Geschichte der nationalsozialistischen Patientenmorde
Geschichte der nationalsozialistischen Patientenmorde
Geschichte der nationalsozialistischen Patientenmorde
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<strong>Geschichte</strong> <strong>Geschichte</strong> des des Hauses Hauses Tiergartenstraße 44<br />
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und und seiner städtischen Umgebung<br />
1. 1. Ort <strong>der</strong> Täter<br />
Die Tiergartenstraße 4 ist <strong>der</strong> Ort, an dem Parteifunktionäre, Ärzte und Ministerialbeamte den<br />
Massenmord an Patienten und behin<strong>der</strong>ten Menschen erdachten und verwalteten, an dem<br />
dieses Verbrechen jedoch nicht unmittelbar ausgeführt wurde. Als Sitz <strong>der</strong> Tarnorganisation<br />
<strong>der</strong> Täter verweist er sinnbildlich auf jene Stätten, an denen Patienten und behin<strong>der</strong>te<br />
Menschen starben: auf die sechs Gas-Tötungsanstalten, auf Heime, Krankenhäuser sowie<br />
Heil- und Pflegeanstalten im Deutschen Reich sowie auf Erschießungs- und an<strong>der</strong>e Todesorte<br />
im besetzen Ausland.<br />
Einmalig für die nationalsozialistische Gewaltherrschaft ist, dass die Täter im Fall <strong>der</strong><br />
»Euthanasie«-Aktion ihre Mordpolitik mit dem Kürzel einer Verwaltungsanschrift (T 4 =<br />
Tiergartenstraße 4) tarnten. Die heutige Gedenkkultur verwendet die Bezeichnung über die<br />
historische Adresse hinaus als ein Synonym für die europaweite Dimension <strong>der</strong><br />
<strong>Patientenmorde</strong> und damit schlagwortartig für eines <strong>der</strong> größten systematischen Verbrechen<br />
<strong>der</strong> Nationalsozialisten. Im Folgenden soll dargestellt werden, welche <strong>Geschichte</strong> das<br />
Gebäude <strong>der</strong> Dienstvilla und das sogenannte Berliner Tiergartenviertel, in dem sie stand,<br />
hatte.<br />
2. 2. Stadtpalais im Villenviertel<br />
Auf <strong>der</strong> Internetseite http://gedenkort-t4.eu/vergangenheit/die-villa befindet sich ein 3 D-<br />
Modell des Hauses Tiergartenstraße 4, das auf historischen Photographien und drei Bänden<br />
<strong>der</strong> Bauakten des Hauses (Landesarchiv Berlin) beruht. Den zugrundeliegenden Recherchen<br />
zufolge ließ es <strong>der</strong> Bankier, Mäzen und Sozialreformer Valentin Weisbach, <strong>der</strong><br />
Schwiegervater des Berliner Stadtbaurates Ludwig Hoffmann, errichten. Die Entwürfe<br />
stammten von Christian Heidecke, einem renommierten Villenarchitekten des<br />
Großbürgertums, die Innengestaltung von dessen berühmten Kollegen Alfred Messel.<br />
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