PORTRÄT WALFORSCHUNG IN GROSSBRITANNIEN Die Finanzierung ihrer Doktorarbeit über Nahrungsökologie und Populationsgenetik von nordatlanti schen Zwergwalen an der Universität von Durham (GB) schien nach zähem Ringen gesichert zu sein. Da er höhte die Universität unverhofft ihre Studiengebühren, und wieder stand die Dissertation der Studienstiftlerin Pia Anderwald kurz vor dem Aus. Dank der fi nanziellen Unterstützung der <strong>Schweizerische</strong>n <strong>Studienstiftung</strong> kann sie sich nun für die verbleibenden eineinhalb Jahre ohne grössere fi nanzielle Probleme ihrem Projekt widmen. Eine Walforscherin im Binnenland Schweiz? Wale faszinieren Pia seit ihrer Kindheit. Nicht zuletzt deshalb entschied sie sich 1998 für ein Zoologie studium an der Universität Zürich. In unserem Binnen land waren Walforschungs-Experten jedoch eher dünn gesät. So blieb ihr der Einstieg in dieses Gebiet zunächst verwehrt, bis Professor Dr. Uli Reyer sie als externe Diplomandin in die Ökologie-Abteilung aufnahm. Unter Betreuung von Dr. Lorenz Gygax (einem ehemaligen Studienstiftler) schrieb sie dort ihre Diplomarbeit über Nischendifferenzierung von Wal- und Delphinarten um die Britischen Inseln. Die anfänglichen Bedenken des Professors über einen möglichen Datenmangel zerstreute sie, indem sie mit Lorenz’ Hilfe eine der weltweit grössten Datenbanken von Meeressäuger- Sichtungen bei der britischen Sea Watch Foundation für ihre Arbeit erschloss. Teurer Meeranschluss in Durham An der School of Biological and Biomedical Sciences der Universität von Durham fand sie einen aus gezeichneten Betreuer für ihre Dissertation. Der inter national renommierte Populationsgenetiker und Meeres säuger- Forscher Prof. A. R. Hoelzel bot ihr nebst grossem Fachwissen die Möglichkeit, sich molekularbiologische Methoden anzueignen. Davon versprach sie sich eine breitere Palette von Optionen bei ihrer weiteren Forschungslaufbahn, auch ausserhalb der Meeressäuger- Forschung. Pia Anderwald (29) ist seit 1998 Mitglied der <strong>Studienstiftung</strong>. Nebst der fi nanziellen Unterstützung hat sie insbesondere die Horizonterweiterung durch das Bildungsprogramm geschätzt sowie die bereichernden Diskussionen mit Studierenden aus anderen Fachgebieten. In der Stiftung fand sie zudem stets geeignete Ansprechpartner für individuelle Anliegen. Weniger optimal waren hingegen die horrenden Studiengebühren. Pia Anderwald liess sich nicht beirren. Für ihr erstes Dissertationsjahr konnte sie sich die fi - nanzielle Unterstützung des British Council sichern, für die weiteren drei Jahre errang sie ein Stipendium der Basler Stiftung für Biologische Forschung. Der während ihrer Diplomarbeit hergestellte Kontakt mit der Sea Watch Foundation erwies sich ebenfalls als nützlich. Heute fi nanziert sie ihren Lebensunterhalt in Teilzeitanstellung mit der Verwaltung der Sichtungsdatenbank dieser zum Schutz und zur Erhaltung von Meeressäugern um die Britischen Inseln forschenden Organisation. Eine fi nanzielle Unterstützung durch die <strong>Schweizerische</strong> <strong>Studienstiftung</strong> hatte sie zunächst gar nicht erwogen. Sie war der Meinung, bereits stark vom Bildungsprogramm, der Beratung und dem Netz werk der Stiftung profi tiert zu haben, und hatte Hemmungen, ebenfalls um fi nanzielle Unterstützung zu bitten. Zwischen 30 und 35 erfolglose Unterstützungsgesuche hatte sie geschrieben, bevor sie sich doch an die Geschäftsstelle wandte. Förderung der Forschungsleidenschaft Angesichts der Begeisterung, die Pia Anderwald ver - sprüht, wenn sie von ihrem Forschungsprojekt berichtet, ist der Unterstützungsbeitrag der Studienstif tung mehr als gerechtfertigt. Die zahlreichen neuen Erkenntnisse, welche ihre Arbeit gebracht hat, könnten, wie sie meint, nicht nur den nordatlantischen Zwergwalen nützen. Da sich die Wale am Ende der Nahrungskette befi nden, kann ihre Erforschung auch Aufschluss geben über den Gesamtzustand ihres Lebensraumes. Im Sommer 2008 wird Pia Anderwald voraussichtlich ihre Dissertation abschliessen. Ihrer Leidenschaft für die Forschung möchte sie danach weiterhin nachgehen. Nächstes Ziel ist es, eine spannende Postdoc- Stelle zu fi nden, gerne im Bereich der Zoologie / Ökologie oder Populationsgenetik, jedoch nicht zwingend in Zusammenhang mit Meeressäugern. Als Alternative könnte sie sich allenfalls einen Einstieg in den Wissenschaftsjournalismus vorstellen, ein Berufsfeld, für das sie sich an einer Veranstaltung der Studien stiftung begeisterte. 6
Ein Zwergwal beim «lunge-feeding» vor der schottischen Westküste – eine Methode, kleine Schwarmfi sche (hier Sprotten) zu fangen. Das Forschungsteam auf Walsuche in den Hebriden. 7