Auch den Hunden im Tierheim soll es gut gehen - Tierheim Paderborn
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Tierhe<strong>im</strong> Zeitung <strong>Paderborn</strong> Ausgabe 1/2012<br />
Seite 14<br />
Glück gehabt!<br />
Von Karin Keuter<br />
Am 10. Dezember 2011 ging nachmittags <strong>im</strong> Tierhe<strong>im</strong> das<br />
Telefon.<br />
Meine Nachbarin war am anderen Ende, um mir aufgeregt<br />
mitzuteilen, dass sie während einer Mountainbike-Tour<br />
<strong>im</strong> Ettelner Wald einen völlig ausgehungerten Hund g<strong>es</strong>ehen<br />
habe, <strong>den</strong> sie jedoch nicht anlocken konnte. Der<br />
Hund habe sie beobachtet aber schließlich sei er <strong>im</strong> Wald<br />
verschwun<strong>den</strong>. Sie wollte nun vom Tierhe<strong>im</strong> einen Rat,<br />
wie man <strong>den</strong> Hund am B<strong>es</strong>ten einfangen kann. Meine<br />
Antwort muss für sie sehr entmutigend gew<strong>es</strong>en sein. Ich<br />
sagte ihr nämlich, dass man da sehr wenig tun kann. Man<br />
könnte mit einer Hundertschaft <strong>den</strong> Wald durchkämmen,<br />
und würde wahrscheinlich <strong>den</strong> Hund noch nicht einmal<br />
zu sehen bekommen, oder zumind<strong>es</strong>t nicht eingefangen<br />
bekommen. Die einzige Chance b<strong>es</strong>teht darin, dass man<br />
<strong>den</strong> Hund anfüttert, und wenn man das g<strong>es</strong>chafft hat, an<br />
di<strong>es</strong>er Stelle eine Lebendfalle aufzustellen, um <strong>den</strong> Hund<br />
damit einzufangen.<br />
Wo <strong>soll</strong> man allerdings <strong>den</strong> Hund anfüttern, wenn man<br />
nicht weiß wo er sich aufhält. Einen Napf mit Hundefutter<br />
würde vermutlich auch jed<strong>es</strong> Fleisch fr<strong>es</strong>sende Tier <strong>im</strong><br />
Wald nicht verschmähen.<br />
Damit war di<strong>es</strong>e Angelegenheit für mich vorerst erledigt.<br />
Wir bekommen einfach zu oft solche Anrufe und in <strong>den</strong><br />
meisten Fällen, können wir keinen Erfolg verbuchen. Die<br />
meisten Leute <strong>den</strong>ken, wenn sie einen streunen<strong>den</strong> Hund<br />
sehen, müssen sie <strong>es</strong> nur dem Tierhe<strong>im</strong> mel<strong>den</strong>, die wer<strong>den</strong><br />
sich da schon kümmern. Es ist ja schließlich deren<br />
Job – so ihre Meinung! Selbst wenn wir zehn Arme hätten<br />
und der Tag 48 Stun<strong>den</strong> hätte, könnten wir nicht all<strong>es</strong> erledigen,<br />
was an Meldungen reinkommt. In solchen Fällen<br />
geht <strong>es</strong> <strong>im</strong> Grunde ohne die Mithilfe derjenigen, die die<br />
Meldungen auch machen, nicht.<br />
Abends nach Feierabend bin ich dann doch noch in <strong>den</strong><br />
Wald gefahren, weil mir der Hund nicht aus dem Kopf ging.<br />
Eine B<strong>es</strong>chreibung hatte mir meine Nachbarin ja am Telefon<br />
schon gegeben. Wie sich aber später herausstellte,<br />
bin ich in einen völlig falschen Weg abgebogen, und habe<br />
vermutlich irgendeinem Tier mit dem Hundefutter, das ich<br />
verteilt habe, ein schön<strong>es</strong> Abend<strong>es</strong>sen b<strong>es</strong>chert.<br />
Am Mittwoch meldete sich dann Frau Lumpp, eine private<br />
Tierschützerin, und sagte, dass meine Nachbarin <strong>den</strong><br />
Hund tatsächlich angefüttert habe und auch schon eine<br />
Falle organisiert habe, die nachmittags <strong>im</strong> Wald aufg<strong>es</strong>tellt<br />
wer<strong>den</strong> <strong>soll</strong>te. Ich habe mich sofort angeboten zu helfen,<br />
da ich ja recht nah am Ettelner Wald wohne und man für<br />
<strong>den</strong> Transport der Falle ein größer<strong>es</strong> Auto wie beispielsweise<br />
<strong>den</strong> Tierhe<strong>im</strong>bulli benötigt.<br />
Nachmittags haben meine Nachbarin, deren Schw<strong>es</strong>ter<br />
und ich uns mit Herrn Ließmann von der Tierhilfe Lippe,<br />
der uns die Hundefalle zur Verfügung stellte, getroffen und<br />
sind zur Futterstelle in <strong>den</strong> Wald gefahren.<br />
Herr Ließmann gab uns dann noch Instruktionen, wie die<br />
Falle richtig steht, wie der Köder (leckere Schnitzel) angebun<strong>den</strong><br />
wer<strong>den</strong> <strong>soll</strong> und schließlich, wie die Falle so getarnt<br />
ist, dass der misstrauischste Hund nicht widerstehen<br />
kann dort hinein zu <strong>gehen</strong>.<br />
Herr Ließmann war, genau wie ich, nicht sehr opt<strong>im</strong>istisch<br />
eing<strong>es</strong>tellt, dass der Hund schnell in die Falle geht. Er berichtete<br />
von Fällen, wo <strong>es</strong> fünf Wochen gedauert hat.<br />
Nur meine Nachbarin und ihre Schw<strong>es</strong>ter glaubten felsenf<strong>es</strong>t<br />
daran, dass der Hund noch in der kommen<strong>den</strong> Nacht<br />
gefangen würde.<br />
Um 22:00 Uhr kontrollierten wir das erste Mal die Falle.<br />
Kein Hund weit und breit, das Schnitzel völlig unangetastet.<br />
Herr Ließmann hatte vorg<strong>es</strong>chlagen die Falle<br />
stündlich zu kontrollieren. Doch di<strong>es</strong>en Vorschlag haben<br />
wir nach kurzer Überlegung verworfen, <strong>den</strong>n alle mussten<br />
wir am nächsten Tag arbeiten. Bei dem Gedanken, dass<br />
wir das über Wochen durchhalten <strong>soll</strong>en, brauchten wir<br />
entweder mehr Leute oder mussten mit unseren Kräften<br />
etwas haushalten.<br />
Ich gab meiner Nachbarin meine Handy-Nummer. Sie<br />
wollte um 3:00 Uhr noch Mal die Falle kontrollieren und<br />
mich informieren falls der Hund in der Falle ist. Recht unwahrscheinlich,<br />
dachte ich noch und ging schlafen. Aber<br />
was <strong>soll</strong> ich sagen, um 3:00 Uhr schellte mein Handy. Der<br />
Hund war in der Falle!<br />
Als ich total aufgeregt <strong>im</strong> Wald vorgefahren kam, fand ich<br />
einen völlig abgemagerten, ängstlichen Hund in der Falle<br />
vor. Schnell war die Falle samt Hund <strong>im</strong> Bulli verstaut und<br />
ab ging <strong>es</strong> zum Tierhe<strong>im</strong>. Dort angekommen, mussten wir<br />
natürlich die Falle durch <strong>den</strong> g<strong>es</strong>amten Quarantäne-Trakt<br />
schleppen, haben also alle Hunde aufgeweckt. Bei dem<br />
aufgeregten Gebell von allen Seiten, haben wir schnell die<br />
letzte freie Box eingerichtet. Mehrere dicke Decken auf die<br />
Erde gelegt, einen Napf mit Wasser und natürlich lecker<strong>es</strong><br />
Hundefutter rein. Als wir die Falle öffneten, rannte der<br />
Hund zunächst aus der Falle raus, aber dann sofort wieder<br />
rein. Nach kurzer Zeit und etwas <strong>gut</strong>em Zure<strong>den</strong>, konnten<br />
wir ihn schon vorsichtig streicheln und die Falle wegräumen.<br />
Dann wur<strong>den</strong> die Decken inspiziert und als erst<strong>es</strong><br />
voll gepinkelt und natürlich wurde in einer Wind<strong>es</strong>eile der<br />
Napf leer gemampft. Erst dann konnte er sich einigermaßen<br />
entspannt auf die ausgewechselten Decken legen.