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Geschichte der nationalsozialistischen Patientenmorde

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Allgemeinkrankenhäusern aus; doch das Plädoyer für ein geduldiges Eingehen auf den<br />

Patienten war gekoppelt an den Gedanken <strong>der</strong> Ausson<strong>der</strong>ung. Heilen und Vernichten waren<br />

für Carl Schnei<strong>der</strong> ganz eng miteinan<strong>der</strong> verknüpft. Nach den Worten <strong>der</strong> Historikerin<br />

Christine Teller sah sich Carl Schnei<strong>der</strong> ganz im Sinne <strong>der</strong> Nationalsozialisten nicht mehr »nur<br />

als Arzt einzelner Patienten, son<strong>der</strong>n als Arzt <strong>der</strong> ›Volksgemeinschaft‹«. Nach dem Beginn des<br />

Massenmordes im Rahmen <strong>der</strong> »Aktion T 4« war es Schnei<strong>der</strong>, <strong>der</strong> das Verbrechen<br />

wissenschaftlich begleiten sollte. Er war auch als »T 4«-Gutachter tätig. Vernichten war in<br />

seinen Augen »wie das Heilen auf Ordnung angewiesen« (Christine Teller). Eine Basis <strong>der</strong><br />

Untersuchungen bildeten histologische und pathologisch-anatomische Untersuchungen. Der<br />

Mord, meist an behin<strong>der</strong>ten Kin<strong>der</strong>n, diente nur als »notwendiger« Zwischenschritt bei einer<br />

wissenschaftlichen Studie. Schnei<strong>der</strong> und seine Kollegen fühlten sich unter großem Zeitdruck.<br />

Sie rechneten damit, dass selbst dann, wenn die Nationalsozialisten den Krieg gewinnen<br />

sollten, weitere mit <strong>Patientenmorde</strong>n verbundene Forschungen nicht mehr zugelassen<br />

würden. Nach dem Krieg wurde ein Ermittlungsverfahren gegen Carl Schnei<strong>der</strong><br />

aufgenommen; zudem sollte er gegen einen Kollegen aussagen. Im Dezember 1946 erhängte<br />

er sich im Untersuchungsgefängnis Frankfurt. Seine Assistenten konnten unbehelligt in <strong>der</strong><br />

Bundesrepublik, und in einem Fall in <strong>der</strong> DDR, Karriere machen.<br />

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