7 Knickbeanspruchung
7 Knickbeanspruchung
7 Knickbeanspruchung
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
206 7 <strong>Knickbeanspruchung</strong><br />
Wenn die Druckkraft bei diesen Bauteilen einschließlich Eigenlast G in Längsrichtung wirkt,<br />
bezeichnet man sie mit N (Längskraft, Normalkraft). Für die Längskräfte ohne Eigenlast kann die<br />
Bezeichnung S (Stabkraft, Schnittkraft) verwendet werden:<br />
N = G + S Gl. (7.1)<br />
Die Längskraft N muß immer kleiner sein als die kritische Knicklast NKi (Bild 7.2 und 7.3).<br />
7.1 Knicklänge<br />
Die Länge, über die ein Stab (z.B. eine Stütze) bei Druckbelastung frei ausknicken kann, wird als<br />
Knicklänge sK bezeichnet. Zur Bestimmung der Knicklänge ist die Lagerungsart des Stabes von<br />
entscheidender Bedeutung. Der betrachtete Stab kann an beiden Enden gelenkig gelagert oder<br />
eingespannt sein. Er kann auch an einem Ende gar nicht gehalten sein, dann muss das andere<br />
Ende jedoch in jedem Fall eingespannt sein (Kragstütze, siehe Eulerfall 1). Bei einer gelenkigen<br />
Lagerung können Kräfte übertragen werden aber keine Momente. Bei einer Einspannung können<br />
sowohl Kräfte als auch Momente übertragen werden.<br />
Für die Festlegung der Knicklänge gilt folgendes:<br />
1. Für eingeschossige Stützen gilt als Knicklänge die Länge zwischen Fußplatte und Kopfplatte,<br />
wenn beide Enden gegen seitliche Verschiebungen gesichert sind und weder Kopf- noch Fußende<br />
eingespannt sind (Bild 7.2).<br />
2. Wenn Stützen in mehreren Stockwerken übereinander stehen und wenn ihre Enden unverrückbar<br />
festgehalten sind, darf die Geschosshöhe als Knicklänge angenommen werden (Bild<br />
7.3).<br />
der Wandebene mindestens der Abstand der Riegel, die die Stützen aussteifen (Bild 7.4).<br />
4. Bei Stäben in Fachwerken treten verschiedene Knicklängen auf. Für das Knicken in der<br />
Fachwerkebene gilt als Knicklänge für Pfosten und Diagonalstreben sK = 0,9 · l (in Bild 7.5<br />
z.B. sK1 = 0,9 · l1). Senkrecht zur Fachwerkebene gilt für diese Stäbe sK = l.<br />
5. Für die Gurte von Fachwerkstäben gilt für die Knicklänge in der Fachwerkebene sK = l (in<br />
Bild 7.5 z.B. sK2 = l2). Für das Knicken aus der Fachwerkebene gilt als maßgebende Länge<br />
der Abstand von seitlichen Aussteifungen durch Pfetten, Querträger oder Querverbände.<br />
6. Allgemein kann als Knicklänge sK der Abstand zweier benachbarter Wendepunkte (WP) der<br />
Knickverformungsfigur definiert werden (Bild 7.7). Mit dieser Definition können auch Knicklängen<br />
von Stäben, bei denen das System keinem der vier Eulerfälle entspricht, abgeschätzt<br />
werden.<br />
Die ideale Knicklast ist die Last, bei der ein ursprünglich ideal gerader Stab seine Grenztragkraft<br />
erreicht, er knickt aus. Die ideale Knicklast ist definiert als<br />
N<br />
π2<br />
⋅ EI<br />
Ki =<br />
2<br />
( β ⋅ l)<br />
Gl. (7.2)<br />
In besonderen Fällen sind statt gelenkiger Lagerungen auch feste Einspannungen der Stabenden<br />
möglich. Feste Einspannungen haben einen großen Einfluß auf die freie Knicklänge. Wenn man<br />
mit einer festen Einspannung eines Druckstabes rechnen will, muß diese Einspannung mit Sicherheit<br />
vorhanden sein. Die feste Einspannung bei einer Stütze entspricht dem eingespannten<br />
Lager bei einem Träger (Bild 7.6).