2.3 Denkmal für die im nationalsozialismus er - Stiftung Denkmal für ...
2.3 Denkmal für die im nationalsozialismus er - Stiftung Denkmal für ...
2.3 Denkmal für die im nationalsozialismus er - Stiftung Denkmal für ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
INFORMATIONEN ZUM DENKMAL<br />
2.2 <strong>Denkmal</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>im</strong> <strong>nationalsozialismus</strong><br />
v<strong>er</strong>folgten Homosexuellen<br />
Das <strong>Denkmal</strong> wurde von Michael Elmgreen und Ingar Dragset entworfen.<br />
Die Künstl<strong>er</strong> haben dabei <strong>die</strong> Formensprache des Holocaust-<strong>Denkmal</strong>s<br />
aufgegriffen und durch ein zusätzliches Element<br />
<strong>er</strong>gänzt: In ein<strong>er</strong> Fenst<strong>er</strong>öffnung ist ein Film mit ein<strong>er</strong> Kuss-Szene zu<br />
betrachten. Das <strong>Denkmal</strong> soll <strong>die</strong> homosexuellen Opf<strong>er</strong> des Nationalsozialismus<br />
ehren und zugleich »ein beständiges Zeichen gegen<br />
Intol<strong>er</strong>anz, Feindseligkeit und Ausgrenzung gegenüb<strong>er</strong> Schwulen<br />
und Lesben setzen«.<br />
Das <strong>Denkmal</strong> wurde auf Beschluss des Deutschen Bundestages gebaut<br />
und am 27. Mai 2008 d<strong>er</strong> Öffentlichkeit üb<strong>er</strong>geben. Initiatoren<br />
waren <strong>die</strong> Initiative »D<strong>er</strong> homosexuellen NS-Opf<strong>er</strong> gedenken« sowie<br />
d<strong>er</strong> Lesben- und Schwulenv<strong>er</strong>band in Deutschland (LSVD).<br />
Öffnungszeiten: Das <strong>Denkmal</strong> ist Tag und Nacht frei zugänglich.<br />
lage: Ti<strong>er</strong>garten, gegenüb<strong>er</strong> dem Holocaustdenkmal/Eb<strong>er</strong>tstraße,<br />
10117 B<strong>er</strong>lin<br />
Unt<strong>er</strong>drückung, V<strong>er</strong>folgung, Ermordung<br />
Im nationalsozialistischen Deutschland fand eine Homosexuellen-<br />
V<strong>er</strong>folgung ohnegleichen in d<strong>er</strong> Geschichte statt. 1935 ordneten <strong>die</strong><br />
Nationalsozialisten <strong>die</strong> umfassende Kr<strong>im</strong>inalisi<strong>er</strong>ung männlich<strong>er</strong> Homosexualität<br />
an. Dazu wurden <strong>die</strong> <strong>im</strong> § 175 des Strafgesetzbuches<br />
vorgesehenen Best<strong>im</strong>mungen gegen homosexuelles V<strong>er</strong>halten <strong>er</strong>heblich<br />
v<strong>er</strong>schärft und ausgeweitet. B<strong>er</strong>eits ein Kuss unt<strong>er</strong> Männ<strong>er</strong>n<br />
konnte nun zu V<strong>er</strong>folgung führen. § 175 bedeutete Gefängnis od<strong>er</strong><br />
Zuchthaus. Es gab üb<strong>er</strong> 50.000 V<strong>er</strong>urteilungen. Teilweise konnten<br />
<strong>die</strong> NS-Behörden <strong>die</strong> Kastration V<strong>er</strong>urteilt<strong>er</strong> <strong>er</strong>zwingen. Mehr<strong>er</strong>e<br />
tausend Schwule wurden wegen ihr<strong>er</strong> Homosexualität in Konzentrationslag<strong>er</strong><br />
v<strong>er</strong>schleppt. Ein groß<strong>er</strong> Teil von ihnen üb<strong>er</strong>lebte <strong>die</strong><br />
Lag<strong>er</strong> nicht. Sie starben aufgrund von Hung<strong>er</strong>, Krankheiten und<br />
Misshandlungen od<strong>er</strong> wurden Opf<strong>er</strong> gezielt<strong>er</strong> Mordaktionen.<br />
Die Nationalsozialisten haben <strong>die</strong> Lebenswelten von Schwulen<br />
und Lesben z<strong>er</strong>schlagen. Weibliche Homosexualität wurde – auß<strong>er</strong><br />
<strong>im</strong> annekti<strong>er</strong>ten Öst<strong>er</strong>reich – nicht strafrechtlich v<strong>er</strong>folgt. Sie galt<br />
den Nationalsozialisten als wenig<strong>er</strong> bedrohlich. G<strong>er</strong>ieten lesbische<br />
Frauen dennoch in Konflikt mit dem Reg<strong>im</strong>e, waren auch sie Repressionen<br />
ausgesetzt. Schwule und Lesben lebten in d<strong>er</strong> NS-Zeit eingeschücht<strong>er</strong>t<br />
und unt<strong>er</strong> stetem Zwang zur Tarnung. Lange Zeit blieben<br />
<strong>die</strong> homosexuellen Opf<strong>er</strong> des Nationalsozialismus aus d<strong>er</strong> Gedenkkultur<br />
ausgeschlossen – in d<strong>er</strong> Bundesrepublik wie in d<strong>er</strong> DDR. Hi<strong>er</strong><br />
wie dort wurden Schwule lange Zeit weit<strong>er</strong> strafrechtlich v<strong>er</strong>folgt.<br />
In d<strong>er</strong> Bundesrepublik Deutschland galt d<strong>er</strong> § 175 unv<strong>er</strong>änd<strong>er</strong>t bis<br />
1969 fort.<br />
Aus sein<strong>er</strong> Geschichte h<strong>er</strong>aus hat Deutschland eine besond<strong>er</strong>e V<strong>er</strong>antwortung,<br />
Menschenrechtsv<strong>er</strong>letzungen gegenüb<strong>er</strong> Schwulen<br />
und Lesben entschieden entgegenzutreten. In vielen Teilen <strong>die</strong>s<strong>er</strong><br />
Welt w<strong>er</strong>den Menschen wegen ihr<strong>er</strong> sexuellen Identität heute noch<br />
v<strong>er</strong>folgt, ist homosexuelle Liebe strafbar und kann ein Kuss Gefahr<br />
bedeuten.<br />
26