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Auch den Hunden im Tierheim soll es gut gehen - Tierheim Paderborn

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Tierhe<strong>im</strong> Zeitung <strong>Paderborn</strong> Ausgabe 1/2012<br />

Seite 12<br />

Welpe oder erwachsener Hund?<br />

Von Kathrin Seibert<br />

Di<strong>es</strong>e Frage stellt sich automatisch, wenn man sich entschließt<br />

einen Hund als neu<strong>es</strong> Familienmitglied zu sich<br />

holen zu wollen. Sehr häufig wird sich für <strong>den</strong> Welpen<br />

entschie<strong>den</strong>, was selbstverständlich in Ordnung ist. In vielen,<br />

wenn nicht sogar <strong>den</strong> meisten Fällen g<strong>es</strong>chieht di<strong>es</strong><br />

in meinen Augen aber aus <strong>den</strong> falschen Grün<strong>den</strong>, von <strong>den</strong>en<br />

ich mich mit einigen näher befassen möchte:<br />

1. Bindung<br />

Immer wieder hören wir, gerade <strong>im</strong> Tierhe<strong>im</strong>, die Begründung,<br />

dass <strong>es</strong> ein Welpe sein <strong>soll</strong>, weil man sonst keine<br />

Bindung mehr aufbauen könnte. Das ist völliger Quatsch!<br />

Meine Hündin habe ich kennen gelernt, als sie bereits<br />

fünf Jahre alt war, wenn ihre Bindung zu mir noch enger<br />

wäre, könnte ich vermutlich keinen Schritt mehr alleine<br />

machen... <strong>Auch</strong> ihre Vorgängerin kam erst mit eineinhalb<br />

Jahren zu mir, was unserer Bindung keinerlei Abbruch<br />

getan hat. Häufig ist <strong>es</strong> so, dass gerade ein ausgewachsener<br />

Hund aus dem Tierhe<strong>im</strong>, auch nach mehreren gemeinsamen<br />

Spaziergängen kein b<strong>es</strong>onder<strong>es</strong> Inter<strong>es</strong>se<br />

an <strong>den</strong> neuen menschlichen Begleitern zu haben scheint.<br />

Von <strong>den</strong> B<strong>es</strong>uchern hören wir dann, dass der Hund keine<br />

Bindung aufbaut, und <strong>es</strong> wird sich gegen ihn entschie<strong>den</strong>.<br />

Das finde ich sehr schade, da gerade die Hunde, die ihr<br />

Herz nicht sofort an je<strong>den</strong> verschenken in meinen Augen<br />

später die engste Bindung aufbauen. Gibt man Hun<strong>den</strong><br />

aus dem Tierschutz ausreichend (!) Zeit, damit sind eher<br />

Wochen und Monate als Tage gemeint, sind <strong>es</strong> später für<br />

gewöhnlich die treusten und anhänglichsten Hunde, die<br />

man sich nur wünschen kann. Ganz b<strong>es</strong>onders gilt di<strong>es</strong><br />

für Hunde, die Zeit zum Auftauen brauchen und nicht je<strong>den</strong><br />

Menschen gleich freundlich begrüßen. Hat man das<br />

Herz von einem Hund gewonnen, der <strong>es</strong> nicht leicht verschenkt,<br />

dankt er <strong>es</strong> mit bedingungsloser Liebe.<br />

2. Erziehung<br />

Eine weitere Begründung, w<strong>es</strong>halb <strong>es</strong> ein Welpe und kein<br />

ausgewachsener Hund sein <strong>soll</strong>, die wir häufig hören, ist<br />

die, dass man einen erwachsenen Hund nicht mehr erziehen<br />

kann. <strong>Auch</strong> hier kann ich nur wieder sagen: Das<br />

ist völliger Quatsch! Ich gebe gerne zu, dass <strong>es</strong> länger<br />

dauern kann, einen ausgewachsenen Hund Kommandos<br />

beizubringen, als <strong>es</strong> möglicherweise bei einem Welpen<br />

der Fall ist. Dafür sind Stolz und Freude aber umso größer,<br />

wenn man <strong>im</strong>mer mehr Erfolge verzeichnen kann. Als<br />

Beispiel möchte ich gerne wieder meine Hündin anbringen,<br />

die absolut gar nichts konnte. Ein Spaziergang war<br />

eher anstrengend als erholsam, weil sie überhaupt nicht<br />

an der Leine <strong>gehen</strong> konnte. Sie kannte keinerlei Kommandos,<br />

so dass man sagen kann, dass ich mit ihr wirklich<br />

bei Null angefangen habe. Und obwohl sie bereits fünf<br />

war, als ich sie kennenlernte, hat sie mit Ruhe und Geduld<br />

so viel gelernt und lernt je<strong>den</strong> Tag dazu. Jed<strong>es</strong> Mal wenn<br />

eine neue Übung funktioniert, bin ich einfach wahnsinnig<br />

stolz und freue mich, gerade weil <strong>es</strong> Zeit und Geduld in<br />

Anspruch genommen hat. Ich bin mir nicht sicher, ob ich<br />

bei einem Welpen genauso stolz wäre, da man da ja irgendwie<br />

erwartet, dass die Erziehung schnell und einfach<br />

funktioniert.<br />

3. Niedlichkeitsfaktor<br />

„Welpen sind so süß!“ Sicher sind sie das, aber das <strong>soll</strong>te<br />

niemals ein Grund sein sich für einen Welpen zu entschei<strong>den</strong>.<br />

Einmal ganz davon abg<strong>es</strong>ehen, dass jeder Welpe<br />

nach relativ kurzer Zeit zum ausgewachsen Hund wird,<br />

<strong>soll</strong>te das süße Aussehen kein<strong>es</strong>falls ein Anschaffungsgrund<br />

sein. Denn spät<strong>es</strong>tens, wenn der süße Welpe die<br />

Inneneinrichtung als Kauspielzeug missbraucht hat und<br />

<strong>den</strong> teuren Teppich durch noch nicht vorhan<strong>den</strong>e Stubenreinheit<br />

versaut hat, spielt das süße Aussehen kaum noch<br />

eine Rolle. <strong>Auch</strong> lassen sich manche Leute durch das<br />

niedliche Aussehen täuschen und verg<strong>es</strong>sen, wie groß der<br />

süße Kleine einmal wird, was fatale Folgen haben kann.<br />

4. Spielkamerad für das Kind<br />

Sehr gerne wird sich für einen Welpen entschie<strong>den</strong>, weil<br />

Hund und Kind miteinander gemeinsam aufwachsen <strong>soll</strong>en.<br />

Prinzipiell finde ich <strong>es</strong> für Kinder toll, wenn sie mit<br />

Hun<strong>den</strong> aufwachsen können, insofern sich an b<strong>es</strong>t<strong>im</strong>mte<br />

Regeln gehalten wird. Aber dafür muss <strong>es</strong> kein junger<br />

Hund sein. Ein erwachsener, kinderlieber Hund wird vermutlich<br />

mit dem häufig unberechenbaren Verhalten von<br />

Kindern deutlich b<strong>es</strong>ser um<strong>gehen</strong> können, als ein Welpe.<br />

Und ein „gemeinsam<strong>es</strong>“ Aufwachsen ist ja ohnehin nur<br />

bedingt möglich, da der Hund deutlich schneller erwachsen<br />

ist als der Mensch.<br />

Viele Leute entschei<strong>den</strong> sich gerade nach dem Verlust<br />

ein<strong>es</strong> treuen Kamera<strong>den</strong> bewusst für einen Junghund<br />

einfach, weil sie eine möglichst lange gemeinsame Zeit<br />

vor sich haben wollen. Di<strong>es</strong>en Grund kann ich verstehen<br />

und führe ihn daher bewusst nicht als falschen Grund auf.<br />

Wenn di<strong>es</strong> aber der einzige Grund für einen Welpen und<br />

gegen einen erwachsenen Hund ist, möchte ich auch an<br />

di<strong>es</strong>e Leute appellieren, einem Hund <strong>im</strong> b<strong>es</strong>ten Hundealter<br />

eine Chance zu geben. Wie lange die gemeinsame<br />

Zeit ist, dass weiß man nie; <strong>den</strong>n auch bei einem Welpen<br />

gibt <strong>es</strong> keine Garantie, dass er zehn oder fünfzehn Jahre<br />

bei Ihnen bleibt. Und genauso haben <strong>es</strong> schon viele Leute<br />

erlebt, dass sie einem Senior aus dem Tierhe<strong>im</strong> noch die<br />

letzten Wochen oder Monate in einem Zuhause gönnen<br />

wollten und der Senior dann noch ein paar Jahre gelebt<br />

hat.<br />

Wenn ich mit meiner Sicht der Dinge, <strong>den</strong> ein oder anderen<br />

überzeugen konnte, auch einem ausgewachsenen<br />

Hund eine Chance zu geben, dann freut mich das sehr.<br />

Und <strong>den</strong>en, die sich bewusst (!) für einen Welpen entschei<strong>den</strong>,<br />

wünsche ich einfach auch sehr viel Spaß mit<br />

dem neuen Familienmitglied!

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