THS Newsletter 10 - Theodor-Heuss-Schule

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THS Newsletter 10 • THS Newsletter 10 • Mai 2009 Die Entwicklung der Berufsschule Der gesellschaftliche Auftrag der Schule, der meist im Schulgesetz eines Bundeslandes festgehalten wird, liegt in der Entwicklung der Schüler zu mündigen und verantwortungsvollen Persönlichkeiten. Dabei soll die Schule Bildung, also Wissen, Fähigkeiten und Werte im Unterricht gezielt vermitteln. Dies trifft generell auf alle Schulen zu, aber auch auf Berufsschulen, einen Schulzweig, der auf eine noch recht junge Geschichte zurückblicken kann. Der Handfertigkeitsunterricht in der Volksschule (Gartenlaube 1893).
Die Berufsschule entwickelte sich aus der Volksschule. Hier gab es schon früh den so genannten»Handfertigkeitsunterricht«. Ziel dieser »Knabenhandarbeit« war: »der Jugend neben der geistigen Arbeit eine gesunde Erholung zu bieten, den Sinn für das Praktische zu wecken...« Die Forderung nach einer höheren Allgemeinbildung führte zu einer eigenen Berufsbildung. Sonn- und Feiertagsschulen In Bayern zum Beispiel waren Lehrlinge bereits seit 1803 verpflichtet, Sonn- und Feiertragsschulen im Rahmen der Schulpflicht – bis zum 18. Lebensjahr – zu besuchen. Inhaltlich trugen sie anfangs mit den Fächern Lesen, Schreiben, Rechnen und Religion nur wenig zu einer »beruflichen Bildung« bei und sind daher eher als Fortsetzung der Werktagsschulen anzusehen. Lehrlinge durften nicht freigesprochen werden, Jungen und Mädchen nicht heiraten, wenn sie nicht »den fleißigen Besuch dieser Feyertags Schulen durch gültige Zeugnisse ... beweisen konnten«. Erst nach 1833 wurde in den Sonn- und Feiertagsschulen der Handwerker auch Unterricht erteilt » ... im Zeichnen, ... in den Anfangsgründen der Geometrie, Physik und Chemie sowie ... über einfache Maschinen.« 1864 wurden die Sonn- und Feiertagsschulen in Fortbildungsschulen umbenannt. Sie dienten als allgemeine Erziehungsanstalten für die schulentlassene Jugend (Sonntagsschule) sowie als Einrichtungen für die gewerbliche Ausbildung – insbesondere für die Handwerksausbildung. Fortbildungsschule Das »Handwerkerschutzgesetz« von 1897, in dem unter anderem auch das Lehrlingswesen neu geordnet wurde, etablierte die Fortbildungsschule als zweiten Lernort und legte somit den Grundstein für das heutige duale System der Berufsausbildung. Inhaltlich sollte die Fortbildungsschule eine »theoretische Ausbildung leisten« und »die Erziehungslücke zwischen Volksschulabschluß und Militärdienst schließen«. Doch diese Schule war nach Meinung Georg Kerschensteiners »den Schülern gleichgültig, den Meistern lästig, den Lehrern ein Gegenstand vergeblicher Liebesmüh«. Georg Kerschensteiner (1854 – 1932). Lehrwerkstätte der Siemens-Schucker-Werke, Nürnberg, um 1918. Berufsschule Georg Kerschensteiner reorganisierte 1906 als Stadtschulrat von München die Fortbildungsschulen zu fachlich gegliederten und am Beruf orientierten Pflichtschulen. Er gilt somit als Wegbereiter der Berufsschule. In der Weimarer Republik (1919-1933) entwickelte sich die Berufsfortbildungsschule allmählich zur Berufsschule. Die Berufsschulpflicht wurde schließlich durch das »Gesetz über die Schulpflicht im Deutschen Reich« (1938) eingeführt. Dieses Gesetz und weitere Verordnungen sahen vor: • Berufsschulen in der Trägerschaft der Stadt- und Landkreise, • reichseinheitliche Lehrpläne, • verbeamtete Berufsschullehrer, • enge Anlehnung der Berufsschule an die betriebliche Ausbildung. Geschichte Quellen: (vgl. Schneider, Michael; Stockmeyer, Eva- Susanne: „Früh übt sich“ Aus der Geschichte der Beruflichen Bildung, in: Bayerische Nationalmuseum München (Hrsg.): Lehrjahre, zur Geschichte und Gegenwart der beruflichen Bildung. Themen und Katalogheft des Bayerischen Schulmuseums Ichenhausen 1994, Heft 7., S. 8 ff. vgl. Greinert, Wolf-Dietrich: Geschichte der Berufsausbildung in Deutschland, in: Handbuch der Berufsbildung. Arnold, Rolf; Lipsmeier Antonius (Hrsg.); Leske und Budrich, Opladen 1995, S. 410-415. THS Newsletter 10 • Mai 2009 • 11
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