franziskusbote 3-07_ok - Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn
franziskusbote 3-07_ok - Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn
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Zeitschrift der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
<strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> <strong>Heiligenbronn</strong><br />
Ausgabe 3, Oktober 20<strong>07</strong><br />
Festtag zum 150-jährigen Klosterjubiläum<br />
Menschenempfindlich<br />
und weltfreundlich<br />
geblieben<br />
Novizin, Superior, Bischof und Generaloberin im Gespräch beim Festakt zum<br />
150-jährigen <strong>Heiligenbronn</strong>er Klosterjubiläum: (von links) Ulrike Konrad, Rolf<br />
Oster, Dr. Gebhard Fürst und Schwester Judith Kaupp.<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>. Gäste aus der ganzen<br />
Diözese, allen voran der Rottenburger<br />
Bischof Dr. Gebhard Fürst, feierten mit den<br />
Franziskanerinnen des Klosters Heiligen -<br />
bronn und der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> Mitte<br />
September den Festtag zum 150-jährigen<br />
Jubiläum.<br />
Als heutige Aufgabe des Klosters bezeichnete<br />
Generaloberin Schwester Judith<br />
Kaupp das Mitleben mit Bewohnern,<br />
Schülern und Mitarbeitern der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
franziskus-bote<br />
<strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> als<br />
geistliche Zelle, die<br />
Weitergabe des<br />
Glaubens an jung<br />
und alt und das<br />
stellvertretende<br />
Gebet und Leiden.<br />
Die gute Beziehung<br />
zwischen Kloster<br />
und <strong><strong>St</strong>iftung</strong> habe<br />
sich mit dem<br />
Jubiläumsjahr noch<br />
wesentlich vertieft.<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-<br />
Vorstand Hubert<br />
Bernhard nannte<br />
wiederum die „gute und tragfähige Bezie -<br />
hung zur Schwesterngemeinschaft“ als<br />
Grundlage des Erfolgs der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>. In der<br />
Grundhaltung der Schwestern, den menschenfreundlichen<br />
Gott zur Mitte ihres<br />
Lebens gemacht und dadurch die Men -<br />
schen wichtig ge nommen zu haben, sei<br />
der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> ein Schatz weitervererbt worden<br />
„als Geschenk, aber auch als Verpflich -<br />
tung“. So dürfe Behinde rung nicht als<br />
Kunstfehler oder als ein Risiko gelten, das<br />
nach Schadens ersatz rufe.<br />
Familienministerin<br />
besuchte <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong><br />
Bundesministerin Ursula von der Leyen<br />
besuchte gemeinsam mit dem<br />
Wahlkreisabgeordneten Volker Kauder<br />
Fördereinrichtungen der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>. S. 8<br />
Ein Tag in der Frühförderung<br />
für sehgeschädigte Kinder<br />
Beratungslehrerin Evelin Wöhrle einen Tag in<br />
der Frühförderung für blinde und sehbehinderte<br />
Kinder über die Schulter geschaut.<br />
S. 11<br />
Podiumsdiskussion zum<br />
Leben in Gemeinschaft<br />
Die Podiumsdiskussion „Wieviel<br />
Gemeinschaft braucht der Mensch?“ im<br />
Rahmen des Klosterjubiläums zog<br />
zahlreiche Zuhörer an. S. 14<br />
Verbindungen zwischen<br />
Kloster und <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
Die Vorstände beschreiben die<br />
Zusammenarbeit zwischen Kloster und<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong> auf verschiedenen Ebenen. S. 16<br />
Neues Geschichtsbuch über<br />
<strong>Heiligenbronn</strong> und sein Kloster<br />
Das Buch „Wallfahrt und Wohlfahrt“ über<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>s Geschichte und die<br />
Entwicklung des Klosters von Ulrich Windhab<br />
ist jetzt erschienen. S. 18<br />
Altenzentrum <strong>St</strong>. Elisabeth<br />
in Rottweil neu eröffnet<br />
Das neugebaute Altenzentrum <strong>St</strong>. Elisabeth<br />
stieß bei seiner Einweihung auf großes<br />
öffentliches Interesse. S. 22
Inhaltsverzeichnis<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong> allgemein<br />
Festakt zum 150-jährigen <strong>Heiligenbronn</strong>er Klosterjubiläum S. 1<br />
Fotocollage vom Tag der offenen Tür S. 4<br />
STIFTUNGS-KALENDER S. 5<br />
Bericht vom Tag der offenen Tür in Kloster und <strong><strong>St</strong>iftung</strong> S. 6<br />
Behindertenhilfe in <strong>Heiligenbronn</strong><br />
Besuch von Familienministerin Ursula von der Leyen S. 8<br />
Wegebau durch Azubis der Firma Kern-Liebers S. 10<br />
Über die Schulter geschaut: Ein Beratungstag mit Evelin Wöhrle,<br />
Pädagogische Beratungsstelle des Förderzentrums Sehen S. 11<br />
Kloster <strong>Heiligenbronn</strong><br />
Liturgische Woche zum Klosterjubiläum im November S. 13<br />
Podiumsdiskussion „Wieviel Gemeinschaft braucht der Mensch?“ S. 14<br />
Verbindungen zwischen Kloster und <strong><strong>St</strong>iftung</strong> in <strong>Heiligenbronn</strong> S. 16<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>-Buch „Wallfahrt und Wohlfahrt“ von Ulrich Windhab S. 18<br />
Altenhilfe<br />
Neue <strong>St</strong>rukturen im Aufgabenfeld der Altenhilfe in der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> S. 20<br />
38 Dienstjubilarinnen aus den Altenzentren der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> geehrt S. 21<br />
Einweihung des neugebauten Altenzentrums <strong>St</strong>. Elisabeth Rottweil S. 22<br />
Eine Amerika-Ferienwoche im Altenzentrum <strong>St</strong>. Josef Spaichingen S. 24<br />
Spatenstich zum Neubau des Bürgerheims Tuttlingen S. 26<br />
Betreutes Seniorenwohnen als Aufgabe für die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> S. 27<br />
Kinder- und Familienzentrum Villingen-Schwenningen<br />
Fünf Jahre David-Fuchs-Haus: Ein Zentrum für verschiedene Netzwerke S. 28<br />
Erziehungsleiter Jürgen Muff mit einer deutschen Jugendhilfe-Delegation in China S. 29<br />
POST AN DEN FRANZISKUS-BOTE S. 30<br />
Impressum S. 30<br />
DAS IST JA DAS VORLETZTE! S. 31<br />
Rückseite: Wenn blinde Menschen Gas geben –<br />
Autofahrübung im Ferienprogramm S. 32<br />
Susanne Bierschenk (Querflöte), Oliver Avemaria<br />
(Gitarre), Sigrid <strong>St</strong>eude (Cello) und Veronika<br />
Besenfelder (Flügel) vom Förderzentrum Hören<br />
und Sprechen spielten klassische <strong>St</strong>ücke und<br />
Volksweisen für die Festgäste.<br />
Angesichts der bevorstehenden Verände -<br />
rungen im Sozial- und Bildungssystem<br />
sollten im stärker werdenden Verteilungs -<br />
kampf nicht nur die bedacht werden, die<br />
„am lautesten schreien“, sondern auch die<br />
Menschen, die am stärksten auf Begleitung<br />
und Assistenz angewiesen seien, forderte<br />
Bernhard. Der Namenspatron <strong>Franziskus</strong><br />
gebe der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> mit seinem Leben wichtige<br />
Anstöße: sich auf den anderen<br />
Menschen einlassen und seine Notlage<br />
erkennen, keine Bewertung nur nach Leis -<br />
tung und sozialem Ansehen und die richtige<br />
Relation der materiellen Seite zu den<br />
Menschen, der sie dienen soll: „Tragfähige<br />
Hauskonstruktionen, tragfähige Finanzierun -<br />
gen sind das eine, tragfähige Beziehungen,<br />
belastungsfähige Mitarbeiter das andere.“<br />
In <strong>Heiligenbronn</strong>, sagte Bischof Dr.<br />
Gebhard Fürst, habe „lebendige Hoffnung<br />
wirklich Hand und Fuß bekommen“, auch<br />
wenn sich die Formen immer wieder verändert<br />
hätten. Viele Menschen hätten hier<br />
Heil und Heilung erfahren. Die Kirche brauche<br />
die Kraft und das Glaubenszeugnis<br />
der Ordensgemeinschaften, die die Liebe in<br />
die Welt hineintragen. Das Kloster Heiligen -<br />
bronn zeige mit seinem 150-jährigen Jubi -<br />
läum eindrucksvoll, was mit der Liebes bot -<br />
schaft des Evangeliums gemeint sei. Dieser<br />
„menschenempfindliche und weltfreundliche“<br />
Geist sei hier spürbar geworden.<br />
Die 150 Jahre Kloster bedeuteten auch 150<br />
Jahre soziale Arbeit, erinnerte <strong>St</strong>aatssekre -<br />
tär MdL Dieter Hillebrand vom Sozial -<br />
ministerium in <strong>St</strong>uttgart, der die Grüße<br />
der Landesregierung zum Klosterjubiläum<br />
überbrachte. Die 150 Jahre gelebte Nächs -<br />
tenliebe und Verantwortung hätten sich<br />
2 franziskus-bote 3/<strong>07</strong>
Als Muntermacher erwies sich der Festredner Pater Anton Rotzetter aus der Schweiz beim Festakt: er ließ<br />
seine Zuhörer erst mal aufstehen und Gymnastik machen, damit sie ihm nach acht Grußworten noch<br />
aufmerksam folgen konnten. Fotos: Hock, Graf<br />
zu einem modernen sozialen Dienstleis -<br />
tungsunternehmen entwickelt.<br />
In seinem Ausblick auf die Herausfor -<br />
derungen der Zukunft benannte der <strong>St</strong>aats -<br />
sekretär den Ausbau des ambulanten<br />
Hilfesystems und einer ortsnahen stationären<br />
Versorgung in der Behindertenhilfe als<br />
zentral, um Menschen mit Behinderungen<br />
an der Gesellschaft teilhaben zu lassen.<br />
Die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> zeige sich hier für die Heraus -<br />
forderungen der kommenden Jahre „aber<br />
bestens gerüstet“.<br />
Als Vertreterin des <strong>Heiligenbronn</strong>er<br />
Mutterklosters beleuchtete Generalrätin<br />
Schwester Pernela Schirmer die<br />
150 Jahre währende Verbindung zu den<br />
Dillinger Franziskanerinnen: „Das kleine<br />
Pflänzchen, das auch wir mitsetzen durften,<br />
hat sich zu einem eigenständigen, fruchtbaren<br />
Baum entwickelt“, gratulierte sie.<br />
Mit Gabenprozession und Fürbitten brachten<br />
die Schwestern ihre Anliegen zum Ausdruck, vom<br />
Gnadenwasser oder dem Blindenstock bis zum<br />
roten Faden der Berufung.<br />
franziskus-bote 3/<strong>07</strong><br />
Für den Ordensrat der Diözese sprach dessen<br />
Vorsitzende Schwester Mirjam Engst<br />
aus dem Kloster Reute. Die <strong>Heiligenbronn</strong>er<br />
Geschichte sei „ein Mutmacherzeugnis für<br />
heute“, dankte sie insbesondere den<br />
„Frauen des Anfangs“. Dass das Jubiläum<br />
gerade im Jahr der Berufung gefeiert<br />
werde, sei schön: Vikar Fuchs und die<br />
Schwestern hätten ihre eigene Berufung<br />
erlebt und dadurch den anvertrauten<br />
Menschen Leben ermöglicht, sie hätten ihr<br />
Leben als Geschenk nicht für sich behalten.<br />
Als eigenes Geschenk brachte sie Kräuter -<br />
salz mit, „damit das Leben im Kloster und<br />
in der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> würzig bleibt“.<br />
Das Kloster und seine Einrichtungen habe<br />
das Leben und die Entwicklung des <strong>St</strong>adt -<br />
teils <strong>Heiligenbronn</strong> geprägt, unterstrich<br />
Schrambergs Oberbürgermeister Dr.<br />
Herbert O. Zinell, und zwar nicht nur im<br />
Ortsbild, wie er betonte, sondern auch mit<br />
seiner Spiritualiät und seinem Geist. Mit<br />
ihrem Engagement seien sie immer auf<br />
der Höhe der Zeit gewesen: „Sie können<br />
spirituell, sozial und ökonomisch eine<br />
mehr als zufrieden stellende Bilanz ziehen<br />
mit dem, was Sie hier am Ort geschaffen<br />
haben.“ Der OB verwies auch auf die jetzt<br />
mit Grundrechtsrang ausgestattete Forde -<br />
rung nach gleichberechtigter Teilhabe von<br />
behinderten Menschen, nachdem Kloster<br />
und <strong><strong>St</strong>iftung</strong> in 150-jähriger Tradition behinderten<br />
Menschen Halt und Geborgenheit<br />
gegeben hätten. Zinell freute sich auf eine<br />
„weitere partnerschaftliche Zusammenarbeit<br />
im Geiste der Menschlichkeit“.<br />
Jakob Bichler, Vorsitzender des Freundes -<br />
kreises des Bulgarisch-Deutschen Sozial -<br />
3<br />
„Wir sind Maria“, wies<br />
Festredner Pater Anton<br />
Rotzetter auf das Heiligen -<br />
bronner Gnadenbild hin.<br />
werks, verlas noch ein weiteres Grußwort<br />
von Metropolit Kyrill aus Varna. Als er<br />
<strong>Heiligenbronn</strong> persönlich kennenlernte, so<br />
der Metropolit in seinem Glückwunsch, ha -<br />
be ihn „die tiefe Spiritualität und aufopfernde<br />
Tätigkeit“ der Menschen beeindruckt.<br />
Die Festansprache hielt der Schweizer<br />
Kapuzinerpater Dr. Anton Rotzetter<br />
und ging dabei auf das <strong>Heiligenbronn</strong>er<br />
Gnadenbild der Pieta ein. „Wir sind Maria“,<br />
folgerte Rotzetter aus dem Auftrag der<br />
Fleischwerdung: „Wir sind nicht nur Kinder<br />
Gottes, Gott ist auch unser Kind.“<br />
Zwischen den Ansprachen sorgte eine<br />
Schwesterngruppe mit einem Gebärden -<br />
tanz auf den Sonnengesang und das<br />
Musikensemble des Förderzentrums Hören<br />
und Sprechen für Abwechslung, aber auch<br />
ein Ausschnitt aus der DVD vom Musik -<br />
theater über die Klostergründung und eine<br />
Bilderrückschau aufs Jubiläumsjahr. Nach<br />
einem von der Hauswirtschaft kredenzten<br />
Imbiss hatten die rund 300 Festgäste Gele -<br />
genheit zur Begegnung und zum Besuch<br />
der Ausstellungen im Haus Lebensquell<br />
und im Klosterhof. Die dortige Geschichts -<br />
ausstellung war an diesem Tag mit „lebenden<br />
Exponaten“ bereichert wie Markt -<br />
fräulein oder Korbmacher.<br />
Ein Pontifikalamt in der Wallfahrtskirche<br />
<strong>St</strong>. Gallus mit Bischof Fürst und weiteren<br />
Zelebranten, darunter Superior Rolf Oster<br />
und Diözesancaritasdirektor Wolfgang Tripp,<br />
schloss den Festtag ab. Der Festgottes -<br />
dienst wurde musikalisch vielseitig vom<br />
kleinen <strong>Heiligenbronn</strong>er Chörle unter Lei -<br />
tung von Schwester Magdalena Dilger<br />
und Kirchenmusikdirektor Rudi Schäfer an<br />
Orgel und Keyboard musikalisch gestaltet.<br />
Wallfahrtslied erklingt<br />
In seiner Predigt ging auch Bischof Fürst auf<br />
die <strong>Heiligenbronn</strong>er Schmerzensmutter ein.<br />
Von diesem Bild und diesem Ort gehe<br />
große Kraft und Trost aus: „Der eigene<br />
Schmerz ist angenommen und aufgehoben<br />
in dieser Frau.“ Zum Abschluss des Gottes -<br />
dienstes erklang dann das <strong>Heiligenbronn</strong>er<br />
Wallfahrtslied. Ewald Graf
Sister-Act – auf der großen Bühne<br />
Eindrücke vom Tag<br />
der offenen Tür in <strong>Heiligenbronn</strong><br />
Herzlich willkommen – es gibt viel zu sehen<br />
Lehrreich – in der Berufsschule<br />
Interessant – in der Werkstatt<br />
Abgehoben – Helikopter-Rundflüge<br />
Grüß Gott – Viele „Ehemalige“ treffen sich<br />
Aufregend – der Blick von oben<br />
Hip und Hop – Tanzdarbietung<br />
Guten Appetit – die Einfachstmahlzeit „Schwarzer-Brei“ ist ein Versucherle wert
<strong><strong>St</strong>iftung</strong>skalender<br />
Wann? Was? Wo?<br />
Freitag, 12. Oktober, 20 Uhr Marktplatz Kirche: Podiumsgespräch „Wenn<br />
die Seele Hilfe braucht“ mit Landesbischof Frank<br />
O. July und Psychotherapeut Rockwell-Kollmann<br />
Schramberg, Aula des Gymnasiums<br />
Mittwoch, 17. Oktober, 19.30 Uhr Vortrag von Hans-Joachim Losch zu den<br />
NS-Zwangssterilisierungen von <strong>Heiligenbronn</strong>er<br />
Heimbewohnern<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>, Haus Lebensquell<br />
Samstag, 20. Oktober, 9.30 Uhr Angehörigentag der Behindertenhilfe<br />
Erwachsene<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>, Elisabetha-Glöckler-Saal<br />
Samstag, 20. Oktober, 13 - 19 Uhr Marktplatz Kirche: Besuch der Kartause<br />
Ittingen im Thurgau/Schweiz mit Führung<br />
Abfahrt Schramberg und Sulgen<br />
Samstag, 20. Oktober, 16 Uhr Ökumenischer Festgottesdienst<br />
mit dem Kirchenchor Spaichingen<br />
Spaichingen, Altenzentrum <strong>St</strong>. Josef<br />
Sonntag, 21. Oktober, ab 11 Uhr Tag der Begegnung mit buntem Programm Spaichingen, Altenzentrum <strong>St</strong>. Josef<br />
Montag, 22. Oktober, 15 Uhr Musikalische Lesung<br />
„Die Operette und die Schwaben“<br />
Tuttlingen, Altenzentrum <strong>St</strong>. Anna<br />
Dienstag, 23. Oktober, 19.30 Uhr Vortrag „Lebensthemen heute“:<br />
Menschenrechte in der Diskussion der Gegenwart<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>, Haus Lebensquell<br />
Dienstag, 30. Oktober, 15.15 Uhr Musikalische Lesung<br />
„Die Operette und die Schwaben“<br />
Tuttlingen, Altenzentrum Bürgerheim<br />
Sonntag, 4. November, 16.30 Uhr Liturgische Woche: Einführung ins <strong>St</strong>undengebet <strong>Heiligenbronn</strong>, Haus Lebensquell und<br />
mit Pater Rhabanus Erbacher; anschließend<br />
feierlich gestaltete Vesper der Schwestern<br />
Wallfahrtskirche <strong>St</strong>. Gallus<br />
Dienstag, 6. November, 18 Uhr Liturgische Woche: „Evensong“ unter Leitung<br />
von Kirchenmusikdirektor Rudi Schäfer<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>, Kirche <strong>St</strong>. Gallus<br />
Mittwoch, 7. November, 19.30 Uhr Marktplatz Kirche: D<strong>ok</strong>umentarfilm<br />
„Die große <strong>St</strong>ille“ zum Leben der Kartäuser<br />
Schramberg, Subiaco-Kino<br />
Freitag, 9. November, 20 Uhr Liturgische Woche: Orgelnacht zu den vier<br />
Tagzeiten mit vier Organisten aus der Diözese<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>, Kirche <strong>St</strong>. Gallus<br />
Sonntag, 11. November, 9.30 Uhr Liturgische Woche: Hochamt zum Martinstag<br />
mit der Gregorianikschola Schramberg<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>, Kirche <strong>St</strong>. Gallus<br />
Mittwoch, 14. November, 14 Uhr Seniorenclub Alter-nativ: Spielnachmittag <strong>Heiligenbronn</strong>, Konferenzraum<br />
Dienstag, 20. November, 17 Uhr Mitarbeiterversammlung der Einrichtung <strong>Heiligenbronn</strong>, Kirche <strong>St</strong>. Gallus und<br />
<strong>Heiligenbronn</strong> mit Gottesdienst, Infos und<br />
Rückblick aufs Jubiläumsjahr<br />
Elisabetha-Glöckler-Saal<br />
Sonntag, 25. November, 11 Uhr Ausstellungseröffnung zur <strong>Heiligenbronn</strong>er<br />
Geschichtsausstellung „Von der Quelle bewegt“<br />
Schramberg, <strong>St</strong>adtmuseum im Schloß<br />
Dienstag, 27. November, 15 Uhr Adventlesung mit Frau Gökelmann<br />
und der Musikgruppe „Schlawiner“<br />
Tuttlingen, Altenzentrum <strong>St</strong>. Anna<br />
Dienstag, 27. November, 19.30 Uhr Vortrag „Lebensthemen heute“: Gerechtigkeit<br />
in der Diskussion der Gegenwart<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>, Haus Lebensquell<br />
Mittwoch, 28. November, 15.15 Uhr Adventlesung mit Frau Gökelmann<br />
und der Musikgruppe „Schlawiner“<br />
Tuttlingen, Altenzentrum Bürgerheim<br />
Dienstag, 4. Dezember, 15 Uhr Ehrenamtlichentreffen anlässlich des Tags<br />
des Ehrenamts<br />
Wehingen, Altenzentrum <strong>St</strong>. Ulrich<br />
Dienstag, 4. Dezember, 15 - 20 Uhr Adventsmarkt mit <strong>Heiligenbronn</strong>er Gruppen<br />
und Produkten, kulturelles Programm<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>, Klosterhof<br />
Donnerstag, 6. Dezember, 14.30 Uhr Nikolausfeier mit Geburtstagskaffee Mühlheim, Altenzentrum <strong>St</strong>. Antonius<br />
Donnerstag, 6. Dezember, 15 Uhr Nikolausfeier mit Besuch des Nikolaus Wehingen, Altenzentrum <strong>St</strong>. Ulrich<br />
franziskus-bote 3/<strong>07</strong><br />
5
Der Tag der offenen Tür zum Jubiläum:<br />
Kloster, <strong><strong>St</strong>iftung</strong> und <strong>St</strong>adtteil<br />
präsentieren ihre ganze Vielfalt<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>. Vom Wetterglück begünstigt,<br />
konnten das Franziskanerinnenkloster<br />
<strong>Heiligenbronn</strong> und die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. Franzis -<br />
kus ein überaus positives Fazit zu ihrem<br />
gemeinsamen Tag der offenen Tür im<br />
Rahmen des Klosterjubiläums ziehen. Über<br />
8000 Gäste strömten am Sonntag, 1. Juli,<br />
in den Schramberger <strong>St</strong>adtteil und ihnen<br />
wurde eine Vielfalt an Informationen und<br />
Aktionen geboten. Aber auch eine fröhliche<br />
<strong>St</strong>immung und vielfache Wiedersehens -<br />
freude prägten den Tag, über den Ober -<br />
bürgermeister Dr. Zinell die Schirmherrschaft<br />
übernommen hatte.<br />
So waren natürlich die Angebote des 150<br />
Jahre alt gewordenen Franziskanerinnen -<br />
klosters besonders gefragt, das erstmals in<br />
den Tag der offenen Tür direkt einbezogen<br />
war. Schier überrannt wurden die Schwes -<br />
tern bei den Klosterführungen und beim<br />
Klosterrundgang, der Informationen und<br />
Einblicke zum Klosteralltag und auch zum<br />
Leben des <strong>Franziskus</strong> von Assisi bot.<br />
Welche drei verschiedenen Varianten bei<br />
den heutigen Schwesterntrachten im<br />
Einsatz sind, erfuhr man im Nähzimmer. Die<br />
Besucher konnten aber auch das frühere<br />
Einfachstmahl, den „schwarzen Brei“, kosten<br />
oder ihren Namen auf ein Holzklötzchen<br />
schreiben und damit ein großes „Tau“<br />
ausfüllen. Im Klausurgarten sorgte die Fami -<br />
liengruppe vom Haus Lebensquell für<br />
ein Kreativangebot für Kinder, das aus den<br />
Versen des franziskanischen Sonnenge -<br />
sangs verschiedene Spiel- und Bastelideen<br />
ableitete. Neben vielen Gesprächen, die<br />
die Schwestern führten, waren aber auch<br />
Räume für <strong>St</strong>ille und Gebet eingerichtet,<br />
zeitweise mit Orgelspiel untermalt.<br />
Über 700 Besucher beim Gottesdienst<br />
Mit Gebet und stimmungsvoller Musik war<br />
der Tag der offenen Tür auch eröffnet worden.<br />
Ein Festgottesdienst im Freien hinter<br />
der Werkstatt für behinderte Menschen<br />
bei strahlender Sonne, zu dem schon weit<br />
über 700 Besucher strömten, wurde von<br />
Superior Rolf Oster, Gehörlosenseelsorger<br />
Karl-Josef Arnold, der Musikgruppe<br />
Eröffnet wurde der Tag der offenen Tür zum Klosterjubiläum mit einem Festgottesdienst im Werkstatthof,<br />
bei dem sich über 700 Menschen versammelten und den viele Gruppen mitgestalteten.<br />
„Emmaus“, einer Gebärdenschola und vielen<br />
Mitwirkenden aus Kirchengemeinde,<br />
Kloster und <strong><strong>St</strong>iftung</strong> sehr lebendig gestaltet.<br />
Das Evangelium von der Brotvermehrung<br />
wurde dabei mit der Aussage „das Wenige<br />
reicht aus“ auch auf die Mitmenschlichkeit<br />
übertragen, was die Gabenprozession mit<br />
Alltags-Gaben aus den verschiedenen<br />
Gruppen veranschaulichte: Blumen und Ball<br />
genauso wie Werkzeug und Laptop oder<br />
Gnadenwasser und Kerze.<br />
Gottesdienst wie Tag der offenen Tür<br />
machten immer wieder deutlich: Menschen<br />
mit Behinderung haben in unserer<br />
Gesellschaft ihren Platz. So wurde der Got -<br />
tes dienst mit mehreren Gebärdendol -<br />
metschern für die gehörlosen Zuhörer übertragen<br />
und der Treff der Katholischen<br />
Gehörlosenseelsorge in der Diözese Rotten -<br />
burg-<strong>St</strong>uttgart war in den Festplatz integriert.<br />
Aus der ganzen Diözese waren hörgeschädigte<br />
Menschen nach <strong>Heiligenbronn</strong><br />
gekommen, viele davon ehemalige Schüler.<br />
Überhaupt die Ehemaligen: Unter den<br />
Besuchern in <strong>Heiligenbronn</strong> waren zahlreiche<br />
Zöglinge aus Hörgeschädigten- und<br />
Blindenschule, die teilweise erstmals nach<br />
Jahrzehnten wieder hierherkamen. Da flos-<br />
6<br />
sen etliche Wiedersehenstränen. Die ehemaligen<br />
Schüler besuchten natürlich mit<br />
Vorliebe ihre vormaligen Lehrerinnen und<br />
ihre alte Schule wieder und tauschten<br />
lebhaft viele Erinnerungen an früher aus.<br />
Filme, Tests und Fantasiereise<br />
Die Förderzentren der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>, die Werk -<br />
stätten und der Förder- und Betreuungs -<br />
bereich präsentierten den interessierten<br />
Gästen aber auch mit eigens gestalteten<br />
Präsentationen und neu aufgenommenen<br />
Filmen ihre Arbeit mit sinnes- und mehrfachbehinderten<br />
Menschen. Klassenzimmer<br />
und Arbeitsplätze wurden besichtigt,<br />
Hörtests im Audiometrieraum durchgeführt,<br />
eine Fantasiereise im Snoezelenraum<br />
unternommen oder bei den Psychologin -<br />
nen ein kleiner Test durchgeführt.<br />
Vor der Werkstatt spielte zweimal die<br />
Musikband „Jolly Jumper” aus Freiburg<br />
mit behinderten und nichtbehinderten<br />
Musikern. Hier konnte man mittels einer<br />
Hebebühne auch einen ungewohnten Blick<br />
auf die Dächer von <strong>Heiligenbronn</strong> werfen.<br />
Sehr gefragt war auch das Dunkelcafé,<br />
in dem man in die Haut von blinden Men -<br />
schen schlüpfen und im völligen Dunkel<br />
franziskus-bote 3/<strong>07</strong>
eine Tasse schlürfen konnte. Mit 1400<br />
Besuchern an diesem Tag war auch die<br />
Jubiläumsausstellung „Von der Quelle<br />
bewegt“ im Klosterhof überaus gut<br />
besucht. Führungen gab es auch durch<br />
den Garten der Sinne mit dem ehemaligen<br />
Blindenschulleiter Heinz Kirchherr.<br />
Mit dem Zügle durchs Gelände<br />
Wer des Gehens müde war, konnte sich<br />
von einem Zügle durch das Festgelände<br />
kutschieren lassen. Die Narrenzunft<br />
Schramberg hatte es zur Verfügung gestellt<br />
und Zunftmeister Hubert Dold war unermüdlicher<br />
L<strong>ok</strong>führer. Wer ganz abheben<br />
wollte, konnte im Hubschrauber einen<br />
Rundflug unternehmen, den Heinz Ruess<br />
und sein Team anboten. Die kleinen<br />
Pferdefreunde kamen auf dem Reitplatz bei<br />
einer Runde auf dem Pferderücken zu<br />
ihrem Vergnügen.<br />
Auf dem Festplatz vor dem Elisabetha-<br />
Glöckler-Saal herrschte ebenfalls den<br />
ganzen Tag reges Geschehen. Die hungrigen<br />
und durstigen Gäste und Helfer zufriedenzustellen,<br />
bewältigte der Musikverein<br />
Seedorf mit 80 Helfern, unterstützt vom<br />
Männerkochklub „Bayerischer Löwe“ und<br />
der Hauswirtschaft der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>, sowie die<br />
Küche und Bäckerei der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>, die die<br />
Gerichte und Backwaren lieferten.<br />
Zum Kulturprogramm auf dem Festplatz<br />
trugen ebenfalls viele Gruppen bei. Das<br />
Frühschoppenkonzert bestritten die<br />
„Giaßbachtäler“ aus Zepfenhan. Am<br />
Einen riesigen Ansturm erlebte das Kloster bei seinen Führungen. Im Vortragsraum, in dem auch eine<br />
Präsentation zum Klosterleben lief, erklärt hier Schwester Magdalena Dilger den Klosteralltag.<br />
Nachmittag starteten die Schwestern des<br />
Klosters mit einem Gebärdentanz zum<br />
franziskanischen Sonnengesang das Pro -<br />
gramm, das die Moderatorinnen Beate<br />
Distler und Veronika Besenfelder den Fest -<br />
gästen präsentierten. Erwachsenen-Wohn -<br />
gruppen, die Theaterwerkstatt und zwei<br />
Fakire steuerten genauso einen Beitrag bei<br />
wie die Oldie-Singgemeinschaft der<br />
Seniorenwohnanlage Alleenstraße 18 aus<br />
Spaichingen, die Tanz-AG des Förder -<br />
zentrums Hören und Sprechen, der Be -<br />
wohnerchor „InTakt“, Flötenspielerinnen und<br />
der Schülerchor des Förderzentrums Sehen<br />
sowie das <strong>Heiligenbronn</strong>er Chörle, das auch<br />
wieder seine <strong>Heiligenbronn</strong>-Hymne intonierte<br />
– schließlich war es auch ein stolzer<br />
Tag für den ganzen <strong>St</strong>adtteil. Ewald Graf<br />
Ein Kulturprogramm auf dem Festplatz bot vielen Talenten aus der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> und dem Kloster eine<br />
Plattform: hier der Schülerchor des Förderzentrums Sehen unter Leitung von Gundula Heidfeld.<br />
Fotos S. 4, 6 und 7: Ronecker, Haaser und Graf<br />
franziskus-bote 3/<strong>07</strong><br />
7<br />
Hauptgewinn ging<br />
nach Karlsruhe<br />
Sehr begehrt war beim Tag der offenen Tür<br />
in <strong>Heiligenbronn</strong> auch das Gewinnspiel, zu<br />
dem es an fünf <strong>St</strong>ationen Jubiläums-<strong>St</strong>em -<br />
pel abzuholen galt, so dass die Besucher<br />
auch zu einem Rundgang motiviert wurden.<br />
Eine ganze Reihe von Sponsoren hatte<br />
es ermöglicht, dass 17 hochwertige Preise<br />
verlost werden konnten. Die blinde Schwes -<br />
ter Lidwina Bolsinger als Glücksfee zog<br />
die Gewinner aus den über 600 vollständig<br />
ausgefüllten Bögen.<br />
Der Hauptpreis mit einer Reise nach Umbri -<br />
en und Assisi ging an Christian Lewinski<br />
aus Karlsruhe. Die weiteren Gewinner sind:<br />
Anna Kimmich aus <strong>Heiligenbronn</strong> (Raul-<br />
Castro-Figur), Markus Kopp aus Aich -<br />
halden, Werner Klimke aus Niedereschach<br />
und Richard Maier aus Horb (Solemar-<br />
Gutscheine), Dieter Russ aus Wolfegg<br />
(Fahrt mit der Sauschwänzlebahn und<br />
Einkehr), Hubert Haas aus Sulgen<br />
(Reisegutschein), Fabian Russ aus Wolfegg<br />
(WMF-Gutschein), Antonia Ginter aus<br />
<strong>Heiligenbronn</strong> (Gutschein für Getränke-<br />
Maser), Sahin Zeynep aus Aldingen<br />
(Quelle-Gutschein), Carmen Huber aus<br />
Gengenbach (Schwarzwaldrundflug),<br />
Gertrud Dingler aus Althengstett und<br />
Udo Schulz aus Rottweil (Gutscheine<br />
für Modehaus Dobler), Otto Ginter aus<br />
Aichhalden (Gutschein für die „Rose“ in<br />
Seedorf), Olaf Schaible aus Sulz<br />
(Gutschein für Parfümerie Gradmann),<br />
Eberhard Heptner aus Zimmern<br />
(Koffertrolly) und Petra Malnati aus<br />
Sulgen (Media Markt-Gutschein).
Besuch von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen:<br />
„Beeindruckend zu sehen,<br />
welche Freude die Menschen<br />
hier ausstrahlen“<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>. Bundesfamilienministerin<br />
Dr. Ursula von der Leyen besuchte auf Ver -<br />
mittlung von Bundestagsabgeordnetem<br />
Volker Kauder Mitte Juli die <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
<strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> <strong>Heiligenbronn</strong> und besichtigte<br />
schulische und Förderangebote für mehrfachbehinderte<br />
Menschen. Die Ministerin<br />
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend,<br />
der CDU-Abgeordnete und Fraktionsvor -<br />
sitzender Kauder, Vertreter des CDU-<br />
Kreis verbands und die Landtagsabgeordne -<br />
ten <strong>St</strong>efan Teufel und Guido Wolf lernten<br />
damit personalintensive Angebote<br />
kennen, die auf die öffentliche Förderung<br />
angewiesen sind.<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Vorstand Hubert Bernhard freute<br />
sich bei der Begrüßung im Klosterhof<br />
über den Besuch der Ministerin und be -<br />
dankte sich bei dem Abgeordneten Volker<br />
Kauder für seine Unterstützung der <strong>St</strong>if -<br />
tung. In kurzen Worten stellte Bernhard den<br />
Gästen die Herkunft aus dem Kloster und<br />
die dynamische Entwicklung der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
sowie ihre heutige Verbreitung vor.<br />
Ja sagen zu Kindern und Behinderten<br />
Auch die Familienministerin ergriff gleich<br />
das Wort. Sie habe Volker Kauder versprochen,<br />
in seinen Wahlkreis zu kommen<br />
und es freue sie, „dass er ausgerechnet diesen<br />
Ort ausgewählt hat“. Grundsätzlich<br />
betonte sie ihr Anliegen, „Ja zu sagen zu<br />
Kindern und behinderten Menschen“.<br />
Und zwar auch dann, wenn die Familien es<br />
nicht alleine schaffen, sie zu betreuen.<br />
Die Familie brauche Netzwerke und dies sei<br />
Aufgabe der Gesellschaft.<br />
Unterrichtsbesuch in einer Mehrfachbehinderten-Klasse des Förderzentrums Sehen. Was die beiden<br />
Schüler Malik und <strong>St</strong>ephan ihren Gästen demonstrieren, verfolgen hier (untere Reihe von links)<br />
MdL <strong>St</strong>efan Teufel, MdB Volker Kauder, Bundesministerin Ursula von der Leyen, (ganz rechts) Fachlehrerin<br />
Heike Hölsch, (obere Reihe von links) Ludger Bernhard, Direktor des Förderzentrums, Vorstand Hubert<br />
Bernhard, MdL und Landrat Guido Wolf, Oberbürgermeister Dr. Herbert O. Zinell und weitere Besucher.<br />
Fotos: Graf<br />
8<br />
Auch für die Blindenschüler<br />
ist es ein aufregendes Erlebnis,<br />
mit einer Ministerin ins<br />
Gespräch zu kommen.<br />
Schrambergs Oberbürgermeister<br />
Dr. Herbert O. Zinell stellte sich der Minis -<br />
terin schelmisch „als Beritt-Schultes, wie<br />
es im Schwäbischen heißt“, vor. Die <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
sei ein wichtiger Arbeitgeber und eine zentrale<br />
Einrichtung, die von der Bevölkerung<br />
auch akzeptiert sei.<br />
Im Förderzentrum Sehen vermittelte<br />
Direktor Ludger Bernhard der Politikerdele -<br />
gation zunächst einen optischen Eindruck<br />
davon, was es heißt, sehbehindert zu sein,<br />
und stellte die Aufgabenfelder und Beson -<br />
derheiten des Förderzentrums vor. In der<br />
Abteilung für taubblinde und hörsehbehinderte<br />
Kinder lernten die Gäste dann selbst<br />
die verschiedenen Kommunikationssysteme<br />
kennen wie die Blindenschrift, aber auch<br />
das Lernen mit Hilfe von körpernahen<br />
Gebärden. In der Mehrfachbehindertenab -<br />
teilung, in der sehbehinderte Schüler mit<br />
zusätzlichen Behinderungen aufgenommen<br />
werden, verfolgte die Gästeschar einige<br />
modellhafte Unterrichtsübungen – für die<br />
Schüler auch selbst ein aufregendes Erleb -<br />
nis, mit einer Ministerin ins Gespräch<br />
zu kommen. Auch mit den Mitarbeiterinnen<br />
suchte Ursula von der Leyen das Gespräch<br />
und lernte sogar noch schnell die Gebärden<br />
für „gelb“ und „Danke“.<br />
Im Förder- und Betreuungsbereich für<br />
mehrfachbehinderte Erwachsene, in dem<br />
nicht Produktionsarbeiten, sondern lebenspraktische<br />
Fertigkeiten, Körperwahrneh -<br />
mung, Kreativität und soziales Verhalten im<br />
Vordergrund stehen, wies Abteilungsleiter<br />
Erich Fuchs auf die Unterschiede zwischen<br />
Pflege und Förderung hin. Es stehe der<br />
Gesellschaft nicht zu, Lebensqualität von<br />
franziskus-bote 3/<strong>07</strong>
Abgeordneter Volker Kauder<br />
denkt immer wieder an seinen<br />
Tag in <strong>Heiligenbronn</strong> zurück,<br />
als er die mehrfachbehinderte<br />
Natascha begleitete.<br />
behinderten Menschen von außen zu definieren.<br />
Ursula von der Leyen stimmte zwar<br />
zu, sah jedoch bereits in der Pflege Anteile<br />
der Rehabilitation.<br />
Erfolge dank persönlicher Beziehung<br />
Der Ministerin und den Besuchern wurde<br />
die therapeutische Arbeit im Förder- und<br />
Betreuungsbereich an mehreren Beispielen<br />
vorgestellt, die deutlich machten, dass<br />
oftmals erst eine intensive persönliche<br />
Beziehung zu Erfolgen führt, und die auch<br />
das Interesse der Ministerin weckten.<br />
„Wie haben Sie herausgefunden, dass er<br />
lesen kann?“, wollte Ursula von der Leyen<br />
dann auch genau wissen und wurde über<br />
die Erfolge mit dem gestützten Schreiben<br />
am PC informiert. Ohne Ängste ging<br />
die Bundesministerin und Ärztin auf die<br />
Menschen mit Behinderung zu und scheute<br />
auch den Körperkontakt mit ihnen nicht.<br />
Spontan machten die Gäste noch einen<br />
Abstecher in die Wallfahrtskirche<br />
<strong>St</strong>. Gallus, wo sich die Ministerin von<br />
Generaloberin Schwester Judith Kaupp die<br />
Gnadenkapelle und den Gnadenbrunnen<br />
des Klosters zeigen ließ und die Gäste<br />
gemeinsam das Danklied „Großer Gott wir<br />
loben dich“ anstimmten.<br />
Im Elisabetha-Glöckler-Saal der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
waren die Gäste noch zu einem Imbiss<br />
Auch für das spontane Gespräch mit dem blinden<br />
Bewohner Ralf <strong>St</strong>eeb nahm sich Ursula von der<br />
Leyen Zeit in <strong>Heiligenbronn</strong> – im Hintergrund der<br />
ehemalige Bundestagsabgeordnete Franz Sauter.<br />
eingeladen. Doch zunächst wandte sich die<br />
Familienministerin an die Bewohner und<br />
Mitarbeiter beim Mittagessen und bedankte<br />
sich bei ihnen für ihren Einsatz. Für sie<br />
sei es beeindruckend zu sehen, „welche<br />
Freude die Menschen hier ausstrahlen“.<br />
Wenn man etwas gebe, bekomme man<br />
auch wieder etwas zurück – das nehme sie<br />
als Eindruck von hier mit.<br />
Wahlkreisabgeordneter Volker Kauder führte<br />
aus, er habe der Familienministerin<br />
hier eine Einrichtung an der Schnittstelle<br />
zwischen Eingliederungshilfe und Pflegever -<br />
sicherung zeigen wollen und dankte auch<br />
seinerseits dem Engagement der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
und ihrer Mitarbeiter, die ihre schwere<br />
Aufgabe mit einer „erstaunlichen Fröhlich -<br />
keit“ meisterten. Volker Kauder lud sogar<br />
die beiden <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Vorstände und die<br />
Generaloberin sowie eine Mitschwester<br />
für 2008 zu einer Reise nach Berlin ins<br />
Parlament ein. Er denke etwa auch bei der<br />
Diskussion um die <strong>St</strong>ammzellenforschung<br />
immer wieder an seinen Jobtauschtag in<br />
<strong>Heiligenbronn</strong> zurück und an die mehrfachbehinderte<br />
Natascha, die er einen Tag lang<br />
begleiten und kennen lernen durfte.<br />
In ihrem Resümee am Ende des Besuchs<br />
bedankte sich Ursula von der Leyen für<br />
das Gesehene und Gehörte, denn es sei<br />
„gerade auch für das rasend schnelle Poli -<br />
tikerleben“ wichtig, Wurzeln zu haben.<br />
Solche Eindrücke seien wichtig auch für die<br />
franziskus-bote 3/<strong>07</strong> 9<br />
Im Förder- und Betreuungsbereich interessierte sich Ursula von der Leyen für therapeutische Erfolge der<br />
Betreuung, hier im Gespräch mit dem Bewohner Bastian Knöpfle im <strong>St</strong>ehbrett, links Vorstand Norbert<br />
Rapp und Tanja Keller, die Leiterin des Förder- und Betreuungsbereichs.<br />
Die Familienministerin trug sich zum Abschluss<br />
ihres Besuches auch noch in das Gästebuch von<br />
Kloster und <strong><strong>St</strong>iftung</strong> ein.<br />
eher technische Diskussion um die Pflege -<br />
versicherung. Sie habe auch in ihrer Arbeit<br />
in der Kinderintensivstation gelernt, „dass<br />
jeder einzelne kostbar ist“.<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong>svorstand Norbert Rapp sagte<br />
abschließend Dank für den Besuch der<br />
Ministerin. Es sei hilfreich zu wissen, dass<br />
die Politiker in Berlin „unsere Sorgen und<br />
Nöte kennen”. Die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> wie andere<br />
Sozialunternehmen stünden nämlich vor<br />
dem Spagat zwischen Dienstleistung als<br />
Wirtschaftsunternehmen und der Anwalt -<br />
schaft für die Menschen. Ewald Graf
Kern-Liebers-Azubis bei Projekt in <strong>Heiligenbronn</strong> engagiert<br />
Neuer Weg symbolisiert die Begegnung<br />
unterschiedlicher Lebenswelten<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>/Schramberg. „Während<br />
den letzten Tagen habe ich keinen Behin -<br />
derten gesehen, der nicht fröhlich gewesen<br />
ist! Wir müssen von ihnen diese Fröhlichkeit<br />
und Zufriedenheit lernen – denn eigentlich<br />
sind wir es ja, die allen Grund hierfür ha -<br />
ben...“ – so die Worte von Benedict Jörger,<br />
Auszubildender im zweiten Lehrjahr in<br />
dem Schramberger Industriebetrieb Hugo<br />
Kern & Liebers GmbH & Co. KG. Mit einer<br />
gemeinsamen Feier klang ein neuartiges<br />
Azubi-Sozialprojekt aus, das bei der<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> durchgeführt wurde.<br />
Während ihrer Ausbildung durchlaufen alle<br />
Auszubildenden von Kern-Liebers ein be -<br />
sonderes Qualifizierungsprogramm: „Azubi-<br />
Fit!“. Gegenstand dieser Ausbildungsreihe,<br />
die von Diplom-Psychologin Tanja Köhler<br />
(Trainer-Team Aldingen) konzipiert wurde,<br />
sind vor allem der Erwerb sozialer und persönlicher<br />
Kompetenzen wie zum Beispiel<br />
Umgang mit Konflikten, Verlässlichkeit,<br />
Verantwortungsbereitschaft oder Koope -<br />
rationsfähigkeit. Im zweiten Lehrjahr steht<br />
dabei ein Projekt im sozialen Bereich an.<br />
In diesem Jahr bauten Kern-Liebers-Azubis<br />
gemeinsam mit Schülern der Sonderberufs -<br />
schule der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> während<br />
Beim Wegebau bekamen die Schüler und Azubis<br />
auch spontane maschinelle Hilfe. Foto: Becker<br />
Auf ihrem selbst angelegten Weg zwischen Haus <strong>St</strong>. Johann (links) und <strong>St</strong>. Richard (rechts) in<br />
<strong>Heiligenbronn</strong> sind die beteiligten Azubis der Firma Kern-Liebers und der Berufsschule der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
hier versammelt. Foto: Graf<br />
einer Woche einen Weg für Menschen<br />
mit schweren Mehrfachbehinderungen. Um<br />
in ihren Förder- und Betreuungsbereich im<br />
Haus <strong>St</strong>. Richard zu gelangen, mussten<br />
diese bisher die <strong>St</strong>raße passieren. Der neue<br />
rollstuhlgerechte Weg löst dieses Problem.<br />
Ein unvergessliches Erlebnis war der Wege -<br />
bau für alle Beteiligten. So erfuhren die<br />
Jugendlichen, wie es ist, mit fremden Men -<br />
schen plötzlich im Team zu arbeiten, oder<br />
zu kommunizieren, wo Sprache nicht<br />
möglich ist, sich mit anderen Lebenswelten<br />
zu beschäftigen, aber auch Projekt- und<br />
Zeitmanagement einzuüben.<br />
Für den neuen Weg musste Erdreich ausgehoben<br />
werden. Die Arbeit mit den Schau -<br />
feln und Spitzhacken kam angesichts des<br />
regennassen Bodens nur langsam vorwärts.<br />
Spontane Hilfe kam von der Firma Haas<br />
Erdbau aus Seedorf, die mit einem kleinen<br />
Bagger und einem Mitarbeiter aushalf:<br />
Millimeterarbeit auf dem engen Gelän de<br />
und großer Ju bel, als die Arbeit in einer halben<br />
<strong>St</strong>unde bewältigt war.<br />
10<br />
Von Seiten der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> wurde das Projekt<br />
sehr be grüßt. Das „Aufein anderzu gehen“<br />
zwischen den Azu bis und den Be rufs -<br />
schülern mit Behinderung wurde durch eine<br />
Ein führung in die Welt der Hörgeschädig -<br />
ten, Kurse in Gebär densprache sowie eine<br />
Führung über die gesamte Anlage durch<br />
Berufsschulleiter Udo Neudeck unterstützt.<br />
Die Azubis waren übrigens schon im Vor -<br />
feld sehr engagiert – so entstand in der<br />
Lehrwerkstatt von Kern-Liebers ein wunderschönes<br />
Tor für diesen Weg. Dieses<br />
Tor wird nun immer als Symbol für die<br />
Begegnung der Lebenswelten stehen.<br />
Mit anerkennenden Worten von <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-<br />
Vorstand Norbert Rapp und Kern-Liebers-<br />
Personalleiter Ulrich Nübel wurde der<br />
Weg seiner Bestimmung übergeben. An -<br />
schließend feierten alle miteinander –<br />
Förder- und Betreuungsbereich, Berufs -<br />
schüler und Ansprechpartner der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>,<br />
Personal abteilung, Ausbilderteam und<br />
natürlich die 30 Azubis von Kern-Liebers.<br />
Tanja Köhler<br />
franziskus-bote 4/06
Beratungslehrerin Evelin Wöhrle über die Schulter geschaut:<br />
Die Mitschüler verstehen jetzt,<br />
warum Ibrahim nie den Ball auffängt<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>/Rottenburg. Was<br />
machen eigentlich Sonderschullehrerinnen<br />
und Sonderschullehrer, die in der Beratung<br />
des Förderzentrums Sehen der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
<strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> <strong>Heiligenbronn</strong> eingesetzt<br />
sind? Hier ist zuallererst zu bedenken, dass<br />
sie in zwei ganz unterschiedlichen Feldern<br />
arbeiten können. Sie können in der Früh -<br />
förderung oder der Kooperation tätig sein.<br />
Oft sind sie es in beiden Bereichen.<br />
Frühförderung bedeutet, der Lehrer betreut<br />
Kinder und deren Familien, sobald ein sehgeschädigtes<br />
Kind geboren wurde. Er geht<br />
ins Elternhaus, versucht das Kind bezüglich<br />
des Sehens zu fördern und die Eltern zu<br />
beraten, wie sie ihrem Kind im Zusammen -<br />
hang mit der Sehbehinderung gerecht<br />
werden können. Sollte ein Kind nichts mehr<br />
sehen, gestaltet der Sonderschullehrer ge -<br />
meinsam mit den Eltern die häusliche<br />
Umgebung und bietet geeignete Förder -<br />
möglichkeiten an, damit es seine Umwelt<br />
begreifen lernen kann.<br />
Familien werden regelmäßig besucht<br />
Kommt ein solches Kind in den Kinder -<br />
garten an seinem Wohnort, geht die<br />
Frühförderung dort weiter. Sie kann in Ein -<br />
zelsitzungen, aber auch in Kleingruppen<br />
erfolgen. Mit dem Frühbetreuer können<br />
die Erzieherinnen oder die Inklusionskräfte<br />
(Mitarbeiterinnen für die integrative Einglie -<br />
derung) Fragen und Probleme besprechen.<br />
Da in unserem Bereich ausschließlich Son -<br />
derschullehrer in der Frühförderung tätig<br />
sind, werden sie auch in die Schul laufbahn -<br />
beratung maßgeblich mit einbezogen. Wird<br />
ein blindes oder sehbehindertes Kind integrativ<br />
beschult, kann der Sonder schullehrer<br />
in allen Schularten beratend, aber auch<br />
unterrichtsgestaltend einbezogen werden.<br />
Die gesamte Beratungstätigkeit erfolgt<br />
auf Anforderung. Sehr oft rufen die Eltern<br />
selbst an und wünschen Beratung. Es<br />
melden sich aber auch Kindergärten und<br />
Schulen, manchmal Augenärzte oder andere<br />
im Gesundheitswesen tätige Personen<br />
wie z.B. Physiotherapeuten.<br />
franziskus-bote 4/06<br />
Die Koordination von Auge und Hand wird bei diesem acht Monate alten Kleinkind spielerisch geübt – die<br />
Frühförderung der Beratungsstelle erfolgt in Familien mit einem sehgeschädigten Kind. Fotos: Wöhrle<br />
Wie sieht ein Beratungstag aus?<br />
Heute ruft bereits am frühen Morgen Frau<br />
Müller* aus Tübingen an. Sie erzählt mir,<br />
ihre Tochter besuche die vierte Klasse und<br />
sehe immer schlechter. Ich frage, ob eine<br />
Diagnose eines Augenarztes vorliege. „Ja,“,<br />
sagt sie, „mein Kind leidet unter Retinopa -<br />
thia pigmentosa.“ Das sagt mir, dass das<br />
Mädchen ein röhrenförmig eingeschränktes<br />
Gesichtsfeld hat und es sich hierbei um ei -<br />
ne fortschreitende Augenkrankheit handelt.<br />
Somit besteht eine belastende Situation für<br />
die Familie und die Schülerin. Ich erkläre der<br />
Mutter, dass ich in die Schule gehen und<br />
mit der Klassenlehrerin über den gesetzlich<br />
verankerten Nachteilsausgleich sprechen<br />
kann. Zunächst möchte die Mutter jedoch<br />
mit mir alleine ein erstes Gespräch führen.<br />
Nach Beendigung des Gesprächs – es ist<br />
nun 7.15 Uhr – mache ich mich, bepackt mit<br />
*Alle Namen im Text sind geändert.<br />
11<br />
einigen Taschen, auf den Weg. Heute fahre<br />
ich als erstes auf die Reutlinger Alb in<br />
eine Dorf-Grundschule. Es geht zu einem<br />
Jungen, für den lediglich eine unklare<br />
Diagnose vorliegt. Er gilt als sehr blend -<br />
empfindlich, hat eine reduzierte Sehschär fe<br />
von 0,15 und ist zweisprachig aufgewachsen.<br />
In diesem Fall geht es auch darum,<br />
den Schüler in seiner Klasse sozial zu integrieren.<br />
Unter anderem werden die<br />
Mitschüler unterrichtet, wie viel Hilfe nötig<br />
ist und was der Schüler selbstständig<br />
erledigen kann.<br />
Integration mit „Dani Dachs“<br />
„Dani Dachs“, eine Geschichte, in welcher<br />
es darum geht, wie andere sein zu wollen,<br />
bietet sich als Gesprächsgrundlage an. Die<br />
Klasse arbeitet gut mit, und der sehbehinderte<br />
Junge steht heute im Mittelpunkt.<br />
Er kann Fragen beantworten wie: „Warum<br />
brauchst du so eine dunkle Brille?“, „Wir<br />
wundern uns, dass du nirgendwo an -
stößt?“, „Jetzt weiß ich endlich, wieso du<br />
den Ball nie fängst.“.Auch die Erkenntnis:<br />
„Oh, da dürfen wir aber nichts mehr im<br />
Weg stehen lassen“ freut uns.<br />
Im Gespräch lernt die Klasse mich kennen,<br />
und ich kann nun erklären, dass wir einen<br />
höhenverstellbaren Tisch brauchen und<br />
einen Arbeitsplatz, der nicht so viel Licht<br />
hat. Und weshalb es manchmal soo lange<br />
dauert, bis Ibrahim fertig ist.<br />
Mit der Klassenlehrerin bespreche ich in der<br />
Pause, was sie beim anstehenden Ausflug<br />
alles beachten sollte. Ich informiere sie, dass<br />
ein Elterngespräch ansteht, weil das Kind<br />
eine Lupe braucht und die Brille nicht sitzt.<br />
Ebenso sollte die Sehschärfe kontrolliert<br />
werden. Hierfür möchte ich einen Termin in<br />
der Sehbehindertenambulanz (Abteilung<br />
innerhalb der Universitätsaugenklinik)<br />
vereinbaren. All das müssen wir den Eltern<br />
dieses Kindes genau erklären.<br />
Sorge um Aufnahme in Kindergarten<br />
Als nächstes fahre ich zu einem dreijährigen<br />
Mädchen. Die Mutter von Gisela berichtet<br />
mir ganz aufgeregt, dass die Erzieherinnen<br />
im Regelkindergarten sehr verunsichert<br />
Sonderschullehrerin Evelin Wöhrle leitet die<br />
Pädagogische Beratungsstelle des Förderzentrums<br />
und ist selbst im Raum Reutlingen – Tübingen –<br />
Balingen unterwegs.<br />
sind, nicht wissen, ob sie ihre Tochter, die<br />
so wenig Sehvermögen hat, aufnehmen<br />
können. Ich schlage vor, einen gemeinsamen<br />
Gesprächstermin im Kindergarten zu<br />
vereinbaren, dabei das Kind vorzustellen.<br />
Im voraus werde ich mit der Kindergarten -<br />
leiterin Kontakt aufnehmen und ihr die<br />
Lage aus meiner Sicht schildern.<br />
Ein Bildschirmlesegerät vergrößert dem sehbehinderten Schüler sein Arbeitsblatt, auf das ein schwenkbarer Monitor gerichtet ist.<br />
Da ich für die Aufnahme im Regelkinder -<br />
garten keinerlei Schwierigkeiten sehe und<br />
aus Erfahrung weiß, dass sich Aussensteh -<br />
ende oft wundern, wie viel ein normal<br />
begabtes Kind mit einer Sehschärfe von<br />
0,1 leisten kann, gelingt es mir, der Mutter<br />
Zuversicht für die Zukunft ihres Kindes<br />
zu geben.<br />
Gisela freut sich auf die Zeit, die wir ge -<br />
meinsam alle drei Wochen miteinander<br />
arbeiten. Wir legen ein Puzzle und spielen<br />
<strong>St</strong>eckspiele zur Förderung des räumlichen<br />
Sehens, eines zu Formen und Farben. Mit<br />
der Vorgabe, immer zwei bis drei Perlen<br />
auf einmal in die Hand zu nehmen, fädeln<br />
wir eine Perlenkette auf, denn ich möchte<br />
bei Gisela gern die Simultanerfassung überprüfen.<br />
Zusammen mit Mama spielen wir<br />
noch „Spitz pass auf“, da schnelles Rea -<br />
gieren ein wichtiges Lernziel ist, das nicht<br />
oft genug geübt werden kann.<br />
Mit CD-ROM in Gymnasialklasse<br />
Anschließend fahre ich eine Dreiviertel -<br />
stunde weiter zum Gymnasium in<br />
Hechingen. Dort werde ich in der Klasse<br />
von Jonas eine vorbereitete CD-ROM<br />
zeigen, auf der die Sehbehinderung des<br />
Schülers dargestellt<br />
ist. Ein erklärender<br />
Text ist vorhanden,<br />
und ein Simulati -<br />
onsbild veranschaulicht,<br />
wie<br />
der Schüler die<br />
Wirklichkeit sieht.<br />
Mit dem Schüler<br />
wurde vorher abgesprochen,<br />
ob er einverstanden<br />
ist, dass<br />
seine Mitschüler<br />
und die beiden<br />
Klassenlehrer etwas<br />
über seine Augen -<br />
krankheit erfahren<br />
dürfen. Jonas wollte<br />
diese Erfahrung<br />
machen. Er möchte<br />
auch, dass seine<br />
Klassenkameraden<br />
und die Lehrer<br />
durch die mitgebrachten<br />
Simulati -<br />
onsbrillen schauen.<br />
Sie versuchen<br />
etwas zu lesen, versuchen<br />
sich im<br />
12 franziskus-bote 3/<strong>07</strong>
Klassenzimmer und im Schulhaus zu<br />
bewe gen, und sie versuchen Ball oder mitgebrachte<br />
Brettspiele zu spielen. Danach<br />
verstehen sie, weshalb Jonas auf ein Bild -<br />
schirmlesegerät angewiesen ist. Anschlie -<br />
ßend dürfen sie ihm oder mir Fragen<br />
stellen. Wir sind hier länger als eine Unter -<br />
richtsstunde beschäftigt, doch dieser zeitliche<br />
Aufwand war einkalkuliert.<br />
Glitzersachen zur Augenkontrolle<br />
Nicht weit weg vom Gymnasium wohnt ein<br />
mehrfach behindertes, sehgeschädigtes<br />
Kind mit Eltern und Großeltern in einem<br />
Haus. Dort komme ich mit Glitzersachen<br />
und leuchtenden Gegenständen gut an.<br />
Hier ist Fixation und Augenbewegung das<br />
Thema, aber auch auf Lagerung und<br />
Essverhalten des behinderten Kindes muss<br />
das Augenmerk gerichtet werden. Oma<br />
und Mutter wollen alles genau wissen,<br />
möglichst mit dem Kind üben und am liebsten<br />
alle Sachen, die ich mitbringe, kaufen<br />
oder selbst herstellen.<br />
Zurück in meinem Büro in Rottenburg,<br />
blinkt schon aufgeregt der Anrufbeantwor -<br />
ter. Das Telefon ist mit der Beratungsstelle<br />
in <strong>Heiligenbronn</strong> vernetzt. Ich muss mich<br />
nun bei den Anrufern melden. Am Spät -<br />
nachmittag oder am frühen Abend kann<br />
ich Eltern gut erreichen, so versuche ich<br />
gleich, Kontakt aufzunehmen. Auch Mails<br />
wollen beantwortet werden und, ach ja,<br />
da liegt auch noch das Gutachten für die<br />
Einschulung von Felix, das bis übermorgen<br />
fertig sein muss.<br />
Morgen steht dann die Assistenz in der<br />
Sehbehindertenambulanz an und eine<br />
Dienstbesprechung der Frühförderer im<br />
Landkreis Tübingen. „Weiterentwicklung der<br />
Vernetzungsstrukturen” und „Vorstellung<br />
verschiedener sonderpädagogischer Diens -<br />
te im Kreis” stehen auf der Tagesordnung.<br />
Evelin Wöhrle<br />
Die Pädagogische Beratungsstelle:<br />
Sieben Kollegen und Kolleginnen des<br />
Förderzentrums Sehen betreuen 13 Land -<br />
kreise von Reutlingen bis Konstanz.<br />
Evelin Wöhrle leitet diese sonderpädagogische<br />
Beratungsstelle.:<br />
Telefon: <strong>07</strong>4 22/5 69-2 55;<br />
E-Mail:<br />
beratung-fzs@stiftung-st-franziskus.de<br />
franziskus-bote 3/<strong>07</strong><br />
Liturgische Woche im Klosterjubiläum<br />
Gregorianik, Orgelklang<br />
und ein Film der <strong>St</strong>ille<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>. „Die Tagzeiten erleben“<br />
lautet das Motto der Liturgischen Woche,<br />
die das Franziskanerinnenkloster Heiligen -<br />
bronn zum Abschluss ihres Jubiläumsjahrs<br />
in der ersten Novemberwoche veranstaltet.<br />
Dabei werden der gregorianische Gesang<br />
und das <strong>St</strong>undengebet in den Mittelpunkt<br />
gerückt, aber auch die spätromantische<br />
Späth-Orgel in der Wallfahrtskirche<br />
<strong>St</strong>. Gallus kommt zu Gehör.<br />
Zu Gast in dieser Liturgischen Woche ist<br />
kein Geringerer als der Benediktinerpater<br />
Rhabanus Erbacher aus der Abtei Münster -<br />
schwarzach, Fachmann auf dem Gebiet<br />
der Gregorianik und Herausgeber zahlreicher<br />
Choralbücher. Er wird am Sonntag,<br />
4. November, um 16.30 Uhr im Haus<br />
Lebensquell eine Einführung zum gregorianischen<br />
Choral und zum benediktinischen<br />
<strong>St</strong>undengebet, dem Antiphonale, geben.<br />
Die <strong>Heiligenbronn</strong>er Schwestern, die seit<br />
1991 täglich aus diesem Antiphonale<br />
singen, gestalten dann anschließend um<br />
18 Uhr in der Wallfahrtskirche <strong>St</strong>. Gallus<br />
eine feierliche Vesper mit diesen Gesängen.<br />
Schwesternschola gestaltet Evensong<br />
Pater Rhabanus steht an den beiden folgenden<br />
Tagen auch für praktische Fragen<br />
und Übungen zur Verfügung. Am Dienstag,<br />
6. November, um 18 Uhr wird dann mit<br />
einem geistlichen Impuls des Münster -<br />
schwarzacher Benediktiners ein „Evensong“<br />
in Anlehnung an die anglikanische Liturgie<br />
gefeiert mit mehrstimmigen Gesängen<br />
und Melodien aus der Antiphonale.<br />
Die musikalische Gestaltung übernimmt<br />
eine Schwesternschola unter der Leitung<br />
von Kirchenmusikdirektor Rudi Schäfer<br />
aus Schramberg.<br />
Gemeinsam mit Marktplatz Kirche läuft im<br />
Rahmen der Liturgischen Woche im<br />
Subiaco-Kino Schramberg am Mittwoch,<br />
7. November, um 19.30 Uhr der über dreistündige<br />
D<strong>ok</strong>umentarfilm „Die große <strong>St</strong>ille“<br />
über das Leben der Kartäuser-Mönche von<br />
Chartreuse in den Alpen.<br />
13<br />
In einer Orgelnacht interpretieren<br />
vier Organisten in vier<br />
<strong>St</strong>unden die vier Tagzeiten.<br />
Der Münsterschwarzacher Chorwissenschaftler<br />
Pater Rhabanus Erbacher.<br />
Nach dieser ungewöhnlichen filmischen<br />
Erfahrung mit den schweigenden Mönchen<br />
geht es am Freitag, 9. November, wieder<br />
musikalisch weiter. Das Kloster lädt zu einer<br />
Orgelnacht in <strong>St</strong>. Gallus ein, bei der ab<br />
20 Uhr zu jeder vollen <strong>St</strong>unde die vier<br />
Tagzeiten vom Morgen bis zur Nacht durch<br />
Orgelimprovisationen vier verschiedener<br />
Kirchenmusiker erlebbar gemacht werden.<br />
Es spielen Andreas Weil aus Ulm, Rudolf<br />
Hendel aus Balingen, Bernard Sanders aus<br />
Tuttlingen und Rudi Schäfer aus<br />
Schramberg. Um Mitternacht schließt ein<br />
Komplet, das Nachtgebet der Klöster,<br />
die Orgelnacht ab.<br />
Die Gregorianikschola Schramberg (Leitung:<br />
Rudi Schäfer) gestaltet zum Abschluss der<br />
Liturgischen Woche am Sonntag, 11. No -<br />
vember, am Fest des Diözsesanpatrons, des<br />
Heiligen Martin, das Hochamt um 9.30 Uhr<br />
in der <strong>St</strong>. Gallus-Kirche, das Superior Rolf<br />
Oster halten wird.<br />
Zu allen Veranstaltungen ist der Eintritt frei.<br />
Ewald Graf
Podiumsdiskussion zum Klosterjubiläum<br />
<strong>St</strong>reitkultur und Beziehungspflege<br />
sind in jeder Gemeinschaft gefragt<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>. Auf eine große Resonanz<br />
mit über 300 Besuchern stieß die<br />
Podiumsdiskussion zum Klosterjubiläum<br />
<strong>Heiligenbronn</strong> im September. Zum Thema<br />
"Wieviel Gemeinschaft braucht der<br />
Mensch?"machte das zweistündige Rund -<br />
gespräch viele Aspekte deutlich, die ein<br />
Leben in Gemeinschaft voraussetzen, von<br />
Fähigkeiten der Kommunikation bis zum<br />
Freiraum des Alleinseins.<br />
Die Veranstaltung von Marktplatz Kirche<br />
gemeinsam mit dem Kloster <strong>Heiligenbronn</strong><br />
in Kooperation mit Volkshochschule und<br />
den Katholischen und Evangelischen Bil -<br />
dungswerken war aber auch geprägt von<br />
einer stilvollen, gemütlichen Atmosphäre<br />
im Elisabetha-Glöckler-Saal der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>.<br />
<strong>Franziskus</strong>. Die Besucher erhielten von der<br />
Wohngruppe Marienberg kleine Fischchen,<br />
die symbolhaft wie in der „Swimmy“-<br />
Geschichte zum Riesenfisch vereinigt wurden,<br />
und zur Erinnerung auch ein Holz -<br />
fischchen mit nach Hause. Im Saal war ein<br />
Marktstand aufgebaut, an dem Schwestern<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>er Produkte anboten, aber<br />
auch Bücher der Podiumsteilnehmer Pater<br />
Rotzetter und <strong>St</strong>effen Andreae. Das Publi -<br />
kum saß in Gesprächsgruppen im Saal,<br />
soweit nicht aufgrund des Andrangs zu -<br />
sätzlich gestuhlt werden musste.<br />
Einen im Förder- und Betreuungsbereich ausgesägten Holzfisch gab es als<br />
Erinnerung an den Abend mit auf den Nachhauseweg. Die Wohngruppe Haus<br />
Marienberg hatte den Riesenfisch (im Hintergrund) aus den kleinen Namens-<br />
Fischen der Besucher als Gemeinschaftssymbol bestückt.<br />
Die Podiumsbühne mitten im Saal brachte<br />
die Gesprächspartner den Zuhörern ganz<br />
nahe. Zum Einstieg überraschte zunächst<br />
der Kabarettist Cornelius Bisinger das<br />
gespannte Publikum mit einem Plädoyer für<br />
die "Tugend der Einseitigkeit" auf dem<br />
schwankenen Schiff und sang das Lied „Wir<br />
sind das Schiff Ecclesia“.<br />
Äußerst konzentriert verfolgten die Be -<br />
sucher dann ein abwechslungsreiches<br />
Podiumsgespräch unter der einfühlsamen<br />
Moderation von Diplom-Theologe Martin<br />
Volz-Neidlinger, Leiter der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Alten -<br />
hilfe. Zur Frage des Abends machte er<br />
deutlich, dass es stets um die persönliche<br />
Antwort gehe: Wieviel Gemeinschaft brauche<br />
ich?“ Was die Gäste auf dem Podium<br />
dabei für Antworten leben und gelebt<br />
haben, was für Erfahrungen sie machten<br />
und für Schlüsse zogen, verfolgte das<br />
Publikum fast mucksmäuschenstill.<br />
„Was ich bin, bin ich durch andere“<br />
Einen Einblick ins Innere ihrer Ordensge -<br />
meinschaften boten der Kapuzinerpater Dr.<br />
Anton Rotzetter aus der Schweiz und<br />
Schwester Dorothea Thomalla aus Heiligen -<br />
bronn, die deutlich machten, dass auch die<br />
Gemeinschaft der steten Pflege bedarf, in<br />
ihr aber der Einzelne auch wächst. „Alles,<br />
was ich bin, bin ich<br />
durch andere ge -<br />
worden“, behauptete<br />
Pater Rotzetter.<br />
Der Mensch finde<br />
nur zu sich in der<br />
Gestalt der Bezie -<br />
hung, ohne in ein<br />
„existentielles Loch“<br />
zu fallen. Es brauche<br />
aber auch die<br />
Einsamkeit im positiven<br />
Sinn, das tägliche<br />
„unverzweckte<br />
Dasein“, das er<br />
meditierend täglich<br />
zweieinhalb <strong>St</strong>un -<br />
den praktiziere.<br />
Moderator Martin Volz-Neidlinger (links) und<br />
Direktor Martin Fahrner aus Tübingen.<br />
Psychotherapeutin Dr. Dorothee Buchholz-Schmalz<br />
aus Dornstetten und Kapuzinerpater Anton<br />
Rotzetter aus Altdorf/Schweiz.<br />
Auch im Kloster sei <strong>St</strong>reitkultur und Be -<br />
ziehungspflege gefragt, unterstrichen<br />
Rotzetter und Schwester Dorothea. Zur<br />
Gemeinschaft, sagte die Franziskanerin,<br />
gehöre auch die Bereitschaft dazuzulernen,<br />
„mich zu ändern, zu wachsen, mich verändern<br />
zu lassen“. 24 Jahre in der Schwes -<br />
terngemeinschaft, resümierte sie, hätten sie<br />
zu größerer innerer Freiheit geführt, zu<br />
menschlichem und geistlichem Wachsen.<br />
„Den andern als andern gelten zu lassen, ist<br />
eine ganz ungeheure Aufgabe“, meinte<br />
Pater Rotzetter.<br />
Den Nächsten lieben wie sich selbst<br />
Direktor Martin Fahrner vom Wilhelmsstift<br />
in Tübingen steuerte die Ansätze zur Ge -<br />
meinschaft in der Priesterausbildung bei<br />
sowie den theologischen Aspekt, dass<br />
Kirche ohne Gemeinschaft nicht denkbar<br />
wäre, wie es schon der Aufruf zur Nächs -<br />
tenliebe zeige. Das Jesus-Wort „Liebe dei-<br />
14 franziskus-bote 3/<strong>07</strong>
Schwester Dorothea Thomalla aus dem Kloster<br />
<strong>Heiligenbronn</strong> und Kommunen-Experte <strong>St</strong>effen<br />
Andreae aus Kassel.<br />
nen Nächs ten wie dich selbst“ deute<br />
schon auf die Grundspannung hin,<br />
dass es nicht um Selbstaufgabe gehe. Er<br />
verstehe Gemein schaft als Prozess und<br />
ständiges Ausbalancieren.<br />
Weggemeinschaften für Priester<br />
Die Gottesdienst-Gemeinschaft der Kirche<br />
mache die Sehnsucht nach mehr, nach Gott<br />
deutlich. Die Priester würden auf das<br />
Gemeindeleben vorbereitet, bei dem sie in<br />
Gefahr seien, zu Einzelkämpfern zu werden.<br />
Hier könnte die Bildung von priesterlichen<br />
Weggemeinschaften eine <strong>St</strong>ütze sein.<br />
Kinder zu anderen<br />
Gemeinschaften befähigen<br />
Psychotherapeutin und Familienmutter Dr.<br />
Dorothee Buchholz-Schmalz brachte die<br />
Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen<br />
ins Spiel, aber auch die Rolle von ehelicher<br />
Partnerschaft. „Die Dosis macht’s“, meinte<br />
die Medizinerin zur gelungenen Partner -<br />
franziskus-bote 3/<strong>07</strong><br />
„Leben in Gemeinschaft<br />
lässt sich nicht erst mit<br />
65 Jahren erlernen.“<br />
schaft, die richtige Mischung zwischen<br />
Nähe und Distanz. Mit Kindern lebe man<br />
noch in einer anderen Art von Gemein -<br />
schaft, in der noch besondere Rücksicht -<br />
nahme notwendig sei. Kinder müssten aber<br />
auch aus der Gemeinschaft der Familie herauserzogen<br />
werden, für andere Gemein -<br />
schaften fähig werden. Am „Familienfest“<br />
Weihnachten zeige sich oft die eigene Ein -<br />
samkeit, die dann oft bitter spürbar werde.<br />
Auf besonderes Interesse auch bei den<br />
anderen Podiumsteilnehmern stießen die<br />
Erfahrungen von <strong>St</strong>effen Andreae aus seiner<br />
politischen Kommune, aus denen sich<br />
manche Querverbindungen zum Ordens -<br />
leben ergaben. Seine Motivation für diese<br />
Gemeinschaft liege darin, unsere Gesell -<br />
schaft zu ändern und einen anderen Um -<br />
gang mit den natürlichen Ressourcen zu<br />
erreichen. Aus der Tatsache heraus, dass in<br />
seiner Gemeinschaft gemeinsame Kasse<br />
gemacht werde, ergebe sich die ständige<br />
Notwendigkeit, die persönlichen Bedürf -<br />
nisse zu diskutieren, was auch Verzicht mit<br />
sich bringe, wobei das Leben in einer<br />
Gemeinschaft letztlich mehr Gewinn als<br />
Verzicht bedeute. Die Gemeinschaft brauche<br />
Mensche, „die bereit sind, einen<br />
Teil ihrer Energie in die Gemeinschaft zu<br />
stecken, vor allem in die Kommunikation“.<br />
Der Elisabetha-Glöckler-Saal war zur Marktplatz Kirche-Veranstaltung im Rahmen des Klosterjubiläums mit<br />
einem richtigen Marktstand und kleinen Gesprächsgruppen gestaltet, damit das Thema Gemeinschaft<br />
gleich auch auf diese Weise erlebbar wurde. Fotos: Hock<br />
15<br />
Liedermacher Cornelius Bisinger aus Villingen-<br />
Schwenningen beschwörte in seinem<br />
Abschlusslied die Gemeinschaft der Ökumene.<br />
Gemeinsam diskutiert wurde die Frage der<br />
Altersversorgung in den verschiedenen<br />
Gemeinschaften und der Altersgrenzen für<br />
die Aufnahme in die Gemeinschaft. <strong>St</strong>effen<br />
Andreae gab zu bedenken, dass ein Leben<br />
in Gemeinschaft nicht erst mit 65 Jahren<br />
gelernt werden könne. Es sei eine Frage an<br />
die Gesellschaft, wie man Gemeinschafts -<br />
fähigkeit lernen könne.<br />
Von der Freiheit zur Verbindlichkeit<br />
Die Verbindlichkeit eines Eintritts wurde<br />
ebenfalls angesprochen. Pater Rotzetter forderte<br />
hier, nach der Emanzipation in die<br />
individuelle Freiheit nun als zweiten Schritt<br />
wieder Verbindlichkeit und Sinn zu finden.<br />
Fragen aus dem Publikum galten der Erle -<br />
digung von Hausarbeit und der Zukunft der<br />
Gemeinschaften, wobei deutlich wurde,<br />
dass auch die Orden auf der Suche nach<br />
neuen Formen sind. Gefragt ist aber allgemein<br />
die Teilhabe an der Spiritualität<br />
der Gemeinschaften. Auch <strong>St</strong>effen Andreae<br />
berichtete von einem großen Interesse<br />
Außenstehender an seiner politischen Ge -<br />
meinschaft bis hin zur „Besichtigung einer<br />
Kommune“ durch Schulklassen. Auch auf<br />
seiner Wanderung nach Spanien, bei der er<br />
14 alternative Gemeinschaften besuchte,<br />
auch christliche, habe er erfahren, dass im<br />
Grunde genommen alle an einem <strong>St</strong>rang<br />
ziehen würden.<br />
Natürlich blieben viele Fragen unbeantwortet.<br />
Das Kloster hat jedoch auf seiner<br />
Webseite eigens ein Forum eingerichtet, auf<br />
dem die Diskussion fortgeführt wird. Die<br />
Podiumsgäste nehmen daran teil und können<br />
auch direkt angefragt werden. Aus<br />
Sicherheitsgründen muss sich erst registrieren<br />
lassen, wer sich mit einem Beitrag oder<br />
einer Frage beteiligen möchte. Adresse<br />
www.kloster-heiligenbronn.de –<br />
<strong>St</strong>ichwort „Forum“. Ewald Graf
Verbindungen zwischen Kloster und <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong><br />
Zusammenarbeit war und ist geprägt<br />
von Vertrauen und Verlässlichkeit<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>. Am 1. Juli 1993 erfolgte<br />
die notarielle Zustiftung der sozialen<br />
Einrichtungen und die Zustiftung des ge -<br />
samten Besitzes des Klosters <strong>Heiligenbronn</strong><br />
ausser der Altersversorgung der Schwes -<br />
tern. Aus diesem Vertrag lässt sich eindeutig<br />
ableiten, dass insbesondere durch<br />
die darin enthaltenen Regelungen bezüglich<br />
Nießbrauchsrechten, Angebot von<br />
Gestellungsverträgen, Schaffung von Räum -<br />
lichkeiten für die Wallfahrt u.a. regelmäßige<br />
Gespräche zwischen der Leitung des<br />
Klosters und der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong><br />
<strong>Heiligenbronn</strong> geführt werden müssen.<br />
Beziehung konnte wachsen<br />
Damit war in formeller Hinsicht sichergestellt,<br />
dass die Beziehung zwischen Kloster<br />
und <strong><strong>St</strong>iftung</strong> wachsen kann. Dies war<br />
außerordentlich wichtig, da das Kloster<br />
nach der Zustiftung seine neue Rolle finden<br />
und zunächst loslassen musste. Keineswegs<br />
hat darunter die Zusammenarbeit gelitten.<br />
Sie war von Anfang an geprägt von Ver -<br />
trauen und Verlässlichkeit. Im Zusammen -<br />
hang damit war es dennoch ein großer<br />
Vertrauensvorschuss der Klosterleitung,<br />
dass der Vorstand der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> ohne Ma -<br />
nagementvertrag die Geschäftsführung des<br />
Klosters vom Januar 1992 bis zur Zustiftung<br />
übernommen hat.<br />
Ganz wesentlich zu der gegenseitigen tragfähigen<br />
Beziehung beigetragen hat sicher,<br />
dass Vorstand und Mitarbeiter der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
ihre Büros über einen Zeitraum von mehr<br />
als 13 Jahren im Hauptgebäude des Klos -<br />
ters hatten. Somit waren sie mitten im<br />
Wir glauben, dass das<br />
Gebet der Schwestern eine<br />
ganz besondere <strong>St</strong>ärke<br />
für die Arbeit in der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
für und mit hilfsbedürftigen<br />
Menschen ist.<br />
Die Klostergemeinschaft<br />
profitierte auch vom Knowhow<br />
der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> und erlebte,<br />
wie dynamisch sich ihr<br />
Lebenswerk fortsetzte.<br />
Geschehen, mitten im Kloster präsent.<br />
Leben, Wohnen, Arbeiten und zum Teil<br />
auch Freizeit gemeinsam mit Schwestern,<br />
mit Bewohnern und Mitarbeitern – dies<br />
gehörte zum Alltag. Wir erinnern uns noch<br />
gut an die vielen hilfreichen Begegnungen<br />
mit Schwestern, die sich dadurch fast täglich<br />
ergeben haben und die immer wieder<br />
zum Austausch, zu kürzeren oder auch<br />
längeren Gesprächen oder aber auch<br />
nur zu einem Gruß geführt haben, selbstverständlich<br />
immer auf gleicher Augenhöhe<br />
und in gegenseitiger Achtung.<br />
Können Sie sich vorstellen, wie motiviert Sie<br />
den Tag beginnen und wie dankbar Sie<br />
sind, wenn frühmorgens eine Schwester zu<br />
Ihnen sagt, dass sie heute schon ein Vater<br />
16<br />
unser oder eine Fürbitte für Sie persönlich<br />
gebetet oder gesprochen hat? Oder dass<br />
die Schwestern alle Anliegen der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
ins Gebet eingeschlossen haben? Wir glauben,<br />
dass das Gebet der Schwestern eine<br />
ganz besondere <strong>St</strong>ärke für die Arbeit in<br />
der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> für und mit hilfsbedürftigen<br />
Menschen ist und sind sehr dankbar dafür.<br />
Aufgabe der Begleitung für die<br />
Schwesterngemeinschaft<br />
Die frühere Generaloberin Schwester M.<br />
Franziska Teufel hat in ihrer Begrüßung<br />
zum Festakt der Zustiftung am 1. Juli 1993<br />
gesagt, dass es Aufgabe der Schwesternge -<br />
meinschaft bleiben werde, durch ihren<br />
Gebetsdienst die behinderten Menschen,<br />
die Mitarbeiter und die Anliegen der<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong> mit versöhntem, wohlwollendem<br />
Herzen zu begleiten und sie auf das gute<br />
Miteinander von Kloster und <strong><strong>St</strong>iftung</strong> hoffe.<br />
Heute sind wir überzeugt davon und<br />
auch stolz, dass diese Hoffnung in Erfüllung<br />
gegangen ist und wir jeden Tag dankbar<br />
dafür sind und selbstverständlich die<br />
Verpflichtung haben, dieses Verhältnis zu<br />
hegen und zu pflegen.<br />
Ein besonderer Vertrauensbeweis für das gute Verhältnis zwischen Kloster und <strong><strong>St</strong>iftung</strong> war die<br />
Übertragung der Prot<strong>ok</strong>ollführung beim Generalsachkapitel an die beiden <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Vorstände 2002.<br />
Unser Bild zeigt Hubert Bernhard und Norbert Rapp (hinten rechts) gemeinsam mit den delegierten<br />
Schwestern des Klosters, Moderatorin Ruth Seubert und Superior Rolf Oster (vorne rechts). Foto: Graf<br />
franziskus-bote 3/<strong>07</strong>
Schwestern, Bewohner und Mitarbeiter kommen immer wieder bei verschiedenen festlichen Anlässen zusammen: hier ist es die gemeinsame Einweihung der<br />
Bonaventura-Hauser-<strong>St</strong>rasse 2006, die rund um Kloster und <strong><strong>St</strong>iftung</strong> in <strong>Heiligenbronn</strong> führt und an die 1992 verstorbene Generaloberin erinnert.<br />
Foto: Langenfeld<br />
Vielfältige Formen<br />
Gepflegt wird es durch vielfältige Formen –<br />
beispielsweise Gespräche zwischen Gene -<br />
ralrat und Vorstand, Jahresgespräch zum<br />
Haus Lebensquell, <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sratssitzungen,<br />
regelmäßige Informationen über aktuelle<br />
Entwicklungen in der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>, gemeinsames<br />
Feiern von Festen wie das <strong>Franziskus</strong> -<br />
fest oder das <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sfest zum 1. Juli<br />
eines Jahres, welches immer wieder an die<br />
Zustiftung erinnert und sie wach hält.<br />
Eine nicht zu unterschätzende Wertschät -<br />
zung gegenüber der Klostergemeinschaft<br />
ist die Namensgebung von Projekten, die<br />
diese Beziehung bekundet und zu unseren<br />
Wurzeln führt. Beispielsweise das David-<br />
Fuchs-Haus in Villingen Schwenningen, das<br />
den Namen des Gründers des Klosters und<br />
der Einrichtungen trägt, oder das Elisa -<br />
betha-Glöckler-Haus in <strong>Heiligenbronn</strong>, das<br />
der ersten Generaloberin gewidmet ist,<br />
Am Nikolaustag beschenken<br />
die Vorstände jede einzelne<br />
Schwester.<br />
franziskus-bote 3/<strong>07</strong><br />
ebenso wie die Bonaventura-Hauser-<strong>St</strong>raße<br />
in <strong>Heiligenbronn</strong>, benannt nach der 1992<br />
verstorbenen Generaloberin, die den Pro -<br />
zess zur Errichtung der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> gemeinsam<br />
mit dem damaligen Superior Peter Schmid<br />
zielstrebig vorangebracht hat.<br />
Ein besonders herzliches Ereignis und Er -<br />
lebnis ist der jährliche Nikolaustag. Der<br />
Vorstand der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> besucht gemeinsam<br />
mit der Generaloberin alle Schwestern<br />
auch in der Pflegestation, überreicht jeder<br />
Schwester ein kleines Geschenk, berichtet<br />
über die Anliegen der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> und bedankt<br />
sich bei jeder Schwester persönlich für die<br />
Unterstützung, insbesondere für ihr Gebet.<br />
Dieses wissen wir zu schätzen und beson -<br />
ders die Schwestern auf der Pflegestation<br />
sehen darin ihre Aufgabe.<br />
Jubiläumsjahr schweißte Kloster und<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong> noch mehr zusammen<br />
Einen besonderen Vertrauensbeweis konnten<br />
wir beim Generalsachkapitel im Juni<br />
2002 erfahren, als die damalige General -<br />
oberin Sr. M. Franziska dem Vorstand<br />
die Prot<strong>ok</strong>ollführung anvertraute. In den<br />
vergangenen 16 Jahren konnte andererseits<br />
die Klostergemeinschaft vom Know-how<br />
17<br />
der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> profitieren und erleben und<br />
teilhaben, wie dynamisch sich ihr Lebens -<br />
werk fortsetzte. Die Vorbereitungen zum<br />
Jubiläumsjahr und die Veranstaltungen<br />
während des Jubiläumsjahres haben durch<br />
das gemeinsame Erleben ein noch engeres<br />
Zusammengehörigkeitsgefühl gebracht und<br />
Kloster und <strong><strong>St</strong>iftung</strong> noch mehr zusammengeschweißt.<br />
Wir sind daher überzeugt davon, dass der<br />
Erfolg der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> – unabhängig von der<br />
Einführung notwendiger Managementins -<br />
trumente, der fachlichen Weiterentwicklung<br />
und der wirtschaftlichen Konsolidierung –<br />
wesentlich zurückzuführen ist auf die ge -<br />
genseitige gute und tragfähige Beziehung<br />
und den offenen und vertrauensvollen<br />
Umgang zwischen Kloster und <strong><strong>St</strong>iftung</strong>. Wir<br />
danken daher der Schwesterngemeinschaft<br />
ganz herzlich und sagen „Vergelt´s Gott“<br />
für all das, was sie bis zum heutigen Tag<br />
für das Gelingen des ganzen Werks der<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong> getan haben und bitten sie weiterhin<br />
um ihre wohlwollende Begleitung<br />
und Unterstützung aller Anliegen der<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong>, insbesondere mit ihrem Gebet.<br />
Hubert Bernhard und Norbert Rapp<br />
Vorstände der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong>
Das Buch über die Geschichte <strong>Heiligenbronn</strong>s und seines Klosters<br />
Ulrich Windhab schildert Wallfahrt<br />
und Wohlfahrt im Wechsel der Zeiten<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>. Die Klostergeschichte zu<br />
erforschen und in gedruckter Form herauszubringen,<br />
war den Franziskanerinnen von<br />
<strong>Heiligenbronn</strong> schon seit längerem ein<br />
Anliegen. Im Jubiläumsjahr war es nun so -<br />
weit: Mitte Juli konnte Verlagsleiterin<br />
Gertrud Widmann vom Schwabenverlag in<br />
Ostfildern Autor Ulrich Windhab, den<br />
Schwestern und den <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Vorständen<br />
die ersten Exemplare von Wallfahrt und<br />
Wohlfahrt überreichen.<br />
Oberstudienrat Ulrich Windhab aus<br />
Renchen, der an der Heimschule Lender<br />
in Sasbach Deutsch und Geschichte unterrichtet,<br />
machte in der Schramberger<br />
Geschichtszeitschrift „D’ Kräz“ durch zwei<br />
Beiträge über „David Fuchs und seine<br />
Gründung in <strong>Heiligenbronn</strong>“ auf sich aufmerksam.<br />
Seine „präzise und historisch<br />
fundierte Arbeit“, schreibt Generaloberin<br />
Schwester Judith Kaupp im Geleitwort zum<br />
Buch, überzeugte die Schwesterngemein -<br />
schaft, dass er der richtige Mann für<br />
diese Aufgabe sei.<br />
Detektivische Arbeit erforderlich<br />
Durch seine Familie hatte Ulrich Windhab<br />
auch persönliche Beziehungen nach<br />
<strong>Heiligenbronn</strong> und mit Begeisterung widmete<br />
er sich seiner Forschungsarbeit über<br />
die Geschichte des Klosters wie der Wall -<br />
fahrt. In den Ferien und an Wochenenden<br />
spürte der Historiker in vielen Archiven und<br />
vor Ort in <strong>Heiligenbronn</strong> den Quellen nach<br />
und forschte genauer nach, als dies die<br />
bisherigen Geschichtsschreiber getan hatten,<br />
entdeckte Neues und korrigierte auch<br />
manche Irrtümer. So manche detektivische<br />
Arbeit war dabei erforderlich.<br />
Das zusammengetragene Material galt es<br />
dann, im Hinblick auf das Jubiläumsjahr<br />
zu sichten und in Form zu bringen, schließlich<br />
auch reichhaltig zu illustrieren. Sein<br />
An spruch sei ein wissenschaftlich-kritischer,<br />
wie Ulrich Windhab betont, auf Quellen<br />
beruhend, und trotzdem zu einem lesbaren<br />
Buch gestaltet. „Ich möchte erzählen,<br />
aber nicht erfinden“, schildert Windhab<br />
Autor Ulrich Windhab signiert das erste Exemplar seines frisch gedrucktem Werkes „Wallfahrt und<br />
Wohlfahrt“ unter den Augen von Schwester Franzika Teufel, Öffentlichkeitsreferent Ewald Graf und<br />
Verlagsleiterin Gertrud Widmann vom Schwabenverlag (von links). Foto: Ziechaus<br />
seinen <strong>St</strong>il. Lebensnah schildert er im Buch<br />
exemplarische Szenen, die die historischen<br />
Fak ten miterleben lassen. Auch zeit- und<br />
kulturgeschichtliche Hintergründe werden<br />
erläutert und machen die Epoche und<br />
die Sorgen und Nöte der Menschen<br />
anschaulich.<br />
Mit einem Zeitraum von über 600 Jahren<br />
beschäftigt sich Ulrich Windhab in Wallfahrt<br />
und Wohlfahrt. Die Geschichte des heutigen<br />
Klosters und der aus ihr hervorgegangenen<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> <strong>Heiligenbronn</strong><br />
als moderner Wohfahrtseinrichtung wäre<br />
nicht denkbar ohne die ortsgeschichtlichen<br />
Wurzeln in der Wallfahrt seit dem Mittel -<br />
alter. Wie Windhab nachweist, sei es ein<br />
„nicht auszurottender Irrtum, dass früher<br />
schon in <strong>Heiligenbronn</strong> ein Kloster existierte“.<br />
Aber seit dem 14. Jahrhundert lässt sich<br />
in <strong>Heiligenbronn</strong> eine Marienwallfahrt zu<br />
Quelle und Gnadenbild nachweisen, die im<br />
letzten Drittel des 15. Jahrhunderts mit der<br />
Betreuung durch Villinger Franziskaner<br />
einen ersten Höhepunkt erlebt. Bis in diese<br />
Zeit reicht auch schon der heute noch stattfindende<br />
Zwetschgenmarkt als früherer<br />
Wallfahrtsmarkt zurück, der damit über 500<br />
Jahre alt ist.<br />
18<br />
Schon die Feststellung, dass die Heiligen -<br />
bronner Wallfahrtskirche dem heiligen<br />
Gallus geweiht ist und nicht der Gottes -<br />
mutter Maria, ließ den Historiker stutzen<br />
und führte ihn auf die Spur, dass Heiligen -<br />
bronn über 150 Jahre lang zwei Kirchen<br />
beherbergte.<br />
Person des Klostergründers erforscht<br />
Viele Nachforschungen Windhabs galten<br />
der Person des Klostergründers, des<br />
Priesters David Fuchs (1825-1885) aus<br />
Bihlafingen bei Laupheim, der nach seiner<br />
Versetzung nach <strong>Heiligenbronn</strong> ein großes<br />
Projekt verfolgte, nämlich die Gründung des<br />
Franziskanerinnenklosters und die Eröff -<br />
nung eines Rettungshauses mit sozialen<br />
Aufgaben. Dies setzte er 1857 in die Tat<br />
um und die schnell wachsende Schwes -<br />
terngemeinschaft nahm Fürsorgemädchen<br />
Das Buch erstreckt sich<br />
über einen Zeitraum von<br />
über 600 Jahren.<br />
franziskus-bote 3/<strong>07</strong>
Schon die Feststellung,<br />
dass die <strong>Heiligenbronn</strong>er<br />
Wallfahrtskirche dem<br />
heiligen Gallus geweiht ist,<br />
ließ den Historiker stutzen.<br />
und -jungen, nach wenigen Jahren auch<br />
hörgeschädigte und sehgeschädigte Kinder<br />
auf. Bald wurde auch Erwachsenen mit<br />
Behinderung Arbeit und Bleibe geboten.<br />
Zwei Königinnen zu Besuch<br />
Die Entwicklung der Schwesterngemein -<br />
schaft und ihrer Bildungs-, Erziehungs- und<br />
Betreuungseinrichtungen durch die<br />
Epochen hindurch schildert das Werk mit<br />
vielen anschaulichen Beispielen, genauso<br />
aber auch herausragende Ereignisse wie<br />
die Belastungen in den Kriegszeiten oder<br />
die hohe Ehre, die den <strong>Heiligenbronn</strong>er<br />
Anstalten durch den Besuch der württembergischen<br />
Königinnen Olga und Charlotte<br />
widerfuhr. Das Wallfahrtsleben in der Zeit<br />
vor dem Ersten Weltkrieg wird durch Aus -<br />
züge aus dem autobiographischen Roman<br />
„Größer als des Menschen Herz“ des<br />
Waldmössinger Schriftstellers Vinzenz Erath<br />
lebendig gemacht.<br />
Auf die Personen der Superioren und<br />
Generaloberinnen geht Windhab ebenso<br />
ein wie auf die Gründung und das<br />
Schicksal der Klosterfilialen, insgesamt 17 in<br />
der ganzen Diözese Rottenburg. Wie das<br />
nationalsozialistische Regime die Schwes -<br />
tern und Heimbewohner bedrohte, schildert<br />
Windhab ausführlich. Aber auch die<br />
verschiedenen Kirchenrenovationen werden<br />
dargestellt, die Entwicklung der „klösterlichen<br />
Caritas im dem<strong>ok</strong>ratischen Sozial -<br />
staat“ und die Krise durch die zurückgehenden<br />
Schwesternzahlen, die zur Umstruktu -<br />
rierung und Besinnung auf neue Aufgaben<br />
für die Schwesterngemeinschaft führte.<br />
Selbst das Jubiläumsjahr 20<strong>07</strong> taucht in diesem<br />
Werk noch ganz aktuell auf.<br />
Spannende Zeitreise<br />
Insgesamt ist so ein Geschichtswerk entstanden,<br />
das nicht nur mit vielen Bildern<br />
und Beispielen vergangene Zeiten lebendig<br />
werden lässt, sondern auch eine spannende<br />
Zeitreise aus dem Blickwinkel eines kleinen<br />
Wallfahrtsortes und seiner Menschen<br />
darstellt. Wie Autor Ulrich Windhab selbst<br />
im Vorwort schreibt, will er „nicht nur im<br />
<strong>St</strong>il harmonisierender Chroniken“ die Opfer -<br />
bereitschaft und die Leistungen der<br />
Schwestern herausstellen, sondern eine<br />
kritische Geschichte schreiben, die den Kon -<br />
fliktfall nicht ausspart.<br />
Bei der Präsentation des Werkes sagte<br />
Verlagsleiterin Gertrud Widmann, die dieses<br />
Werk selbst lektorierte, sie habe es „mit<br />
Wonne gelesen“. Ins Programm des Schwa -<br />
benverlages passe es deswegen gut, weil<br />
Dieses historische Foto aus dem Buch zeigt den Handarbeitsunterricht einer Schwester mit<br />
Fürsorgemädchen. Die Schule sollte auf das spätere Leben vorbereiten. Foto: Klosterarchiv<br />
franziskus-bote 3/<strong>07</strong> 19<br />
Der Einband des neuen Geschichtsbuchs über<br />
<strong>Heiligenbronn</strong> zeigt Fotos des Klostergründers<br />
David Fuchs, des Gnadenbilds und einer Schwester,<br />
die einem taubblinden Bewohner in die Hand<br />
lormt. Den Hintergrund bildet die Zeichnung des<br />
barocken Kirchleins über dem Gnadenbrunnen.<br />
dieser nicht nur viel im Bereich Glauben<br />
und Religion verlege, sondern auch die<br />
Kirchengeschichte der Diözese in seinem<br />
Programm habe.<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong>svorstand Norbert Rapp wies bei<br />
der Buchvorstellung darauf hin, dass<br />
Wallfahrt und Wohlfahrt noch heute in<br />
<strong>Heiligenbronn</strong> zusammen seien und mit<br />
dem Buch auch die Wurzeln der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
deutlich würden. Es sei, betonte Vorstands -<br />
kollege Hubert Bernhard, heute einmalig<br />
in der Diözese, dass Kloster und soziale<br />
Einrichtungen miteinander lebten,<br />
geistliches Leben und sozialer Auftrag<br />
zusammenkämen. Ewald Graf<br />
Ulrich Windhab:<br />
Wallfahrt und Wohlfahrt<br />
Die Geschichte von <strong>Heiligenbronn</strong><br />
und seinem Kloster<br />
Format 21,5 x 22,8 cm; 198 Seiten,<br />
durchgehend farbig, mit zahlreichen<br />
Abbildungen; 20 Euro; © 20<strong>07</strong><br />
Schwabenverlag AG, Ostfildern;<br />
ISBN 978-3-7966-1357-9-<br />
Das Buch kann über den Buchhandel bezogen<br />
werden, im Wallfahrtsladen Heiligen -<br />
bronn, in der Jubiläumsausstellung<br />
des Klosters sowie auch an der Pforte der<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> <strong>Heiligenbronn</strong>.
Regionalisierung des Aufgabenfelds Altenhilfe<br />
Von der <strong>St</strong>rategie<br />
zur <strong>St</strong>ruktur<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>. Das Aufgabenfeld Alten -<br />
hilfe der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> Heiligen -<br />
bronn ist in den vergangenen Jahren auf<br />
mittlerweile elf Altenzentren im Einzugs -<br />
gebiet zwischen Tübingen und Tuttlingen<br />
angewachsen. Mit den Altenzentren ist<br />
auch die Zahl der Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter gewachsen, so dass sich inzwischen<br />
annähernd 700 Beschäftigte im Be -<br />
reich der Altenhilfe um ebenfalls rund 700<br />
voll- und teilstationär versorgte Bewohner -<br />
innen und Bewohner kümmern. Inhaltlich<br />
wurde in den vergangenen Jahren, beispielsweise<br />
im Rahmen des Qualitäts- und<br />
Schnittstellenmanagements, umfangreiche<br />
Arbeit geleistet, um die Marke „Altenhilfe<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> <strong>Heiligenbronn</strong>“ zu<br />
etablieren und den Altenzentren ein unverwechselbares<br />
Erscheinungsbild zu geben.<br />
Einstieg in ambulante Hilfen<br />
Ein Ziel der Arbeit im Aufgabenfeld Alten -<br />
hilfe ist es, an ihren <strong>St</strong>andorten die gesamte<br />
Bandbreite der Bedürfnisse älterer und<br />
hilfebedürftiger Menschen und derer Ange -<br />
hörigen bedienen zu können. Aus diesem<br />
Grund werden die voll- und teilstationären<br />
Angebote durch Dienstleistungen im Be -<br />
reich der offenen Altenhilfe sowie Betreu -<br />
tem Seniorenwohnen ergänzt und der<br />
Einstieg in den ambulanten Sektor erfolgen.<br />
So hat Martin Volz-Neidlinger als Leiter des<br />
Aufgabenfelds Altenhilfe zum 1. Oktober<br />
die Geschäftsführung für die Katholische<br />
Sozialstation Schramberg übernommen.<br />
Parallel zu den angestrebten Kooperationsund<br />
Vernetzungsprojekten gilt es auch,<br />
sich auf anstehende politische und gesellschaftliche<br />
Veränderungen vorzubereiten.<br />
Wenn man sich diese Entwicklungen der<br />
letzten Jahre vergegenwärtigt, wird die stetig<br />
wachsende Komplexität des Aufgaben -<br />
felds Altenhilfe augenscheinlich. Insbe -<br />
sondere in der jüngeren Vergangenheit ist<br />
dabei deutlich geworden, dass die bisherige<br />
<strong>St</strong>ruktur im Aufgabenfeld Altenhilfe an<br />
einzelnen Punkten bereits an die Grenzen<br />
ihrer Leistungsfähigkeit gestoßen ist.<br />
Regionale Bündelung<br />
Aus diesem Grund wurde in den vergangenen<br />
Monaten mit einem umfassenden<br />
Reorganisationsprozess unter der Zielset -<br />
zung „Von der <strong>St</strong>rategie zur <strong>St</strong>ruktur“<br />
begonnen – was bedeutet, dass die neu<br />
erarbeitete und beschlossene <strong>St</strong>ruktur<br />
inhaltlich auf der strategischen Ausrichtung<br />
des Aufgabenfelds Altenhilfe aufgebaut ist.<br />
Begleitet wurde dieser Prozess durch die<br />
Unternehmensberatung Contec. Die bestehenden<br />
Altenhilfestandorte wurden im<br />
Zuge der Reorganisation zum August 20<strong>07</strong><br />
regional gebündelt und jeweils einer Re -<br />
In Workshops mit den Heim- und Hausleitungen wurde die Reorganisation des Aufgabenfelds Altenhilfe<br />
gemeinsam erarbeitet. Foto: Jahnel<br />
Die Reorganisation dient<br />
der besseren Ausrichtung an<br />
den Bedürfnissen von<br />
Senioren mit Hilfebedarf und<br />
ihren Angehörigen.<br />
gionalleitung zugeordnet. Im Einzelnen<br />
ist folgende regionale Einteilung vorgenommen<br />
worden:<br />
Region Tübingen mit den<br />
Altenzentren Luise-Poloni-Heim<br />
Tübingen und <strong>St</strong>. Martin in Geislingen;<br />
Region Rottweil mit den Altenzentren<br />
<strong>St</strong>. Elisabeth Rottweil, <strong>St</strong>. Veronika in<br />
Dunningen und <strong>St</strong>. Konrad in Zimmern;<br />
Region Spaichingen mit den<br />
Altenzentren <strong>St</strong>. Josef Spaichingen,<br />
<strong>St</strong>. Ulrich in Wehingen und dem Dr.-Karl-<br />
Hohner-Heim in Trossingen;<br />
Region Tuttlingen mit den Altenzent -<br />
ren <strong>St</strong>. Anna und Bürgerheim in Tuttlin -<br />
gen und <strong>St</strong>. Antonius in Mühlheim.<br />
Diese <strong>St</strong>ruktur ermöglicht unter anderem,<br />
in den einzelnen Regionen zentrale An -<br />
sprechpartner nach innen und außen zu<br />
benennen. So ist es zum einen möglich, die<br />
Regionen einheitlich nach außen hin zu<br />
vertreten, den Regionen also sozusagen<br />
„ein Gesicht“ zu geben und so auch zur<br />
Akzentuierung der Marke „Altenhilfe <strong>St</strong>if -<br />
tung <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong>“ unter dem übergeordneten<br />
Markendach der Gesamtstiftung<br />
beizutragen. Zum anderen wird intern Klar -<br />
heit und Verbindlichkeit in Bezug auf die<br />
Aufgabenerfüllung und Verantwortung<br />
in den jeweiligen Arbeitsbereichen geschaffen.<br />
Die bestehenden Aufgaben in diesen<br />
Arbeitsgebieten werden hierzu entsprechend<br />
neu verteilt, d. h. je nach Anforde -<br />
rung entweder regional zugeordnet oder<br />
einrichtungsspezifisch l<strong>ok</strong>alisiert.<br />
Mit einher geht die Bündelung der bestehenden<br />
Kompetenzen vor Ort. Beispiels -<br />
weise wird im Bereich der Verwaltung<br />
zukünftig die Zusammenarbeit der Verwal -<br />
tungsmitarbeiter und -mitarbeiterinnen aller<br />
Altenzentren einer Region ermöglicht, was<br />
bisher aufgrund der vorhandenen <strong>St</strong>ruktu -<br />
ren nicht zu bewerkstelligen war. Der<br />
Reorganisationsprozess wird durch Projekt -<br />
gruppen und Workshops begleitet und bis<br />
zum Jahresende 20<strong>07</strong> abgeschlossen sein.<br />
Die Gesamtleitung und -verantwortung<br />
20 franziskus-bote 3/<strong>07</strong>
Bewohnerinnen im neugebauten Altenzentrum <strong>St</strong>. Martin in Geislingen (Zollernalbkreis), das mit dem<br />
Luise-Poloni-Heim in Tübingen eng zusammenarbeitet. Foto: Ronecker<br />
bleibt nach wie vor bei Aufgabenfeld-Leiter<br />
Martin Volz-Neidlinger und seinem<br />
Team angesiedelt.<br />
Ein weiterer Bestandteil des Reorganisati -<br />
onsprozesses ist die Einrichtung einer<br />
neuen Gremienstruktur. Die einzelnen, neu<br />
gebildeten Gremien sind miteinander<br />
verknüpft, um Verbindlichkeit, Koordination<br />
franziskus-bote 3/<strong>07</strong><br />
sowie die zielgerichtete Abarbeitung der im<br />
Aufgabenfeld Altenhilfe anstehenden<br />
Projekte und Tätigkeiten sicherzustellen.<br />
Abschließend lässt sich sagen, dass das<br />
grundlegende Ziel der Reorganisation die<br />
verbesserte Ausrichtung der geleisteten<br />
Arbeit an den Erwartungen und Bedürfnis -<br />
sen unserer Kundengruppen, den Seniorin -<br />
21<br />
nen und Senioren mit Hilfebedarf einschließlich<br />
ihrer Angehörigen, sowie die<br />
op timierte Vernetzung der unterschiedlichen<br />
Angebotsstrukturen in deren Sinne<br />
ist. Da die neue <strong>St</strong>ruktur eine erweiterte<br />
Perspek tive bietet, den Blick sozusagen<br />
von der Einrichtungsebene auf die Regio -<br />
nalebene anhebt, kann regionsspezifisch<br />
erfasst werden, welche Angebote eine<br />
optimale Ergänzung der bestehenden<br />
Dienste darstellen und notwendig sind,<br />
um vorhandene Bedürfnisse befriedigen<br />
zu können.<br />
Flexibel reagieren können<br />
Dem Aufgabenfeld Altenhilfe wird so auch<br />
zukünftig die notwendige Flexibilität gegeben<br />
sein, um im Hinblick auf die politischen<br />
und gesellschaftlichen Veränderungen so -<br />
wie der sich artikulierenden Kundenbedürf -<br />
nisse optimal positioniert zu sein.<br />
Nun gilt es, die Umsetzung der <strong>St</strong>rategie<br />
des Aufgabenfelds Altenhilfe auf Grundlage<br />
der neuen <strong>St</strong>ruktur fortzuführen, also den<br />
Blick für die Zukunft wieder „von der<br />
<strong>St</strong>ruktur zur <strong>St</strong>rategie“ hinzuwenden.<br />
Manuel Jahnel<br />
Ehrung von 38 Altenhilfe-Jubilarinnen<br />
475 Betriebsjahre ein grosser Schatz<br />
Denkingen. Im Höhenrestaurant Klippen -<br />
eck bei Denkingen veranstaltete die Al -<br />
tenhilfe der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> Heiligen -<br />
bronn ihre diesjährige Jubilarfeier für langjährige<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
aus den Altenzentren. 38 Frauen und<br />
Männer wurden für insgesamt 475 Jahre<br />
Einsatz geehrt.<br />
Jubilare, Heimleiter und Aufgabenfeldlei -<br />
tung nahmen in geselliger Runde ein<br />
Festmenü zu sich. Martin Volz-Neidlinger,<br />
Leiter der Altenhilfe, nannte zum Auftakt<br />
der Ehrungen ein paar Zahlen wie die<br />
475 Betriebsjahre, wenn man alle 36 Jubi -<br />
larinnen und zwei Jubilare aus sechs<br />
Altenzentren zusammennimmt.<br />
Diese 475 Jahre seien ein Schatz an Wissen,<br />
Arbeitseinsatz und Erfahrungen, „den uns<br />
niemand wegnehmen kann“, meinte Volz-<br />
Neidlinger. Solch lange Betriebszugehörig -<br />
keiten seien nicht selbstverständlich und<br />
hätten sowohl mit der Arbeitsatmosphäre<br />
Die Jubilarinnen aus sechs Altenzentren der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> <strong>Heiligenbronn</strong> kamen gemeinsam mit<br />
ihren Heimleitungen zu einem festlichen Abend auf dem Klippeneck oberhalb von Denkingen zusammen<br />
– ganz rechts der Leiter der Altenhilfe, Martin Volz-Neidlinger. Foto: Graf<br />
wie mit dem Inhalt der Arbeit in den<br />
Altenzentren zu tun, nämlich einer „Arbeit<br />
mit Menschen, die Sinn macht“.<br />
Volz-Neidlinger erwähnte auch die Verän -<br />
derungen im Berufsfeld der Altenpflege.<br />
Die Art der Pflege, Betreuung und Orga -<br />
nisation sei eine andere geworden. Der<br />
Erfahrungsschatz helfe aber auch, künftige<br />
Veränderungen zu bestehen. „Sie sorgen<br />
dafür“, sprach Volz-Neidlinger den Geehr -<br />
ten aus der Pflege, der Hauswirtschaft und<br />
Verwaltung seinen Dank aus, „dass sich die<br />
Menschen uns anvertrauen.“
Jede Dienstjubilarin wurden von ihrer Heim -<br />
leitung persönlich gewürdigt, bevor sie<br />
die Jubiläumsurkunde von <strong><strong>St</strong>iftung</strong> und<br />
Diözesancaritasverband überreicht bekam.<br />
Die Dienstältesten der Jubilarinnen erhielten<br />
auch ein Geschenkkörbchen mit Heiligen -<br />
bronner Produkten sowie die Silberne<br />
Ehrennadel der Caritas und zum Abschied<br />
erhielt jede Jubilarin eine orange Rose auf<br />
den Heimweg.<br />
Aus dem Altenzentrum <strong>St</strong>. Josef in<br />
Spaichingen wurden geehrt: Waltraud<br />
Rettig, Krystyna Nowinski, Mina Foll,<br />
Ulrike Albrecht, Nina Hanselowski,<br />
Edith Wenzler (jeweils 15 Jahre), Erika<br />
Griffel, Waltraud Mattes, Galina<br />
Rottweil. So geräumig die Gemeinschafts -<br />
räume im neu erbauten Altenzentrum<br />
<strong>St</strong>. Elisabeth Rottweil auch sonst sind, am<br />
Einweihungstag herrschte drangvolle Enge<br />
im Wohnbereich „Neckartäle“ dank zahlreicher<br />
interessierter Bewohner, Angehörigen<br />
und Festgäste. Das zeigte schon das große<br />
öffentliche Interesse an diesem neu erbauten<br />
und konzipierten Altenpflegeheim.<br />
Martin Volz-Neidlinger als Leiter des<br />
Aufgabenfelds Altenhilfe in der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
<strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> <strong>Heiligenbronn</strong> begrüßte<br />
die Gäste im „Wohnzimmer“ des untersten<br />
Wohnbereichs.<br />
Altbau 1959 eingeweiht<br />
Der Altbau von <strong>St</strong>. Elisabeth war 1959 eingeweiht<br />
worden – und bis zur Einweihung<br />
des Neubaus im Juli 20<strong>07</strong> bereits abgerissen,<br />
um Platz zu schaffen für eine betreute<br />
Seniorenwohnanlage, die das Siedlungs -<br />
werk erstellt. Das alte Haus, erinnerte Volz-<br />
Neidlinger, habe trotz seines hohen Alters<br />
eine besondere Ausstrahlung gehabt. Doch<br />
die Geschichte von <strong>St</strong>. Elisabeth gehe weiter<br />
und viele im Haus hätten dem heutigen<br />
Tag auch entgegengefiebert, seit vor sieben<br />
Jahren die Neubauplanungen begannen.<br />
Den Architekten Helmar Maier, Peter<br />
Koczor und Michael Wühr vom Büro pkt<br />
in Rottweil sagte Volz-Neidlinger ebenso<br />
Dank wie der Projektplanerin Bettina<br />
Anselm, Katharina Bleile und Renate<br />
Koch (jeweils 10 Jahre).<br />
Die Jubilarinnen aus dem Dr.-Karl-<br />
Hohner-Heim in Trossingen: Luzia Rieger<br />
(25 Jahre), Kordula Dietrich, Olga Enns,<br />
Lydia Herz und Theresa Skopp (jeweils<br />
10 Jahre).<br />
Bis zu 30 Jahre dabei<br />
Aus dem Bürgerheim Tuttlingen wurden<br />
geehrt: Young-Soon Schubert (30 Jahre),<br />
Gudrun Bischof, Frank Fritz und Arife<br />
Erol (jeweils zehn Jahre). Aus dem Alten -<br />
zentrum <strong>St</strong>. Anna in Tuttlingen wurden für<br />
jeweils 10 Jahre Gisela Trautzl und<br />
Angela Vinci gewürdigt.<br />
Einweihung des neugebauten Altenzentrums <strong>St</strong>. Elisabeth:<br />
„Dieses Haus hat Zukunft!“<br />
Kampe und dem Projektsteuerer der <strong>St</strong>if -<br />
tung, Axel van Winsen. Das Wohngruppen -<br />
konzept, das inzwischen in anderen Häu -<br />
sern der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> wie in Dunningen oder<br />
Wehingen bereits umgesetzt wurde, sei für<br />
<strong>St</strong>. Elisabeth erstmals geplant und nun auch<br />
dort verwirklicht worden. In den zentralen<br />
Wohn- und Aufenthaltsbereichen „findet<br />
das Leben statt, hier wird gekocht, gegessen,<br />
Gemeinschaft erfahren“, erläuterte<br />
Volz-Neidlinger und verwies auch auf die<br />
Aus dem Altenzentrum <strong>St</strong>. Elisabeth in<br />
Rottweil wurden geehrt: Brigitte Merkle,<br />
Johanna B<strong>ok</strong>owski (jeweils 20 Jahre),<br />
Olga Ulmer, Johann Nester, Elisabeth<br />
Kraszkiewicz, Manuela Schuhmacher,<br />
Silvia Fetscher, Anna Fast (jeweils 15<br />
Jahre), Tamara Lenger, Elisabeth<br />
Ordowski, Emma Krestian, Magdalena<br />
Galzova und Gerlinde Schäfer (jeweils<br />
10 Jahre).<br />
Die Jubilarinnen aus dem Luise-Poloni-<br />
Heim in Tübingen waren: Lidia Grams,<br />
Jela Zirdum (jeweils 15 Jahre) und Olga<br />
Koroleva für 10 Jahre. Ewald Graf<br />
neue Berufsgruppe der Alltagsbegleiterin -<br />
nen, die hier im Einsatz seien. <strong>St</strong>. Elisabeth<br />
biete ebenso einen geschützten Außen be -<br />
reich speziell für altersverwirrte Menschen.<br />
Alle 92 vollstationären Plätze (dazu kommen<br />
noch sechs für die Tagespflege) waren<br />
bereits bis zum Einweihungstag vergeben,<br />
was auch die große Akzeptanz in der<br />
Bevölkerung unterstreicht. „Der Zuspruch“,<br />
so Volz-Neidlinger, „zeigt, dass dieses Haus<br />
Hausführung mit Regionalleiter Dietmar Zisterer am Tag der offenen Tür – hier in der Tagespflege.<br />
22<br />
franziskus-bote 3/<strong>07</strong>
Die Bewohner und Festgäste bei der Einweihung des neugebauten<br />
Altenzentrums <strong>St</strong>. Elisabeth in Rottweil verfolgten aufmerksam die Ansprachen<br />
und die musikalische Gestaltung.<br />
Zukunft hat!“ Gebäude und Konzept hätten<br />
sich entsprechend den Bedürfnissen der<br />
Menschen verändert.<br />
Eine Segensfeier mit den Geistlichen<br />
Martin <strong>St</strong>öffelmaier von der Katholischen<br />
und Volker Gerlach von der Evangelischen<br />
Gemeinde schloss sich an. Das Haus stehe<br />
auf einem guten Fundament, sagte Pfarrer<br />
Gerlach. Der Wille Jesu sei es, dass auch<br />
unser Leben auf einem festen Fundament<br />
stehe, nämlich der Liebe, worin die heilige<br />
Elisabeth ein großes Vorbild sei. Pfarrer<br />
<strong>St</strong>öffelmaier bezeichnete den Dienst am<br />
Nächsten als „zentrales und einziges Erken -<br />
nungszeichen unserer Kirche“.<br />
Musikalisch umrahmt wurde die Feier wie<br />
auch der anschließende Festakt im Katho -<br />
lischen Gemeindehaus von dem Blech -<br />
bläserquintett der <strong>St</strong>adtkapelle Rottweil.<br />
Oberbürgermeister Thomas J. Engeser<br />
gratulierte zum Umzug in „eine schönere,<br />
modernere und noch lebenswertere Um -<br />
gebung“. Auch die <strong>St</strong>adt schaue mit <strong>St</strong>olz<br />
auf ein solches Angebot. OB Engeser<br />
schenkte dem Haus das Gemälde eines<br />
(vierbeinigen) Rottweilers.<br />
Altenzentrum keine eigene Welt<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Vorstand Norbert Rapp erin -<br />
nerte an die Zustiftung von <strong>St</strong>. Elisabeth<br />
durch den Caritasverband der Diözese<br />
1998. An stelle einer Sanierung des alten<br />
Hauses wurde dann ein Neubau geplant.<br />
Rapp dankte Land und Landkreis für ihre<br />
Förder mittel in Höhe von 3,3 Millionen<br />
Euro. Wie Rapp betonte, solle das<br />
Altenzentrum keine eigene kleine Welt darstellen,<br />
die Bewohner vielmehr Bürger und<br />
Bürgerinnen des Ge meinwesens bleiben.<br />
Die notwendige Unterstützung für stationäre<br />
Hilfen solle bei der Reform der<br />
Pflegeversicherung nicht zu kurz kommen,<br />
forderte der Vorstand. Die Vernetzung des<br />
Altenzentrums in die <strong>St</strong>adt und ins Umland<br />
brauche aber auch Men schen, die sich dieser<br />
Herausforderung stellten.<br />
Reges Leben herrschte im neuen <strong>St</strong>. Elisabeth am Tag der offenen Tür, als die Besucher strömten.<br />
Sie konnten aber auch einen fachmännischen Gesundheits-Check an sich machen lassen.<br />
franziskus-bote 3/<strong>07</strong> 23<br />
Die Pfarrer Volker Gerlach von der Evangelischen und Martin <strong>St</strong>öffelmaier von<br />
der Katholischen Kirchengemeinde (von rechts) segneten Haus und Menschen<br />
– links das Blechbläserquintett der <strong>St</strong>adtkapelle. Fotos: Graf<br />
Sozialdezernent Bernd Hamann vom<br />
Landkreis zeigte sich „froh, dass es Träger<br />
gibt wie diesen, die den Menschen im Vor -<br />
dergrund sehen“ und beglückwünschte die<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong> zum Neubau. „Von den Kosten<br />
wird bald niemand mehr reden, aber von<br />
der Qualität.“ Dass bei aller Prüfung,<br />
Kontrolle und D<strong>ok</strong>umentation auch noch<br />
Zeit für die Zuwendung zu den Menschen<br />
bleibe, daran arbeite auch der Landkreis.<br />
Fördervereins-Vorsitzender Herbert<br />
Schneider bezeichnete das neue <strong>St</strong>.<br />
Elisabeth als „Haus, das durch Bauweise<br />
und Farbgestaltung recht selbstbewusst an<br />
seinem Platz steht und das seine Bewohner<br />
sich heimisch fühlen lässt“. Doch was wäre<br />
das schönste Haus, das keine Herzlichkeit<br />
ausstrahle? Ehrenamtliche unterstützten<br />
dabei, <strong>St</strong>. Elisabeth mit Leben zu füllen. Der<br />
Förderverein nützte sowohl die Einweihung<br />
wie den anschließenden Tag der offenen<br />
Tür dazu, Spenden zu sammeln für den<br />
Bau der Hauskapelle im zweiten Bauab -<br />
schnitt – mit dem Verkauf von Rosen und<br />
am Sonntag auch mit einem speziellen<br />
„Rosenbrot“ zu Ehren der heiligen Elisabeth.<br />
Besucher genießen Köstlichkeiten<br />
Die Besucher am Tag der offenen Tür<br />
konnten aber auch noch andere Köstlich -<br />
keiten aus der Küche des Hauses und<br />
beim Wein- und Käsestand örtlicher Firmen<br />
erhalten. Musikalisch war wiederum die<br />
<strong>St</strong>adtkapelle mit einer Abordnung von der<br />
Partie sowie Gisela Weiss an ihrer Zither.<br />
Auch die Altstädter Trachtenfrauen machten<br />
ihre Aufwartung.<br />
Führungen und Infostände<br />
Für reichlich Informationen und Einblicke<br />
sorgten Regionalleiter Dietmar Zisterer,<br />
Hausleiterin Claudia Mayerhofer und Sozial -
dienstleiter Kai Marchfeld mit Führungen<br />
durch das Haus, aber auch ein Infostand zu<br />
den Angeboten in <strong>St</strong>. Elisabeth sowie Infor -<br />
mationsstände des Siedlungswerks, der Ka -<br />
tholischen Sozialstation und der Sitzwache.<br />
Ehrenamtliche aktiv dabei<br />
Für Abwechslung sorgten ein Gesundheits-<br />
Check für Besucher oder eine Tombola mit<br />
vielen Preisen. Zahlreiche ehrenamtliche<br />
Helfer unterstützten die Mitarbeiter bei der<br />
Betreuung von Gästen und Heimbewoh -<br />
nern und machten den Tag der offenen Tür<br />
zu einem Erfolg – und auch die Sonne<br />
trug dazu bei. Ewald Graf<br />
Spaichingen. „Das Leben draußen in<br />
die Einrichtung holen“ – unter diesem As -<br />
pekt wird im Altenzentrum <strong>St</strong>. Josef in<br />
Spaichingen jedes Jahr eine Ferienwoche<br />
organisiert. In dieser werden zu einem Mot -<br />
to verschiedene Veranstaltungen zu einer<br />
bestimmten Nation geboten, um den<br />
Bewohnern einmal im Jahr eine fremde<br />
Kultur mit anderen Sitten und Gerichten<br />
nahe zu bringen. Dieses Jahr fand die Feri -<br />
enwoche unter einem besonderen und vor<br />
allem ungewöhnlichen Thema statt: Das<br />
Der Förderverein von <strong>St</strong>. Elisabeth verkaufte „Rosenbrot“.<br />
Amerika-Ferienwoche im Altenzentrum <strong>St</strong>. Josef Spaichingen<br />
„So könnte mer öfters verreisen!“<br />
Motto lautete Amerika – mit allem, was<br />
man in der heutigen Zeit damit verbindet.<br />
Den Kontinent ins Haus holen<br />
„Wenn wir nicht nach Amerika fliegen können,<br />
holen wir den Kontinent für ein paar<br />
Tage zu uns ins Haus“, lautete das Motto<br />
des Sozialdienstes. Vorbereitungen, Ideen,<br />
viel Organisation und Teamgeist machen<br />
dann eine solche Woche zum vollen Erfolg.<br />
Vor allem die Lust der Bewohner auf<br />
„Neues“ zu wecken, auf fremde Kulturen<br />
Nach einer Führung ließen es sich die Bewohnerinnen und Bewohner des Altenzentrums <strong>St</strong>. Josef im<br />
McDonald’s in Möhringen schmecken – die Amerika-Ferienwoche macht’s möglich!<br />
24<br />
und neue Erlebnisse, konnte in dieser amerikanischen<br />
Woche bewiesen werden. Sich<br />
einzulassen auf Unbekanntes - und seien<br />
es die backed potatoes (gebackene Kar -<br />
toffeln) und Texas chicken (texanisches<br />
Hühnchen) oder Hamburger mit Pommes<br />
im Schnellrestaurant. Es hat den Mitarbei -<br />
tern viel Spaß gemacht, zusammen mit den<br />
Bewohnern, Angehörigen und Gästen ein<br />
<strong>St</strong>ück Amerika zu erleben.<br />
„I war grad' in Amerika“ meinte eine<br />
Bewohnerin nach der Ferienwoche, die An -<br />
fang Juli im Altenzentrum ablief. Das ganze<br />
Haus war amerikanisch dekoriert und täglich<br />
fanden verschiedene Veranstaltungen<br />
statt, bei denen die Bewohner Amerika<br />
durch landestypische Köstlichkeiten, Musik,<br />
Bilder, Tanzvorführungen und einen Ausflug<br />
mit allen Sinnen erleben konnten.<br />
Als Auftakt feierten Bewohner, Angehörige<br />
und Gäste trotz Regen ein Geburtstagsund<br />
Grillfest. Dabei wurde der Würstchen -<br />
grill im Speisesaal von <strong>St</strong>. Josef aufgestellt<br />
und alle Bewohner sangen und schunkelten<br />
kräftig zur live gespielten Volksmusik.<br />
Diashow weckt Erinnerungen<br />
Am zweiten Tag wurde es schon amerikanischer,<br />
als eine Diashow über die amerikanische<br />
Geschichte, ihre Nationalparks sowie<br />
die berühmtesten <strong>St</strong>ädte und Sehenswür -<br />
digkeiten vorgeführt wurde. Dabei fühlten<br />
franziskus-bote 3/<strong>07</strong>
Die Gäste im McDonald’s<br />
trauten ihren Augen kaum,<br />
als 15 Bewohner des<br />
Alten zentrums ganz selbstver -<br />
ständlich ins Schnellrestaurant<br />
marschierten.<br />
sich die Bewohner und Gäste, als hätten sie<br />
gerade Amerika bereist und sie erzählten<br />
eifrig von Erinnerungen, als manche vor<br />
vielen Jahren selbst dort gewesen waren.<br />
Einen „Nationalen Tag“ gab es sogar, an<br />
dem es zum Frühstück, Mittagessen, zum<br />
Nachmittagskaffee und Abendessen lauter<br />
amerikanische Köstlichkeiten gab. Während<br />
des Nachmittagkaffees im Disney Café,<br />
das mit traditionellen Cartoonfiguren ge -<br />
schmückt war, wurde außerdem amerikanische<br />
Musik gespielt und die Bewohner,<br />
Angehörigen und Besucher konnten bei<br />
einem Quiz ihr Wissen über Amerika testen<br />
und dabei kleine Preise gewinnen.<br />
Auch tags darauf gab es weitere kulinarische<br />
Highlights. Zuerst nahmen die Bewoh -<br />
ner, Mitarbeiter und Gäste gemeinsam<br />
ein großes Frühstücksbuffet ein. Am Nach -<br />
mittag machten die Bewohner des Alten -<br />
zentrums dann einen Ausflug zum<br />
McDonald´s nach Möhringen.<br />
„Jetzt wisse mer au,<br />
was die Junge so esset!“<br />
Die Gäste im McDonald’s trauten ihren<br />
Augen kaum, als 15 Bewohner des Alten -<br />
zentrums ganz selbstverständlich in das<br />
Schnellrestaurant marschierten und erst einmal<br />
ein paar Getränke zur Erfrischung<br />
be stellten. Daraufhin bekamen sie eine<br />
Füh rung hinter die Kulissen, bei der sie sich,<br />
in weiße Schutzkleidung eingehüllt,<br />
gespannt umschauten, „wie die hier wohl<br />
kochet“ und sich schon überlegten, was sie<br />
an schließend gerne probieren möchten.<br />
Und das taten sie hinterher auch und<br />
genossen das amerikanische Flair so richtig<br />
bei ein paar Hamburgern, Pommes und<br />
Icecream. „Jetzt wisse mer au, was<br />
die Junge so esset!“ Wer hätte das den<br />
Senioren zugetraut?<br />
Caller reißt Publikum mit<br />
Auch sportliche Auftritte fehlten nicht. Tags<br />
darauf tanzten die „Rockin Topolinos“ vom<br />
SV Spaichingen mit vier Tanzpaaren Rock´n<br />
Roll im <strong>St</strong>. Josef und sorgten mit aufregenden<br />
Tanzfiguren, die bis an die Zimmer -<br />
decke des Speisesaals reichten, für großes<br />
<strong>St</strong>aunen und reichlich Applaus. Mit<br />
Schwung und ihrer flotten Musik brachten<br />
sie so manche Beine zum Wippen.<br />
Ausklingen konnte die Ferienwoche mit<br />
einem weiteren Highlight, dem Auftritt der<br />
Square-Dance-Tanzgruppe „Rolling Points“<br />
aus Balingen. Die vier Tanzpaare brachten<br />
den amerikanischen Volkstanz ins Alten -<br />
zentrum und rissen mit ihrem Caller, der die<br />
unterschiedlichen Tanzfiguren singend an -<br />
kündigte, das gesamte Publikum mit.<br />
Während des Auftritts wurden auch einige<br />
Bewohner, Mitarbeiter und Besucher zum<br />
Tanzen aufgefordert.<br />
franziskus-bote 3/<strong>07</strong> 25<br />
Bewohner Adolf Schutzbach tanzt mit einer<br />
Tänzerin der Square-Dance-Gruppe „Rolling Points“<br />
aus Balingen bei deren Auftritt.<br />
Dass sie die Tanzfiguren so schnell lernen<br />
würden, hätten sich die meisten Bewohner<br />
selbst nicht zugetraut. Am Anfang noch<br />
recht schüchtern, wurden sie mit jedem<br />
Lied mutiger und schwangen schließlich<br />
gemeinsam das Tanzbein, so dass das<br />
Publikum nur noch staunen konnte. Dabei<br />
hatten sie so großen Spaß, dass nun auch<br />
ein Musik- und Tanznachmittag als neues<br />
Freizeitprojekt für die Bewohner von <strong>St</strong>.<br />
Josef in Planung ist.<br />
„Jeder Tag war ebbs Besonderes! So könnte<br />
mer öfters verreisen!“ war das Resümee der<br />
Bewohner und alle Angehörigen und<br />
Mitarbeiter waren überrascht, was man im<br />
Altenzentrum noch so alles erleben kann!<br />
Nadja Merkle und Anja Lehr<br />
Die Rock ‘n’ Roll-Tanzgruppe „Rockin Topolinos“ vom SV Spaichingen sorgte mit ihren Tanzfiguren im Altenzentrum für <strong>St</strong>aunen und reichlich Applaus. Fotos: Lehr
Spatenstich zum Neubau des Tuttlinger Bürgerheims vor der Fassade des Altbaus: dritte von links Hausleiterin Marianne Thoma, dritter von rechts<br />
Altenhilfe-Leiter Martin Volz-Neidlinger. Fotos: Graf<br />
Spatenstich zum neuen Bürgerheim<br />
Neubau bietet Platz für 99 Menschen in<br />
kleinen, überschaubaren Wohngruppen<br />
Tuttlingen. Im Juli erfolgte der Spatenstich<br />
zum größten Bauvorhaben der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
<strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> <strong>Heiligenbronn</strong> in den nächsten<br />
Jahren: dem Ersatzneubau des Alten -<br />
zentrums Bürgerheim in Tuttlingen. Für<br />
fast zehn Millionen Euro entsteht ein neues<br />
Altenzentrum mit 99 stationären Plätzen<br />
und drei Tagespflegeplätzen im Park des<br />
jetzigen Bürgerheims mit derzeit 67 Plätzen.<br />
Es wurde geplant<br />
vom Rottweiler<br />
Architekturbüro pkt<br />
Koczor Teuchert<br />
Lünz.<br />
Selbst bei der Tisch -<br />
dekoration im Festzelt<br />
gab es nochmals<br />
jede Menge Spaten zu<br />
bewundern.<br />
Vor 55 Jahren,<br />
erinnerte Altenhilfe-<br />
Leiter Martin Volz-<br />
Neidlinger vor<br />
dem ersten Spaten -<br />
stich, sei mit dem<br />
Bau des Bürger -<br />
heims in der Nähe<br />
heutigen Kreiskran -<br />
kenhauses begonnen<br />
worden,<br />
damals durch die <strong>St</strong>adt Tuttlingen. Die<br />
Zielgruppe des Hauses habe sich seit<br />
damals gegenüber heute jedoch geändert,<br />
was in neuen baulichen Anforderungen an<br />
ein Altenzentrum zum Ausdruck kommt.<br />
Jedoch sah es Volz-Neidlinger auch mit<br />
Wehmut, dass die Tage des alten Bürger -<br />
heims gezählt seien: „Was alt ist, hat bewiesen,<br />
dass es lebensfähig ist.“ Trotzdem<br />
freue er sich auf die neue Zukunft des<br />
Altenzentrums. Auch dieser Neubau habe<br />
schon eine längere Vorgeschichte mit Pla -<br />
nung und Zuschusszuteilung. 99 Menschen<br />
würden in ihm einmal leben in kleinen,<br />
überschaubaren Wohngruppen. Sie sollen in<br />
würdigem und menschlichem Rahmen Hilfe<br />
erhalten. Der Bau ist so ausgelegt, dass so -<br />
wohl schwerpflegebedürftige wie dementiell<br />
erkrankte Senioren und Seniorinnen<br />
betreut werden können. Das Haus werde<br />
auch mit anderen Angeboten vernetzt<br />
werden. So sind auch 25 betreute<br />
Seniorenwohnun gen geplant, die vom<br />
Immobilien büro Leuchsner & Rau gebaut<br />
und nach einem speziellen Betreuungs -<br />
26<br />
konzept mit dem Bürgerheim verbunden<br />
sein werden.<br />
„Es steht für die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> außer Frage, dass<br />
dieses Haus eine Zukunft hat“, resümierte<br />
Volz-Neidlinger und dankte den Mitarbei -<br />
terinnen und Mitarbeitern des Bürgerheims<br />
für ihr Engagement. Er dankte auch allen,<br />
die sich für den Bau eingesetzt haben. Die<br />
Zuschüsse würden den Menschen zugute<br />
kommen. „Neubau und Betrieb dieser<br />
Einrichtung ist kein Luxus, er ist absolut<br />
notwendig.“<br />
Landrat und Landtagsabgeordneter Guido<br />
Wolf bezeichnete es als „einen besonders<br />
schönen Tag“, dass mit dem Neubau be -<br />
gonnen werden könne. Das Bürgerheim sei<br />
zu einer Institution geworden. 2,5 Millionen<br />
Euro betrage der Landeszuschuss – die<br />
höchste Landesförderung in der diesjährigen<br />
Förderrunde, wie Wolf stolz verkündete.<br />
Vom Landkreis Tuttlingen komme noch<br />
ein Zuschuss von 1,3 Millionen Euro hinzu.<br />
Der Bürgerheim-Park werde damit zu einer<br />
der Großbaustellen im Landkreis. Es gebe<br />
franziskus-bote 3/<strong>07</strong>
Hilfe in einem würdigen<br />
Rahmen für schwer<br />
pflegebedürftige und<br />
dementiell erkrankte Senioren<br />
wird ermöglicht.<br />
keine vornehmere Aufgabe für Politik und<br />
Verwaltung, betonte der Landrat, als den<br />
Rahmen zu schaffen für den Lebensabend<br />
der älteren Menschen, die mit ihrer Arbeit<br />
den Grund gelegt hätten für den heutigen<br />
Lebensstandard. „Wir legen Wert darauf,<br />
dass alle Altenhilfe-Einrichtungen sich den<br />
modernen Anforderungen stellen mit neu -<br />
en <strong>St</strong>rukturen wie Tagespflege und Betreu -<br />
tem Wohnen.“ Die Menschen sollen die<br />
Chance haben, in einer Einrichtung alle <strong>St</strong>u -<br />
fen des Alt-werdens durchleben zu können.<br />
Tuttlingens Oberbürgermeister Michael<br />
Beck hob hervor, dass das Bürgerheim ein<br />
Haus mit einer besonderen Atmosphäre sei.<br />
Es erfülle die <strong>St</strong>adt mit <strong>St</strong>olz, dass die <strong>St</strong>if -<br />
tung die ehemaligen städtischen Heime im<br />
Sinne der Bürgerschaft weiter betrieben.<br />
Der Spatenstich zum neuen Bürgerheim sei<br />
gleichzeitig <strong>St</strong>artschuss für ein städtisches<br />
Baugebiet auch mit Einfamilienhäu sern.<br />
Nach dem Krieg sei das Bürgerheim am<br />
Leutenberg eines der größten Baupro jekte<br />
der <strong>St</strong>adt Tuttlingen gewesen. „Hier im<br />
Herzen der <strong>St</strong>adt neu zu bauen, erfüllt uns<br />
mit <strong>St</strong>olz“, sagte Beck und wünschte ein<br />
unfallfreies Bauvorhaben.<br />
Professor Erich Weber als Vorsitzender<br />
des Fördervereins der Tuttlinger <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-<br />
Heime bemühte den heiligen <strong>Franziskus</strong>,<br />
der mit den Vögeln redete, und bezeichnete<br />
das Wetter als nicht unsicherer als die<br />
Zukunft der öffentlichen Förderung von<br />
Pflegeheimen. Der Förderverein beteilige<br />
sich gerne mit seinen Beiträgen, bilde aber<br />
nur ein winziges Rädchen, meinte er be -<br />
scheiden. Weber beglückwünschte alle,<br />
die einmal in diesem Haus wohnen werden,<br />
und auch die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong>,<br />
die bereit sei, „wieder ein sehr großes<br />
Rad zu drehen“.<br />
Nach dem erfolgten symbolischen Spaten -<br />
stich wurden die Festgäste in einem Fest -<br />
zelt bewirtet. Die Bauarbeiten wurden<br />
zügig aufgenommen und zeigten mit der<br />
Baugrube schon bald die künftigen<br />
Dimensionen des Hauses.<br />
Ewald Graf<br />
franziskus-bote 3/<strong>07</strong><br />
Betreutes Seniorenwohnen<br />
Wohnform gibt Sicherheit<br />
und Unterstützung<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>. Nachdem das klassische<br />
Altenheim nach der Einführung der Pflege -<br />
versicherung Mitte der 90er Jahre nach und<br />
nach verdrängt worden ist – es war in der<br />
damaligen Form nicht mehr finanzierbar –<br />
traten Angebote wie das Betreute Senio -<br />
renwohnen an dessen <strong>St</strong>elle. Be treutes<br />
Seniorenwohnen ist ein Angebot für ältere<br />
und auch pflegebedürftige Menschen,<br />
welche ihren Alltag mit hauswirtschaftlicher<br />
oder pflegerischer Unterstützung sowie<br />
den angebotenen Betreuungsleistungen<br />
noch selbständig gestalten können.<br />
Kooperationen mit Bauträgern<br />
Betreute Seniorenwohnanlagen stellen in<br />
der Regel Kooperationsprojekte dar. Die<br />
Wohnungen selbst werden meist durch<br />
den jeweiligen Bauträger verkauft oder zur<br />
Miete bereitgestellt, während der Betreu -<br />
ungsträger die Beratungs- und Betreuungs -<br />
leistungen vorhält. Diese umfassen<br />
bespielsweise die Bereitstellung einer An -<br />
sprechperson für verschiedenste Fragen des<br />
täglichen Lebens, Hilfestellungen bei Kon -<br />
takten zu Behörden sowie die Planung und<br />
Durchführung von geselligen Aktivitäten.<br />
Pflegerische und hauswirtschaftliche Leis -<br />
tungen werden von ambulanten Pflege -<br />
diensten erbracht. Ein über 24 <strong>St</strong>unden<br />
am Tag persönlich besetzter Hausnotruf<br />
ermöglicht eine zeitnahe Vermittlung adäquater<br />
Hilfen im Notfall.<br />
Verbund mit Pflegeeinrichtung<br />
Mittelfristig wird an acht von elf <strong>St</strong>andorten<br />
der Altenzentren der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong><br />
<strong>Heiligenbronn</strong> Betreutes Seniorenwohnen<br />
angeboten wie künftig auch beim Bürger -<br />
heim in Tuttlingen – denn insbesondere<br />
der Verbund von Betreutem Wohnen mit<br />
einer stationären Pflegeeinrichtung bietet<br />
viele Vorteile. Sollte beispielsweise eine<br />
an gemessene pflegerische Versorgung<br />
über einen ambulanten Dienst nicht mehr<br />
machbar sein, so besteht die Möglichkeit,<br />
in das angrenzende Altenzentrum umzuziehen.<br />
Das vertraute Wohnumfeld kann so<br />
erhalten werden, ein Umzug in ein weiter<br />
entferntes Pflegeheim ist nicht notwendig.<br />
Auch können Räumlichkeiten gemeinsam<br />
genutzt und Veranstaltungen gemeinschaftlich<br />
durchgeführt werden.<br />
Zusammenfassend lässt sich das Betreute<br />
Seniorenwohnen als eine Wohnform<br />
im Alter beschreiben, welche älteren Men -<br />
schen die notwendige Sicherheit und<br />
Unterstützung zu einem selbstbestimmten<br />
Leben bietet. Manuel Jahnel<br />
Die Seniorenwohnanlage Alleenstraße 18 beim Altenzentrum <strong>St</strong>. Josef in Spaichingen, deren Bewohner<br />
hier ein gemeinsames Grillfest im Innenhof feiern, wird von der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> betreut. Foto: Kapp<br />
27
Fünf Jahre David-Fuchs-Haus des Kinder- und Familienzentrums<br />
Verschiedene Netzwerke bilden das Herz<br />
des Pionierprojekts im Schilterhäusle<br />
Villingen-Schwenningen. Das „Pionier -<br />
pro jekt“ David-Fuchs-Haus mit zwei Besit -<br />
zern (<strong>St</strong>adt Villingen-Schwenningen und<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> <strong>Heiligenbronn</strong>), unter<br />
der Regie der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>, mit dem Ziel, Netz -<br />
werke der Kinder- und Jugendhilfe zu<br />
etablieren, ist nach fünf Jahren im Alltag<br />
und im Bewusstsein der Bevölkerung angekommen.<br />
Diese „einzigartige Unterneh -<br />
mung“ wurde finanziert durch den Kommu -<br />
nalver band für Jugend und Soziales (KVJS)<br />
und die ersten vier Jahre wissenschaftlich<br />
durch die Berufsakademie Villingen-<br />
Schwenningen unter Leitung von Professor<br />
Dr. Gögercin begleitet.<br />
Integration für den <strong>St</strong>adtteil<br />
Die Funktionsschwerpunkte dieses Zentral -<br />
gebäudes des Kinder- und Familienzen -<br />
trums Villingen-Schwenningen (KiFaz), das<br />
mit seinem Namen an den <strong>Heiligenbronn</strong>er<br />
Klostergründer David Fuchs erinnert, sind:<br />
Die Integration und Vernetzung für den<br />
<strong>St</strong>adtteil Schilterhäusle, die Kindertagesstät -<br />
te, Jugendhilfe und Jugendsozialarbeit<br />
sowie Bewohnerangebote als „Bürgerhaus“<br />
im <strong>St</strong>adtteil.<br />
Kindergarten mit innovativem Modell<br />
Die ersten Bewohner, welche das Haus mit<br />
Leben erfüllten, waren und sind zwei<br />
Wohngruppen und eine Tagesgruppe aus<br />
dem ehemaligen <strong>Franziskus</strong>heim. Von Be -<br />
ginn an gehörte auch der Regelkindergar -<br />
ten für den <strong>St</strong>adtteil Schilterhäusle dazu.<br />
Dieser zweigruppige Kindergarten mit Hort -<br />
gruppe hat sich bis heute zum Modellkin -<br />
dergarten entwickelt. Das heißt, er ist zum<br />
einen in ein Zeitmodell der <strong>St</strong>adt Villingen-<br />
Schwenningen eingebunden, welches den<br />
Eltern und ihren Kindern flexible Betreu -<br />
ungszeiten anbietet. Zum anderen findet<br />
das selbst entwickelte Konzept KiBS (Kin -<br />
der-Betreuungsservice) darin Anwendung,<br />
welches den Eltern Betreuungsange bote<br />
ermöglicht, die über die bisherigen Mög -<br />
lichkeiten hinausreichen (Individualbe -<br />
treuung- und Förderung, Tagespflege mit<br />
Mittagessen und Krabbelgruppe).<br />
Begegnungen im Innenhof des David-Fuchs-Hauses in Villingen-Schwenningen: hier beim jährlichen Fest<br />
der Begegnung – in der Mitte der Leiter des Kinder- und Familienzentrums, Klaus Heß, und Oberbürger -<br />
meister Dr. Rupert Kubon. Foto: Heini<br />
In den Anfängen war auch die zum KiFaz<br />
gehörende Schule für Erziehungshilfe hier<br />
untergebracht. Diese ist jetzt in einem<br />
neu renovierten eigenen Gebäude, nahe<br />
dem Zentrum von Villingen, zuhause.<br />
Sie kehrt aber jetzt, zu Schuljahresbeginn,<br />
mit einer Außenklasse mit Tagesgruppe ins<br />
David-Fuchs-Haus zurück. Bedingt durch<br />
entsprechend große Nachfrage nach dieser<br />
Beschulungsart, kann nun auch im Grund -<br />
schulbereich dem Bedarf Rechnung<br />
getragen werden.<br />
„Ferieninsel“ bietet Alternative<br />
Die geschaffenen Freizeit- und Mehrzweck -<br />
räume, mit einem großzügigen, noch nicht<br />
bebauten Außengelände, bieten vielerlei<br />
Möglichkeiten für Freizeit- und Projektarbeit.<br />
Hieraus entstanden ist das Angebot „Fe -<br />
rieninsel“, mit dem das KiFaz seit vier Jahren<br />
bis zu 270 Kindern vier Wochen lang während<br />
der Sommerferien ein erlebnisreiches<br />
Freizeitangebot schafft. Hierbei ist es das<br />
Hauptanliegen, Familien, die sich keine<br />
Urlaubsreise leisten können, eine attraktive<br />
Alternative zu ermöglichen.<br />
Dank der „kurzen Wege“ erwies sich auch<br />
der Einzug der Leitung zusammen mit den<br />
Fachdiensten, der Verwaltung und den<br />
Regiebereichen (Ambulante Erziehungshilfe,<br />
Schulkooperation) ins zentrale David-Fuchs-<br />
Haus als effektiv. Neben den weiteren<br />
vier Gebäuden der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>seinrichtung ist<br />
das David-Fuchs-Haus die „Netzwerkzen -<br />
trale“ des KiFaz geworden, das alltäglich in<br />
Begegnungen erfahrbar wird.<br />
Hervorzuheben sind auch die vielen Fami -<br />
lien- und Einrichtungsfeste, Fortbildungsver -<br />
anstaltungen und Tagungen, die in der<br />
Zwischenzeit fester Bestandteil dieses Netz -<br />
werkes geworden sind. Die Verantwort -<br />
lichen der <strong>St</strong>adt, der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>, die Bevöl ke -<br />
rung und Mitarbeiter sind froh und dankbar<br />
für die gemeinsam gegangene Wegstrecke<br />
und die positive Ausgangslage für die<br />
gemeinsamen Ziele. Hartmut Heini<br />
28 franziskus-bote 3/<strong>07</strong>
Mit einer deutschen Jugendhilfedelegation in China<br />
Unter freier Wohlfahrtspflege können sich<br />
Gesprächspartner nichts vorstellen<br />
Villingen-Schwenningen. Jürgen Muff,<br />
Erziehungsleiter im Kinder- und Familien -<br />
zentrum der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> in<br />
Villingen-Schwenningen, nahm in diesem<br />
Sommer an der China-Reise einer Jugend -<br />
hilfedelegation des Bundesministeriums<br />
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />
teil. Auf Einladung des chinesischen Minis -<br />
terpräsidenten weilten 100 Fachkräfte<br />
der deutschen Jugendhilfe für zehn Tage<br />
im Reich der Mitte. Neben der Hauptstadt<br />
Peking wurden die Provinz Henan und<br />
Shanghai besucht.<br />
Anfang des Jahres hatte Jürgen Muff die<br />
Ausschreibung für die Teilnahme an dieser<br />
offiziellen Jugendhilfedelegation des Minis -<br />
teriums gesehen und sich kurzerhand be -<br />
worben. Ziel der Reise auf Einladung von<br />
Ministerpräsident Wen Jiabao sollte es sein,<br />
die sehr unterschiedlichen jugendpolitischen<br />
<strong>St</strong>rukturen beider Länder kennenzulernen.<br />
Darüber hinaus sollten Austausch -<br />
möglichkeiten von Jugendlichen in die<br />
Wege geleitetet werden.<br />
Das Programm war vom „Allchinesischen<br />
Jugendverband“ sehr gut und vielfältig,<br />
jedoch auch äußerst straff organisiert worden.<br />
Dieser Allchinesische Jugendverband<br />
nimmt ganz anders als in Deutschland die<br />
politische Vertretung aller Jugendorgani -<br />
sationen wahr. Egal ob musische, kulturelle,<br />
soziale oder sportliche Aktivitäten von<br />
Kindern oder Jugendlichen, von behinderten<br />
oder nichtbehinderten jungen Men -<br />
schen, alle Vereinigungen sind eine Unter -<br />
gliederung des „Allchinesischen Jugendver -<br />
bandes“. Mit Trägervielfalt, Spitzenverbän -<br />
den der freien Wohlfahrtspflege oder auch<br />
Kompetenzrangeleien zwischen Bund,<br />
Ländern und Kommunen konnten die leider<br />
nur wenigen chinesischen Gesprächs -<br />
partner nichts anfangen.<br />
Neben zahlreichen touristischen Höhepunk -<br />
ten im Schnelldurchlauf (Chinesische Mauer,<br />
Verbotene <strong>St</strong>adt, Pekingoper, Shaolin-<br />
Kloster, Shanghaier Fernsehturm...) war die<br />
Reise vor allem von zahlreichen Empfängen,<br />
offiziellen Essen und Kulturabenden<br />
geprägt. Nach den offiziellen Reden und<br />
Geschenk übergaben war es jedoch leider<br />
nur den Delegationsleitungen möglich,<br />
ins persönliche Gespräch miteinander zu<br />
kommen. Die anderen deutschen Teilneh -<br />
mer blieben un ter sich, so dass letztlich<br />
keine konkreten Austauschideen besprochen<br />
werden konnten.<br />
Leider standen auch nur zwei Besuche von<br />
Einrichtungen auf dem Programm, die<br />
Die deutsche Delegation mit Jugendhilfe-Vertretern wurde auch an der renommierten Tongji-Universität<br />
in Shanghai zu Diskussionen empfangen. Foto: Muff<br />
franziskus-bote 3/<strong>07</strong><br />
29<br />
einen kleinen Einblick in die Alltagsarbeit<br />
gegeben haben. Gleich am ersten Tag<br />
wurde ein Gemeindezentrum in Peking<br />
besucht, das ähnlich wie das Kinder-<br />
und Familienzentrum stadtteilorientiert<br />
mit allen Altersgruppen arbeitet: So treffen<br />
sich dort RentnerInnen zum Volkstanz,<br />
SchülerInnen zum Lernen und behinderte<br />
Menschen zum Herstellen von Maskott -<br />
chen für die Olympischen Spiele.<br />
Besen verwundert Gastgeber<br />
Der für Pekinger Verhältnisse kleine <strong>St</strong>adtteil<br />
hatte jedoch über 20.000 Einwohner.<br />
Hier ergab sich auch für Erziehungsleiter<br />
Muff die Gelegenheit, einige der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-<br />
Gastgeschenke zu überreichen. Dabei<br />
sorgte der Besen aus der <strong>Heiligenbronn</strong>er<br />
Blindenwerkstatt zunächst für versteinerte<br />
Mienen der Chinesen. Die erklärenden,<br />
offensichtlich gut übersetzten Hinweise zur<br />
Herkunft der Borsten aus China und der<br />
Herstellung durch sinnesbehinderte Men -<br />
schen führten dann jedoch zu befreiendem,<br />
herzlichem Lachen.<br />
Der Besuch einer Behindertenschule in<br />
der Provinz Henan zeigte den deutschen<br />
Gästen einen freundlichen und wertschätzenden<br />
Umgang mit Menschen mit<br />
Behinderungen, jedoch mit sehr einfachen<br />
Materialien und wohl auch kaum ausgeprägten<br />
Förderprogrammen. Auch die Lage<br />
inmitten eines riesigen Industriegebietes<br />
einer Zwei-Millionen-<strong>St</strong>adt wäre bei uns so<br />
nicht vorstellbar.<br />
„Zwar konnten keine Austauschprogramme<br />
initiiert werden und es fanden auch nur<br />
wenige persönliche Gespräche statt.<br />
Trotzdem ermöglichte das Programm vielfältige<br />
spannende Eindrücke in die chinesische<br />
Kultur und Denkweise“, zieht Jürgen<br />
Muff sein persönliches Fazit dieser Reise.<br />
Und falls es zu einem Gegenbesuch kommen<br />
sollte, würde er gerne die Arbeits -<br />
weise des KiFaz und der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> vorstellen<br />
und natürlich viel Raum für persönliche<br />
Begegnungen schaffen. Jürgen Muff
Bitte ausschneiden oder kopieren und faxen an <strong>07</strong>422 / 569-300<br />
Oder per Post an <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> <strong>Heiligenbronn</strong>,<br />
Redaktion franziskus-bote, Kloster 2, 78713 Schramberg-<strong>Heiligenbronn</strong>,<br />
Telefax: <strong>07</strong>422 / 569-300, E-Mail: franziskus-bote@stiftung-st-franziskus.de<br />
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30<br />
Impressum<br />
der fran zis kus-bo te Zeitschrift der<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> <strong>Heiligenbronn</strong><br />
✃<br />
✃<br />
Herausgeber: Vorstand der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
<strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> <strong>Heiligenbronn</strong><br />
Erscheinungsweise: vierteljährlich<br />
Auflage: 4000<br />
Redaktion: Ewald Graf (verantwortlich),<br />
Oliver Avemaria, Manuel Jahnel, Edgar<br />
Kränzler, Fritz Rudolf, Günter Seger, Sr.<br />
Dorothea Thomalla (alle <strong>Heiligenbronn</strong>),<br />
Hans <strong>St</strong>urm (Baindt), Boris <strong>St</strong>rehle<br />
(Spaichingen), Ralf Eberhard (Tuttlingen),<br />
Hartmut Heini (Villingen-Schwenningen).<br />
Gestaltung und Satz:<br />
LINKDESIGN, Schramberg<br />
Druck:<br />
<strong>St</strong>raub Druck + Medien AG, Schramberg<br />
Postanschrift:<br />
Redaktion franziskus-bote, Kloster 2,<br />
78713 Schramberg-<strong>Heiligenbronn</strong>;<br />
Tel.: <strong>07</strong>422/569-306; Fax: 569-300;<br />
E-Mail:<br />
franziskus-bote@stiftung-st-franziskus.de<br />
Internet: www.stiftung-st-franziskus.de
Das ist ja das Vorletzte!<br />
Zwei Schwestern irren<br />
durch die <strong>St</strong>raßen<br />
Schramberg. Mit einem Dienstauto der<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> fahren im Juli ge -<br />
meinsam Heimleiterin Beate Mayer, Öf -<br />
fentlichkeitsreferent Ewald Graf und die<br />
beiden Klosterschwestern Agnes Löber<br />
und Christiane Keil von <strong>Heiligenbronn</strong><br />
nach Schramberg. Sie wollen zu einer Beer -<br />
digung auf den Friedhof, finden dort aber<br />
keinen Parkplatz mehr, so dass Fahrer Graf<br />
die Damen schon mal aussteigen lässt<br />
und das Fahrzeug etwas oberhalb an der<br />
<strong>St</strong>raße abstellt.<br />
Zurück nach <strong>Heiligenbronn</strong> sollen Schwes -<br />
ter Agnes und Schwester Christiane dann<br />
alleine fahren. Kein Problem! Sie müssen<br />
nur noch wissen, wo das Auto steht. Der<br />
Öffentlichkeitsreferent sagt: „Oben an der<br />
<strong>St</strong>raße!“ und die Schwestern verstehen:<br />
„An der Oberndorfer <strong>St</strong>raße!“ – sie müssten<br />
nur noch wenden.<br />
Nach dem Abschied von den andern<br />
machen sich die beiden Ordensfrauen also<br />
auf Autosuche. Diese erweist sich allerdings<br />
als nicht ganz so einfach aufgrund des<br />
kleinen Mißverständnisses und auch der<br />
großen Hitze. Zielstrebig steuern sie vom<br />
Friedhof weg die Oberndorfer <strong>St</strong>raße an,<br />
die ziemlich lang den Berg hoch führt.<br />
Den <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Dienstwagen erblicken sie<br />
zwar noch nicht, dafür entdeckt Schreiner<br />
Jürgen Gruber beim Vorbeifahren die<br />
beiden unverkennbaren Fußgängerinnen in<br />
Schwarz, hält an und fragt, ob er sie mit<br />
nach <strong>Heiligenbronn</strong> nehmen soll. Doch<br />
Schwester Agnes winkt ab: „Geht nicht, wir<br />
suchen unser Auto!“<br />
Schon sind sie die halbe <strong>St</strong>adt hochgelaufen<br />
bis zur HAU, haben das blaue Dienst -<br />
auto aber immer noch nicht ausgemacht.<br />
Vielleicht haben sie es nur übersehen? Also<br />
wieder die Oberndorfer <strong>St</strong>rasse runter in<br />
Richtung Innenstadt. Aber der blaue Ford<br />
mit <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Aufschrift ist einfach nicht zu<br />
finden. Vielleicht hat Herr Graf es doch<br />
noch weiter oben geparkt? Also laufen die<br />
beiden die Oberndorfer <strong>St</strong>rasse noch<br />
einmal hinauf bis hin zum HAU-Parkplatz.<br />
Aber dort ist auch nichts zu finden. Viel -<br />
leicht hat er es im Parkverbot geparkt und<br />
es ist abgeschleppt worden?<br />
franziskus-bote 3/<strong>07</strong><br />
Die Schwestern beschließen jedenfalls, wieder<br />
zurück zum Friedhof zu laufen und<br />
noch einmal in der Goethestraße zu schauen.<br />
Also wieder runter und Richtung Fried -<br />
hof. Und dann, in der Verlängerung der<br />
Goethestraße nach oben, entdeckt Schwes -<br />
ter Agnes ein blaues Auto und sagt zu<br />
Schwester Christiane: „Schau, dort steht<br />
auch ein blaues Auto. Vielleicht ist es das?<br />
Ja, bestimmt, RW-SF!“, frohlockt sie. Das<br />
klingt wie Balsam in den Ohren. Ja, tatsächlich,<br />
das Auto ist gefunden und der Heim -<br />
fahrt der beiden schon etwas schwitzenden<br />
Schwestern nach <strong>Heiligenbronn</strong> steht nichts<br />
mehr im Wege.<br />
Postboten machen<br />
ganze Sache<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>. Für die Zivildienstleisten -<br />
den und Praktikanten im Sozialdienst der<br />
Behindertenhilfe Erwachsene gehört es zu<br />
den regelmäßigen Aufgaben, Post der<br />
Heimleiter und Bereichsleitung etc. an die<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>er Wohn- und Fördergruppen<br />
auszutragen. Dies mussten im September<br />
die beiden Neulinge Yasin Eren und<br />
Linda Eberhart also auch einüben.<br />
Sozialdienst-Mitarbeiterin Bianca Hock<br />
wies sie ein und zeigte ihnen die Wege.<br />
Dann, das erste Mal alleine unterwegs,<br />
machten Zivi und Praktikantin ganze Sache.<br />
Bei den Wohngruppen warfen sie nicht nur<br />
die Post ein, sondern gleich die ganze<br />
Postmappe mit, in der sonst die Post ausgetragen<br />
wird. Zu ihrem Leidwesen mussten<br />
sie dann tags darauf erst mal alle Post -<br />
mappen in den über 20 Gruppen wieder<br />
einsammeln, damit das Postsystem nicht<br />
durcheinander kommt. Die Gruppenmitar -<br />
beiter lächelten bereits vielsagend, als Yasin<br />
Eren und Linda Eberhart aufkreuzten und<br />
um Rückgabe der Postmappen baten, die<br />
sonst ja nie in den Gruppen verbleiben.<br />
Aber so prägte es sich den beiden doch ein<br />
für alle Mal ein.<br />
31<br />
Unfreiwillige Extrarunde<br />
für den Jogger<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>. Eifrig traniert <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-<br />
Mitarbeiter Frank Höfle neben seiner<br />
beruflichen Tätigkeit. Der Behindertensport -<br />
ler, der als Controller in der Einrichtung<br />
<strong>Heiligenbronn</strong> arbeitet und unter der<br />
Woche im Haus <strong>St</strong>. Georg wohnt, joggt<br />
unermüdlich jeden Morgen und jeden<br />
Abend. Eines schönen Morgens im Juli ist<br />
er wieder mit seinen Laufschuhen unterwegs.<br />
Bei seiner Rückkehr nach <strong>St</strong>. Georg<br />
stellt er allerdings fest, dass er seinen Haus -<br />
schlüssel vergessen hat. Verschwitzt, wie er<br />
ist, möchte er aber noch gern duschen, be -<br />
vor er zur Arbeit geht, kommt aber nicht<br />
ins Haus rein. Also sucht Frank Höfle einen<br />
Schlüsselgewaltigen, der ihm den Weg zur<br />
Wohnung freimachen kann, und findet eine<br />
Mitarbeiterin der Hauswirtschaft mit einem<br />
Schlüssel, aber nur fürs Haus und nicht für<br />
seine Wohnung.<br />
Zu so früher <strong>St</strong>unde ist noch niemand sonst<br />
in den Büros da, also muss der Sprinter auf<br />
den Dienstbeginn von Hauswirtschaftslei -<br />
terin Elke Nachtsheim warten. Und was<br />
macht ein Sportler, wenn er nichts tun<br />
kann? Er joggt. Frank Höfle läuft also einfach<br />
noch mal los und dreht eine halbe<br />
<strong>St</strong>unde lang nochmal eine große Runde.<br />
Dann läuft ihm Hausmeister Emil Rode<br />
über den Weg, der überall reinkommt und<br />
ihm nun endlich den Weg zur erfrischenden<br />
Dusche freimachen kann. Der Arbeitstag<br />
ist gerettet!<br />
Pfarrer für fünf Minuten<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>. Jeden Sommer wird Supe -<br />
rior Rolf Oster in seinem Urlaub von<br />
Padre Joaquin Chalud aus Madrid als<br />
Heiligen bronner Seelsorger vertreten, so<br />
auch dieses Jahr. Als sein Abreisetag<br />
gekommen war, wartete Padre Joaquin vor<br />
der Kirche auf die Bekannten, die ihn ab -<br />
holten. Da es in <strong>St</strong>römen regnete, zog er<br />
es jedoch vor, durch die Kirche hindurch in<br />
die Sakristei zu gehen, um dort aus dem<br />
Fens ter heraus zu beobachten, wann das<br />
erwartete Fahrzeug eintreffe. Hierbei sprach<br />
ihn ein ortsfremder Kirchenbesucher an,<br />
ob er der Pfarrer hier sei. Daraufhin<br />
erwiderte Padre Joaquin schlagfertig: „Ja,<br />
noch fünf Minuten!“
Dass auch blinde und sehbehinderte<br />
Menschen gern am <strong>St</strong>euer sitzen,<br />
zeigte das Fahrtraining auf dem<br />
Verkehrsübungsplatz der Kreisver -<br />
kehrswacht Rottweil im Rahmen<br />
des Sommerprogramms für Bewohner<br />
der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> Heiligen -<br />
bronn. Der Sozialdienst der Behinder -<br />
tenhilfe Erwachsene organisierte<br />
diese einmalige Gelegenheit, unter<br />
der Kontrolle erfahrener Fahrlehrer<br />
Gas zu geben, gemeinsam mit<br />
den Fahrschulen Burri und Kopp aus<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> <strong>Heiligenbronn</strong><br />
Kloster 2<br />
78713 Schramberg-<strong>Heiligenbronn</strong><br />
Telefon: 0 74 22 / 5 69-0<br />
Telefax: 0 74 22 / 5 69-3 00<br />
E-Mail: franziskus-bote@stiftung-st-franziskus.de<br />
Internet: www.stiftung-st-franziskus.de<br />
Spendenkonto: 540 340<br />
BLZ: 642 500 40, Kreissparkasse Rottweil<br />
Foto: Hock<br />
Schramberg sowie Tenten aus Rott -<br />
weil. Nach der richtigen Einstellung<br />
der Sitze und Gurte und unter<br />
geduldiger Anleitung der Fahrtrainer<br />
bereitete den blinden und stark sehbehinderten<br />
Bewohnern die Fahrt auf<br />
dem abwechlungsreichen Parcours<br />
großen Spass, erforderte jedoch<br />
auch Reaktionvermögen und Kon -<br />
zentra tion. Unser Bild zeigt die<br />
blinde Bewohnerin Daniela Geiger<br />
mit Fahrlehrer Achim Bendigkeit.