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THS Newsletter 10 - Theodor-Heuss-Schule

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Alle späteren Bundespräsidenten<br />

»wollten in irgendeiner<br />

Weise <strong>Heuss</strong> nacheifern«, sagt<br />

der Historiker Tobias Kies, der<br />

über die Repräsentation der<br />

Bundespräsidenten forscht.<br />

<strong>Heuss</strong> habe sehr bewusst eine<br />

»nüchterne Bescheidenheit« auszustrahlen<br />

versucht, wenn er<br />

sich etwa im Lehnstuhl mit<br />

einem Buch in der Hand oder<br />

jovial in einer Weinstube mit<br />

den »einfachen Leuten« zeigte.<br />

»Das war eine gewisse Selbststilisierung«,<br />

sagt Kies. »Er wollte<br />

sich ganz bewusst vom Glanz<br />

und Gloria früherer deutscher<br />

Politiker absetzen, vor allem natürlich<br />

vom Nationalsozialismus.«<br />

In humanistischer Tradition<br />

Das führte zu Begebenheiten<br />

wie dem Besuch bei einem Manöver<br />

der Bundeswehr in Urmitz<br />

am Rhein 1958. <strong>Heuss</strong> blieb<br />

nicht lange, verabschiedete sich<br />

mit dem berühmten Satz »Nun<br />

siegt mal schön«, um dann eine<br />

kunstgeschichtlich interessante<br />

Kapelle zu besichtigen. »Er stand<br />

für humanistische Traditionen<br />

und gegen jeden Militarismus«,<br />

sagt Kies.<br />

Der als Sohn eines Straßenbaumeisters<br />

1884 geborene <strong>Heuss</strong><br />

war vom Neckar zum Studium<br />

der Nationalökonomie nach<br />

München und Berlin gegangen.<br />

Mit 21 Jahren promovierte er<br />

und ließ sich in der Hauptstadt<br />

nieder, wo er als Journalist und<br />

Politiker die liberalen Ideen<br />

Friedrich Naumanns verfocht.<br />

Den ersten Weltkrieg begrüßte<br />

der Journalist noch frenetisch. In<br />

der Weimarer Republik stand er<br />

als Reichstagsabgeordneter der<br />

Deutschen Demokratischen Partei<br />

(DDP) aber dann energisch<br />

für die Demokratie ein. Im »Dritten<br />

Reich« wurde er als Chefredakteur<br />

der Zeitschrift »Die<br />

Hilfe« zum Rücktritt gedrängt.<br />

Werke aus seiner Feder landeten<br />

in den Feuern der Bücherverbrennung.<br />

Kontakte zum Deutschen<br />

Widerstand<br />

Im Zweiten Weltkrieg widmete<br />

sich <strong>Heuss</strong> stärker als zuvor dem<br />

Schreiben – mit Biografien von<br />

Persönlichkeiten wie dem Architekten<br />

Hans Poelzig oder dem<br />

Ingenieur und Firmengründer<br />

Robert Bosch. Einen Großteil des<br />

Lebensunterhalts bestritt dabei<br />

übrigens seine Frau Elly <strong>Heuss</strong>-<br />

Knapp (1881–1952). Als Bildungsbürger<br />

und Intellektueller<br />

habe er die positiven kulturellen<br />

Traditionen Deutschlands zu<br />

pflegen versucht, ist Kies überzeugt.<br />

<strong>Heuss</strong> hatte auch Kontakte zum<br />

Deutschen Widerstand gegen die<br />

NS-Herrschaft. So war er prädestiniert,<br />

nach 1945 eine Demokratie<br />

in Deutschland mit<br />

aufzubauen. Im Parlamentarischen<br />

Rat war er einer der<br />

Autoren des Grundgesetzes. Und<br />

als erster Vorsitzender der neu<br />

gegründeten FDP (1948) sowie<br />

ab dem 12. September 1949 als<br />

erster Bundespräsident füllte er<br />

die Paragrafen mit Leben.<br />

<strong>Heuss</strong> setzte Maßstäbe<br />

Für seine Nachfolger habe <strong>Heuss</strong><br />

nicht nur gezeigt, wie ein Bundespräsident<br />

»überparteilich«<br />

wirken könne, sagt Kies.<br />

Der gebürtige Schwabe <strong>Theodor</strong><br />

<strong>Heuss</strong> habe auch rhetorisch<br />

Maßstäbe gesetzt und in seinen<br />

Reden und Staatsbesuchen bereits<br />

sehr früh klar gemacht,<br />

dass Deutschland 1945 »befreit,<br />

nicht nur besiegt« wurde. Auch<br />

im kleinen Kreis zeigte sich<br />

<strong>Heuss</strong> redegewandt. »Es ist bekannt,<br />

dass er eine schwierige<br />

Situation mit ein, zwei humorvollen<br />

Sätzen auflockern konnte«,<br />

weiß sein Enkel, der heute<br />

Vorsitzender der gleichnamigen<br />

Stiftung ist.<br />

1963 starb <strong>Heuss</strong> in Stuttgart.<br />

Sein Geburtshaus – schräg gegenüber<br />

steht heute ein Museum<br />

– wurde nach 1945 mit seiner<br />

Zustimmung abgerissen:<br />

dort sollte Wein produziert werden.<br />

»Reißt das alte Haus nur<br />

ab, eine Stätte zur Pflege des<br />

Weines erscheint mir wichtiger<br />

als romantischer Ruhm auf<br />

Vorrat«, soll er gesagt haben.<br />

Seit 1966 <strong>THS</strong>-<strong>Schule</strong><br />

1966 erhielt die damalige<br />

»Kaufmännische Berufsfachschule«<br />

in Offenbach einen<br />

neuen Namen und wurde im<br />

Andenken an den großen<br />

Deutschen in <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<br />

<strong>Schule</strong> umbenannt.<br />

Quelle: www.n-tv.de<br />

Geschichte<br />

<strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>10</strong> • Mai 2009 • 9

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