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THS Newsletter 10 - Theodor-Heuss-Schule

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<strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong><br />

Informationen der <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Schule</strong> für Schüler, Eltern, Lehrkräfte und Ausbildungsbetriebe<br />

Mai 2009<br />

In diesem Heft:<br />

Geschichte, Interviews, Rätsel<br />

und Stories<br />

Schutzgebühr: Schüler 1,00 Euro, Lehrkräfte 2,00 Euro<br />

Jubiläumsmagazin<br />

5A H R E 12J<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Schule</strong><br />

Berufliche <strong>Schule</strong>n der Stadt Offenbach<br />

für Wirtschaft und Gesundheit


<strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong><br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Editorial<br />

<strong>THS</strong>: Es begann im Hause eines Bäckermeisters<br />

Der »erste Bürger«: <strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong><br />

Die Entwicklung der Berufsschule<br />

Endlich selbstverantwortlich unterrichten –<br />

Interview mit dem Schulleiter Heinrich Kößler<br />

»Gut mit der SV zusammengearbeitet« – Gespräch<br />

mit dem ehemaligen Schulleiter Rüdiger Hohlstein<br />

<strong>THS</strong> kann zur bedeutenden Bildungsinstitution<br />

werden – Gespräch mit Ute Steinmeyer<br />

»Vielfältiges Angebot, sehr präsent und lebendig« –<br />

Schuldezernent Weiß über die <strong>THS</strong><br />

Stimmen des Kollegiums<br />

Ehemalige Schüler und Schülerinnen kommen zu<br />

Wort<br />

Rätsel zur Geschichte der <strong>THS</strong><br />

<strong>10</strong> Jahre Tasty Theo: Von einem, der auszog, eine<br />

Firma zu gründen ...<br />

Rätsel für »<strong>THS</strong>-Kenner«<br />

Schnipsel – die letzte Seite<br />

2 • <strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>10</strong> • Mai 2009<br />

3<br />

4<br />

6<br />

<strong>10</strong><br />

12<br />

13<br />

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16<br />

23<br />

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27<br />

28<br />

Zum Titelbild:<br />

Über <strong>10</strong>0 Schülerinnen und Schüler der <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Schule</strong> stellten sich<br />

zum Titelfoto auf und symbolisieren damit 125 Jahre vielfältigen und<br />

lebendigen Geist der <strong>THS</strong>-<strong>Schule</strong>.<br />

Ein besonderer Dank gilt Arne Keilmann, dem »mutigen Fotografen«, und<br />

der Offenbacher Feuerwehr, die das 125-Jahre Bild mit ihrem freiwilligen<br />

»Sondereinsatz« erst möglich gemacht hat.<br />

Impressum:<br />

»<strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong>«<br />

erscheint 3 x pro Jahr<br />

und ist der aktuelle<br />

<strong>Newsletter</strong> der<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Schule</strong><br />

für Schüler, Eltern,<br />

Ausbildungsbetriebe<br />

und Lehrkräfte.<br />

Konzeption:<br />

Helmut Müssemann.<br />

Verantwortlich für den<br />

Inhalt: Stefan Falcione,<br />

Helmut Müssemann.<br />

Redaktionsteam: Gudrun<br />

Bayer, Fatima<br />

Essanhaji, Stefan<br />

Falcione, Helmut Müssemann.<br />

Gesamtverantwortung:<br />

H. Kößler, Schulleiter.<br />

Gestaltung: arcus<br />

design & verlag oHG,<br />

Fankel.<br />

www.arcusdesigns.de<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Schule</strong>,<br />

Buchhügelallee 86,<br />

D-63071 Offenbach,<br />

Tel. 069 - 8065 2435,<br />

Fax 8065 3192.<br />

www.ths.schulenoffenbach.de


Liebe Leserinnen, lieber Leser,<br />

heute halten Sie einen ganz besonderen<br />

<strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong> in den<br />

Händen: die <strong>THS</strong> Jubiläumsausgabe.<br />

Denn Jubiläen gibt es<br />

in diesem Jahr an der <strong>THS</strong> gleich<br />

mehrfach zu feiern.<br />

2009 kann die <strong>THS</strong> auf eine<br />

125-jährige Schulgeschichte<br />

zurückblicken und darauf sind<br />

wir sehr stolz. Darüber hinaus<br />

feiert das <strong>THS</strong> Kioskprojekt<br />

»Tasty Theo«<br />

<strong>10</strong>-jähriges Bestehen. Ein weiteres,<br />

wenn auch kleines, <strong>THS</strong>-<br />

Jubiläum ist zu erwähnen:<br />

Dieser <strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong> erscheint<br />

heute zum <strong>10</strong>. Mal. Und last but<br />

not least wurde der<br />

Namensgeber unserer <strong>Schule</strong>,<br />

<strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong> vor 125 Jahren<br />

geboren.<br />

125 Jahre <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<br />

<strong>Schule</strong><br />

Angefangen hat alles 1884 als<br />

Kaufmännische Fortbildungsschule<br />

für Erwachsene unter der<br />

Regie der Offenbacher Großherzoglichen<br />

Handelskammer. Die<br />

<strong>Schule</strong> startete damals mit 65<br />

Schülern im Hause eines Offenbachers<br />

Bäckermeisters. Sie<br />

wuchs in den nächsten Jahrzehnten<br />

recht schnell. Im Jahr<br />

1914 zählte sie bereits 331<br />

Schüler.<br />

Diese positive Entwicklung setzte<br />

sich auch im 20. Jahrhundert<br />

zügig fort. Heute ist die <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Schule</strong><br />

eine weltoffene,<br />

moderne Aus- und Weiterbildungsinstitution<br />

mit über<br />

2.000 Schülerinnen und Schülern<br />

und ein fester Bestandteil<br />

des öffentlichen Lebens der<br />

Stadt und des Kreises Offenbach.<br />

Immer wieder aufs Neue<br />

stellt sie sich im Bildungsbereich<br />

dem Wandel der Zeit und wird<br />

auch in der Zukunft die neuen<br />

Herausforderungen erfolgreich<br />

meistern. Im Herbst dieses Jahres<br />

wird die <strong>THS</strong> dieses wichtige<br />

Ereignis natürlich auch mit<br />

einem Jubiläumsevent würdigen<br />

(mehr Infos auf der <strong>THS</strong> Webpage).<br />

<strong>10</strong> Jahre Tasty Theo<br />

1999 als Verein gegründet, mit<br />

einem Schulkiosk angetreten<br />

und 2001 um Cafeteria und<br />

Bioladen ergänzt, blickt Tasty<br />

Theo auf sehr erfolgreiche, aber<br />

auch arbeitsreiche <strong>10</strong> Jahre<br />

zurück. 2006 wurde die Umsatzmarke<br />

von 1 Million Euro überschritten.<br />

Das ist hauptsächlich<br />

den Schülerteams zu verdanken,<br />

die den Betrieb unter Anleitung<br />

von einigen sehr engagierten<br />

<strong>THS</strong> Kolleginnen und -kollegen<br />

in Eigenregie führen. Heute ist<br />

Tasty Theo aus dem Schulalltag<br />

der <strong>THS</strong> nicht mehr weg zu denken.<br />

<strong>10</strong>. Ausgabe des <strong>THS</strong><br />

<strong>Newsletter</strong><br />

Als ein Projekt im Rahmen von<br />

SV+ gestartet, ist der <strong>THS</strong><br />

<strong>Newsletter</strong> zum ersten Mal im<br />

November 2005 erschienen und<br />

informiert seitdem <strong>THS</strong> Schüler<br />

und deren Eltern, Lehrer und die<br />

Offenbacher Schulöffentlichkeit<br />

regelmäßig über die interessanten<br />

und vielfältigen Aktivitäten<br />

der <strong>Schule</strong>. Der <strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong><br />

ist inzwischen zu einer festen<br />

Instanz in der <strong>THS</strong> geworden<br />

und das anfänglich aus drei<br />

<strong>THS</strong>- Kollegen bestehende kleine<br />

Redaktionsteam wird mittlerweile<br />

sehr tatkräftig von vielen<br />

<strong>THS</strong> Schülern unterstützt. Das<br />

kleine Jubiläum war für uns<br />

Grund genug, den <strong>THS</strong><br />

<strong>Newsletter</strong> heute in neuem, frischen<br />

Design herauszubringen.<br />

125. Geburtstag<br />

von <strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong><br />

Als Namensgeber unserer <strong>Schule</strong><br />

sollte auch er in dieser Ausgabe<br />

nicht unerwähnt bleiben, weil<br />

sich sein Geburtstag zum 125.<br />

Mal jährt. <strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong>, ein<br />

begeisterter Journalist, steht für<br />

humanistische und kulturelle<br />

Traditionen Deutschlands, setzte<br />

als 1. Bundespräsident mit seiner<br />

Politik und seinem bescheidenen<br />

Wesen Maßstäbe<br />

besonders für Politiker, aber<br />

auch für alle Bundesbürger und<br />

gab unserer heutigen Bundesrepublik<br />

gerade in ihrer<br />

Aufbauphase wichtige,<br />

nachhaltige Impulse.<br />

Anekdoten und Berichte<br />

Wir haben in diesem <strong>THS</strong><br />

<strong>Newsletter</strong> einige interessante<br />

Berichte und<br />

Anekdoten rund um diese<br />

vier Jubiläen an der <strong>Theodor</strong>-<br />

<strong>Heuss</strong>-<strong>Schule</strong> zusammengestellt<br />

und lassen ehemalige <strong>THS</strong>-<br />

Schüler sowie langjährige<br />

Lehrerkollegen, von denen manche<br />

bereits als Schüler an der<br />

<strong>THS</strong> waren, zu Wort kommen.<br />

Sie erzählen über die Ge-<br />

schichte und Geschichten um<br />

die <strong>THS</strong> herum.<br />

Dankeschön<br />

An dieser Stelle möchten wir<br />

uns recht herzlich bei allen<br />

bedanken, die uns dabei unterstützt<br />

und diese Jubiläumsausgabe<br />

möglich gemacht<br />

haben: Bei den Schülerinnen<br />

und Schülern, die in der Projektwoche<br />

die Interviews geführt<br />

und Berichte darüber geschrieben<br />

haben, bei allen Kolleginnen,<br />

Kollegen und ehemaligen<br />

<strong>THS</strong>lern, die sich die Zeit für die<br />

Interviews und Berichte über<br />

ihre Erfahrungen an der <strong>THS</strong><br />

genommen haben. Besonderer<br />

Dank geht an alle Sponsoren,<br />

die uns beim Druck dieser<br />

Ausgabe mit ihren Spenden<br />

finanziell unterstützt haben.<br />

Wir hoffen, dass Ihnen die<br />

Berichte rund um die <strong>THS</strong> und<br />

die neue Aufmachung des<br />

<strong>Newsletter</strong>s gefallen und wünschen<br />

Ihnen viel Spaß beim<br />

Lesen.<br />

Das <strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong><br />

Redaktionsteam<br />

Editorial<br />

Stefan Falcione, Gudrun Bayer, Fatima<br />

Essanhaji, Helmut Müssemann<br />

<strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>10</strong> • Mai 2009 • 3


<strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong><br />

Historisches Foto des Hauses in<br />

der Glockengasse 45.<br />

13. Juni 1884<br />

Eröffnung der <strong>Schule</strong><br />

(Kaufmännische Fortbildungsschule)<br />

in der<br />

Glockengasse 45.<br />

1902<br />

4 • <strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>10</strong> • Mai 2009<br />

Finanzielle Unterstützung<br />

durch den Staat.<br />

Es fing im Hause eines<br />

Bäckermeisters an<br />

Am 11. Juni 1884 gründete die Offenbacher Handels-<br />

kammer auf Anfrage ihres Sekretärs Josef Schloß-<br />

macher eine kaufmännische Fortbildungsschule. Somit<br />

war die Offenbacher Handelskammer die erste im<br />

Großherzogtum Hessen, die eine schulmäßige Aus-<br />

bildung kaufmännischer Lehrlinge betrieb. Die<br />

Eröffnung der <strong>Schule</strong> fand am 13. Juni 1884 mit<br />

65 Schülern im Hause eines Bäckermeisters in der<br />

Glockengasse 45 statt.<br />

1909<br />

Erstmals werden weibliche<br />

Lehrlinge aufgenommen.<br />

1920<br />

Die Stadt Offenbach<br />

übernimmt die <strong>Schule</strong>.<br />

Schreibmaschinensaal um 19<strong>10</strong>.<br />

1922<br />

Einführung der Höheren<br />

Handelsschule, erster<br />

hauptamtlicher Schulleiter.<br />

1933<br />

Umzug der <strong>Schule</strong> auf<br />

das Gelände des heutigen<br />

Rathauses.


Die Hoffnung, dass auch der<br />

Staat sein Interesse an dieser<br />

Einrichtung mit staatlichen Zuschüssen<br />

bekunden würde, ging<br />

vorerst nicht in Erfüllung. Der<br />

Unterricht wurde zunächst in<br />

drei unterschiedliche Kurse<br />

geteilt.<br />

• Die Handelssprachen Französisch<br />

und Englisch versuchte<br />

man in einem ersten Kurs an die<br />

Schüler weiterzugeben und ihre<br />

Kenntnisse in Deutsch und<br />

Rechnen, den kaufmännischen<br />

Erfordernissen anzupassen.<br />

• Der zweite Kurs war als Fortführung<br />

des ersten angedacht<br />

und konnte von Schülern besucht<br />

werden, die »eine über die<br />

Ziele der Bürgerschule hinausgehende<br />

Vorbildung« nachweisen<br />

konnten.<br />

• Im Jahre 1886 wurde der dritte<br />

Kurs eingeführt, der das Ziel<br />

verfolgte, die Kenntnisse in den<br />

Handelswissenschaften weiter<br />

zu vertiefen und die Anwendungen<br />

der Fremdsprachen zu vervollständigen.<br />

Lehrplan und Stundentafel<br />

waren dauernd »Gegenstand<br />

ernster Beratung« seitens der<br />

Schulkommission, wie es in den<br />

Jahresberichten der <strong>Schule</strong> hieß.<br />

1944<br />

Zerstörung des Schulgebäudes,<br />

Einstellung<br />

des Schulbetriebs.<br />

1946<br />

Unterrichtszeiten<br />

Wiedereröffnung der<br />

<strong>Schule</strong> im Gebäude der<br />

Albert-Schweitzer-<br />

<strong>Schule</strong>.<br />

Die damaligen Unterrichtszeiten<br />

unterschieden sich grundsätzlich<br />

zu jenen, die wir heute haben.<br />

Der Unterricht fand an den Wochentagen<br />

im Sommer in den<br />

Morgenstunden zwischen 6 und<br />

8 Uhr und im Winter in den<br />

Abendstunden von 8 bis <strong>10</strong> Uhr<br />

statt.<br />

Einem anderen Jahresbericht<br />

von 1902/03 ist darüber hinaus<br />

zu entnehmen, dass trotz einiger<br />

Widerstände im Handel der Unterricht<br />

dennoch in der Zeit zwischen<br />

7 und 9 Uhr sowie zwischen<br />

14 und 16 Uhr stattfinden<br />

konnte.<br />

Finanzielle Probleme<br />

Im Laufe der Zeit tauchten<br />

immer größer werdende finanzielle<br />

Probleme auf: Die <strong>Schule</strong><br />

Das Schulgebäude in der<br />

Geleitstraße 18.<br />

1956<br />

Übersiedlung in das<br />

Gebäude der ehemaligen<br />

Oberschule für<br />

Mädchen in die Geleitstraße<br />

18.<br />

Ausschnitt aus der »Offenbacher Zeitung« vom 17. Juli 1884.<br />

war auf Spenden durch Firmen<br />

und ein erhobenes Schulgeld<br />

der Schüler angewiesen, da eine<br />

finanzielle Unterstützung des<br />

Staates fehlte. Die Stadt selbst<br />

stellte die unentgeltliche Benutzung<br />

der Schulräume neben<br />

Heizung und Beleuchtung und<br />

gewährte im Schuljahr 1887/88<br />

schließlich einen Zuschuss von<br />

370,- Mark. Erst im Jahre 1902<br />

begann auch der Staat durch<br />

einen Zuschuss in Höhe von<br />

2.270,- Mark die <strong>Schule</strong> finanziell<br />

zu unterstützen.<br />

1961<br />

Die <strong>Schule</strong> erhält das<br />

Recht, die Realschulreife<br />

zu verleihen.<br />

1966<br />

Umbenennung von<br />

»Kaufmännischer<br />

Berufsfachschule« in<br />

<strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong> <strong>Schule</strong>.<br />

Schnelles Wachstum<br />

Geschichte<br />

Das Interesse an der <strong>Schule</strong><br />

nahm in den folgenden Jahren<br />

immer weiter zu, so dass sich<br />

die Zahl der Schüler von 65 im<br />

Jahr 1884 auf 331 im Jahr 1914<br />

erhöhte. Dadurch war ein Umzug<br />

aus dem Haus des Bäckermeisters<br />

in das Gebäude einer<br />

alten Realschule in der Herrnstraße<br />

unausweichlich, um den<br />

Unterricht weiterhin zu ermög-<br />

1968<br />

Einführung des Beruflichen<br />

Gymnasiums.<br />

<strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>10</strong> • Mai 2009 • 5


<strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong><br />

Zeugnis aus dem Jahr 1926.<br />

1972/1973<br />

Umzug auf den<br />

Buchhügel.<br />

Es wurde festgestellt, dass »trotz des gefährlichen Alters der Schüler und<br />

Schülerinnen sich aus dem gemeinsamen Unterricht niemals<br />

Schwierigkeiten ergeben haben«.<br />

Zitat zur Einführung des gemeinsamen Unterrichts von Jungen und Mädchen<br />

1982<br />

6 • <strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>10</strong> • Mai 2009<br />

Bezug von Fachräumen<br />

in der Käthe-Kollwitz-<br />

<strong>Schule</strong>.<br />

lichen. Wegen der unerträglich<br />

gewordenen räumlichen Verhältnisse<br />

beschloss die Handelskammer<br />

im Jahre 1906 ein eigenes<br />

Schulgebäude zu errichten,<br />

das im Jahre 1907 als ein neu<br />

errichteter Seitenbau der Handelskammer<br />

in der Kaiserstraße<br />

28 bezogen werden konnte.<br />

Finanziert wurde dieser Anbau<br />

hauptsächlich aus eigenen<br />

Mitteln der Kammer und<br />

durch Spenden in Höhe von<br />

20.000 Mark.<br />

Erstmals auch Mädchen<br />

an der <strong>Schule</strong><br />

Des Weiteren war die Fortbildungsschule<br />

in Offenbach auch<br />

die erste in ganz Hessen, die in<br />

Ausbildung stehende Mädchen<br />

in die <strong>Schule</strong> aufnahm. So wurden<br />

im Schuljahr 1909/<strong>10</strong> erstmals<br />

weibliche Lehrlinge aufgenommen,<br />

wobei man anfangs<br />

der gemeinsamen »Beschulung«<br />

von Jungen und Mädchen skeptisch<br />

gegenüber stand.<br />

1984/1985<br />

Einführung von Projektwochen;<br />

Einführung<br />

der Berufsschule für<br />

Fremdsprachensekretariat.<br />

in den Jahren 1909 und 19<strong>10</strong>.<br />

1990<br />

Gründung der Übungsfirma<br />

heuss data<br />

GmbH.<br />

1990/1991<br />

Einführung der Berufsfachschule<br />

für Informationsverarbeitung.<br />

1996<br />

Einführung der FOS<br />

Form A.


Jedoch wurde relativ schnell<br />

festgestellt, dass »trotz des<br />

gefährlichen Alters der Schüler<br />

und Schülerinnen sich aus dem<br />

gemeinsamen Unterricht niemals<br />

Schwierigkeiten ergeben<br />

haben«.<br />

Zu den Lehrern der »ersten<br />

Stunde« gehörte unter anderem<br />

der Handelslehrer August<br />

Heckelmann, der über 16 Jahre<br />

an der hiesigen <strong>Schule</strong> unterrichtete<br />

und als Verfasser einiger<br />

kaufmännischer Lehrbücher<br />

bekannt geworden war.<br />

1920 übernahm die Stadt Offenbach<br />

die Leitung der <strong>Schule</strong>.<br />

Grund hierfür war wahrscheinlich<br />

die finanzielle Lage der<br />

Handelskammer, die nach dem<br />

ersten Weltkrieg aus wirtschaftlichen<br />

Gründen nicht mehr in<br />

der Lage war, die <strong>Schule</strong> zu<br />

unterhalten.<br />

Mehrfache Umzüge<br />

Im Jahr 1922 erhielt die <strong>Schule</strong><br />

mit der Einführung der<br />

1998<br />

Kooperation mit Alfred-<br />

Bebel-<strong>Schule</strong> (IT-<br />

Berufe).<br />

1999<br />

Vereinsgründung<br />

Theos Kiosk »Tasty<br />

Theo« mit Kiosk, später<br />

kamen Öko-Laden, Cafe<br />

und Bistro dazu.<br />

Statt »Schreibmaschinensaal« wie<br />

im Bild auf der linken Seite gab<br />

es zum 80-jährigen Bestehen<br />

1964 bereits »moderne« elektri-<br />

sche Schreib- und Rechenma-<br />

schinen.<br />

»Höheren Handelsschule« ihren<br />

ersten hauptamtlichen Schulleiter.<br />

Im Jahr 1933 wechselte<br />

die <strong>Schule</strong> abermals ihren<br />

Standort und bezog ein<br />

Gebäude auf dem Gelände des<br />

heutigen Rathauses.<br />

1944 wurde das Schulgebäude<br />

zerstört und der Schulbetrieb<br />

2004<br />

Erstes Sportfest;<br />

Jumina <strong>Schule</strong>;<br />

Partnervertrag mit einer<br />

<strong>Schule</strong> in Budapest;<br />

1. Teilnahme am<br />

Lions-Projekt.<br />

eingestellt. 1946 wird die<br />

<strong>Schule</strong> im Gebäude der Albert-<br />

Schweitzer-<strong>Schule</strong> wieder eröffnet.<br />

Ein weiterer Umzug erfolgte<br />

1956 in das Gebäude der ehemaligen<br />

Oberschule für Mädchen<br />

in die Geleitstraße 18<br />

(siehe vorhergehende Doppelseite).<br />

Das Schulgebäude der ehemaligen Realschule am Stadthof. Sitz der städtischen<br />

Handelslehranstalt bis zur Zerstörung im Jahr 1944.<br />

Auch in der Kaiserstraße 18 war die <strong>Schule</strong> einmal untergebracht, heute Sitz<br />

des Amtsgerichts.<br />

2005<br />

SV+ Projektbeginn;<br />

Partnervertrag mit einer<br />

<strong>Schule</strong> in Kaunas,<br />

Litauen (Oktober);<br />

1. <strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong><br />

(November).<br />

2006<br />

1. Interkultureller<br />

Abend.<br />

Seit 1966 <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<br />

<strong>Schule</strong><br />

1966 wurde die damalige »Kaufmännische<br />

Berufsfachschule« in<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Schule</strong> umbenannt.<br />

Nachdem die <strong>Schule</strong><br />

bereits seit 1961 die Realschulreife<br />

verleihen durfte, erfolgte<br />

1968 die Einführung des Beruflichen<br />

Gymnasiums. Nach dem<br />

Umzug an den jetzigen Standort<br />

auf dem Buchhügel in den Jahren<br />

1972 und 1973 entwickelte<br />

sich die <strong>THS</strong> in Riesenschritten<br />

zu der Institution, die sie heute<br />

für die Stadt Offenbach darstellt:<br />

Eine lebendige, multikulturelle,<br />

an der Praxis und dem<br />

gesellschaftlichen Umfeld orientierte<br />

Bildungsstätte, die ihren<br />

Schülern eine Vielzahl an<br />

Möglichkeiten eröffnet und<br />

Wege aufzeigt, ihre beruflichen<br />

Ziele zu verwirklichen.<br />

Quelle: Stadtarchiv Offenbach am Main<br />

Bilder: Stadtarchiv Offenbach am Main<br />

2008<br />

Geschichte<br />

Einführung der FOS<br />

Gesundheit.<br />

<strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>10</strong> • Mai 2009 • 7


<strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong><br />

8 • <strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>10</strong> • Mai 2009<br />

Der »erste Bürger«:<br />

<strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong><br />

Die Deutsche Post hat 2009 eine Briefmarke<br />

mit dem ersten Bundespräsidenten aufgelegt,<br />

in seinem Geburtsort wird eine lebensgroße Statue<br />

enthüllt. <strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong>, am 31. Januar vor 125<br />

Jahren im baden-württembergischen Brackenheim im<br />

Kreis Heilbronn geboren, wird nun dort wie andern-<br />

orts gefeiert. Für uns ein ganz besonderer Anlass,<br />

denn sowohl unsere <strong>Schule</strong> als auch der Namensgeber<br />

erblickten vor 125 Jahren das Licht der Welt.<br />

Wäre dem als bescheiden geltenden Politiker, Journalisten und Literaten das<br />

aktuell gefeierte Jubiläum nicht zu viel der Ehre gewesen?<br />

»Ich bin froh, dass er durch Zurückhaltung und<br />

Bescheidenheit aufgefallen ist und sein Amt geprägt hat«,<br />

sagt Ludwig <strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong>, Enkel des einstigen »ersten<br />

Bürgers« der Bundesrepublik Deutschland. <strong>Heuss</strong> bekleidete das Amt des<br />

Bundespräsidenten von 1949 bis 1959. (Die Abbildungen stammen aus den<br />

Jahren 1958 und 1959.)


Alle späteren Bundespräsidenten<br />

»wollten in irgendeiner<br />

Weise <strong>Heuss</strong> nacheifern«, sagt<br />

der Historiker Tobias Kies, der<br />

über die Repräsentation der<br />

Bundespräsidenten forscht.<br />

<strong>Heuss</strong> habe sehr bewusst eine<br />

»nüchterne Bescheidenheit« auszustrahlen<br />

versucht, wenn er<br />

sich etwa im Lehnstuhl mit<br />

einem Buch in der Hand oder<br />

jovial in einer Weinstube mit<br />

den »einfachen Leuten« zeigte.<br />

»Das war eine gewisse Selbststilisierung«,<br />

sagt Kies. »Er wollte<br />

sich ganz bewusst vom Glanz<br />

und Gloria früherer deutscher<br />

Politiker absetzen, vor allem natürlich<br />

vom Nationalsozialismus.«<br />

In humanistischer Tradition<br />

Das führte zu Begebenheiten<br />

wie dem Besuch bei einem Manöver<br />

der Bundeswehr in Urmitz<br />

am Rhein 1958. <strong>Heuss</strong> blieb<br />

nicht lange, verabschiedete sich<br />

mit dem berühmten Satz »Nun<br />

siegt mal schön«, um dann eine<br />

kunstgeschichtlich interessante<br />

Kapelle zu besichtigen. »Er stand<br />

für humanistische Traditionen<br />

und gegen jeden Militarismus«,<br />

sagt Kies.<br />

Der als Sohn eines Straßenbaumeisters<br />

1884 geborene <strong>Heuss</strong><br />

war vom Neckar zum Studium<br />

der Nationalökonomie nach<br />

München und Berlin gegangen.<br />

Mit 21 Jahren promovierte er<br />

und ließ sich in der Hauptstadt<br />

nieder, wo er als Journalist und<br />

Politiker die liberalen Ideen<br />

Friedrich Naumanns verfocht.<br />

Den ersten Weltkrieg begrüßte<br />

der Journalist noch frenetisch. In<br />

der Weimarer Republik stand er<br />

als Reichstagsabgeordneter der<br />

Deutschen Demokratischen Partei<br />

(DDP) aber dann energisch<br />

für die Demokratie ein. Im »Dritten<br />

Reich« wurde er als Chefredakteur<br />

der Zeitschrift »Die<br />

Hilfe« zum Rücktritt gedrängt.<br />

Werke aus seiner Feder landeten<br />

in den Feuern der Bücherverbrennung.<br />

Kontakte zum Deutschen<br />

Widerstand<br />

Im Zweiten Weltkrieg widmete<br />

sich <strong>Heuss</strong> stärker als zuvor dem<br />

Schreiben – mit Biografien von<br />

Persönlichkeiten wie dem Architekten<br />

Hans Poelzig oder dem<br />

Ingenieur und Firmengründer<br />

Robert Bosch. Einen Großteil des<br />

Lebensunterhalts bestritt dabei<br />

übrigens seine Frau Elly <strong>Heuss</strong>-<br />

Knapp (1881–1952). Als Bildungsbürger<br />

und Intellektueller<br />

habe er die positiven kulturellen<br />

Traditionen Deutschlands zu<br />

pflegen versucht, ist Kies überzeugt.<br />

<strong>Heuss</strong> hatte auch Kontakte zum<br />

Deutschen Widerstand gegen die<br />

NS-Herrschaft. So war er prädestiniert,<br />

nach 1945 eine Demokratie<br />

in Deutschland mit<br />

aufzubauen. Im Parlamentarischen<br />

Rat war er einer der<br />

Autoren des Grundgesetzes. Und<br />

als erster Vorsitzender der neu<br />

gegründeten FDP (1948) sowie<br />

ab dem 12. September 1949 als<br />

erster Bundespräsident füllte er<br />

die Paragrafen mit Leben.<br />

<strong>Heuss</strong> setzte Maßstäbe<br />

Für seine Nachfolger habe <strong>Heuss</strong><br />

nicht nur gezeigt, wie ein Bundespräsident<br />

»überparteilich«<br />

wirken könne, sagt Kies.<br />

Der gebürtige Schwabe <strong>Theodor</strong><br />

<strong>Heuss</strong> habe auch rhetorisch<br />

Maßstäbe gesetzt und in seinen<br />

Reden und Staatsbesuchen bereits<br />

sehr früh klar gemacht,<br />

dass Deutschland 1945 »befreit,<br />

nicht nur besiegt« wurde. Auch<br />

im kleinen Kreis zeigte sich<br />

<strong>Heuss</strong> redegewandt. »Es ist bekannt,<br />

dass er eine schwierige<br />

Situation mit ein, zwei humorvollen<br />

Sätzen auflockern konnte«,<br />

weiß sein Enkel, der heute<br />

Vorsitzender der gleichnamigen<br />

Stiftung ist.<br />

1963 starb <strong>Heuss</strong> in Stuttgart.<br />

Sein Geburtshaus – schräg gegenüber<br />

steht heute ein Museum<br />

– wurde nach 1945 mit seiner<br />

Zustimmung abgerissen:<br />

dort sollte Wein produziert werden.<br />

»Reißt das alte Haus nur<br />

ab, eine Stätte zur Pflege des<br />

Weines erscheint mir wichtiger<br />

als romantischer Ruhm auf<br />

Vorrat«, soll er gesagt haben.<br />

Seit 1966 <strong>THS</strong>-<strong>Schule</strong><br />

1966 erhielt die damalige<br />

»Kaufmännische Berufsfachschule«<br />

in Offenbach einen<br />

neuen Namen und wurde im<br />

Andenken an den großen<br />

Deutschen in <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<br />

<strong>Schule</strong> umbenannt.<br />

Quelle: www.n-tv.de<br />

Geschichte<br />

<strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>10</strong> • Mai 2009 • 9


<strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong><br />

<strong>10</strong> • <strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>10</strong> • Mai 2009<br />

Die Entwicklung der<br />

Berufsschule<br />

Der gesellschaftliche Auftrag der <strong>Schule</strong>, der meist im<br />

Schulgesetz eines Bundeslandes festgehalten wird,<br />

liegt in der Entwicklung der Schüler zu mündigen und<br />

verantwortungsvollen Persönlichkeiten. Dabei soll die<br />

<strong>Schule</strong> Bildung, also Wissen, Fähigkeiten und Werte<br />

im Unterricht gezielt vermitteln. Dies trifft generell<br />

auf alle <strong>Schule</strong>n zu, aber auch auf Berufsschulen,<br />

einen Schulzweig, der auf eine noch recht junge<br />

Geschichte zurückblicken kann.<br />

Der Handfertigkeitsunterricht in der Volksschule (Gartenlaube 1893).


Die<br />

Berufsschule entwickelte<br />

sich aus der Volksschule. Hier<br />

gab es schon früh den so genannten»Handfertigkeitsunterricht«.<br />

Ziel dieser »Knabenhandarbeit«<br />

war: »der Jugend neben<br />

der geistigen Arbeit eine gesunde<br />

Erholung zu bieten, den Sinn<br />

für das Praktische zu wecken...«<br />

Die Forderung nach einer höheren<br />

Allgemeinbildung führte zu<br />

einer eigenen Berufsbildung.<br />

Sonn- und Feiertagsschulen<br />

In Bayern zum Beispiel waren<br />

Lehrlinge bereits seit 1803 verpflichtet,<br />

Sonn- und Feiertragsschulen<br />

im Rahmen der Schulpflicht<br />

– bis zum 18. Lebensjahr<br />

– zu besuchen. Inhaltlich trugen<br />

sie anfangs mit den Fächern<br />

Lesen, Schreiben, Rechnen und<br />

Religion nur wenig zu einer<br />

»beruflichen Bildung« bei und<br />

sind daher eher als Fortsetzung<br />

der Werktagsschulen anzusehen.<br />

Lehrlinge durften nicht freigesprochen<br />

werden, Jungen und<br />

Mädchen nicht heiraten, wenn<br />

sie nicht »den fleißigen Besuch<br />

dieser Feyertags <strong>Schule</strong>n durch<br />

gültige Zeugnisse ... beweisen<br />

konnten«.<br />

Erst nach 1833 wurde in den<br />

Sonn- und Feiertagsschulen der<br />

Handwerker auch Unterricht<br />

erteilt » ... im Zeichnen, ... in den<br />

Anfangsgründen der Geometrie,<br />

Physik und Chemie sowie ... über<br />

einfache Maschinen.«<br />

1864 wurden die Sonn- und<br />

Feiertagsschulen in Fortbildungsschulen<br />

umbenannt. Sie<br />

dienten als allgemeine Erziehungsanstalten<br />

für die schulentlassene<br />

Jugend (Sonntagsschule)<br />

sowie als Einrichtungen für die<br />

gewerbliche Ausbildung – insbesondere<br />

für die Handwerksausbildung.<br />

Fortbildungsschule<br />

Das »Handwerkerschutzgesetz«<br />

von 1897, in dem unter anderem<br />

auch das Lehrlingswesen neu<br />

geordnet wurde, etablierte die<br />

Fortbildungsschule als zweiten<br />

Lernort und legte somit den<br />

Grundstein für das heutige duale<br />

System der Berufsausbildung.<br />

Inhaltlich sollte die Fortbildungsschule<br />

eine »theoretische<br />

Ausbildung leisten« und »die<br />

Erziehungslücke zwischen Volksschulabschluß<br />

und Militärdienst<br />

schließen«.<br />

Doch diese <strong>Schule</strong> war nach<br />

Meinung Georg Kerschensteiners<br />

»den Schülern gleichgültig, den<br />

Meistern lästig, den Lehrern ein<br />

Gegenstand vergeblicher Liebesmüh«.<br />

Georg Kerschensteiner<br />

(1854 – 1932).<br />

Lehrwerkstätte der Siemens-Schucker-Werke, Nürnberg, um 1918.<br />

Berufsschule<br />

Georg Kerschensteiner reorganisierte<br />

1906 als Stadtschulrat<br />

von München die Fortbildungsschulen<br />

zu fachlich gegliederten<br />

und am Beruf orientierten<br />

Pflichtschulen. Er gilt somit als<br />

Wegbereiter der Berufsschule.<br />

In der Weimarer Republik<br />

(1919-1933) entwickelte sich<br />

die Berufsfortbildungsschule allmählich<br />

zur Berufsschule.<br />

Die Berufsschulpflicht wurde<br />

schließlich durch das »Gesetz<br />

über die Schulpflicht im Deutschen<br />

Reich« (1938) eingeführt.<br />

Dieses Gesetz und weitere<br />

Verordnungen sahen vor:<br />

• Berufsschulen in der<br />

Trägerschaft der Stadt- und<br />

Landkreise,<br />

• reichseinheitliche Lehrpläne,<br />

• verbeamtete Berufsschullehrer,<br />

• enge Anlehnung der Berufsschule<br />

an die betriebliche<br />

Ausbildung.<br />

Geschichte<br />

Quellen:<br />

(vgl. Schneider, Michael; Stockmeyer, Eva-<br />

Susanne: „Früh übt sich“ Aus der Geschichte<br />

der Beruflichen Bildung, in: Bayerische<br />

Nationalmuseum München (Hrsg.): Lehrjahre,<br />

zur Geschichte und Gegenwart der beruflichen<br />

Bildung. Themen und Katalogheft des<br />

Bayerischen Schulmuseums Ichenhausen<br />

1994, Heft 7., S. 8 ff.<br />

vgl. Greinert, Wolf-Dietrich: Geschichte der<br />

Berufsausbildung in Deutschland, in:<br />

Handbuch der Berufsbildung. Arnold, Rolf;<br />

Lipsmeier Antonius (Hrsg.); Leske und<br />

Budrich, Opladen 1995, S. 4<strong>10</strong>-415.<br />

<strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>10</strong> • Mai 2009 • 11


<strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong><br />

12 • <strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>10</strong> • Mai 2009<br />

»Endlich<br />

selbstverantwortlich<br />

unterrichten«<br />

Ein Interview<br />

mit Schulleiter<br />

Heinrich Kößler<br />

über seine<br />

Erinnerungen<br />

und die Zukunft<br />

der <strong>Theodor</strong>-<br />

<strong>Heuss</strong>-<strong>Schule</strong>.<br />

Das Interview wurde im Rahmen<br />

der Projektwoche 2009 von Fatima<br />

Essanhaji (BG13) und Ahmet<br />

Ünal (BG12) erstellt.<br />

»Die <strong>THS</strong> wird in<br />

der Zukunft in der<br />

Stadt Offenbach<br />

eine große Rolle<br />

spielen.«<br />

Wie lange sind Sie an der <strong>THS</strong>?<br />

Heinrich Kößler: Seit 28 Jahren.<br />

Waren Sie auch bereits<br />

Schüler an der <strong>THS</strong>?<br />

Heinrich Kößler: Nein ich war<br />

kein <strong>THS</strong>-Schüler, meine Schulzeit<br />

verbrachte ich in Baden-<br />

Württemberg in meiner Heimatgemeinde,<br />

in der ich aufgewachsen<br />

bin.<br />

Können Sie sich an Ihren<br />

ersten Arbeitstag erinnern?<br />

Heinrich Kößler: Ja, ich war aufgeregt,<br />

aber ich habe mich auch<br />

darauf gefreut, selbstverantwortlich<br />

unterrichten zu können.<br />

Wie war Ihr erster Eindruck?<br />

Heinrich Kößler: Als ich an die<br />

<strong>THS</strong> kam, war das Schulgebäude<br />

erst sechs Jahre alt. Mein erster<br />

Eindruck war positiv, das Gebäude<br />

und die Ausstattung waren<br />

noch neu. Die technische Ausstattung<br />

war im Vergleich zu<br />

anderen Berufsschulen gut. Was<br />

ich auch als sehr positiv empfand,<br />

war, dass ich in der <strong>Schule</strong><br />

in vielen unterschiedlichen<br />

Schulformen unterrichten konnte.<br />

Welche Erinnerung haben Sie<br />

an Ihre Ausbildung?<br />

Heinrich Kößler: Ich hatte<br />

immer Freude daran, Unterricht<br />

zu gestalten und auch einen<br />

guten Zugang zu den Schülern<br />

zu haben. Die <strong>THS</strong> gab mir die<br />

Möglichkeit, mich zu entfalten.<br />

Auch wenn das Referendariat<br />

sehr anstrengend war, empfand<br />

ich es für mich als eine Herausforderung,<br />

der ich mich gerne<br />

gestellt habe.<br />

Wie sehen Sie die <strong>THS</strong> heute?<br />

Inwiefern hat sich die <strong>THS</strong><br />

verändert?<br />

Heinrich Kößler: Die <strong>THS</strong> hat<br />

sich in der Zusammensetzung<br />

der Schüler/innen und den<br />

Schulformen verändert. Stand in<br />

den ersten Jahren die Ausbildung<br />

in den kaufmännischen<br />

Berufen und Gesundheitsberufen<br />

im Vordergrund, haben wir<br />

heute sehr viel mehr Schüler in<br />

den Vollzeitschulformen. Der<br />

Anteil der Schülerinnen und<br />

Schüler, die über das Abitur und<br />

die Fachhochschulreife einen<br />

Zugang zur Hochschulausbildung<br />

erlangen, hat sich sehr<br />

stark erhöht. Gleiches gilt für<br />

den mittleren Abschluss.<br />

Während einige Ausbildungsberufe,<br />

wie Drogisten und<br />

Verwaltungsangestellte verschwunden<br />

sind, kamen neue<br />

hinzu, zum Beispiel die Personaldienstkaufleute<br />

und die<br />

schulischen Ausbildungen in der<br />

Informationsverarbeitung.<br />

Gleichzeitig hat sich die<br />

Schülerzahl kontinuierlich<br />

erhöht.


Heute ist die <strong>THS</strong> für die Schulpolitiker<br />

der Stadt Offenbach<br />

eine wichtige zukunftsorientierte<br />

Institution. Sie hat eine besondere<br />

Bildungsverantwortung<br />

für die jungen Bürger der Stadt<br />

Offenbach, die nach der Grundschule<br />

nicht auf das Gymnasium<br />

gehen. Diesen Schüler/innen<br />

bietet die <strong>THS</strong> viele Möglichkeiten<br />

an, um auf verschiedenen<br />

Wegen einen höheren Abschluss<br />

zu erlangen.<br />

Was war Ihr schönstes Erlebnis<br />

an der <strong>THS</strong>?<br />

Heinrich Kößler: Ein Erlebnis, an<br />

das ich mich gerne zurück erinnere,<br />

ist eine Klassenfahrt, die<br />

ich mit einer Klasse in die ehemalige<br />

DDR machte. Die Schüler<br />

hatten viel Kontakt mit den anderen<br />

Jugendlichen. Es war<br />

spannend zu sehen, wie sich Jugendliche<br />

aus zwei verschiedenen<br />

»Welten« begegneten und<br />

sich austauschten.<br />

Was ist das Besondere an der<br />

<strong>THS</strong>?<br />

Heinrich Kößler: Die vielen Möglichkeiten<br />

für die Offenbacher<br />

Jugendlichen mit unterschiedlichen<br />

schulischen Voraussetzungen<br />

einen höheren Abschluss erlangen<br />

zu können. Das offene<br />

und sich gegenseitig respektierende<br />

Schüler-Lehrer-Verhältnis<br />

erscheint mir an unserer <strong>Schule</strong><br />

besonders ausgeprägt zu sein.<br />

Dies hat sich in den vergangenen<br />

Jahren weiter intensiviert,<br />

da sich die Lehrerinnen und<br />

Lehrer immer mehr an den individuellen<br />

Fähigkeiten unserer<br />

Schüler orientieren. Für unsere<br />

<strong>Schule</strong> ist das wichtig, dass<br />

Schüler/innen mit unterschiedlichen<br />

Lern- und Sozialisationserfahrungen<br />

an unsere <strong>Schule</strong><br />

kommen können und Unterstützung<br />

für ihren weiteren Bil-<br />

dungsweg erhalten.<br />

Wo sehen Sie die <strong>THS</strong> in den<br />

nächsten zehn Jahren?<br />

Heinrich Kößler: Ich glaube, dass<br />

die <strong>THS</strong> in Zukunft für die Bildungslandschaft<br />

der Stadt Offenbach<br />

eine bedeutende Rolle<br />

spielen wird. Bildungspolitisch<br />

wird gefordert, dass mehr Schülerinnen<br />

und Schüler die Voraussetzungen<br />

für einen Zugang<br />

zum Hochschulsystem und für<br />

qualifiziertere Ausbildungsberufe<br />

erhalten. Diesen Forderungen<br />

müssen wir uns als Berufsschulen<br />

stellen und aktiv auf diese<br />

Herausforderung reagieren. Dazu<br />

gehört auch und insbesondere<br />

für die Stadt Offenbach, dass<br />

wir die Kinder aus Migrantenfamilien<br />

fördern, ihre Potenziale<br />

erkennen und ihre Fähigkeiten<br />

fördern. Für diese Jugendlichen<br />

müssen wir unsere Förderangebote<br />

ausbauen und pädagogische<br />

Konzepte entwickeln. Die<br />

Lehrkräfte der <strong>THS</strong> werden vor<br />

diesem Hintergrund die schulpolitische<br />

Entwicklung in Offenbach<br />

sehr gerne mitgestalten<br />

Was wünschen Sie der <strong>THS</strong> für<br />

die nächsten 125 Jahre?<br />

Heinrich Kößler: Ich wünsche<br />

unserer <strong>Schule</strong> für ihre Zukunft,<br />

dass sie sich im Interesse der<br />

Offenbacher Bürger stetig weiterentwickelt,<br />

so dass jeder<br />

Schüler und jede Schülerin bei<br />

uns seine/ihre Fähigkeiten optimal<br />

entwickeln kann als Voraussetzung<br />

für einen Ausbildungsplatz,<br />

einen Arbeitsplatz, ein<br />

Studium und für die Lebensbewältigung.<br />

»Gut mit der SV<br />

zusammengearbeitet«<br />

Rüdiger Hohlstein ist Vorgänger des jetzigen Schulleiters Heinrich<br />

Kößler und leitete von 1988 bis 2001 die <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<br />

<strong>Schule</strong>. Er absolvierte in den Jahren 1969/1970 sein Referendariat<br />

an der <strong>THS</strong>, wechselte später er an die Max-Eyth-<strong>Schule</strong><br />

in Dreieich und war von 1983 bis 1988 an der Georg-Kerschensteiner-<strong>Schule</strong><br />

in Obertshausen tätig.<br />

Rüdiger Hohlstein hat überwiegend gute Erinnerungen an die<br />

<strong>THS</strong>. Er betont insbesondere, dass er mit der Schülervertretung<br />

(SV) gut zusammenarbeitete und mit seinen Schülern wenig<br />

Probleme hatte. Für ihn sind<br />

die vielfältigen Schulformen<br />

an der <strong>THS</strong> sowie die vielen<br />

Nationalitäten das Besondere<br />

der <strong>Schule</strong>.<br />

Die traurigste Erfahrung in<br />

seiner Amtszeit war, dass der<br />

Schulträger den schon damals<br />

zwingend notwendigen<br />

Erweiterungsbau an der <strong>THS</strong><br />

nicht genehmigen wollte. Für<br />

den Bau engagierte er sich<br />

sehr und nahm den Ärger mit<br />

dem Schulträger gerne in<br />

Kauf.<br />

Die Zusammenarbeit mit<br />

Günter Hensel begleitete seine<br />

Arbeit maßgeblich. Herr<br />

Rüdiger Hohlstein – das Portrait wurde<br />

im Rahmen der Projektwoche von<br />

Fatima Essanhaji (BG13) erstellt.<br />

Interviews<br />

Hensel, von Rüdiger Hohlstein<br />

immer »Reli-Hensel« genannt,<br />

weil dieser Religion<br />

unterrichtete, war einer der<br />

besonderen Begleiter in seiner Zeit als Schulleiter. Rüdiger<br />

Hohlstein schätzte seine Arbeit mit Schülern, die Probleme hatten.<br />

Der direkte Kontakt zu den Schülern war das, was ihn am<br />

meisten berührte. Dieser Kontakt ermöglichte ihm oft eine<br />

Perspektive, die nicht nur vom formalen Lehrer-Schüler-<br />

Verhältnis geprägt war. Deshalb unterstützte er Günter Hensel<br />

intensiv in seiner Arbeit.<br />

Rüdiger Hohlstein verließ die <strong>THS</strong> im Jahre 2001 mit ambivalenten<br />

Gefühlen. Einerseits traf ihn seine vorzeitige Pensionierung<br />

im Jahre 2001 unerwartet, andererseits freute er sich<br />

darauf, sein Leben gesundheitlich wieder in den Griff bekommen<br />

zu können.<br />

Für die Zukunft wünscht er der <strong>THS</strong>, dass sie endlich den lang<br />

ersehnten Erweiterungsbau bekommt, für den er jahrelang – leider<br />

vergeblich – gekämpft hat.<br />

<strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>10</strong> • Mai 2009 • 13


<strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong><br />

14 • <strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>10</strong> • Mai 2009<br />

»<strong>THS</strong> kann zur<br />

bedeutenden Bildungsinstitution<br />

werden«<br />

Ein Gespräch<br />

mit der stellvertretenden<br />

Schulleiterin<br />

Ute Steinmeyer.<br />

Das Interview wurde am Dienstag,<br />

dem 27.1.09 im Rahmen der<br />

Projektwoche durchgeführt.<br />

Die Fragen stellten Fatima Essanhaji<br />

(BG13) und Ahmet Ünal (BG12).<br />

Wie lange sind Sie an der<br />

<strong>THS</strong>?<br />

Ute Steinmeyer: Ich bin seit<br />

September 2004 an der <strong>THS</strong>.<br />

Davor war ich Abteilungsleiterin<br />

an der Käthe-Kollwitz-<strong>Schule</strong>.<br />

Waren Sie auch bereits<br />

Schülerin an der <strong>THS</strong>?<br />

Ute Steinmeyer: Nein, ich bin in<br />

Westfalen aufgewachsen und<br />

habe dort die <strong>Schule</strong> besucht.<br />

Können Sie sich an Ihren<br />

ersten Schul- beziehungsweise<br />

Arbeitstag an der <strong>THS</strong> erinnern?<br />

Ute Steinmeyer: Ja, ich wurde<br />

im Rahmen eines »Pädagogischen<br />

Tages« als stellvertretende<br />

Schulleiterin vorgestellt. Ich<br />

wurde herzlich von meinen Kollegen<br />

und Kolleginnen empfangen<br />

und hatte bei diesem Anlass<br />

die Gelegenheit, die meisten<br />

Lehrkräfte schon am ersten Tag<br />

kennen zu lernen.<br />

Welche Wahrnehmung hatten<br />

Sie von der <strong>THS</strong>, als Sie auf<br />

der Käthe-Kollwitz-<strong>Schule</strong><br />

waren?<br />

Ute Steinmeyer: Zu dieser Zeit<br />

konnte ich mir schwer vorstellen,<br />

an einer beruflichen <strong>Schule</strong><br />

mit dem Schwerpunkt Wirtschaft<br />

tätig zu sein, da ich bis<br />

zu dem Zeitpunkt keine Erfahrungen<br />

im kaufmännischen Unterricht<br />

sammeln konnte. Das<br />

hat sich inzwischen deutlich<br />

verändert. Ich bin sehr froh, an<br />

dieser <strong>Schule</strong> zu sein. Zumal der<br />

zweite Schwerpunkt Gesundheit<br />

an meine beruflichen Vorerfahrungen<br />

anknüpft.<br />

Was ist heute Ihre Aufgabe als<br />

stellvertretende Schulleiterin<br />

an der <strong>THS</strong>?<br />

Ute Steinmeyer: Nun bin ich<br />

primär verantwortlich für die<br />

Erstellung von Stundenplänen,<br />

Vertretungsplänen und die<br />

Raumorganisation.<br />

Was war Ihr schönstes oder<br />

lustigstes Erlebnis an der <strong>THS</strong>,<br />

was auch die <strong>Schule</strong> charakterisiert?<br />

Ute Steinmeyer: Amüsant empfinde<br />

ich, wenn Schüler oder<br />

»Mein erster Tag<br />

an der <strong>THS</strong> begann<br />

mit einem pädagogischen<br />

Tag.«


auch manchmal Lehrer die<br />

Wochentage ihres Unterrichts<br />

verwechseln und sich dann<br />

wundern, wo die Klassen und die<br />

Lehrer sind.<br />

Was ist das Besondere an der<br />

<strong>THS</strong> ?<br />

Ute Steinmeyer: Das Besondere<br />

an der <strong>THS</strong> ist, dass sich die<br />

Lehrkräfte intensiv um ihre<br />

Schüler kümmern. Sie möchten,<br />

dass jeder Schüler und jede<br />

Schülerin den bestmöglichen<br />

Abschluss erreichen kann. Ich<br />

schätze sehr, dass unsere Lehrkräfte<br />

ihr Fachwissen den Schülern<br />

auf vielfältigen Wegen anbieten<br />

und immer darum bemüht<br />

sind, alle individuell zu<br />

beraten und zu unterstützen.<br />

Dabei geht ihr Engagement häufig<br />

auch über den Schulalltag<br />

hinaus.<br />

Wo sehen Sie die <strong>THS</strong> in den<br />

nächsten zehn Jahren?<br />

Ute Steinmeyer: Für die nächsten<br />

Jahre wünsche ich mir, dass<br />

die <strong>THS</strong> bessere Unterrichtsbedingungen<br />

erhält und der geplante<br />

Neubau schnell Realität<br />

wird. Dann wären auch die vielen<br />

Außenstellen, in denen gegenwärtig<br />

noch viel Unterricht<br />

erteilt wird, nicht mehr notwendig.<br />

Das wäre für die Lehrer,<br />

Schüler und natürlich auch für<br />

die Stundenplanorganisation<br />

eine erhebliche Verbesserung.<br />

Was wünschen Sie der <strong>THS</strong> für<br />

ihre Zukunft?<br />

Ute Steinmeyer: Ich wünsche<br />

mir, dass unsere <strong>Schule</strong> ihr Ausbildungsangebot<br />

noch erweitern<br />

wird, zum Beispiel, zum Schuljahr<br />

2009/20<strong>10</strong> die Schulform<br />

»Wenn Schüler<br />

oder Lehrer die<br />

Wochentage ihres<br />

Unterrichts verwechseln<br />

und sich<br />

wundern, wo die<br />

Klassen oder<br />

Lehrer sind, finde<br />

ich das amüsant.«<br />

Berufliches Gymnasium »Ge–<br />

sundheit« erhält und sich zu<br />

einer der wichtigsten Bildungsinstitutionen<br />

in Offenbach entwickelt.<br />

Der Schwerpunkt Wirtschaft<br />

und Gesundheit wird für<br />

die Stadt Offenbach und ihre<br />

Bürger und Bürgerinnen von<br />

immer größerer Bedeutung werden,<br />

da hier die Bevölkerung<br />

noch wachsen wird und speziell<br />

in diesen Bereichen ausgebildete<br />

junge Leute ihren Platz finden<br />

werden.<br />

»Vielfältiges Angebot,<br />

sehr präsent und lebendig«<br />

Gerhard Weiß ist als Schuldezernent der Stadt Offenbach auch<br />

für die Beruflichen <strong>Schule</strong>n in der Stadt Offenbach zuständig.<br />

Er sieht die <strong>THS</strong> als eine moderne <strong>Schule</strong>, die ein vielfältiges<br />

Angebot bereitstellt und sich auf einem hohen Niveau engagiert,<br />

sehr präsent ist und lebendig agiert.<br />

Mittlerweile hat sich die <strong>THS</strong> auch eine gute Reputation als<br />

Wirtschaftsschule erarbeitet. Mit ihren regelmäßigen Projekten<br />

und Diskussionsveranstaltungen,<br />

die in der Presse und<br />

im Internetauftritt auch<br />

nach außen sichtbar werden,<br />

rückte sie in den letzten<br />

Jahren stetig weiter in das<br />

Bewusstsein der regionalen<br />

Öffentlichkeit. Für Herrn<br />

Weiß wird auch darin das<br />

große Engagement der <strong>THS</strong><br />

deutlich. »Die <strong>THS</strong> ist mit<br />

ihren berufs- und praxisori-<br />

Schuldezernent Weiß.<br />

entierten Angeboten in Offenbach<br />

eine wichtige Institution«,<br />

so Gerhard Weiß und vermittele den Schülern zudem<br />

wichtige Qualifikationen, so dass diese auf dem Arbeitsmarkt<br />

den gestellten Anforderungen gerecht werden können.<br />

Durch die Veränderungen im Bereich der Vollzeitschulen und<br />

die Zunahme der Schülerzahlen an der Fachoberschule und im<br />

Beruflichen Gymnasium vermittelt die <strong>THS</strong> auch wichtige Qualifikationen<br />

für ein erfolgreiches Studium an einer Fachhochschule<br />

oder einer Universität. Aufgrund des breiten Angebotes<br />

der Schulformen ist die <strong>THS</strong> für den Schuldezernenten eine<br />

»interessante Nische«.<br />

Herr Weiß hat nach seiner Grundschulzeit an der Bachschule<br />

die Rudolf-Koch-<strong>Schule</strong> besucht. Er wohnte während seiner<br />

Schulzeit in der Nähe des Buchhügels. Die Veränderungen an<br />

unserer <strong>Schule</strong> hat er stets aufmerksam verfolgt. Im Vergleich<br />

zu damals ist sie heute »bedeutender und aktiver«.<br />

Zum 125-jährigen Jubiläum wünscht er der <strong>THS</strong> die Realisierung<br />

des geplanten Neubaus, weil damit die Außenstellen nicht<br />

mehr notwendig werden. Zudem hofft er, dass sich die <strong>Schule</strong><br />

weiterhin so engagiert, sich in die Politik einmischt und die<br />

Gesundheitsberufe ausbaut. Für die weitere Zukunft wünscht<br />

er der <strong>THS</strong> ein Ganztagsangebot und darüber hinaus, dass sie<br />

viele Persönlichkeiten hervorbringt und mindestens weitere<br />

125 Jahre besteht. Er schätzt die gute Zusammenarbeit mit der<br />

benachbarten Käthe-Kollwitz-<strong>Schule</strong> und wünscht sich diese<br />

auch für die Zukunft.<br />

Portrait von Sarah Herwig (BG12) und Fatima Essanhaji (BG13).<br />

Interviews<br />

<strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>10</strong> • Mai 2009 • 15


<strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong><br />

Stimmen des<br />

Kollegiums der<br />

<strong>THS</strong>. Zusammengetragen<br />

von<br />

<strong>THS</strong>-Schülern.<br />

Alle Interviews<br />

entstanden im<br />

Rahmen der<br />

Projektwoche<br />

2009.<br />

16 • <strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>10</strong> • Mai 2009<br />

Gudrun Bayer:<br />

»Nur wenn wir<br />

unsere eigene<br />

Rolle, unser<br />

Selbstverständnis<br />

und unseren eigenen<br />

Standort präzise<br />

bestimmen -<br />

nur wenn wir<br />

selbst wissen, was<br />

wir eigentlich<br />

wollen - können<br />

wir auch selbstbewusst<br />

und zielorientiert<br />

nach<br />

außen auftreten.«<br />

Frau Bayer ist ehemalige Schülerin<br />

der <strong>THS</strong> und seit 1986 Lehrerin<br />

an der <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<br />

<strong>Schule</strong>. Davor war sie von 1977<br />

bis 1986 in der Max-Eyth-<strong>Schule</strong><br />

in Dreieich tätig.<br />

Ihr erster Schultag als Schülerin<br />

im Wirtschaftsgymnasium an<br />

der <strong>THS</strong> war im Jahre 1969. Sie<br />

gehörte mit 16 Jahren zu den<br />

jüngsten Schülern. In der Klasse<br />

waren wenig Mädchen, was sie<br />

damals sehr schockierte, da sie<br />

vom Albert Schweitzer Gymnasium<br />

kam, in dem zu der Zeit<br />

nur Mädchen unterrichtet wurden.<br />

1972 legte sie das Abitur<br />

an der <strong>THS</strong> ab.<br />

Nach dem Studium der Wirtschaftspädagogik<br />

in Frankfurt,<br />

Arbeitstellen bei Bank und Post,<br />

begann<br />

wichti<br />

sie 1977 das Referendariat<br />

und blieb bis 1986 an der<br />

Max-Eyth-<strong>Schule</strong> in Dreieich.<br />

1986 kehrte sie dann als Lehrerin<br />

an ihre alte Wirkungsstätte<br />

zurück. Plötzlich waren einige<br />

ehemalige Lehrer ihre Kollegen<br />

und Kolleginnen. Diese nahmen<br />

sie herzlich auf und versprachen<br />

jegliche Hilfe und Unterstützung.<br />

Ein Kollege brachte sie<br />

dann auch dazu, sich in den Bereich<br />

Steuer einzuarbeiten, um<br />

nach seiner Pensionierung insbesondere<br />

in diesem Bereich zu<br />

arbeiten. Seit 1989 ist sie als<br />

Prüfungsausschussmitglied im<br />

Bereich Steuern tätig. Sie arbeitete<br />

sechs Jahre im Personalrat<br />

mit, wirkte maßgeblich als Leiterin<br />

im Ausschuss für die Erarbeitung<br />

des Schulprogramms der<br />

<strong>THS</strong> mit und war für ein Jahr an<br />

das Staatliche Schulamt abgeordnet.<br />

Geprägt haben sie während ihrer<br />

Laufbahn insbesondere die vielen<br />

positiven Erfahrungen mit<br />

Schülern, deren soziales Enga-<br />

Ehemalige <strong>THS</strong>-Schülerin<br />

gement, aber auch die vielen<br />

Herausforderungen wie der Umgang<br />

mit Lernschwierigkeiten,<br />

Sozialverhalten und Schüler-<br />

Eltern-Problemen.<br />

2002 übernahm sie die Funktionsstelle<br />

der Abteilung 4 in der<br />

<strong>THS</strong>, die zweijährige BFS. Sie hat<br />

sich das Ziel gesetzt, Kollegen<br />

und Schüler gleichmäßig zu fordern<br />

und zu unterstützen. Sie<br />

förderte die Kooperation mit<br />

JUMINA (junge Menschen in<br />

Ausbildung), Wirtschaftsjunioren,<br />

SLZ (Selbstlernzentrum) und<br />

anderen externen Institutionen.<br />

Mit Kollegen führt sie seit 2003<br />

jährlich einen Pädagogischen<br />

Tag durch.<br />

Besonderes Engagement zeigt<br />

sie in ihrer Arbeit mit den Partnerschulen,<br />

sie organisiert und<br />

führt Klassenreisen nach Ungarn<br />

und Litauen durch und möchte<br />

zum Land Tschechien Kontakte<br />

knüpfen. Ihr besonderes Augenmerk<br />

legt sie darauf, dass Jugendliche<br />

die deutsche Sprache<br />

nicht verlernen und Interesse an<br />

Literatur finden. Deshalb organisiert<br />

sie seit 2004 regelmäßig<br />

Autorenlesungen.<br />

Seit knapp zwei Jahren arbeitet<br />

sie im OloV-Projekt (Optimierung<br />

lokaler Vermittlung) mit<br />

und ist seit August 2008 Ansprechpartnerin<br />

zum Thema<br />

Berufsorientierung im Staatlichen<br />

Schulamt für alle Schulkoordinatoren<br />

der Stadt<br />

Offenbach.<br />

Frau Bayer ist verheiratet, hat<br />

zwei Kinder, liest gerne in ihrer<br />

Freizeit, engagiert sich in Sportvereinen<br />

und fotografiert gerne.<br />

Der <strong>THS</strong> wünscht sie für die<br />

Zukunft den ersehnten Neubau<br />

mit Turnhalle, einen weiteren<br />

Ausbau der Schulformen und<br />

viele gute Ideen, um aktiv auf<br />

berufliche und organisatorische<br />

Herausforderungen reagieren zu<br />

können.<br />

Dieses Portrait wurde von Madiha<br />

Saqib und Hile Barakzei (BG12)<br />

erstellt.


Werner Pullmann:<br />

gerschwierig.<br />

Seine Kollegen nah-<br />

»Ich versuche<br />

immer schnelle,<br />

unbürokratische<br />

Lösungen für alle<br />

Probleme zu finden.<br />

Jeder Schüler<br />

soll eine faire<br />

Chance bekommen,<br />

seine Ziele<br />

zu erreichen.«<br />

Herr Pullmann ist seit 1990 Lehrer<br />

an der <strong>THS</strong>. Die Aufgaben als<br />

Abteilungsleiter für den Aufgabenbereich<br />

III – Berufliches<br />

Gymnasium und der Fachoberschule<br />

– nimmt er seit 1998<br />

wahr. Er unterrichtet Mathematik<br />

und Physik. In seiner Freizeit<br />

ist er ehrenamtlich im Kirchenvorstand,<br />

in der Dekanatssynode,<br />

im Dekanatssynodalvorstand und<br />

im Vorstand der hessischen FamiliengeschichtlichenVereinigung<br />

in Darmstadt aktiv. Für seine<br />

vielseitigen ehrenamtlichen<br />

Tätigkeiten erhielt er 2004 den<br />

Ehrenbrief, eine Verdienstauszeichnung<br />

des Landes Hessen.<br />

Herr Pullmann ist verheiratet<br />

und hat zwei Kinder im Alter<br />

von 18 und 16 Jahren. Er bezeichnet<br />

sich selbst als sehr heimatverbunden<br />

und als »Ober-<br />

Ramstädter« mit Leib und Seele.<br />

Als Herr Pullmann 1990 an die<br />

<strong>THS</strong> kam, war er glücklich, eine<br />

Anstellung als Lehrer bekommen<br />

zu haben. Die Einstellungssituation<br />

war zu dieser Zeit sehr<br />

men ihn sehr freundlich auf.<br />

Allerdings war er sehr überrascht<br />

darüber, dass er sich<br />

gleich am ersten Tag vorstellen<br />

sollte und die Kollegen etwas<br />

über ihn in Erfahrung bringen<br />

wollten. Inzwischen wird er von<br />

den Kollegen auch als Abteilungsleiter<br />

für die Fachoberschule<br />

und für das Berufliche<br />

Gymnasium sehr geschätzt. Er<br />

ist immer sehr darum bemüht,<br />

schnelle und unbürokratische<br />

Lösungen für alle Probleme zu<br />

finden.<br />

Er pflegt auch ein gutes Verhältnis<br />

zu seinen Schülern. Dieses ist<br />

von Wertschätzung und gegenseitigem<br />

Respekt geprägt. Er<br />

nimmt die Lernenden sehr ernst<br />

und legt großen Wert darauf,<br />

dass jede/r Schüler/in eine faire<br />

Chance bekommt, ihre/seine<br />

individuellen Ziele an der <strong>THS</strong><br />

erreichen zu können.<br />

Der <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Schule</strong><br />

wünscht er für die nächsten 125<br />

Jahre eine stetige Weiterentwicklung<br />

im Sinne der Interessen<br />

der Offenbacher Bürger.<br />

Dazu zählt auch die zeitnahe<br />

Interviews<br />

tellenwert<br />

Realisierung des geplanten<br />

Neubaus auf dem Buchhügel.<br />

Dieses Portrait wurde von Melanie<br />

Mikulovic und Manuela Milicevic<br />

(BG11) verfasst.<br />

Barbara Krämervan<br />

de Loo:<br />

»Mir gefällt an der<br />

<strong>THS</strong> besonders das<br />

multikulturelle<br />

Miteinander der<br />

Schülerinnen und<br />

Schüler, die allgemeine<br />

Offenheit<br />

und vor allem die<br />

gute Atmosphäre.«<br />

Barbara Krämer-van de Loo ist<br />

seit 27 Jahren an der <strong>Schule</strong><br />

tätig, ist Diplomhandelslehrerin<br />

und unterrichtet Wirtschaftslehre,<br />

Politik und Geschichte.<br />

Als sie 1982 an die <strong>THS</strong> kam,<br />

war es nicht leicht, eine Planstelle<br />

als Lehrerin zu bekommen,<br />

da die Einstellungssituation<br />

schwierig war.<br />

Frau Krämer-van de Loo erinnert<br />

sich noch sehr genau an ihren<br />

ersten Arbeitstag. Er begann mit<br />

einer großen Konferenz nach<br />

den Sommerferien. Der damalige<br />

Schulleiter, Herr Bautz, empfing<br />

die engagierte Gewerkschafterin<br />

mit offenen Armen. Er machte<br />

ihr gegenüber einen sehr »kumpelhaften«<br />

Eindruck.<br />

An der <strong>THS</strong> gefällt ihr besonders<br />

das multikulturelle Miteinander<br />

der Schülerinnen und Schüler,<br />

die allgemeine Offenheit und vor<br />

allem die gute Atmosphäre. Eine<br />

besonders schöne Erfahrung, an<br />

die sie sich erinnert, ist die<br />

große Solidarität, die die <strong>Schule</strong><br />

zeigte, als ein palästinensischer<br />

Schüler abgeschoben werden<br />

sollte.<br />

Ihrer Meinung nach ist die<br />

räumliche Situation an der<br />

<strong>Schule</strong> eine Katastrophe und aus<br />

diesem Grund wünscht sie sich<br />

einen Neubau an der <strong>THS</strong>. Des<br />

Weiteren wünscht sie sich, dass<br />

mehr auf Schüler und Schülerinnen,<br />

besonders auf ihre Persönlichkeit,<br />

eingegangen wird.<br />

Dieser Artikel wurde von Anja Pauen,<br />

Natascha Berger, Nina Tsoulfaidou<br />

und Jasmin Nigro (FW1Aa) verfasst.<br />

<strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>10</strong> • Mai 2009 • 17


<strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong><br />

Matthias<br />

Kemmerer:<br />

»Großer pädagogischer<br />

Spielraum<br />

an der <strong>THS</strong> ist<br />

sehr positiv.«<br />

multikulture<br />

Die Familie Kemmerer hat Tradi-<br />

tion an der <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<br />

<strong>Schule</strong>. Schon der Vater von<br />

Matthias Kemmerer war Lehrer<br />

und Abteilungsleiter an der<br />

<strong>THS</strong>. Matthias Kemmerer (47)<br />

besuchte von 1978 bis 1981 die<br />

<strong>THS</strong> in Offenbach und erwarb<br />

dort sein Abitur. Danach machte<br />

er von 1982 bis 1984 eine Ausbildung<br />

zum Bankkaufmann und<br />

studierte dann in Frankfurt<br />

Wirtschaftspädagogik. Im Anschluss<br />

kam er als Lehrer zurück<br />

an unsere <strong>Schule</strong>, wo er die<br />

Fächer Wirtschaftslehre, Mathematik<br />

und Buchführung unterrichtet.<br />

Ehemaliger <strong>THS</strong>-Schüler<br />

18 • <strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>10</strong> • Mai 2009<br />

An seinen ersten Tag als Schüler<br />

kann er sich nicht mehr genau<br />

erinnern, da dies schon so lange<br />

her ist. Als Lehrer wurde er im<br />

Rahmen einer Gesamtkonferenz<br />

vorgestellt. Die anfängliche<br />

Nervosität als neuer Lehrer legte<br />

sich sehr schnell, da er von seinen<br />

Kollegen sehr freundlich<br />

aufgenommen wurde. Des Weiteren<br />

kannte er die <strong>Schule</strong><br />

schon aus der Perspektive des<br />

Schülers, was ihm den Einstieg<br />

erleichterte, da er auch einige<br />

Kollegen schon als Schüler kennen<br />

gelernt hatte.<br />

Im Vergleich zu seiner Schulzeit<br />

empfindet er die meisten Schüler<br />

gegenwärtig einerseits als<br />

anstrengender und weniger motiviert<br />

als früher, andererseits<br />

aber auch als sehr lieb und bemüht.<br />

Als sehr positiv sieht er<br />

den großen pädagogischen<br />

Spielraum, der ihm an der <strong>THS</strong><br />

eingeräumt wird. Im Vergleich<br />

zu anderen <strong>Schule</strong>n ist das ein<br />

besonderes Qualitätsmerkmal<br />

der <strong>THS</strong>.<br />

Er wünscht der <strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong><br />

<strong>Schule</strong> für die kommenden 125<br />

Jahre, dass die Schüler weiterhin<br />

optimal auf ihr Berufsleben<br />

vorbereitet werden und dass er<br />

bzw. die Familie Kemmerer die<br />

nächsten 125 Jahre dabei als<br />

Pädagogen mitwirken werden.<br />

Dieses Portrait wurde von Bartosz<br />

Warcinsky und Simona Pisanu (BG12)<br />

erstellt.<br />

Harald Habermann:<br />

»Die <strong>Theodor</strong>-<br />

<strong>Heuss</strong>-<strong>Schule</strong> hat<br />

einen wichtigen<br />

Stellenwert in<br />

Offenbach.«<br />

Herr Habermann kam 1975 als<br />

Referendar an die <strong>THS</strong>. 1977<br />

wechselte er an die Max-Eyth-<br />

<strong>Schule</strong> in Dreieich. 1989 kam er<br />

als Lehrer an die <strong>Theodor</strong>-<br />

<strong>Heuss</strong>-<strong>Schule</strong> zurück, weil die<br />

<strong>Schule</strong> damals noch Justiz- und<br />

Verwaltungsfachangestellte ausbildete,<br />

die er früher schon<br />

schwerpunktmäßig unterrichtete.<br />

Er ist Lehrer für Wirtschaftslehre,<br />

Geschichte und Politik.<br />

Mitein<br />

Die <strong>Schule</strong> war damals eher eine<br />

Teilzeitschule mit wenigen Vollzeitschülern,<br />

was sich im Laufe<br />

der Jahre veränderte. Auch die<br />

Vielfalt der Nationalitäten ist<br />

enorm gestiegen. Aus der Sicht<br />

des ehrenamtlichen Stadtparlamentariers,<br />

der seit 1981 für die<br />

SPD im Stadtparlament sitzt,<br />

hat die <strong>THS</strong> einen wichtigen<br />

Stellenwert für Offenbach. Ein<br />

Großteil<br />

der Schüler kommt aus Offenbach<br />

und besucht die <strong>THS</strong>, weil<br />

diese besonders auf die Bedürfnisse<br />

von Real- und Gesamtschülern<br />

eingeht und ihnen<br />

einen Übergang in die Fachoberschule<br />

und ins Berufliche<br />

Gymnasium bietet.<br />

Herr Habermann wünscht der<br />

<strong>Schule</strong> für die nächsten Jahre<br />

neue Räumlichkeiten, deswegen<br />

bemüht er sich auch im Stadtparlament<br />

um finanzielle Unterstützung<br />

für den geplanten<br />

Neubau.<br />

Er hofft, dass die <strong>Schule</strong> weiterhin<br />

flexibel bleibt und den Anforderungen<br />

des Arbeitsmarktes<br />

gerecht wird.<br />

Dieses Portrait wurde von Nico Götz,<br />

Kerem Koca und Marcel Hardies<br />

(FW1Aa) erstellt.


Beate Lauer:<br />

»Nicht nur Schüler<br />

lernen etwas von<br />

mir, sondern ich<br />

lerne auch von<br />

den Schülern.<br />

Deshalb ist die<br />

<strong>Schule</strong> für mich<br />

Lebensraum,<br />

Elixier und erfülltes<br />

Sein.«<br />

llesdern<br />

setzt sich auch für Stra-<br />

Unsere engagierte Beate Lauer<br />

(65 Jahre) ist seit 1972 an der<br />

<strong>THS</strong> beschäftigt. Sie unterrichtet<br />

hier Deutsch und Religion. Sie<br />

sagt über sich, dass sie aus dem<br />

»Dinosaurierzeitalter« stammt.<br />

nder<br />

cherung, mit jungen Menschen<br />

Wenn Frau Lauer zurückschaut,<br />

blickt sie auf eine Zeit , die sie<br />

immer noch sehr glücklich<br />

macht. Für sie ist es eine Berei-<br />

zu arbeiten und zu sehen, wie<br />

sie sich weiterentwickeln.<br />

Beate Lauer ist der Meinung,<br />

dass nicht nur die Schüler etwas<br />

von ihr lernen können, sondern<br />

sie auch von den Schülern.<br />

Der erste Tag an der <strong>THS</strong> war<br />

für sie unvergesslich. Sie musste<br />

sich erst einmal an die Sitzordnung<br />

im Lehrerzimmer gewöhnen,<br />

denn die älteren Kollegen<br />

hatten einen Stammplatz.<br />

Dagegen empfand Frau Lauer<br />

den Umgang mit den Schülern<br />

viel unkomplizierter.<br />

Beate Lauer zeigt nicht nur<br />

Engagement für Schüler, son-<br />

ßenhunde in Rumänien und<br />

Bulgarien ein. Man sieht sie oft<br />

in den Pausen, wo sie für das<br />

Projekt Pfandflaschen sammelt.<br />

Diese Idee der Unterstützung<br />

kam von den Schülern in dem<br />

Tierschutzprojekt, das 2007 im<br />

Rahmen der Projektwoche stattfand.<br />

Auf die Frage, was die <strong>THS</strong> für<br />

sie bedeutet, antwortete sie:<br />

»Die <strong>Schule</strong> ist für mich Lebensraum,<br />

Elixier und erfülltes Sein.«<br />

Auch im Kollegium fühlt sie sich<br />

sehr wohl.<br />

Beate Lauer wünscht der <strong>THS</strong><br />

für die nächsten 125 Jahre, dass<br />

sie ihre gesetzten Ziele erreicht,<br />

dass die Schüler ihre gebotenen<br />

Chancen nutzen und die Lehrer<br />

die Schüler mit Hingabe und<br />

Passion unterstützen. Außerdem<br />

hofft sie, dass die <strong>THS</strong> nicht<br />

mehr so lange auf einen Neubau<br />

warten muss.<br />

Das Portrait wurde auf Grundlage<br />

eines Interviews mit Frau Lauer von<br />

Natascha Berger, Jasmin Nigro, Nina<br />

Tsoulfaidou und Anja Pauen (FW1Aa)<br />

erstellt.<br />

Dr. Helmut Sedlaczek<br />

»Wenn die Babys<br />

wüssten, was für<br />

ein toller Typ –<br />

sprich Gynäkologe<br />

(gemeint ist Dr.<br />

Helmut Sedlaczek)<br />

– ihnen im Kreissaal<br />

mit oder<br />

ohne Kaiserschnitt<br />

geholfen hat, auf<br />

diese Welt zu<br />

kommen, dann<br />

würden sie ihn<br />

sicherlich nach<br />

dem ersten Schrei<br />

um ein Autogramm<br />

bitten!«<br />

Ausspruch einer dankbaren Mutter<br />

zweier Offenbacher Kinder<br />

Interviews<br />

Ehemaliger <strong>THS</strong>-Schüler<br />

Von 1969 bis 1971 war Dr. Helmut<br />

Sedlaczek Schüler der<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Schule</strong> in Offenbach.<br />

Heute ist er leitender<br />

Oberarzt der Pränatalmedizin<br />

und Geburtshilfe in Offenbach.<br />

Dies wäre nicht ohne die<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Schule</strong> möglich<br />

gewesen. Der damals 23-jährige<br />

war schon relativ alt, um das<br />

Abitur nachzumachen, doch er<br />

überzeugte die Verantwortlichen<br />

der <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Schule</strong>,<br />

die ihm mit der Aufnahme<br />

ins Berufliche Gymnasium die<br />

Allgemeine Hochschulreife und<br />

den Start seiner erfolgreichen<br />

Karriere als Arzt ermöglichte.<br />

Heute ist er Oberarzt und Leiter<br />

der Abteilung für Pränatalmedizin<br />

und Geburtshilfe im<br />

Klinikum Offenbach und hat<br />

schon über <strong>10</strong>.000 Babys ins<br />

Leben gebracht.<br />

Quelle: Respekt of –<br />

das Offenbacher Magazin,<br />

Ausgabe 03-2008<br />

<strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>10</strong> • Mai 2009 • 19


<strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong><br />

Günter Hensel:<br />

Wolfgang Maier:<br />

Lebendigke<br />

Herr Maier bedauert, dass – im<br />

»Man muss mit<br />

sich selbst kritisch<br />

und offen umgehen,<br />

Lust haben zu<br />

unterrichten. Und<br />

wenn man kein<br />

Feuer im Blut hat,<br />

geht gar nichts«.<br />

Unser humorvollster Lehrer,<br />

Günter Hensel oder auch »Reli-<br />

Hensel« beglückt unsere <strong>Schule</strong><br />

schon seit 46 Jahren. Als er an<br />

die <strong>THS</strong> kam, befand sie sich<br />

noch in der Geleitstraße, gegen-<br />

wärtig ist dort die Erich-Kästner-<strong>Schule</strong><br />

ansässig. Zu seinem<br />

Beruf als Lehrer kam er durch<br />

die Evangelische Jugendarbeit<br />

und durch den Religionsunterricht<br />

in einer Berufsschule in<br />

Frankfurt.<br />

Nach seinem Studium wollte er<br />

eigentlich gerne in Frankfurt<br />

Religion unterrichten. Da es<br />

20 • <strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>10</strong> • Mai 2009<br />

aber in Offenbach einen großen<br />

Bedarf gab, kam er 1963 an die<br />

<strong>THS</strong>, die damals noch<br />

»Kaufmännische Berufsschule«<br />

hieß. Seit 14 Jahren bietet Herr<br />

Hensel mit seiner Kollegin, Frau<br />

Boxhorn, das Fach »Soziales<br />

Lernen« in der zweijährigen<br />

Berufsfachschule an. Das macht<br />

er mit großer Freude, Überzeugung<br />

und Leidenschaft, obwohl<br />

er schon seit 2003 in Rente ist.<br />

Über sich selbst sagt er: »Man<br />

muss oder sollte als Lehrer kritisch<br />

mit sich selbst sein und<br />

sich nicht so ernst nehmen, seine<br />

Schwächen akzeptieren und<br />

auch daraus Kraft gewinnen.«<br />

Offenheit und Lust am Unterrichten<br />

sind für ihn Voraussetzungen<br />

für den Beruf des Lehrers.<br />

Kleinere Konflikte löst er<br />

mit Humor, ohne den er nicht<br />

leben könnte, größere mit seinem<br />

Sachverstand. Für ihn ist es<br />

wichtig, die Schüler zu mögen,<br />

sie mit ihren Sorgen, Ängsten<br />

und Nöten ernst zu nehmen und<br />

sich mit ihnen freuen zu können.<br />

Der <strong>THS</strong> wünscht Herr Hensel<br />

endlich den ersehnten Neubau<br />

und dass die <strong>Schule</strong> in vielen<br />

Bereichen neu erfunden werden<br />

kann.<br />

Dieses Portrait wurde im Rahmen<br />

der Projektwoche von Madiha Saqib<br />

und Hile Barakzei (BG12) erstellt.<br />

» ... wenn meine<br />

Schüler am Ende<br />

einer Unterrichtsstunde<br />

zufrieden<br />

den Raum verlassen,<br />

ist das für<br />

mich immer wieder<br />

ein Erlebnis.«<br />

Herr Maier gehört fast schon<br />

zum Inventar der <strong>Theodor</strong>-<br />

<strong>Heuss</strong>-<strong>Schule</strong>. Er absolvierte<br />

schon als Schüler im Jahre 1967<br />

bis 1969 eine Ausbildung zum<br />

Industriekaufmann an der <strong>THS</strong>.<br />

Danach absolvierte er ein Wirtschaftspädagogik-Studium.<br />

1977 kehrte er an die <strong>THS</strong> als<br />

Referendar zurück. Seit 1979 ist<br />

er Lehrer an unserer <strong>Schule</strong>.<br />

Derzeit unterrichtet er EDV und<br />

Atmos-<br />

bildet Bankkaufleute aus.<br />

Ehemaliger <strong>THS</strong>-Schüler<br />

Herr Maier kann sich noch gut<br />

an seinen ersten Arbeitstag an<br />

der <strong>THS</strong> erinnern. Er war froh, an<br />

unserer <strong>Schule</strong> eine Anstellung<br />

gefunden zu haben, da es damals<br />

schwierig war, eine Planstelle<br />

zu erhalten.<br />

Herr Maier freut sich auch heute<br />

noch darüber, wenn seine Schüler<br />

am Ende einer Unterrichtsstunde<br />

zufrieden den Raum verlassen.<br />

Das ist für ihn immer<br />

wieder ein Erlebnis und gibt ihm<br />

das Gefühl, dass seine pädagogische<br />

Arbeit geschätzt und<br />

gewürdigt wird.<br />

Vergleich zu anderen Berufsschulen<br />

– die <strong>THS</strong> als primärer<br />

Berufsschulstandort immer mehr<br />

an Gewicht verliert, weil die<br />

<strong>Schule</strong> – bedingt durch die rückläufige<br />

Industrialisierung Offenbachs<br />

– im Laufe der Jahre<br />

immer mehr Berufsschüler verloren<br />

hat. Positiv ist, dass die <strong>THS</strong><br />

neue berufsorientierte Schulformen<br />

dazu gewonnen hat. Die<br />

Vollzeitschulformen Berufliches<br />

Gymnasium und Fachoberschule<br />

haben für die Jugendlichen in<br />

Offenbach an der <strong>THS</strong> eine immer<br />

größere Bedeutung gewonnen.<br />

Der <strong>Schule</strong> wünscht er für die<br />

Zukunft weiterhin so ein »glückliches<br />

Händchen« seitens der<br />

Schulleitung, die unter anderem<br />

mit der Beteiligung an dem<br />

Modellversuch »Selbstverwaltung<br />

plus« der <strong>THS</strong> Reaktionsmöglichkeiten<br />

auf zukünftige<br />

p<br />

Anforderungen eröffnet hat.<br />

Dieses Portrait wurde von Fatima<br />

Essanhaji (BG13) verfasst.


Michaela Makosz:<br />

it liche Miteinander<br />

»Ich bewundere<br />

das große<br />

Verständnis und<br />

das freundschaft-<br />

der unterschiedlichen<br />

Nationen an<br />

der <strong>THS</strong>.«<br />

Als ehemalige <strong>THS</strong> Schülerin ist<br />

Frau Makosz jetzt Lehrerin an<br />

der <strong>THS</strong>. In den fünfeinhalb<br />

Jahren als Schülerin an der <strong>THS</strong><br />

machte sie zunächst eine Aus-<br />

Ehemalige <strong>THS</strong>-Schülerin<br />

Frau Makosz als Schülerin im BG 11<br />

im<br />

häre<br />

Mai 1999 bei einem Lehrerquiz,<br />

anlässlich des 50-jährigen Bestehens<br />

der Bundesrepublik Deutschland.<br />

bildung zur Rechtsanwaltfachangestellten.<br />

Im Jahre 2001<br />

absolvierte sie dann ihr Abitur<br />

an der <strong>THS</strong>. Nach ihrem Studium<br />

kam sie 2007 als LiV (Lehrerin in<br />

Vorbereitung) an unsere <strong>Schule</strong><br />

zurück. Sie unterrichtet Politik<br />

und Wirtschaft sowie Wirtschaftslehre.<br />

An ihren ersten Tag als Schülerin<br />

an der <strong>THS</strong> erinnert sie sich mit<br />

gemischten Gefühlen. Sie kam<br />

sich ziemlich verloren vor, weil<br />

sie niemanden kannte. Dies hat<br />

sich aber schnell verändert.<br />

Als sie als LiV wieder an unsere<br />

<strong>Schule</strong> kam, war ihr die <strong>THS</strong><br />

sehr vertraut. Viele Lehrer, die<br />

sie unterrichteten, sind jetzt ihre<br />

Kollegen. Anfangs war das für<br />

sie ein ungewohntes Gefühl,<br />

aber mittlerweile hat sie sich an<br />

den Alltag des Unterrichtens<br />

gewöhnt.<br />

Als Lehrerin ist es ihr sehr wichtig,<br />

dass sie ein freundschaftliches<br />

Verhältnis zu ihren Schülern<br />

hat, dass die Lernenden<br />

Freude am Unterricht haben und<br />

selbstständig und eigenverantwortlich<br />

arbeiten können.<br />

Insbesondere gefällt ihr die gute<br />

Zusammenarbeit mit der Schulleitung<br />

und den Kollegen, wobei<br />

sie stetig versucht das Verständnis<br />

und freundschaftliche Miteinander<br />

der unterschiedlichen<br />

Nationalitäten an unserer<br />

<strong>Schule</strong> zu fördern.<br />

Für die <strong>THS</strong> wünscht sie sich,<br />

dass der geplante Neubau<br />

schnell umgesetzt wird<br />

und dass die Schüler ihre Ziele<br />

erreichen und ihnen die Zeit an<br />

der <strong>THS</strong> in guter Erinnerung<br />

bleibt.<br />

Frau Makosz gehört noch nicht<br />

lange zum Kollegium der <strong>THS</strong>, aber<br />

da sie die <strong>Schule</strong> als Schülerin und<br />

Lehrerin erlebte, erstellten Bartosz<br />

Warcinsky und Simona Pisanu (BG12)<br />

dieses Portrait.<br />

Cornelia Hanisch<br />

»Kind, Du musst<br />

Sport treiben«,<br />

sagte ihre Mutter.<br />

Daraus wurden<br />

drei Weltmeistertitel,<br />

Olympia-<br />

Gold und -Silber,<br />

fünf deutsche<br />

Meistertitel und<br />

unzählige weitere<br />

nationale und<br />

internationale<br />

Trophäen.<br />

Quelle: Respekt of –<br />

das Offenbacher Magazin,<br />

Ausgabe 02-2008<br />

Interviews<br />

Ehemalige <strong>THS</strong>-Schüler<br />

Cornelia Hanisch, geboren am<br />

12. Juni 1952 in Frankfurt am<br />

Main, unterrichtet Mathematik<br />

und Deutsch an der Käthe-<br />

Kollwitz-<strong>Schule</strong> in Offenbach.<br />

Weltweit wurde sie durch ihre<br />

zahlreichen sportlichen Leistungen<br />

im Fechten bekannt und<br />

wurde 1985 zur deutschen<br />

»Sportlerin des Jahres« gewählt.<br />

Sie gewann unter anderem folgende<br />

Titel:<br />

Mannschafts-Vizeweltmeisterin<br />

in Buenos Aires 1977,<br />

Weltmeisterin in Melbourne<br />

1979,<br />

Weltmeisterin in Clermont –<br />

Ferrand 1981,<br />

Vize mit der deutschen Mannschaft<br />

1977<br />

und viele mehr…<br />

<strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>10</strong> • Mai 2009 • 21


<strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong><br />

Ingrid Leitschuh:<br />

faire<br />

Problem mehr.<br />

»Anfänglich überraschte<br />

mich die<br />

Lebendigkeit der<br />

<strong>Schule</strong>: die vielen<br />

unterschiedlichen<br />

Nationalitäten und<br />

Schulformen<br />

gefielen mir sehr.«<br />

Ingrid Leitschuh unterrichtet seit<br />

1983 Wirtschaftslehre, Buchführung,<br />

Steuerlehre und Deutsch an<br />

der <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Schule</strong>. Sie entschied<br />

sich dafür an unserer <strong>Schule</strong><br />

zu unterrichten, weil sie in Frankfurt<br />

studierte und schon einige<br />

Lehrer/innen kannte, die an der<br />

<strong>THS</strong> tätig waren und sich sehr positiv<br />

über die <strong>Schule</strong> äußerten.<br />

An ihrem ersten Tag, während der<br />

Projektwoche im Januar 1983, war<br />

sie besonders von der Lebendigkeit<br />

der <strong>THS</strong> überrascht. Die vielen<br />

unterschiedlichen Nationalitäten<br />

und Schulformen gefielen ihr sehr.<br />

22 • <strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>10</strong> • Mai 2009<br />

Auch die lockere Arbeitsatmosphäre<br />

gefiel ihr und dass sie von<br />

ihren Kolleginnen und Kollegen so<br />

freundlich empfangen wurde.<br />

Allerdings bekam sie zu ihrem Bedauern<br />

gleich 12 bis 14 Klassen<br />

mit teilweise schwierigen Schülern,<br />

zugeteilt. Ihre Kollegen gaben ihr<br />

Tipps, wie sie damit umgehen<br />

könne. Das fiel ihr zunächst sehr<br />

schwer, aber mit zunehmender<br />

Erfahrung war das für sie kein<br />

Sie versucht immer freundlich zu<br />

den Schüler/innen zu sein und mit<br />

Kritik offen umzugehen. Das ist<br />

vielleicht auch der Grund, warum<br />

sie schon so lange als Lehrerin an<br />

der <strong>THS</strong> tätig ist. Zu den häufigsten<br />

Ausreden ihrer Schüler in Bezug<br />

auf nicht gemachte Hausaufgaben<br />

zählen unter anderem die Standardsätze:<br />

»Ich wusste nicht, dass<br />

wir das als Hausaufgabe machen<br />

sollten« oder »Ich habe ausgerechnet<br />

heute den falschen Ordner<br />

dabei«.<br />

Bis 2008 war sie für das Kollegium<br />

im Personalrat tätig. Diese Aufgabe<br />

machte der engagierten Gewerkschafterin<br />

viel Spaß, unter anderem<br />

auch deshalb, weil sie von<br />

ihren Kolleginnen und Kollegen dabei<br />

oft unterstützt wurde.<br />

Sie erinnert sich sehr gerne an die<br />

gemeinsamen Freizeitaktivitäten<br />

und Reisen, die sie früher mit ihren<br />

GEW-Kolleginnen und -Kollegen<br />

unternahm.<br />

Eberhard Wenzel:<br />

»Ich schätze den<br />

großen pädagogischen<br />

Spielraum<br />

an der <strong>THS</strong>, der<br />

eine große<br />

Verantwortung<br />

bedeutet.«<br />

Herr Wenzel kann auf eine<br />

langjährige Lehrtätigkeit an der<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Schule</strong> zurückblicken.<br />

Sein erster Arbeitstag<br />

war im August 1983. Er stellte<br />

sich im Rahmen einer Gesamtkonferenz<br />

vor. Ihm kam die<br />

<strong>Schule</strong> zunächst sehr groß vor,<br />

was ihn verunsicherte, sich aber<br />

schnell veränderte, was daran<br />

lag, dass er von den neuen<br />

Kollegen freundlich aufgenommen<br />

wurde.<br />

Chancen<br />

Für Herrn Wenzel ist das Ver-<br />

Frau Leitschuh wünscht der <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<br />

<strong>Schule</strong> für die nächsten<br />

125 Jahre alles Gute und vor<br />

allem, dass sie demnächst einen<br />

großzügigen Neubau bekommt, um<br />

den vielen Schülern mit mehr<br />

Klassenräumen und einer Sporthalle<br />

ein besseres Lernen und<br />

Leben auf dem Buchhügel zu<br />

ermöglichen.<br />

Dieses Portrait wurde von Melanie<br />

Mikulovic, Manuela Milicevic (BG11)<br />

verfasst.<br />

hältnis zu seinen Schülern etwas<br />

Besonderes. Zu einigen ehemaligen<br />

Schülern hat er auch gegenwärtig<br />

noch ein sehr gutes<br />

Verhältnis und trifft sich manchmal<br />

mit ihnen privat. Auch zu<br />

vielen Kollegen hegt er eine<br />

langjährige Freundschaft, die<br />

über den Unterrichtsalltag hinausgeht.<br />

Die <strong>THS</strong> ist für ihn ein wichtiger<br />

Bestandteil seines Lebens. Er<br />

schätzt die Erfahrungen mit seinen<br />

Schülern, die nicht nur auf<br />

reiner Wissensvermittlung<br />

beruht.<br />

Herr Wenzel wünscht sich<br />

wechselseitigen Respekt im<br />

Lehrer-Schüler-Verhältnis, da<br />

dies die Grundlage für ein<br />

menschliches Miteinander bildet.<br />

Er hofft, dass die Schüler<br />

immer im Mittelpunkt des pädagogischen<br />

Interesses stehen und<br />

sie ganzheitlich betrachtet und<br />

behandelt werden.<br />

Was er an unserer <strong>Schule</strong><br />

schätzt und was sie von anderen<br />

<strong>Schule</strong>n unterscheidet ist, dass<br />

die Lehrer einen großen pädagogischen<br />

Spielraum haben und<br />

ihnen niemand vorschreibt, wie<br />

die Lehrkraft seine Arbeit<br />

machen soll. Dieser Spielraum<br />

bedeutet für ihn eine große<br />

Verantwortung, welche er seit<br />

1983 wahrnimmt.<br />

Dieses Portrait wurde von Kadir<br />

Dasan, Adib El-Issami und Hosna<br />

Houbani (BG12) erstellt.


Fragen zur Geschichte der <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Schule</strong> (Antworten auf Seite 4 bis 7)<br />

An welchem Tag in der Woche fand kein Unterricht statt?<br />

Wann wurde die Kaufmännische Fortbildungsschule gegründet?<br />

Wann übernahm die Stadt Offenbach die Kaufmännische <strong>Schule</strong>?<br />

In wie viele Kurse wurde der Unterricht unterteilt?<br />

Wer finanzierte hauptsächlich das neue Gebäude in der Kaiserstrasse 28?<br />

Wie hoch war die Anzahl der Schüler im Jahr 1914?<br />

Wann wurden die ersten weiblichen Lehrlinge aufgenommen?<br />

Wo hatte die <strong>Schule</strong> ihren ursprünglichen Sitz?<br />

Wie hoch war der Betrag, den die Stadt Offenbach, der <strong>Schule</strong> gewährte?<br />

Wie viele Schüler besuchten 1884 diese kaufmännische <strong>Schule</strong>?<br />

Welcher Lehrer blieb über 16 Jahre an dieser kaufmännischen <strong>Schule</strong> Lehrer<br />

und wurde durch eine Reihe von kaufmännischen Lehrbüchern bekannt?<br />

Lösung<br />

6 1<br />

8<br />

9<br />

5 3<br />

<strong>10</strong><br />

4<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 <strong>10</strong><br />

2<br />

Rätsel<br />

7


<strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong><br />

Tasty Theo feiert <strong>10</strong>-jähriges<br />

Bestehen.<br />

24 • <strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>10</strong> • Mai 2009<br />

Von einem,<br />

der auszog, eine Firma<br />

zu gründen ...<br />

Lesen wir von Firmengründungen, dann klingen sie<br />

pr-gerecht frisiert heute in etwa so: »In einer Garage<br />

im eigenen Hinterhof reparierte ich für ein Taschengeld<br />

... und heute zählen wir in der Branche zu den<br />

führenden Global Playern.«<br />

Von Sieglinde Fiala<br />

Die Schöpfungsgeschichte<br />

von Tasty Theo – unserem<br />

schulinternen Kiosk, Bistro,<br />

Bioladen – hebt sich hiervon in<br />

vielerlei Hinsicht ab. Erstens<br />

würden wir sie nicht pr-gerecht<br />

zurechtfeilen, denn Authentizität<br />

und Ehrlichkeit sind uns an<br />

der <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Schule</strong> etwas<br />

wert und zweitens sind wir<br />

stolz auf unsere Rückschläge.<br />

Sagte doch schon Oscar Wilde:<br />

»Erfahrung ist der Name, den<br />

jeder seinen Irrtümern gibt.«<br />

Und davon haben die Firmengründer<br />

reichlich.<br />

Zurück zu den Anfängen. Deren<br />

Relikte finden sich nicht in einer<br />

Hinterhofgarage, sondern auf<br />

der Terrasse unseres Kollegen<br />

Horst Neckermann an einem<br />

feuchtfröhlichen Sommerabend<br />

unter Kollegen. Angetan von der<br />

Idee, Schülern ein Praktikum im<br />

schulinternen Kiosk zu ermöglichen<br />

und gute Produktqualität<br />

in den Vordergrund zu stellen,<br />

gründeten 6 Mitglieder des<br />

Lehrerkollegiums vor rund <strong>10</strong><br />

Jahren den heutigen Schulkiosk.<br />

Schüler sollten in 24 Stunden<br />

Praxis und 12 Stunden Theorie<br />

pro Woche innerhalb der <strong>Schule</strong><br />

die 11. Klasse der Fachoberschule<br />

absolvieren können.<br />

»Wir waren verliebt in unsere<br />

Idee, bis wir merkten, dass wir<br />

unseren ersten Praktikumjahrgang<br />

von 14 Schülern nicht<br />

ausschließlich mit dem Pausenverkauf<br />

beschäftigen konnten.<br />

Auch die unzähligen Verkaufsstatistiken<br />

füllten den Tag eines<br />

gelangweilten Praktikanten<br />

nicht sinnvoll aus. Das einzige,<br />

was definitiv ausgefüllt war,<br />

war der Kiosk, denn der platzte<br />

mit 14 Leuten aus allen Nähten.<br />

Unser nächstes Ziel war klar:<br />

Raum und Praktikuminhalt mussten<br />

ausgedehnt werden.“, erinnert<br />

sich Horst Neckermann.


Doch zuvor gab es ein ganz<br />

anderes Problem zu lösen, variierten<br />

doch täglich die Kassenbestände<br />

in abenteuerlichen<br />

Spannen um mehrere hundert<br />

DM/€. Bauten wir zu Beginn<br />

noch auf die Sorgfalt der Schüler,<br />

jeden Abverkauf in Strichlisten<br />

einzutragen, so wurden<br />

wir schon bald daran erinnert,<br />

dass es hier um die Sorgfalt von<br />

Jugendlichen im Allgemeinen<br />

nicht anders bestellt ist als beim<br />

Anfertigen der Hausarbeiten,<br />

welche häufig mit dem Prädikat<br />

lückenhaft zu versehen sind. Mit<br />

Handkassen und ohne Warenwirtschaftssystem<br />

waren Finanzen<br />

und Warenbestände nicht<br />

mehr in den Griff zu bekommen.<br />

Der Förderverein <strong>THS</strong> e.V. half<br />

mit einem Start-up-Kredit von<br />

DM 5.000,- mit, den ersten<br />

Wareneinkauf und die Einrichtungsgegenstände<br />

zu finanzieren.<br />

Das war einfach.<br />

Schwieriger wurde es, die nötigen<br />

Bio-Produkte vom Großhandel<br />

zu beschaffen. Sehr schnell<br />

wurde uns klar, dass wir bei<br />

unseren geringen Verbrauchsmengen<br />

eine kleine Nummer für<br />

den Großhandel waren und wir<br />

Mindesteinkaufsmengen nie<br />

würden erreichen können. Unser<br />

nächstes Ziel musste es folgerichtig<br />

sein, unsere Verbrauchsmengen<br />

zu steigern. Also überlegten<br />

wir uns, größere Mengen<br />

als für den Verbrauch im Kioskbereich<br />

einzukaufen und diese<br />

im Bio-Einzelhandel in der Pausenhalle<br />

zu verkaufen. So hatten<br />

wir 2001 zwei Fliegen mit einer<br />

Klappe geschlagen, größere Abnahmemengen<br />

beim Großhandel<br />

erreicht und die Beschäftigungszeiten<br />

der Schüler angepasst,<br />

deren zweite Truppe nun im Ver-<br />

kauf des Bioladens eingesetzt<br />

wird. Einmal in der Pausenhalle<br />

angekommen, lag es dann auch<br />

nahe, das Kiosk durch die Gründung<br />

eines Bistros zu entlasten.<br />

Von Anfang an zeigte sich,<br />

dass eine agile Arbeitskraft,<br />

die als Festangestellte<br />

ein waches Auge auf Planung<br />

und Durchführung der Kiosk-<br />

Aktivitäten haben und in Stoßzeiten<br />

kräftig mit anpacken sollte,<br />

von großem Nutzen wäre.<br />

Das Arbeitsamt signalisierte uns<br />

für unser Vorhaben finanzielle<br />

Unterstützung und stellte uns<br />

eine Reihe williger Interessentinnen<br />

vor, die sich bei uns rege<br />

engagieren wollten. Unser Team<br />

begeisterte sich mit einstimmigem<br />

Votum für eine Dame, die<br />

für uns die gute Seele des Kiosk<br />

werden sollte. Als ihre ersten<br />

Arbeitseinsätze an der Reihe<br />

waren, entdeckten wir, wie sich<br />

unsere gute Seele früh morgens<br />

an den Flurwänden entlang hangelte,<br />

stets bemüht, Restpromille<br />

und Gleichgewicht in Einklang<br />

zu bringen. Diese Dienstantritte<br />

wiederholten sich nahezu täglich,<br />

so dass wir uns schon nach<br />

kurzer Zeit dazu entschieden,<br />

unseren Kiosk wieder alleine zu<br />

beseelen und die Dame ihres<br />

Weges ziehen zu lassen.<br />

So wandten wir uns an die<br />

Nummer zwei der Interessentinnen<br />

vom Vorstellungsgespräch<br />

und auch hier zeigte sich, dass<br />

wir keine wirklich glückliche<br />

Hand in der Mitarbeiterrekrutierung<br />

hatten. Wir hätten auf<br />

Jean-Paul Sartre hören sollen,<br />

der meinte: »Man soll keine<br />

Dummheit zweimal begehen, die<br />

Auswahl ist schließlich groß genug.«<br />

Aber was weiß Sartre denn<br />

schon! Wir taten’s ein drittes<br />

mal und unsere Borniertheit<br />

wurde mit einem Glückstreffer<br />

belohnt. Elsi Endres heißt er –<br />

der Glückstreffer.<br />

Die Volkswirtschaft lehrt uns,<br />

dass die Knappheit von Gütern<br />

eine Wirtschaft vor die Herausforderung<br />

stellt, die zur Verfügung<br />

stehenden Güter optimal<br />

einzusetzen. Da wir davon ausgegangen<br />

waren, dass unseren<br />

Praktikanten diese volkswirtschaftliche<br />

Weisheit geläufig<br />

war, und ein Praktikum in Kiosk<br />

allumfassend geschätzt würde,<br />

überraschte uns immer wieder<br />

einmal die Tatsache, dass sich<br />

unentschuldigte Fehlzeiten<br />

häuften und Einsatz und Sorgfalt<br />

bei den Schülern ebenso oft<br />

fehlten. Aber wie bei allem im<br />

Leben, wird dem, das leicht erreichbar<br />

ist, keine Wertigkeit<br />

beigemessen. Die Latte für das<br />

Praktikum musste höher gehängt<br />

werden. Ordentliche Bewerbungsmappen<br />

wie in anderen<br />

Betrieben wurden gefordert,<br />

Praktikantenverträge detaillierter<br />

ausgearbeitet, Einstiegsinterviews<br />

geführt, Probezeiten<br />

von drei Monaten eingerichtet<br />

und Rausschmisse bei wiederholten<br />

Fehlverhalten durchgeführt<br />

– eben wie im richtigen<br />

Leben. Und siehe da: Arbeitseinstellung<br />

und – qualität zumin-<br />

Story<br />

dest einiger Schüler veränderte<br />

sich mit dem Bewusstsein, dass<br />

ein Praktikum im Kiosk ein<br />

knappes Gut ist.<br />

Wie bei etlichen Großunternehmen,enthielten<br />

auch unsere Schlagzeilen<br />

die Begriffe Steuerschuld<br />

und Finanzamt. Für Liechtenstein<br />

hat es nicht gereicht, dafür<br />

aber für die Hessenschau.<br />

Vom Finanzamt als gemeinnütziger<br />

Verein eingestuft, musste<br />

Tasty Theo für seine Verkäufe<br />

nur 7% anstatt 19% Umsatzsteuer<br />

abführen. Entsprechend<br />

niedrig wurden die Verkaufspreise<br />

kalkuliert. Nach einigen<br />

Jahren des erfolgreichen Wirtschaftens<br />

fand das Finanzamt<br />

Offenbach, es wäre nun doch<br />

lukrativ für den Staat, die Umsätze<br />

mit 19% zu besteuern –<br />

und das war das Spannende –<br />

rückwirkend. Ungeachtet der<br />

Tatsache, dass es eine rückwirkende<br />

Preiskalkulation nicht<br />

geben kann, baten die Finanzexperten<br />

des Finanzamtes den<br />

Verein mit 14.000 Euro Steuernachzahlung<br />

zur Kasse. Ein<br />

Betrag, den der Kiosk ad hoc<br />

nicht hätte aufbringen können,<br />

das ganze Projekt wäre in Ge-<br />

<strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>10</strong> • Mai 2009 • 25


<strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong><br />

fahr gewesen. Doch nach dem<br />

Motto »Mit einem Messer im<br />

Rücken gehen wir noch lange<br />

nicht nach Hause« wendeten wir<br />

uns an die Medien. Offenbach<br />

Post, Frankfurter Rundschau und<br />

Sat1. Erst als die Hessenschau<br />

am 19. 12. 2007 unsere Not an<br />

die Öffentlichkeit brachte und<br />

die FAZ am 20.12.2007 titelte<br />

»Zu erfolgreich: Schülerfirma<br />

›Tasty Theo‹ vor dem Aus« lenkte<br />

das Finanzamt ein, erließ uns<br />

vor laufender Kamera die Hälfte<br />

des Betrages und stundete die<br />

Restzahlung über ein Jahr. Eine<br />

weitere Kuh war vom Eis.<br />

Wie viele Kühe wir noch vom Eis<br />

holen werden, wissen wir nicht.<br />

Heute bieten die Bereiche Kiosk,<br />

Bistro, Bioladen und Automaten<br />

20 Schülern einen vielseitigen<br />

Praktikumplatz und erwirtschaften<br />

einen Jahresumsatz von<br />

184.000 Euro. Die betreuenden<br />

Lehrkräfte vermitteln den Schülern<br />

beim täglichen Einsatz<br />

nicht nur Grundlagen des Einkaufs,<br />

Verkaufs und der Buchhaltung,<br />

sondern auch serviceorientiertes<br />

Verhalten im Verkauf<br />

und Teamgeist. Ein dreitägiger<br />

Crashkurs für das Tasty<br />

Theo – Team zu Beginn des<br />

Schuljahrs führt Schüler und<br />

Lehrkräfte zusammen. Hierzu<br />

gehört auch der alljährliche<br />

Besuch der Biofach, der weltgrößten<br />

Biomesse in Nürnberg.<br />

Viele Schüler und Lehrkräfte<br />

möchten ihren Latte macchiato<br />

im Bistro ebenso wenig missen<br />

wie die leckeren Pausensandwichs<br />

vom Kiosk oder ihren Gemüseeinkauf<br />

für das Wochenende<br />

im Bioladen. Tasty Theo<br />

gehört zum festen Bestandteil<br />

der <strong>Schule</strong> und ist heute in<br />

Hessen vom Umsatz her zweitstärkstes<br />

Schülerunternehmen.<br />

26 • <strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>10</strong> • Mai 2009<br />

Gisela Aust (geb. Dommasch)<br />

»Gut vorbereitet<br />

in die Abschlussprüfung.«<br />

Diese Zeilen schrieb uns Frau Aust<br />

für diese Jubiläumsausgabe des<br />

<strong>Newsletter</strong><br />

Von 1972 bis 1975 besuchte<br />

ich im Rahmen meiner<br />

Ausbildung zur Bankkauffrau<br />

zweieinhalb Jahre die <strong>THS</strong>. Wir<br />

waren 23 Auszubildende und<br />

kamen zweimal wöchentlich an<br />

die <strong>THS</strong>.<br />

An unserem ersten Tag waren<br />

wir von der Größe der <strong>Schule</strong><br />

beeindruckt. Wir wurden herzlich<br />

aufgenommen und waren<br />

begierig, die Theorie unseres<br />

Berufes zu erlernen.<br />

An eine einwöchige Klassenfahrt<br />

nach Berlin, die wir mit<br />

unserer Klassenlehrerin Frau<br />

Schotte unternahmen, kann ich<br />

mich noch sehr gut erinnern.<br />

Zu dieser Zeit war Deutschland<br />

noch geteilt und mitten durch<br />

Berlin verlief die Mauer. Aufregend<br />

war schon die Bahnfahrt,<br />

denn der Zug benutzte die<br />

Transitstrecke durch das damalige<br />

DDR-Gebiet. In Bebra hielt<br />

der Zug eine Stunde an, da die<br />

Grenzpolizisten streng kontrollierten.<br />

Ein besonderes Erlebnis<br />

war auch der Besuch in Ost-<br />

Berlin. Zum Schluss waren wir<br />

aber wieder froh, in Offenbach<br />

zu sein, da einige von uns aus<br />

ostdeutschen Gebieten stammten<br />

und ein wenig Angst hatten,<br />

dass sie einen von uns in<br />

der DDR behalten könnten.<br />

Familienbild: Auf dem Bild sind zwei ehemalige<br />

<strong>THS</strong>-Schüler zu sehen (Fabian und Gisela), eine derzeitige<br />

Schülerin (Eva) und zwei künftige<br />

Schülerinnen (Linda und Julia) - zwei Generationen<br />

in der <strong>THS</strong>.<br />

Gisela Aust<br />

als Schülerin<br />

1973.<br />

Ehemalige <strong>THS</strong>-Schülerin<br />

Ich erinnere mich gern an<br />

meine Zeit an der <strong>Theodor</strong>-<br />

<strong>Heuss</strong>-<strong>Schule</strong>. Wir hatten eine<br />

gute Klassengemeinschaft und<br />

wurden bestens auf unsere<br />

Zwischen- und<br />

Abschlussprüfung als<br />

Bankkaufleute vorbereitet, so<br />

dass wir alle mit einem guten<br />

Gesamtergebnis abschlossen.<br />

Inzwischen haben meine Kinder<br />

Fabian und Eva hier ihr Abitur<br />

gemacht beziehungsweise sind<br />

gerade dabei. Vielleicht werden<br />

ihre Schwestern Linda und Julia<br />

auch diesen Weg beschreiten,<br />

denn die <strong>THS</strong> war und ist eine<br />

sehr gute <strong>Schule</strong>.<br />

Ich gratuliere der <strong>Theodor</strong>-<br />

<strong>Heuss</strong>-<strong>Schule</strong> zu ihrem 125jährigen<br />

Bestehen und wünsche<br />

ihr für die Zukunft lernbegierige<br />

und wissenshungrige Schüler<br />

sowie nervenstarke und engagierte<br />

Lehrkräfte.


Rätsel für <strong>THS</strong>-Kenner<br />

A C V B F W E F S G J L T I E B R A H C A F O P A<br />

R W E S Ü Ö I B M J H A S O N N T A G V G F H J R<br />

M P L P W E R R K L A S S E N A R B E I T N G A M<br />

U E A R W I E T T F A L C I O N E D R O F O L M U<br />

L N F A S A W H B S P N E D N U T S N E G R O M L<br />

T I S C A W E E A P C A S D F L E T T O R T C Ü T<br />

I S H H D I S O B O E H W T Z F S D V H B E K Ä I<br />

K Ü G S M E H D Y R R H A N D E L S K A M M E R K<br />

U F Z E U S A R B T V H K F P E T E R W F N N R U<br />

L K P K R O L H A I E A R E T J U H U E F S G S L<br />

T S L R A R B E U S R R O W I K R A N Z V P A I T<br />

U F L E W U A U C T S D U G J L N H Ö Z D I S N U<br />

R B K T R M H S H M O R D A U K M F H E S E S D R<br />

E H V A D N A S H E A F H L B K T A N L Y G E U E<br />

L N F R E K E H U N D T N E I I F Z N E C E K S L<br />

L V Z I D L R N H H S A S X L P T F Z N V L O T L<br />

H H Z A D O O H N E A S A D Ä E E U F U H E C R H<br />

A A H T C K T I F R A U S U U L D F R J N I H I A<br />

L Q G F D S A T M R V C S D M D F G N L H J K E L<br />

L E K L Ö Ä R P O N I U Z T R R E W E H G K N K L<br />

O R J H G O F R U S U A L K V B G G S D Ö F H A O<br />

P I L Ö P W E V K T Ö M W G R T Ü G H ß J N L U P<br />

E T G S K J M N H R Z F X C S H W E L G J M Y F E<br />

T Z A S D F G H J A J K L Ö H Ä M E N B V C X M T<br />

E C Ü P O I U Z T ß R E W C Ä Q R D F G H J L A E<br />

T S B I S T R O L E H K U Ö ß A S D F G H J K N T<br />

E C V D S A S F G K L B U Z R E A S S A F G K N E<br />

R C F H V F D S A G K L T I E H D N U S E G G F R<br />

T F Z U H J K K G P U L L M A N N F S E W V D X T<br />

G E E D F H K R S Z E F S T E I N M E Y E R S Y G<br />

A C V B F W E F S G J L T I E B R A H C A F O P A<br />

R W E S Ü Ö I B M J H A S O N N T A G V G F H J R<br />

M P L P W E R R K L A S S E N A R B E I T N G A M<br />

U E A R W I E T T F A L C I O N E D R O F O L M U<br />

L N F A S A W H B S P N E D N U T S N E G R O M L<br />

T I S C A W E E A P C A S D F L E T T O R T C Ü T<br />

I S H H D I S O B O E H W T Z F S D V H B E K Ä I<br />

K Ü G S M E H D Y R R H A N D E L S K A M M E R K<br />

U F Z E U S A R B T V H K F P E T E R W F N N R U<br />

L K P K R O L H A I E A R E T J U H U E F S G S L<br />

T S L R A R B E U S R R O W I K R A N Z V P A I T<br />

U F L E W U A U C T S D U G J L N H Ö Z D I S N U<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

4.<br />

5.<br />

6.<br />

7.<br />

8.<br />

9.<br />

<strong>10</strong>.<br />

11.<br />

12.<br />

13.<br />

14.<br />

15.<br />

16.<br />

17.<br />

18.<br />

19.<br />

20.<br />

21.<br />

22.<br />

Rätsel<br />

Nach wem ist die <strong>Schule</strong><br />

benannt?<br />

Welche Institution gründete die<br />

<strong>THS</strong>?<br />

Welches Ereignis feiert die <strong>THS</strong>?<br />

In welche Straße musste die <strong>THS</strong><br />

1884 umziehen?<br />

An welchem Tag in der Woche<br />

findet kein Unterricht statt?<br />

Wo fand die Eröffnung der<br />

<strong>Schule</strong> statt?<br />

Zu welcher Tageszeit fand der<br />

Unterricht im Sommer statt?<br />

Welches Ziel verfolgen die<br />

Schüler im BG?<br />

In welcher Schulform kann man<br />

sich seine Fremdsprachenkenntnisse<br />

zertifizieren lassen?<br />

Wer erstellt den Stundenplan an<br />

der <strong>THS</strong>?<br />

Wie ist der Name des Schulleiters?<br />

Wovor fürchten sich viele<br />

Schüler?<br />

Womit verbringt ein Schüler die<br />

meiste Zeit seines Lebens?<br />

Wo gibt es die leckersten<br />

Snacks?<br />

Welcher Lehrer beeindruckt<br />

durch sein großes Allgemeinwissen?<br />

Auf welchem Gebiet hat die<br />

<strong>Schule</strong> ihren heutigen Sitz?<br />

Wie nennt man das Zusammenleben<br />

vieler Nationalitäten?<br />

Welches Fest findet jedes Jahr<br />

im Sommer statt?<br />

Was muss man in der Regel vor<br />

einer Präsentation dem Lehrer<br />

abgeben?<br />

Ein anderes Wort für Ökonomie?<br />

Welchen kaufmännischen Beruf<br />

kann man an der <strong>THS</strong> erlernen?<br />

Welche neue Schulform/Fachrichtung<br />

wurde in der FOS im<br />

Sommer 2008 eingerichtet?<br />

<strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>10</strong> • Mai 2009 • 27


<strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong> Schnipsel<br />

28 • <strong>THS</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>10</strong> • Mai 2009<br />

FOS 11: Kiosk-Klasse 2009<br />

Tasty Theo Shop.<br />

Eine Abschlussklasse 1972.<br />

Zeitungsausschnitt 1994<br />

1994: »Ehemalige blicken zurück«.<br />

Talkrunde in der <strong>THS</strong>-Pausenhalle<br />

anlässlich des 1<strong>10</strong>-jährigen Jubiläums.<br />

Eine Abschlussklasse 1985.

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