen, wenn man die ursprüngliche Definition zugrunde legt.

1.2. DEFINITION DER ORDINALZAHLEN 81.2 Definition der OrdinalzahlenOrdinalzahlen wurden von CANTOR als Repräsentanten (isomorpher) Wohlordnungeneingeführt; heute definiert man sie nach von NEUMANN als Mengen, die(wie speziell die natürlichen Zahlen) transitiv und durch die ∈-Beziehung wohlgeordnetsind:∈ a : = {x,y | x,y ∈ a ∧ x ∈ y} Elementbeziehung auf a,Ord(a) : ↔ trans(a)∧ ∈ a ist Wohlordnung auf a Ordinalzahl,con(a) : ↔ ∀x,y ∈ a (x ∈ y ∨ x = y ∨ y ∈ x) connex,fund(a) : ↔ ∀x ⊆ a (x ≠ /0 → ∃y ∈ x ∀z ∈ x z ∉ y) fundiert.Eine Menge a ist fundiert, wenn jede nicht-leere Teilmenge b ⊆ a ein Elementbesitzt, welches minimal (bezüglich der ∈-Relation) ist; diese Bedingung ist alsoTeil der Forderung, daß ∈ a eine Wohlordnung ist (Bedingung Min in der Definitioneiner Wohlordnung). Eine Menge a mit der Eigenschaft a ∈ a ist nicht fundiert(denn {a} wäre eine nicht-leere Teilmenge ohne minimales Element), und ebensowenigist eine Menge {a,b} mit a ∈ b ∈ a fundiert.Vereinbarung <strong>zur</strong> FundierungWir wollen nun der Einfachheit halber voraussetzen, daß alle Mengen fundiertsind. Dann gilt also insbesondere:b ≠ /0 → ∃y ∈ b ∀z ∈ b z ∉ y, d. h.b ≠ /0 → ∃y ∈ b y ∩ b = /0.Damit werden dann einige ungewöhnliche Mengen ausgeschlossen, insbesondereMengen a (wie oben) die sich selbst als Element enthalten oder mit anderenMengen einen endlichen ∈-Zyklus bilden. Es gilt somit:(F ∗ ) a ∉ a, ¬(b ∈ c ∧ c ∈ b), ¬(d ∈ b ∧ b ∈ c ∧ c ∈ d),...Damit läßt sich die Definition der Ordinalzahlen wesentlich kürzer fassen(siehe (i) in folgendem Satz). Später werden wir ohnehin das Fundierungsaxiom(in der Form: alle Mengen sind fundiert) voraussetzen; alle folgenden Aussagenüber Ordinalzahlen lassen sich jedoch (mit etwas Mehraufwand) ohne das Fundierungsaxiombeweisen, wenn man die ursprüngliche Definition zugrunde legt.

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